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Reisefieber

12.03.18 18:22
Re: Reisefieber
 
regrem патриот
в ответ regrem 12.03.18 15:24, Последний раз изменено 12.03.18 19:49 (regrem)

Reisefieber 6. Teil

http://www.lawrenceglatz.com/germ2110/reisefieber6.mp3


Erzählerin: Erich und Erika Mustermann haben bei der Fernsehshow „Reisefieber” eine Reise durch Deutschland gewonnen. Die Reise ist für eine Familie mit Kindern, aber die Mustermanns haben ein kleines Problem: Sie haben keine Kinder. Deshalb haben sie ihre Nachbarn eingeladen, ein junges, frischverheiratetes Paar: Horst und Marianne Schultz. Sie müssen in einer Woche acht verschiedene Orte in Deutschland besuchen. Und sie müssen selbst herausfinden, wie die Reise weitergehen soll.
Wenn sie nach einer Woche alle Rätsel lösen und zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sind, gewinnen sie den Hauptpreis in der nächsten Sendung von „Reisefieber”. Ihre nächste Aufgabe ist: Besuchen Sie König Ludwig auf seinem Märchenschloß. Und im Namen des Schlosses ist ein Tier versteckt.
Innenakustik, Bibliothek. Unsere vier Helden wälzen dicke Bücher.
Erich: Und, wie sieht's aus? Habt ihr etwas gefunden? Was sagen die Märchen?
Horst: Hilfe! Die Bücher!
Man hört ein paar Dutzend Bücher aus dem Regal fallen.
Erika: Horsti, du Trottel! Faß doch nicht immer alles an!
Horst: Jetzt fang du nicht auch noch an, Frau Mus … Mutti!
Marianne: Psst! Nicht so laut! Das ist hier der Lesesaal!
Erich: (leise) Was sagen die Märchen über Könige?
Marianne: Nicht viel, leider. „Schneewittchen” – da gibt es keinen König, nur eine Königin. „Hänsel und Gretel” – kein König.
Erika: „Rotkäppchen” – da gibt es einen Wolf und eine Großmutter. Im „häßlichen Entlein”, da gibt es überhaupt nur Tiere!
Erich: Hm. Keine Könige …
Horst: Also, ich habe hier einen Soldatenkönig, Friedrich Wilhelm I., König von Preußen. Dann gibt es noch den Erlkönig. Aber den gibt es nur in einem Lied.
Erich: Ich habe einen Bettlerkönig gefunden. In der „Dreigroschenoper” von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Und dann gibt's natürlich noch den Fußballkönig: Franz Bauernbecken.
Horst: Beckenbauer, Vati. Beckenbauer. Und außerdem ist der nicht König, sondern Kaiser! Fußballkaiser.
Erich: Und ich habe Elvis, den König. Aber der ist Australier oder so. Das geht natürlich nicht. Also wissen wir nichts. Wir sind am Ende …
Erika: Am Ende?
Erich: Ja, Schatz. Tut mir leid. Aber der König und sein Märchenschloß sind wohl zu schwierig für uns.
Ansage: (über Lautsprecher, mit leichtem Hall) Liebe Gäste, die Bibliothek wird in zehn Minuten geschlossen. Bitte stellen Sie die Bücher zurück in die Regale. Die Bibliothek wird in zehn Minuten geschlossen. Danke.
Marianne: Mir ist schlecht.
Man hört das Knistern von mehreren verschiedenen Lakritztüten.
Erich, Erika und Horst: (unisono) Hier!
Marianne: (verschlingt die Lakritze) Danke. Ich liebe Lakritz!
Horst: Herr Muster … Vati!
Erich: Ja, mein Sohn?
Horst: Ich finde, wir sollten nicht so schnell aufgeben.
Erika: Aber wenn wir doch den Ludwig nicht finden!
Horst: Vielleicht finden wir ihn ja doch. Ich habe da eine Idee.
Marianne: (ißt) Was ist denn das für eine Idee?
Horst: Ich bin doch Polizist! Wartet mal einen Moment. Ich bin in fünf Minuten wieder da.
Übergangsmusik. Die folgende Sequenz geschieht per Funkgerät. Man hört das typische Piepsen und Knistern des Polizeifunks.
Horst: Achtung, Achtung, hier spricht Inspektor Schul … äh, Inspektor Mustermann von der Zentrale! An alle Einheiten! Eine Fahndung! Ich wiederhole: Zentrale an alle Einheiten, eine dringende Fahndung. Gesucht wird ein gefährlicher Krimineller mit dem Decknamen „König Ludwig”. Er hält sich zur Zeit irgendwo in Deutschland auf. Ich wiederhole: Gesucht wird ein sogenannter „König Ludwig”, zur Zeit irgendwo in Deutschland. Vorsicht, König Ludwig ist gefährlich und wahrscheinlich bewaffnet.
Polizist: Hier Wagen 17 an Zentrale, Wagen 17 an Zentrale: Wen sucht ihr? König Ludwig? Seid ihr bescheuert?
Horst: Zentrale an Wagen 17: Bescheuert? Bitte wiederholen Sie!
Polizist: Wagen 17 an Zentrale: Der einzige König Ludwig, den ich kenne, ist Ludwig II. von Bayern.
Horst: Wagen 17, Achtung Wagen 17! Bitte verhaften Sie die gesuchte Person sofort. Ich wiederhole: Bitte verhaften Sie die Person sofort!
Polizist: (amüsiert) Wagen 17 an Zentrale: Das geht nicht. Ich wiederhole: Das ist unmöglich. Erwarte weitere Instruktionen.
Horst: Zentrale an Wagen 17: Wieso unmöglich?
Polizist: Wagen 17 an Zentrale: Weil König Ludwig seit mehr als 100 Jahren tot ist!
Horst: Zentrale an Wagen 17: Wieso tot? Ist er ermordet worden?
Polizist: Wagen 17 an Zentrale! Das ist unbekannt. Ich wiederhole: Die Todesumstände sind unbekannt.
Horst: Zentrale an Wagen 17: In Ordnung, verstanden. Dann waschen Sie eben ihr Auto, Wagen 17. Verstanden?
Polizist: Schon wieder?
Horst: Ja. Ich wiederhole: Auto waschen! Verstanden?
Polizist: Verstanden. Ende.
Horst: Ende.
Polizist: (zu sich selbst) Himmelherrgottsakrament!
Übergangsmusik. Akustik Bibliothek
Ansage: (über Lautsprecher, mit leichtem Hall) Liebe Gäste. Die Bibliothek wird in fünf Minuten geschlossen. Bitte stellen Sie die Bücher zurück in die Regale. Die Bibliothek wird in fünf Minuten geschlossen. Danke.
Erika: Marianne, guck doch mal in die Kamera! Sag mal, mein Kind …
Marianne: Ja, Frau Mutti?
Erika: Ich mache mir Sorgen.
Marianne: Sorgen? Warum denn?
Erika: Vielleicht solltest du mal zum Arzt gehen.
Marianne: Zum Arzt? Warum denn?
Erika: Na, weil dir doch immer so schlecht ist.
Marianne: Ach, das ist doch nicht so schlimm. Das geht immer gleich vorbei.
Erika: Trotzdem. Geh doch mal zum Arzt. Sicher ist sicher.
Kurze Pause
Marianne: Du, Frau Mutti …
Erika: Ja, Kind?
Marianne: Ich … ich muß dir was sagen.
Erika: Aber du weißt doch: Mir kannst du alles sagen.
Marianne: Ich … ich bekomme ein Kind.
Erich: (aufbrausend) Was?
Marianne: Ich bin schwanger.
Erich: Schwanger? Vom wem?
Erika: Schatz, beruhige dich doch! Marianne ist doch gar nicht deine richtige Tochter! Sie darf schwanger sein, von wem sie will!
Erich: Ach so, stimmt. Natürlich, Entschuldigung. Ich habe mich schon so an die beiden gewöhnt …
Erika: Also, Kind, von wem bist du schwanger?
Marianne: (halb beleidigt) Von Horst natürlich! Was denkt ihr denn?
Erika: Aber das ist ja wunderbar! Herzlichen Glückwunsch!
Erich: Herzlichen Glückwunsch! Was sagt Horst denn dazu?
Marianne: Er weiß es noch gar nicht. Gibt's noch Lakritze?
Ansage: (über Lautsprecher, mit leichtem Hall) Liebe Gäste, die Bibliothek wird in einer Minute geschlossen. Die Bibliothek wird in einer Minute geschlossen.
Horst stürmt in die Bibliothek. Er ist ganz außer Atem.
Horst: (ruft) Ich hab's! Ich hab's! Ich hab's!
Erich: Was hast du?
Horst: Na, Ludwig natürlich!
Erika: (verwirrt) Welchen Ludwig? Ach so! König Ludwig!
Marianne: Und? Wer ist es?
Horst: (kommt langsam zu Atem) König Ludwig II. von Bayern.
Erich: Donnerwetter! Alle Achtung, mein Sohn.
Horst: (stolz) Danke, Vati.
Marianne: Wie hast du das denn rausgefunden?
Horst: Tja … Die Polizei, dein Freund und Helfer.
Erika: Und wo ist das Märchenschloß?
Horst: Oh! Das habe ich nicht gefragt. Ich hab's ganz vergessen.
Erich: Kein Problem (er blättert in einem dicken Buch). Hier, Ludwig II. von Bayern hat Schlösser gebaut in Herrenchiemsee, Linderhof, Neuschwanstein …
Horst: Das muß es sein! Neuschwanstein! Im Namen des Schlosses ist ein Tier versteckt.
Erika: Neuschweinstein?
Erich: Neuschwanstein.
Marianne: Na, dann los! Nach Neuschwanstein!
Sie rütteln an der Tür der Bibliothek. Die Tür ist verschlossen.
Horst: Mist! Die Tür ist zu! Wir kommen nicht raus!
Erika: Was machen wir denn jetzt?
Erich: Tja, wir müssen wohl in der Bibliothek schlafen. Morgen früh um neun Uhr machen sie wieder auf …
Horst: Wir müssen durch das Fenster raus.
Erich: Das Fenster kann man gar nicht aufmachen.
Marianne: Moment mal … macht mal Platz.
Horst: Was … was hast du vor?
Erika: Aber Kind, das kannst du doch nicht …
Marianne: Das ist ein Notfall. Vorsicht!
Das Fenster der Bibliothek zersplittert. Fadeover zu Musik. Man hört die Schritte der vier im Festsaal des Schlosses.
Marianne: Das ist ja Wahnsinn! Ein richtiges Märchenschloß!
Horst: Hmhm. Gar nicht übel! Aber ich möchte hier nicht als Wachmann arbeiten! Viel zu viel Porzellan und Glas.
Erich: Horst, faß bloß nichts an! Ich will nicht schon wieder Scherben sehen!
Marianne: Ach, hört schon auf, und konzentriert euch! Wir müssen die nächste Aufgabe finden!
Erika: Schau, Schatz, da kommt jemand!
König Ludwig: (sehr jovial) Ah, Sie sind bestimmt die Mustermanns aus Frankfurt.
Erich: Die Mustermanns aus Frankfurt, genau, das sind wir. Und wer sind Sie?
König Ludwig: König Ludwig II.von Bayern. Herzlich willkommen auf meiner Burg Neuschwanstein!
Marianne: Danke, Herr … äh, Herr Ludwig. Oder soll ich „Herr von Bayern” sagen?
König Ludwig: Sagen Sie einfach „Majestät”.
Horst: Moment mal! Sie sind doch schon seit mehr als 100 Jahren tot!
König Ludwig: Das stimmt, ja, leider. Ich bin 1886 im Starnberger See ertrunken. Sie wissen aber gut Bescheid!
Horst: Ich bin Polizist!
König Ludwig: Sehr gut! Eine gute Polizei ist wichtig! Da wissen meine Untertanen, warum sie Steuern zahlen! Ich hatte ja immer nur Ärger mit meinen Untertanen. (Der König gerät ins Schwärmen) Wissen Sie, ich habe immer gerne Schlösser bauen lassen. Schlösser bauen und Musik, das war das Schönste an meinem Beruf.
Das Mobiltelefon des Königs piepst. Der König nimmt ab.
König Ludwig: König Ludwig von Bayern … Hallo Richard, du bist's! Wie geht's? … Ach ja, ich verstehe … eine Oper? Was? Wie bitte? Schon wieder? Richard, das geht nicht. Nein, die Kasse ist leer. Ich bin pleite. Ich kann dir nichts geben! Was? Ach so … na gut. Aber nur eine Million. Und das ist das letzte Mal! In Ordnung. Tschüß Richard. (Er legt auf, dann zu den Mustermanns) Das war mein bester Freund, Richard Wagner. Der ist genauso verrückt wie ich.
Erika: Verrückt?
König Ludwig: Ja, leider. Deshalb hat man mich auch abgesetzt! Ich habe zuviel Geld für Schlösser und Musik ausgegeben. Dann hat mein Psychiater ein Attest geschrieben, daß ich verrückt bin, meschugge, crazy, plemplem, nicht ganz richtig im Kopf, Sie verstehen. Weil ich Politik immer langweilig fand. Und dann hat man mich abgesetzt. Und einige Tage später bin ich ertrunken. Aber wenigstens ist mein Tod ein Rätsel! Niemand weiß, ob es ein Unfall war oder Mord oder Selbstmord. Ich weiß es selbst auch nicht mehr, ist ja auch schon lange her …
Marianne: Majestät, das tut mir sehr leid. Das ist ja tragisch!
Erika: Majestät, können Sie bitte mal in die Kamera schauen? Danke!
König Ludwig: Ach, das ist alles vergeben und vergessen. Kopf hoch, das Leben geht weiter. Jetzt eben als Geist. Aber was rede ich denn hier – Sie haben es eilig, und Sie wollen keinem alten König beim Jammern zuhören. Also, sehen Sie sich mein schönes Schloss in aller Ruhe an. Und dann besuchen Sie den berühmtesten Piraten Deutschlands auf seiner Insel.
Horst: Piraten?
König Ludwig: Ja, Seeräuber. Es gibt ja nur einen berühmten in Deutschland. Und noch ein Tip: Seine Heimat ist die größte Insel Deutschlands. Also dann: pfüeti!
Erich: Majestät! Hallo, Herr König?
Horst: Weg ist er.
Erika: Einfach verschwunden …
Erich: In Luft aufgelöst …
Marianne: Der berühmteste Pirat Deutschlands …
Horst: Es gibt ja nur einen …
Erika: Und er lebt auf der größten Insel Deutschlands …
Studioakustik
Erzählerin: Die nächste Aufgabe für die Mustermanns ist also: Besuchen Sie den berühmtesten Piraten Deutschlands auf seiner Heimatinsel. Diese Insel ist die größte Insel Deutschlands.
Schlußmusik

 

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