Deutsch
Germany.ruГруппы → Архив Досок→ Биржа & Форекс

Interview mit .........

10.06.05 23:50
Re: Interview mit Marc Lorünser und Andreas Maier
 
LAD1 enthusiast-вечный
LAD1
в ответ LAD1 07.06.05 20:38, Последний раз изменено 10.06.05 23:54 (LAD1)
Pioniere des Daytrading
von TI Redaktion, 10.09.2001, 2222 Zugriffe
Jung, dynamisch, erfolgreich √ auf die beiden jungen Männer, die bei uns im Interview gegenüber sitzen, trifft diese Beschreibung bestens zu. Als Marc Lorünser und Andreas Maier 1994 mit dem Day-Trading starteten, wussten die meisten von uns noch nicht einmal, was das überhaupt ist. Das in FinanzBuch Verlag erschienene Buch der beiden Bregenzer wurde innerhalb kürzester Zeit zum Kult-Buch und Beststeller der Trading-Szene. Was ist Day-Trading genau, welche Voraussetzungen muss ein Anleger mitbringen, wie schmal ist der Grat zwischen Erfolg und Misserfolg. Auf den nächsten Seiten geben Marc Lorünser und Andreas Maier einen tiefen Einblick in ihre Geheimnisse. Das Wichtigste verraten wir sofort: Erfolgsgarant Nummer 1 ist der Spaß-Faktor. Doch lesen Sie selbst.


TI: Ihr zählt zu den Pionieren des Day-Trading im deutschsprachigen Raum. Doch bevor wir in die Materie tiefer einsteigen: Was habt Ihr vorher gemacht?
ML: Der Andreas Maier und ich, wir haben beide Anfang der 90er-Jahre im Casino Austria gearbeitet. Dort haben wir uns auch kennen gelernt. Aber das klingt jetzt schlimmer, als es war. Ich war auf der technischen Seite und der Andreas auf der administrativen Seite. Mit dem Spielbetrieb hatten wir gar nichts zu tun. Wichtig: Wir sind keine Zocker.
AM: Im Gegenteil, dadurch, dass wir jeden Tag miterlebt haben, was für einen Schaden das Glücksspiel anrichten kann, kamen wir selber nie in die Versuchung. Und das war auch die Grundlage für unsere Börsenkarriere.
TI: Erklärt mal kurz Euren Weg von den Anfängen bis hin zum professionellen Day-Trading.
ML: Ich denke, es war nicht viel anders, als bei anderen auch. Am Anfang gingen wir über unseren Bankberater. Aber wir hatten weder die Kurse noch die Ausführung unter Kontrolle. Einer erzählte uns sogar, dass es nicht möglich wäre, Limit-Orders zu platzieren. Über Verwandte von in Santa Barbara in Kalifornien bekamen wir dann mit, dass es in den USA ganz andere Möglichkeiten zum Traden gab.
AM: Also eröffneten wir unser erstes Konto, das war so um 1994, bei einem amerikanischen Broker. Zwar dauerte das ein paar Tage, da die US-Broker noch nicht eingestellt waren auf ausländische Kundschaft, aber schon bald konnten wir unsere ersten Orders platzieren, inklusive Limits. Natürlich war das Handling im Vergleich zu heute noch wesentlich komplizierter, aber das waren unsere Anfänge. Zudem bot das Traden in den USA eine Möglichkeit, die es bis heute noch nicht in Deutschland gibt, nämlich Aktien leer zu verkaufen.
TI: Nochmal einen Schritt zurück, wieso Day-Trading? Warum nicht wie normale Anleger eine Aktie kaufen, halten und auf eine langfristige positive Entwicklung setzten? Warum habt Ihr Euch in ein Metier begeben, das damals eigentlich nur Profis vorbehalten war?
ML: Ich denke, das ist eine Frage der Persönlichkeit. Natürlich waren unsere ersten Trades auch etwas längerfristig angelegt. Aber wir beide fühlen uns nun mal mit dem Tageshandel am wohlsten. Wir beide mögen dieses Übernacht-Risiko einer Position nicht. Wir haben zu oft miterlebt, wie das in die Hose gehen kann, Das Day-Trading entspricht eher meinem Naturell. Man kann es mit dem Weg der vielen kleinen Schritte vergleichen. Ich achte auf einen Ausbruchspunkt, und habe dann ein nicht so weites Ziel im Auge. Ist das erreicht, stelle ich meine Position wieder glatt. Natürlich kann es sein, dass ich später im selben Wert noch einmal handle, wenn wieder etwas passiert. Und außerdem, die Profis werden schon einen Grund haben, warum sie hauptsächlich Day-Trading machen √ nämlich weil es profitabel ist und im Vergleich auch weniger risikoreich.
AM: Wir sind einfach auch durch diese schnelllebige Zeit in das Day-Trading hineingewachsen. Als immer mehr private Anleger in die Märkte einstiegen, erhöhten sich die Umsätze, die Liquidität und die Kursschwankungen in einzelnen Aktienwerten enorm. So gab es Werte, die stiegen innerhalb von zwei Tagen von fünf auf 40 Dollar und standen drei Tage später wieder bei fünf. Als mittelfristiger Anleger hatte ich nichts von dieser Bewegung. Doch als Day-Trader konnten wir mit solchen extremen Markspositionen enorm profitieren.
TI: Wir war es auf der Methodik-Seite, wenn Ihr damals mit heute vergleicht. Hat sich da etwas geändert?
AM: Die Entwicklung war gewaltig, denn die ursprüngliche Auswahlmethodik war genau so, wie man sie nicht machen sollte. Blindes raten, dubios kombiniert. Gut war, dass wir 1997 in eine Phase hineinkamen, wo man nicht viel falsch machen konnte und oft zufällig richtig lag. Aber am Anfang verlief das etwa so, dass wir irgend etwas im Fernsehen gesehen oder in der Zeitung gelesen haben und uns dann dachten, na ja, das müssten wir dann halt mal kaufen.
ML: Eine sehr witzige Geschichte ist Boeing gewesen. Ich hatte im Fernsehen einen Bericht verfolgt, dass Boeing so viele Aufträge hat, dass die Arbeiter die nächsten zehn Jahre keinen Tag Freizeit haben werden. Dann bin ich zu Marc gegangen und habe gemeint, wir müssten unbedingt Boeing kaufen. Das taten wir dann auch. Zwei Wochen später stand die Aktie immer noch genau dort, wo wir sie gekauft hatten, während der Gesamtmarkt zehn Prozent besser gelaufen war.
AM: Dann kamen wir irgendwann zu der Einsicht, dass das nicht so weiter gehen kann. Durch die Gespräche mit anderen, vor allem in den Chatrooms für Day-Trader in Amerika, kamen wir dann mit den Grundlagen für Day-Trading, vor allem der Technischen Analyse in Kontakt. Wir haben uns in Amerika Bücher bestellt, weil Day-Trading damals in Deutschland ein noch völlig unbekanntes Gebiet war. Und so machten wir uns intensiv mit Systematiken, mit Regeln und mit den Werkzeugen der Technischen Analyse vertraut, ohne die ein ordentliches Day-Trading nicht möglich ist.
TI: Verwendet Ihr eigentlich automatische Handelssysteme oder seid Ihr mehr der Typ diskretionärer Händler?
ML: Nein, wir verwenden überhaupt keine automatischen Handelssysteme. Gute österreichische Handarbeit. Ich bin der Meinung, dass automatische Handelssysteme auf Dauer einen echten Trader nicht schlagen. Und überhaupt, wenn jemand ein funktionierendes Handelssystem gebaut hat, warum will er es dann verkaufen? Wenn man Bücher liest wie von Jack Schwager └New Market Wizards⌠, dann wird dort von erfolgreichen Tradern erzählt, nicht von erfolgreichen Handelssystemen.
TI: Aber es gibt durchaus über Jahre hinweg gut funktionierende Handelssysteme. Bei Future Truth, einem unabhängigen Systemtester in den USA, kann man Dutzende davon finden.
AM: Ich glaube, wir haben uns einfach zu wenig damit beschäftigt. Und außerdem geht es ja auch um etwas ganz anderes: den Spaß-Faktor. Ein automatisches Handelssystem, und sei es noch so erfolgreich, würde mir als Trader den Spaß aus meinem täglichen Tun verbannen. Den ganzen Tag nur dasitzen und warten, dass die Maschine endlich piept √ nein danke. Wie gesagt, ich krempel lieber jeden Tag die Ärmel hoch und verdiene mein Geld mit guter Handarbeit, denn dann habe ich auch Spaß daran.
TI: Das hieße ja, dass das Day-Trading als Quell der Freude betrachtet werden kann.
ML: Wenn jemand es nicht gerne tut, also keinen Spaß daran hat, und es nur tut, weil es gerade in ist, oder weil er denkt, damit in einem Jahr reich zu werden, dann sollte er es besser lassen. Day-Trading ist nicht nur ein Beruf, sondern schon irgendwie eine Berufung.
TI: Wie verhaltet Ihr Euch eigentlich, wenn der Spaß-Faktor verloren geht, nämlich in Verlustphasen der Börse?
AM: Da kommt dann das Risiko-Management ins Spiel, vor allem das mentale Risiko-Management. Ich persönlich halte es zum Beispiel so, dass, wenn ich drei Verlust-Trades hintereinander habe und den Markt völlig falsch eingeschätzt habe, dann höre ich auf für diesen Tag und mache irgend etwas anderes. Sport, lesen oder einfach nur abschalten. Passiert am nächsten Tag noch einmal dasselbe, dann mache ich drei Tage Pause. In dieser Zeit beschäftige ich mich zwar noch mit dem Markt, aber ich trade nicht mehr. Ich versuche vielleicht mehr in Ruhe zu analysieren, was falsch gelaufen ist. Zudem bietet mir meine Handelsplattform die Möglichkeit, Trades zu simulieren, so dass ich mich dann wieder langsam an den Markt herantasten kann, ohne Kapital zu riskieren.
TI: Das hört sich aber sehr wohl nach einem System an, nach dem Ihr handelt.
ML: Ja, ja, schon. Also es nicht so, dass wir, nur weil wir gerade Spaß daran haben, kaufen oder verkaufen. Vielmehr basiert der Erfolg im Day-Trading auf einem ganz strikten Regelwerk. Wir haben es nur nicht in einem Computer automatisiert, sondern disziplinieren uns selber, diese Regeln einzuhalten.
TI: Nach solch einer Verlustphase, wie steigt Ihr dann wieder in den Markt ein?
AM: Klein anfangen, lautet die Regel. Das Schlimmste, was man machen kann, ist nach einer Verlustphase wieder voll einzusteigen. Denn geht es dann wieder daneben, dann hat das gewaltige Auswirkungen auf die Psyche und man verkrampft schnell. Das sichere Ende jedes Day-Traders.
TI: Disziplin ist also alles?
ML: Richtig. Im Prinzip kann ich mich sogar über fünf Verlust-Trades hintereinander freuen, wenn ich mich dabei strikt an meinen Stopp gehalten habe. Denn kleine Verluste tun mir nicht weh, wenn ich auf Dauer größere Gewinne einfahre, sie sich durch die Einhaltung meines Regelwerkes ergeben. Der größte Feind ist nicht irgendein Market-Maker wie Merril Lynch, sondern das bin ich selbst. Im Kampf gegen die Gier und gegen die Hoffnung.
TI: Kann man diese Disziplin lernen, Gier und Angst im Zaum zu halten?
ML: Man muss nur oft genug auf die Schnauze gefallen sein, dann diszipliniert man sich schon von selbst. Oder man ist weg vom Fenster.
TI: Gab es ein Erlebnis in Eurer Karriere, das Euch gelehrt hat?
AM: Wir hatten ja das Glück, dass wir in einem Bullenmarkt gestartet sind. Es ging nur aufwärts und aufwärts und aufwärts. Alles war Gold. Dann im Frühjahr 1998, drehte der Markt, und wir merkten es nicht. Naja, dachten wir, das ist eine Erholungsphase über zwei, drei Tage, und wir waren weiterhin voll bullish eingestellt. In meiner damaligen Ignoranz und Blindheit hatte ich gar nicht gemerkt, dass diese Phase dann schon drei Wochen anhielt und ich fast 50 Prozent meines Kapitals verloren hatte.
ML: Wir waren einfach zu sehr gefangen in der Materie. Einen Fehler, den wir heute auch nicht mehr machen, denn es gibt auch ein Leben danach. Damals saßen wir teilweise zwölf Stunden vor dem Bildschirm und es gab Tage, da machten wir 50 bis 60 Trades am Tag.
AM: Wir waren mental gar nicht darauf vorbereitet, auch mal die Short-Seite einzugehen, also Aktien leer zu verkaufen. Bis dahin mussten wir das gar nicht tun. Wir waren also völlig blind, weil wir so bullish eingestellt waren. Wie gesagt, diese mentale Sperre hat uns fast das ganze Kapital gekostet.
ML: Es ist ein gewaltiger Lernprozess für einen Neuling im Day-Trading, dass er zwei Möglichkeiten hat √ Long und Short, kaufen und verkaufen. Aber wenn man das einmal mental verarbeitet hat, bieten sich gewaltige Möglichkeiten, denn es gibt nicht nur Ausbrüche nach oben, sondern ebenso nach unten. Man verdoppelt sozusagen seine Trading-Möglichkeiten.
AM: Man muss einfach verstehen, dass der Markt immer Recht hat. Wenn der Markt nach unten will, dann will er nach unten. Und ich sollte mich tunlichst nicht dagegen stellen, nur weil ich der Meinung bin, dass es jetzt wieder nach oben geht. Das Beste ist, man gibt sich den Bewegungen des Marktes einfach hin. Als Day-Trader habe ich diese Möglichkeit, als mittel- oder langfristiger Investor nicht.
TI: Dann wäre es doch eigentlich am besten, wenn man gar nicht wüsste, welche Aktie man gerade handelt? Man beobachtet einfach nur den Chart und handelt die Ausbrüche.
AM: Genau das machen wir auch. Wir sehen nur das Börsensymbol der Aktie und wissen meisten gar nicht, welcher Wert sich dahinter versteckt. Denn eigentlich ist es völlig uninteressant, wie die Firma heißt, wie lange es sie schon gibt und was sie macht. Wichtig ist doch nur, anhand des Charts und der Umsätze zu sehen, ob Kauf- oder Verkaufinteresse da ist, und sich dann entsprechend zu positionieren.
TI: Also ist es am besten, gar nicht zu wissen?
ML: Das wäre am besten. Denn Nachrichten und Meldungen können mich in der Richtung beeinflussen, in der ich dann meine, traden zu müssen. Sagen wir zum Beispiel, Amazon und AOL geben eine Kooperation bekannt. Und ich denke für mich, dass dies positiv ist √ dann werde ich nur nach positiven Ausbrüchen Ausschau halten und klare bearishe Signal ignorieren. Besser ist, man weiß es nicht, und ich kann ganz unbeeinflusst die Short-Seite traden.
AM: Day-Trading ist ja etwas ganz kurzfristiges, das sich meist in einem Minuten-Zeitraum abspielt. Da interessieren fundamentale Fakten nicht, sondern es interessiert nur der sekündliche Kampf zwischen Angebot und Nachfrage, zwischen Bullen und Bären, und wer ihn in den nächsten Minuten gewinnt. Unter einer langfristigen Anlageperspektive mag es vielleicht schon sein, dass es gut zu wissen ist, wer das Unternehmen ist, was es macht und ob es in zwei, drei oder zehn Jahren noch existiert.
TI: Thema Positionsmanagement. Woher wisst Ihr ob Ihr 100, 200 oder 1000 Aktien handeln sollt?
ML: Selten geht es um Stückzahlen, sonder eher um den Geldbetrag. Jeder Day-Trader wird nach einer Weile seine ganz persönliche Wohlfühl-Positionsgröße herausfinden. Für mich ist es zum Beispiel so um die 10.000 Dollar. Damit fühle ich mich generell wohl. Klar gibt es Verlustphasen, da handle ich dann mit wesentlich geringeren Beträgen. Aber an ganz normalen Tagen ist das mein Wohlfühl-Betrag.
AM: Natürlich gibt es auch Marktsituationen, da kommt alles zusammen und eine Aktie schießt ab. Entsprechend vergrößern wir dabei die Positionen teilweise um das Vier- oder sogar Fünffache. Aber das passiert nur für einen ganz kurzen Zeitraum und zudem mit einem ganz engen Stopp.
AM: Die Positionsgröße ist auch immer vom Markt abhängig. Was hilft es denn, wenn ich mich mit meiner Position wohlfühle, aber die Größenordnung in dieser Aktie gar nicht zu handeln ist, weil der Markt zu dünn ist. Auch darauf muss man achten.
TI: Was macht Ihr, wenn ein Neuling zu Euch kommt und sich für Day-Trading interessiert?
AM: Regel Nummer 1: Drei bis sechs Monate üben, üben, üben. Das ist auch Regel Nummer 2, 3 und 4. Nummer 5: Mit ganz kleinen Positionen anfangen, ich meine wirklich Kleinstpositionen, um sich tunlichst nicht gleich zu Anfang mentalem Stress auszusetzen. Vielleicht verliere ich dadurch zuerstmal ein wenig Geld, weil die Gebühren höher sind als der Reingewinn. Aber ich bekomme dadurch erst ein Gefühl für den Markt. Das ist wichtig. Regel Nummer 6: Man muss sich vertraut machen mit den Gepflogenheiten des Marktes. Bis vor kurzem war es ein riesiges Problem für viele, amerikanische Aktien zu handeln, der derzeit einzige Markt, den wir zum Day-Traden von Aktien empfehlen würden. Amerikanische Aktien waren in Brüchen dargestellt, und viele hatten erst einmal große Schwierigkeiten, diese in Dezimalzahlen im Kopf umzurechnen. Was ist größer? Ein Achtel, drei Sechzehntel oder ein Drittel? Regel Nummer 7: Man muss die Bedienung seiner Handelsplattform im Schlaf beherrschen. In einem Markt, in dem es manchmal um Sekunden geht, kann es nicht sein, dass ich minutenlang nach dem Knopf zum verkaufen suche. Regel Nummer 8, die habe ich vorhin schon einmal erwähnt: Es gibt auch ein Leben nach dem Day-Trading.
TI: Wir danken Euch für dieses Gespräch.
Директорская
http://energodar.net/img/bunner_3sec.gif
 

Перейти на