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🐻 БИРЖА & ФОРЕКС - ИЗБА Читальня

13.08.06 16:07
Re: ИЗБА Читальня
 
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в ответ LAD1 05.04.06 09:22, Последний раз изменено 13.08.06 16:09 (LAD1)
Interview mit Dmitry Bourtov - Liebesgrüße aus Moskau

Redakteur: FR Datum 08.08.2006 - Uhrzeit 14:50 (╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)

Als echtes Kind der früheren Sowjetunion, wäre Dmitry Bourtov wahrscheinlich führender Wissenschaftler in den Rängen der mächtigen Militärmaschinerie der UdSSR geworden, wäre da nicht der Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums gewesen. Statt mit Militärwissenschaft fortzufahren, begann Dmitry in den wilden russischen Märkten der 1990er zu handeln und betreibt jetzt einen erfolgreichen US-basierten privaten Hedge Fond mit Namen Solaris Market Neutral. Er lebt aber mit seiner Frau und den zwei Kindern weiterhin in Moskau. Von seinem prächtigen Moskauer Büro aus betreibt er seine über hundert komplett automatisierten elektronischen Handelssysteme, die mehr als 2000 Orders 24 Stunden am Tag auf 30 westlichen Märkten ausführen. Dmitrys Unternehmen ist auch Market Maker in US Treasury Bond Options, und sein Options-Hedge Fond gehört zu den von The Barclay Research Group Ltd. nach Performance höchstbewerteten auf der Welt. Wir haben uns in mehreren Interviews mit Mr. Bourtov informiert und zeichnen seine bemerkenswerte Geschichte von Russlands tiefem Süden bis zur Gründung eines Spitzen-Fonds heute nach.
FRAGE: Bitte erzählen Sie uns etwas über Ihren Hintergrund.
Dmitry Bourtov: Ich wurde im Dezember 1970 geboren und wuchs im Süden Russlands in einer Gegend namens Krasnodar nahe am Schwarzen Meer auf. Dort studierte ich in einer speziellen Schule für Physik und Mathematik. Ich interessierte mich sehr für Elektronik und Computer und baute meine erste Z80-Maschine mit 16.
Meine Eltern arbeiteten beide im militärisch-wissenschaftlichen Bereich der früheren Sowjetunion, und ich war dazu bestimmt, in ihre Fußstapfen zu treten. Mein Vater war Elektroningenieur. In späteren Jahren war er Leiter einer der Forschungsabteilungen an einem ziemlich großen militärischen Forschungsinstitut.
1994 machte ich meinen Hochschulabschluss am Moskauer Institute of Electronic Engineering mit einem Master in Computer Science und angewandter Mathematik. Meine letzten beiden Studienjahre für Computer-Wissenschaften waren in der Zeit der Veränderungen unter Gorbatschow recht schwierig. Die Aussichten, mit einem Abschluss in Computer Science einen guten Arbeitsplatz zu finden, waren daher äußerst gering. Gleichzeitig nahm ich etwas Unterricht in Buchhaltung, weil Jobs im wissenschaftlichen Bereich rar waren.
FRAGE: Wie sind Sie zu den Märkten gekommen?
Bourtov: Nach dem Abschluss arbeitete ich als Buchhalter. Das führte zu meinem Interesse an Volkswirtschaft.
Ein Freund von mir fing bei einer Investment-Gesellschaft an zu arbeiten, und ich war interessiert, selber ein Anlagekonto zu eröffnen. Das war Ende ´94. Das Unternehmen, North Brokers, existiert nicht mehr. Es arbeitete an der örtlichen Moscow Central Stock Exchange. Ich handelte in erster Linie Rubel gegen Dollar. Ich habe recht gut angefangen, aber nach sechs Monaten brach die Börse ein. Damals gab es keine getrennten Konten, und keine Trennung zwischen der Börse und dem Clearinghaus. Für die Händler war es ein ziemlich wildes Umfeld. Es war aber eine gute Lektion. Ich habe insgesamt viel dabei gelernt.
FRAGE: Wie viel haben Sie verloren, als die Börse den Handel einstellte?
Bourtov: Ich fing mit einem Gegenwert von vielleicht achttausend Dollar an. Als die Börse schloss, hatte ich das auf vierzig- oder fünfundvierzigtausend aufgebaut. Dann kam der Tag der öffentlichen Bekanntmachung, dass die Börse alle Aktivitäten eingestellt hatte. Ich verlor alles Geld. Die Börse machte ganz zu.
FRAGE: Warum versagte die Börse?
Bourtov: Eigentlich ein klassischer Fall fehlender Regulierung. Die Börse hatte eine sehr kriminelle Art, muss ich sagen, Einschüsse zu bewerten. Zum Beispiel akzeptierten sie manchmal von lokalen Banken herausgegebene Schuldinstrumente ohne zu prüfen, ob sie überhaupt das Papier wert waren, auf dem sie gedruckt waren.
Damals gab es noch andere lokale Börsen, zum Beispiel das Moscow Board of Trade. Sie erlitt das gleiche Schicksal wie Moscow Central. Anfangs hatten wir in Russland keine sehr strikten Regeln.
FRAGE: Handeln Sie noch in Moskau?
Bourtov: Seit meinen Verlusten 1995 habe ich mich in erster Linie auf die westlichen Märkte konzentriert.
FRAGE: Gibt es heute in Russland eine bessere Regulierung?
Bourtov: Es ist jetzt viel besser. Heute müssen getrennte Konten geführt werden, und es gibt eine Art physischer Trennung zwischen Börse und Clearinghaus. Das letzte große Desaster gab es 1998 mit der Government Bonds-Geschichte. Viele Börsen hatten damals schwierige Zeiten.
FRAGE: Meinen Sie, dass Sie je wieder auf russischen Märkten handeln werden?
Bourtov: Sehr unwahrscheinlich. Der Markt ist immer noch klein und verglichen mit den Vereinigten Staaten verhältnismäßig unterreguliert v trotz enormer Verbesserungen.
FRAGE: Welche Techniken haben Sie damals verwendet?
Bourtov: Echtzeitdaten, die damals von Reuters kamen, waren extrem teuer. Reuters Money 2 000 kostete in jener Zeit 6 000 Dollar im Monat. Anfangs habe ich also lediglich Tagesdaten in eine Excel-Tabelle importiert, um meine Analyse in elementarer Weise zu machen.
Zum Schluss stand klassisches emotionales Trading einem etwas systematischeren Ansatz gegenüber. Sehr diskretionär im Vergleich mit dem, was ich heute mache.
FRAGE: Haben Sie in Vollzeit gehandelt?
Bourtov: Nicht zu der Zeit. Damals arbeitete ich noch als Buchhalter und handelte in meiner Freizeit.
FRAGE: Wann und wie sind Sie wieder zum Trading gekommen?
Bourtov: Ich begann Ende 1995 wieder mit dem Handel, wenige Monate nach dem Kollaps der Moscow Central Stock Exchange v dieses Mal bei Prudential Securities in den Vereinigten Staaten, hauptsächlich die Kontrakte der Chicago Mercantile Exchange und Chicago Board of Trade.
Mitte 1997 startete ich Unimarket Corporation. Es wurde seitdem zum Vehikel für fast meinen gesamten Handel.
1999 beantragte Unimarket die Registrierung als CTA (Commodity Trading Advisor bei der CFTC in den Vereinigten Staaten), wodurch ich Kundengelder annehmen und mit ihnen in einem regulierten Markt handeln konnte. Ich bestand die Examina im Jahr 2000, und der CTA-Status wurde uns gewährt.
FRAGE: Wie sind Sie zu Ihrer gegenwärtigen Handelsphilosophie gekommen?
Bourtov: Ich war sehr an Handelstechniken interessiert, die ohne menschliches Urteil auskamen. Ich arbeitete also daran, historisches Backtesting auf Serien von Marktdaten anzuwenden.
Ende 1994 bezahlte ich monatlich etwa 3 000 Dollar für Dow Jones Teletrac und führte damit meine technische Analyse durch. Eines Tages schickte mir jemand eine E-Mail mit einem Chart von einem CQG-Bildschirm (Commodity Quote Graphics). Ich nahm Kontakt mit CQG auf und benutzte dieses System an Stelle von Teletrac. Ich war ihr dritter Kunde in Russland. Die Qualität war viel besser, und im Vergleich mit Teletrac bezahlte ich nur etwa die Hälfte. Bei CQG lief das Einlesen der Daten automatisch. Für meine technische Analyse war das eine enorme Hilfe.
CQGs europäischer Marketing-Direktor bat mich um Hilfe für Kontakte in Russland. Sechs Monate danach, nachdem ich geholfen hatte, einige lokale Veranstaltungen zu organisieren, wurde ich ihr russischer Vertreter.
Das war im Januar 1996. Der Markt war damals sehr bullisch, und 1997 wurde ich CQGs europäischer Verkäufer des Jahres, weil ich in dem Jahr mehr Umsatz als irgendein anderer europäischer Verkäufer machte.
Ich tradete während der Zeit weiter und untersuchte Möglichkeiten für einen mehr systematischen Handel. 1998 beschloss CQG, das Talent der Leute hier zu nutzen und ein kleines Entwickler-Team in Russland zu gründen. 1999 wechselte ich vom Verkauf ganz in die Software-Entwicklung. Mein alter Hintergrund in Software und angewandter Mathematik hatte mich zu meinen Wurzeln zurück gebracht.
FRAGE: Ihr Trading-Fortschritt ging also Hand in Hand mit CQG?
Bourtov: Ja, ich entwickelte die Software und handelte gleichzeitig auf eigene Rechnung. Ich machte damals etwas allgemeine Entwicklung für CQG für Windows und später die CQG-Netzanwendung, aber wir beschäftigten uns auch mit Entwicklungsarbeit nur für uns selbst. Im weiteren Verlauf steckte ich tief in der Entwicklung des CQG Advanced Options Package.
Der Eigentümer von CQG (Tim Mather) tradet selbst viel, und wir entwickelten einige proprietäre Werkzeuge nur für den Eigengebrauch.
FRAGE: Würden Sie uns etwas über einige Ihrer allgemeinen Prinzipien oder Techniken erzählen, die Sie einsetzen?
Bourtov: Eines der Projekte, an denen wir arbeiteten, war der Einsatz neuronaler Netze. Ich entwickelte ein Produkt namens NND (Neural Network Designer), das es dem Benutzer erlaubt, anspruchsvolle neuronale Netze in Echtzeit zu bauen, zu trainieren und zu testen.
Wir verwendeten auch genetische Algorithmen zur Entwicklung eines Projekts für prognosefähige Mustererkennung, das wir noch heute benutzen.
FRAGE: Was ist mit dem Optionsprojekt?
Bourtov: Damals war ich ein Fan von Optionen. Ende 1998 gab CQG ein Optionsmodell unter meinem Namen heraus, das Bourtov-Modell. Das ist ein speziell für Aktienindexoptionen ausgelegtes Optionsmodell, bei denen der Volatilitätsunterschied enorm ist. Es fängt adaptiv die implizite laufende Volatilität und die des Vortages für eine genauere Berechnung der Griechen und des theoretischen Preises ein.
FRAGE: Hat dieses Modell inzwischen weite Verbreitung gefunden?
Bourtov: Im Augenblick gibt es das exklusiv mit der normalen CQG-Netzanwendung. Wenn Sie also das Advanced Options Package verwenden, das zur Zeit weltweit einige hundert Leute nehmen, dann bekommen Sie mein Modell.
FRAGE: Handeln Sie heute noch mit Optionen?
Bourtov: Ja. Danach handelte ich immer mehr Optionen und 1999 machten Optionen auf Aktienindex-Futures 99 Prozent meines Portfolios aus. Heute allerdings nicht mehr. Jetzt entsprechen Optionen etwa 25 bis 30 Prozent meines gesamten Trading-Volumens, und der Rest sind Futures-Aktivitäten.
FRAGE: Welche Art Optionsstrategien bevorzugen Sie?
Bourtov: Hauptsächlich deltaneutrale Strategien, aber ich setze mein Modell ein, weil es präzisere Ergebnisse produziert. Es bewertet, was zu billig bzw. zu teuer war und hält dabei die Gesamtposition deltaneutral. Es ist sehr systematisch, und das Modell ist eigentlich recht einfach, aber es ist mathematisch sehr aufwändig zu ermitteln, warum dieses oder jenes sehr billig oder teuer ist.
CQG hat das Modell als Standard in seinem Advanced Options Package, und obwohl die Formel nicht veröffentlicht wird, bekommt man die Griechen und kann die Unterschiede sehen. Fast mein gesamtes Options-Trading basiert darauf, und ich habe einen Weg gefunden, mein Portfolio auszubalancieren und eine Art Arbitrage-Funktion bei Optionen auf Aktienindex-Futures durchzuführen.
FRAGE: Welchen Erfolg hatten Sie mit Ihren Optionsstrategien?
Bourtov: 1999 übertrug ich mein Konto dann zu Refco, und ich hatte mehrere hundert Prozent Ertrag bei meinem Trading. Ich steigerte in dem Jahr ein Konto von rund einhundertfünfzigtausend Dollar auf eine siebenstellige Zahl.
Nach einigem Auf und Ab beschloss ich dann, nicht mehr mit dem Ertrag selbst zu arbeiten, sondern stattdessen mit der Sharpe Ratio. Es ist viel wichtiger, mit einem Risiko-adjustierten Ertrag zu arbeiten.
FRAGE: Haben Sie damals mehr Intraday- oder Positions-Trading betrieben?
Bourtov: Es war Positionshandel.
FRAGE: Haben Sie Werkzeuge wie Trade Station eingesetzt?
Bourtov: Nein, ich bin im wesentlichen bei CQG geblieben und habe meine eigenen Werkzeuge eingesetzt, dazu auch viel Microsoft Excel.
FRAGE: Erzählen Sie uns etwas über Ihr Futures-Trading?
Bourtov: Im Jahr 2000 begann CQG mit der Arbeit an einem Frontend als elektronischem Ordereingabesystem. Wenige Monate vor dem Start dieses Projektes hatten wir ein Backtesting- und Optimierungsmodul zu CQG fertig gestellt.
Also war die ganze Idee, etwas zu entwickeln, das das mit Daten aus der Vergangenheit getestete System automatisch ohne menschlichen Eingriff handeln ließ. Man braucht es jetzt nur einzuschalten und zu überwachen. Das beseitigt den häufig schädlichen emotionalen menschlichen Input, von dem ich wegkommen will.
Im Jahr 2001 gingen wir mit richtigem Geld an die Börse und handelten ein Multi-Portfolio-System über viele Märkte. Jetzt habe ich mehr als 100 automatische Handelssysteme, die an den meisten elektronischen Futures-Märkten der Welt eine Vielzahl an Portfolios handeln.
In Europa handeln wir Futures auf den DAX, Eurostoxx, EuroBobl, FTSE und CAC 40. Wir handeln alle liquiden elektronischen Futures-Märkte wie T-Bonds, S&P-minis und Eurodollar in den Staaten.
Unsere aktuelle Trading-Software wurde im Mai 2004 freigegeben v zunächst für unsere interne Verwendung. Das Produkt namens Odyssey handelt nicht nur Futures, sondern jede Portfolio-Kombination auf viel schnellere Weise.
FRAGE: Zum Beispiel?
Bourtov: Es handelt nicht nur Optionen auf Futures, sondern auch nur Futures in Kombination. Wir benutzen es auch, um den Markt in Optionen zu machen und zur Arbitrage. Dadurch sind wir in der Lage, Kurse in Treasury Bonds und E-minis in Globex mit engen Spreads zu stellen.
Wir haben zum Beispiel kein technisches Problem damit, für alle T-Bond-Optionen 2-Tick-Spreads zu stellen. Im Augenblick decken wir nicht alle ab, weil es noch offene Fragen zur Bandbreite und mit der Regulierungsbehörde gibt. Wir arbeiten daran, sie zu klären und die Anerkennung als Market Maker zu erhalten.
FRAGE: Das klingt nach einer totalen technischen Revolution bei Ihnen. Über 100 elektronische Trading-Systeme, die 24 Stunden lang mehr als 2000 Mal an über 30 elektronischen Märkten handeln, ist ein ziemliches Volumen v selbst bei Automatisierung. Wie groß ist das Team, mit dem Sie das alles bewältigen?
Bourtov: Zusammen sind wir zur Zeit sieben, mich mitgezählt. Einige von uns arbeiten in Forschung und Entwicklung, während andere die Trades beobachten, mit dem Back Office arbeiten oder behördlichen Auflagen nachkommen.
FRAGE: Können Sie eines Ihrer Systeme an uns abgeben?
Bourtov: Viele der von uns verwendeten Systeme sind in Wirklichkeit extrem simpel. Manche von den Sachen, die wir einsetzen, sind keine Raketentechnik. Die wirkliche Kunst ist das Managen des Risikos innerhalb der Trades innerhalb des gesamten Portfolio-Bildes.
Um dies zu demonstrieren, entwarf ich vor einigen Jahren als Beispiel ein System mit einem zufälligen Einstiegspunkt. Durch die Steuerung der Kontraktzahl und das Managen des Ausstiegs war das System positiv. Money Management ist also viel wichtiger als die Trade-Auswahl. Durch Anwendung des Systems, sagen wir 70 bis 100 mal, können Sie das System in einem Zeitraum von zwei Jahren etwa 80 Prozent der Zeit profitabel haben.
Wenn das System zum Beispiel mit einem Portfolio von 20 US-Futures-Märkten mit Tagesdaten gehandelt wird, ist die Wahrscheinlichkeit, ein Verlustjahr zu erleben, geringer als ein Prozent. Wir benutzen dieses Zufallssystem sogar als Maßstab, wenn wir neue Systeme entwickeln. Meine statistische Mindesterwartung ist, die Zufallstestergebnisse mit einem neuen System zu schlagen!
Money Management ist viel wichtiger als das Treffen der Entscheidung bei der Trade-Auswahl.
FRAGE: Wie können wir mehr über diese Money-Management-Techniken erfahren?
Bourtov: Wenn Sie sich umsehen, finden Sie tonnenweise Bücher mit den verschiedensten Indikatoren. Es gibt darunter ein paar, die sich mit der Einrichtung robuster Risikokontrollsysteme befassen.
FRAGE: Welche Bücher empfehlen Sie dafür?
Bourtov: Ich empfehle von Thomas Stridsman geschriebene Bücher. Er hat eine sehr gute konzeptionelle Vorstellung von stabilem Risiko und eine systematische Vorgehensweise für das Management des Risikos. Ein Buch heißt Trading Systems and Money Management und das andere Trading Systems that Work, beide bei McGraw Hill veröffentlicht. Auch Quantitative Trading Strategies von Lars Kestner.
FRAGE: Und andere Bücher?
Bourtov: Über Optionen ist mein Favorit Buying and Selling Volatility von Kevin Conolly.
Ein anderes Buch, das ich schätze, heißt Dynamic Hedging von Nassim Taleb.
FRAGE: Wessen Geld handeln Sie?
Bourtov: Ich handele mein eigenes Geld, und ich habe einen Hedge Fond in den Staaten namens Solaris Market Neutral. Er handelt verschiedene Optionsstrategien nach meinem Modell.
FRAGE: Kann man in Ihren Fond investieren?
Bourtov: Ja, er ist offen. Geeignete Anleger können teilnehmen. Die Performance-Zahlen sind auf der Website www.barclaygrp.com der Barclay Trading Group verfügbar. Letztes Jahr wurden wir auf einer rollierenden 36-Monate-Performance-Tabelle beständig zwischen Nummer zwei und Nummer sieben der allgemeinen Rangliste eingestuft.
Die Berechnungen der Barclay Group weisen unseren durchschnittlichen Jahrsgewinn mit 28 Prozent nach allen Gebühren und Provisionen aus.
FRAGE: Welche Mindestkontogröße können Sie akzeptieren?
Bourtov: Für den Fond sind es $100 000. Das ist eine Voraussetzung. Für ein Privatkonto, das ich außerhalb des Fonds manage, sind es um eine Million Dollar.
FRAGE: Würden Sie bitte einmal die Zahlen der Jahres-Performance nennen?
Bourtov: Wir haben den Fond 2001 aufgelegt und erzielten 18,80 Prozent. 2002 war unser einziges Verlustjahr mit -24,30 Prozent. Wir versuchen nicht zu verschleiern, was vorgefallen ist, aber wir haben Schritte unternommen, um unser Möglichstes zu tun, damit das nicht wieder passiert. 2003 erzielten wir +20,54 Prozent, 2004 +59,18 Prozent und 2005 waren es +26,4 Prozent. Bis Ende April 2006 sind wir offiziell +3,70 Prozent im Plus.
FRAGE: Was würden Sie sagen ist neben der Systematisierung und Automatisierung der Kern Ihrer Trading Philosophie?
Bourtov: Wir setzen eine Menge einzigartiger statistischer Arbitragemethoden mit einem systematischen Algorithmus für das Risiko-Management des Portfolios ein.
Auch pflegen wir einen Ansatz sehr starker Diversifizierung: mit anderen Worten, so viele liquide Märkte wie möglich in so vielen verschiedenen Zeitrahmen und mit so vielen Handelssystemen wie möglich handeln.
Wir konzentrieren uns in jedem einzelnen Markt in erster Linie auf Risiko statt Performance.
FRAGE: Wie wirkt es sich auf Ihr Trading aus, dass Sie Buchhalter, Software-Entwickler und Wissenschaftler sind?
Bourtov: Es hilft sehr. Häufig wende ich bei der Arbeit an einem Modell dieselben Techniken an, die von Ingenieuren und in der Elektronik gebraucht werden. Mein Mathe-Hintergrund hilft auch.
Auch der buchhalterische Hintergrund hilft, aber nicht so viel wie Technik und Mathematik. Deshalb hat sich mein Trading so entwickelt, wie es ist. Es ist ein ingenieursmäßiges Vorgehen.
FRAGE: Kommen Fehler wie Spikes bei der Kursdatenversorgung vor, die zum Beispiel zu falschen Handelssignalen führen?
Bourtov: Ja, manchmal. Manche Spikes werden von der Systemlogik ausgefiltert und einige wirken sich auf unsere Ausführungen aus. Zum Beispiel können Orders abgelehnt oder bei der Weiterleitung an die Börse verzögert werden. Solche Dinge können potenzielle Fehler im Sinn der strikten Systemlogik verursachen. Typischerweise haben wir die zwischen zwei und fünf fehlerhafte Orders pro Tag bei insgesamt um 2000.
Als Schutz vor solchen Fehlern verwenden wir auf einem getrennten Server laufende unabhängige Software, die unsere Echtzeitposition anhand der Order-Ausführungen gegenüber der theoretischen Position gemäß dem Modell überprüft und sie in kürzester Zeit in Einklang bringt.
FRAGE: Ihr Ordereingabesystem überprüft sich also selber auf Fehler?
Bourtov: Ja, das ist eine ganz wichtige Bedingung.
FRAGE: Wie sahen Ihr bester und schlechtester Trade bzw. Trading-Periode aus?
Bourtov: Ende November 2000 spielte Natural Gas verrückt. Ich hielt eine große Position in Natural Gas-Optionen, und in einer Nacht legte der Markt siebeneinhalb Mal seine jährliche Standardabweichung zurück. Ich konnte die Position drei Tage lang nicht schließen. Ich wurde nach und nach hinausgedrückt. Das lehrte mich eine Lektion über den Handel in illiquiden Märkten.
FRAGE: Wieviel haben Sie verloren?
Bourtov: Alles in allem über mehrere Portfolios summierte es sich auf eine siebenstellige Zahl.
FRAGE: Möchten Sie sagen, wie viel?
Bourtov: Ich möchte nicht. Aber der Verlust war ziemlich bedeutsam und beeinträchtigte die Gesamt-Performance.
FRAGE: Gehen wir weiter zu Ihrem besten Trade.
Bourtov: Wenn Ihr System einfach nur korrekt tradet, ist das ein großartiger Trading-Tag. Es gibt für mich kein Lallerbestes Trade?-Szenario als solches, weil ich die Dinge nicht vom Standpunkt des einzelnen Trades aus sehe.
Mein bester Zeitraum war, als ich 596 Prozent auf mein Gesamtportfolio von $150 000 machte; das war 1999.
FRAGE: Warum handeln Sie mit dem Geld anderer Leute?
Bourtov: In erster Linie aus zwei Gründen:
Erstens, wenn Sie einen Fond managen, zwingt Sie das, systematischer und gründlicher zu sein.
Es ist auch ein völlig anderes persönliches Gefühl, für Anleger zu traden. Man kann nicht sagen: LIch fühle mich heute oder diese Woche nicht nach handeln?.
Zweitens, wenn man ein Modell entwickelt, gibt es keinen Grund, nicht zehn Millionen mit ihm zu handeln statt einer Million. Warum also kein Geld managen?
Der Handel ist mit festen Kosten verbunden, die nicht niedrig sind. Ich unterhalte ein Team aus mehreren Entwicklern außer mir. Zu handeln und mit dem Handel des Geldes anderer Leute mehr Geld zu verdienen, hilft die Kosten zu verteilen und insgesamt mehr Geld zu verdienen.
FRAGE: Ein Kommentar zu den aktuellen Märkten, insbesondere zu den spektakulären Anstiegen bei bestimmten Waren?
Bourtov: Nein, weil alles, was ich tue, rein systematisch ist. Jedes Jahr passiert irgendetwas. Wenn man den richtigen Prozeduren folgt, ist es in der Praxis gleichgültig, was passiert. Wir folgen festgelegten Modellen. Es ist ziemlich schwierig vorherzusagen, welche Commodity als nächstes eine große Bewegung machen wird. Daher sind unsere Modelle so konzipiert, dass sie die nächste große Bewegung in jedem Markt mitmachen werden, so lange es ein liquider Markt ist. Und wir versuchen, illiquiden Märkten fern zu bleiben.
FRAGE: Wie weit zurück reichen Ihre Testdaten? Haben Sie beispielsweise zwanzig Jahre zurückgetestet?
Bourtov: Das hängt völlig davon ab, um was für eine Art Modell es sich handelt. Für langfristige Sachen testen wir mit Daten ab 1970. Solche Portfolios basieren auf Wochendaten.
FRAGE: Wie bestimmen Sie, wann Sie in einem Trade falsch liegen?
Bourtov: Wirklich wichtig ist, dass man nicht mehr verliert, als man aufgrund der Risikozuteilung verlieren darf.
FRAGE: Wieviel Ihres Kapitals riskieren Sie pro Trade?
Bourtov: Normalerweise ist das nicht mehr als ein halbes Prozent des Portfolios für einen einzelnen Trade.
FRAGE: Wie ist das Verhältnis zwischen Ihren Gewinn- und Verlust-Trades?
Bourtov: Das variiert stark von System zu System.
Zum Beispiel haben wir in unserem Futures-Handel mehr Verlierer als Gewinner, aber die Gewinner sind viel größer als die Verlierer. Im Allgemeinen sind unsere Gewinner zwei bis dreimal so groß wie unsere Verlierer.
FRAGE: Was ist für Sie das Frustrierendste beim Traden?
Bourtov: Zu warten. Man entwirft ein System, testet es und dann muss man lange warten, um im Markt zu sehen, ob es tatsächlich wie erwartet funktioniert.
Und noch etwas. Niemand verliert gern Geld, obwohl Verluste Teil des Spiels sind, insgesamt zu gewinnen. Man kann nicht mit jedem einzelnen Trade in jeder einzelnen Woche und an jedem einzelnen Tag Gewinn machen. Es ist also Teil des Geschäftes. Aber es ist trotzdem frustrierend, Verlustperioden auszusitzen.
Ein weiterer großer Anlass für Frust ist die Tatsache, dass weniger als fünf Prozent der originalen frischen Handelsideen sich in tatsächliche echte Systeme verwandeln. 95 Prozent der Ideen landen nach viel harter Arbeit im Papierkorb.
FRAGE: Was finden Sie am Traden als besonders befriedigend?
Bourtov: Wenn man eine Idee hat und mit ihr richtig liegt, braucht man nicht viel herumzusuchen, wem man sie verkaufen könnte. Es ist nicht so, als hätte man eine gute Idee oder ein Produkt, das man nicht verkaufen kann, weil niemand es haben will. Der Markt ist immer bereit, die Idee bereitwillig aufzunehmen. Das finde ich besonders befriedigend.
FRAGE: Wo sehen Sie den Unterschied zwischen erfolgreichen Tradern und erfolglosen Tradern?
Bourtov: Es ist alles eine Sache der Stabilität. Erfolgreiche Trader sind in der Lage, Jahr für Jahr für Jahr Geld zu verdienen.
FRAGE: Bieten Sie Seminare oder Training an?
Bourtov: Ich gebe keine externen Seminare, aber manchmal mache ich welche für das interne Entwickler-Team.
Vielleicht spreche ich ein wenig über allgemeine Konzepte, aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn man etwas extrem Gutes zu erzählen hat, könnte man $100 000 für einen Vortrag berechnen, aber die Idee ist vielleicht viel mehr wert als das.
FRAGE: Bitte beschreiben Sie das Grundprinzip Ihrer Trading-Strategie.
Bourtov: Mit einem Wort: Diversifikation. So viele verschiedene Prinzipien und Faktoren wie möglich mit einbeziehen.
FRAGE: Welche Indikatoren bevorzugen Sie?
Bourtov: Wir benutzen viele verschiedene Indikatoren, aber man bekommt gute Ergebnisse mit unterschiedlichen Gleitenden Durchschnitten und Studien der Standardabweichung, die wir recht häufig verwenden. Wir mögen auch Digital Data Processing, digitale Filter und viele andere Techniken einschließlich neuronaler Netzwerke und genetischer Algorithmen.
FRAGE: Neigen Sie tendenziell zu nachlaufenden Stopps oder Kurszielen für das Schließen Ihrer Positionen?
Bourtov: Wir benutzen beide nicht direkt. Hauptsächlich schließen wir die Trades aufgrund von Signalen. Wir könnten einen nachlaufenden Stopp benutzen, der auf der Volatilität des Marktes basiert. Das würde man wohl einen dynamischen Trailing-Stopp nennen.
FRAGE: Welche Zeitrahmen und Intervalle verwenden Sie beim Traden?
Bourtov: Wir setzen Modelle für alle Zeitbereiche von wöchentlichen bis Intraday-Tickdaten ein.
FRAGE: Würden Sie den Handel mit Ihren Systemen stoppen, wenn Wirtschaftsdaten oder andere fundamentalen Nachrichten zu erwarten sind?
Bourtov: Nein. Wir haben zum Beispiel am 11. September durchgehandelt.
FRAGE: Traden Sie jemals aus einer Laune heraus oder machen einen nicht-mechanischen Trade?
Bourtov: Sehr selten. Praktisch nie. Vielleicht ein oder zwei Mal im Jahr auf meinem eigenen Konto.
FRAGE: Wie unterscheidet sich Ihr eigenes Konto von dem Fond-Konto?
Bourtov: Meist benutze ich mein eigenes Konto zur Erprobung von Konzepten, oder ich mache Live-Tests mit neuen Systemen. Ich ziehe es vor, sie auf meinem eigenen Konto zu erproben und jedes Experimentieren ohne Gefährdung von Kundengeldern durchzuführen.
FRAGE: Wie haben Sie in den vergangenen ein, zwei Monaten abgeschnitten?
Bourtov: Bis Ende April 2006 hatte Solaris Market Neutral 3,97 Prozent für dieses Jahr zugelegt.
FRAGE: Wie geht es Ihnen mit dem Stress und der Erschöpfung beim Handel?
Bourtov: Ich schlafe ziemlich gut, habe damit also keine Probleme. Ich kenne das Systemverhalten, so dass es nichts Unerwartetes gibt. Ich bin nicht bildschirmsüchtig.
Ich bin ein recht entspannter Mensch. Wenn ich reise, habe ich ein Notebook bei mir und kann mich von jedem Punkt unseres Planten immer innerhalb einer halben Stunde zuschalten. Man muss immer mit einer Computer- oder comms-Frage rechnen. Manchmal verursacht die Börse ein Problem; man muss also immer bereit sein, sich mit Störungen zu befassen.
FRAGE: Wie lange laufen Ihre typischen Trades?
Bourtov: Das variiert von System zu System. Arbitrage-Trades können von ein paar Millisekunden bis zu einigen Minuten dauern.
Eine meiner Optionsstrategien von 1999 ist noch offen. Seitdem habe ich die Positionen gerollt.
Der Trade verdient einfach immer weiter Geld. Bei Futures-Trades ist es genauso. Systeme mit Wochendaten können über ein Jahr laufen und Arbitrage-Trades weniger als eine Sekunde. Einfach alle Seiten elektronisch anpassen.
FRAGE: Handeln Sie auch Aktien?
Bourtov: Nicht viel. Zum Zweck meines eigenen Unterrichts habe ich damit etwas angefangen. Vielleicht in der Zukunft.
FRAGE: In welchem Verhältnis stehen Intraday- und Positions-Trades zueinander?
Bourtov: Die Mittelzuordnung ist für Intraday-Trading ungefähr 40 Prozent, aber es macht etwa 80 Prozent des Handelsvolumens aus.
FRAGE: Wie hoch war Ihr größter Drawdown in den letzen zwei bis drei Jahren?
Bourtov: Seit Anfang 2003 war unser größter Drawdown knapp unter sieben Prozent. Das ist für mich entscheidend. Früher war das anders.
FRAGE: Was meinen Sie damit?
Bourtov: Im Jahr 2002 erlitt der Solaris Market Neutral-Fond in der Jahresmitte einen großen Drawdown von 59,3 Prozent v trotzdem beendeten wir das Jahr nur mit 24 Prozent Verlust. In einigen Märkten fing die Volatilität an zu explodieren, wodurch wir Verluste erlitten. Zusätzlich zogen einige Anleger ihr Geld ab, wodurch wir unsere Positionen in sehr ungünstigen Marktverhältnissen liquidieren mussten.
Das führte zu grundsätzlichen Änderungen des Handels in Fond. Wir eröffnen keine Positionen mehr in illiquiden Märkten und haben von diesem Ansatz seither profitiert. Außerdem diversifizieren wir jetzt wesentlich mehr, so dass unser Risiko noch weiter reduziert wird.
FRAGE: Natürlich müssen diese Jahre erfolgreichen Handels zu einem erheblichen Anstieg Ihres persönlichen Vermögens geführt haben -
Bourtov: Ja.
FRAGE: Was tun Sie gerne?
Bourtov: Außerhalb des Tradens verbringe ich die Zeit gern mit meiner Familie und Freunden.
Design ist mein Hobby. In der Architektur. Ich habe aktiv am Entwurf meiner Wohnung mitgearbeitet. Manchmal muss man einfach eine Pause von den Dingen machen, die mit der Arbeit zu tun haben.
Besonders gern gehen wir in die Stadt. Ich reise auch sehr viel und freue mich auf die Skiferien.
FRAGE: Wer ist Ihr liebster Architekt?
Bourtov: Antonio Gaudi.
FRAGE: Haben Sie Ziele und Vorstellungen für die Zukunft?
Bourtov: Ich werde weiterhin an der technischen Entwicklung meiner Systeme arbeiten, zum Beispiel am Trade Routing, systematischer Ausführung und Modellentwicklung. Ich mag solche Sachen einfach.
Kontakt zu Bourtov über dmitry.bourtov@unimarket.us.
Quelle: www.traders-mag.com
http://energodar.net/img/bunner_3sec.gif
 

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