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Sanitätsoffizier - Офицер санитарии
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gadacz патриот
в ответ gadacz 12.06.09 09:25, Последний раз изменено 29.08.09 14:23 (gadacz)
Aus PNN-online: 15.09.2005 http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/15.09.2005/2055513.pnn
KulTOUR
"Ich verkaufe nicht, ich verschenke!"
Auf den Spuren des Meisters der Volkskunst, Wladimir Borisowitsch Amokow
Beelitz-Heilstätten - Der namenlose Heros bröckelt. Er ist vier Meter hoch, zwei Meter breit, hält in der Linken seine Krankentrage wie einen Speer, die Rechte ruht auf der Sanitätstasche. Vor der Brust eine MPi, am Gürtel eine Handgranate, unübersehbar. Entschlossen sucht sein Blick eine ferne, bessere Zukunft, doch die ist in Beelitz-Heilstätten inzwischen Geschichte.
Wohin mit dem Helden aus schlechtem Beton auf einem Rund, das keiner haben will? Wegtun geht nicht, wegen der Verbindlichkeit von Geschichte. Restaurieren geht auch nicht, zu teuer, und vor allem, für wen? Wladimir Borisowitsch Amokow, von 1976 bis 1994 Militärarzt in Heilstätten, Jüterbog und Chemnitz, hatte den "Sanitäts-Offizier" irgendwann in den 70er oder 80er Jahren geschaffen und nahe des heute denkmalgeschützten Heizhauses aufgestellt.
Der Truppenabzug, so Bürgermeister Wardin, sei 1994 allerdings chaotisch verlaufen, Äskulaps waffenstarrender Jünger durfte nicht mit. Jüngst aber gab es aus Russland eine Anfrage, was aus dem Koloss geworden sei. Man antwortete höflich. Als sich dann eine 99-jährige Dame aus Potsdam auch noch nach Amokow erkundigte, war es Zeit zum Handeln. Man entschloss sich, zum "Tag des offenen Denkmals" zusammenzutragen, was der heute in Moskau lebende Arzt, seit 1975 ein "Meister der Volkskunst", danach mit Titeln wie "Laureat des Allunionsfestivals des künstlerischen Volksschaffens der UdSSR" und "Meisterkönner" geehrt, sonst noch erschuf. Nicht wenig, nicht viel. Die Ausstellung im Heizhaus zeigte eine Serie sehr hübscher Applikationen von Volksmotiven aus seiner Burjatischen Heimat, welche sogar den ungläubigen Harry Heyink, künstlerischer Direktor der eben in den Heilstätten beendeten Europäschen Akademie und Konzept-Art-Fan, beeindruckten: Eine tanzende Frau mit Schlange, ein Schamane in Trance, anderes.
Daneben sah man Wandreliefs, ein Weib mit wehendem Haar, von Hermann Strübing (Brück) nach einem Motiv Amokows in Holz geschnitzt, "Drei Freunde", zwei Buben mit Hund, und die dynamische Gruppe "Vater Mutter Kind" nebst grafischer Vorlage, in Rot. Originale des Laureaten, der nicht verkauft, nur verschenkt und von seiner Renaissance in Heilstätten noch gar nicht weiß. Eine kleine Dokumentation vervollständigte die Ausstellung. Schön, wenn man das Fremde als etwas Eigenes befragt.
Gerd Ohligschläger vom Beelitzer Stadthaus gestaltete den Raum mit Sorgfalt und Gunst. Man setzt auf "sensiblen Umgang mit dem Erbe". Vieles sei ja noch gar nicht erforscht, von einigen Fundstücken (das Relief "Mutter und Kind") wisse man nicht, ob sie von Amokow seien. Eingebettet war diese erfreuliche Pioniertat einerseits in das diesjährige Denkmal-Thema "Krieg und Frieden". Zum anderen bereitet sie etwas Gößres vor: In Kooperation mit den Konversionsstandorten Rangsdorf und Kummersdorf-Gut arbeitet man an einer umfangreichen Dokumentation, darin auch dieser Volkskünstler seinen Platz beanspruchen darf. Sie soll die "russische Zeit" hierzulande in "Europäische Kultur-, Technik- und Sozialgeschichte" einbinden, mithin "Friedensbotschaften aus Militärobjekten" senden.
Vielleicht erlebt es der bröselnde Beton-Genosse noch? Eine Renovierung würde so viel kosten wie seine zweite Geburt in besserem Beton. Doch "Tempora mutantur": Ausgerechnet die Seinen hatten das letzte Jolka-Fest auf deutschem Boden schon zu Ehren des Zaren begangen.
KulTOUR
"Ich verkaufe nicht, ich verschenke!"
Auf den Spuren des Meisters der Volkskunst, Wladimir Borisowitsch Amokow
Beelitz-Heilstätten - Der namenlose Heros bröckelt. Er ist vier Meter hoch, zwei Meter breit, hält in der Linken seine Krankentrage wie einen Speer, die Rechte ruht auf der Sanitätstasche. Vor der Brust eine MPi, am Gürtel eine Handgranate, unübersehbar. Entschlossen sucht sein Blick eine ferne, bessere Zukunft, doch die ist in Beelitz-Heilstätten inzwischen Geschichte.
Wohin mit dem Helden aus schlechtem Beton auf einem Rund, das keiner haben will? Wegtun geht nicht, wegen der Verbindlichkeit von Geschichte. Restaurieren geht auch nicht, zu teuer, und vor allem, für wen? Wladimir Borisowitsch Amokow, von 1976 bis 1994 Militärarzt in Heilstätten, Jüterbog und Chemnitz, hatte den "Sanitäts-Offizier" irgendwann in den 70er oder 80er Jahren geschaffen und nahe des heute denkmalgeschützten Heizhauses aufgestellt.
Der Truppenabzug, so Bürgermeister Wardin, sei 1994 allerdings chaotisch verlaufen, Äskulaps waffenstarrender Jünger durfte nicht mit. Jüngst aber gab es aus Russland eine Anfrage, was aus dem Koloss geworden sei. Man antwortete höflich. Als sich dann eine 99-jährige Dame aus Potsdam auch noch nach Amokow erkundigte, war es Zeit zum Handeln. Man entschloss sich, zum "Tag des offenen Denkmals" zusammenzutragen, was der heute in Moskau lebende Arzt, seit 1975 ein "Meister der Volkskunst", danach mit Titeln wie "Laureat des Allunionsfestivals des künstlerischen Volksschaffens der UdSSR" und "Meisterkönner" geehrt, sonst noch erschuf. Nicht wenig, nicht viel. Die Ausstellung im Heizhaus zeigte eine Serie sehr hübscher Applikationen von Volksmotiven aus seiner Burjatischen Heimat, welche sogar den ungläubigen Harry Heyink, künstlerischer Direktor der eben in den Heilstätten beendeten Europäschen Akademie und Konzept-Art-Fan, beeindruckten: Eine tanzende Frau mit Schlange, ein Schamane in Trance, anderes.
Daneben sah man Wandreliefs, ein Weib mit wehendem Haar, von Hermann Strübing (Brück) nach einem Motiv Amokows in Holz geschnitzt, "Drei Freunde", zwei Buben mit Hund, und die dynamische Gruppe "Vater Mutter Kind" nebst grafischer Vorlage, in Rot. Originale des Laureaten, der nicht verkauft, nur verschenkt und von seiner Renaissance in Heilstätten noch gar nicht weiß. Eine kleine Dokumentation vervollständigte die Ausstellung. Schön, wenn man das Fremde als etwas Eigenes befragt.
Gerd Ohligschläger vom Beelitzer Stadthaus gestaltete den Raum mit Sorgfalt und Gunst. Man setzt auf "sensiblen Umgang mit dem Erbe". Vieles sei ja noch gar nicht erforscht, von einigen Fundstücken (das Relief "Mutter und Kind") wisse man nicht, ob sie von Amokow seien. Eingebettet war diese erfreuliche Pioniertat einerseits in das diesjährige Denkmal-Thema "Krieg und Frieden". Zum anderen bereitet sie etwas Gößres vor: In Kooperation mit den Konversionsstandorten Rangsdorf und Kummersdorf-Gut arbeitet man an einer umfangreichen Dokumentation, darin auch dieser Volkskünstler seinen Platz beanspruchen darf. Sie soll die "russische Zeit" hierzulande in "Europäische Kultur-, Technik- und Sozialgeschichte" einbinden, mithin "Friedensbotschaften aus Militärobjekten" senden.
Vielleicht erlebt es der bröselnde Beton-Genosse noch? Eine Renovierung würde so viel kosten wie seine zweite Geburt in besserem Beton. Doch "Tempora mutantur": Ausgerechnet die Seinen hatten das letzte Jolka-Fest auf deutschem Boden schon zu Ehren des Zaren begangen.
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