Lesen Die geistlichen Briefe
Entfernungen überbrücken
WIE VIELE KILOMETER sind es eigentlich, die uns trennen? Wie können wir uns nahe sein, wo wir so weit voneinander entfernt sind? Wie können wir uns einander verbunden fühlen, einander Kraft geben? Gibt es etwas Gemeinsames, das innerhalb unserer Reichweite liegt? Ich stelle diese Fragen, weil ich weiß, wie schmerzlich man jemanden vermissen kann. Ich weiß, wie sehr wir uns manchmal wünschen, einen geliebten Menschen an unserer Seite zu haben -besonders in Zeiten der Krankheit.
Wie lassen sich räumliche Entfernungen überbrücken? Ich denke da an einfache Dinge des täglichen Lebens, die verbindend sein können. Etwa bestimmte Uhrzeiten, Zeichen, Symbole, die uns wichtig sind und zu denen wir beide einen Zugang haben. Vielleicht finden wir etwas, woran wir jeden Tag gemeinsam denken können. Vielleicht gibt es eine Zeit am Tage, zu der wir wissen, dass der andere an uns denkt. Wann können wir uns einander nahe fühlen? Es gibt so viele Möglichkeiten:
bei Sonnenaufgang
bei Sonnenuntergang
um zwei Uhr nachmittags
wenn wir den ersten Stern am Himmel sehen
um sieben Uhr abends
während wir unser Nachtgebet sprechen
wenn wir unseren Morgenkaffee trinken
Dies sind nur einige der vielen Zeiten, die uns beiden gehören können. Vielleicht werden sie zu Meilensteinen in unserem Tageslauf, die uns näher zusammenführen.
Versuche, gemeinsam mit den Menschen, die du liebst, solche Zeiten der Nähe zu finden. Übe das Nahsein bei diesen Gelegenheiten. Erspüre die Gegenwart des anderen. Sende ihm gute, heilende Gedanken; betet gemeinsam. Habe ein offenes Ohr für alles, was kommen mag. In Zeiten der Krankheit und Genesung können wir uns näher sein als je zuvor.
In der Nähe der Eiche stehen noch sechs andere Bäume, dicht genug, um sie zu berühren. Oder ist es die Eiche, die sich nach den anderen Bäumen ausstreckt?
Auch während du diese Worte liest, bin ich dir nah.