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Lesen Die geistlichen Briefe

03.08.18 19:14
Re: Lesen Die geistlichen Briefe
 
regrem патриот
в ответ regrem 03.08.18 18:45, Последний раз изменено 09.08.18 11:18 (regrem)

Ruhe und Schlaf

Die Farben des Sommers weichen. Rottöne mischen sich unter das Grün des Waldes hinter unserem Haus. Jeder Baum und jeder Strauch hat seine eigene Farbpalette. Bald werden die Blätter ihr buntes Herbstkleid anziehen. Auf den Hügeln und in den Tälern leuchten rote und goldene Sprenkel, wie mit Finger­farbe hingetupft. Der Herbst steht vor der Tür.


Der Herbst hält stets mit einer Symphonie aus Farben Einzug. Ebenso der Frühling, wenn Blumen und frisches Grün aus der Erde sprießen. Dazwischen liegt der Winter. Im Dezember scheinen die Wälder in einen tiefen Winterschlaf zu versinken.


Ruhe und Schlaf. Darüber möchte ich in meinem heutigen Brief nachdenken. Auch wir Menschen leben im Wechsel der Jahreszeiten. Wir haben unsere aktiven Phasen und unsere Ruhepausen. Wir wachen und wir schlafen.


Es gab Zeiten, da hatte ich Angst vor dem Schlaf. Angst, ich würde nicht wieder aufwachen. Angst, im Schlaf würde sich das Leben davon­stehlen. Ich sprach mit meinem Arzt darüber. Doktor Harold hörte mir zu, bis er wusste, welche Fragen er mir stellen musste. Was ich brauchte und wollte, war das Vertrauen in meinen Schlaf. Der Feind setzte alles daran, mir dieses Vertrauen zu rauben. Dieser Feind war mein Be­dürfnis, etwas zu kontrollieren - zu manipulieren -, worauf ich keinen absoluten Einfluss hatte: mein Leben. Ich wollte Kontrolle, ich brauchte Vertrauen.


Mein Arzt hörte zu, fragte weiter nach. Die Monate vergingen. Im Laufe der Zeit lernte ich, zu vertrauen, zu schlafen. Ich lernte loszulas­sen, war weniger verkrampft. Ich konnte mich wieder entspannen und erholen. Heute liebe ich den Schlaf, die Ruhe, ein Nickerchen zwischen­durch. Alles selbst in die Hand nehmen zu wollen, kostet viel Kraft. Doch wer vertrauen kann, sieht das Leben als Geschenk.


Wir haben keine Herrschaft über unser Leben, und das ist auch gut so. Wir empfangen es vielmehr als Gabe, von einem Geber, dem wir ver­trauen können. Während ich schreibe, dachte ich gerade an ein Bibel­zitat, das dieses Vertrauen auf wunderbare Art bestätigt: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen."


Weißt du noch, wie wir über das Wort „Amen" sprachen? Amen bedeutet „Ja, so sei es!", also im übertragenen Sinn auch: „Richtig, selbstverständlich, darauf kannst du dich verlassen." Amen bedeutet Vertrauen.

Noch zwei Wochen, und der Ahorn vor unserem Haus wird sein hellgelbes Blätterkleid tragen. So war es jedes Jahr im Herbst, seit wir ihn gepflanzt haben. Die Blätter werden sich gelb färben; darauf kann ich mich verlassen. Amen.


Amen für dich!

 

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