Lesen Die geistlichen Briefe
Lebendiges Zuhören
Heute möchte ich über zarte, verletzliche Dinge schreiben: das Herz, die Seele, unsere tiefsten Gefühle. (Ich frage mich, warum wir vom Herzen sprechen, wenn wir Gefühle und Gemütsregungen meinen.)
Heute habe ich im Gespräch mit Freunden einfach zugehört, aufmerksam und mit ganzem Herzen. Ich hörte sie über ihre Gefühle reden. Ich versuchte nicht, dem Gespräch eine bestimmte Richtung zu geben oder ihre Bekenntnisse als Aufhänger zu benutzen, um von mir selbst zu erzählen. Ich hörte ihrem Herzen zu, und ich hörte auf mein eigenes Herz.
Ich bekam Einblick in ihre Herzen, in das, was sie bewegt. Was sie mir enthüllten, war zart und verletzlich, zerbrechlich, lebendig. Zum ersten Mal hörte ich wirklich intensiv zu; ich ließ das Gesagte ganz nah an mich heran.
Was hörte ich? Ich kann dir nur sagen, dass es eine wunderbare Erfahrung war. Es war einer jener geschenkten Augenblicke, in denen man sich einander öffnet und ganz nahe fühlt. Ich bin froh, dass ich diese Zeit nicht mit meinen eigenen Aufgaben und Terminen ausgefüllt hatte.
Als ich aufmerksam zuhörte, entdeckte ich, warum ich diese Freunde so sehr mag - und warum sie mich mögen. Ich sah in ihre Herzen.
Viele Menschen, die uns begegnen, sind in ihrer Seele sehr empfindsam und verletzlich. Wir sind ein Geschenk für sie, wenn wir zuhören und mitfühlen können. Es ist eine Gabe, sich in die Gefühle anderer hineinversetzen zu können. Wir alle haben eine empfindsame Seite. Es braucht Zeit und Sorgfalt, um diese Seite zum Blühen zu bringen.
Heute habe ich ein Tulpenbeet aus nächster Nähe betrachtet. Je näher ich kam, desto reichhaltiger entfaltete sich die Schönheit der Blumen. Haben alle Tulpen die gleiche Anzahl Blütenblätter? Geben Tulpen Laute von sich? Manchmal halte ich einfach zu viel Abstand.
Ein Freund ist jemand, der dir nahe ist.