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DAX

31.07.07 09:26
Re: DAX
 
  blackalex свой человек
31.07.2007 08:32
Gerüchte, Geschichten und die Hausse
von Detlev Landmesser
Ist es Ihnen auch aufgefallen? In den vergangenen Wochen haben sich die kursbewegenden Gerüchte unnatürlich gehäuft. Wie ein Börsengerücht entsteht, sich verbreitet - und wie es wirkt.
Kaum ein Handelstag im Juli verging, ohne dass eine neue - pardon - Sau durchs Dorf getrieben wurde, zuletzt sogar fast täglich der ein oder andere Dax-Konzern. Doch seit es an der Börse bergab geht, ist die Gerüchtemaschinerie weithin verstummt.
Fast drängt sich der Eindruck auf, von interessierter Seite sei kreativ versucht worden, den Dax bei seiner Rekordjagd zu unterstützen. Doch fernab von Verschwörungstheorien √ eine solche Häufung marktbewegender Gerüchte könnte ein Anzeichen davon sein, dass eine Aufwärtsbewegung in eine Reifephase eingetreten ist.
Beispiel 9. Juli. An diesem Montag brannte ein wahres Feuerwerk von Übernahmegerüchten ab, die nicht weniger als drei Dax-Titel betrafen. Der Dax schaffte daraufhin fast sein altes Hoch, bevor ihm dann doch die Puste ausging. BASF war angeblich konkret im Visier von Hedge-Fonds, für Infineon wollte Hynix angeblich 18,50 Euro je Aktie bieten, und bei RWE wurde der französische Versorger EdF als Interessent genannt, der 90,28 Euro pro Aktie hinblättern wolle.
Es zeigt sich aber zugleich, dass Marktgerüchte durchaus einen Funken Wahrheit enthalten können: Am selben Tag wurde die Depfa-Aktie von dem Gerücht getrieben, der franko-belgische Konkurrent Dexia wolle 20,10 Euro je Depfa-Aktie zahlen √ damals war die Aktie noch unter 14 Euro zu haben. Genau zwei Wochen später aber kam die deutsche Hypo Real Estate tatsächlich mit einem Gebot von 6,80 Euro in bar und 0,189 eigenen Aktien. Rechnerisch entsprach das zu diesem Zeitpunkt allerdings "nur" 16,14 Euro pro Depfa-Aktie.
Wie ein Gerücht entsteht
Woher das Gerücht stammte, und ob der wahre Kern Zufall war? Richtig, das werden wir - auch die Journalisten - wohl nie erfahren. Denn wo eine Informationskette ihren Ausgang nimmt, lässt sich naturgemäß selten nachweisen. Häufig vermuten Händler "angelsächsische Adressen" als Urheber √ angesichts des Übergewichts des Finanzplatzes London oder gar der Wall Street könnte diese Zusatzinformation aber auch ein möglicherweise willkommener Treibsatz sein.
Erfahrungsgemäß entbehren die meisten Marktgerüchte jeder Substanz. Das kann Missverständnisse als Ursache haben, liegt aber in den allermeisten Fällen schlicht daran, dass die Falschmeldung von interessierter Seite gestreut wird. Urheber sind im Zweifel die, die an vorhersehbaren Kursbewegungen und erhöhten Umsätzen verdienen. Bei professionellen Händlern und Maklern ist man da wohl nicht ganz an der falschen Adresse. Insbesondere lassen sich solche "Finanzkreise" als Urheber vermuten, wenn gar konkrete Übernahmepreise kolportiert werden
Börsengerüchte können aber aus allen möglichen Quellen stammen, vor allem auch "aus dem Umfeld" von Unternehmen oder so genannten Unternehmenskreisen, wie etwa Nachrichtenagenturen die Informationen aus dem Top-Management eines Unternehmens umschreiben.
Wie sich ein Gerücht verbreitet
Wie aber pflanzt sich ein Gerücht fort? "In den Handelssälen wird viel erzählt", weiß eine Händlerin - Klatsch und Tratsch auf Börsianisch sozusagen. Und was schon auf dem Schulhof galt, gilt auch im Gespräch mit den Kunden, denen die Sales-Händler schließlich etwas verkaufen müssen: Wer was (zu erzählen) weiß, gilt etwas.
Entsprechend werden die Gerüchte auch von Marktteilnehmern weiter verbreitet, die selber gar nicht daran glauben. Dabei werden auch inoffizielle, persönliche Verbindungen genutzt, nach dem Motto: "Habt ihr auch schon gehört... und was weißt du?" Nur schnell muss es gehen, denn andere werden auch nicht lange fackeln, um die Information möglichst in klingende Münze umzusetzen.
Den Rest besorgen die Finanz-Nachrichtenagenturen √ sie rufen bei den Händlern an, um Gründe für eine Kursbewegung zu finden √ spätestens mit deren entsprechender Meldung hat sich das Gerücht über den ganzen Markt ausgebreitet.
Wie ein Gerücht wirkt
Übrigens finden die wenigsten Marktgerüchte den Weg in die Öffentlichkeit √ die meisten sind nämlich so fantasielos, dass sie von den Profis ignoriert werden.
Um kursbewegend zu sein, muss ein Gerücht plausibel klingen, ohne abgedroschen zu sein. Mit den 500sten Übernahmegerücht um die Commerzbank wird der Urheber sehr wahrscheinlich scheitern. Mehr Erfolg hat er, wenn er mit dem Gerücht die gegenwärtige Marktstimmung trifft, das heißt bestehende Erwartungen, Ängste oder Wünsche bestätigt.
Und wenn der Lohn nur in einem paar Cent Kursbewegung besteht - wer rasch genug "ein Gerücht handelt", verdient daran. Ein Privatanleger, der nicht auf einen Nachrichtenticker und ein Realtime-Kurssystem zurückgreifen kann, hat demgegenüber keine Chance.
Manche Dinge werden sich an der Börse eben nie ändern. Unsterblich bleibt daher wohl auch dieses Bonmot aus dem unerschöpflichen Fundus des Gentleman-Spekulanten André Kostolany (1906-99): "Ein Börsianer darf, wenn es sich um Börsengerüchte handelt, nicht einmal seinen eigenen Vater trauen!"
 

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