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Die Gartenanlage -- Сад

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gadacz патриот30.06.09 23:06
gadacz
30.06.09 23:06 
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Aus den Gartenanlagen der Heilstätten bei Beelitz (Mark)
Die Landesversicherungsanstalt in Berlin besitzt an der Wetzlarer Bahn, eine Bahnstunde von Berlin entfernt, weitab von der Stadt Beelitz (Reg. Bez. Potsdam), großartige, von Parkanlagen umgebene Heilstätten. Das gesamte Terrain dieser Heilstätten umfasst 140 Hektar; es wird von der Landstraße Beelitz-Ferch und außerdem von der Wetzlarer Eisenbahn durchschnitten, wodurch vier Abteilungen und voneinander getrennte Anlagen entstanden sind; je eine Männer- und Frauenstation des Sanatoriums (für Rheumatiker, Neurastheniker etc.), und zwei Stationen der Lungenheilstätte mit insgesamt 6 Pavillons (große Krankenhäuser), einer Infektionsbaracke und einer Spezialabteilung des Sanatoriums. In diesen Krankenstationen stehen insgesamt etwa 1300 Betten. Eisengitter von etwa 10 km Gesamtlänge trennen die einzelnen Abteilungen.
Der geistige Urheber dieser gewaltigen Anlagen ist der Landesrat Dr. Richard Freund, Vorsitzender der Landesversicherungsanstalt Berlin. Mit diesen
Anlagen wurde dem idealen Ziel der Versicherung der arbeitnehmenden Bevölkerung, welches der Botschaft Kaiser Wilhelms I. vorschwebte, eine praktische
Lösung gegeben. Die Anstalten gewähren den erkrankten Versicherungspflichtigen Hilfe, soweit ärztliche Kunst und liebevolle Pflege diese noch zu bieten
vermögen; sie sollen die Erkrankten gesund und arbeitsfähig ihrer Familie zurückgeben.
Zahlreiche Schwierigkeiten setzten sich der Ausführung des Werkes entgegen, trotzdem wurde es gediegen durchgeführt und in musterhafter Weise vollendet. Seit Inbetriebnahme der Heilstätten sind jetzt etwa 11 Jahre verflossen; ich habe sie in dieser Zeit wiederholt während des Sommers besucht und mich stets an der vorzüglichen Verfassung und Entwicklung der ausgedehnten Gartenanlagen erfreut. Mit der Ausführung dieser Anlagen und mit deren Leitung wurde von Anfang an Kgl. Gartenbaudirektor Karl Koopmann betraut, der, wenn er sich auch in den letzten Jahren gänzlich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, doch noch vielen Kollegen der älteren Generation bekannt und in gärtnerischen Kreisen allgemein beliebt ist. Herr Koopmann war bekanntlich von 1883 ? 1894
Inspektor der Kgl. Gärtnerlehranstalt am Wildpark, jetzt Dahlem, an welcher er auch von 1871 ? 1873 seine praktische Lehre bestanden und welcher er dann bis 1875 als Eleve angehörte; von 1894 bis zu seinem Eintritt in die Heilstätten-Verwaltung war er Leiter der Fürstlichen Gartenverwaltung in Wernigerode. Aus der Zeit seiner Lehrtätigkeit in Wildpark besitzt Herr Koopmann noch zahlreiche begeisterte Verehrer unter seinen ehemaligen Schülern, denen er stets Freund und Berater war und welchen es gewiß Freude machen wird, etwas über seinen gegenwärtigen Wirkungskreis zu erfahren.
In den gesamten Heilstättenanlagen ist das Prinzip der Sauberkeit auf das Peinlichste durchgeführt. Diese Sauberkeit geht von den Gebäuden aus, und erstreckt sich bis auf die entferntesten Gartenteile und Waldpartien. Den Baulichkeiten fehlen alle scharfen Ecken, die der Staubansammlung Vorschub
leisten könnten; die hohen Wände sind mit glasierten Ziegeln verblendet, die man im ersten Augenblick für Luxus halten könnte, aber bald erkennt man, daß hier, wie bei anderen Einzelheiten, nur vorsorgende, auf den praktischen Betrieb abzielende Gediegenheit zugrunde liegt.
Die Gartenanlagen, welche uns hier in erster Linie interessieren, wurden noch vor Vollendung der ersten Bauten in Angriff genommen. Die erste Aufgabe
bestand im Aufräumen des Schuttes und in der Planierung des Terrains um die Gebäude herum. Bei den Auffüllungsarbeiten kamen an einzelnen Stellen die
Kiefernstämme des vorhandenen Forstes bis zwei Meter tief in den Boden, ohne hierdurch irgend welchen Schaden zu nehmen. Die aufgeschütteten Flächen
wurden zwischen den eingefüllten Kiefernstandbäumen mit Gehölzen und exotischen Koniferen bepflanzt, die gleichfalls trefflich gedeihen, weil ein Aussaugen der oberen Bodenlage durch die alten Standbäume infolge der Auffüllung ausgeschlossen ist. Bei den Planierungsarbeiten waren alle spielerischen Erdbewegungen , die nur unnütze Kosten verursachen, ausgeschlossen. Zur Hinterfüllung von Gebäuden wurden bei Längen von 100 ? 160 m bedeutende Erdmassen gebraucht und geeignetem Terrain entnommen. Diese Bodenentnahme ermöglichte die bewegte Gestaltung einiger Parkteile. Im übrigen war die Aufgabe gestellt: Anpassen an das Terrain, möglichst staubfreie Umgebung der Gebäude, Rasen mit wechselvoller Gehölzgruppierung und gefälliger Übergang in den alten Kiefernwaldbestand. Nach Beendigung der Gartenanlagen umfaßt der alte Kiefernwaldbestand noch immer etwa 1/4 des gesamten Geländes. Dieser Waldbestand wird aber nach und nach noch durch eingesprengte Klumps von gemischten Gehölzen an Eintönigkeit und Durchsichtigkeit verlieren. Waldwege durchziehen ihn, und er dient mit seinen eingesprengten Spielplätzen im übrigen dem ungezwungenen Verkehr der Patienten der einzelnen Abteilungen.
Die Hauptanlagen umgeben die Baulichkeiten, welchen sich Wegeführung und Rasenbahnen anpassen mußten. Wegeführung und Parkgestaltung wurden ausschließlich durch die Zweckmäßigkeit bestimmt. In der Lungenheilstätte war die Gestaltung der Schmuckanlagen außer von den Hauptgebäuden auch von den Liege- und Wandelhallen abhängig, während die wirtschaftlichen Betriebe, wie Zentralheizung, Wasserversorgung, Bäckerei, Fleischerei, sowie die Wasch- und Kochküchen in den beiden Frauenabteilungen hinsichtlich eines bequemen Verkehrs maßgebend für Gesamtgliederung der Anlagen wurden.
Alle diese Betriebe sind übrigens musterhaft in ihrer Art. Die blitzsaubere Küche mit ihren Dampfkesseln, von welchen jeder die Rationen für 400 Patienten faßt, die Moorbäder, der Massagesaal usw. sind Sehenswürdigkeiten in ihrer Art. Die begehbaren unterirdischen Heizkanäle sind mit Verblendsteinen abgedeckt und umfassen eine Gesamtlänge von etwa 4 km. Alles in allem war dem gartenkünstlerischen Wirken freie Bahn gelassen, aus den Gebäudemassen in eine ungezwungene Gestaltung ihrer Umgebung hinüberzuleiten. Herr Koopmann war bestrebt, neben den landläufigen Bäumen und Gehölzen auch viele weniger bekannte und seltene Arten und Varietäten zur Anpflanzung zu bringen, so daß auch der Dendrologe, der diese Anlagen besucht, auf seine Rechnung kommt.
Schon das große elliptische Rasenstück, von drei Seiten durch große Gebäude eingeschlossen (Verwaltungsgebäude links, Männerpavillon in der Mitte und rechts das Badehaus), zeigt bei ursprünglich strenger Innehaltung architektonischer Form und scharfer Markierung der Mitte durch regelmäßige Gruppierung eine ansprechende, natürliche Anordnung schönster Koniferen nach den Seiten. Auf Abbildung Seite 86 sehen wir vor dem den Hintergrund bildenden Badehause je ein Exemplar von von Abies nobilis und concolor in vollendeter Form. Man sieht an diesem Bilde was bei guter Kultur innerhalb eines Jahrzehntes selbst in sterilem Höhensandboden aus kleinen exotischen Koniferen werden kann, die mit drei Mark pro Stück beschafft wurden.
Einen besonderen Charakter erhalten die Anlagen durch die gehandhabte Schonung des alten Kiefernbestandes. Weite Durchblicke wechseln mit dichtem
Bestände. Abbildung Seite 86 unten zeigt einen Durchblick auf den Männerpavillon des Sanatoriums von der Waldseite aus. Laubholz und Koniferen entwickelten sich hier nach und nach zu einem neuen Walde, einem Wald unter dem Walde, um, den veränderten Verhältnissen entsprechend, mit Humboldt zu reden. Mit Vorsicht wird hier die Entwicklung der Neupflanzung durch Lichten der Kiefern gefördert, ohne den Charakter der Landschaft, für welchen die Kiefer bestimmend bleibt, zu stören. Wie bereits oben erwähnt, mußten Bodenbewegungen aus wirtschaftlichen und ästhetischen Gründen auf das notwendigste beschränkt werden. Wo aber die an sich prosaische Hinterfüllung und Anschüttung der Gebäude bestimmend wirkte, hat die Gartenanlage auch ihren Vorteil aus diesen notwendigen Auffüllungen gezogen. Die obenstehende Abbildung zeigt eine Schlucht auf der Westseite des vor fünf Jahren erbauten Frauenpavillons der Lungenheilstätte, welche durch weiteres Ausschachten einer gegen einen flachen Hügel anliegenden Senkung und durch Verwendung von etwa 6000 cbm Boden als Mauersand und Hinterfüllungsmaterial für den 160 m langen Pavillon entstand. Die Kiefer verrät die Heimat und beherrscht die Höhe, aber im Grunde wachsen Gehölze und Stauden der Waldschlucht; den Hängen vorgelagerte Findlinge umgeben Farne, das Gehänge umsäumen Rhododendron und Azaleen, und einzelne Blütensträucher beleben im Vordergrunde das Ganze. Unsere Herbstaufnahme läßt noch vorn rechts die im vollen Blütenschmuck prangenden Hibiscus erkennen.
Zwischen den Pavillons der Heilstätten befinden sich die Wandel- und Liegehallen, gleichfalls unter altem Kiefernbestand mit üppig auftreibendem Unterholz, hier in Form aufstrebender Alleebäume und in Gruppen auf regelmäßigen Rasenbahnen. Abbildung Seite 87 veranschaulicht eine solche Anlage. Rechts und links auf dem Bild sehen wir die Wandelhallen, flankiert von Rotdornalleen. Die nach Süden gelegenen Liegehallen, werden im Sommer durch amerikanische Eichen, Ahorn und Platanen gegen zu starke Sonnenbestrahlung von oben geschützt, während sie im Winter volle Sonne genießen. Die Zugangswege zu den Pavillons begleiten Alleen dichtlaubiger Bäume, besonders Linden, während eine Rüsterallee zum Ort stiller Einkehr der Freunde eines zu früh Verstorbenen geleitet.
Wie bereits oben bemerkt, war weitgehende Schonung des Kiefernbestandes für die Ausführung der Anlagen mit maßgebend. Wo diese Schonung durch Bodenauftrag bewirkt werden konnte, waren die Schwierigkeiten nicht groß, weil die Kiefer im reinsten Steppensandboden eine Aufschüttung bis zu zwei Meter Höhe erträgt; sie offenbart für "Überdüngung" ein sehr einnehmendes Wesen. Es konnte aber nicht alles nach dieser Schablone durchgeführt werden, da sich stellenweise Bodenabtrag notwendig machte, denn diesen können auch Kiefern nicht vertragen. Daher verblieb zwischen den Liegehallen der Frauenabteilung ein dichter Kiefernbestand auf überhohem Gelände, dessen Stämme mit Schlingpflanzen umsponnen wurden. Hier kämpfen Rosen, Waldreben, Caprifolium, Celastrus, Actinidia und wilder Wein mit ihren Trägern einen Kampf ums Dasein, erstreben die Wipfel und schlingen sich von Baum zu Baum, einen Urwald markierend.
Den Bedürfnissen der Gehölzliebhaber ist, wie gleichfalls schon erwähnt, bei Ausführung der Pflanzungen reichlich Rechnung getragen worden ; auch mancher Patient hat Interesse an den dendrologischen Seltenheiten und nimmt sich dieses oder jenes als Andenken mit nach Hause. Im Sommer wechseln Blüten und Blattfärbungen, im Winter fesseln Kronenbau, Knospen und Holzbildung, Rindenfärbung und vielgestaltige Dauerfrüchte, auch ladet eine reiche Koniferensammlung zum Studium ein. Die beistehende Abbildung zeigt eine Laubholzgruppe vor dem Männerpavillon der Heilstätten. Hier überwuchert weiches Tamarixgrün vielgestaltige Ziersträucher, deren Hintergrund echte Kastanien, Corylus Colurna, Prunus und Pirus bilden. Die Kastanien liefern bereits
Früchte in guter Entwicklung für die Küche der Anstalt.
Von den seltenen Gehölzen der Anlagen seien noch folgende genannt. Broussonetia papyrifera steht im zehnten Jahre, zeigt stets reichlichen Fruchtbehang und wurde noch nie durch Frost beschädigt. Paulownia imperialis (hat bereits geblüht), die echte Cedrela chinensis, C/adrastis lutea, Phellodendron amurense und andere. Auf den Herbstspaziergängen erfreuen mannigfache Gehölze durch prächtigen Fruchtbehang, so Ebereschen und Traubenkirschen, Cotoneaster, Hippophae, Lycium, Taxus nicht zu vergessen. Interessant sind die Früchte an üppig entwickelten Calicanthus, und Chionanthus virginica
hatihrem deutschen Namen "Schneeflocken" im Frühlinge alle Ehre gemacht. Wenn man sich nun unwillkürlich fragt, was dies alles kostet, so wird man der Gegenfrage gewärtig bleiben müssen: Was ist ein Menschenleben für seine Familie wert?
Wenn auch die frühere Scheu vor Krankenhaus und Sanatorium gewichen ist, so wird doch der Großstädter mit seinen zerrütteten Nerven nicht gerade freudevoll den entscheidenden Weg ins Ungewisse betreten. Kann man ihm aber einen freudigen Empfang bereiten, so ist schon viel gewonnen. Ablenkung und Zerstreuung, eine ganze Welt reinen Naturgenusses, wie sie Beelitz bietet, wirken da Wunder. Natürlich kann auch der Garten seinen Anteil am Heilerfolg beanspruchen. Die Gelehrten streiten sich noch darüber, was die Beelitzer Gartenanlagen kosten. Dem Gartenpersonal liegt auch die Aufräumung von Schutt und Schmutz ob, von Arbeiten also, die eigentlich mit Gartenanlage und -pflege nichts zu tun haben. Alle unliebsamen Arbeiten werden von maßgebender Seite
natürlich dem Garten zugeschoben. Da bleibt nichts anderes übrig, als mit stolzer Resignation bei solcher Arbeit nebenbei die künstlerische Gestaltung und sorgsame Pflege der Anlage im Auge zu behalten. Geht es an die Abrechnung, so darf natürlich auch nur der nebenbei geschaffene Park und Garten
in Rechnung gestellt werden. Es können pro Morgen Gartenanlage einschließlich des Baues der Kieswege etwa 1500 M angenommen werden. Zufahrtschausseen, Monier und Makadam vor den Gebäuden sind hier natürlich nicht eingerechnet. Die Unterhaltung der Anlagen wird zu 1/? bis 1/3 aus den Einnahmen der Gartenerzeugnisse gedeckt. Es ist natürlich auch dem wirtschaftlichen Betrieb Rechnung getragen. Eine Obstplantage sorgt zu einem kleinen Teil für den Bedarf an Obst und liefert auch Gemüse für die Küche; sie bildet eine Oase in der Heide. Die ersten Gartenanlagen wurden durch Ankauf des gesamten Pflanzmaterials belastet, in den letzten sieben Jahren wurden dagegen ausschließlich Pflanzen eigener Anzucht zu den Neuanlagen verwendet.
Unsere letzte, untenstehende Abbildung bietet einen Einblick in den Obstkeller. Auch die Kartoffel- und Gemüsekellereien der Anstalt haben einen bedeutenden Umfang und sind eine Sehenswürdigkeit. Der Bedarf an Kartoffeln beträgt allein pro Tag über 20 Zentner.
Wenn sich die Anlagen der Beelitzer Heilstätten, wie geschildert, in so verhältnismäßig kurzer Zeit unter vielen ungünstigen Umständen zu so großer Vollkommenheit entwickeln konnten, so ist dies wohl in erster Linie ein Verdienst des Herrn Koopmann, dem Anerkennung gebührt. Daß diese Anlagen in weiten gärtnerischen Kreisen noch so wenig bekannt sind, hat seine Ursache in der Bescheidenheit ihres Leiters, der in eifrigem, stillem Wirken seine volle Befriedigung findet. So weit ich unterrichtet bin, hat von gärtnerischen Vereinen bisher nur der Potsdamer Gartenbauverein den Beelitzer Heilstätten einen Besuch abgestattet.
Gehölze.
Einfluß der Heizkanäle auf Bäume. Zu den Ausführungen des Herrn Stadtgartendirektors Weßberge, Aachen, in Nr. 46 des XIV. Jahrganges der "Gartenwelt", möchte ich ? wenn auch etwas verspätet ? folgendes aus meiner früheren Praxis in der Heimat mitteilen.
Vor mehreren Jahren war ich bei verschiedenen Neuanlagen tätig, so in Beelitz (Mark) unter der Leitung des Gartenbaudirektors Koopmann, bei den großen, ausgedehnten Anlagen der dortigen Heilstätten. Neben schwierigen Bahnunterführungen usw. mußten ausgedehnte Fernheizkanäle zur Verbindung der verschiedenen Pavillons angelegt werden. In der Hauptsache wurden diese Kanäle so geführt, daß sie neben den Fahrwegen lagen, also deren obere Decke gleichzeitig als Fußweg diente. Die Kanäle waren also in der Hauptsache der vorzüglichen, von Herrn Koopmann entworfenen Wegeführung angepaßt. Nur auf einer kurzen Strecke lag der Kanal unter dem Rasen, aber dort so, daß eine starke Mutterbodenauffüllung möglich war. So viel ich mich entsinne, wurden natürlich in unmittelbarer Nähe dieser Kanäle Bäume oder Sträucher nicht gepflanzt.
Einige Jahre später kam ich nach Buch, zu den Anlagen der Berliner städt. Irrenanstalt. Wie es damals dort in den Gartenanlagen aussah, spottete jeder Beschreibung. Die gesamte Terrainregulierung lag in den Händen eines Ingenieurs, der wohl das Baufach beherrschte, von Gartengestaltung aber natürlich nichts verstand; die gesamten Fernheizkanäle wurden einfach so gelegt, wie es ihm am zweckentsprechendsten erschien. Hätte man den damals bei der Bauinspektion tätigen Gartenbeamten zu Rate gezogen, so wären die Kanäle sicher mehr der Wegeführung angepaßt worden, wie dies in Beelitz geschah. Wie vorauszusehen war, waren alle Rasenflächen auf und in unmittelbarer Nähe der Heizkanäle im nächsten schneereichen Winter schön grün und wuchsen
sogar üppig, im kommenden Frühjahr waren sie jedoch grau und abgestorben. Die Bezeichnung "Rasen" verdienten diese Unkrautwiesen allerdings kaum, wenn man bedenkt, daß die Anlage an finen Tiefbauunternehmer vergeben worden war, der sie für 9 bis 10 Pf. pro Quadratmeter schaffen sollte. Natürlich lag auf
den Kanälen höchstens 10 ? 12 cm Boden. Beim Rudolf Virchow-Krankenhause in Berlin liegen die Heizkanäle alle sehr praktisch und stören die Anlagen nicht. Meiner Ansicht nach muß sich die Bauleitung bei allen derartigen Anlagen mit dem die Gartenanlagen ausführenden gärtnerischen Fachmanne in Verbindung setzen und mit ihm die zweckmäßige Führung der Heizkanäle beraten. Wenn es sich irgend machen läßt, sollten Hiese Kanäle nur den Weg entlang laufen, wobei die Monierdecke ? wie in Beelitz ? einen vorzüglichen, dauerhaften und trockenen Fußweg abgibt. Die einzelnen Kontroll- oder Einsteighäuschen würden sich dann daneben im Rasen ganz hübsch ausnehmen. Läßt sich an gewissen Stellen der Kanal nicht unter einen Weg bringen, so muß derselbe eben genügend mit einer starken Zementschicht und mit etwa 40 ? 50 cm Boden isoliert werden, auch wenn dabei eine kleine Bewegung ins Terrain kommt. Oberlichtfenster sind an solcher Stelle soviel als möglich zu vermeiden, denn sie wirken im Rasen natürlich störend. Eine Bepflanzung dieser Stellen mit Bäumen vermeide man möglichst, höchstens pflanze man kleine Sträucher.
Wie Herr Gartendirektor Weßberge in dem oben erwähnten Artikel schon sagt, werden Alleebäume auf oder in unmittelbarer Nähe solcher Heizkanäle in frostreichen Wintern sehr leiden und schließlich eingehen. Durch die Wärme von unten werden sie immerzu neue Faserwurzeln bilden, welche jedoch bei schneefreiem Frostwetter abfrieren, was die Bäume schwer schädigt. Beim Fall Aachen, wäre die Frage sicher besser gelöst worden, wenn man den Heizkanal anstatt unter den Fußweg unter den Fahrdamm gelegt hätte. Dies wäre sicherlich geschehen, hätte man Herrn Weßberge zu Rate gezogen.
Quelle: http://www.archive.org/stream/diegartenwelt16berl/diegartenwelt16berl_djvu.txt
DIE GARTENWELT
ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR DEN GESAMTEN GARTENBAU
Jahrgang XVI. 17. Februar 1912 Nr. 7.
HERAUSGEGEBEN VON MAX HESDÖRFFER, BERLIN
XVI. JAHRGANG (1. Januar bis 31. Dezember 1912)
Verlagsbuchhandlung Paul Parey Verlag für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen
SW. 11, Hedemannstraße 10 u. 11
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