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Почитаем?

17.02.16 18:36
Re: Почитаем?
 
regrem патриот
in Antwort regrem 17.02.16 17:53, Zuletzt geändert 14.03.16 12:22 (regrem)
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Es IST KURZ nach Eins, jetzt ist keine Musik mehr zu hören, am Strand ist es still geworden, langsam gehen die Lichter aus. Es ist der letzte Abend, den ich allein hier verbringe, morgen Abend werde ich mit Franca Zusammensein, vor einer halben Stunde bin ich noch einmal hinunter ans Meer gegangen, ich hatte es gar nicht vor, dann aber lockte mich die tiefe Schwärze und das gedämpfte Murmeln der Wellen, das wieder gut zu hören war, ah die Musik allmählich verebbte. Ich stand eine Weile am Meer und schaute hin-aus in die Ferne, nichts war mehr zu erkennen, nichts regte sich, ich sah ein einfaches, abstraktes Bild, eine schimmernde Gerade durchschnitt den Horizont, ich war beinahe enttäuscht, als hätte ich wirklich eine Art Zeichen erwartet. Ich sagte mir, dass ich Lust hätte, etwas ganz Kormales zu tun, ich möchte am Meer stehen und aufs Meer schauen, ich möchte am Meer entlanggehen und einige Fundstücke aufheben, immer wieder kommt es mir aber so vor, ah fände ich nicht mehr zurück zur Normalität, ah stünde ich unter einem Beobachtungszwang und ah drehte sich alles nur um die Liebe, um diese herrisch-starke Empfindung, die sich einem auf die Brust legt und einen zwingt, anders zu fühlen. In der zurückliegenden Woche habe ich ein weites Terrain erkundet, ich bin viele Kilometer gelaufen und auch gefahren, und doch scheint es mir so, ah sei die Welt draußen immer mehr zu einem Teil meines Inneren geworden, ich nehme überall nur die Spuren einer Verwandlung wahr, in kaum einer Woche bin ich ein anderer geworden, die Bilder der Welt haben mich heimgesucht ah Bilder der Liebe, sie haben sich in mir ausgedehnt, jetzt bin ich infiziert und kann sie nur bändigen, indem ich sie beschreibe, indem ich sie Stück für Stück präpariere, erstarren lasse und langsam abtöte, dann erst wird die innere Unruhe vielleicht verschwinden, und ich werde ganz frei sein für die Liebe. Der schillernde Küstenstreifen, ich sehe ihn jetzt zum letzten Mal, die Farben sind blass geworden, das milchige Grün der letzten Lampen mischt sich mit einem zerfließenden Rot, nur die goldgelben Lichter bleiben ah klare Signale zurück, winzige Nervenketten der Nacht.

 

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