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Interview mit .........

14.06.05 23:06
Re: Interview mit .........
 
LAD1 Гадкий СПЕКУЛЯНТ
LAD1
в ответ LAD1 07.06.05 20:38, Последний раз изменено 14.06.05 23:08 (LAD1)
Martin Pring - Börsenlegende mit Humor
von TI Redaktion, 14.06.2001, 1166 Zugriffe


TI: Martin, Sie haben in den vergangenen Jahrzehnten sehr viel für den Bereich Technische Analyse getan, vor allem durch Ihre Studien im Bereich der Momentum-Analyse. Wie hat das eigentlich alles angefangen?
MP: Das war 1969. Ich arbeitete damals bei einer kleinen kanadischen Broker-Firma. In deren hervorragend ausgestatteter Bibliothek fand ich ein Buch von Robert Edwards und John Magee über die Chartanalyse, und diese ließ mich vom ersten Tag an nicht mehr los. Ich fraß mich sprichwörtlich in die Technische Analyse ein. Ich verschlang jedes Buch, das ich in die Finger bekam. Hinzu kam, dass das fundamentale Research der Firma einfach unglaublich schlecht war und ich mich mit der Zeit mehr und mehr auf meine eigenen Ergebnisse aus der Chartanalyse verließ.
TI: Wie ging es dann weiter?
MP: So um die 1974 schickte mir einer meiner Kunden einen Newsletter, welcher bei institutionellen Kunden sehr hoch angesehen war. Das war damals die Zeit, als die Inflationsraten durch die Decke gingen und die Zinsen unglaublich hoch waren. Dieser Newsletter leistete eine wundervolle fundamentale Arbeit, um diese Situation zu analysieren und zu interpretieren. Doch der Technische Analyse-Teil war einfach nur zweitklassig. Ich dachte damals, dass es wirklich peinlich sei für eine solch großartige Publikation, ihren Kunden solch minderwertige Informationen zu bieten. Also schrieb ich meinen Kunden an und fragte, ob sie nicht an einer fundierten Beratung im Bereich der Technischen Analyse interessiert seien. Kurze Zeit später wurde ich dann nach Montreal eingeladen, und mir wurde ein Job angeboten. So kam es, dass ich schließlich von Toronto nach Montreal umzog.
TI: Mit welchen Mitteln haben Sie damals gearbeitet? Es gab ja noch keine elektronischen Rechengeräte, geschweige denn Computer.
MP: Stimmt, das ist heutzutage beinahe unvorstellbar. Aber ich habe damals die Kurse aus der Zeitung abgeschrieben und alles auf graphischem Millimeterpapier eingezeichnet. Etwas später fingen wir an, in der Universität von Montreal Lochkarten zu stanzen. Kein Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten durch Computer und moderne Börsen- bzw. Chart-Software. Trotz dieser im Vergleich zu heute widrigen Umstände hatte ich aber in dem neuen Job eine unglaubliche Freiheit und auch genügend Zeit, um meine eigenen technischen Studien voranzutreiben, neue Indikatoren zu entwickeln und die Grundlagen für meine heutigen Trading-Strategien zu legen. Ich war damals einer der ersten Analysten, die sich mit der technischen Analyse von Bond- und Goldpreisen beschäftigten √ mit durchaus großem Erfolg.
TI: Dann lag ja ein eigener Börsenbrief recht nahe, oder?
MP: Richtig, das war 1984. Das Management der Research-Firma bot mir seine gesamte Unterstützung an, und so startete ich meinen täglichen "Market-Letter", der in der Finanz-Community sehr gut aufgenommen wurde. Kurze Zeit später kam der Verlag McGraw/Hill auf mich zu und fragte, ob ich nicht Lust hätte, ein Buch zu schreiben. Ich war begeistert, und mein erstes Buch "Technical Analysis explained" entstand. So bin ich dann aus der Trading- immer mehr in die "Educational"-Ecke hineingekommen, was mir sehr viel Spaß bereitet.
TI: 1987 √ wie haben Sie damals den Crash erlebt?
MP: Ich betreute damals einen dänischen Fonds und überlebte den großen Rutsch völlig unbeschadet. Ich war "long in Cash". Nur meine Gold-Position, die am Montag noch herrlich im Plus lag, wurde am Dienstag ebenfalls ziemlich rasiert.
TI: Wieso waren Sie long in Cash, also kaum investiert?
MP: Der Markt hat frühzeitig eindeutige Signale gegeben, dass das Ende der Fahnenstange erreicht war. Im Vorfeld kam es zu Trendlinienbrüchen, die Indikatoren waren maßlos divergenzig, und auch das Sentiment wie Put/Call-Ratio wies stark negative Tendenzen auf. Vor allem die Intermarket-Analyse, mit der ich mich damals sehr intensiv beschäftigte, produzierte viele Warnzeichen.
Dass das Ergebnis so heftig ausfallen würde, kam dann aber doch für alle sehr überraschend.
TI: Was hat sich seit 1969 in Ihrem Trading- oder Analyseansatz verändert?
MP: Eigentlich steht die Aussage im Widerspruch. Über die Jahre hinweg ist der Anlagehorizont der Anleger immer kurzfristiger geworden. Das hängt vor allem mit der technologischen Entwicklung zusammen. Informationen werden für jeden ständig schneller zugänglich. Immer leistungsfähigere Computer helfen, diese Informationen ebenso schnell auszuwerten. Und so weiter. Dennoch tendieren meine langfristigen Indikatoren dazu, immer zuverlässiger zu arbeiten.
TI: Haben sich die Märkte also grundlegend verändert?
MP: Im Gegenteil. Wenn man sich historische Charts betrachtet, egal in welcher Zeitperiode, wird man feststellen, dass dieselben Muster immer wieder auftreten. Wie gesagt, die Märkte an sich haben sich kaum geändert. Mehr die Menschen, die Marktteilnehmer an sich. Der Aktienmarkt ist für viele eine Art Volkssport geworden. Das meine ich nicht negativ. Nur dadurch wird der Markt noch mehr von "intuitiver" Massenpsychologie getrieben. Und diese Massen verhalten sich gleichmäßiger und sind auch berechenbarer als die geringere Profiansammlung vorher.
TI: Eins zu null für die Technische Analyse?
MP: Mit Sicherheit. Fundamentale Gründe spielen bei Kursbewegungen immer weniger eine Rolle, da die immer größer werdende Masse die Kurse dahin treibt, wohin die Masse "meint", die Kurse treiben zu müssen √ im positiven wie im negativen Sinne. Und diese Bewegungen, diese psychologischen "Schwingungen", lassen sich nur noch mit Instrumenten aus der Technischen Analyse fassen und bewerten.
TI: Emotionen sind demnach der Heil- oder Unglücksbringer für den Börsenerfolg. Wie bekommt der Anleger seine Emotionen am besten unter Kontrolle?
MP: (lacht) Lesen Sie meine Bücher. Nein, im Ernst. Jeder Anleger muss sich von Anfang an klar machen, dass allein seine eigenen Emotionen über den Erfolg oder den Misserfolg an der Börse entscheiden. Nichts anderes, keine besondere Researchmethode und kein spezieller Tradingansatz. Wenn er das verstanden hat, dann ist ein ganz entscheidender Schritt in Richtung Anlageerfolg getan.
TI: Das hört sich leichter an, als getan, oder?
MP: Absolut richtig. Seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen ist der erste, der entscheidenste, aber auch der schwierigste Teil auf dem Weg zum Börsenerfolg. Ein ganz wichtiger Fakt, um seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen, ist daher ein System oder einen Handelsplan zu entwickeln, mit dem man sich 100-prozentig wohl fühlt. Ein Anleger befolgt doch nur ein Kaufsignal, wenn er dem System vertraut, wenn er es in- und auswendig kennt und er es auf Herz und Nieren getestet hat. Dass er es selbst dann befolgt, wenn die Kurse fallen und das System trotzdem irgendwann ein Kaufsignal generiert, auch wenn sein Bauch ihm vielleicht genau das Gegenteil sagt.
TI: Gibt es noch ein paar Tricks, Emotionen zu besiegen?
MP: Der Mensch ist getrieben von Angst und Gier, das ist bekannt. Ein kleiner Trick von mir ist, dass ich, nachdem ich eine Position eingenommen habe, diese nicht weiter verfolge. Mein Computer warnt mich, wenn der Wert kurz vor dem Erreichen seines Kurszieles oder seines Stopps liegt, und vielleicht schau ich noch mal zwischendrin kurz rein. Aber ich verfolge nicht mehr jeden Trade Tick für Tick, um dann in die Versuchung zu kommen, noch mal nachzukaufen, wenn es gut läuft. Das hat mir sehr geholfen. Aber letzten Endes gibt es nur ein Heilmittel, um Emotionen unter Kontrolle zu halten √ Disziplin, Disziplin, Disziplin. In jedem anderen Gebiet √ vom Leistungssport bis hin zum Militär √ ist Disziplin die Grundlage für den Erfolg. Und das gilt erst recht für die Börse.
TI: Was sind die wichtigsten Komponenten bei der Entwicklung eines Handelsplanes?
MP: Einfachheit und Kontinuität. Je einfacher das System ist, je besser ich es verstehe, um so eher bin ich auch bereit, dem Plan zu folgen. Außerdem sollte das System auch so angelegt sein, dass man nicht auf den "Home-run" setzt, sondern vielmehr auf Dauerhaftigkeit achtet. Hier ein paar Gewinne, dort ein paar, das bringt viel mehr, als auf den Jack-pot zu warten. Ein oft unterschätzter Punkt ist auch der Umgang mit Verlusten. Das geht auch wieder Richtung Einfachheit. Vor allem Anfänger erliegen der Versuchung, einen Plan zu entwickeln, der 100prozentig funktioniert. Auf diesem Wege wird das System groß, schwierig und am Ende undurchschaubar. Doch an der Börse gab es noch nie ein immer funktionierendes System, und das wird es auch nie geben. Dies muss sich jeder von Anfang an bewusst machen. Und erst wenn die Bereitschaft vorhanden ist, auch mal Verluste zu realisieren, wenn die Einsicht vorhanden ist, dass Verluste nun mal zum Tradingalltag gehören, dann ist der Weg frei zum Erfolg. Dann ist man auch mental bereit, ein einfaches System mit einer guten Wahrscheinlichkeit zu entwickeln und auch zu befolgen.
TI: Wenn in einem ihrer Seminare ein Anfänger fragt, mit was er beginnen soll, was antworten Sie dann?
MP: Die Grundlage zu allem sind Charts. Preismuster, Formationen oder Trendlinien, das sollte jeder als Basis in seinem Gepäck haben. Von dort aus ist es dann eine Frage der Persönlichkeit. Ich mag zum Beispiel überhaupt nicht die ganze Elliot-Wave-Theorie. Aber das trifft nur auf mich ganz persönlich zu. Jemand anderes kommt damit vielleicht sehr gut zurecht. Technische Analyse hat im Endeffekt sehr viel mit Philosophie zu tun. Sie ist mit den Religionen zu vergleichen. Welche Philosophien, welche Weltanschauungen die einzelnen Religionen auch vertreten mögen, am Ende steht doch überall etwas sehr ähnliches √ Himmel, Erleuchtung, Erlösung. Wege gibt es viele. So ist es auch bei der Technischen Analyse. Wenn du dich mit Wellenzählen wohlfühlst, benutze es, wenn du gerne Fibonacci-Zahlen benutzt, verwende diese. Und wenn du das Momentum am meisten bringt, nimm das Momentum. Es ist schon erstaunlich, wie mit ein und derselben Methode manche Leute richtig Geld machen und andere ihr letztes Hemd verlieren. Jeder muss seinen ganz eigenen persönlichen Weg suchen und finden. Das bedeutet am Anfang sehr viel lesen und ausprobieren. Aber auch wenn ein Weg dann mal eingeschlagen wurde, kann sich dieser mit der Zeit noch verändern. Selbst ich versuche noch, jedes Buch zu verschlingen, was ich in die Hände bekomme, nehme gute Hinweise und Tricks auf und verändere so meinen Weg immer wieder ein bisschen. Letzten Endes wollen wir doch alle dasselbe: Erfolg. Im Beruf, im Privatleben und an der Börse. Es gibt gewisse Regeln, an die man sich halten muss. Doch dann muss jeder seinen Weg finden. Dieser Weg besteht darin, dass man verschiedene Erfolgskomponenten, die bei anderen funktionieren, für sich selber testet, vielleicht ein wenig umwandelt und dann umsetzt. Ein Beispiel: In einem Buch beschreibt ein erfolgreicher Händler, wie hervorragend seine Methodik mit einer einfachen Divergenz im Indikator ist. Sie testen das, stellen aber fest, dass Sie mit einer einfachen Divergenz nicht zurecht kommen. Aber eine doppelte Divergenz passt dagegen optimal. Das meine ich mit "es gibt zwar viele gute Wegweiser, doch jeder muss dann den eigenen Weg finden". Im Leben und an der Börse gibt es keinen "Heiligen Gral".
TI: Dann haben die teilweise sehr populären "Black-Box-Systeme" auch keine Existenzberechtigung?
MP: Genau. Hier werden die Leute zwar an die Hand genommen, aber sie übernehmen praktisch keine Verantwortung für das, was sie tun. Und das ist ein wirklich essentieller Punkt. Erst wenn die Einsicht vorhanden ist, dass man nur selbst die Verantwortung für sein Tun übernehmen kann, kann man erfolgreich an der Börse spekulieren. Ich glaube nicht, dass man diese Verantwortung auf ein Black-Box-System übertragen kann und sollte. Da investiert man sein Geld besser in ein Chartprogramm und in eine fundierte Ausbildung im Bereich der Technischen Analyse.
TI: Kommen Sie selbst überhaupt noch zum Handeln?
MP: Kaum noch. Meine Aktivitäten haben sich immer mehr in Richtung Ausbildung verschoben √ Bücher schreiben, Seminare geben oder Vorträge halten. "Trading is a business", dieser Satz ist sehr wichtig. Zudem √ je kürzer der Anlagehorizont ist, umso mehr Zeit müsste ich für das Trading aufwenden. Und die habe ich durch meine anderen Aktivitäten kaum noch. Daher beschränke ich mich auf langfristige Strategien. Zudem hatte ich im letzten Jahr im November eine sechsfache Bypass-Operation. Das hat einen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, und spätestens seitdem mache ich fast nur noch das, was mir wirklich Spaß macht. Wie zum Beispiel hier mit euch im Pool zu liegen und ein Interview zu geben. Das habe ich noch nie gemacht, und ich finde es total lustig.
TI: Martin, vielen Dank für dieses Gespräch.
Quelle: Technical Investor Nr.3, Okt. 2000, S. 44
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