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🐻 БИРЖА & ФОРЕКС - ИЗБА Читальня

17.10.06 19:13
Re: ИЗБА Читальня
 
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в ответ LAD1 05.04.06 09:22, Последний раз изменено 17.10.06 19:18 (LAD1)
Systematischer Handel - Mythen und Realität

Emilio Tomasini
Datum 17.10.2006 - Uhrzeit 17:12 (╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)

Mechanisches Trading wird von vielen als Lösung für alle technischen und psychologischen Unannehmlichkeiten der Börsenspekulation empfunden. Leider werden aber beim Systemhandel nur die Probleme des diskretionären Tradings durch andere, subtilere, ersetzt. Der Einstieg in den Markt wird erleichtert, aber es bleibt trotzdem ein risikovolles und unklares Unternehmen. Dieser Artikel stellt systematisches Trading aus einem anderen Blickwinkel dar. Wir erläutern in einem Interview anhand von Erlebnissen und Erfahrungen die positiven Seiten, aber auch die Fallstricke des Systemhandels. Auf den ersten Blick scheint es für uns als mechanische Händler kontraproduktiv zu sein, auch die Mängel des mechanischen Tradings aufzuzeigen. Wir sind aber der Überzeugung, dass gerade die Aufdeckung der wirklichen Werte und Fehler des mechanischen Tradings eine wichtige Grundlage für erfolgreichen Systemhandel darstellt, um von den vielseitigen Möglichkeiten der heute zur Verfügung stehenden Softwarepakete für Technische Analyse inklusive fertiger Handelssysteme zu profitieren.
Die Auswahl der besten Trader. Das war von Anfang an seine Vision. Und deswegen wählte er Handelssysteme als Herangehensweise an das Traden. Emilio Tomasini, 38, ist bekannt als Organisator der Top Trader Championship, dem in Europa einzigartigen Wettbewerb, der seit 1999 allen Tradern und allen Broker-Häusern offen steht (www.toptraderscup.com). Emilio Tomasini ist Professor an der Universität von Modena/Italien, wo er Ökonomie der Europäischen Integration unterrichtet, und hat langjährige Erfahrung im Finanz-journalismus. Er startete LombardReport.com 1997 mit der Idee Leine Fabrik zu bauen, um gute Trader auszusuchen oder zu produzieren?. Die Top-Trader-Championship gehört mit zu dieser Philosophie, und seit 1999 hat er über 1200 Trader aus ganz Europa überprüft. LombardReport.com, die Finanz-Website in italienischer Sprache, auf der alle Signale mit echtem Geld gehandelt werden, ist in Italien eine Art Autorität mit über 20 000 freien Lesern und 250 Abonnenten, überwiegend Berufs-Tradern, wohlhabenden Einzelpersonen und institutionellen Unternehmen. Die englische Version von LombardReport.com, www.toptrader-report.com, folgt der gleichen Logik.
Die erste Frage, die man Emilio Tomasini stellt, ist daher ganz natürlich: wer sind die besten Trader, die es gibt? Diskretionäre Trader? System-Trader? Kann man aus einem ungeübten Trader einen erfolgreichen Trader machen? Emilio Tomasini kennt die Antworten, weil es tatsächlich seine Aufgabe ist, die Konten der Trader zu überprüfen, die an dem Wettbewerb teilnehmen: gute diskretionäre Trader sind wie Künstler, in vielen Fällen kann man sie nicht nachmachen. Oder zumindest können sie nur anderen natürlichen Künstler-Tradern Unterricht geben. Durchschnittliche Trader sollten unbedingt mechanische Trader sein, weil sie nur mit Handelssystemen oder einem sehr strikten systematischen Ansatz in die Nähe (aber nie auf das gleiche Niveau!) der besten diskretionären Trader kommen können. Künstler wie Remo Mariani und Giovanni Borsi (zwei dem europäischen Publikum bereits bekannte italienische Trader) oder der deutsche Trader Birger Schaefermeier werden selten von Anfängern imitiert. Wenn ein Anfänger in der Lage ist, von ihrer Erfahrung zu profitieren, bedeutet das, dass er das gleiche eiserne Talent besitzt. Durchschnittliche Menschen können nur zu zehn Prozent Nutzen aus ihrer Erfahrung ziehen. Kein Scherz, Top-Trader kann man nicht einmal verstehen, wie zum Beispiel Giovanni Borsi, Gewinner der achten Auflage der Top-Trader-Championship, mit dem erstaunlichen Ergebnis von 11 500 Euro an einem einzigen Tag bei einem Startkapital von 60 000 Euro, 381 Trades und nur drei Verlierern darunter. Giovanni Borsi ist der König der Scalper in Europa. Aber wer kann es ihm nachmachen?
Wenn Trading ein Geschäft ist, und durchschnittliche Trader sind Geschäftsleute, dann sind Trading-Systeme ihr Arbeitsgerät. Aus diesem Grund hat Emilio Tomasini unter den dauerhaft Überlebenden der Industrie immer einen großen Anteil systematischer Trader vorgefunden. Die größten Verlierer sind diskretionäre Trader: auf Dauer gehen sie bis auf ein paar Überflieger alle Pleite. Emilio Tomasini begann 1996 Systeme zu handeln, und tut es noch heute mit Pilotkonten und anderen eigenen Konten. Er machte Beratungsdienste zum Geschäft, insbesondere bei großen italienischen Banken und Institutionellen. Und Emilio Tomasini hofft, noch lange im Geschäft zu bleiben, denn er ist zwar kein Künstler, aber ein guter Entwickler von Handelssystemen, und er selektiert Trader. Er sagt immer: L meine Kraft als Trader sind die Mitwirkenden?: und tatsächlich vereint LombardReport die besten Geister in der Entwicklung von Handelssystemen in Europa, wie Urban Jaekle in Deutschland, Alexander Papadimitropulosz in Ungarn, Enrico Malverti in Italien und viele andere aus vielen Ländern. Ein Schmelztiegel an Tradern, der die größte Konzentration an Wissen über mechanisches Trading in Europa zusammenführt.
Frage: Welche persönlichen Erlebnisse können Sie uns über systematischen Handel erzählen?
Emilio Tomasini: Wenn ich mich mit dem Thema Handelssysteme beschäftige, kommen mir immer zwei Bilder vor Augen. Das erste Bild hat mit einer Serie von Seminaren zu tun, die Larry Williams gehalten hat, die ich in Las Vegas und Europa verfolgen konnte. Während Tradestation 4 der Standard der ganzen Industrie wurde, programmierte Larry Williams weiter mit dem obsoleten und heute kaum noch bekannten Programm System Writer Plus. Schlimmer noch: er benützte es in seinen Seminaren und pfuschte mit dem Code vor dem Publikum. Auf meine Frage, warum er nicht auf Tradestation 4 umsteigen wolle, hat er trocken, getreu seinem Stil, geantwortet, dass es eine Zeitverschwendung wäre, da Lgute Konzepte in wenig Platz passen?. Ich muss zugeben, ich dachte damals Larry Williams hätte keine Ahnung. Mit der Zeit wurde mir klar, dass ich es war, der nichts verstanden hatte.
Das zweite Bild hat mit Richard Dennis zu tun. Der Supertrader, von Jack Schwager in seinem Buch Market Wizards interviewt, meinte, dass falls jemand ein profitables Handelssystem im Wall Street Journal publizieren würde, kein Mitglied der Finanzindustrie es jemals beachten würde. Das Ego der Trader verbiete ihnen, jeglichen externen Input rational zu beurteilen.
Frage: Zu den Problemen des diskretionären Tradings, die das systematische Handeln nicht beseitigen kann. Die erste Herausforderung ist die ständige Veränderung der Märkte, die sich in Änderungen der Charakteristik historischer Kursreihen widerspiegelt.
Tomasini: Das Verhalten der Märkte hängt von der Zahl und Qualität der Trader, von der vorhandenen Liquidität, von der Struktur des Marktes und von den historischen Hintergründen ab, in denen die Handlungen stattfinden. Wenn beispielsweise ein Markt noch Ljung? und noch nicht liquide ist, kann man ihn besonders erfolgreich mit einer Ausbruchtechnik handeln. Dies liegt daran, dass viele Marktteilnehmer noch unerfahren sind und einfache Trendfolge-Systeme bereits viele Tendenzen der Börse auffangen.
Im Nachhinein betrachtet kommen mir die Aktien-Charts der Prager Börse von 1994 wie eine ideale Welt vor. Der tschechische Finanzmarkt machte damals seine ersten Schritte. Börsendaten wurden in einem kahlen Dachgeschoss an der Peripherie von Prag verkauft, von einem Ingenieur mit einem alten Hemd und einem traurigen Blick. Sein Schreibtisch war ziemlich genau in der Mitte des Zimmers aufgestellt- ein eindeutiges Zeichen seines der göttlichen Perfektion gewidmeten Drangs. Ich kaufte seinen Service mit historischen Kursreihen dazu, aber leider konnte ich mich von Italien aus nicht auf seinem Datenserver einwählen. Der gute Ingenieur dachte, im Stil des vorherigen Regimes Lcustomer care?, sich um meine Probleme nicht kümmern zu müssen. Jeder Traum, im tschechischen Markt einzusteigen, platzte mit der Aktualisierung der Daten. Aber die Erinnerung an die Charts ist noch lebendig. Es schien so, als ob ein Bauzeichner von der Partei sie gezeichnet hätte, um den technischen Analysten Freude zu bereiten: Unterstützungen und Widerstände, perfekte Ausbrüche wie aus dem Lehrbuch, noch nicht einmal ein falsches Signal. Es war der Traum des Lrealen Sozialismus? an die Börsencharts angepasst. In den jungen Märkten entwickelt sich das Benehmen der Trader präzise nach dem alten Muster: Die ersten, die kaufen, sind die gut Informierten. Danach kaufen die Nachmacher und am Ende diejenigen, deren Käufe die Long-Positionen der gut Informierten schließen.
Frage: Ideale Bedingungen für erfahrene diskretionäre und systematische Trader. In den meisten Märkten gibt es aber früher oder später Transformationen, welche die schöne Welt verändern...
Tomasini: Zwischen 1997 und 2000 sind Hunderte von Tradern mit einfachen Intraday Breakout Systemen im DAX- und NEMAX-Future reich geworden. Ab dem Jahr 2000 ist die Mehrheit von ihnen ausgestiegen, weil Ausbrüche in den gereiften Märkten nicht mehr funktionierten. Leider gibt es keine Sicherheit, dass eine historische Kursreihe sich in der Zukunft weiterhin gleich verhält. Außerdem gibt es keine Sicherheit dass, z.B. im Falle einer Aktie, wegen eines Delistings, Insolvenz oder Änderung der Haupttätigkeit der Firma, die Aktie immer so existieren wird, wie wir sie kannten. Ähnliches gilt für Futures, die mit der Einführung neuer Märkte (z.B. der Fib30/S&P v MIB 40 in der italienischen Börse) oder selbst nur neuer Handelszeiten konfrontiert werden (wie der Bund Future in diesem Jahr oder der DJ Euro-Stoxx50 sogar drei bis vier Mal in den Börsen-Boom-Jahren Ende der 90er). Die Unannehmlichkeit der stetigen Veränderung historischer Kursreihen überträgt sich in die Programmierung der Codes. LHätte ich mein System nicht jedes Mal geändert, als der Drawdown das Alarmniveau überschritten hatte, wäre ich heute nicht mehr am Leben? erzählte mir Giuseppe Lugli, ein systematischer Händler mit langjähriger Erfahrung.
Aber dann stellt sich eine neue Frage: welche statistische Zuverlässigkeit kann ein Handelssystem haben, das Lgewartet? wird, d.h. dessen Regeln und Eingabeparameter im laufenden Handel geändert werden? Die Antwort ist sehr zynisch: für viele Systemhändler ist ein Lgewartetes? System zu handeln immer noch besser als sich der Laune des Moments anzuvertrauen.
Frage: Ist die psychische Anstrengung beim Verfolgen eines Systems höher als die, die nötig ist, um einen diskretionären Trade zu unternehmen? Wo sehen Sie die Vorzüge zum diskretionären Trading?
Tomasini: Die psychische Anstrengung beim Systemhandel ist besonders für höchst qualifizierte Trader mit einem starken Ego sehr groß. Die Kauf- und Verkaufsignale eines Systems sind meistens contra-intuitiv, auch wenn der Trader die unterliegende Logik kennt. Und die Tatsache, das die Systeme nur auf Statistik basieren, verringert den Stolz des Traders, der eigentlich die Behauptung seines Egos sucht. Im Falle eines langen Depotrückganges, (d.h. im Tal der kumulierten Kurve der Gewinne) sind die Zweifel, die den systematischen Händler nicht schlafen lassen, dieselben wie die des diskretionären Traders. Die grundlegende Frage: Lwerde ich noch Gewinn machen?? des diskretionären Traders kann mit Lfunktioniert das System noch?? des systematischen Traders übersetzt werden.
Wenn ich dank meiner antiken Präsenz auf dem Gebiet des Börsentradings eine empirische Betrachtung machen kann, dann folgende: Im Durchschnitt reduzieren Handelssysteme die effektive Rentabilität des Tradings, andererseits erhöhen sie aber die Überlebenschancen eines Traders. Dazu ermöglichen sie die professionelle Betreuung großer Geldsummen, was mit einer diskretionären Methode zuverlässig nicht möglich wäre.
Frage: Bitte erläutern Sie kurz den ersten Punkt. Weshalb reduzieren Handelssysteme die effektive Rentabilität des Tradings?
Tomasini: Die Erfahrung der LToptrader Meisterschaft mit echtem Geld?, im Jahr 2006 bereits zum achten Mal ausgetragen, zeigt, dass das LBig money?, d.h. einfach angesammelte große Gewinne, ausschließlich im Fall starker Ineffizienzen im Markt möglich sind (z.B. im Aktienmarkt in der goldenen Periode vor 2001). Schwächere, aber trotzdem interessante Gewinne charakterisieren stattdessen dis-kretionäre Trader mit einer starken und motivierten Persönlichkeit (Giovanni Borsi , Birger Schaefermeier, Remo Mariani etc.) die aber spezielles technisches Wissen besitzen. In jedem Fall handelt es sich bei ihnen nur um einen Bruchteil der Millionen Menschen, die sich, in einer mehr oder weniger professionellen Art und Weise, der Börsenspekulation widmen. Auf die Frage: Lwie viele kennst du, die mit Handelssystemen wirklich reich geworden sind?? muss ich antworten, dass ich keinen kenne, der es geworden ist. Auf die nächste Frage: Lwie viele kennst du, die gute Performances damit gemacht habe?? würde ich antworten, dass ich manche kenne aber dass man sie trotzdem an den Fingern zweier Hände abzählen kann. Auf die letzte Frage: Lwie viele Leute kennst du, die mit Handelssystemen gute Performances in einer über zehn Jahre lange Periode gemacht haben?? antworte ich... fast keiner. Offensichtlich spreche ich von denjenigen, die nachprüfbar beweisen können, wie viel sie verdient haben. Ich meine nicht etliche andere, die Lerzählen? sie hätten verdient, denn diese sind, wie man weiß, zahllos. Die Erklärungen dafür, dass keiner über eine lange Periode mit Handelssystemen Geld verdient, sind vielfältig. Ein Grund ist unter anderem die Unfähigkeit vieler Händler, sich in einer unternehmerischen Weise zu strukturieren. Es würde manchem schon weiterhelfen, beispielsweise das Management seiner Handelssignale jemandem anzuvertrauen und es von der Buchhaltung, Recherche und Programmierung mit jemandem zu teilen. Wer Trading macht, hofft meistens kein Unternehmer werden zu müssen. Trotzdem gilt für jeden Händler der Satz von Joe Ross: Ltrading is business?. Der zweite Grund ist die Kurzsichtigkeit und intellektuelle Arroganz die im Trading-Bereich vorherrscht: wer ein profitables Handelssystem besitzt, kümmert sich nicht darum, neue Lösungen zu finden, Handelssysteme für andere Märkte zu fertigen oder eine Zusammenarbeit mit anderen Händlern einzugehen. Erfolgreiche systematische Trader schließen sich zu oft in ihrem Erfolg ein und warten auf ihren Untergang, der unmittelbar bevorsteht. Weiterhin versagen viele Börsenneulinge, die zuvor erfolgreiche Erfahrungen in anderen Gebieten gemacht haben- beispielsweise in schwierigen Projekten ihrer Firma, als Selbständige oder im Studium. Hochqualifizierte Spezialisten in ihrem erlernten Beruf wollen häufig nicht akzeptieren, dass sie an den Märkten von vorne anzufangen haben wie jeder beliebige Anfänger. Sie überschätzen sich selbst und nehmen an der Börsenspekulation gleich zu Beginn mit zu viel Kapital teil.
Frage: Und was die zweite These angeht, dass mechanisches Trading die Überlebenschancen am Markt erhöht...
Tomasini: ...behaupte ich einfach aus meiner Erfahrung, dass es so ist. Zumindest hilft es vielen, das Trading parallel zu anderen Unternehmungen zu betreiben. Mit Handelssystemen erhöht sich die durchschnittliche Überlebenschance eines Traders aus mehreren Gründen. Der systematische Händler beschleunigt und vereinfacht mit Hilfe seiner vorgefertigten Regeln den Entscheidungsprozess und kann sich besser auf die Entwicklung weiterer Handelsideen konzentrieren, statt dem Markt auf dem Schirm jede Sekunde genau folgen zu müssen. Dadurch erreicht er eine Verminderung der Spannung, nicht aber deren Beseitigung. Die durchschnittliche Lebensdauer eines mechanischen Traders ist entscheidend länger als die eines dis-kretionäres Traders und unendlich länger als die eines Scalpers. Für letztere gilt immer der Witz von Charles Schwab: LSie sind wie Schmetterlinge. Sie kommen für eine Saison und verlassen uns die nächste?.
Was die Tatsache betrifft, dass Handelssysteme die zuverlässige Verwaltung von großen Geldsummen möglich machen, reicht es, die durchschnittliche Leistung der amerikanischen Hedge Funds oder Managed Accounts mit den deutschen Investmentfonds zu vergleichen. Dabei wird klar, wie die intensive Nutzung von Derivaten und ihre vollständig automatisierte Verwaltung dank Handelssystemen, die in den USA mehr als in Europa verbreitet sind, Renditen leisten, die hierzulande kaum vorstellbar sind.
Frage: Folglich wäre ein engeres Zusammenarbeiten von systematischen Händlern mit institutionellen Vermögensverwaltern sinnvoll. Wo sehen Sie dabei die Schwierigkeiten?
Tomasini: Sobald ein Trader eine erfolgreiche Formel identifiziert hat, denkt er sofort an die Möglichkeit, Lother people-s money? zu verwalten. Wenn mein System Lnur? 40 Prozent im Jahr verdient, falls ich es mit 100 000 Euro einsetze, verdient es ein Gehalt. Wenn ich es mit 100 Millionen einsetze, dann erzielt es Millionengewinne. Warum schlage ich es nicht einem Institutionellen vor? Diese Gleichung ist zu einfach. Ein institutioneller Verwalter hat oft kein Interesse daran, ein System von dritten zu mieten. Er könnte damit seinen eigenen Job gefährden. Ich möchte diese gewagte These anhand unserer eigenen Erfahrungen in LombardReport.com belegen. Unter unseren 200 Abonnenten befinden sich viele bekannte Namen aus der Finanzindustrie und den Medien. Bemerkenswerterweise bezahlen alle aus eigener Tasche und nicht auf Rechnung der Firma! Niemand in ihrer Firma soll wissen, dass es um die Nummer eins von Wandelschuldverschreibungen zu sein es tatsächlich reicht, LombardReport.com zu abonnieren und die Artikel von Guido Bellosta zu lesen.
Ein anderes Beispiel: Ein englischer Fond hat mehr als 100 Mitarbeiter, von Verwaltern bis zu Analysten, gefeuert, nachdem er ein mechanisches System gemietet hatte. Plötzlich waren die Mitarbeiter nicht mehr zu gebrauchen. Kein Vermögensverwalter oder Mitarbeiter eines Hedge Funds holt sich gern ein trojanisches Pferd ins Haus, indem er ein Handelssystem mietet. Lieber das Gehalt und die Kommission der Vermittlung verdienen und das Geld der Kunden verlieren als den eigenen Arbeitsplatz (und das Gehalt und die Kommission, indem man die Kunden zu viel verdienen lässt). Viele wissen nicht einmal, was ein Handelssystem ist. Studieren ist anstrengend und die Bücher sind meistens auf Englisch mit schwierigen Formeln. Lieber auf dem gepflastertem Weg bleiben und wie die letzten 20 Jahre weiterarbeiten. Mit ein paar kleinen Ablenkungen ist es immer schnell fünf Uhr nachmittags...
Frage: Ihr Fazit zum systematischen Handel?
Tomasini: Trading ist mühsam, auch mit Handelssystemen. Man darf den notwendigen Aufwand nie unterschätzen. Ich habe diesen Fehler selbst häufig begangen, vielleicht den am meisten verbreiteten in unserem Job. Trading ist mühsam, stressig und enttäuschend. Mann muss genug Kapital haben und mit der richtigen Einstellung arbeiten. Man muss Kosten und Gewinne wie in jedem Unternehmen genau analysieren. Und wie in jedem Unternehmen gibt es auch im Trading Expansionsphasen und Rezessionsphasen. Es ist mühsam. Und es bleibt trotz Einsatz von Handelssystemen mühsam. Wer würde sonst weiter als Vertreter, Klempner oder Professor arbeiten, wenn es nicht mühsam wäre?
Frage: Ein verbreiteter Mythos ist beispielsweise die gleichmäßig wachsende Equity Linie ohne Rückgang, wie man sie auf jedem guten Verkaufsprospekt findet. Ihre Meinung dazu?
Tomasini: Beim Mythos der stetig und gleichmäßig wachsenden Equity Linie, ohne Drawdown, ohne jegliche starke Schwankung, handelt es sich um eine Schimäre. Die Frage, die man beantworten müsste, ist eine ganz andere: kann ich die Equity Linie eines mit wirklichem Geld für mindestens vier bis fünf Jahre real gehandelten Handelssystems einsehen und sie mit der nur von den Computertests stammenden Equity Linie vergleichen? Leider nur in sehr seltenen Fällen. Und in diesen seltenen Fällen wird man merken, dass die Lwirkliche? Equity Line immer unregelmäßig ist, mit großen statischen Perioden und Spitzen und Rückgängen, die in der Theorie nie vorkommen. Heutzutage misstraue ich Handelssystemen, die eine lineare oder noch schlimmer exponentiell wachsende Equitykurve aufweisen und ich konzentriere mich einzig und allein auf Handelssysteme, die eine stufige Gewinnkurve haben. Eine stufige Gewinnkurve heißt, dass sie sich die meiste Zeit horizontal bewegt, weil das System nicht arbeitet. D.h. das Handelssystem besitzt einen Mechanismus, um zu beurteilen, wann es richtig ist zu handeln und wann nicht. Ein solches Handelssystem mit einer stufigen, nicht perfekt wachsenden Equity Linie kann man gut in ein Portfolio mit anderen Systemen integrieren. Es trägt dann meistens zu einer befriedigend wachsenden Portfolio-Equity bei. Ich erinnere mich, wie in 2001 einige Programmierer ekstatisch eine Equity-Linie für ein paar auf dem DJ Eurostoxx 50 Future basierende Intraday-Systeme geplottet haben. Wie sie sich freuten, als sie die Equity Line bewunderten, die aussah, als hätte Raffaello sie gezeichnet. Nur zwei Jahre später brachen diese Systeme im EuroStoxx wegen geringer Volatilität und Liquidität ein und jeder systematische Händler flog aus dem Markt. Aber die Programmierer hatten den Code doch bis ins letzte Detail gepflegt. Sie hatten ihn bis zur Erbitterung poliert. Ein Konzept, das in zwei Zeilen Code zusammengefasst werden konnte, wurde in einen Moloch von Seiten und Seiten Programmierung verwandelt. Alles umsonst, es handelte sich um pure intellektuelle Masturbation, absolut nutzlos und potenziell verwüstend.
Frage: Womit wir beim nächsten Mythus angelangt wären, dem des Programmierers. Sind gute Programmierkenntnisse notwendig, um am Systemhandel teilhaben zu können?
Tomasini: LEr kann gar nicht programmieren? sagte einmal ein Verleumder über mich , als ob ich mich mit etwas Schlimmen beschmutzt hätte. Handelssysteme zu programmieren scheint ictu oculi eine Beschäftigung zu sein, die nur für nukleare Wissenschaftler, Luftfahrtingenieure oder feine Mathematiker bestimmt ist. Alle anderen sollten es lieber lassen und wie kleine verrückte Bauzeichner Linien auf den Charts ziehen. Nichts ist weniger wahr. In den Handelssystemen zählen die Ideen, und es sollten gute Ideen sein. Ob sie dann geklaut oder kopiert sind, aus eigener Produktion stammen, von Dritten gekauft oder originell sind, zählt nicht. Es zählen nur die Ideen. Man findet immer einen ukrainischen Programmierer, ein Cousin, der Ingenieur ist, jemanden, der sein Gehalt abrunden möchte mit ein paar Stunden Programmierung. Außerdem sollte man berücksichtigen, dass die vielleicht am meisten verbreitete professionelle Programmiersprache LEasy Language? für Tradestation, so heißt, weil es eben Leasy? ist. Man muss es einfach wollen. Und seien Sie getröstet, dass ein bis in die kleinsten Details polierter Code nicht funktioniert: der Code muss kurz sein, um richtig zu arbeiten, je komplizierter er ist desto schlechter arbeitet er. Paradoxerweise sind Codes, die positive Resultate auf der Mehrheit der Märkte trotz einer stufigen Equity erreichen, besser als Codes, die eine wundervolle Gewinnkurve auf einer einzigen Datenreihe zaubern. Außerdem kann die Verwaltung des Portfolios eine schlechte Programmierung oft ausgleichen: eine gute Idee, die schlecht programmiert wurde, über einer Gruppe von Märkten verstreut, ergibt bessere Resultate, als ein von einem Profi programmierter Code, der auf einem einzigen Markt super optimiert wurde. Mit Optimierung meine ich nicht nur die Regeln, sondern auch die Eingabeparameter. Also los: wenn Sie Altgriechisch, Latein oder Mathematik gelernt haben oder einfache Elektroanschlüsse bauen können oder Klempnerarbeit erledigen, dann werden Sie es auch schaffen, Easy Language zu erlernen.
Frage: Wie hoch ist die Chance, mit einem guten Handelssystem reich zu werden?
Tomasini: Keiner wird durch Handelssysteme reich. LAn die Börse kommen nur Leute, die reich werden wollen und nicht diejenigen, die ein Stück Brot verdienen möchten? sagt immer Remo Mariani, Top Börsentrader 2002 und Redaktionsmitglied von LombardReport.com. Er ist ein diskretionärer Trader, der eine gleichmäßige und stetige Equity Linie vorzuweisen hat, obwohl er dadurch nicht gleich zum Millionär geworden ist. Remo Mariani hat Recht und seine philosophische Einsicht sollte ins systematische Trading übertragen werden. Handelssysteme erzeugen keine Millionen Euro, außer man investiert Millionen von Euro. Wenn man bescheidenes Kapital investiert, erreicht man bescheidene Leistungen. Jeder trägt selbst die Verantwortung dafür, ob er dasselbe Kapital nicht lieber in einem anderen Unternehmen investiert.
Frage: Kennen Sie systematische Händler, die Programmcodes besitzen, die sonst niemand hat? Ich meine wirklich gute, einzigartige Codes, deren Offenlegung einem Preisgeben eines wertvollen Geheimnisses gleichkäme?
Tomasini: Der Mythos mit offenen oder geschlossenen Codes... Im Geschäft der Handelssystem-Programmierung glauben viele, dass ein gutes System irgendwelche obskuren Geheimnisse besitzt, die absolut nicht preisgegeben werden dürfen. Strafe ihre Enthüllung urbi et orbi und bedeutet den Verlust jeglicher Wirksamkeit. Nach zehn Jahren im Geschäft tut es mir leid festzustellen, dass alle, und ich wiederhole, alle erfolgreichen Systeme, die mir zu Gesicht gekommen sind, nur mehr oder weniger komplizierte Bearbeitungen von operativen Konzepten darstellen, die der Öffentlichkeit bekannt sind. Die Quellen erfolgreicher Handelssysteme sind oft kommerzielle Codes, die sich, einmal geknackt, wie ein Virus zwischen den Programmierern verbreiten. Letztere tun de facto nichts anderes, als sie zu ändern, indem sie eigen produzierte Filter und Bedingungen hinzufügen bzw. weglassen. Im Kern bleiben die Konzepte aber erhalten und dieselbe Suppe wird einfach wieder aufgewärmt. Es ändert sich lediglich der Koch, der die Suppe zubereitet. Selbstverständlich ist jeder Koch davon überzeugt, das Rad erfunden zu haben. Um seinen Code zu verteidigen, würde er sich zerstückeln lassen. Obwohl es reichen würde, die Trading-Bibliothek durchzuwühlen und die darin gefundenen kommerziellen Codes anzupassen, um ein effizientes System zu basteln. Außerdem muss man bedenken, dass diejenigen, die Handelssysteme programmieren, ein Dutzend davon in der Schublade haben. Sie benutzen oft nur die besten davon und haben meistens keine Probleme, die weniger leistungsfähigen offen zu legen und weiterzugeben. Wenn man mit jemandem um ein Handelssystem verhandelt, sollte man an folgendes denken: ein wirklich guter Programmierer kann immer ein paar Systeme auch umsonst herschenken. Falls er das macht, hat er verstanden, dass es reicht, ein paar Bücher zu kaufen und bis Freitag das Programmieren zu lernen, um in wenigen Wochen ein robustes System zu codieren.
Frage: Man sollte es also nicht komplizierter machen als es ist...
Tomasini: Absolut. Aus geschäftlichen Gründen habe ich mit einigen hundert Leuten, die sich mit Handelssystemen beschäftigen, gehandelt. Sagen wir, dass ich eine Generation von Börsenhändlern zum größten Teil kenne. Da aber die Börse offensichtlich immer neues Blut braucht, kann ich nicht behaupten, alle heute auf der Bühne stehenden Trader zu kennen. Das liegt auch daran, weil die Lust, neue Trader kennen zu lernen, mit der Zeit mehr als exponentiell fällt. Ich kann Ihnen versichern, dass die durchschnittliche Qualität der Handelssysteme das Umkehrbild der Schulausbildung und der Programmierfähigkeit der Trader darstellt. Der in Astrophysik geschulte Cousin und die Cousine mit Ph.D. von Harvard in Thermodynamik helfen in diesem Gebiet nicht. Es ist besser, bekannte Konzepte zu kopieren und sie dem persönlichen Risikoprofil anzupassen als Systeme von Grund auf neu zu programmieren.
Frage: Erzählen Sie uns bitte etwas über den Verkauf bzw. die Vermietung von Handelssystemen.
Tomasini: Das Internet hat jedem die Möglichkeit gegeben, eine Website aufzumachen und Handelssysteme zu verkaufen. Es dann auch noch rentabel zu machen, ist eine ganz andere Kunst. Das merkt man erst, wenn man schon im sinkenden Boot sitzt. Im Bereich der Finanzindustrie gibt es sogar mehr Webseiten, die Handelssysteme verkaufen, als welche, die generische Finanznachrichten anbieten, da ein System laufen zu lassen weniger kostet als 20 Artikel am Tag zu schreiben. Meistens sind es Systeme mit einem Frauennamen oder unverständliche Akronyme. Auf den ersten Blick scheint es ein wundervolles Geschäft zu sein: keine laufenden Kosten und nur Umsätze, die sich in Gewinne verwandeln. Signale, die einfach per SMS gesendet werden oder als Flash auf der Website erscheinen.
Die Betriebswirtschaft lehrt uns jedoch, dass es keinen Umsatz ohne Kosten gibt und dass keine Gewinne ohne Investitionen möglich sind. Die ersten Kosten, die ein potenzieller Signalverkäufer eines Handelssystems verkraften müsste, bevor er sich in dieses Geschäft wagt, dienen dem Bezug eines Passwortes für die italienische (bzw. deutsche) Handelskammer, damit er die Bilanzen der Konkurrenz einsehen kann. Dies würde eine Abschätzung erlauben, ob es sich lohnt, in dieses Geschäftsfeld einzusteigen. Aber schon jetzt gibt es die ersten Schwierigkeiten. Es ist nicht immer ohne weiteres möglich, die Bilanzen einer Gesellschaft zu finden, denn viele davon sind Personengesellschaften oder zweifelhafte juristische Konstrukte (Kaiman Islands, San Marino, Staat von New York, Steuernummer der Metzgerei des Schwagers, usw.). Falls es aber doch möglich ist, die Bilanzen einzusehen, fällt als erstes auch dem Auge eines Laien auf, das keine dieser Gesellschaften einen Umsatz von mehr als einigen 10 000 Euro macht. Da fragt man sich: warum? Die spontane Antwort ist, dass kommerzielle Systeme nicht funktionieren. Aber dies ist die falsche Antwort: kommerzielle Systeme, nicht nur diejenigen von LombardReport.com, sondern auch von anderen Gesellschaften, sind mehr oder weniger betriebsfähig. Was nicht funktioniert, sind die Händler, die sie ausführen! Diese verlieren normalerweise ihr Kapital, bevor sie wissen, dass Systeme früher oder später Recht haben. Oder sie verlieren ihr Interesse daran oder sind enttäuscht. Oder sie entdecken nur, dass es einfacher ist, eine Fotomodelagentur zu betreiben, als Trading zu machen. An dieser Stelle kommen wir zu den Erfahrungen, die man damit macht. Und ich spreche in erster Person. Man muss in diesem Geschäft Handelssysteme verkaufen, mit den Benutzern sprechen, mit den Programmierern verhandeln und mit mehreren Dutzend Codes umgehen, nur um sich klarzumachen dass sie sich nicht wesentlich voneinander unterscheiden. Weiterhin muss man bedenken, wie lange ein Mensch braucht, der die Signale erhält, vor dem Computer sitzt und die Orders eingibt. All das bringt einem eine ungeheure Last, die nur wenige glückliche Menschen schaffen. Letztlich sind die Vermietung und der Verkauf von Handelssystemen mehr ein Selbstbildungspfad als ein profitables Unternehmen.
Frage: Wie findet und entwickelt man gute, robuste Systeme?
Tomasini: Davon verstehe ich viel. Aus akademischer Gewohnheit stelle ich mir jedes Mal, wenn ich mich mit irgendeinem Problem befasse, die Frage: was ist gerade State of the Art und welche Lösungen werden von Experten auf diesem Gebiet empfohlen? Im Geschäft des Systemkaufs heißt das, als erstes zu einer Online-Bücherei zu surfen wie beispielsweise der Trading Library von LombardReport.com. Als zweites bedeutet das, aus Hunderten von Büchern auszuwählen, die bei der Suche herausgekommen sind. Da ich davon überzeugt bin, dass Trading in mancher Hinsicht eine Wissenschaft darstellt, schließe ich sofort alle Lesoterischen? Texte wie Gann, Elliott, Astrofinanz, Fibonacci usw. aus. Auf demselben Weg ignoriere ich die Texte, die keine statistischen Tests und mathematischen Formeln oder Programmierungscodes zeigen. Eine ernsthafte Trading-metho-dologie muss in der Vergangenheit testbar sein. Sie muss also in einem Code programmierbar sein. Vor allem muss es möglich sein, sie in einer unmissverständlichen Weise zu definieren. Ein Handelssystem ist eben der Gegensatz des diskretionären Tradings. Wenn ein Buch also Codes oder System-Reports enthält, kommt es sofort auf meine Kaufliste. Dennoch gibt es ein zweites Niveau von Texten, die trotz fehlender Codes oder System-Reports Standardwerke sind. Unter diesen Autoren zitiere ich Thomas DeMark, David Landry, Barry Rud, Joe Ross. Aber deren Bücher kommen erst, nachdem man alle, und ich wiederhole, alle Bücher mit Codes in Easy Language oder Metastock gekauft hat.
Frage: Was macht systematischen Handel im Vergleich zum diskretionären Handel schwierig? Insbesondere bezüglich der psychischen Anforderungen?
Tomasini: Ich würde systematisches Trading abgekürzt wie folgt überschreiben: Die Einsamkeit in der Einsamkeit. Trading ist bekanntlich eine einsame Arbeit. Der diskretionäre Händler kann aber im Gegensatz zum Systemhändler immerhin noch mit anderen diskretionären Händlern an der Bar sozialisieren und Freundschaften schließen. Z.B. Lweißt du, als der Widerstand gebrochen wurde und ich auf kaufen gedrückt habe. Ich hatte mich aber geirrt und da habe ich die Nachricht gelesen und dann...? während ein anderer sagen wird Lich hatte im Book eine Order bei 21,05 gesehen, aber dann hatte ich verstanden, dass es ein Fake war und...?. Er kann viel erzählen, was er gemacht hat und was er machen wird, falls morgen das oder jenes passiert. Der mechanische Händler ist demgegenüber die seltene Art, die keine Gleichartigen hat. Selbst wenn er Gleichartige hätte, was könnte er zum Markt sagen, kommentieren, bemerken? Dass sein Code in Zeile 29 einen zu engen Stopp hat, aber dass es im Test doch noch super funktionierte? Er kann zwar über den Broker, die DSL Leitung, den Computer, Tradestation oder die niedrige Volatilität meckern. Aber die Argumente, die er im Vergleich zu einem diskretio-närem Trader hat, sind belanglos und unkonkret. Jedenfalls sind sie kaum dazu angetan, ein interessantes Gespräch anzuregen. Moral: wenn die Einsamkeit für den diskretionären Trader ein Problem ist, ist sie für den mechanischen Trader ein Fluch.
Frage: Ihr Fazit?
Tomasini: Seit 1996 hatte ich in meiner Tätigkeit die Gelegenheit, mit der Mehrzahl der italienischen mechanischen Trader zu sprechen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Für alle, inklusive für mich selbst, gilt der Satz: Lein Affe, der eine unbegrenzte Zeit lang vor einem Piano sitzt, wird früher oder später eine Sonate komponieren? im Sinne dass früher oder später alle, ob technisch auf Programmierebene begabter sowie auf intellektueller Ebene weniger Begabten (oder z.B. die wie ich), es schaffen, eine Spinne aus dem Loch zu holen. Und das System oder die Systeme, die sie ausarbeiten, sind das Ergebnis ihrer Lebenseinstellung, ihrer sozialen Verhältnisse, ihrer intellektuellen Ehrlichkeit, ihrer Ängste und ihrer Unsicherheiten.
Ein Handelssystem ist ein Stück von uns, deas wir codieren, ein Teil unserer Psyche, die unsere Furcht, unsere Werte, unser Vertrauen den anderen und uns selbst gegenüber zusammenfasst. Es gibt Handelssysteme mit Hunderten von Zeilen, die in ein paar Zeilen Code zusammengefasst werden könnten, Systeme, die in wenigen Zeilen stecken, aber es verdienen, wie die Divina Commedia erweitert zu werden. Es gibt Programmierer, die Mühe und Leid im Trading als gegeben nehmen, wie jede andere Arbeit, (und sie werden keine zu lineare Equity Lines und System Reports sehen, die nicht gut in Veröffentlichungen passen) und es gibt Programmierer, die stattdessen glauben, Trading sei ein Spaziergang (und sie werden irrealistische Profitkurven sehen, die sie träumen lassen wie Eingebildete). Manchmal ist es bewusst so, manchmal aber ist es einfach eine Lebenseinsicht. Wenn man mit diesen Leuten spricht, merkt man, dass die ersten jeden Tag mit dem Leben kämpfen und ein konkretes Weltgefühl haben, während die zweiten Träumer sind, die wahrscheinlich ein natürliches Talent für die Programmierung haben, auch wenn sie sich nie mit den Leben auseinandergesetzthaben, und die Trading machen, um die Zeit totzuschlagen, ihre Ablenkung von einer Gegenwart, die unter dem existentiellen Profil gar nicht befriedigt.
Jedes Handelssystem hat seine Seele, und wenn es von anderen Leuten stammt, kann man es manchmal gar nicht richtig für sich selbst einsetzen. Ich habe dichterische Programmierer gesehen, die Mythen voller schwieriger Wörter aus der quantitativen Statistik übernommen haben, ohne einen einzigen Trade in ihrem ganzem Leben zu machen, oder handwerkliche Programmierer, die in wenigen Zeilen Code das ganze Leben der Märkte zusammenfassen. Es ist das ewige Dilemma der Mythen, die Wirklichkeit werden, und der Wirklichkeit, die zum Mythus wird. Und hauptsächlich handelt es sich wie immer um eine Realität, die nie weiß oder schwarz, sondern grau ist.
Quelle: http://www.traders-mag.com

http://energodar.net/img/bunner_3sec.gif
 

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