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Interview mit .........

10.06.05 23:33
Re: Interview mit .......John Bollinger ..
 
LAD1 enthusiast-вечный
LAD1
в ответ LAD1 07.06.05 20:38, Последний раз изменено 10.06.05 23:35 (LAD1)
John Bollinger - Mister Bollinger Bands
von TI Redaktion, 11.07.2001, 2180 Zugriffe


TI: Wer war John Bollinger bevor er └Mr. Bollinger Bands⌠ wurde?
JB: Eigentlich komme ich aus dem Kunstbereich. Hier in New York City ging ich zu Anfang auf eine Schule für visuelle Kunst, da ich mich auf Fotografie und Filme spezialisiert hatte. Nach meinem Abschluss zog es mich natürlich in die Filmmetropole schlechthin: Los Angeles in Kalifornien.
TI: Bollinger goes to Hollywood?
JB: (lacht) Ja, wirklich. Mein Fachgebiet waren Spezialeffekte und High-Speed-Filme. Aber nach ein paar Jahren wurde ich müde mit dem was ich tat, und ich überlegte, was ich sonst noch tun könnte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber noch nie etwas an der Börse gemacht. In den späten 70er Jahren kaufte ich mir einen Microcomputer, den Vorgänger, der uns heute bekannten PCs. Eigentlich hatte ich ihn mir besorgt, um damit die Buchhaltung für meine Filme und Fotografien zu machen. Doch durch meine erste Broker-Firma, ich weiß gar nicht mehr wie die hießen, kam ich dann zum ersten Mal mit der Technischen Analyse, bzw. mit der statistischen Kursreihenanalyse in Kontakt. Da kamen mir natürlich meine Computerkenntnisse sehr zugute. Zur Erinnerung: Damals gab es noch gar keine Programme zu kaufen. Man musste alles selber programmieren. Die statistischen Vorkenntnisse habe ich sozusagen in die Wiege gelegt bekommen, da mein Vater ein großer Mathematiker war.
TI: Haben Sie dann einfach alles stehen und liegen lassen und nur noch Börse gemacht?
JB: Ganz so einfach war es auch nicht. Vorausgegangen war dem eine Meinungsverschiedenheit mit meinem damaligen Partner. Ich wollte mit unserer Firma im Filmgeschäft weiter expandieren, er wollte gerne die kleine, feine Bastelbude bleiben. Daraufhin trennten sich unsere Wege, und ich hatte dann viel Zeit, mich mit meiner neuen Leidenschaft zu beschätigen. Ähnlich wie heute in den Daytrading-Centern konnte man sich damals bei den Broker-Firmen einen Platz mieten, mit Kurssystem und Computer. Der Unterschied war, dass man nur von Profis umgeben war und dadurch sehr viel lernen konnte. Im positiven Sinne, so dass ich viel über das Options- und Future-Geschäft gelernt habe. Ich habe miterlebt, wie schnell eine Firma Pleite gehen kann, wenn keine Risikomanagement vorhanden ist.
TI: Wie kamen Sie zu der Überzeugung, dass die Technische Analyse besser funktioniert als die Fundamentale Analyse?
JB: Generell denke ich, ist es eine Frage des Anlagehorizonts. Wenn man ein langfristiger Anleger ist, dann ist es schon sehr wichtig zu wissen, ob es die Firma, in die man jetzt investieren will, in zehn oder 20 Jahren noch gibt. Doch je kurzfristiger der Anlagehorizont, um so mehr sollte man sich nur auf Technische Analyse verlassen. Ich persönlich war und bin schon immer ein Trader. Was passiert heute, morgen, in einer Woche, vielleicht noch in einem Monat? Das ist es, was mich interessiert, und nicht, was in fünf Jahren sein wird. Und eines der ersten Dinge, die ich schnell lernte, war, dass es nicht die Nachrichten sind, die die Märkte bewegen, sondern die Reaktionen auf diese Nachrichten. Mit Reaktionen meine ich Interpretationen. Außerdem war diese Broker-Firma absolut technische orientiert, die Analyseabteilung machte fast nichts anderes. Und vor allem der damals noch neuartige Ansatz der Sektoranalyse ist bei mir heute hängegeblieben.
TI: Wie kam Ihnen die Idee zu den heute so berühmten Bollinger-Bändern?
JB: Stichwort Volatilität. Da ich mich schon sehr früh für die Terminmärkte interessierte, stand die Volatilität, eine entscheidende Einflussgröße auf die Optionspreise, für mich im Mittelpunkt meiner Überlegungen. Und abgesehen von den Optionspreisen sah ich auch auf den von Hand gezeichneten Charts, dass Volatilität und Kursentwicklung voneinander abhängig sind. Also versuchte ich ein Spread-Sheet zu entwickeln, dessen Ergebnisse mir die Korrelation von Preis und Volatilität aufzeigen sollte. Ich kam mir vor wie Thomas Edison bei der Entwicklung seiner Glühbirne: Auf dem Weg zu meinem Ziel habe ich Tausend Möglichkeiten gefunden, wie man es nicht macht. Damals war zum Beispiel die Methode sehr populär, einfach die Tradingrange der letzten sechs Monate als Referenzgröße für Volatilität heranzunehmen. Doch das brachte mich nicht weiter, da dies ein sehr statisches Verfahren war. Letztendlich experimentierte ich mit der aus der Statistik sehr bekannten Methode der Standardabweichung. Was ist der Standard? Der Standard ist ein einfacher, gleitender Durchschnitt. Nun versuchte ich die täglichen Abweichungen von diesem Standard zu kalkulieren, was in einem visuellen Chaos in seiner Darstellung endete. Also glättete ich auch die täglichen Abweichungen mit einem Durchschnitt und kam zu dem Ergebnis, dass sich die geglätteten Abweichungen dem Kursdurchschnitt fast anglichen. Das └Geheimnis⌠ lag dann in der Quadrierung der geglätteten Abweichungen. Erst die Quadrierung gab den Bändern die Dynamik, wie wir sie heute kennen. Wenn an den Märkten nichts passierte, bleiben die Bändern relativ eng. Doch sobald sich etwas bewegte, zeigten die Bänder dank der Quadrierungsformel die Veränderungen sofort an. Das sind die dynamischen Kursbänder, die heute so bekannten └Bollinger-Bänder⌠.
TI: Haben Sie die Bollinger-Bänder über die Zeit hinweg noch verändert?
JB: Die Bollinger-Bänder in ihrer heute bekannten Form entstanden Ende 1983, Anfang 1984. Ich experimentierte damals auf Grund meines persönlichen Zeithorizonts erst nur mit einem 20-Tage-Durchschnitt sowohl für die Kursglättung als auch für die Glättung der Standardabweichungen. An der Grundformel gab es bis heute nichts zu ändern, nur merkte ich bald, dass der Glättungsfaktor dem jeweiligen Markt und Instrument angepasst werden muss. Und in meinen Seminaren stellte ich fest, dass auch jeder Anwender ruhig ein wenig ausprobieren sollte, welche Glättungsfaktor für ihn persönlich am angenehmsten ist.
TI: Ausprobieren? Das klingt nicht gerade sehr profund und wissenschaftlich.
JB: Es ging mir auch nie darum, wissenschaftlich exakte Methoden zu erschaffen. Es ging mir immer darum, mein Trading zu verbessern, Mittel zu finden, die den Praxistest überstehen und Methoden zu entwickeln, die sich den ständig verändernden Marktverfassungen anpassen. Ich hatte Ihnen vorhin schon von der Sektoranalyse erzählt, die ich seit jeher verfolge und betreibe. Auch hier merkte ich sehr bald, dass die Sektorierung der Aktien ein völlig statischer Prozess ist. Zum Beispiel werden die Aktien des S&P 500 einmal klassifiziert, einem Sektor zugeteilt, und das war´s. Verändert aber plötzlich ein Unternehmen seine Haupttätigkeit, wird zum Beispiel ein Stahlunternehmen zu einem Lieferanten von Flugzeugbauteilen, dann verändert sich auch der Verlauf, das Eigenleben der Aktie. Diese verhält sich nicht mehr nach den Bewertungsregeln und Zyklen eines Stahlunternehmens, sondern nach denen des Flugzeuggeschäftes. Also müsste die Firma eigentlich einem anderen Sektor zugeteilt werden. Mit viel Aufwand machen wir das und bieten dadurch unseren Kunden wesentlich genauere Analyse-Ergebnisse. Das meine ich mit praktischen Methoden, obwohl sie von der reinen Theorie abweichen.
TI: Das hört sich jetzt stark nach einer Grundsatzerklärung an.
JB: Richtig für mein Tun an den Finanzmärkten habe ich zwei existenzielle Grundsätze. Den eine habe ich Ihnen gerade schon genannt. Alle Methoden müssen in der Praxis bestehen. Was hilft mir die reinste Kapitalmarkttheorie, wenn ich bei der Anwendung im realen Leben an der Börse damit mein Geld verliere? Und zweitens: Alles ist relativ. Das klingt sehr philosophisch, doch sie werden schnell merken, was ich damit meine. Wenn die Kurse an das äußere Bollinger-Band stoßen, dann kann ich nur die Aussage treffen, dass die Kurse entweder relativ hoch oder relativ niedrig sind. Den Absolutheitsanspruch gibt es an der Börse nicht, den wird es nie geben. Das heißt nun für mich als Trader oder Anleger, dass, wenn der Kurs im Verhältnis zum Standard relativ niedrig ist, ich nun eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit habe, dass die Kurse wieder steigen werden. Entsprechend muss ich mich bei einem Kauf positionieren. Denn obwohl die Kurse zwar relativ niedrig sind, kann es durchaus so kommen, dass die Kurse noch weiter fallen. Erst wenn wir bei null angekommen sind, dann sind sie absolut niedrig.
TI: Im Rückblick: Hätten Sie sich diesen Erfolg Ihrer Bollinger-Bänder, die heute zum Standardwerkzeug eines jeden Technischen Analysten gehören, je träumen lassen?
JB: Ich für mich wusste damals, dass ich mit diesen Bändern ein sehr gutes Analysetool gefunden hatte. Dass aber 20 Jahre später die Bollinger-Bänder in jeder Chart-Software zum Standard gehören würden, das wirklich nicht. Aber es macht mich stolz. Und außerdem ist es sehr interessant. Auf solchen Shows wie hier in New York auf der Online Trading Expo kommen Anleger auf mich zu und erzählen mir, wie sie die Bänder in ihr Trading einfließen lassen. Und zwar mit Methoden, an die ich selber nicht mal im Entferntesten gedacht habe.
TI: Was interessiert Anleger am meisten?
JB: Die meisten machen der Fehler, dass sie auf der Suche nach dem totalen mechanischen System sind, durch das sie von weiteren Entscheidungen befreit werden. Doch wie gesagt, an der Börse ist alles relativ.
TI: Was raten Sie also zum Beispiel den Teilnehmern an ihren Seminaren?
JB: Sie haben den Satz bestimmt schon oft gehört, aber ich werde ihn trotzdem noch einmal erwähnen, weil er existenziell ist: Jedes System muss auf die eigene Persönlichkeit abgestimmt sein. Da draußen gibt es Hunderte von sehr gut funktionierenden Systemen, aber sie funktionieren nur gut mit ihrem Erfinder. Jemand anderer, der versucht, dieses System zu adaptieren, wird auf lange Sicht nicht erfolgreich sein. Denn das System ist nicht auf seine Persönlichkeit abgestimmt, und sobald der Anwender anfängt, Veränderungen an dem System vorzunehmen, um sich damit wohler zu fühlen, versagt das System. Ergo, ich rate jedem sich am Anfang mit den Grundlagen der Technischen Analyse und vor allem den Bollinger-Bändern (lacht) vertraut zu machen, um dann die Werkzeuge auszuwählen neben den Bollinger-Bändern, mit denen er auch zurecht kommt. Dazu bedarf es ein wenig Übung, und zudem ist es ein fortlaufender Prozess. Auch ich verwende heute ganz andere Analysetools als noch vor 20 Jahren. Außer den Bollinger-Bändern natürlich (grinst).
TI: Sind Sie selber in dem Märkten noch aktiv?
JB: Die ganzen Seminare, Newsletters oder Vorträge mache ich nur, um ein wenig Abwechslung in meinen Alltag zu bringen. Ansonsten sind wir weiterhin hauptsächlich aktiv im Managen unserer Kundengelder. Denn egal in welcher Börsenlage wir uns befinden, es gibt immer interessante Länder, Sektoren und Einzelwerte, und es macht sehr viel Spaß, diese ausfindig zu machen. Nehmen wir den US-Tabaksektor im vergangenen Jahr, der absolute Outperformer, während der Gesamtmarkt im Minus lag. Zwölf Monate vorher wollte keiner mehr etwas von Tabak wissen, bedingt durch die katastrophale Nachrichtenlage und die bevorstehenden Milliardenklagen. Einige Investmenthäuser hatten die Tabakfirmen sogar von ihrer Research-Liste gestrichen.
TI: Okay, und wie finden Sie die richtigen Sektoren und Aktien?
JB: Ich bin mit der Volatilität aufgewachsen, und dem Prinzip bleibe ich weiter treu. Es lässt sich nun mal nur dort Geld bewegen, wo sich etwas bewegt. Also versuche ich die Märkte und Aktien zu finden, wo sich etwas tut. Sei es im positiven oder aber auch im negativen Sinne, denn man kann ja auch die Short-Seite einnehmen. Und die Bollinger-Bänder sind nun mal eines der besten Mittel, um genau diese ausfindig zu machen. Natürlich nutze ich auch noch andere Methoden, um richtige Trends ausfindig zu machen. Doch auch diese basieren auf der └Bewegungslehre⌠. Jetzt ist die Zeit zu kurz, um im Detail darauf einzugehen. Aber wenn sich jemand näher dafür interessiert, dann findet er hilfreiche Anleitungen auf meiner Homepage www.bollingerbands.com. Und demnächst erscheint in der neuesten Metastock-Version ein Bollinger-Trend-Indikator mit zusätzlichen Expertenkommentaren.
TI: Herr Bollinger, wir danken Ihnen für das Gespräch
Директорская
 

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