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🐻 БИРЖА & ФОРЕКС - ИЗБА Читальня
NEW 05.04.06 09:22
в ответ LAD1 28.03.06 20:59
05.04.2006 - 08:00
Interview mit Michael Covel - Gewinne mit Trendfolge
(╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
In Zeiten sofortiger Ausführung, sofortiger Quotierungen, sofortiger Nachrichten, Squawk Boxes, Matrizen, minütlicher Elliott-Wellenanalyse, Gann-Analyse, CNBC und Bloomberg, und was Sie noch so im Laufe einer Handelstages verdauen, auf Ihrem Fernseher, auf Ihrem Bildschirm, aus Ihrer Zeitung, über Ihr Handy oder Ihr mobiles E-Mail-BlackBerry-Gerät √ manchmal finden Sie etwas, was Sie plötzlich innehalten und einen Schritt zurück tun lässt. Der nachfolgende Artikel handelt von Trendfolge, ABER bevor Sie weiter lesen, stellen Sie sich diese Frage: Bin ich als Trader erfolgreich? Lesen Sie jetzt den folgenden kleinen Absatz und fragen Sie sich noch einmal:
Im Leben muss man wählen. Sie können nicht Trendfolger sein und Ihre Entscheidungen aufgrund fundamentaler Analyse oder Elliott-Wellentheorie oder irgendeiner anderen Handelstechnik aus dem Heiligen Gral treffen. Die großen Trendfolger handeln nach objektiven Methoden. Wo sind die großen Elliott-Wellen-Trader? Wo sind ihre Performance-Daten? Oder was meint man genau, wenn man sagt, man verwendet Fundamentaldaten wie Zinsraten oder Vorhersagen für das wirtschaftliche Wachstum? Bedenken Sie das Folgende: Trader, die verlieren, sagen voraus, wo der Markt morgen steht. Trader, die gewinnen, wie Trendfolger, reagieren auf das, was der Markt gerade jetzt tut.
Das Interview mit Michael Covel macht nachdenklich, aber lassen wir ihn sich selbst vorstellen.
FRAGE: Trendfolgern muss es in diesem Markt gut gehen; wie lange wird das anhalten?
Covel: Wie lange wird was anhalten, Trendverfolgung als brauchbarer Handelsstil?
Es gibt keinen Grund, warum Trendverfolgung aufhören sollte. Wenn Märkte für immer seitwärts gehen sollten, wäre das auch ein Trend, und dann würde Trendverfolgung nicht mehr funktionieren. Trendfolge geht gegen alle Sitten, Rituale, Symbole und Mythen, die wir uns angewöhnt haben, als Bestandteile von Handelserfolgen an der Wall Street zu sehen. Trendfolger reagieren auf die Vorgänge im Markt anstatt vorwegzunehmen, was kommen wird. Sie gründen ihre Entscheidungen auf einer Schlüsselinformation √ dem Kurs. Das unterscheidet sie von der überwiegenden Mehrzahl der Trader und Anleger, die sich für ihre Entscheidungen auf fundamentale Daten verlassen. Die denken, der einzige Weg, den Markt zu schlagen, ist das Sammeln so vieler Informationen, wie man bekommen kann. Sie wollen Nachrichten, sie wollen CNBC, sie wollen The Wall Street Journal, sie wollen Ernteberichte, sie wollen OPEC-Gerüchte, sie wollen Greenspans Schuhgröße √ sie glauben, all diese belanglosen Informationen werden ihnen dabei helfen, erfolgreiche Trading-Entscheidungen zu treffen. Und wenn sie eine Entscheidung fällen, ist es 99 von 100 Malen zu kaufen und zu halten in der Hoffnung, dass der Markt in eine Richtung geht, wenn sie nur lange genug dabei bleiben. Hoffnung ist keine gute Handelsstrategie!
Für Trendfolger, von Natur aus technische Trader, ist es eindeutig. Der Marktpreis, der Kurs, ist die beste Informationsquelle für die Marktrichtung, weil er das zusammengefasste Votum aller ist. Es kommt nicht darauf an, ob der Markt nach oben oder unten geht, nur der Kurs selbst ist wichtig. Alle Märkte, von Aktien und Anleihen hin zu Metallen, Währungen und Commodities können gleich gehandelt werden, weil alles, was sie wissen müssen, der Kurs ist. Trendfolger sehen die Welt in Trends. Trendfolger wissen, dass Trends auf unvorhersehbaren Wegen kommen, aufwärts oder abwärts. Trendfolger wollen einfach an Bord sein und diese unvorhersehbaren Trends gewinnbringend reiten. Denken Sie darüber nach √ woran können Sie wirklich glauben außer an den Marktpreis? Oder, um John W. Henry zu zitieren: └Die großartigste Maßnahme, die weiseste, die beste Maßnahme, die Sie in fast jeder Lage ergreifen können, ist bei dem zu bleiben, was ist, anstatt irgendwelche Annahmen zu treffen. Achten Sie nur auf das, was ist.⌠
FRAGE: Ein Kommentar zum derzeitigen Markt?
Covel: Nein. Sich als Trendfolger auf eine einmonatige, sechsmonatige oder Jahresperiode zu konzentrieren, macht keinen Sinn. Der Versuch, den Markt in einem kurzfristigen Zeitrahmen zu analysieren, ist ein Versuch, den Markt Geld produzieren zu lassen, wann sie es wollen. So läuft das aber nicht. Man muss das nehmen, was der Markt einem gibt.
Märkte gehen aufwärts, abwärts und seitwärts. Sie tendieren. Sie fließen. Sie überraschen. Niemand kann den Beginn eines Trends oder sein Ende vorhersagen, bis er vorliegt, genau wie das Wetter. Wenn Ihre Trading-Strategie derart ist, dass sie sich dem Wechsel anpasst, können Sie die Vorteile von Veränderungen zum Geldverdienen nutzen.
FRAGE: Wie haben Sie die Märkte gesehen, bevor Sie anfingen zu traden?
Covel: So wie fast jeder. Ich kam zuerst mit Fundamentaldaten zusammen. Ich erinnere mich, dass unsere College-Lehrer sagten, dass man an den Märkten kein Geld machen kann. Wenn man jung ist und es nicht besser weiß, glaubt man ihnen, bis man es besser weiß und begreift, wie falsch sie lagen.
FRAGE: Was motivierte Sie zu traden?
Covel: Die Motivation bei allen unternehmerischen Tätigkeiten, mit denen ich mich befasst habe, war einen Weg zu finden, durch eigene harte Arbeit Geld zu verdienen, nicht nur angestellt zu sein. Ich bin nicht dazu gemacht, jemandes Angestellter zu sein. .. es sei denn, man bezahlt mir mehr, als ich jetzt verdiene.
Zur Trendfolge hat mich Neugier gebracht. Ich sah mir Performance-Daten an und wie die Leute vorgingen, die mit Trends spekulierten. Ich bin dann einmal eine Zeitschrift durchgegangen, habe aber nicht viel über diese Händler gefunden, über die sich Main Street und Wall Street anscheinend keine Sorgen machten, was mich wunderte. Wie konnte das sein? Ein Blick auf ihre Performance-Ziffern reicht doch um zu sehen, wie viel Geld sie aus dem Markt gezogen haben. So entstand bei mir die unstillbare Neugier nach der Lösung des Puzzles.
FRAGE: Das Puzzle zu lösen ist ja eine Riesenaufgabe. Womit haben Sie angefangen?
Covel: Performance-Daten; das heißt, die Performance-Daten professioneller Trendverfolger gründlich ansehen, was zeigte, dass a) sie nach ähnlichen Methoden handelten und b) dass jeder das machen könnte.
Natürlich war auch das Turtle-Experiment motivierend, bei dem Anfängern das Traden beigebracht wurde. Die Turtles waren und sind Trendfolger.
FRAGE: Waren Sie immer Trendfolger?
Covel: Nein
FRAGE: Welche anderen Methoden haben Sie ausprobiert, bevor Sie sich entschieden, bei der Trendverfolgung zu bleiben?
Covel: Verschiedene Ansätze im Warren Buffet-Stil √ alle fundamental.
Mit der Zeit lernte ich aber, dass man trotzdem noch entscheiden muss, wann genau man einsteigt, wann man aussteigt, wie viel man wettet, und woraus das Portfolio insgesamt bestehen soll. Solche Fragen werden nicht einfach dadurch beantwortet, dass man alle fundamentalen Daten der Welt besitzt. Kürzlich fragte ich meine Leser:
└Ist es einfacher für den durchschnittlichen Menschen, sich mit der Idee anzufreunden, └einen Geschäftsbetrieb zu finanzieren⌠ oder einfach aufgrund der täglichen Kursbewegungen zu traden? Ist es realistischer für den Durchschnitt, └Anleger⌠ oder └Trader⌠ zu sein?
FRAGE: Welche Antwort haben Sie erhalten?
Covel: Die Antwort fällt für die Leute unterschiedlich aus. Einige glauben an den Warren Buffett-Weg, andere möchten an den Trendfolgerweg glauben.
Der größte Unterschied ist, dass relativ wenige Menschen den trendfolgenden Handel als gangbaren Weg wahrnehmen, Geld aus den Märkten zu ziehen.
FRAGE: Waren Sie am Anfang erfolgreich?
Covel: Ich halte es für selten, dass jemand sofort erfolgreich ist. Alle Unternehmungen im Leben bedürfen harter Arbeit.
FRAGE: Die meisten neuen Trader hören früh den Slogan └Der Markt ist dein Freund⌠; aber die meisten von ihnen halten nicht einmal sechs Monate durch. Ist es wirklich so schwierig, dem Trend zu folgen?
Covel: Meiner Meinung nach versagen die meisten Menschen bei unternehmerischen Aufgaben, einschließlich bei trendfolgendem Handel, wegen eines Mangels an Willen und an Geduld. Ist es schwierig, dem Trend zu folgen? Konzeptionell nein, ist es nicht. Aber wenn man sich nicht daran hält, dann wird es schwierig. Andererseits, was auf der Welt ist leicht, das große Belohnungen bereit hält?
Die harsche Realität der heutigen Märkte unterscheidet sich nicht von der von gestern oder von vor zehn Jahren. Ob Sie Trader oder Anleger sind, letztlich können Sie nur sich selbst die Schuld für Entscheidungen geben, die Sie für Ihr Geld treffen. Sie können Entscheidungen treffen, die zu Gewinnen führen √ oder zu Verlusten, das hängt von Ihnen ab. Wenn Sie Trendfolger sind, treffen Sie Ihre Entscheidungen aufgrund des Kurses. Geht der Trend nach oben, ist es eine Kaufgelegenheit. Geht er nach unten, ist es eine Verkaufsgelegenheit oder eine Gelegenheit, short zu gehen. Der Markt ist ein brutaler Platz, und Sie müssen auf ein Auf und Ab auf Ihrem Konto gefasst sein, einschließlich Drawdowns und Erholungen. Sie wetten nie gegen den Trend. Klingt hart? Was wollen Sie, Spitzen-Trading ist hart!
Warum fällt es den Leuten so schwer, einen Trend einfach zu akzeptieren und ihn auszureiten? Warum haben die Leute das Bedürfnis zu erklären, └warum⌠ die Bewegung erfolgte? Einer meiner Leser fasste es hübsch zusammen:
Er sagte er glaube, dass die meisten Leute gern denken, dass ein ┌geschäftsmäßiger Ansatz bei der Anlage▓ sinnvoll ist √ glatt und einfach. Wenn man die Diskussion aber weiterführt und nachfragt, was das genau heißen soll, insbesondere inwieweit sich das auf Vorhersage verlässt, wird man mit großen Augen angesehen. Leute haben zu mir gesagt, dass sie vielleicht nicht genau wissen, wie ihr Vermögensverwalter seine Entscheidungen trifft, aber sie wüssten, dass er └gesunde Anlageprinzipien⌠ verwendet und fühlten sich damit sicher. Wenn ich dann den Kurs als Echtzeitdeterminante für Wert einbringe, wenn ich Money Management und systematische Handelsentscheidungen als klaren Weg anspreche, bei der Verwandlung des Eies in einen Adler aktiv dabei zu sein, erhalte ich viele negative Erwiderungen. Das erhaltene Feedback besagt, dass die Leute denken wollen, dass man ein hart arbeitender Detektiv sein müsste, um diese Unternehmen zu überprüfen, ihr Geschäft zu verstehen, das Management zu kennen, die Wirtschaft zu lesen und anhand dieser └Fakten⌠ eine Entscheidung zu treffen.
Die Leute nehmen das lieber so hin, bezahlen dafür und kaufen so √ als selber daran zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Ich denke, dass sicher nicht alle so sind, aber es scheint die Mehrheit zu sein.
FRAGE: Was macht einen guten Trendfolger aus?
Covel: Die Antwort wird am besten durch mein Buch └Trend Following⌠ gegeben. In dem Buch beantworte ich die Frage mit den nötigen Einzelheiten. Vereinfacht ausgedrückt hat ein Trendfolger ein Handelssystem mit Regeln und das emotionale/psychologische Temperament, sich an die Regeln seines Handelssystems zu halten.
Im Leben muss man wählen. Sie können nicht Trendfolger sein und Ihre Entscheidungen aufgrund fundamentaler Analyse oder Elliott-Wellentheorie oder irgendeiner anderen Handelstechnik aus dem Heiligen Gral treffen. Die großen Trendfolger handeln nach objektiven Methoden. Wo sind die großen Elliott-Wellen-Trader? Wo sind ihre Performance-Daten? Oder was meint man genau, wenn man sagt, man verwendet Fundamentaldaten wie Zinsraten oder Vorhersagen für das wirtschaftliche Wachstum? Bedenken Sie das Folgende: Trader, die verlieren, sagen voraus, wo der Markt morgen steht. Trader, die gewinnen, wie Trendfolger, reagieren auf das, was der Markt gerade jetzt tut.
FRAGE: Ist ein guter Trader automatisch ein guter Trendfolger?
Covel: Ja, das halte ich für eine faire Einschätzung.
FRAGE: Erzählen Sie uns etwas über Ihre Marktkonzepte und Trading-Ideen.
Covel: Sehr viele Leute begeben sich in geheimnisvolle technische Analyse. Große Trader tun das nicht, und ich auch nicht. Unter dem Strich müssen alle Händler diese Fragen beantworten:
∙ Wie bestimmt man, welchen Markt man zu einem gegebenen Zeitpunkt handelt?
∙ Wie viel eines Marktes kauft oder verkauft man zu einem gegebenen Zeitpunkt?
∙ Wie bestimmt man, wann man einen Markt kauft oder verkauft?
∙ Wie bestimmt man, wann man eine Verlustposition schließt?
∙ Wie bestimmt man, wann man eine Gewinnposition schließt?
Trading √ wie man in einen Markt geht und ihn verlässt √ kann alles Mögliche sein. Die Trendfolger, über die ich in meinem Buch schreibe, haben eine recht spezifische Strategie. Erst wählen sie ein Portfolio aus und die Märkte, denen sie folgen wollen. Dann warten sie ab, ob ein Markt anfängt, sich zu bewegen, und wenn er es tut, nach oben oder nach unten, dann geht ein Trendfolger eine erste Long- oder Short-Position ein, je nachdem welche Richtung der Markt einschlägt. Eine uralte Weisheit besagt, dass Sie diese Position so lange halten, wie sie zu Ihren Gunsten läuft. Sie raten die Richtung nicht, sagen sie nicht vorher und geben keine Prognose ab. Sie wissen nicht, warum der Markt aufwärts geht, und ich habe ehrlich gesagt noch keinen bedeutenden Trendfolger getroffen, dem es wirklich wichtig war, warum sich der Markt bewegt. Er sagt nur: └Mein Hauptziel ist es, in die sich bewegenden Märkte einzusteigen und Risikomanagement einzusetzen, damit ich weiß, wo und wann ich aussteige, wenn der Markt gegen mich läuft.⌠
Diese Denkweise könnte den großen Unterschied ausmachen. Trend-Trader wissen immer, wo ihr Verlustpunkt ist. Sie wissen nicht, wie viel sie verdienen werden, aber sie kennen ihren maximalen Verlust. Sie sind Risikomanager.
FRAGE: Welches sind die wesentlichen Merkmale eines beginnenden Trends?
Covel: Das werde ich immer wieder gefragt. Ich finde es nicht richtig formuliert, denn was sie wirklich tun, ist wie auf Verdacht nach Öl zu suchen. Sie bohren einen Haufen Löcher, und sieben von zehn werden ein Reinfall, aber drei werden sprudeln. Es handelt sich nicht darum, einen Trend zu wählen und zu messen, sondern man muss die beobachteten Märkte kennen und wissen, wann man ein- und aussteigt.
Ein gutes Beispiel ist der uralte Ausbruch. Man sucht einen Markt mit Momentum oder einen Markt, der sich auf- oder abwärts bewegt. Wenn Sie ihn gefunden haben, gehen Sie hinein. Aber wenn Sie rausgehen wollen? Trendfolger gehen nie genau am Boden rein, wenn sie long gehen, und sie gehen nie genau am Hoch raus. Ein typischer Trendfolger geht spät hinein und immer erst nach dem Hoch hinaus. Er reitet den Trend und weiß nicht, wann er aussteigt, bis er den entgegen gesetzten Weg geht. Das ist das Bestätigungssignal für einen Trendfolger. Er kämpft nicht gegen den Verlauf an, er denkt nicht übermäßig darüber nach und überrationalisiert ihn nicht. Der Trendfolger sagt einfach: └Es geht aufwärts, ich bin long, und wenn es anfängt, abwärts zu gehen, gehe ich raus. Vielleicht werde ich short gehen.⌠
Noch mehr bei starken Ausbrüchen zu neuen Hochs oder Tiefs; machen Sie es nicht komplizierter als es ist. Natürlich bedeutet ein Ausbruch alleine nicht, dass der Trend weiterläuft. Sie werden nie wissen, ob Sie einen guten Trend haben, bis er vorbei ist.
FRAGE: Wenn man an Trendfolgemethoden denkt, hat man oft einen Händler vor Augen, der ein Bündel Indikatoren zur Bestimmung des Trends einsetzt. Kann man sagen, dass die Einstiegstechniken der von Ihnen beobachteten erfolgreichen Händler ziemlich unkomplizierte Ansätze sind?
Covel: Sie sind in der Tat simpel. Ausbrüche, Kreuzung Gleitender Durchschnitte. Wer glaubt, dass ein Bündel Indikatoren nützlich ist, hat noch nicht begriffen, was trendfolgender Handel eigentlich ist.
FRAGE: Für viele Trader, denen es gelungen ist, in einen Trend einzusteigen, ist es schwierig dabei zu bleiben. Wie erkennen Sie, dass Sie aussteigen müssen?
Covel: Sie brauchen Regeln. Schon bevor Sie überhaupt einsteigen, müssen Sie wissen, wann Sie aussteigen. Wenn die Regel lautet, bei einem X-Tage-Ausbruch einzusteigen, dann könnte die Regel sein, bei einem X-Tage-Ausbruch in die dem Einstieg entgegengesetzte Richtung auszusteigen. Trendfolger terminieren das Top nicht und verlassen einen Trend nicht vor dem Top. Trendfolger steigen nach dem Hoch auf dem Weg nach unten aus (oder auf dem Weg nach oben, wenn sie short waren).
FRAGE: Wie gehen Sie mit Seitwärtsmärkten um?
Covel: In Seitwärtsmärkten verlieren Trendfolger Geld. Kein Trend heißt keine Trendfolge. Die Behandlung von Seitwärtsmärkten besteht daher aus der Begrenzung von Verlusten. Man behandelt sie durch das Wissen um ihre Existenz und dass sie vorkommen werden. Bei Seitwärtsmärkten dreht sich alles um exzellentes Risikomanagement.
FRAGE: Benutzen Sie mehr als ein System gleichzeitig, d.h. ein Bündel mechanischer Handelssysteme, die zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Signale geben, um damit die Kapitalkurve eines Kontos zu glätten?
Covel: Manche Trend-Trader tun das, um die Kapitalkurve zu glätten, wie Sie sagen, und andere akzeptieren Volatilität frontal, weil sie langfristig mit ihren Ansätzen zufrieden sind. Das heißt, spielt die kurzfristige Volatilität wirklich eine Rolle, wenn Sie einen volatileren trendfolgenden Handelsansatz haben, mit dem Sie am Ende das große Geld machen?
FRAGE: Wann werfen Sie bei einem trendfolgenden System das Handtuch?
Covel: Ich habe im Laufe der Jahre festgestellt, dass für die meisten Trendfolger ein Minus von 50 Prozent ein Grund ist zu pausieren. Andererseits, wenn jemand Trendfolge wirklich kennt, weiß er, dass besonders bei sehr aggressiven Trendfolgern -50 Prozent von einer Gewinnspitze möglich sind.
FRAGE: In letzter Zeit war Mangel an Volatilität ein Nachteil für viele Trader. Ist das auch für Trendfolger ein Problem?
Covel: Auch Trendfolger brauchen Volatilität. Es ist nicht so sehr ein Problem, es ist Realität. Das heißt, Trendfolger brauchen Trends zum Geldverdienen, und Volatilität gehört dazu.
FRAGE: Wie lange laufen Ihre typischen Trades?
Covel: Beim trendfolgenden Handel erlebt man Gewinn-Trades, die Monate und gelegentlich sogar über ein Jahr dauern. Verlierer werden häufig innerhalb von Tagen oder Wochen glattgestellt.
FRAGE: Wenn man Trendfolger ist, hat man dann eine völlig systematische Herangehensweise, oder bleibt Raum für diskretionäre Elemente?
Covel: Die bedeutenden Trendfolger gehen systematisch vor. Man soll niemals nie zu └neuen⌠ Wegen sagen, aber die Bedeutenden nehmen ihre diskretionäre Elemente und machen sie zu systematischen.
FRAGE: Mischen Sie Zeitrahmen?
Covel: Im Allgemeinen ist Trendfolge langfristiger angelegt. Die wirklich guten Trader machen ihre großen Trendfolgegewinne über Monate und Jahre, nicht mit Tages- oder Wochentrends. Ob manche Trendfolger Zeitrahmen mischen √ sicher.
FRAGE: Spielt das Volumen bei Ihrem Handelsansatz eine Rolle?
Covel: Nur in dem Sinn, dass man nicht selber 100 Prozent des Volumens in irgendeinem illiquiden Markt kontrolliert. Sonst nicht, Trendfolge baut auf Kursaktivität auf, nicht auf Volumenanalyse.
FRAGE: Wie testen Sie Ihre Handelsideen?
Covel: Ich arbeite mit zwei Programmierern zusammen, und wir verwenden maßgeschneiderte Testplattformen. Auf dem Markt für Test-Software kommen immer wieder zwei im Handel verfügbare Programm an die Spitze: www.wealth-lab.com und www.tradingrecipes.com.
FRAGE: Wie viele verschiedene Ansätze benutzen Sie beim Handel?
Covel: An alle, die den magischen Gral oder geheime Zutaten zur Erklärung des Marktverhaltens erwarten, oder Vorhersagen für morgen: Bestimmen Sie die Reihenfolge der drei besten Indikatoren:
1. Kurs
2. Kurs
3. Kurs
FRAGE: Würden Sie kurz darlegen, wie der Kurs eingesetzt wird?
Covel: Wie wäre es mit einem Kursausbruch? Ein neues 100-Tage-Hoch ist ein gutes Beispiel.
Natürlich belegt das nicht die Trendfortsetzung, es ist nur ein Auslöser für den Einstieg. Es gibt keinen Weg zur Vorhersage der Länge eines Trends. Darum └folgt⌠ man ihm einfach.
Sie können nicht aus dem Kaffeesatz lesen. John W. Henry kann es nicht. Ed Seykota kann es nicht. Niemand kann es. William Eckhardt, alter Trendfolger und ehemaliger Partner von Trendfolger Richard Dennis, baut auf Henrys Weisheit auf, indem er beschreibt, └womit Händler leben und sterben⌠. In dem Augenblick, in dem man andere Variablen zum Entscheidungsprozess hinzunimmt, verwässert man den Kurs. Der Kurs ist tatsächlich die Variable, mit der Händler leben und sterben, also ist er offensichtlicher Kandidat für Untersuchungen┘ Reine Kurssysteme liegen nahe genug am Nordpol, so dass jede Reise Richtung Süden führt.
FRAGE: Wie managen Sie Ihre Risiko?
Covel: Sie müssen die Balance zwischen Belohnung und Drawdown herausfinden, mit der Sie sich wohl fühlen.
Risikomanagement geht gegen die Intuition der meisten Menschen. Die meisten hätten es gerne, dass man in einen Markt gehen kann, ohne je Verluste zu haben.
Wenn Sie sich den Ergebnisverlauf bei großen Trendfolgern wie John Henry, Bill Dunn oder Mark Rosenberg anhand der monatlichen Performance über zwei Jahrzehnte ansehen, finden Sie genauso viele Verlust- wie Gewinnmonate. Manche Leute möchten einfach glauben, dass es immer aufwärts geht. Selbst wenn so etwas wie die Dotcom-Blase vorkommt √ der Nasdaq liegt immer noch 60 Prozent zurück √ möchten sie sich einbilden, dass es nicht wirklich passiert. Trendfolger akzeptieren, dass Verluste vorkommen. Sie wissen, dass sie dazu gehören, und sie haben einen Plan, wie man mit ihnen umgeht.
FRAGE: Wie stellen Sie fest, dass Sie mit einem Trade falsch liegen?
Covel: Der Kurs sagt es Ihnen. Wenn Sie bei 100 einsteigen, und der Markt geht auf 75, liegen Sie falsch.
FRAGE: Ist Money Management ein getrenntes Thema?
Covel: Money Management ist vielleicht der wichtigste Aspekt; ich weise schon in meinem Buch in Abschnitt zehn darauf hin, dass es eine Sache der fünf Fragen (siehe Seite 76 oben) ist, die Sie beantworten müssen.
Money Management ist letztlich ein defensives Konzept. Es hält Sie im Spiel. Zum Beispiel gibt Money Management Ihnen darüber Auskunft, ob Sie genügend frisches Geld für zusätzliche Positionen haben. Allen Trendfolgern ist klar, dass man anfangs kleine Wetten eingehen muss, einfach um am Leben zu bleiben und anderntags weiter zu machen. Wenn Sie mit $100 000 anfangen und zwei Prozent riskieren, sind das $2000. Sie sagen sich: └Warum riskiere ich nur $2000. Das ist nichts im Vergleich zu dem, was ich fürs Wetten zur Verfügung habe⌠. Das ist aber nicht der Punkt. Eins nach dem anderen: man kann nicht vorhersagen, wohin der Trend gehen wird, so dass man sein Kapital nicht voll einsetzen darf. Trendfolger Craig Pauley erläutert: └Es gibt Händler, die nicht mehr als ein Prozent einsetzen wollen, aber es würde mich überraschen, wenn ein Händler mehr als fünf Prozent des Kapital pro Trade riskiert. Haben Sie vor Augen, dass der Markt bei zu wenig Einsatz vielleicht keinen profitablen Trade möglich macht.⌠
Stellen Sie sich Money Management vor, als wollten Sie sich körperlich fit machen. Sie können nicht einen Monat lang jeden Tag stundenlang Gewichte heben, ohne sich zu verletzen. Es gibt ein Optimum an täglichem Gewichtheben, das Sie ohne Rückschlag voran bringt. An diesen optimalen Punkt wollen Sie auch im Money Management gelangen. Trendfolger Ed Seykota (www.seykota.com), Autor des Buches The Trading Tribe, beschreibt diesen Punkt mit seinem Konzept von └Hitze⌠. Das Platzieren eines Trades mit einem vorher festgelegten Stopp-Loss kann mit dem Eingehen einer Wette verglichen werden. Je mehr Geld riskiert wird, desto höher die Wette. Konservatives Wetten produziert konservative Performance, während mutiges Wetten zum spektakulären Ruin führt. Ein mutiger Wetter mit großen Wetten empfindet Druck √ oder Hitze √ wegen der Volatilität des Portfolios. Ein heißes Portfolio ist mehr gefährdet als ein kaltes. Im Portfolio Management nennen wir die Verteilung der Wettgröße die Portfolio-Hitze.
Korrekt zu traden besteht zu 90 Prozent aus Money Management, eine Tatsache, der die meisten Leute auszuweichen versuchen oder die sie nicht verstehen. Sobald Ihr Money Management steht, ist Ihre persönliche Psychologie für 100 Prozent Ihres Trading-Erfolgs verantwortlich. Wenn Sie einmal die Regeln haben, müssen Sie Ihnen auch folgen! Warum ist es so schwer für die Leute, diesen optimalen Punkt zu finden? Angst. Trendfolger Tom Basso erklärt, dass Händler meist mit kleinen Positionen anfangen und den Einsatz mit zunehmendem Vertrauen vergrößern. Wenn sie an ein bestimmtes Wohlfühlniveau kommen, sagen wir 1000 Kontrakte, bleiben sie oft dort, weil sie fürchten, dass ein Aufdrehen der └Hitze⌠, um Seykotas Ausdruck zu gebrauchen, ihr Risiko erhöhen könnte.
Für Trendfolger wie Basso ist es das Ziel, die Dinge gleichmäßig zu hebeln. Nur wenige Trader ergreifen die Initiative und nehmen eine vorausschauende Haltung ein, bei der Risiken zur effizienteren Nutzung des Kapitals aktiv gemanagt werden.
Wie vermeidet man, weniger als den optimalen Betrag von dem was man hat zu handeln? Man muss eine abstrakte Geldwelt schaffen. Denken Sie nicht daran, was Geld kaufen kann. Schauen Sie nur auf die Zahlen wie bei einem Brettspiel á la Monopoly oder Risiko; weil sich Ihr Kapital ständig verändert, muss Ihr Portfolio laufend neu ausbalanciert werden.
Trendfolger Paul Mulvaney weist darauf hin, dass └es sich bei der Trendfolge um ein ständiges dynamisches Neubalancieren handelt, und ich glaube, dass es deswegen so scheint, als seien erfolgreiche Trader angstfrei. Viele Hedge-Fond-Methoden bemühen sich ganz besonders um Risikomanagement. Bei der Trendfolge ist es Teil der internen Logik des Anlageprozesses.⌠
FRAGE: Wie viel Ihres Kapitals setzen Sie pro Trade ein?
Covel: Ein bis Zwei Prozent Risiko ist ein typischer Prozentsatz.
FRAGE: Wie managen Sie Ihre offenen Trades?
Covel: Die großen trendfolgenden Händler beziehen beim Risikokapital eventuell vorhandene Gewinne aus offenen Positionen mit in die Rechnung ein. Das bedeutet, dass sie Ihr Money Management, die Positionsgröße ┘unter Einrechnung ausstehender Gewinne aus offenen Positionen ermitteln.
FRAGE: Welche Art Stopps und /oder Gewinnziele verwenden Sie?
Covel: Bei den großen trendfolgenden Tradern, die ich interviewt habe, und bei meinem eigenen Handel/Testen spielen Gewinnziele keine Rolle.
FRAGE: Ist das Ausführen der Trades ein subjektiver Prozess oder erfolgt das bei Ihnen mechanisch?
Covel: Bei der Trendfolge geht es um Regeln. Es handelt sich darum, diese Regeln in eine Form zu bringen, die Sie objektiv einhalten können. Subjektive Einstiegs-/Ausstiegsregeln oder subjektive Money Management-Regeln würden diesem Zweck entgegenstehen.
FRAGE: In welchem Verhältnis stehen bei Ihnen die Gewinn- zu den Verlust-Trades?
Covel: 30 bis 50 Prozent kann man als typisch bezeichnen. Es wird immer mehr Verlierer als Gewinner geben, aber die Hoffnung geht dahin, dass die Gewinner immer größer als die Verlierer sind. Oder um es anders auszudrücken, man braucht große Gewinner, um die Verluste auszugleichen.
FRAGE: Was war Ihr größer Drawdown?
Covel: Bei der Trendfolge haben Drawdowns eine große Bandbreite. Es kommt auf das Risiko an. Es hängt davon ab, wie aggressiv Sie sind, aber Drawdowns im Bereich von -25 bis -50 Prozent kommen vor.
Leider kritisieren viele Leute die Trendfolge, weil sie nur an ihre Drawdowns oder Verluste denken. Solche Kritiker ignorieren dabei gern die langfristigen absoluten Einnahmen √ die Monstergewinne. Im Gespräch mit einem Trendfolger, der große Beträge einsetzt, wunderten wir uns beide, warum so viele Menschen Trendfolge wegen der Drawdowns kritisieren (von denen sie sich meist sehr schnell erholen), und dabei bewusst den Nasdaq-Drawdown von 60 Prozent ignorieren, der sich seit fünf Jahren hinzieht.
FRAGE: Was finden Sie beim Traden besonders frustrierend?
Covel: Dass viele Leute └es⌠ nicht begreifen. Dass sich so viele Leute zu falschen Verhaltensweisen verleiten lassen, in dem Bestreben, schnell reich zu werden.
FRAGE: Wann begannen Sie, sich darüber klar zu werden, dass Trading nicht nur ein Abstecher in die Märkte sein würde, sondern eine Vollzeitkarriere für Sie? Oder spürten Sie das von Anfang an?
Covel: Ich schmücke mich nicht mit dem Etikett └Vollzeit-Trader⌠. Bei dem, was ich alles im Leben vorhabe, würde das merkwürdig klingen. Ich war immer in einem weiten Bereich unternehmerischer Tätigkeiten involviert √ Trading ist nur eine davon.
FRAGE: Sie schreiben Bücher, sie führen ein Forschungsunternehmen, sind Managing Editor bei TurtleTrader.com. Wie kombinieren Sie Ihren engen Terminkalender mit den Anforderungen des Handels?
Covel: Alle guten Dinge im Leben brauchen Zeit. Neben meinem eigenen Handel investiere ich bei trendfolgenden Händlern und in Immobilien. Wenn ich mich nicht betätigen würde √ würde ich mich langweilen.
Ein Grund, warum ich passionierter Trendfolger bin, liegt darin, dass Trendfolge in der Wirklichkeit verankert ist. Die Wirklichkeit ist nicht vorhersagbar und ungewiss. Trendfolger wissen zum Beispiel, dass die Verluste wahrscheinlich größer werden, wenn man sie nicht begrenzt. Je mehr Mühe man auf kleine Verluste verwendet, desto größer könnten sie werden und schwieriger zu behandeln, wenn die Entscheidungsfindung zu lange dauert. Indem Trendfolger die Verantwortung übernehmen und Verluste akzeptieren, können sie mit Ungewissheit fertig werden. Sie vermeiden Verhaltensweisen, die Verluste in den Märkten beinahe garantieren, wie mangelnde Disziplin, Ungeduld, Gier, Selbstbetrug und Subjektivität. Wenn Sie ein trendfolgender Händler sind, belasten Sie das Konzept des Geldes nicht mit emotionalem Ballast. Charles Faulkner, Experte in Behavioural Finance führt aus: └Einige Probleme gehen tiefer, entsprungen aus begrenzenden unbewussten Überzeugungen. Ein Trader, der als Kind die biblische Geschichte gelernt hat, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel kommt, könnte sein Trading unterbewusst sabotieren, um seine Überzeugungen zu respektieren. Sie liegen tief in uns, aber wenn all die ethischen Menschen meinen, Geld sei schlecht, woher soll das Geld kommen⌠?
FRAGE: Wo kommt das psychologische Moment ins Spiel?
Covel: Nicht das Genie eines trendfolgenden Systems macht Trendfolger reich. Es ist ihre Selbstdisziplin, ihre Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen für das was sie tun, und es ist ihre harte Arbeit. Trendfolgende Regeln sind der leichte Teil. Der Umgang mit ihnen ist das, was für viele so schwierig ist. Klar ausgedrückt, letztlich dreht sich alles darum zu definieren, was man wirklich will. Manche Leute wollen nicht reich werden, sie wollen nur reich sein. Das ist keine Definition. Das ist ein Traum. Um irgendetwas zu werden, braucht man Unternehmergeist, braucht man Passion. Ich glaube aber, dass es eine Anzahl Schlüsselfaktoren gibt:
∙ Mangel an Disziplin √ Trader sind häufig zu faul, sich für erfolgreiches Traden entsprechend auszubilden.
∙ Ungeduld √ Trader haben einen unstillbaren Drang zu agieren.
∙ Keine Objektivität √ Trader neigen dazu, ihre Verluste nicht schnell genug zu beenden. Sie heiraten ihre Positionen.
∙ Gier √ Trader wollen oft schnelle Gewinne.
∙ Weigerung, die Wahrheit zu akzeptieren √ Trader wollen oft nicht glauben, dass der Kurs die einzige Wahrheit ist.
∙ Impulsives Verhalten √ Trader springen häufig aufgrund einer Nachricht aus der Zeitung oder von CNBC in den Markt.
∙ Unfähigkeit, in der Gegenwart zu bleiben √ Trader verwenden häufig Zeit mit dem Verplanen erhoffter Gewinne und mit dem Bedauern von Fehlern, die sie in der Vergangenheit gemacht haben.
∙ Ziehen falscher Parallelen √ Trader blicken häufig auf Muster aus der Vergangenheit, die ihnen voraussagen sollen, was die Zukunft bringen wird.
Das Zitat von Carl Sagen ist eine großartige Erinnerung daran, was für den Erfolg in der Trendfolge wichtig ist: └Es ist bei weitem besser, das Universum so zu begreifen wie es ist, als einer Täuschung anzuhängen, wie befriedigend und beruhigend sie auch sei.⌠
FRAGE: Ein paar Worte über Angst, Gier und Selbstachtung?
Covel: Zu viel Angst √ Sie können nicht gewinnen. Zu viel Gier √ Sie können nicht gewinnen. Geringe Selbstachtung √ wie wollen Sie im Leben etwas Produktives leisten?
FRAGE: Was ist Ihrer Meinung nach der Unterschied zwischen erfolgreichen und nicht erfolgreichen Tradern?
Covel: Für die meisten Menschen ist Aufgeben am einfachsten. Tatsächlich ergeben aktuelle Untersuchungen, dass die Menschen sich wohler fühlen, wenn sie bei dem bleiben, was sie haben, anstatt Mühen zum Ausbruch auf neuen Höhen des Erfolgs auf sich zu nehmen.
FRAGE: Sie sind begeisterter Archäologe und haben sogar eine eigene Sammlung von Nachbildungen von Dinosaurier-Schädeln. Ein interessanter Zeitvertreib für einen Trader, erzählen Sie uns ein wenig darüber. Gibt es eine Beziehung zum Handel?
Covel: Als ich Teenager war, entdeckten mein Onkel und ich den hinteren Teil eines Wals auf einem Kliff am Fluss. Wir fanden zehn miteinander verbundene Rückenwirbel. Sie waren alle so groß wie Basketbälle.
Damals begann meine Begeisterung für Dinosaurier. Und nach einigem Geschäftserfolg schien der Kauf eines maßstabsgerechten Schädels eines T-Rex ganz natürlich! Aber im Ernst, das allgemeine Publikum scheint die geräuschvolle Aufregung um CNBC-Aktientipps und das Daytrading-Geplänkel zu mögen. Warum suchen die Leute jenseits großer Performance nach billigem Nervenkitzel? Ist der wirkliche Wunsch nicht, das große Geld zu verdienen? Ist es nicht das, was wir alle wirklich wollen? Ist Ihnen nie danach, einfach mal die Handschuhe wegzulegen und sich wie ein Raubtier zu benehmen? Soll heißen, sind nicht alle großen Trader, großen Athleten usw. in gewissem Maße └Raubtiere⌠? Vielleicht stellen meine Dinosaurierschädel eine sanfte Erinnerung dar: Friss oder du wirst gefressen.
B1) Der Horrormarkt für Trendfolger
Dieses Chartbild ist für einen Trendfolge-Händler denkbar ungeeignet. Nach beinahe jedem entstandenen Signal in eine Richtung, erfolgte praktisch postwendend das Signal in die Gegenrichtung. Hier haben wir also den von Trendfolgern gefürchteten Sägezahnmarkt. Hier entstehen die vielen kleinen Verluste, die von einigen außergewöhnlich großen Gewinnern überkompensiert werden müssen.
B2) Das lieben Trendfolger
Dieser Chart zeigt einen für Trendfolger günstigen Kursverlauf. Die Ein- und Ausstiege erfolgen nicht zum jeweils optimalen Zeitpunkt. Vielmehr schneidet sich der Trader das mittlere Drittel der Bewegung heraus.
B3) Der perfekte Trade
Ein typischer Trendfolgetrade. Das Signal wird generiert nachdem der Abwärtstrend bereits eingeleitet wurde. Die Glattstellung des Trades erfolgt, als der Markt sich wieder auf dem Weg nach oben befindet. Der Profit aus diesem Trade beträgt 1600 Punkte im Dax-Future. Dies ist die Art von Trade, die benötigt wird, um die vielen kleinen Verluste, die sich zwangsläufig bei dieser Methode ergeben, zu überkompensieren.
Quelle: Traders Magazin
Interview mit Michael Covel - Gewinne mit Trendfolge
(╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
In Zeiten sofortiger Ausführung, sofortiger Quotierungen, sofortiger Nachrichten, Squawk Boxes, Matrizen, minütlicher Elliott-Wellenanalyse, Gann-Analyse, CNBC und Bloomberg, und was Sie noch so im Laufe einer Handelstages verdauen, auf Ihrem Fernseher, auf Ihrem Bildschirm, aus Ihrer Zeitung, über Ihr Handy oder Ihr mobiles E-Mail-BlackBerry-Gerät √ manchmal finden Sie etwas, was Sie plötzlich innehalten und einen Schritt zurück tun lässt. Der nachfolgende Artikel handelt von Trendfolge, ABER bevor Sie weiter lesen, stellen Sie sich diese Frage: Bin ich als Trader erfolgreich? Lesen Sie jetzt den folgenden kleinen Absatz und fragen Sie sich noch einmal:
Im Leben muss man wählen. Sie können nicht Trendfolger sein und Ihre Entscheidungen aufgrund fundamentaler Analyse oder Elliott-Wellentheorie oder irgendeiner anderen Handelstechnik aus dem Heiligen Gral treffen. Die großen Trendfolger handeln nach objektiven Methoden. Wo sind die großen Elliott-Wellen-Trader? Wo sind ihre Performance-Daten? Oder was meint man genau, wenn man sagt, man verwendet Fundamentaldaten wie Zinsraten oder Vorhersagen für das wirtschaftliche Wachstum? Bedenken Sie das Folgende: Trader, die verlieren, sagen voraus, wo der Markt morgen steht. Trader, die gewinnen, wie Trendfolger, reagieren auf das, was der Markt gerade jetzt tut.
Das Interview mit Michael Covel macht nachdenklich, aber lassen wir ihn sich selbst vorstellen.
FRAGE: Trendfolgern muss es in diesem Markt gut gehen; wie lange wird das anhalten?
Covel: Wie lange wird was anhalten, Trendverfolgung als brauchbarer Handelsstil?
Es gibt keinen Grund, warum Trendverfolgung aufhören sollte. Wenn Märkte für immer seitwärts gehen sollten, wäre das auch ein Trend, und dann würde Trendverfolgung nicht mehr funktionieren. Trendfolge geht gegen alle Sitten, Rituale, Symbole und Mythen, die wir uns angewöhnt haben, als Bestandteile von Handelserfolgen an der Wall Street zu sehen. Trendfolger reagieren auf die Vorgänge im Markt anstatt vorwegzunehmen, was kommen wird. Sie gründen ihre Entscheidungen auf einer Schlüsselinformation √ dem Kurs. Das unterscheidet sie von der überwiegenden Mehrzahl der Trader und Anleger, die sich für ihre Entscheidungen auf fundamentale Daten verlassen. Die denken, der einzige Weg, den Markt zu schlagen, ist das Sammeln so vieler Informationen, wie man bekommen kann. Sie wollen Nachrichten, sie wollen CNBC, sie wollen The Wall Street Journal, sie wollen Ernteberichte, sie wollen OPEC-Gerüchte, sie wollen Greenspans Schuhgröße √ sie glauben, all diese belanglosen Informationen werden ihnen dabei helfen, erfolgreiche Trading-Entscheidungen zu treffen. Und wenn sie eine Entscheidung fällen, ist es 99 von 100 Malen zu kaufen und zu halten in der Hoffnung, dass der Markt in eine Richtung geht, wenn sie nur lange genug dabei bleiben. Hoffnung ist keine gute Handelsstrategie!
Für Trendfolger, von Natur aus technische Trader, ist es eindeutig. Der Marktpreis, der Kurs, ist die beste Informationsquelle für die Marktrichtung, weil er das zusammengefasste Votum aller ist. Es kommt nicht darauf an, ob der Markt nach oben oder unten geht, nur der Kurs selbst ist wichtig. Alle Märkte, von Aktien und Anleihen hin zu Metallen, Währungen und Commodities können gleich gehandelt werden, weil alles, was sie wissen müssen, der Kurs ist. Trendfolger sehen die Welt in Trends. Trendfolger wissen, dass Trends auf unvorhersehbaren Wegen kommen, aufwärts oder abwärts. Trendfolger wollen einfach an Bord sein und diese unvorhersehbaren Trends gewinnbringend reiten. Denken Sie darüber nach √ woran können Sie wirklich glauben außer an den Marktpreis? Oder, um John W. Henry zu zitieren: └Die großartigste Maßnahme, die weiseste, die beste Maßnahme, die Sie in fast jeder Lage ergreifen können, ist bei dem zu bleiben, was ist, anstatt irgendwelche Annahmen zu treffen. Achten Sie nur auf das, was ist.⌠
FRAGE: Ein Kommentar zum derzeitigen Markt?
Covel: Nein. Sich als Trendfolger auf eine einmonatige, sechsmonatige oder Jahresperiode zu konzentrieren, macht keinen Sinn. Der Versuch, den Markt in einem kurzfristigen Zeitrahmen zu analysieren, ist ein Versuch, den Markt Geld produzieren zu lassen, wann sie es wollen. So läuft das aber nicht. Man muss das nehmen, was der Markt einem gibt.
Märkte gehen aufwärts, abwärts und seitwärts. Sie tendieren. Sie fließen. Sie überraschen. Niemand kann den Beginn eines Trends oder sein Ende vorhersagen, bis er vorliegt, genau wie das Wetter. Wenn Ihre Trading-Strategie derart ist, dass sie sich dem Wechsel anpasst, können Sie die Vorteile von Veränderungen zum Geldverdienen nutzen.
FRAGE: Wie haben Sie die Märkte gesehen, bevor Sie anfingen zu traden?
Covel: So wie fast jeder. Ich kam zuerst mit Fundamentaldaten zusammen. Ich erinnere mich, dass unsere College-Lehrer sagten, dass man an den Märkten kein Geld machen kann. Wenn man jung ist und es nicht besser weiß, glaubt man ihnen, bis man es besser weiß und begreift, wie falsch sie lagen.
FRAGE: Was motivierte Sie zu traden?
Covel: Die Motivation bei allen unternehmerischen Tätigkeiten, mit denen ich mich befasst habe, war einen Weg zu finden, durch eigene harte Arbeit Geld zu verdienen, nicht nur angestellt zu sein. Ich bin nicht dazu gemacht, jemandes Angestellter zu sein. .. es sei denn, man bezahlt mir mehr, als ich jetzt verdiene.
Zur Trendfolge hat mich Neugier gebracht. Ich sah mir Performance-Daten an und wie die Leute vorgingen, die mit Trends spekulierten. Ich bin dann einmal eine Zeitschrift durchgegangen, habe aber nicht viel über diese Händler gefunden, über die sich Main Street und Wall Street anscheinend keine Sorgen machten, was mich wunderte. Wie konnte das sein? Ein Blick auf ihre Performance-Ziffern reicht doch um zu sehen, wie viel Geld sie aus dem Markt gezogen haben. So entstand bei mir die unstillbare Neugier nach der Lösung des Puzzles.
FRAGE: Das Puzzle zu lösen ist ja eine Riesenaufgabe. Womit haben Sie angefangen?
Covel: Performance-Daten; das heißt, die Performance-Daten professioneller Trendverfolger gründlich ansehen, was zeigte, dass a) sie nach ähnlichen Methoden handelten und b) dass jeder das machen könnte.
Natürlich war auch das Turtle-Experiment motivierend, bei dem Anfängern das Traden beigebracht wurde. Die Turtles waren und sind Trendfolger.
FRAGE: Waren Sie immer Trendfolger?
Covel: Nein
FRAGE: Welche anderen Methoden haben Sie ausprobiert, bevor Sie sich entschieden, bei der Trendverfolgung zu bleiben?
Covel: Verschiedene Ansätze im Warren Buffet-Stil √ alle fundamental.
Mit der Zeit lernte ich aber, dass man trotzdem noch entscheiden muss, wann genau man einsteigt, wann man aussteigt, wie viel man wettet, und woraus das Portfolio insgesamt bestehen soll. Solche Fragen werden nicht einfach dadurch beantwortet, dass man alle fundamentalen Daten der Welt besitzt. Kürzlich fragte ich meine Leser:
└Ist es einfacher für den durchschnittlichen Menschen, sich mit der Idee anzufreunden, └einen Geschäftsbetrieb zu finanzieren⌠ oder einfach aufgrund der täglichen Kursbewegungen zu traden? Ist es realistischer für den Durchschnitt, └Anleger⌠ oder └Trader⌠ zu sein?
FRAGE: Welche Antwort haben Sie erhalten?
Covel: Die Antwort fällt für die Leute unterschiedlich aus. Einige glauben an den Warren Buffett-Weg, andere möchten an den Trendfolgerweg glauben.
Der größte Unterschied ist, dass relativ wenige Menschen den trendfolgenden Handel als gangbaren Weg wahrnehmen, Geld aus den Märkten zu ziehen.
FRAGE: Waren Sie am Anfang erfolgreich?
Covel: Ich halte es für selten, dass jemand sofort erfolgreich ist. Alle Unternehmungen im Leben bedürfen harter Arbeit.
FRAGE: Die meisten neuen Trader hören früh den Slogan └Der Markt ist dein Freund⌠; aber die meisten von ihnen halten nicht einmal sechs Monate durch. Ist es wirklich so schwierig, dem Trend zu folgen?
Covel: Meiner Meinung nach versagen die meisten Menschen bei unternehmerischen Aufgaben, einschließlich bei trendfolgendem Handel, wegen eines Mangels an Willen und an Geduld. Ist es schwierig, dem Trend zu folgen? Konzeptionell nein, ist es nicht. Aber wenn man sich nicht daran hält, dann wird es schwierig. Andererseits, was auf der Welt ist leicht, das große Belohnungen bereit hält?
Die harsche Realität der heutigen Märkte unterscheidet sich nicht von der von gestern oder von vor zehn Jahren. Ob Sie Trader oder Anleger sind, letztlich können Sie nur sich selbst die Schuld für Entscheidungen geben, die Sie für Ihr Geld treffen. Sie können Entscheidungen treffen, die zu Gewinnen führen √ oder zu Verlusten, das hängt von Ihnen ab. Wenn Sie Trendfolger sind, treffen Sie Ihre Entscheidungen aufgrund des Kurses. Geht der Trend nach oben, ist es eine Kaufgelegenheit. Geht er nach unten, ist es eine Verkaufsgelegenheit oder eine Gelegenheit, short zu gehen. Der Markt ist ein brutaler Platz, und Sie müssen auf ein Auf und Ab auf Ihrem Konto gefasst sein, einschließlich Drawdowns und Erholungen. Sie wetten nie gegen den Trend. Klingt hart? Was wollen Sie, Spitzen-Trading ist hart!
Warum fällt es den Leuten so schwer, einen Trend einfach zu akzeptieren und ihn auszureiten? Warum haben die Leute das Bedürfnis zu erklären, └warum⌠ die Bewegung erfolgte? Einer meiner Leser fasste es hübsch zusammen:
Er sagte er glaube, dass die meisten Leute gern denken, dass ein ┌geschäftsmäßiger Ansatz bei der Anlage▓ sinnvoll ist √ glatt und einfach. Wenn man die Diskussion aber weiterführt und nachfragt, was das genau heißen soll, insbesondere inwieweit sich das auf Vorhersage verlässt, wird man mit großen Augen angesehen. Leute haben zu mir gesagt, dass sie vielleicht nicht genau wissen, wie ihr Vermögensverwalter seine Entscheidungen trifft, aber sie wüssten, dass er └gesunde Anlageprinzipien⌠ verwendet und fühlten sich damit sicher. Wenn ich dann den Kurs als Echtzeitdeterminante für Wert einbringe, wenn ich Money Management und systematische Handelsentscheidungen als klaren Weg anspreche, bei der Verwandlung des Eies in einen Adler aktiv dabei zu sein, erhalte ich viele negative Erwiderungen. Das erhaltene Feedback besagt, dass die Leute denken wollen, dass man ein hart arbeitender Detektiv sein müsste, um diese Unternehmen zu überprüfen, ihr Geschäft zu verstehen, das Management zu kennen, die Wirtschaft zu lesen und anhand dieser └Fakten⌠ eine Entscheidung zu treffen.
Die Leute nehmen das lieber so hin, bezahlen dafür und kaufen so √ als selber daran zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Ich denke, dass sicher nicht alle so sind, aber es scheint die Mehrheit zu sein.
FRAGE: Was macht einen guten Trendfolger aus?
Covel: Die Antwort wird am besten durch mein Buch └Trend Following⌠ gegeben. In dem Buch beantworte ich die Frage mit den nötigen Einzelheiten. Vereinfacht ausgedrückt hat ein Trendfolger ein Handelssystem mit Regeln und das emotionale/psychologische Temperament, sich an die Regeln seines Handelssystems zu halten.
Im Leben muss man wählen. Sie können nicht Trendfolger sein und Ihre Entscheidungen aufgrund fundamentaler Analyse oder Elliott-Wellentheorie oder irgendeiner anderen Handelstechnik aus dem Heiligen Gral treffen. Die großen Trendfolger handeln nach objektiven Methoden. Wo sind die großen Elliott-Wellen-Trader? Wo sind ihre Performance-Daten? Oder was meint man genau, wenn man sagt, man verwendet Fundamentaldaten wie Zinsraten oder Vorhersagen für das wirtschaftliche Wachstum? Bedenken Sie das Folgende: Trader, die verlieren, sagen voraus, wo der Markt morgen steht. Trader, die gewinnen, wie Trendfolger, reagieren auf das, was der Markt gerade jetzt tut.
FRAGE: Ist ein guter Trader automatisch ein guter Trendfolger?
Covel: Ja, das halte ich für eine faire Einschätzung.
FRAGE: Erzählen Sie uns etwas über Ihre Marktkonzepte und Trading-Ideen.
Covel: Sehr viele Leute begeben sich in geheimnisvolle technische Analyse. Große Trader tun das nicht, und ich auch nicht. Unter dem Strich müssen alle Händler diese Fragen beantworten:
∙ Wie bestimmt man, welchen Markt man zu einem gegebenen Zeitpunkt handelt?
∙ Wie viel eines Marktes kauft oder verkauft man zu einem gegebenen Zeitpunkt?
∙ Wie bestimmt man, wann man einen Markt kauft oder verkauft?
∙ Wie bestimmt man, wann man eine Verlustposition schließt?
∙ Wie bestimmt man, wann man eine Gewinnposition schließt?
Trading √ wie man in einen Markt geht und ihn verlässt √ kann alles Mögliche sein. Die Trendfolger, über die ich in meinem Buch schreibe, haben eine recht spezifische Strategie. Erst wählen sie ein Portfolio aus und die Märkte, denen sie folgen wollen. Dann warten sie ab, ob ein Markt anfängt, sich zu bewegen, und wenn er es tut, nach oben oder nach unten, dann geht ein Trendfolger eine erste Long- oder Short-Position ein, je nachdem welche Richtung der Markt einschlägt. Eine uralte Weisheit besagt, dass Sie diese Position so lange halten, wie sie zu Ihren Gunsten läuft. Sie raten die Richtung nicht, sagen sie nicht vorher und geben keine Prognose ab. Sie wissen nicht, warum der Markt aufwärts geht, und ich habe ehrlich gesagt noch keinen bedeutenden Trendfolger getroffen, dem es wirklich wichtig war, warum sich der Markt bewegt. Er sagt nur: └Mein Hauptziel ist es, in die sich bewegenden Märkte einzusteigen und Risikomanagement einzusetzen, damit ich weiß, wo und wann ich aussteige, wenn der Markt gegen mich läuft.⌠
Diese Denkweise könnte den großen Unterschied ausmachen. Trend-Trader wissen immer, wo ihr Verlustpunkt ist. Sie wissen nicht, wie viel sie verdienen werden, aber sie kennen ihren maximalen Verlust. Sie sind Risikomanager.
FRAGE: Welches sind die wesentlichen Merkmale eines beginnenden Trends?
Covel: Das werde ich immer wieder gefragt. Ich finde es nicht richtig formuliert, denn was sie wirklich tun, ist wie auf Verdacht nach Öl zu suchen. Sie bohren einen Haufen Löcher, und sieben von zehn werden ein Reinfall, aber drei werden sprudeln. Es handelt sich nicht darum, einen Trend zu wählen und zu messen, sondern man muss die beobachteten Märkte kennen und wissen, wann man ein- und aussteigt.
Ein gutes Beispiel ist der uralte Ausbruch. Man sucht einen Markt mit Momentum oder einen Markt, der sich auf- oder abwärts bewegt. Wenn Sie ihn gefunden haben, gehen Sie hinein. Aber wenn Sie rausgehen wollen? Trendfolger gehen nie genau am Boden rein, wenn sie long gehen, und sie gehen nie genau am Hoch raus. Ein typischer Trendfolger geht spät hinein und immer erst nach dem Hoch hinaus. Er reitet den Trend und weiß nicht, wann er aussteigt, bis er den entgegen gesetzten Weg geht. Das ist das Bestätigungssignal für einen Trendfolger. Er kämpft nicht gegen den Verlauf an, er denkt nicht übermäßig darüber nach und überrationalisiert ihn nicht. Der Trendfolger sagt einfach: └Es geht aufwärts, ich bin long, und wenn es anfängt, abwärts zu gehen, gehe ich raus. Vielleicht werde ich short gehen.⌠
Noch mehr bei starken Ausbrüchen zu neuen Hochs oder Tiefs; machen Sie es nicht komplizierter als es ist. Natürlich bedeutet ein Ausbruch alleine nicht, dass der Trend weiterläuft. Sie werden nie wissen, ob Sie einen guten Trend haben, bis er vorbei ist.
FRAGE: Wenn man an Trendfolgemethoden denkt, hat man oft einen Händler vor Augen, der ein Bündel Indikatoren zur Bestimmung des Trends einsetzt. Kann man sagen, dass die Einstiegstechniken der von Ihnen beobachteten erfolgreichen Händler ziemlich unkomplizierte Ansätze sind?
Covel: Sie sind in der Tat simpel. Ausbrüche, Kreuzung Gleitender Durchschnitte. Wer glaubt, dass ein Bündel Indikatoren nützlich ist, hat noch nicht begriffen, was trendfolgender Handel eigentlich ist.
FRAGE: Für viele Trader, denen es gelungen ist, in einen Trend einzusteigen, ist es schwierig dabei zu bleiben. Wie erkennen Sie, dass Sie aussteigen müssen?
Covel: Sie brauchen Regeln. Schon bevor Sie überhaupt einsteigen, müssen Sie wissen, wann Sie aussteigen. Wenn die Regel lautet, bei einem X-Tage-Ausbruch einzusteigen, dann könnte die Regel sein, bei einem X-Tage-Ausbruch in die dem Einstieg entgegengesetzte Richtung auszusteigen. Trendfolger terminieren das Top nicht und verlassen einen Trend nicht vor dem Top. Trendfolger steigen nach dem Hoch auf dem Weg nach unten aus (oder auf dem Weg nach oben, wenn sie short waren).
FRAGE: Wie gehen Sie mit Seitwärtsmärkten um?
Covel: In Seitwärtsmärkten verlieren Trendfolger Geld. Kein Trend heißt keine Trendfolge. Die Behandlung von Seitwärtsmärkten besteht daher aus der Begrenzung von Verlusten. Man behandelt sie durch das Wissen um ihre Existenz und dass sie vorkommen werden. Bei Seitwärtsmärkten dreht sich alles um exzellentes Risikomanagement.
FRAGE: Benutzen Sie mehr als ein System gleichzeitig, d.h. ein Bündel mechanischer Handelssysteme, die zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Signale geben, um damit die Kapitalkurve eines Kontos zu glätten?
Covel: Manche Trend-Trader tun das, um die Kapitalkurve zu glätten, wie Sie sagen, und andere akzeptieren Volatilität frontal, weil sie langfristig mit ihren Ansätzen zufrieden sind. Das heißt, spielt die kurzfristige Volatilität wirklich eine Rolle, wenn Sie einen volatileren trendfolgenden Handelsansatz haben, mit dem Sie am Ende das große Geld machen?
FRAGE: Wann werfen Sie bei einem trendfolgenden System das Handtuch?
Covel: Ich habe im Laufe der Jahre festgestellt, dass für die meisten Trendfolger ein Minus von 50 Prozent ein Grund ist zu pausieren. Andererseits, wenn jemand Trendfolge wirklich kennt, weiß er, dass besonders bei sehr aggressiven Trendfolgern -50 Prozent von einer Gewinnspitze möglich sind.
FRAGE: In letzter Zeit war Mangel an Volatilität ein Nachteil für viele Trader. Ist das auch für Trendfolger ein Problem?
Covel: Auch Trendfolger brauchen Volatilität. Es ist nicht so sehr ein Problem, es ist Realität. Das heißt, Trendfolger brauchen Trends zum Geldverdienen, und Volatilität gehört dazu.
FRAGE: Wie lange laufen Ihre typischen Trades?
Covel: Beim trendfolgenden Handel erlebt man Gewinn-Trades, die Monate und gelegentlich sogar über ein Jahr dauern. Verlierer werden häufig innerhalb von Tagen oder Wochen glattgestellt.
FRAGE: Wenn man Trendfolger ist, hat man dann eine völlig systematische Herangehensweise, oder bleibt Raum für diskretionäre Elemente?
Covel: Die bedeutenden Trendfolger gehen systematisch vor. Man soll niemals nie zu └neuen⌠ Wegen sagen, aber die Bedeutenden nehmen ihre diskretionäre Elemente und machen sie zu systematischen.
FRAGE: Mischen Sie Zeitrahmen?
Covel: Im Allgemeinen ist Trendfolge langfristiger angelegt. Die wirklich guten Trader machen ihre großen Trendfolgegewinne über Monate und Jahre, nicht mit Tages- oder Wochentrends. Ob manche Trendfolger Zeitrahmen mischen √ sicher.
FRAGE: Spielt das Volumen bei Ihrem Handelsansatz eine Rolle?
Covel: Nur in dem Sinn, dass man nicht selber 100 Prozent des Volumens in irgendeinem illiquiden Markt kontrolliert. Sonst nicht, Trendfolge baut auf Kursaktivität auf, nicht auf Volumenanalyse.
FRAGE: Wie testen Sie Ihre Handelsideen?
Covel: Ich arbeite mit zwei Programmierern zusammen, und wir verwenden maßgeschneiderte Testplattformen. Auf dem Markt für Test-Software kommen immer wieder zwei im Handel verfügbare Programm an die Spitze: www.wealth-lab.com und www.tradingrecipes.com.
FRAGE: Wie viele verschiedene Ansätze benutzen Sie beim Handel?
Covel: An alle, die den magischen Gral oder geheime Zutaten zur Erklärung des Marktverhaltens erwarten, oder Vorhersagen für morgen: Bestimmen Sie die Reihenfolge der drei besten Indikatoren:
1. Kurs
2. Kurs
3. Kurs
FRAGE: Würden Sie kurz darlegen, wie der Kurs eingesetzt wird?
Covel: Wie wäre es mit einem Kursausbruch? Ein neues 100-Tage-Hoch ist ein gutes Beispiel.
Natürlich belegt das nicht die Trendfortsetzung, es ist nur ein Auslöser für den Einstieg. Es gibt keinen Weg zur Vorhersage der Länge eines Trends. Darum └folgt⌠ man ihm einfach.
Sie können nicht aus dem Kaffeesatz lesen. John W. Henry kann es nicht. Ed Seykota kann es nicht. Niemand kann es. William Eckhardt, alter Trendfolger und ehemaliger Partner von Trendfolger Richard Dennis, baut auf Henrys Weisheit auf, indem er beschreibt, └womit Händler leben und sterben⌠. In dem Augenblick, in dem man andere Variablen zum Entscheidungsprozess hinzunimmt, verwässert man den Kurs. Der Kurs ist tatsächlich die Variable, mit der Händler leben und sterben, also ist er offensichtlicher Kandidat für Untersuchungen┘ Reine Kurssysteme liegen nahe genug am Nordpol, so dass jede Reise Richtung Süden führt.
FRAGE: Wie managen Sie Ihre Risiko?
Covel: Sie müssen die Balance zwischen Belohnung und Drawdown herausfinden, mit der Sie sich wohl fühlen.
Risikomanagement geht gegen die Intuition der meisten Menschen. Die meisten hätten es gerne, dass man in einen Markt gehen kann, ohne je Verluste zu haben.
Wenn Sie sich den Ergebnisverlauf bei großen Trendfolgern wie John Henry, Bill Dunn oder Mark Rosenberg anhand der monatlichen Performance über zwei Jahrzehnte ansehen, finden Sie genauso viele Verlust- wie Gewinnmonate. Manche Leute möchten einfach glauben, dass es immer aufwärts geht. Selbst wenn so etwas wie die Dotcom-Blase vorkommt √ der Nasdaq liegt immer noch 60 Prozent zurück √ möchten sie sich einbilden, dass es nicht wirklich passiert. Trendfolger akzeptieren, dass Verluste vorkommen. Sie wissen, dass sie dazu gehören, und sie haben einen Plan, wie man mit ihnen umgeht.
FRAGE: Wie stellen Sie fest, dass Sie mit einem Trade falsch liegen?
Covel: Der Kurs sagt es Ihnen. Wenn Sie bei 100 einsteigen, und der Markt geht auf 75, liegen Sie falsch.
FRAGE: Ist Money Management ein getrenntes Thema?
Covel: Money Management ist vielleicht der wichtigste Aspekt; ich weise schon in meinem Buch in Abschnitt zehn darauf hin, dass es eine Sache der fünf Fragen (siehe Seite 76 oben) ist, die Sie beantworten müssen.
Money Management ist letztlich ein defensives Konzept. Es hält Sie im Spiel. Zum Beispiel gibt Money Management Ihnen darüber Auskunft, ob Sie genügend frisches Geld für zusätzliche Positionen haben. Allen Trendfolgern ist klar, dass man anfangs kleine Wetten eingehen muss, einfach um am Leben zu bleiben und anderntags weiter zu machen. Wenn Sie mit $100 000 anfangen und zwei Prozent riskieren, sind das $2000. Sie sagen sich: └Warum riskiere ich nur $2000. Das ist nichts im Vergleich zu dem, was ich fürs Wetten zur Verfügung habe⌠. Das ist aber nicht der Punkt. Eins nach dem anderen: man kann nicht vorhersagen, wohin der Trend gehen wird, so dass man sein Kapital nicht voll einsetzen darf. Trendfolger Craig Pauley erläutert: └Es gibt Händler, die nicht mehr als ein Prozent einsetzen wollen, aber es würde mich überraschen, wenn ein Händler mehr als fünf Prozent des Kapital pro Trade riskiert. Haben Sie vor Augen, dass der Markt bei zu wenig Einsatz vielleicht keinen profitablen Trade möglich macht.⌠
Stellen Sie sich Money Management vor, als wollten Sie sich körperlich fit machen. Sie können nicht einen Monat lang jeden Tag stundenlang Gewichte heben, ohne sich zu verletzen. Es gibt ein Optimum an täglichem Gewichtheben, das Sie ohne Rückschlag voran bringt. An diesen optimalen Punkt wollen Sie auch im Money Management gelangen. Trendfolger Ed Seykota (www.seykota.com), Autor des Buches The Trading Tribe, beschreibt diesen Punkt mit seinem Konzept von └Hitze⌠. Das Platzieren eines Trades mit einem vorher festgelegten Stopp-Loss kann mit dem Eingehen einer Wette verglichen werden. Je mehr Geld riskiert wird, desto höher die Wette. Konservatives Wetten produziert konservative Performance, während mutiges Wetten zum spektakulären Ruin führt. Ein mutiger Wetter mit großen Wetten empfindet Druck √ oder Hitze √ wegen der Volatilität des Portfolios. Ein heißes Portfolio ist mehr gefährdet als ein kaltes. Im Portfolio Management nennen wir die Verteilung der Wettgröße die Portfolio-Hitze.
Korrekt zu traden besteht zu 90 Prozent aus Money Management, eine Tatsache, der die meisten Leute auszuweichen versuchen oder die sie nicht verstehen. Sobald Ihr Money Management steht, ist Ihre persönliche Psychologie für 100 Prozent Ihres Trading-Erfolgs verantwortlich. Wenn Sie einmal die Regeln haben, müssen Sie Ihnen auch folgen! Warum ist es so schwer für die Leute, diesen optimalen Punkt zu finden? Angst. Trendfolger Tom Basso erklärt, dass Händler meist mit kleinen Positionen anfangen und den Einsatz mit zunehmendem Vertrauen vergrößern. Wenn sie an ein bestimmtes Wohlfühlniveau kommen, sagen wir 1000 Kontrakte, bleiben sie oft dort, weil sie fürchten, dass ein Aufdrehen der └Hitze⌠, um Seykotas Ausdruck zu gebrauchen, ihr Risiko erhöhen könnte.
Für Trendfolger wie Basso ist es das Ziel, die Dinge gleichmäßig zu hebeln. Nur wenige Trader ergreifen die Initiative und nehmen eine vorausschauende Haltung ein, bei der Risiken zur effizienteren Nutzung des Kapitals aktiv gemanagt werden.
Wie vermeidet man, weniger als den optimalen Betrag von dem was man hat zu handeln? Man muss eine abstrakte Geldwelt schaffen. Denken Sie nicht daran, was Geld kaufen kann. Schauen Sie nur auf die Zahlen wie bei einem Brettspiel á la Monopoly oder Risiko; weil sich Ihr Kapital ständig verändert, muss Ihr Portfolio laufend neu ausbalanciert werden.
Trendfolger Paul Mulvaney weist darauf hin, dass └es sich bei der Trendfolge um ein ständiges dynamisches Neubalancieren handelt, und ich glaube, dass es deswegen so scheint, als seien erfolgreiche Trader angstfrei. Viele Hedge-Fond-Methoden bemühen sich ganz besonders um Risikomanagement. Bei der Trendfolge ist es Teil der internen Logik des Anlageprozesses.⌠
FRAGE: Wie viel Ihres Kapitals setzen Sie pro Trade ein?
Covel: Ein bis Zwei Prozent Risiko ist ein typischer Prozentsatz.
FRAGE: Wie managen Sie Ihre offenen Trades?
Covel: Die großen trendfolgenden Händler beziehen beim Risikokapital eventuell vorhandene Gewinne aus offenen Positionen mit in die Rechnung ein. Das bedeutet, dass sie Ihr Money Management, die Positionsgröße ┘unter Einrechnung ausstehender Gewinne aus offenen Positionen ermitteln.
FRAGE: Welche Art Stopps und /oder Gewinnziele verwenden Sie?
Covel: Bei den großen trendfolgenden Tradern, die ich interviewt habe, und bei meinem eigenen Handel/Testen spielen Gewinnziele keine Rolle.
FRAGE: Ist das Ausführen der Trades ein subjektiver Prozess oder erfolgt das bei Ihnen mechanisch?
Covel: Bei der Trendfolge geht es um Regeln. Es handelt sich darum, diese Regeln in eine Form zu bringen, die Sie objektiv einhalten können. Subjektive Einstiegs-/Ausstiegsregeln oder subjektive Money Management-Regeln würden diesem Zweck entgegenstehen.
FRAGE: In welchem Verhältnis stehen bei Ihnen die Gewinn- zu den Verlust-Trades?
Covel: 30 bis 50 Prozent kann man als typisch bezeichnen. Es wird immer mehr Verlierer als Gewinner geben, aber die Hoffnung geht dahin, dass die Gewinner immer größer als die Verlierer sind. Oder um es anders auszudrücken, man braucht große Gewinner, um die Verluste auszugleichen.
FRAGE: Was war Ihr größer Drawdown?
Covel: Bei der Trendfolge haben Drawdowns eine große Bandbreite. Es kommt auf das Risiko an. Es hängt davon ab, wie aggressiv Sie sind, aber Drawdowns im Bereich von -25 bis -50 Prozent kommen vor.
Leider kritisieren viele Leute die Trendfolge, weil sie nur an ihre Drawdowns oder Verluste denken. Solche Kritiker ignorieren dabei gern die langfristigen absoluten Einnahmen √ die Monstergewinne. Im Gespräch mit einem Trendfolger, der große Beträge einsetzt, wunderten wir uns beide, warum so viele Menschen Trendfolge wegen der Drawdowns kritisieren (von denen sie sich meist sehr schnell erholen), und dabei bewusst den Nasdaq-Drawdown von 60 Prozent ignorieren, der sich seit fünf Jahren hinzieht.
FRAGE: Was finden Sie beim Traden besonders frustrierend?
Covel: Dass viele Leute └es⌠ nicht begreifen. Dass sich so viele Leute zu falschen Verhaltensweisen verleiten lassen, in dem Bestreben, schnell reich zu werden.
FRAGE: Wann begannen Sie, sich darüber klar zu werden, dass Trading nicht nur ein Abstecher in die Märkte sein würde, sondern eine Vollzeitkarriere für Sie? Oder spürten Sie das von Anfang an?
Covel: Ich schmücke mich nicht mit dem Etikett └Vollzeit-Trader⌠. Bei dem, was ich alles im Leben vorhabe, würde das merkwürdig klingen. Ich war immer in einem weiten Bereich unternehmerischer Tätigkeiten involviert √ Trading ist nur eine davon.
FRAGE: Sie schreiben Bücher, sie führen ein Forschungsunternehmen, sind Managing Editor bei TurtleTrader.com. Wie kombinieren Sie Ihren engen Terminkalender mit den Anforderungen des Handels?
Covel: Alle guten Dinge im Leben brauchen Zeit. Neben meinem eigenen Handel investiere ich bei trendfolgenden Händlern und in Immobilien. Wenn ich mich nicht betätigen würde √ würde ich mich langweilen.
Ein Grund, warum ich passionierter Trendfolger bin, liegt darin, dass Trendfolge in der Wirklichkeit verankert ist. Die Wirklichkeit ist nicht vorhersagbar und ungewiss. Trendfolger wissen zum Beispiel, dass die Verluste wahrscheinlich größer werden, wenn man sie nicht begrenzt. Je mehr Mühe man auf kleine Verluste verwendet, desto größer könnten sie werden und schwieriger zu behandeln, wenn die Entscheidungsfindung zu lange dauert. Indem Trendfolger die Verantwortung übernehmen und Verluste akzeptieren, können sie mit Ungewissheit fertig werden. Sie vermeiden Verhaltensweisen, die Verluste in den Märkten beinahe garantieren, wie mangelnde Disziplin, Ungeduld, Gier, Selbstbetrug und Subjektivität. Wenn Sie ein trendfolgender Händler sind, belasten Sie das Konzept des Geldes nicht mit emotionalem Ballast. Charles Faulkner, Experte in Behavioural Finance führt aus: └Einige Probleme gehen tiefer, entsprungen aus begrenzenden unbewussten Überzeugungen. Ein Trader, der als Kind die biblische Geschichte gelernt hat, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel kommt, könnte sein Trading unterbewusst sabotieren, um seine Überzeugungen zu respektieren. Sie liegen tief in uns, aber wenn all die ethischen Menschen meinen, Geld sei schlecht, woher soll das Geld kommen⌠?
FRAGE: Wo kommt das psychologische Moment ins Spiel?
Covel: Nicht das Genie eines trendfolgenden Systems macht Trendfolger reich. Es ist ihre Selbstdisziplin, ihre Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen für das was sie tun, und es ist ihre harte Arbeit. Trendfolgende Regeln sind der leichte Teil. Der Umgang mit ihnen ist das, was für viele so schwierig ist. Klar ausgedrückt, letztlich dreht sich alles darum zu definieren, was man wirklich will. Manche Leute wollen nicht reich werden, sie wollen nur reich sein. Das ist keine Definition. Das ist ein Traum. Um irgendetwas zu werden, braucht man Unternehmergeist, braucht man Passion. Ich glaube aber, dass es eine Anzahl Schlüsselfaktoren gibt:
∙ Mangel an Disziplin √ Trader sind häufig zu faul, sich für erfolgreiches Traden entsprechend auszubilden.
∙ Ungeduld √ Trader haben einen unstillbaren Drang zu agieren.
∙ Keine Objektivität √ Trader neigen dazu, ihre Verluste nicht schnell genug zu beenden. Sie heiraten ihre Positionen.
∙ Gier √ Trader wollen oft schnelle Gewinne.
∙ Weigerung, die Wahrheit zu akzeptieren √ Trader wollen oft nicht glauben, dass der Kurs die einzige Wahrheit ist.
∙ Impulsives Verhalten √ Trader springen häufig aufgrund einer Nachricht aus der Zeitung oder von CNBC in den Markt.
∙ Unfähigkeit, in der Gegenwart zu bleiben √ Trader verwenden häufig Zeit mit dem Verplanen erhoffter Gewinne und mit dem Bedauern von Fehlern, die sie in der Vergangenheit gemacht haben.
∙ Ziehen falscher Parallelen √ Trader blicken häufig auf Muster aus der Vergangenheit, die ihnen voraussagen sollen, was die Zukunft bringen wird.
Das Zitat von Carl Sagen ist eine großartige Erinnerung daran, was für den Erfolg in der Trendfolge wichtig ist: └Es ist bei weitem besser, das Universum so zu begreifen wie es ist, als einer Täuschung anzuhängen, wie befriedigend und beruhigend sie auch sei.⌠
FRAGE: Ein paar Worte über Angst, Gier und Selbstachtung?
Covel: Zu viel Angst √ Sie können nicht gewinnen. Zu viel Gier √ Sie können nicht gewinnen. Geringe Selbstachtung √ wie wollen Sie im Leben etwas Produktives leisten?
FRAGE: Was ist Ihrer Meinung nach der Unterschied zwischen erfolgreichen und nicht erfolgreichen Tradern?
Covel: Für die meisten Menschen ist Aufgeben am einfachsten. Tatsächlich ergeben aktuelle Untersuchungen, dass die Menschen sich wohler fühlen, wenn sie bei dem bleiben, was sie haben, anstatt Mühen zum Ausbruch auf neuen Höhen des Erfolgs auf sich zu nehmen.
FRAGE: Sie sind begeisterter Archäologe und haben sogar eine eigene Sammlung von Nachbildungen von Dinosaurier-Schädeln. Ein interessanter Zeitvertreib für einen Trader, erzählen Sie uns ein wenig darüber. Gibt es eine Beziehung zum Handel?
Covel: Als ich Teenager war, entdeckten mein Onkel und ich den hinteren Teil eines Wals auf einem Kliff am Fluss. Wir fanden zehn miteinander verbundene Rückenwirbel. Sie waren alle so groß wie Basketbälle.
Damals begann meine Begeisterung für Dinosaurier. Und nach einigem Geschäftserfolg schien der Kauf eines maßstabsgerechten Schädels eines T-Rex ganz natürlich! Aber im Ernst, das allgemeine Publikum scheint die geräuschvolle Aufregung um CNBC-Aktientipps und das Daytrading-Geplänkel zu mögen. Warum suchen die Leute jenseits großer Performance nach billigem Nervenkitzel? Ist der wirkliche Wunsch nicht, das große Geld zu verdienen? Ist es nicht das, was wir alle wirklich wollen? Ist Ihnen nie danach, einfach mal die Handschuhe wegzulegen und sich wie ein Raubtier zu benehmen? Soll heißen, sind nicht alle großen Trader, großen Athleten usw. in gewissem Maße └Raubtiere⌠? Vielleicht stellen meine Dinosaurierschädel eine sanfte Erinnerung dar: Friss oder du wirst gefressen.
B1) Der Horrormarkt für Trendfolger
Dieses Chartbild ist für einen Trendfolge-Händler denkbar ungeeignet. Nach beinahe jedem entstandenen Signal in eine Richtung, erfolgte praktisch postwendend das Signal in die Gegenrichtung. Hier haben wir also den von Trendfolgern gefürchteten Sägezahnmarkt. Hier entstehen die vielen kleinen Verluste, die von einigen außergewöhnlich großen Gewinnern überkompensiert werden müssen.
B2) Das lieben Trendfolger
Dieser Chart zeigt einen für Trendfolger günstigen Kursverlauf. Die Ein- und Ausstiege erfolgen nicht zum jeweils optimalen Zeitpunkt. Vielmehr schneidet sich der Trader das mittlere Drittel der Bewegung heraus.
B3) Der perfekte Trade
Ein typischer Trendfolgetrade. Das Signal wird generiert nachdem der Abwärtstrend bereits eingeleitet wurde. Die Glattstellung des Trades erfolgt, als der Markt sich wieder auf dem Weg nach oben befindet. Der Profit aus diesem Trade beträgt 1600 Punkte im Dax-Future. Dies ist die Art von Trade, die benötigt wird, um die vielen kleinen Verluste, die sich zwangsläufig bei dieser Methode ergeben, zu überkompensieren.
Quelle: Traders Magazin
NEW 09.05.06 09:07
Interview mit Ute von der Lahr - Devisen-Trading auf Mallorca
Datum 08.05.2006 - Uhrzeit 10:55 (╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Kann Trading nicht traumhaft sein? Im sonnigen Süden auf Mallorca leben, mal in den Pool springen, mal ans Meer fahren, nebenbei ein wenig traden und abends mit einem Gläschen Rotwein den Sonnenuntergang genießen. Ute von der Lahr hat sich diesen Traum erfüllt. Nur ganz so einfach, und das schildert sie ausführlich in diesem Interview, ist das Leben als Traderin dann doch nicht. Sie lebt auf Mallorca, arbeitet tagsüber als Immobilienmaklerin, und handelt zwischendurch und nachmittags in den Devisenmärkten. Über ihren Mann ist sie zum Trading von Devisen gekommen. Nach ersten lehrreichen Fehlern und diversen Besuchen von Trading-Seminaren konnte sie ihre Performance-Kurve langsam in den positiven Bereich bringen. Dahinter steckt viel Ausdauer und konsequente Fortbildung.
FRAGE: Frau von der Lahr, können Sie unseren Lesern kurz Ihren beruflichen Background und Ihre aktuelle Tätigkeit schildern?
Ute von der Lahr: Nach dem Studium und ernsthaften Versuchen, den trocken Alltag eines Rechtsanwalts zu meistern habe ich zum Verkauf gewechselt. Zurzeit arbeite ich u. a. als Immobilien-Maklerin auf Mallorca.
FRAGE: Auf Mallorca zu leben und von dort aus zu traden, das wäre für viele unserer Leser ein Traum. Ist es wirklich so traumhaft? Wie schaffen Sie es beispielsweise, sich bei schönstem Wetter auf das Trading zu konzentrieren?
Von der Lahr: Mallorca ist eine wunderschöne Insel und ich bin sehr froh in der Lage zu sein hier leben und arbeiten zu können. Da ich nicht den ganzen Tag die Möglichkeit habe, vor dem PC zu sitzen und wir hier bis auf wenige Tage immer schönes Wetter haben, ist das kein Problem für mich. Ich habe immer noch genug Zeit, die Sonne zu genießen.
FRAGE: Welches Schlüsselerlebnis hat dazu geführt, dass Sie sich plötzlich für die Börse interessiert haben?
Von der Lahr: Mein Mann hat schon immer Devisengeschäfte getätigt, von daher war das nichts Neues. Richtig angefangen habe ich aber erst, seit es via Internet die diversen Handelsplattformen gibt, mit denen man selbst und von zuhause oder vom Büro aus direkt traden kann.
FRAGE: Wie sind Sie dann zum Daytrading gekommen?
Von der Lahr: Das ging nicht von heute auf morgen. Der eigentliche Grund ist wohl der, dass traden mir schon immer Spaß gemacht hat. Mit der Zeit kam dann mehr und mehr Routine dazu. Wenn man dann auch noch mit seinem Hobby gutes Geld verdienen kann, was will man mehr?
FRAGE: Wie lief Ihr Trading? Waren Sie von Anfang an erfolgreich?
Von der Lahr: Schön wäre es gewesen! Diesen Traum hat wohl jeder aber meistens läuft es dann doch nicht so. Ich habe aber sehr lange mit Demo-Programmen └trainiert⌠, so dass ich meine └Pannen⌠ im Zaum halten konnte.
FRAGE: Demo-Programme für Handelsplattformen sind für Einsteiger sicherlich eine wertvolle Hilfe. Es heißt aber auch, dass sich die Psyche auf Demo-Konten immer anders darstellt als beim Trading mit realem Geld. Haben Sie das beim Übergang zum realen Trading bei sich auch festgestellt?
Von der Lahr: Dem kann ich nur zustimmen. Demo √Programme sind sehr nützlich, wenn es darum geht, eine bestimmte Strategie oder Verhaltensweisen zu erlernen oder umzusetzen. Auch den Umgang mit einer ungewohnten Trading-Software sollte man auf jeden Fall mit einer Demo-Tradingplattform lernen um sich vor ungewollten Überraschungen zu schützen. Was die psychische Hemmschwelle jedoch angeht, so wird diese beim Übergang zum Traden mit echtem Geld kaum beeinflusst. Denn ein Demo-Konto kann zum Beispiel dazu dienen, eine bestimmte Einstiegs-Technik immer wieder zu üben und sie sich durch konsequente Wiederholung so zu verinnerlichen, dass eine Art erlernter Automatismus, wie beispielsweise beim Autofahren, entsteht. Ein Fahranfänger kann bei einer situationsbedingten Vollbremsung schon mal vergessen die Kupplung zu treten und dabei den Motor abwürgen, was einem geübten Fahrer nicht mehr passiert, weil dieser gar nicht mehr darüber nachdenkt, was er jetzt alles tun muss sondern automatisch gleichzeitig mit der Bremse die Kupplung tritt. Das kann man sich beim Traden mit Demos sehr gut antrainieren √ beim Erscheinen bestimmter Signale quasi auch automatisch seine entsprechende Order zu setzen.
Man erspart sich dadurch stundenlanges Sitzen vor dem PC und └soll-ich-oder soll-ich-nicht⌠-Grübeln oder ähnliche kontraproduktive Momente.
FRAGE: Wie sah denn danach einer Ihrer größten Trading-Fehler aus?
Von der Lahr: Mein größter Trading-Fehler war einmal, konstant gegen den Trend zu traden, aber nicht, weil ich z.B. ein Retracement umsetzen wollte sondern weil ich der Meinung war, dass sich das Ganze doch irgendwann mal wieder umdrehen muss und ich dann von Anfang an dabei sein wollte. Im Laufe dieses Tages verlor ich dann immer mehr und je mehr ich verlor, umso mehr wollte ich mir dann durch immer höhere Einsätze wieder zurückholen. Das war fatal. Viel Geld habe ich auch ganz am Anfang dadurch verloren, dass ich immer direkt einen Trade begonnen habe, anstatt eine Order zu setzen und die Bestätigung dafür abzuwarten, dass sich der Markt auch wirklich in die von mir gewollte Richtung bewegt oder nicht. Auch so ein Lapsus war zu glauben, man könnte mit den diversen Indikatoren den Kurs vorhersagen. Ich ziehe den Hut vor denjenigen, die es können, nur bei mir hat es leider nie funktioniert.
FRAGE: Welche Lehren haben Sie damals daraus gezogen?
Von der Lahr: Ab da war klar, dass ich mit meinem Wissen und den bislang absolvierten Seminaren nicht weit kommen würde, weil diese ausschließlich auf theoretischer Basis aufgebaut waren. Es lässt sich im Nachhinein immer alles ganz schlüssig und klar darlegen, was da passiert ist, aber wenn man vor dem Monitor sitzt dann schaut es wieder ganz anders aus. Allein mit der Theorie würde ich nicht weiterkommen, ich musste also einen erfahrenen Trader finden, dem ich beim Traden zusehen konnte um das richtige Gefühl und die richtige Methode zu bekommen.
FRAGE: Viele Einsteiger sind der Meinung, dass man nur durch eigene Erfahrung ein guter Trader werden kann. Was halten Sie von einem solchen Trial & Error-Prozess?
Von der Lahr: Wenn überhaupt, dann nur mit einem Demo-Programm. Aber auch dann nutzt es nicht viel, wenn niemand da ist, der einem erklärt was man falsch gemacht hat und wie es richtig funktioniert. Traden mit Internet-Plattformen ist so komplex, dass man ohne Hilfe oder vernünftige Technik nicht weit kommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich auf all das, was ich in Seminaren gelernt habe, selbst gekommen wäre.
FRAGE: Was haben Sie dann gemacht? Gute Trader, die Ihr Wissen weitergeben, gibt es ja nicht wie Sand am Meer? Wo haben Sie gesucht, wen haben Sie gefunden?
Von der Lahr: Ich habe versucht, das Internet soweit es möglich war systematisch zu durchsuchen und bin dabei auf alle möglichen und unmöglichen Seminare, Trainer und solche, die es gerne wären oder werden wollen gestoßen. Ich habe mich in den einschlägigen Chats versucht schlau zu machen und bin Empfehlungen anderer Trader nachgegangen, musste schließlich jedoch feststellen, dass ein wirklich gutes Trading-Seminar nicht einfach zu finden ist und Qualität ihren Preis hat.
Jemand der beispielsweise ein Fernstudium auf hohem Niveau und mit entsprechendem Erfolg ablegen möchte, kann nicht erwarten, dies an jedem Ort für ein Taschengeld zu bekommen. Genauso ist es mit wirklich guten Trading-Seminaren. Wer beim Traden Erfolg haben will, muss einen gewissen finanziellen sowie zeitlichen Aufwand leisten. Hier gilt wie überall: von nichts kommt nichts. Aber ungeachtet dessen wäre es gar nicht so schlecht, wenn so viele Trader wie möglich sich untereinander austauschen könnten, gemeinsam können wir mehr bewegen.
FRAGE: Warum besuchen Sie noch immer Trading-Seminare? Was kann jemand wie Sie da noch lernen?
Von der Lahr: Man lernt eben nie aus. Ich finde es sehr interessant, sich andere Methoden anzusehen, da man auf diese Weise neue Anregungen bekommt und schließlich auch seine eigene Methode immer wieder verbessern und verfeinern kann. So ein Seminar ist weiterhin ein riesiger Motivationsschub. Man ist mit Seinesgleichen zusammen, kann sich austauschen und die Erfahrungen anderer teilen. Das Wesentliche und Unübertroffene ist jedoch, wenn bei einem Seminar live gehandelt wird. Diese Seminare sind, selbst wenn man sie immer mit dem gleichen Anbieter macht, jedes Mal neu. Und natürlich wird man sich auch mit jedem Seminar wieder sicherer.
FRAGE: Hat sich Ihre Einstellung zu den Märkten und zum Trading seither geändert?
Ute von der Lahr: Anfangs waren für mich die politischen und wirtschaftlichen Ereignisse ein wichtiger Anhaltspunkt dafür, ob eine Währung steigt oder fällt. Ich habe mich mehr an den Nachrichten und Wirtschaftsanalysen orientiert als an Charts. Das ist sicher beim traden über einen längeren Zeitraum hin auch ein wichtiger Faktor. Mittlerweile treffe ich meine Trading-Entscheidungen fast ausschließlich aufgrund der Bewegungen in den Charts. Dies Anwendung der technischen Analyse, wurde mir erst durch die Seminare näher gebracht.
FRAGE: Welche Chartdarstellungsformen verwenden Sie? Und auf welchen Zeitebenen arbeiten Sie?
Von der Lahr: Ich bevorzuge Candlesticks, weil ich deren Umgang von Anfang an gewohnt bin, ohne jedoch auf die diversen Patterns zu achten. In letzter Zeit habe ich jedoch auch sehr viel mit Balken-Charts gearbeitet. Es macht für mich keinen großen Unterschied mehr, ich komme mit beiden gleich gut zurecht. Ich habe es mir angewohnt, vor Beginn die Tages- und Stundencharts kurz anzusehen, meine Trading-Entscheidungen treffe ich aber ausschließlich aus 5- und 15- Minuten-Charts.
FRAGE: Betrachten Sie übergeordnete Trends, Trendlinien, Unterstützungen, Widerstände, Pivot Points, Indikatoren usw.? Welche?
Von der Lahr: Alles bis auf Indikatoren. Anfangs habe ich, wie oben bereits erwähnt, viel mit Indikatoren └herumgebastelt⌠ aber leider nie ein akzeptables Ergebnis erzielen können, da die meisten Indikatoren nur aufzeigen, was sich bereits ereignet hat. Im Nachhinein nutzt mir das aber nichts.
Pivots, Unterstützungen und Widerstände sind für mich im Regelfall das nächste Ziel, das ich anstrebe, wenn sich ein Trade in meine Richtung bewegt. Ansonsten arbeite ich nur mit einfachen und exponentiellen Durchschnitten und Trendlinien. Eine eher unkomplizierte aber sehr effektive Methode, wie sich im Laufe der Zeit herausgestellt hat.
FRAGE: Das ist alles? Wodurch werden dann Ihre Handelsentscheidungen ausgelöst. Traden Sie etwa einen simplen └Crossover⌠ der gleitenden Durchschnitte oder ein Durchbrechen der Trendlinien?
Von der Lahr: Mit Crossovers habe ich eine Zeitlang gearbeitet, nur erwies sich dieser im Laufe der Zeit als unzureichend. Ich starte einen Trade beispielsweise, wenn der Kurs in eine bestimmte Zone gleitender Durchschnitte läuft (siehe Abbildung 1, graue Markierung). Ich verwende hier 10er/20er/47er-Gleitende Durchschnitte. Ob dass die perfekte Einstellung ist, weiß ich nicht. Fibonacci-Freaks arbeiten hier mit einer 8-21-62er-Einstellung. Das muss jeder für sich selber festlegen.
Wenn hier gleichzeitig eine Retracementzone (z. B. Pivotmarken, in Abbildung 1 horizontal eingearbeitet, rote Linie = Pivot) liegt, dient mir dieser Bereich als Unterstützungszone. Dort warte ich dann auf das Auftreten einer Reversal-Bar-Formation (= siehe ersten positiven grünen Candle). Ich kaufe meine Position, wenn im nächsten Bar das Hoch des Reversal Bars überschritten wird. Manchmal verwende ich auch noch Trendlinien - in diesem Fall abwärtsgerichtete, die ich an den Highs der Korrekturphase anlege (siehe graue Markierung in Abbildung 1). Ideal ist natürlich, wenn alle drei Aspekte zusammenfallen. Mit den Reversalbars mache ich kurze aber auch effektvolle Trades. Die gleitenden Durchschnitte benutze ich ebenfalls zur Determinierung des Trends, solange sie aufwärts gerichtet sind, kaufe ich, umgekehrt gehe ich short. Einfach aber äußerst aussagekräftig.
FRAGE: Traden Sie nur mit dieser einen Strategie oder verwenden sie auch noch andere?
Von der Lahr: Ich setze mehrere Strategien ein. Sehr schöne Countertrend-Trades kann man beispielsweise auch mit 1-2-3-Highs und -Lows-Count machen (siehe Abbildung 2). Hierbei warte ich ab, bis ein neues High oder Low gemacht wird (= Nummer 1 in Abbildung 2), eine Korrekturbewgung einsetzt (= Nummer 2), und wenn dann der nächste Swing in die vorherige Hauptrichtung keinen neuen Extremwert erreicht (= Nummer 3, tieferes High oder höheres Low), dann habe ich einen so genannten └1-2-3-Countertrend⌠. Wenn die Kurse anschließend die eingezeichneten Trendlinien durchbrechen, gehe ich entsprechend Long oder Short (siehe Abbildung 2). Möglichkeiten für wirklich gute Trades gibt es genug, auch oder gerade wegen der simplen Methode.
FRAGE: Wie managen Sie dann die Position
Von der Lahr: Ich handle meistens mehrere Kontrakte. Wenn sich der Trade in meine Richtung bewegt, habe ich meistens einen Pivot, Tageshoch oder einen vorher schon mehrmals aufgetreten Widerstand im Visier. Habe ich den erreicht, schließe ich eine oder zwei Positionen und lasse eine weiterlaufen. Manchmal noch eine gute Draufgabe.
FRAGE: Und wenn die Position gegen Sie läuft? Verdoppeln Sie Ihre Positionen, wenn der Markt für oder gegen Sie läuft?
Von der Lahr: Bewegt sich der Trade nicht in meine Richtung lasse ich ihn laufen, bis ich ausgestoppt werde (┘ das ganze kann sich oft noch kurz vor dem Stopp-Level umkehren!). Man sollte also nicht zu früh raus und letztendlich den Markt entscheiden lassen, was mit dem gesetzten Stopp passiert. Ich habe meine Stopps schon immer vorher berechnet, so verliere ich nur so viel wie ich meine mir für diesen Trade leisten zu können. Wenn der Markt gegen mich läuft, neige ich nicht so sehr dazu, noch eins draufzupacken. Wie oben bereits erwähnt, warte ich bis ich ausgestoppt werde und konzentriere mich dann auf den nächsten Trade.
FRAGE: In welchen Märkten/Produkten sind Sie heute tätig?
Von der Lahr: Hauptsächlich EUR/USD und GBP/USD und das fast ausschließlich intraday.
FRAGE: Wie lange halten Sie im Schnitt eine Position?
Von der Lahr: Die einzelnen Positionen halte ich selten länger als eine Stunde.
FRAGE: Welche Rolle spielt Risiko-Management in Ihrem Trading? Benutzen Sie beispielsweise Stopp-Loss Orders falls der Markt gegen Sie läuft?
Von der Lahr: Risiko-Management ist ein absolutes Muss wenn man sich beim Traden über längere Zeit halten will. Das Verhältnis Risiko zu Gewinn muss vor jedem Trade kalkuliert werden sonst ist das ganze zum Scheitern verurteilt. Wer z. B. 20 Pips (= kleinste Handelseinheit in den Währungen) riskiert um vier gewinnen zu können, ist schnell pleite. Das ist auch ein Fehler, den ich vor lauter Übereifer am Anfang immer wieder gemacht habe. Man sollte auch nie mehr als ein bis zwei Prozent von seinem Kapital für einen Trade riskieren sonst wird ein Schnellschuss leicht zum Blattschuss. Meine Stopps liegen bei maximal 20 Pips oder weniger wenn es geht ohne den Trade zu sehr einzuengen.
FRAGE: Inwiefern verwenden Sie Money-Management-Ansätze? Nach welchen Kriterien bestimmen Sie Ihre Positionsgröße?
Von der Lahr: Klassische Money-Management-Strategien wie Martingale (= Positionserhöhung nach Verlusttrades) oder Maximum Favourable Excursion (= Aufstocken von Gewinnpositionen ab einem bestimmten Profitlevel) verwende ich nicht. Ich handle meistens mehrere Kontrakte. Da ich nie mehr als zwei Prozent meines Gesamtkapitals aufs Spiel setze, ergeben sich meine Positionsgrößen entsprechend. Wenn man so will, dann verwende ich hier einen └Fixed Fractional⌠-Ansatz (= es wird immer nur ein definierter Prozentsatz des Gesamtkapitals pro Trade investiert). Damit kommt man zwar langsamer, aber auf jeden Fall dauerhaft zum Erfolg.
FRAGE: Welche Rolle spielt für Sie die Psychologie im Trading?
Von der Lahr: Eine sehr wichtige. Wer seine Hemmschwelle nicht überwinden kann, wird nie traden können. Um diese zu überwinden habe ich mir bestimmte Techniken angeeignet, die mir den Einstieg in einen Trade leichter und mit der Zeit dann zur Routine gemacht haben.
FRAGE: Welche Techniken sind das?
Von der Lahr: Ich gehe immer nur ein vorher kalkuliertes Risiko ein. Es gibt einem das Gefühl die Kontrolle nicht zu verlieren und das ist ein wichtiger Faktor, um die Sicherheit und Ruhe zu erlangen, die man braucht, um einen Trade erfolgreich abzuschließen (das heißt Gewinne laufen zu lassen und etwaige Verluste im Voraus bereits zu akzeptieren). Wenn man einen └Winner⌠ zu früh abwürgt, dann ist das nicht nur extrem ärgerlich, sondern meistens auch fatal, weil man größere Gewinne benötigt, um eben die auch unvermeidlichen Verluste abzudecken. Hat man aber den besten und den schlimmsten Fall schon vorher akzeptiert, kann man sich ruhig zurücklehnen und abwarten. Wenn man sich außerdem die Disziplin aneignet, nicht kopflos loszulegen, sobald sich im Chart etwas bewegt, hat man die beiden wichtigsten mentalen Faktoren, die beim Traden Stress verursachen, weitgehend im Griff. Den Rest macht dann die Erfahrung. Je länger man Kursbewegungen vor dem Bildschirm verfolgt umso gelassener reagiert man mit der Zeit darauf.
FRAGE: Lassen Sie sich mental coachen?
Von der Lahr: Nein, da nur ich selbst mich selbst zu bestimmten Leistungen motivieren kann. Humor zum Beispiel ist eine meiner tragenden Säulen. Ich verwende seit Jahren im beruflichen und privaten Bereich bestimmte NLP-Techniken, die ich mir im Laufe der Zeit antrainiert habe und mit denen ich bei mir ganz bestimmte └Knöpfe⌠ drücke, die jedoch nur bei mir einen bestimmtem Effekt zeigen, bei anderen aber genau das Gegenteil bewirken könnten. Zum Beispiel bewirkt der Gedanke an Wasser bei jemandem, der gerade in der Wüste am Ertrinken ist, sicherlich eine ganz andere Vorstellung, als bei jemandem, der bei einem Schiffsunglück nur knapp vor dem Ertrinken gerettet wurde. Das soll aber auf keinen Fall heißen, dass ich mental coaching per se ablehne, lediglich sein Erfolg hängt vom jeweiligen Typ ab.
FRAGE: Wie gehen Sie mit störenden Gedanken und Emotionen um (z. B. Selbstzweifel, Ängste und Zögern nach Verlusten bzw. Übermut nach Gewinnen)?
Von der Lahr: Das habe ich aus oben genannten Gründen sehr selten. Natürlich freue ich mich, wenn ich einen Gewinn mache, aber deswegen riskiere ich beim nächsten Trade auch nur maximal 20 Pips. Pleiten, Pech und Pannen verbuche ich weitestgehend als Erfahrung, auch wenn ich mich manchmal ärgere. Glücklicherweise hält das meistens nicht allzu lange an.
FRAGE: Haben Sie ein Problem damit, Ihre Position zu schließen, wenn der Markt gegen Sie läuft, und können Sie dann sogar in die entgegen gesetzte Richtung traden?
Von der Lahr: Ich schließe eine Position nie selber, ich warte, bis ich ausgestoppt werde. Es hat sich schon sehr oft gerade im letzten Moment in meine Richtung gedreht. └Stop-and-Reverse⌠-Trades mache ich eher selten. Ich ziehe es vor, erst einmal └Luft zu holen⌠ und dann wieder eine neue Order zu setzen anstatt direkt wieder hineinzuspringen.
FRAGE: Wie sieht Ihre Vorbereitung für den Tradingtag aus? Gehen Sie systematisch vor, haben Sie Routinen für den Tagesablauf oder nehmen Sie den Tag quasi wie er kommt?
Von der Lahr: Als Vorbereitung schaue ich mir meistens die Monats, Tages und Stundencharts an. Dann hole ich mir die Pivots und trage sie in meine Charts ein. Bevor ich anfange, schaue ich noch, welche Nachrichten an diesem Tag herauskommen und vor allem wann. Das erspart meistens unangenehme Überraschungen.
FRAGE: Gibt es eine mentale Vorbereitung auf den Tradingtag und wie sieht diese aus?⌠
Von der Lahr: Nicht wirklich. Ich treibe viel Sport, lache viel und bemühe mich, immer ausreichend Schlaf zu haben. Trotzdem gibt es Tage, an denen trotz NLP, Sport und Humor einfach alles daneben geht. Dann lasse ich es meistens ganz bleiben. Ich habe gelernt die Dinge so zu nehmen, wie sie sind.
FRAGE: Wie viele Stunden sitzen Sie täglich vor den Bildschirmen und wie viel Zeit nimmt dann das eigentliche Trading in Anspruch?
Von der Lahr: Unterschiedlich, je nachdem, wie viel Zeit ich habe. Sehr oft schaue ich mir schon morgens meine Charts an, steige ein, setze meine Stopps und lasse den Trade einfach laufen. Das hilft nebenbei vor allem dann, wenn man dazu neigt, einen Winner zu früh abzuwürgen. Ich sitze aber nie den ganzen Tag vor dem PC. Die Trades selbst dauern dann je nach Verlauf maximal eine halbe bis eine Stunde. Länger halte ich eine Position eher selten.
FRAGE: Was machen Sie, wenn der Tradingtag zu Ende ist? Welchen Ausgleich gönnen Sie sich sonst noch für all den Stress?
Von der Lahr: Ein Drink und ein nettes Gespräch mit meiner Freundin in unserer Lieblings-Bar mit Blick über den Yachthafen von Puerto Portals.
FRAGE: Haben Sie ein abgeschlossenes Büro oder traden Sie von zuhause?
Von der Lahr: Ich trade von zuhause, habe aber dort einen eigenen Büroraum.
FRAGE: Können Sie unseren Lesern Fachbücher oder andere Seminare empfehlen?
Von der Lahr: Ich fand das Buch └The New Science of Technical Analysis⌠ von Thomas De Mark sehr interessant, zum Thema Trendlinien hat es gute Ansätze. Seminare gibt es viele und ich habe auch viele absolviert, aber empfehlen kann ich persönlich nur RSofHouston (www.rsofhouston.com). Klar und leicht verständlich zeigen Ron Schoemmel und Valdi Thorkelson, wie man auch auf einfache Weise gute Gewinne machen kann. Die monatlichen Broadcasts sind für mich die beste Anleitung gewesen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Seminaren traden die beiden └Live⌠, was man zuhause am eigenen PC verfolgen kann. Der mentale Sprung vom Seminar zum Echtzeit-Traden mit eigenem Geld wird damit in einer nachvollziehbaren Weise abgemildert. Man gewinnt eine ungeheure Sicherheit, wenn man nicht alleine gelassen wird, die, auch wenn man dann alleine tradet, nicht mehr verloren geht.
FRAGE: Gibt es einen Rat, den Sie unseren Lesern geben können, damit diese erfolgreicher traden können?
Von der Lahr: Ich weiß nicht, wie erfolgreich andere traden. Für mich ist jeder Erfolg lernbar. Beim traden gilt nichts anderes. Wer mit Ausdauer, Geduld und Disziplin arbeitet, ein konsequentes Money-Management betreibt, vernünftig seine Stopps setzt und sich vor allem von den unvermeidlichen Verlusten nicht aus der Fassung bringen lässt wird auf jeden Fall Erfolg haben. Wie viel, das hängt von jedem selbst ab.
B1) FDAX √ 15-Minuten-Chart
Hier finden Sie die trendkonforme Handelsstrategie von Ute von der Lahr im 15min-FDAX-Chart nachgebildet. Bei einem Kauf müssen die gleitenden Durchschnitte ansteigend sein und die Kurse dann auf das Niveau der gleitenden Durchschnite zurückfallen. Halten die Kurse, setzt Frau von der Lahr die von ihr beschriebene Reversal-Bar-Methode ein. Stopp Losse werden unterhalb des Tiefs gesetzt, Gewinne werden mit Trailing-Stopps abgesichert.
B2) Euro √ 5-Minuten-Chart
Die └1-2-3-Countertrend⌠-Handelsstrategie von Ute von der Lahr im 5-Min-Chart des Euros. Nach dem Auftreten des 1-2-3-Counts gleicht das Regelwerk für Long- und Short-Positionen der Vorgehensweise in der trendkonformen Strategie.
Quelle: www.traders-mag.com
в ответ LAD1 05.04.06 09:22
Interview mit Ute von der Lahr - Devisen-Trading auf Mallorca
Datum 08.05.2006 - Uhrzeit 10:55 (╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Kann Trading nicht traumhaft sein? Im sonnigen Süden auf Mallorca leben, mal in den Pool springen, mal ans Meer fahren, nebenbei ein wenig traden und abends mit einem Gläschen Rotwein den Sonnenuntergang genießen. Ute von der Lahr hat sich diesen Traum erfüllt. Nur ganz so einfach, und das schildert sie ausführlich in diesem Interview, ist das Leben als Traderin dann doch nicht. Sie lebt auf Mallorca, arbeitet tagsüber als Immobilienmaklerin, und handelt zwischendurch und nachmittags in den Devisenmärkten. Über ihren Mann ist sie zum Trading von Devisen gekommen. Nach ersten lehrreichen Fehlern und diversen Besuchen von Trading-Seminaren konnte sie ihre Performance-Kurve langsam in den positiven Bereich bringen. Dahinter steckt viel Ausdauer und konsequente Fortbildung.
FRAGE: Frau von der Lahr, können Sie unseren Lesern kurz Ihren beruflichen Background und Ihre aktuelle Tätigkeit schildern?
Ute von der Lahr: Nach dem Studium und ernsthaften Versuchen, den trocken Alltag eines Rechtsanwalts zu meistern habe ich zum Verkauf gewechselt. Zurzeit arbeite ich u. a. als Immobilien-Maklerin auf Mallorca.
FRAGE: Auf Mallorca zu leben und von dort aus zu traden, das wäre für viele unserer Leser ein Traum. Ist es wirklich so traumhaft? Wie schaffen Sie es beispielsweise, sich bei schönstem Wetter auf das Trading zu konzentrieren?
Von der Lahr: Mallorca ist eine wunderschöne Insel und ich bin sehr froh in der Lage zu sein hier leben und arbeiten zu können. Da ich nicht den ganzen Tag die Möglichkeit habe, vor dem PC zu sitzen und wir hier bis auf wenige Tage immer schönes Wetter haben, ist das kein Problem für mich. Ich habe immer noch genug Zeit, die Sonne zu genießen.
FRAGE: Welches Schlüsselerlebnis hat dazu geführt, dass Sie sich plötzlich für die Börse interessiert haben?
Von der Lahr: Mein Mann hat schon immer Devisengeschäfte getätigt, von daher war das nichts Neues. Richtig angefangen habe ich aber erst, seit es via Internet die diversen Handelsplattformen gibt, mit denen man selbst und von zuhause oder vom Büro aus direkt traden kann.
FRAGE: Wie sind Sie dann zum Daytrading gekommen?
Von der Lahr: Das ging nicht von heute auf morgen. Der eigentliche Grund ist wohl der, dass traden mir schon immer Spaß gemacht hat. Mit der Zeit kam dann mehr und mehr Routine dazu. Wenn man dann auch noch mit seinem Hobby gutes Geld verdienen kann, was will man mehr?
FRAGE: Wie lief Ihr Trading? Waren Sie von Anfang an erfolgreich?
Von der Lahr: Schön wäre es gewesen! Diesen Traum hat wohl jeder aber meistens läuft es dann doch nicht so. Ich habe aber sehr lange mit Demo-Programmen └trainiert⌠, so dass ich meine └Pannen⌠ im Zaum halten konnte.
FRAGE: Demo-Programme für Handelsplattformen sind für Einsteiger sicherlich eine wertvolle Hilfe. Es heißt aber auch, dass sich die Psyche auf Demo-Konten immer anders darstellt als beim Trading mit realem Geld. Haben Sie das beim Übergang zum realen Trading bei sich auch festgestellt?
Von der Lahr: Dem kann ich nur zustimmen. Demo √Programme sind sehr nützlich, wenn es darum geht, eine bestimmte Strategie oder Verhaltensweisen zu erlernen oder umzusetzen. Auch den Umgang mit einer ungewohnten Trading-Software sollte man auf jeden Fall mit einer Demo-Tradingplattform lernen um sich vor ungewollten Überraschungen zu schützen. Was die psychische Hemmschwelle jedoch angeht, so wird diese beim Übergang zum Traden mit echtem Geld kaum beeinflusst. Denn ein Demo-Konto kann zum Beispiel dazu dienen, eine bestimmte Einstiegs-Technik immer wieder zu üben und sie sich durch konsequente Wiederholung so zu verinnerlichen, dass eine Art erlernter Automatismus, wie beispielsweise beim Autofahren, entsteht. Ein Fahranfänger kann bei einer situationsbedingten Vollbremsung schon mal vergessen die Kupplung zu treten und dabei den Motor abwürgen, was einem geübten Fahrer nicht mehr passiert, weil dieser gar nicht mehr darüber nachdenkt, was er jetzt alles tun muss sondern automatisch gleichzeitig mit der Bremse die Kupplung tritt. Das kann man sich beim Traden mit Demos sehr gut antrainieren √ beim Erscheinen bestimmter Signale quasi auch automatisch seine entsprechende Order zu setzen.
Man erspart sich dadurch stundenlanges Sitzen vor dem PC und └soll-ich-oder soll-ich-nicht⌠-Grübeln oder ähnliche kontraproduktive Momente.
FRAGE: Wie sah denn danach einer Ihrer größten Trading-Fehler aus?
Von der Lahr: Mein größter Trading-Fehler war einmal, konstant gegen den Trend zu traden, aber nicht, weil ich z.B. ein Retracement umsetzen wollte sondern weil ich der Meinung war, dass sich das Ganze doch irgendwann mal wieder umdrehen muss und ich dann von Anfang an dabei sein wollte. Im Laufe dieses Tages verlor ich dann immer mehr und je mehr ich verlor, umso mehr wollte ich mir dann durch immer höhere Einsätze wieder zurückholen. Das war fatal. Viel Geld habe ich auch ganz am Anfang dadurch verloren, dass ich immer direkt einen Trade begonnen habe, anstatt eine Order zu setzen und die Bestätigung dafür abzuwarten, dass sich der Markt auch wirklich in die von mir gewollte Richtung bewegt oder nicht. Auch so ein Lapsus war zu glauben, man könnte mit den diversen Indikatoren den Kurs vorhersagen. Ich ziehe den Hut vor denjenigen, die es können, nur bei mir hat es leider nie funktioniert.
FRAGE: Welche Lehren haben Sie damals daraus gezogen?
Von der Lahr: Ab da war klar, dass ich mit meinem Wissen und den bislang absolvierten Seminaren nicht weit kommen würde, weil diese ausschließlich auf theoretischer Basis aufgebaut waren. Es lässt sich im Nachhinein immer alles ganz schlüssig und klar darlegen, was da passiert ist, aber wenn man vor dem Monitor sitzt dann schaut es wieder ganz anders aus. Allein mit der Theorie würde ich nicht weiterkommen, ich musste also einen erfahrenen Trader finden, dem ich beim Traden zusehen konnte um das richtige Gefühl und die richtige Methode zu bekommen.
FRAGE: Viele Einsteiger sind der Meinung, dass man nur durch eigene Erfahrung ein guter Trader werden kann. Was halten Sie von einem solchen Trial & Error-Prozess?
Von der Lahr: Wenn überhaupt, dann nur mit einem Demo-Programm. Aber auch dann nutzt es nicht viel, wenn niemand da ist, der einem erklärt was man falsch gemacht hat und wie es richtig funktioniert. Traden mit Internet-Plattformen ist so komplex, dass man ohne Hilfe oder vernünftige Technik nicht weit kommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich auf all das, was ich in Seminaren gelernt habe, selbst gekommen wäre.
FRAGE: Was haben Sie dann gemacht? Gute Trader, die Ihr Wissen weitergeben, gibt es ja nicht wie Sand am Meer? Wo haben Sie gesucht, wen haben Sie gefunden?
Von der Lahr: Ich habe versucht, das Internet soweit es möglich war systematisch zu durchsuchen und bin dabei auf alle möglichen und unmöglichen Seminare, Trainer und solche, die es gerne wären oder werden wollen gestoßen. Ich habe mich in den einschlägigen Chats versucht schlau zu machen und bin Empfehlungen anderer Trader nachgegangen, musste schließlich jedoch feststellen, dass ein wirklich gutes Trading-Seminar nicht einfach zu finden ist und Qualität ihren Preis hat.
Jemand der beispielsweise ein Fernstudium auf hohem Niveau und mit entsprechendem Erfolg ablegen möchte, kann nicht erwarten, dies an jedem Ort für ein Taschengeld zu bekommen. Genauso ist es mit wirklich guten Trading-Seminaren. Wer beim Traden Erfolg haben will, muss einen gewissen finanziellen sowie zeitlichen Aufwand leisten. Hier gilt wie überall: von nichts kommt nichts. Aber ungeachtet dessen wäre es gar nicht so schlecht, wenn so viele Trader wie möglich sich untereinander austauschen könnten, gemeinsam können wir mehr bewegen.
FRAGE: Warum besuchen Sie noch immer Trading-Seminare? Was kann jemand wie Sie da noch lernen?
Von der Lahr: Man lernt eben nie aus. Ich finde es sehr interessant, sich andere Methoden anzusehen, da man auf diese Weise neue Anregungen bekommt und schließlich auch seine eigene Methode immer wieder verbessern und verfeinern kann. So ein Seminar ist weiterhin ein riesiger Motivationsschub. Man ist mit Seinesgleichen zusammen, kann sich austauschen und die Erfahrungen anderer teilen. Das Wesentliche und Unübertroffene ist jedoch, wenn bei einem Seminar live gehandelt wird. Diese Seminare sind, selbst wenn man sie immer mit dem gleichen Anbieter macht, jedes Mal neu. Und natürlich wird man sich auch mit jedem Seminar wieder sicherer.
FRAGE: Hat sich Ihre Einstellung zu den Märkten und zum Trading seither geändert?
Ute von der Lahr: Anfangs waren für mich die politischen und wirtschaftlichen Ereignisse ein wichtiger Anhaltspunkt dafür, ob eine Währung steigt oder fällt. Ich habe mich mehr an den Nachrichten und Wirtschaftsanalysen orientiert als an Charts. Das ist sicher beim traden über einen längeren Zeitraum hin auch ein wichtiger Faktor. Mittlerweile treffe ich meine Trading-Entscheidungen fast ausschließlich aufgrund der Bewegungen in den Charts. Dies Anwendung der technischen Analyse, wurde mir erst durch die Seminare näher gebracht.
FRAGE: Welche Chartdarstellungsformen verwenden Sie? Und auf welchen Zeitebenen arbeiten Sie?
Von der Lahr: Ich bevorzuge Candlesticks, weil ich deren Umgang von Anfang an gewohnt bin, ohne jedoch auf die diversen Patterns zu achten. In letzter Zeit habe ich jedoch auch sehr viel mit Balken-Charts gearbeitet. Es macht für mich keinen großen Unterschied mehr, ich komme mit beiden gleich gut zurecht. Ich habe es mir angewohnt, vor Beginn die Tages- und Stundencharts kurz anzusehen, meine Trading-Entscheidungen treffe ich aber ausschließlich aus 5- und 15- Minuten-Charts.
FRAGE: Betrachten Sie übergeordnete Trends, Trendlinien, Unterstützungen, Widerstände, Pivot Points, Indikatoren usw.? Welche?
Von der Lahr: Alles bis auf Indikatoren. Anfangs habe ich, wie oben bereits erwähnt, viel mit Indikatoren └herumgebastelt⌠ aber leider nie ein akzeptables Ergebnis erzielen können, da die meisten Indikatoren nur aufzeigen, was sich bereits ereignet hat. Im Nachhinein nutzt mir das aber nichts.
Pivots, Unterstützungen und Widerstände sind für mich im Regelfall das nächste Ziel, das ich anstrebe, wenn sich ein Trade in meine Richtung bewegt. Ansonsten arbeite ich nur mit einfachen und exponentiellen Durchschnitten und Trendlinien. Eine eher unkomplizierte aber sehr effektive Methode, wie sich im Laufe der Zeit herausgestellt hat.
FRAGE: Das ist alles? Wodurch werden dann Ihre Handelsentscheidungen ausgelöst. Traden Sie etwa einen simplen └Crossover⌠ der gleitenden Durchschnitte oder ein Durchbrechen der Trendlinien?
Von der Lahr: Mit Crossovers habe ich eine Zeitlang gearbeitet, nur erwies sich dieser im Laufe der Zeit als unzureichend. Ich starte einen Trade beispielsweise, wenn der Kurs in eine bestimmte Zone gleitender Durchschnitte läuft (siehe Abbildung 1, graue Markierung). Ich verwende hier 10er/20er/47er-Gleitende Durchschnitte. Ob dass die perfekte Einstellung ist, weiß ich nicht. Fibonacci-Freaks arbeiten hier mit einer 8-21-62er-Einstellung. Das muss jeder für sich selber festlegen.
Wenn hier gleichzeitig eine Retracementzone (z. B. Pivotmarken, in Abbildung 1 horizontal eingearbeitet, rote Linie = Pivot) liegt, dient mir dieser Bereich als Unterstützungszone. Dort warte ich dann auf das Auftreten einer Reversal-Bar-Formation (= siehe ersten positiven grünen Candle). Ich kaufe meine Position, wenn im nächsten Bar das Hoch des Reversal Bars überschritten wird. Manchmal verwende ich auch noch Trendlinien - in diesem Fall abwärtsgerichtete, die ich an den Highs der Korrekturphase anlege (siehe graue Markierung in Abbildung 1). Ideal ist natürlich, wenn alle drei Aspekte zusammenfallen. Mit den Reversalbars mache ich kurze aber auch effektvolle Trades. Die gleitenden Durchschnitte benutze ich ebenfalls zur Determinierung des Trends, solange sie aufwärts gerichtet sind, kaufe ich, umgekehrt gehe ich short. Einfach aber äußerst aussagekräftig.
FRAGE: Traden Sie nur mit dieser einen Strategie oder verwenden sie auch noch andere?
Von der Lahr: Ich setze mehrere Strategien ein. Sehr schöne Countertrend-Trades kann man beispielsweise auch mit 1-2-3-Highs und -Lows-Count machen (siehe Abbildung 2). Hierbei warte ich ab, bis ein neues High oder Low gemacht wird (= Nummer 1 in Abbildung 2), eine Korrekturbewgung einsetzt (= Nummer 2), und wenn dann der nächste Swing in die vorherige Hauptrichtung keinen neuen Extremwert erreicht (= Nummer 3, tieferes High oder höheres Low), dann habe ich einen so genannten └1-2-3-Countertrend⌠. Wenn die Kurse anschließend die eingezeichneten Trendlinien durchbrechen, gehe ich entsprechend Long oder Short (siehe Abbildung 2). Möglichkeiten für wirklich gute Trades gibt es genug, auch oder gerade wegen der simplen Methode.
FRAGE: Wie managen Sie dann die Position
Von der Lahr: Ich handle meistens mehrere Kontrakte. Wenn sich der Trade in meine Richtung bewegt, habe ich meistens einen Pivot, Tageshoch oder einen vorher schon mehrmals aufgetreten Widerstand im Visier. Habe ich den erreicht, schließe ich eine oder zwei Positionen und lasse eine weiterlaufen. Manchmal noch eine gute Draufgabe.
FRAGE: Und wenn die Position gegen Sie läuft? Verdoppeln Sie Ihre Positionen, wenn der Markt für oder gegen Sie läuft?
Von der Lahr: Bewegt sich der Trade nicht in meine Richtung lasse ich ihn laufen, bis ich ausgestoppt werde (┘ das ganze kann sich oft noch kurz vor dem Stopp-Level umkehren!). Man sollte also nicht zu früh raus und letztendlich den Markt entscheiden lassen, was mit dem gesetzten Stopp passiert. Ich habe meine Stopps schon immer vorher berechnet, so verliere ich nur so viel wie ich meine mir für diesen Trade leisten zu können. Wenn der Markt gegen mich läuft, neige ich nicht so sehr dazu, noch eins draufzupacken. Wie oben bereits erwähnt, warte ich bis ich ausgestoppt werde und konzentriere mich dann auf den nächsten Trade.
FRAGE: In welchen Märkten/Produkten sind Sie heute tätig?
Von der Lahr: Hauptsächlich EUR/USD und GBP/USD und das fast ausschließlich intraday.
FRAGE: Wie lange halten Sie im Schnitt eine Position?
Von der Lahr: Die einzelnen Positionen halte ich selten länger als eine Stunde.
FRAGE: Welche Rolle spielt Risiko-Management in Ihrem Trading? Benutzen Sie beispielsweise Stopp-Loss Orders falls der Markt gegen Sie läuft?
Von der Lahr: Risiko-Management ist ein absolutes Muss wenn man sich beim Traden über längere Zeit halten will. Das Verhältnis Risiko zu Gewinn muss vor jedem Trade kalkuliert werden sonst ist das ganze zum Scheitern verurteilt. Wer z. B. 20 Pips (= kleinste Handelseinheit in den Währungen) riskiert um vier gewinnen zu können, ist schnell pleite. Das ist auch ein Fehler, den ich vor lauter Übereifer am Anfang immer wieder gemacht habe. Man sollte auch nie mehr als ein bis zwei Prozent von seinem Kapital für einen Trade riskieren sonst wird ein Schnellschuss leicht zum Blattschuss. Meine Stopps liegen bei maximal 20 Pips oder weniger wenn es geht ohne den Trade zu sehr einzuengen.
FRAGE: Inwiefern verwenden Sie Money-Management-Ansätze? Nach welchen Kriterien bestimmen Sie Ihre Positionsgröße?
Von der Lahr: Klassische Money-Management-Strategien wie Martingale (= Positionserhöhung nach Verlusttrades) oder Maximum Favourable Excursion (= Aufstocken von Gewinnpositionen ab einem bestimmten Profitlevel) verwende ich nicht. Ich handle meistens mehrere Kontrakte. Da ich nie mehr als zwei Prozent meines Gesamtkapitals aufs Spiel setze, ergeben sich meine Positionsgrößen entsprechend. Wenn man so will, dann verwende ich hier einen └Fixed Fractional⌠-Ansatz (= es wird immer nur ein definierter Prozentsatz des Gesamtkapitals pro Trade investiert). Damit kommt man zwar langsamer, aber auf jeden Fall dauerhaft zum Erfolg.
FRAGE: Welche Rolle spielt für Sie die Psychologie im Trading?
Von der Lahr: Eine sehr wichtige. Wer seine Hemmschwelle nicht überwinden kann, wird nie traden können. Um diese zu überwinden habe ich mir bestimmte Techniken angeeignet, die mir den Einstieg in einen Trade leichter und mit der Zeit dann zur Routine gemacht haben.
FRAGE: Welche Techniken sind das?
Von der Lahr: Ich gehe immer nur ein vorher kalkuliertes Risiko ein. Es gibt einem das Gefühl die Kontrolle nicht zu verlieren und das ist ein wichtiger Faktor, um die Sicherheit und Ruhe zu erlangen, die man braucht, um einen Trade erfolgreich abzuschließen (das heißt Gewinne laufen zu lassen und etwaige Verluste im Voraus bereits zu akzeptieren). Wenn man einen └Winner⌠ zu früh abwürgt, dann ist das nicht nur extrem ärgerlich, sondern meistens auch fatal, weil man größere Gewinne benötigt, um eben die auch unvermeidlichen Verluste abzudecken. Hat man aber den besten und den schlimmsten Fall schon vorher akzeptiert, kann man sich ruhig zurücklehnen und abwarten. Wenn man sich außerdem die Disziplin aneignet, nicht kopflos loszulegen, sobald sich im Chart etwas bewegt, hat man die beiden wichtigsten mentalen Faktoren, die beim Traden Stress verursachen, weitgehend im Griff. Den Rest macht dann die Erfahrung. Je länger man Kursbewegungen vor dem Bildschirm verfolgt umso gelassener reagiert man mit der Zeit darauf.
FRAGE: Lassen Sie sich mental coachen?
Von der Lahr: Nein, da nur ich selbst mich selbst zu bestimmten Leistungen motivieren kann. Humor zum Beispiel ist eine meiner tragenden Säulen. Ich verwende seit Jahren im beruflichen und privaten Bereich bestimmte NLP-Techniken, die ich mir im Laufe der Zeit antrainiert habe und mit denen ich bei mir ganz bestimmte └Knöpfe⌠ drücke, die jedoch nur bei mir einen bestimmtem Effekt zeigen, bei anderen aber genau das Gegenteil bewirken könnten. Zum Beispiel bewirkt der Gedanke an Wasser bei jemandem, der gerade in der Wüste am Ertrinken ist, sicherlich eine ganz andere Vorstellung, als bei jemandem, der bei einem Schiffsunglück nur knapp vor dem Ertrinken gerettet wurde. Das soll aber auf keinen Fall heißen, dass ich mental coaching per se ablehne, lediglich sein Erfolg hängt vom jeweiligen Typ ab.
FRAGE: Wie gehen Sie mit störenden Gedanken und Emotionen um (z. B. Selbstzweifel, Ängste und Zögern nach Verlusten bzw. Übermut nach Gewinnen)?
Von der Lahr: Das habe ich aus oben genannten Gründen sehr selten. Natürlich freue ich mich, wenn ich einen Gewinn mache, aber deswegen riskiere ich beim nächsten Trade auch nur maximal 20 Pips. Pleiten, Pech und Pannen verbuche ich weitestgehend als Erfahrung, auch wenn ich mich manchmal ärgere. Glücklicherweise hält das meistens nicht allzu lange an.
FRAGE: Haben Sie ein Problem damit, Ihre Position zu schließen, wenn der Markt gegen Sie läuft, und können Sie dann sogar in die entgegen gesetzte Richtung traden?
Von der Lahr: Ich schließe eine Position nie selber, ich warte, bis ich ausgestoppt werde. Es hat sich schon sehr oft gerade im letzten Moment in meine Richtung gedreht. └Stop-and-Reverse⌠-Trades mache ich eher selten. Ich ziehe es vor, erst einmal └Luft zu holen⌠ und dann wieder eine neue Order zu setzen anstatt direkt wieder hineinzuspringen.
FRAGE: Wie sieht Ihre Vorbereitung für den Tradingtag aus? Gehen Sie systematisch vor, haben Sie Routinen für den Tagesablauf oder nehmen Sie den Tag quasi wie er kommt?
Von der Lahr: Als Vorbereitung schaue ich mir meistens die Monats, Tages und Stundencharts an. Dann hole ich mir die Pivots und trage sie in meine Charts ein. Bevor ich anfange, schaue ich noch, welche Nachrichten an diesem Tag herauskommen und vor allem wann. Das erspart meistens unangenehme Überraschungen.
FRAGE: Gibt es eine mentale Vorbereitung auf den Tradingtag und wie sieht diese aus?⌠
Von der Lahr: Nicht wirklich. Ich treibe viel Sport, lache viel und bemühe mich, immer ausreichend Schlaf zu haben. Trotzdem gibt es Tage, an denen trotz NLP, Sport und Humor einfach alles daneben geht. Dann lasse ich es meistens ganz bleiben. Ich habe gelernt die Dinge so zu nehmen, wie sie sind.
FRAGE: Wie viele Stunden sitzen Sie täglich vor den Bildschirmen und wie viel Zeit nimmt dann das eigentliche Trading in Anspruch?
Von der Lahr: Unterschiedlich, je nachdem, wie viel Zeit ich habe. Sehr oft schaue ich mir schon morgens meine Charts an, steige ein, setze meine Stopps und lasse den Trade einfach laufen. Das hilft nebenbei vor allem dann, wenn man dazu neigt, einen Winner zu früh abzuwürgen. Ich sitze aber nie den ganzen Tag vor dem PC. Die Trades selbst dauern dann je nach Verlauf maximal eine halbe bis eine Stunde. Länger halte ich eine Position eher selten.
FRAGE: Was machen Sie, wenn der Tradingtag zu Ende ist? Welchen Ausgleich gönnen Sie sich sonst noch für all den Stress?
Von der Lahr: Ein Drink und ein nettes Gespräch mit meiner Freundin in unserer Lieblings-Bar mit Blick über den Yachthafen von Puerto Portals.
FRAGE: Haben Sie ein abgeschlossenes Büro oder traden Sie von zuhause?
Von der Lahr: Ich trade von zuhause, habe aber dort einen eigenen Büroraum.
FRAGE: Können Sie unseren Lesern Fachbücher oder andere Seminare empfehlen?
Von der Lahr: Ich fand das Buch └The New Science of Technical Analysis⌠ von Thomas De Mark sehr interessant, zum Thema Trendlinien hat es gute Ansätze. Seminare gibt es viele und ich habe auch viele absolviert, aber empfehlen kann ich persönlich nur RSofHouston (www.rsofhouston.com). Klar und leicht verständlich zeigen Ron Schoemmel und Valdi Thorkelson, wie man auch auf einfache Weise gute Gewinne machen kann. Die monatlichen Broadcasts sind für mich die beste Anleitung gewesen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Seminaren traden die beiden └Live⌠, was man zuhause am eigenen PC verfolgen kann. Der mentale Sprung vom Seminar zum Echtzeit-Traden mit eigenem Geld wird damit in einer nachvollziehbaren Weise abgemildert. Man gewinnt eine ungeheure Sicherheit, wenn man nicht alleine gelassen wird, die, auch wenn man dann alleine tradet, nicht mehr verloren geht.
FRAGE: Gibt es einen Rat, den Sie unseren Lesern geben können, damit diese erfolgreicher traden können?
Von der Lahr: Ich weiß nicht, wie erfolgreich andere traden. Für mich ist jeder Erfolg lernbar. Beim traden gilt nichts anderes. Wer mit Ausdauer, Geduld und Disziplin arbeitet, ein konsequentes Money-Management betreibt, vernünftig seine Stopps setzt und sich vor allem von den unvermeidlichen Verlusten nicht aus der Fassung bringen lässt wird auf jeden Fall Erfolg haben. Wie viel, das hängt von jedem selbst ab.
B1) FDAX √ 15-Minuten-Chart
Hier finden Sie die trendkonforme Handelsstrategie von Ute von der Lahr im 15min-FDAX-Chart nachgebildet. Bei einem Kauf müssen die gleitenden Durchschnitte ansteigend sein und die Kurse dann auf das Niveau der gleitenden Durchschnite zurückfallen. Halten die Kurse, setzt Frau von der Lahr die von ihr beschriebene Reversal-Bar-Methode ein. Stopp Losse werden unterhalb des Tiefs gesetzt, Gewinne werden mit Trailing-Stopps abgesichert.
B2) Euro √ 5-Minuten-Chart
Die └1-2-3-Countertrend⌠-Handelsstrategie von Ute von der Lahr im 5-Min-Chart des Euros. Nach dem Auftreten des 1-2-3-Counts gleicht das Regelwerk für Long- und Short-Positionen der Vorgehensweise in der trendkonformen Strategie.
Quelle: www.traders-mag.com
09.06.06 23:32
в ответ LAD1 05.04.06 09:22
Interview mit Adrienne Toghraie - Trading zum nächsten Level
Datum 09.06.2006 - Uhrzeit 16:14 (╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Einer der wichtigsten, wenngleich am wenigsten beachteten Aspekte des Tradings ist die Psychologie. Disziplin, Angst, Gier usw. sind Begriffe, von denen wohl jeder, der sich ernsthaft mit der Materie auseinandersetzt, schon einmal gehört hat. Viele glauben zu wissen, welche Hebel anzusetzen sind, um die negativen Auswirkungen der Emotionen auszuschalten. └Ich handle emotionslos⌠ ist ein viel gehörter Satz. Doch das stimmt nicht. Man kann Emotionen nicht einfach ausschalten, man hat mit ihnen umzugehen. Egal, ob das nun in das eigene Denkschema passt oder nicht. Nur wenige bekannte Namen in der Branche setzen sich intensiv mit diesem Thema auseinander. Beispiele sind Van K. Tharp oder Mark Douglas. Einen etwas anderen, ganzheitlichen Ansatz verfolgt Adrienne Toghraie. Sie ist vor allem in den USA bekannt und hat dort schon viele Menschen begeistert. Kürzlich hielt sie ein Seminar in London und George Hallmey nutzte die Gelegenheit und sprach mit ihr im Anschluss daran.
FRAGE: Sie sprachen heute Nachmittag über Trading-Psychologie und die Beseitigung unserer Schwierigkeiten. Ist das richtig?
Toghraie: Genau richtig. Was ich tue √ als was ich mich bezeichne √ ich bin Trader▓s Coach und nicht Trading-Coach, weil letzterer jemand ist, der die Technik des Tradens lehrt. Das heißt, wo Sie einen Trade eingehen, wo Sie ihn verlassen, Ihr Money-Management; das tue ich nicht. Ich kümmere mich stattdessen um jemanden, der diese Fertigkeiten schon hat und bringe ihn auf die nächste Ebene des Erfolgs, indem ich all die Selbstsabotage beseitige, die in ihm steckt und die ihn daran hindert, seinen Regeln zu folgen.
FRAGE: Das ist alles sehr interessant, Adrienne, aber für einen Augenblick will ich mal des Teufels Advokat spielen. Ich spreche mit vielen angehenden Tradern, frisch, in dem Wunsch mit Traden anzufangen, und die sagen └was soll die viele Psychologie? Was ich wissen will, ist, ob es aufwärts oder abwärts geht?⌠ Welchen Platz nimmt die Psychologie denn nun ein?
Toghraie: Nun, das sind all die Leute, die nach einer Weile des Tradens sagen: └Oh, warum folge ich meinen Regeln nicht. Warum kann ich nicht diszipliniert vorgehen?⌠ Es muss da irgendetwas in dieser Frage der Disziplin geben. Es ist erstaunlich bei der Trading-Psychologie, dass viele Leute ihr ganzes Trading-Leben lang so reden. Ja, man braucht nur seinen Regeln zu folgen. Wäre das aber so leicht, dann hätte ich keinen Job. Die einfache Tatsache ist, dass wir alle komplexe menschliche Geschöpfe sind, deren Persönlichkeit auf Überzeugungen, Verhaltensweisen, Werten und den Entscheidungen beruht, die wir in unserem Leben getroffen haben. Als Kinder werden wir darauf programmiert, dass Verluste nicht in Ordnung sind. Wenn Sie einmal auf Ihr ganzes Leben zurückblicken, werden Sie erkennen, dass alles schlecht war, irgendwie mit Verlust zu tun hatte. Also will niemand etwas mit Verlusten zu tun haben.
FRAGE: Wir sind also fest verdrahtet, eben programmiert, es ist da, es ist in uns eingebaut.
Toghraie: Ja, so ist es.
FRAGE: Was Sie demnach durch Ihr Coaching zum Ausdruck bringen, ist, dass wir das ändern können. Oder zumindest assoziieren wir Verlust nicht mit schlecht.
Toghraie: Verlust ist Teil des Prozesses, zu einem Gewinn zu kommen. Vor langer Zeit war ich Broker, und ich hatte weltweit bei einigen Spitzenunternehmen anzurufen. Meist führte es dazu, dass 48 Leute └Nein⌠ sagten und zwei sagten └Ja⌠; am Jahresende führte das zu einem sehr hübschen Einkommen für mich. Ich erkannte, dass die Mitarbeiter um mich herum, die die gleichen Möglichkeiten wie ich hatten √ und das war das Telefonbuch √ nicht damit zurecht kamen, die großen Unternehmen anzurufen, weil sie so häufig └Nein⌠ zu hören bekamen, und Leute mögen kein └Nein⌠ hören. Sie wollen └Ja⌠ hören. Aber ich drehte meine Denkweise um, und so war ich mit jedem └Nein⌠ ein Stück näher auf dem Weg zu einem └Ja⌠.
FRAGE: Das macht also 96 von 100 Malen ein └Nein⌠.
Toghraie: So ist es.
FRAGE: Man hört also └Nein Danke⌠ oder └Rufen Sie mich nächste Woche an⌠, und Sie wissen genau, dass dabei sowieso nichts herauskommen wird?
Toghraie: In meinem speziellen Fall: ich sah mich nach den großen Konten um┘ zu der Zeit, vor mehr als 15 Jahren, verdiente ich $150 000 pro Jahr bei vier Stunden täglicher Arbeit, das ist ziemlich gut. Und die Leute um mich herum verdienten um die $20 000 oder 30 000 im Jahr, mit dem gleichen Adressmaterial aus dem Telefonbuch. Für mich kamen die großen Unternehmen in Betracht, die leichter └Nein⌠ sagten. Die kleineren anzurufen, nur weil man vielleicht eher ein └Ja⌠ bekam, interessierte mich nicht. Kleinere Firmen konnten nur kleine Aufträge erteilen, die größeren Unternehmen aber große.
FRAGE: Also kann man sagen, dass es Ihnen mehr um die spätere Befriedigung ging. Ich denke, wir alle brauchen Streicheleinheiten, wir alle wollen sofortige Belohnung, sofortige Befriedigung┘ ich kann also gut verstehen, was Sie von sich sagen, aber die anderen, die sich um die kleineren Aufträge bemühten, denen ging es um die leichte sofortige Befriedigung.
Toghraie: Sie können das anders sehen. Jedes └Nein⌠ war eine Befriedigung, dass ich dichter näher am nächsten └Ja⌠ war; oder jedes └Nein⌠ bedrückte mich, aber ich nahm es nicht so auf.
FRAGE: Sie würden das also zur Welt des Traders in Beziehung setzen, wenn er ein System anwendet √ wobei wichtig ist, dass der Trader dem System vertraut, mehr Gewinner als Verlierer zu produzieren oder zumindest ein profitables System zu haben, und dann sagen Sie bei jedem └Verlust, der Verlierer ist nicht so schlimm, denn ich komme dem Gewinner näher.⌠
Toghraie: Genau. Wenn man sein Handelssystem mit Vergangenheitsdaten getestet hat, was man wirklich getan haben sollte. Wenn Sie also drei Verlierer, vier Verlierer, nacheinander haben, und das etwas ist, was bei Ihrem System normalerweise vorkommt, dann freuen Sie sich einfach, dass Sie dichter vor einem Gewinner stehen. Nun können sich Märkte natürlich ändern, aber wenn Sie gut geplant haben, kann alles richtig und mit bestmöglichem Ergebnis laufen. Im Laufe der Zeit entwickeln Sie sich durch Erfahrung, und das System entwickelt sich mit Ihnen, weil Sie Ihrem System Ihre Flexibilität dadurch mitgeben, dass Sie mit ihm arbeiten.
FRAGE: Also wird hier für das Traden geplant, weil es kein Trading-Geschäft ohne Planung gibt.
Toghraie: Es ist ein Geschäft, ein Trading-Geschäft. Natürlich müssen Sie für Ihr Geschäft planen. Die meisten Menschen denken nicht einmal an einen Plan. Wenn Sie keinen Geschäftsplan im Trading haben, können Sie nicht für sich verantwortlich sein. Sie müssen jemandem gegenüber verantwortlich sein, und im Trading-Geschäft tragen Sie die Verantwortung gegenüber sich selbst.
Nur auf diese Weise können Sie feststellen, ob Sie verantwortlich sind oder nicht. Weil Sie es schriftlich niedergelegt haben, können Sie am Ende der Woche sehen, habe ich es getan? Die Wahrheit ist, dass die meisten Leute sich selbst gegenüber gar nicht verantwortlich sein wollen.
FRAGE: Ja; ich gehe davon aus, dass Leute √ wenn sie ein reguläres Geschäft beginnen √ einen Geschäftsplan haben müssen, um sich zu finanzieren, Kredit aufzunehmen und so weiter. Offensichtlich, wenn ein Möchte-Gern-Trader es ernst mit diesem Geschäft meint┘
Toghraie: Für Sie offensichtlich, aber die meisten Trader empfinden das nicht so.
FRAGE: Das ist eben der große Unterschied, denn Leute könnten sich durchaus zum Traden hingezogen fühlen, weil sie meinen, das sei etwas Persönliches, das sie für sich selbst tun und nicht für die Bank oder Befriedigung von Anlegern oder was auch immer, so dass ein gewisser Mangel an Ernsthaftigkeit dem Traden gegenüber ┘
Toghraie: ┘besonders bei Leuten besteht, die von zuhause aus handeln. Wenn Sie ein erfolgreicher Trader sein wollen, müssen Sie sich selbst ernst nehmen, denn mit Ihren Aktionen geht eine Mitteilung an Ihr Nervensystem als Geschäftsperson, die ein Geschäft nach bestimmten Regeln betreibt, und wenn Sie das haben, gibt es Ihnen Struktur, und wenn Sie Struktur haben, ist es wahrscheinlicher, dass Sie tun, was Sie tun sollen, und merken, wenn Sie vom Weg abkommen.
FRAGE: Dann muss man also einen soliden Plan haben, an dem man seine Taten messen kann, so dass man sieht, was man getan hat und sich mehr auf das konzentrieren kann, was funktioniert und was nicht.
Toghraie: Genau.
FRAGE: Und sich darum kümmern. Das ist dann der disziplinarische Aspekt. Vorbereitet sein, einen Plan haben und eine vernünftige Entscheidung hinsichtlich dieses ganzen Trading-Prozesses treffen; aber Ihre Tätigkeit geht weit darüber hinaus? Wir sind alle völlig verschieden. Wir gehen alle mit einer Geschichte in die Trading-Arena, mit Gepäck. Sachen, die wir gut oder nicht gut gemacht haben, und so weiter. Die Kindheit ist bei jedem von uns anders verlaufen √ positiv, negativ √ irgendwo dazwischen. Sie sagen nun, all das wirkt sich auf unser Traden aus und kommt zum Vorschein?
Toghraie: Absolut. Interessant ist, dass alles, was Sie vielleicht für schlecht halten, möglicherweise auch gut sein könnte. Ich habe mit einem Trader aus Singapur gearbeitet, der sagte, er wolle nur sicher gehen, dass alles in Ordnung sein √ er ist ein sehr guter Trader. Und als ich mit ihm arbeitete, schien es auch so zu sein. Er hatte die perfekte Kindheit, alles perfekt, aber er hatte nie Gegenwind gespürt, das war Teil seines Problems, weil Widrigkeiten zu spüren und sie zu überkommen Teil des Trainings auf dem Weg zum guten Trader ist. So gesehen, ist manches gut, was man für schlecht halten könnte.
Es gibt Dinge, die zwei Mitgliedern einer Familie passieren, und selbst die Interpretation durch Zwillinge kann ganz unterschiedlich ausfallen; abhängig davon, wie interpretiert wird, wie Menschen Dinge interpretieren, das kann allen Unterschied der Welt ausmachen. Da waren die Zwillinge, zwei kleine Jungen, deren Vater immer mal im Gefängnis war, Drogen und solche Sachen. Der Vater sagte: └Ihr Beiden werdet nie ein Erfolg sein, Ihr werdet so sein wie ich. Warum wollt Ihr überhaupt Euer Leben leben?⌠ Einer der Jungs sagte: └Ja, so wird es kommen.⌠ Und so war es, während der andere Chef eines Krankenhauses und sehr erfolgreich wurde. Warum tat der eine das? Könnte es sein, dass jemand zu ihm gesagt hat: ⌠Du kannst alles werden, was Du werden möchtest.⌠ Vielleicht hat er es zu sich selbst gesagt √ man kann nicht wissen, was es Besonderes an irgendeinem Tag geben könnte, ein Zusammentreffen, das das ganze Leben verändern kann.
Sehen Sie, was ich tue, ist mit solchen Veränderungen zu arbeiten. Diesen plötzlichen Veränderungen. Manche Menschen arbeiten viele Jahre, ohne solche plötzlichen Veränderungen zu erleben. Ich klammere die Arbeit aus und bewirke die Veränderung.
FRAGE: Wir haben von Leuten gehört, die eine Therapie beginnen und bei traditionellen Techniken jahrelang in Therapie bleiben. Es dauert vielleicht ein Jahr, zwei, drei Jahre oder mehr, alles durchzugehen und die Veränderungen zu bewirken. Sie sagen aber, dass wenn es bestimmte Probleme gibt, die tief drinnen stecken, im Unterbewussten, die wir in bewussten Momenten nicht klar wahrnehmen, dass Sie an diese herankommen und sie fast sofort in Angriff nehmen können?
Toghraie: Ich will mal sagen, dass ich die Karten zu meinen Gunsten mische. Ich arbeite mit psychologisch recht gesunden Menschen, die besser werden wollen, und nicht mit solchen, die eine lebenslange Therapie brauchen. Auch das hat seine Berechtigung. Aber wenn ich mit Leuten arbeite, sehe ich mir ihre Vergangenheit an, wie sie ihr Leben gemanagt haben und ob sie die Art Mensch sind, die schnelle Veränderungen vornehmen können. Zum Glück ist es mir möglich, nur zwanzig Leute im Jahr anzunehmen, und das geht von einer Bewertung aus, durch die sie sehen können, ob sie mit mir arbeiten wollen, und ich kann sehen, ob ich mit ihnen arbeiten will. Bezogen auf Trader nehme ich nur solche, die ein System haben und methodisch arbeiten. Ich ziehe es vor, mit Menschen zu arbeiten, die bereits etwas Erfolg haben.
FRAGE: Durch Ihre Bewertung umgehen Sie also die, von denen Sie glauben, sie schaffen es nie, oder psychologisch ausgedrückt, die eine andere Art Hilfe brauchen.
Toghraie: Um ehrlich zu sein, ich nehme jedes Jahr auch einige Herausforderungen an. Das können psychologisch sehr unausgeglichene Menschen sein, die trotzdem gut zu traden verstehen, auch wenn der Rest ihres Lebens schlimm aussehen mag. Das ist eine Schwäche, die ich habe, Schwäche für Talent. Wenn eine Person enorm talentiert ist, obwohl sie im übrigen Leben vielleicht schon mal falsch abgebogen ist, habe ich eine Tendenz, mit ihr arbeiten zu wollen, weil es eine Zierde für mich ist, die ich gerne trage, so jemanden zu nehmen und noch erfolgreicher zu machen.
FRAGE: Wenn also Leute Probleme als Gepäck durchs Leben zu schleppen haben, wie kommt es, dass diese Probleme ausbrechen oder sich zumindest in ziemlich schlechtem Trading äußern? Haben Sie gute Erklärungen dafür, wie diese beiden Dinge zusammenhängen, denn viele Menschen können mit solchem negativen Gepäck durchs Leben gehen, ohne dass etwas hervorbricht und zum Problem wird. Aber wenn sie in die Trading-Arena steigen, scheint es aufzubrechen und sich zu vergrößern.
Toghraie: Ich habe da ein sehr grafisches Bild, das ich gerne male. Alles Schlechte, das einem je passiert ist, steht mit einem Verlust in Zusammenhang. Wenn die Energie niedrig ist, passiert es, dass man in diese Verfassung verfällt, an diesen Ort geht, an dem sich all diese schlechten Dinge angesammelt haben.
Ich möchte dort nicht sein, aber bis zu einem bestimmten Grad haben wir das alle. Wir finden uns dort besonders dann, wenn unsere Energie erschöpft ist. Sagen wir also, wir befinden uns in der psychologischen Enge dieses Ortes, und an dem Tag gibt es einen Verlust. Dieser Verlust, sagen wir ein $200-Verlust, wird psychologisch so gewaltig, dass er uns paralysiert. Deshalb ist es für Trader so wichtig, alles dafür zu tun, um ihre Energiespeicher gefüllt zu halten. Sehen Sie sich Athleten an, sehen sie sich jemanden in den darstellenden Künsten an. Wenn ihnen Energie fehlt, leisten sie nicht ihr Bestes.
FRAGE: Absolut.
Toghraie: Sehen Sie, wenn ich hierher nach London kommen und mit dem Jetlag umgehen muss, kann ich gar nicht so gut sein, wie ich normalerweise bin, weil mir einiges von meiner Energie fehlt. Deswegen versuche ich im Allgemeinen, einen Workshop erst nach einigen Tagen Pause abzuhalten.
FRAGE: Ich muss sagen, Sie waren wirklich gut. Wir sind da gerade in einem brillanten Seminar gewesen.
Toghraie: Schön, wirklich vielen Dank. Aber es kostet einen Preis, immer zu pushen, wenn man nicht die Energie dafür hat. Ja, manchmal pushe ich, aber wenn ich das immer wieder tun würde, würde es einen physischen und psychischen Preis bis zu dem Punkt kosten, an dem ich nicht mehr aufhören könnte oder krank würde, und dann muss ich dichtmachen. Dasselbe passiert Tradern. Wenn man pusht und pusht und pusht und denkt, man müsste hart aber nicht smart arbeiten, dann bringt man sich an einen Punkt, an dem auch das beste System der Welt nicht mehr funktionieren würde. So √ wenn Sie allen Unrat aus ihren Gedanken entfernen oder wenigstens den größten Teil, dann werden Sie konstantere Gewinne über längere Zeiträume machen. Das ist es, was ich mache. Ich beseitige das emotionale Gepäck. Ich arbeite mit den Menschen, um ihre Energie wach und präsent zu halten. Wir erhalten die Energie, wir räumen den Müll in unseren Seelen weg, und dann ist es wahrscheinlicher, dass die Regeln besser eingehalten werden.
FRAGE: Es sieht also so aus, als arbeiteten Sie an der ganzen Person. Das Gepäck durchsortieren, bei voller Gesundheit halten.
Toghraie: Wissen Sie, der größte Bereich, an dem ich mit den meisten Menschen arbeite, das sind ihre Beziehungen. Die Beziehungen zur Familie, dort liegen nämlich die meisten Probleme.
FRAGE: Die Menschen sprechen darüber, welches die drei stressigsten Dinge für sie im Leben sind. Eins davon ist Umzug, ein anderes Heiraten, und das dritte vermutlich Scheidung.
Toghraie: Damit haben Sie gerade ein neues Thema angesprochen. Das sind Veränderungen. Alle Veränderungen, ob gut oder nicht gut, bringen unser Gleichgewicht durcheinander, und man kann sie nicht beschleunigen. Selbst wenn √ Sie bekommen ein Baby, ein wunderschönes Ereignis, Sie werden heiraten, Ihre Tochter wird heiraten. Sie werden umziehen. Jede Veränderung bringt Ihr Trading durcheinander. Deshalb sage ich immer, wenn eine Veränderung ansteht, nehmen Sie das Risiko raus. Traden Sie während der Zeit nicht. Tun Sie, was immer nötig ist, um zu bemerken und zu verarbeiten, dass Zeiten der Veränderung riskante Zeiten sind, und dass es dann besser ist, Urlaub zu nehmen.
FRAGE: Lassen Sie uns einen Moment bei dem Thema bleiben, dass man sich der Dinge bewusst wird, die uns wahrscheinlich berühren. Sicherlich gibt es viele Menschen, die wie mit einem Autopiloten durch ihr Leben gehen. Wir lesen Negatives in der Zeitung, wir werden negativ. Wir sehen ein anregendes Fernsehprogramm und sind entsprechend gestimmt. Aber es geschehen Dinge, die wir nicht wirklich wahrnehmen. Meinen Sie also, dass ein guter Trader sich all dieser Dinge bewusst ist, die unsere Emotionen beeinflussen und die uns ablenken könnten? Sollten wir uns der Dinge, die uns steuern, dann also wirklich bewusst werden? Gibt es eine Möglichkeit, sich zu lösen und die Dinge wahrzunehmen, die uns berühren?
Toghraie: Wenn wir aufmerksam sind. Aufmerksam hinsichtlich unseres Lebens, als wären wir eine Figur. Nehmen wir an, Sie beobachten diese Figur für ein Schulprojekt. Und sagen sich √ wo kann diese Person ihr Leben verbessern? Was tut sie, dass es sie hierhin und dahin führt? Sehen Sie sich als Darsteller, lösen Sie sich, sehen Sie sich als Darsteller in Ihrem eigenen Leben. Auch was Sie aus Ihrem Leben machen. Die meisten Leute leben, weil morgen ein neuer Tag ist. Sie leben ohne einen Zweck. Wenn Sie Ihr Leben zerlegen und einfach sagen: └Um die Uhrzeit schlafe ich┘ ich kann das Programm aufnehmen und zu einer anderen Zeit sehen.⌠ Oder: └So lange brauche ich nicht bei der Feier zu bleiben.⌠ Oder: └Ich kann später aufstehen und mein Vormittags-Trading unterlassen, wenn ich wirklich zu der Feier hingehen muss.⌠ Man trifft also immer eine Wahl bei allem, was man tut. Dann kommt es zu einer Diskussion in der Familie, und Sie sagen einfach: └Seht doch, mein Leben als Trader hat mit Leistung zu tun. Jede unserer Diskussionen schlägt sich darin nieder, wie ich trade. Wenn Ihr mich anschreit, bevor ich zur Tür rausgehe, weil Ihr aus irgendeinem Grund böse auf mich seid, hat das Einfluss auf das Einkommen, und das wird Eure Einkaufsmöglichkeiten berühren.⌠ Sie machen es wertvoll für die anderen.
FRAGE: Absolut.
Toghraie: Man wird dann aufmerken, wie man behandelt wird, denn man muss auch darauf achten, wie andere Leute mit einem selbst umgehen. Und wenn man sich von den Nachrichten gestört fühlt √ kümmern Sie sich nicht um die Nachrichten. Ich habe in letzter Zeit bei mir beobachtet, dass ich Nachrichten nur aus der Lektüre der Überschriften im Internet beziehe. Wenn man die Bilder mit all den Leiden sieht, berührt es einen als Mensch.
FRAGE: Natürlich. All die emotionalen Dinge, die Presse und Medien allgemein so gut zu lancieren verstehen, zerren an uns.
Toghraie: Und das tun sie, um ihre Quoten hoch zu halten, denn je mehr sie unsere Emotionen berühren, desto häufiger sieht man zu.
FRAGE: Emotionstraining. Wo wir gerade das Wort haben. Viele Trader haben zu mir gesagt: └Ich nehme die Emotionen einfach aus dem Trading heraus⌠.
Toghraie: Sie lügen.
FRAGE: Wir sind alle emotional, mancher mehr mancher weniger. Mancher bricht angesichts einer Opernszene in Tränen aus.
Toghraie: Die Strategie der Entscheidungsfindung beinhaltet Emotion. Der Unterschied zwischen einer guten Emotion und einer schlechten ist, dass eine gute Emotion es erlaubt, innerhalb der Verhaltensparameter zu funktionieren, die man sich vorgenommen hat. Eine negative Emotion übernimmt das neurologische System und erlaubt es, Fehler zu machen. Man will also die angemessene Emotion haben, nicht keine Emotion. Wenn Leute sagen └Ich habe die Emotionen herausgenommen⌠, sprechen sie über das Brüllen und Schreien und Weitermachen, das viel in Trading-Räumen vorkommt. Nein, ich spreche über die täglich zu treffenden Entscheidungen, die gar nicht im Gesicht zu sehen sind, aber im Magen und anderen Körperteilen auftreten. Wenn man sein ganzes neurologisches System aus dem Gleichgewicht bringt und seinen Kreislauf blockiert, wird das kein Trade, mit dem man ein Risiko eingehen sollte, weil der Entscheidungsprozess gestört wäre. Aber wenn man mit der Strömung geht und ein gutes Gefühl für einen Trade hat, weil man fühlt, seinen Job zu tun, dann ist das eine gute Emotion, die Emotion, die man haben möchte. Es gehört zu der Strategie, wie man gute Entscheidungen trifft.
FRAGE: Und das ist es natürlich, wo wir gute Trader sein wollen.
Toghraie: Das ist richtig.
FRAGE: Darauf müssen wir uns also wirklich konzentrieren. Es ist daher sehr wichtig, sich der Dinge bewusst zu sein, die sich negativ auf uns auswirken. Mir hat die Vorstellung sehr gefallen, dass wir uns als Figuren in diesem Spiel des Lebens sehen √ daran werden wir viel Freude haben, denke ich.
Toghraie: Oh ja. Und einer der Punkte, in dem ich anderen Coaches gegenüber vielleicht einen Vorteil habe, ist, dass ich fünf Jahre ┌Stanasdosky▓-Schauspielausbildung gemacht habe. Und so baut man sich eine so genannte Kernstruktur eines Darstellers auf, den physiologischen, psychologischen und soziologischen Aufbau dessen, was diese Person tun und sagen, unternehmen und erklären wird. Wenn Sie diese Art Ausbildung fünf Jahre lang machen, machen Sie mehr aus dem Leben. Sie betrachten jedermann als Figur, und Sie arbeiten mit diesen Figuren Ihr Leben lang, aber Sie nehmen sich selbst auch als eine dieser Figuren, und Sie müssen die Steine bewegen. Die meisten Menschen bewegen aber ihre Steine im Leben nicht, sondern halten sich nur an die nächste Stunde, Zeit zum Abendessen, und die nächste Stunde, Zeit zum Schlafengehen, und Aufstehen am nächsten Morgen, aber sie machen sich selten klar, was eigentlich vorgeht.
FRAGE: Der nächste Schritt ist demnach, das Drehbuch zu ändern?
Toghraie: Ja.
FRAGE: Und das ist der zweite Teil, wo Sie ins Spiel kommen. Sie wollen, dass die Leute...
Toghraie: ┘ihren Text ändern.
FRAGE: Ja.
Toghraie: Ich sehe mir ihre Überzeugungen an, ihre Werte, die Dinge, die sie von dem fernhalten, wo sie sein möchten.
FRAGE: Es ist also die ganze Person. Und das ist nicht nur ein Trainingsplatz, oder? Das ist echtes Leben.
Toghraie: Lassen Sie mich etwas klarstellen. Ich habe eine im Vergleich zu anderen Leuten unterschiedliche Terminologie. Wenn Sie zu meinem Workshop kommen; meinen Workshop nenne ich informatorisch. Den habe ich gerade abgehalten. Wenn Sie meine Bücher lesen, auch sie dienen der Information. Dabei kann es Transformation geben, wie ich Leute sagen hörte, └oh, Sie haben mein Leben verändert⌠ in der Sitzung, aber die meiste Zeit gebe ich den Menschen lediglich Information, und dabei nehmen sie einen kleinen Prozentsatz auf. Dann gibt es meine Seminare. Meine Seminare dienen der Transformation.
Das heißt, die Person, die hereinkam, ist nicht die Person, die hinausgeht, weil Übungen gemacht werden, in denen die Leute ihr Leben auf eine Weise sehen können, wie sie es nie vorher gesehen haben, und sie verändern sich tatsächlich und nehmen das Gefühl für die neue Person mit, die sie werden wollen. Wenn Sie in die Haut der Person schlüpfen, die Sie werden wollen, dann wollen Sie nicht kehrt machen. Wenn Ihnen Instruktionen mitgegeben werden, wie Dinge zu tun sind, und es für Sie dadurch viel einfacher wird. Meine Tätigkeit bewegt sich weitgehend im Bereich der Trading-Arena. Private Konsultation ist insofern etwas anders, als ich dabei jeden Aspekt des Lebens einer Person durchnehme, alle acht Lebensbereiche. Jeder Teil Ihres Lebens berührt jeden anderen Teil Ihres Lebens, und wenn es einen Teil in Ihrem Leben gibt, der nicht fit genug ist, die anderen Lebensbereiche zu unterstützen, dann ist jener Bereich der Grund, dass alles andere zu leiden beginnt.
FRAGE: Es ist also sehr wichtig, dass Trader gesund bleiben, positiv bleiben und all das alte Gepäck loswerden, indem sie sehen, wo es tatsächlich liegt und es nach und nach entsorgen können, um dort dann positive Dinge unterzubringen. Aber wir können so leicht negativ werden, wenn uns etwas passiert!
Toghraie: Sie wissen, dass Sie ein Mensch sind. Sie werden nicht immer positiv sein. Sie werden nicht immer alles perfekt machen, aber Sie werden immer ein Beobachter Ihrer selbst sein und sich sagen: └Oh, sieh was Du gerade angestellt hast.⌠ Dann könnten Sie sagen └Ach, jemand hat mich vom Weg abgebracht. Vielleicht bekommt jemand ein Baby. Vielleicht hat der Chef gerade jemanden gefeuert.⌠ Vielleicht, wissen Sie, es gibt so viele Gründe, dass jemand gerade etwas tut. Werde ich demjenigen erlauben, mich den Rest des Tages zu beeinflussen? Oder werde ich sagen √ ok, da war was los, ich war da, ich kenne den Anlass, und jetzt entscheide ich mich, an etwas anderes zu denken. So dass ich auf dem Heimweg auf die positive Seite wechsele und das Positive wahrnehme und eine Interaktion habe, die mich zum nächsten Tag des Tradens bringt, des guten Tradens.
FRAGE: Das Negative zu erkennen ist also potenziell möglich, man muss sich darüber erheben und es ins Positive umkehren.
Toghraie: Richtig.
FRAGE: Ein Teil Ihres Vortrags bezog sich auf die Sabotage des Tradings. Für mich war es immer schwierig zu akzeptieren, dass Trader sich unbewusst sabotieren und damit eine Verlustsituation beinahe wünschen könnten. Sabotage bedeutet in Wirklichkeit, dass sie sich in gewisser Weise selbst schädigen wollen, und es fällt mir immer unglaublich schwer, mir das vorzustellen.
Toghraie: Wenn Sie zum ersten Mal zum Trading stoßen, dreht sich alles ums Geldmachen. Wenn Sie dann eine Weile dabei sind, merken Sie, dass es sich darum handelt herauszufinden, wer und was Sie als menschliches Wesen sind und dass Sie ein spirituelles Wesen sind. Aber wenn Sie mit dem Traden anfangen, ist die ganze Vorstellung └Ich werde eine Menge Geld machen⌠. Gut, Sie haben das Geld gemacht. Was dann passiert ist, Traden wird zu einer Gelegenheit, sich selbst kennen zu lernen und alle Probleme zu überwinden. Wenn Sie sich die Hand brechen, heilt das normalerweise von selbst. Aber mit psychologischen Problemen läuft das nicht immer so. Sie wiederholen in Ihrem Leben etwas immer und immer wieder, bis Sie die Lektion erfahren, dass Sie lernen müssen, oder die Emotion, an der Sie festhalten, ist endgültig. Auf diese Weise funktioniert das menschliche Wesen. Wenn Sie das Teil nicht reparieren, kommt es auf irgendeinem Weg in irgendeiner Form oder Gestalt wieder und wieder und wieder nochmal und nochmal.
FRAGE: Es ist also wie das Problem am Auto, das sie klären und beheben müssen.
Toghraie: Richtig.
FRAGE: ┘oder das arme alte Auto wird einfach irgendwann liegen bleiben. Ohne Vertraulichkeit zu brechen, können Sie über irgendeine Erfolgsstory berichten?
Toghraie: Es gibt so viele Erfolgsstories, aber in einer meiner Lieblingsgeschichten geht es um einen Herrn, der 14, 16 Stunden täglich arbeitete, der aus der alten Schule stammte, wie sein Vater ihm beigebracht hatte, wenn man wirklich hart arbeitet, wird man auch dafür belohnt; so machte er $200 - $300 am Tag und das war▓s. Seitdem ich mit ihm gearbeitet hatte, braucht er vielleicht zwischen 45 Minuten und zwei Stunden pro Tag, in denen er zwischen $5 000 und $10 000 jeden Tag verdient.
FRAGE: Weniger ist mehr!
Toghraie: Jetzt hat seine Frau einen Ehemann. Seine Kinder haben einen Vater. Er befasst sich jetzt mit dem Erschließen von Grundstücken, ist weiterhin Trader, und lebt ein wunderschönes Leben. Er genießt mehr und ist Mentor für viele andere Trader ┘und ist ein toller Mann, ein toller Trader, in einem neuen Leben. Er sieht die Dinge nun ganz anders, als er es zu Beginn getan hatte.
FRAGE: Sie haben ihn also aus der Workaholic-Falle geholt.
Toghraie: Richtig.
FRAGE: Und Sie haben sein Leben umgebogen.
Toghraie: Na ja, er hat sein Leben umgebogen. Ich war der Vermittler dafür.
FRAGE: Sicher.
Toghraie: Wenn Sie sagen, ich hätte etwas getan, ich tue gar nichts. Ich arbeite nur mit meinen Fähigkeiten mit einer Person zusammen, die ihrerseits Fähigkeiten hat, so dass diese Fähigkeit herauskommen und ihr Leben verschönern.
FRAGE: Gibt es einen geschlechtsspezifischen Aspekt beim Traden? Ist der männliche Alpha-Charakter gut, schlecht oder irgendetwas?
Toghraie: Nach meiner Erfahrung sind Frauen weniger bereit, Risiken einzugehen, aber sie folgen ihren Regeln besser.
Da haben wir es also; wenn gute Trader gut im Befolgen der Regeln sind und keine unnötigen Risiken eingehen, sollten die Damen besser sein!
Das komplette audiovisuelle Interview mit Adrienne Toghraie und George Hallmey gibt es bei www.clickevents.co.uk.
Quelle: www.traders-mag.com
Datum 09.06.2006 - Uhrzeit 16:14 (╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Einer der wichtigsten, wenngleich am wenigsten beachteten Aspekte des Tradings ist die Psychologie. Disziplin, Angst, Gier usw. sind Begriffe, von denen wohl jeder, der sich ernsthaft mit der Materie auseinandersetzt, schon einmal gehört hat. Viele glauben zu wissen, welche Hebel anzusetzen sind, um die negativen Auswirkungen der Emotionen auszuschalten. └Ich handle emotionslos⌠ ist ein viel gehörter Satz. Doch das stimmt nicht. Man kann Emotionen nicht einfach ausschalten, man hat mit ihnen umzugehen. Egal, ob das nun in das eigene Denkschema passt oder nicht. Nur wenige bekannte Namen in der Branche setzen sich intensiv mit diesem Thema auseinander. Beispiele sind Van K. Tharp oder Mark Douglas. Einen etwas anderen, ganzheitlichen Ansatz verfolgt Adrienne Toghraie. Sie ist vor allem in den USA bekannt und hat dort schon viele Menschen begeistert. Kürzlich hielt sie ein Seminar in London und George Hallmey nutzte die Gelegenheit und sprach mit ihr im Anschluss daran.
FRAGE: Sie sprachen heute Nachmittag über Trading-Psychologie und die Beseitigung unserer Schwierigkeiten. Ist das richtig?
Toghraie: Genau richtig. Was ich tue √ als was ich mich bezeichne √ ich bin Trader▓s Coach und nicht Trading-Coach, weil letzterer jemand ist, der die Technik des Tradens lehrt. Das heißt, wo Sie einen Trade eingehen, wo Sie ihn verlassen, Ihr Money-Management; das tue ich nicht. Ich kümmere mich stattdessen um jemanden, der diese Fertigkeiten schon hat und bringe ihn auf die nächste Ebene des Erfolgs, indem ich all die Selbstsabotage beseitige, die in ihm steckt und die ihn daran hindert, seinen Regeln zu folgen.
FRAGE: Das ist alles sehr interessant, Adrienne, aber für einen Augenblick will ich mal des Teufels Advokat spielen. Ich spreche mit vielen angehenden Tradern, frisch, in dem Wunsch mit Traden anzufangen, und die sagen └was soll die viele Psychologie? Was ich wissen will, ist, ob es aufwärts oder abwärts geht?⌠ Welchen Platz nimmt die Psychologie denn nun ein?
Toghraie: Nun, das sind all die Leute, die nach einer Weile des Tradens sagen: └Oh, warum folge ich meinen Regeln nicht. Warum kann ich nicht diszipliniert vorgehen?⌠ Es muss da irgendetwas in dieser Frage der Disziplin geben. Es ist erstaunlich bei der Trading-Psychologie, dass viele Leute ihr ganzes Trading-Leben lang so reden. Ja, man braucht nur seinen Regeln zu folgen. Wäre das aber so leicht, dann hätte ich keinen Job. Die einfache Tatsache ist, dass wir alle komplexe menschliche Geschöpfe sind, deren Persönlichkeit auf Überzeugungen, Verhaltensweisen, Werten und den Entscheidungen beruht, die wir in unserem Leben getroffen haben. Als Kinder werden wir darauf programmiert, dass Verluste nicht in Ordnung sind. Wenn Sie einmal auf Ihr ganzes Leben zurückblicken, werden Sie erkennen, dass alles schlecht war, irgendwie mit Verlust zu tun hatte. Also will niemand etwas mit Verlusten zu tun haben.
FRAGE: Wir sind also fest verdrahtet, eben programmiert, es ist da, es ist in uns eingebaut.
Toghraie: Ja, so ist es.
FRAGE: Was Sie demnach durch Ihr Coaching zum Ausdruck bringen, ist, dass wir das ändern können. Oder zumindest assoziieren wir Verlust nicht mit schlecht.
Toghraie: Verlust ist Teil des Prozesses, zu einem Gewinn zu kommen. Vor langer Zeit war ich Broker, und ich hatte weltweit bei einigen Spitzenunternehmen anzurufen. Meist führte es dazu, dass 48 Leute └Nein⌠ sagten und zwei sagten └Ja⌠; am Jahresende führte das zu einem sehr hübschen Einkommen für mich. Ich erkannte, dass die Mitarbeiter um mich herum, die die gleichen Möglichkeiten wie ich hatten √ und das war das Telefonbuch √ nicht damit zurecht kamen, die großen Unternehmen anzurufen, weil sie so häufig └Nein⌠ zu hören bekamen, und Leute mögen kein └Nein⌠ hören. Sie wollen └Ja⌠ hören. Aber ich drehte meine Denkweise um, und so war ich mit jedem └Nein⌠ ein Stück näher auf dem Weg zu einem └Ja⌠.
FRAGE: Das macht also 96 von 100 Malen ein └Nein⌠.
Toghraie: So ist es.
FRAGE: Man hört also └Nein Danke⌠ oder └Rufen Sie mich nächste Woche an⌠, und Sie wissen genau, dass dabei sowieso nichts herauskommen wird?
Toghraie: In meinem speziellen Fall: ich sah mich nach den großen Konten um┘ zu der Zeit, vor mehr als 15 Jahren, verdiente ich $150 000 pro Jahr bei vier Stunden täglicher Arbeit, das ist ziemlich gut. Und die Leute um mich herum verdienten um die $20 000 oder 30 000 im Jahr, mit dem gleichen Adressmaterial aus dem Telefonbuch. Für mich kamen die großen Unternehmen in Betracht, die leichter └Nein⌠ sagten. Die kleineren anzurufen, nur weil man vielleicht eher ein └Ja⌠ bekam, interessierte mich nicht. Kleinere Firmen konnten nur kleine Aufträge erteilen, die größeren Unternehmen aber große.
FRAGE: Also kann man sagen, dass es Ihnen mehr um die spätere Befriedigung ging. Ich denke, wir alle brauchen Streicheleinheiten, wir alle wollen sofortige Belohnung, sofortige Befriedigung┘ ich kann also gut verstehen, was Sie von sich sagen, aber die anderen, die sich um die kleineren Aufträge bemühten, denen ging es um die leichte sofortige Befriedigung.
Toghraie: Sie können das anders sehen. Jedes └Nein⌠ war eine Befriedigung, dass ich dichter näher am nächsten └Ja⌠ war; oder jedes └Nein⌠ bedrückte mich, aber ich nahm es nicht so auf.
FRAGE: Sie würden das also zur Welt des Traders in Beziehung setzen, wenn er ein System anwendet √ wobei wichtig ist, dass der Trader dem System vertraut, mehr Gewinner als Verlierer zu produzieren oder zumindest ein profitables System zu haben, und dann sagen Sie bei jedem └Verlust, der Verlierer ist nicht so schlimm, denn ich komme dem Gewinner näher.⌠
Toghraie: Genau. Wenn man sein Handelssystem mit Vergangenheitsdaten getestet hat, was man wirklich getan haben sollte. Wenn Sie also drei Verlierer, vier Verlierer, nacheinander haben, und das etwas ist, was bei Ihrem System normalerweise vorkommt, dann freuen Sie sich einfach, dass Sie dichter vor einem Gewinner stehen. Nun können sich Märkte natürlich ändern, aber wenn Sie gut geplant haben, kann alles richtig und mit bestmöglichem Ergebnis laufen. Im Laufe der Zeit entwickeln Sie sich durch Erfahrung, und das System entwickelt sich mit Ihnen, weil Sie Ihrem System Ihre Flexibilität dadurch mitgeben, dass Sie mit ihm arbeiten.
FRAGE: Also wird hier für das Traden geplant, weil es kein Trading-Geschäft ohne Planung gibt.
Toghraie: Es ist ein Geschäft, ein Trading-Geschäft. Natürlich müssen Sie für Ihr Geschäft planen. Die meisten Menschen denken nicht einmal an einen Plan. Wenn Sie keinen Geschäftsplan im Trading haben, können Sie nicht für sich verantwortlich sein. Sie müssen jemandem gegenüber verantwortlich sein, und im Trading-Geschäft tragen Sie die Verantwortung gegenüber sich selbst.
Nur auf diese Weise können Sie feststellen, ob Sie verantwortlich sind oder nicht. Weil Sie es schriftlich niedergelegt haben, können Sie am Ende der Woche sehen, habe ich es getan? Die Wahrheit ist, dass die meisten Leute sich selbst gegenüber gar nicht verantwortlich sein wollen.
FRAGE: Ja; ich gehe davon aus, dass Leute √ wenn sie ein reguläres Geschäft beginnen √ einen Geschäftsplan haben müssen, um sich zu finanzieren, Kredit aufzunehmen und so weiter. Offensichtlich, wenn ein Möchte-Gern-Trader es ernst mit diesem Geschäft meint┘
Toghraie: Für Sie offensichtlich, aber die meisten Trader empfinden das nicht so.
FRAGE: Das ist eben der große Unterschied, denn Leute könnten sich durchaus zum Traden hingezogen fühlen, weil sie meinen, das sei etwas Persönliches, das sie für sich selbst tun und nicht für die Bank oder Befriedigung von Anlegern oder was auch immer, so dass ein gewisser Mangel an Ernsthaftigkeit dem Traden gegenüber ┘
Toghraie: ┘besonders bei Leuten besteht, die von zuhause aus handeln. Wenn Sie ein erfolgreicher Trader sein wollen, müssen Sie sich selbst ernst nehmen, denn mit Ihren Aktionen geht eine Mitteilung an Ihr Nervensystem als Geschäftsperson, die ein Geschäft nach bestimmten Regeln betreibt, und wenn Sie das haben, gibt es Ihnen Struktur, und wenn Sie Struktur haben, ist es wahrscheinlicher, dass Sie tun, was Sie tun sollen, und merken, wenn Sie vom Weg abkommen.
FRAGE: Dann muss man also einen soliden Plan haben, an dem man seine Taten messen kann, so dass man sieht, was man getan hat und sich mehr auf das konzentrieren kann, was funktioniert und was nicht.
Toghraie: Genau.
FRAGE: Und sich darum kümmern. Das ist dann der disziplinarische Aspekt. Vorbereitet sein, einen Plan haben und eine vernünftige Entscheidung hinsichtlich dieses ganzen Trading-Prozesses treffen; aber Ihre Tätigkeit geht weit darüber hinaus? Wir sind alle völlig verschieden. Wir gehen alle mit einer Geschichte in die Trading-Arena, mit Gepäck. Sachen, die wir gut oder nicht gut gemacht haben, und so weiter. Die Kindheit ist bei jedem von uns anders verlaufen √ positiv, negativ √ irgendwo dazwischen. Sie sagen nun, all das wirkt sich auf unser Traden aus und kommt zum Vorschein?
Toghraie: Absolut. Interessant ist, dass alles, was Sie vielleicht für schlecht halten, möglicherweise auch gut sein könnte. Ich habe mit einem Trader aus Singapur gearbeitet, der sagte, er wolle nur sicher gehen, dass alles in Ordnung sein √ er ist ein sehr guter Trader. Und als ich mit ihm arbeitete, schien es auch so zu sein. Er hatte die perfekte Kindheit, alles perfekt, aber er hatte nie Gegenwind gespürt, das war Teil seines Problems, weil Widrigkeiten zu spüren und sie zu überkommen Teil des Trainings auf dem Weg zum guten Trader ist. So gesehen, ist manches gut, was man für schlecht halten könnte.
Es gibt Dinge, die zwei Mitgliedern einer Familie passieren, und selbst die Interpretation durch Zwillinge kann ganz unterschiedlich ausfallen; abhängig davon, wie interpretiert wird, wie Menschen Dinge interpretieren, das kann allen Unterschied der Welt ausmachen. Da waren die Zwillinge, zwei kleine Jungen, deren Vater immer mal im Gefängnis war, Drogen und solche Sachen. Der Vater sagte: └Ihr Beiden werdet nie ein Erfolg sein, Ihr werdet so sein wie ich. Warum wollt Ihr überhaupt Euer Leben leben?⌠ Einer der Jungs sagte: └Ja, so wird es kommen.⌠ Und so war es, während der andere Chef eines Krankenhauses und sehr erfolgreich wurde. Warum tat der eine das? Könnte es sein, dass jemand zu ihm gesagt hat: ⌠Du kannst alles werden, was Du werden möchtest.⌠ Vielleicht hat er es zu sich selbst gesagt √ man kann nicht wissen, was es Besonderes an irgendeinem Tag geben könnte, ein Zusammentreffen, das das ganze Leben verändern kann.
Sehen Sie, was ich tue, ist mit solchen Veränderungen zu arbeiten. Diesen plötzlichen Veränderungen. Manche Menschen arbeiten viele Jahre, ohne solche plötzlichen Veränderungen zu erleben. Ich klammere die Arbeit aus und bewirke die Veränderung.
FRAGE: Wir haben von Leuten gehört, die eine Therapie beginnen und bei traditionellen Techniken jahrelang in Therapie bleiben. Es dauert vielleicht ein Jahr, zwei, drei Jahre oder mehr, alles durchzugehen und die Veränderungen zu bewirken. Sie sagen aber, dass wenn es bestimmte Probleme gibt, die tief drinnen stecken, im Unterbewussten, die wir in bewussten Momenten nicht klar wahrnehmen, dass Sie an diese herankommen und sie fast sofort in Angriff nehmen können?
Toghraie: Ich will mal sagen, dass ich die Karten zu meinen Gunsten mische. Ich arbeite mit psychologisch recht gesunden Menschen, die besser werden wollen, und nicht mit solchen, die eine lebenslange Therapie brauchen. Auch das hat seine Berechtigung. Aber wenn ich mit Leuten arbeite, sehe ich mir ihre Vergangenheit an, wie sie ihr Leben gemanagt haben und ob sie die Art Mensch sind, die schnelle Veränderungen vornehmen können. Zum Glück ist es mir möglich, nur zwanzig Leute im Jahr anzunehmen, und das geht von einer Bewertung aus, durch die sie sehen können, ob sie mit mir arbeiten wollen, und ich kann sehen, ob ich mit ihnen arbeiten will. Bezogen auf Trader nehme ich nur solche, die ein System haben und methodisch arbeiten. Ich ziehe es vor, mit Menschen zu arbeiten, die bereits etwas Erfolg haben.
FRAGE: Durch Ihre Bewertung umgehen Sie also die, von denen Sie glauben, sie schaffen es nie, oder psychologisch ausgedrückt, die eine andere Art Hilfe brauchen.
Toghraie: Um ehrlich zu sein, ich nehme jedes Jahr auch einige Herausforderungen an. Das können psychologisch sehr unausgeglichene Menschen sein, die trotzdem gut zu traden verstehen, auch wenn der Rest ihres Lebens schlimm aussehen mag. Das ist eine Schwäche, die ich habe, Schwäche für Talent. Wenn eine Person enorm talentiert ist, obwohl sie im übrigen Leben vielleicht schon mal falsch abgebogen ist, habe ich eine Tendenz, mit ihr arbeiten zu wollen, weil es eine Zierde für mich ist, die ich gerne trage, so jemanden zu nehmen und noch erfolgreicher zu machen.
FRAGE: Wenn also Leute Probleme als Gepäck durchs Leben zu schleppen haben, wie kommt es, dass diese Probleme ausbrechen oder sich zumindest in ziemlich schlechtem Trading äußern? Haben Sie gute Erklärungen dafür, wie diese beiden Dinge zusammenhängen, denn viele Menschen können mit solchem negativen Gepäck durchs Leben gehen, ohne dass etwas hervorbricht und zum Problem wird. Aber wenn sie in die Trading-Arena steigen, scheint es aufzubrechen und sich zu vergrößern.
Toghraie: Ich habe da ein sehr grafisches Bild, das ich gerne male. Alles Schlechte, das einem je passiert ist, steht mit einem Verlust in Zusammenhang. Wenn die Energie niedrig ist, passiert es, dass man in diese Verfassung verfällt, an diesen Ort geht, an dem sich all diese schlechten Dinge angesammelt haben.
Ich möchte dort nicht sein, aber bis zu einem bestimmten Grad haben wir das alle. Wir finden uns dort besonders dann, wenn unsere Energie erschöpft ist. Sagen wir also, wir befinden uns in der psychologischen Enge dieses Ortes, und an dem Tag gibt es einen Verlust. Dieser Verlust, sagen wir ein $200-Verlust, wird psychologisch so gewaltig, dass er uns paralysiert. Deshalb ist es für Trader so wichtig, alles dafür zu tun, um ihre Energiespeicher gefüllt zu halten. Sehen Sie sich Athleten an, sehen sie sich jemanden in den darstellenden Künsten an. Wenn ihnen Energie fehlt, leisten sie nicht ihr Bestes.
FRAGE: Absolut.
Toghraie: Sehen Sie, wenn ich hierher nach London kommen und mit dem Jetlag umgehen muss, kann ich gar nicht so gut sein, wie ich normalerweise bin, weil mir einiges von meiner Energie fehlt. Deswegen versuche ich im Allgemeinen, einen Workshop erst nach einigen Tagen Pause abzuhalten.
FRAGE: Ich muss sagen, Sie waren wirklich gut. Wir sind da gerade in einem brillanten Seminar gewesen.
Toghraie: Schön, wirklich vielen Dank. Aber es kostet einen Preis, immer zu pushen, wenn man nicht die Energie dafür hat. Ja, manchmal pushe ich, aber wenn ich das immer wieder tun würde, würde es einen physischen und psychischen Preis bis zu dem Punkt kosten, an dem ich nicht mehr aufhören könnte oder krank würde, und dann muss ich dichtmachen. Dasselbe passiert Tradern. Wenn man pusht und pusht und pusht und denkt, man müsste hart aber nicht smart arbeiten, dann bringt man sich an einen Punkt, an dem auch das beste System der Welt nicht mehr funktionieren würde. So √ wenn Sie allen Unrat aus ihren Gedanken entfernen oder wenigstens den größten Teil, dann werden Sie konstantere Gewinne über längere Zeiträume machen. Das ist es, was ich mache. Ich beseitige das emotionale Gepäck. Ich arbeite mit den Menschen, um ihre Energie wach und präsent zu halten. Wir erhalten die Energie, wir räumen den Müll in unseren Seelen weg, und dann ist es wahrscheinlicher, dass die Regeln besser eingehalten werden.
FRAGE: Es sieht also so aus, als arbeiteten Sie an der ganzen Person. Das Gepäck durchsortieren, bei voller Gesundheit halten.
Toghraie: Wissen Sie, der größte Bereich, an dem ich mit den meisten Menschen arbeite, das sind ihre Beziehungen. Die Beziehungen zur Familie, dort liegen nämlich die meisten Probleme.
FRAGE: Die Menschen sprechen darüber, welches die drei stressigsten Dinge für sie im Leben sind. Eins davon ist Umzug, ein anderes Heiraten, und das dritte vermutlich Scheidung.
Toghraie: Damit haben Sie gerade ein neues Thema angesprochen. Das sind Veränderungen. Alle Veränderungen, ob gut oder nicht gut, bringen unser Gleichgewicht durcheinander, und man kann sie nicht beschleunigen. Selbst wenn √ Sie bekommen ein Baby, ein wunderschönes Ereignis, Sie werden heiraten, Ihre Tochter wird heiraten. Sie werden umziehen. Jede Veränderung bringt Ihr Trading durcheinander. Deshalb sage ich immer, wenn eine Veränderung ansteht, nehmen Sie das Risiko raus. Traden Sie während der Zeit nicht. Tun Sie, was immer nötig ist, um zu bemerken und zu verarbeiten, dass Zeiten der Veränderung riskante Zeiten sind, und dass es dann besser ist, Urlaub zu nehmen.
FRAGE: Lassen Sie uns einen Moment bei dem Thema bleiben, dass man sich der Dinge bewusst wird, die uns wahrscheinlich berühren. Sicherlich gibt es viele Menschen, die wie mit einem Autopiloten durch ihr Leben gehen. Wir lesen Negatives in der Zeitung, wir werden negativ. Wir sehen ein anregendes Fernsehprogramm und sind entsprechend gestimmt. Aber es geschehen Dinge, die wir nicht wirklich wahrnehmen. Meinen Sie also, dass ein guter Trader sich all dieser Dinge bewusst ist, die unsere Emotionen beeinflussen und die uns ablenken könnten? Sollten wir uns der Dinge, die uns steuern, dann also wirklich bewusst werden? Gibt es eine Möglichkeit, sich zu lösen und die Dinge wahrzunehmen, die uns berühren?
Toghraie: Wenn wir aufmerksam sind. Aufmerksam hinsichtlich unseres Lebens, als wären wir eine Figur. Nehmen wir an, Sie beobachten diese Figur für ein Schulprojekt. Und sagen sich √ wo kann diese Person ihr Leben verbessern? Was tut sie, dass es sie hierhin und dahin führt? Sehen Sie sich als Darsteller, lösen Sie sich, sehen Sie sich als Darsteller in Ihrem eigenen Leben. Auch was Sie aus Ihrem Leben machen. Die meisten Leute leben, weil morgen ein neuer Tag ist. Sie leben ohne einen Zweck. Wenn Sie Ihr Leben zerlegen und einfach sagen: └Um die Uhrzeit schlafe ich┘ ich kann das Programm aufnehmen und zu einer anderen Zeit sehen.⌠ Oder: └So lange brauche ich nicht bei der Feier zu bleiben.⌠ Oder: └Ich kann später aufstehen und mein Vormittags-Trading unterlassen, wenn ich wirklich zu der Feier hingehen muss.⌠ Man trifft also immer eine Wahl bei allem, was man tut. Dann kommt es zu einer Diskussion in der Familie, und Sie sagen einfach: └Seht doch, mein Leben als Trader hat mit Leistung zu tun. Jede unserer Diskussionen schlägt sich darin nieder, wie ich trade. Wenn Ihr mich anschreit, bevor ich zur Tür rausgehe, weil Ihr aus irgendeinem Grund böse auf mich seid, hat das Einfluss auf das Einkommen, und das wird Eure Einkaufsmöglichkeiten berühren.⌠ Sie machen es wertvoll für die anderen.
FRAGE: Absolut.
Toghraie: Man wird dann aufmerken, wie man behandelt wird, denn man muss auch darauf achten, wie andere Leute mit einem selbst umgehen. Und wenn man sich von den Nachrichten gestört fühlt √ kümmern Sie sich nicht um die Nachrichten. Ich habe in letzter Zeit bei mir beobachtet, dass ich Nachrichten nur aus der Lektüre der Überschriften im Internet beziehe. Wenn man die Bilder mit all den Leiden sieht, berührt es einen als Mensch.
FRAGE: Natürlich. All die emotionalen Dinge, die Presse und Medien allgemein so gut zu lancieren verstehen, zerren an uns.
Toghraie: Und das tun sie, um ihre Quoten hoch zu halten, denn je mehr sie unsere Emotionen berühren, desto häufiger sieht man zu.
FRAGE: Emotionstraining. Wo wir gerade das Wort haben. Viele Trader haben zu mir gesagt: └Ich nehme die Emotionen einfach aus dem Trading heraus⌠.
Toghraie: Sie lügen.
FRAGE: Wir sind alle emotional, mancher mehr mancher weniger. Mancher bricht angesichts einer Opernszene in Tränen aus.
Toghraie: Die Strategie der Entscheidungsfindung beinhaltet Emotion. Der Unterschied zwischen einer guten Emotion und einer schlechten ist, dass eine gute Emotion es erlaubt, innerhalb der Verhaltensparameter zu funktionieren, die man sich vorgenommen hat. Eine negative Emotion übernimmt das neurologische System und erlaubt es, Fehler zu machen. Man will also die angemessene Emotion haben, nicht keine Emotion. Wenn Leute sagen └Ich habe die Emotionen herausgenommen⌠, sprechen sie über das Brüllen und Schreien und Weitermachen, das viel in Trading-Räumen vorkommt. Nein, ich spreche über die täglich zu treffenden Entscheidungen, die gar nicht im Gesicht zu sehen sind, aber im Magen und anderen Körperteilen auftreten. Wenn man sein ganzes neurologisches System aus dem Gleichgewicht bringt und seinen Kreislauf blockiert, wird das kein Trade, mit dem man ein Risiko eingehen sollte, weil der Entscheidungsprozess gestört wäre. Aber wenn man mit der Strömung geht und ein gutes Gefühl für einen Trade hat, weil man fühlt, seinen Job zu tun, dann ist das eine gute Emotion, die Emotion, die man haben möchte. Es gehört zu der Strategie, wie man gute Entscheidungen trifft.
FRAGE: Und das ist es natürlich, wo wir gute Trader sein wollen.
Toghraie: Das ist richtig.
FRAGE: Darauf müssen wir uns also wirklich konzentrieren. Es ist daher sehr wichtig, sich der Dinge bewusst zu sein, die sich negativ auf uns auswirken. Mir hat die Vorstellung sehr gefallen, dass wir uns als Figuren in diesem Spiel des Lebens sehen √ daran werden wir viel Freude haben, denke ich.
Toghraie: Oh ja. Und einer der Punkte, in dem ich anderen Coaches gegenüber vielleicht einen Vorteil habe, ist, dass ich fünf Jahre ┌Stanasdosky▓-Schauspielausbildung gemacht habe. Und so baut man sich eine so genannte Kernstruktur eines Darstellers auf, den physiologischen, psychologischen und soziologischen Aufbau dessen, was diese Person tun und sagen, unternehmen und erklären wird. Wenn Sie diese Art Ausbildung fünf Jahre lang machen, machen Sie mehr aus dem Leben. Sie betrachten jedermann als Figur, und Sie arbeiten mit diesen Figuren Ihr Leben lang, aber Sie nehmen sich selbst auch als eine dieser Figuren, und Sie müssen die Steine bewegen. Die meisten Menschen bewegen aber ihre Steine im Leben nicht, sondern halten sich nur an die nächste Stunde, Zeit zum Abendessen, und die nächste Stunde, Zeit zum Schlafengehen, und Aufstehen am nächsten Morgen, aber sie machen sich selten klar, was eigentlich vorgeht.
FRAGE: Der nächste Schritt ist demnach, das Drehbuch zu ändern?
Toghraie: Ja.
FRAGE: Und das ist der zweite Teil, wo Sie ins Spiel kommen. Sie wollen, dass die Leute...
Toghraie: ┘ihren Text ändern.
FRAGE: Ja.
Toghraie: Ich sehe mir ihre Überzeugungen an, ihre Werte, die Dinge, die sie von dem fernhalten, wo sie sein möchten.
FRAGE: Es ist also die ganze Person. Und das ist nicht nur ein Trainingsplatz, oder? Das ist echtes Leben.
Toghraie: Lassen Sie mich etwas klarstellen. Ich habe eine im Vergleich zu anderen Leuten unterschiedliche Terminologie. Wenn Sie zu meinem Workshop kommen; meinen Workshop nenne ich informatorisch. Den habe ich gerade abgehalten. Wenn Sie meine Bücher lesen, auch sie dienen der Information. Dabei kann es Transformation geben, wie ich Leute sagen hörte, └oh, Sie haben mein Leben verändert⌠ in der Sitzung, aber die meiste Zeit gebe ich den Menschen lediglich Information, und dabei nehmen sie einen kleinen Prozentsatz auf. Dann gibt es meine Seminare. Meine Seminare dienen der Transformation.
Das heißt, die Person, die hereinkam, ist nicht die Person, die hinausgeht, weil Übungen gemacht werden, in denen die Leute ihr Leben auf eine Weise sehen können, wie sie es nie vorher gesehen haben, und sie verändern sich tatsächlich und nehmen das Gefühl für die neue Person mit, die sie werden wollen. Wenn Sie in die Haut der Person schlüpfen, die Sie werden wollen, dann wollen Sie nicht kehrt machen. Wenn Ihnen Instruktionen mitgegeben werden, wie Dinge zu tun sind, und es für Sie dadurch viel einfacher wird. Meine Tätigkeit bewegt sich weitgehend im Bereich der Trading-Arena. Private Konsultation ist insofern etwas anders, als ich dabei jeden Aspekt des Lebens einer Person durchnehme, alle acht Lebensbereiche. Jeder Teil Ihres Lebens berührt jeden anderen Teil Ihres Lebens, und wenn es einen Teil in Ihrem Leben gibt, der nicht fit genug ist, die anderen Lebensbereiche zu unterstützen, dann ist jener Bereich der Grund, dass alles andere zu leiden beginnt.
FRAGE: Es ist also sehr wichtig, dass Trader gesund bleiben, positiv bleiben und all das alte Gepäck loswerden, indem sie sehen, wo es tatsächlich liegt und es nach und nach entsorgen können, um dort dann positive Dinge unterzubringen. Aber wir können so leicht negativ werden, wenn uns etwas passiert!
Toghraie: Sie wissen, dass Sie ein Mensch sind. Sie werden nicht immer positiv sein. Sie werden nicht immer alles perfekt machen, aber Sie werden immer ein Beobachter Ihrer selbst sein und sich sagen: └Oh, sieh was Du gerade angestellt hast.⌠ Dann könnten Sie sagen └Ach, jemand hat mich vom Weg abgebracht. Vielleicht bekommt jemand ein Baby. Vielleicht hat der Chef gerade jemanden gefeuert.⌠ Vielleicht, wissen Sie, es gibt so viele Gründe, dass jemand gerade etwas tut. Werde ich demjenigen erlauben, mich den Rest des Tages zu beeinflussen? Oder werde ich sagen √ ok, da war was los, ich war da, ich kenne den Anlass, und jetzt entscheide ich mich, an etwas anderes zu denken. So dass ich auf dem Heimweg auf die positive Seite wechsele und das Positive wahrnehme und eine Interaktion habe, die mich zum nächsten Tag des Tradens bringt, des guten Tradens.
FRAGE: Das Negative zu erkennen ist also potenziell möglich, man muss sich darüber erheben und es ins Positive umkehren.
Toghraie: Richtig.
FRAGE: Ein Teil Ihres Vortrags bezog sich auf die Sabotage des Tradings. Für mich war es immer schwierig zu akzeptieren, dass Trader sich unbewusst sabotieren und damit eine Verlustsituation beinahe wünschen könnten. Sabotage bedeutet in Wirklichkeit, dass sie sich in gewisser Weise selbst schädigen wollen, und es fällt mir immer unglaublich schwer, mir das vorzustellen.
Toghraie: Wenn Sie zum ersten Mal zum Trading stoßen, dreht sich alles ums Geldmachen. Wenn Sie dann eine Weile dabei sind, merken Sie, dass es sich darum handelt herauszufinden, wer und was Sie als menschliches Wesen sind und dass Sie ein spirituelles Wesen sind. Aber wenn Sie mit dem Traden anfangen, ist die ganze Vorstellung └Ich werde eine Menge Geld machen⌠. Gut, Sie haben das Geld gemacht. Was dann passiert ist, Traden wird zu einer Gelegenheit, sich selbst kennen zu lernen und alle Probleme zu überwinden. Wenn Sie sich die Hand brechen, heilt das normalerweise von selbst. Aber mit psychologischen Problemen läuft das nicht immer so. Sie wiederholen in Ihrem Leben etwas immer und immer wieder, bis Sie die Lektion erfahren, dass Sie lernen müssen, oder die Emotion, an der Sie festhalten, ist endgültig. Auf diese Weise funktioniert das menschliche Wesen. Wenn Sie das Teil nicht reparieren, kommt es auf irgendeinem Weg in irgendeiner Form oder Gestalt wieder und wieder und wieder nochmal und nochmal.
FRAGE: Es ist also wie das Problem am Auto, das sie klären und beheben müssen.
Toghraie: Richtig.
FRAGE: ┘oder das arme alte Auto wird einfach irgendwann liegen bleiben. Ohne Vertraulichkeit zu brechen, können Sie über irgendeine Erfolgsstory berichten?
Toghraie: Es gibt so viele Erfolgsstories, aber in einer meiner Lieblingsgeschichten geht es um einen Herrn, der 14, 16 Stunden täglich arbeitete, der aus der alten Schule stammte, wie sein Vater ihm beigebracht hatte, wenn man wirklich hart arbeitet, wird man auch dafür belohnt; so machte er $200 - $300 am Tag und das war▓s. Seitdem ich mit ihm gearbeitet hatte, braucht er vielleicht zwischen 45 Minuten und zwei Stunden pro Tag, in denen er zwischen $5 000 und $10 000 jeden Tag verdient.
FRAGE: Weniger ist mehr!
Toghraie: Jetzt hat seine Frau einen Ehemann. Seine Kinder haben einen Vater. Er befasst sich jetzt mit dem Erschließen von Grundstücken, ist weiterhin Trader, und lebt ein wunderschönes Leben. Er genießt mehr und ist Mentor für viele andere Trader ┘und ist ein toller Mann, ein toller Trader, in einem neuen Leben. Er sieht die Dinge nun ganz anders, als er es zu Beginn getan hatte.
FRAGE: Sie haben ihn also aus der Workaholic-Falle geholt.
Toghraie: Richtig.
FRAGE: Und Sie haben sein Leben umgebogen.
Toghraie: Na ja, er hat sein Leben umgebogen. Ich war der Vermittler dafür.
FRAGE: Sicher.
Toghraie: Wenn Sie sagen, ich hätte etwas getan, ich tue gar nichts. Ich arbeite nur mit meinen Fähigkeiten mit einer Person zusammen, die ihrerseits Fähigkeiten hat, so dass diese Fähigkeit herauskommen und ihr Leben verschönern.
FRAGE: Gibt es einen geschlechtsspezifischen Aspekt beim Traden? Ist der männliche Alpha-Charakter gut, schlecht oder irgendetwas?
Toghraie: Nach meiner Erfahrung sind Frauen weniger bereit, Risiken einzugehen, aber sie folgen ihren Regeln besser.
Da haben wir es also; wenn gute Trader gut im Befolgen der Regeln sind und keine unnötigen Risiken eingehen, sollten die Damen besser sein!
Das komplette audiovisuelle Interview mit Adrienne Toghraie und George Hallmey gibt es bei www.clickevents.co.uk.
Quelle: www.traders-mag.com
NEW 06.07.06 01:02
в ответ LAD1 05.04.06 09:22
Akkumulation √ Die Übergangsphase von einem Bärenmarkt in einen Bullenmarkt. Aktien wechseln aus schwachen Händen in starke Hände. Weitsichtige, meist fundamental ausgerichtete Investoren beginnen Aktien zu kaufen. Auf der Verkäuferseite stehen laut diesem Kontrukt resignierende Kleinanleger. Die breite Öffentlichkeit zieht sich aus dem Aktienmarkt zurück. Die Kommentare in den Medien zur Marktentwicklung sind von Pessimismus geprägt. In der finalen Phase eines Bärenmarkts kapitulieren auch die letzten unerschütterlichen Optimisten und wechseln in das Bärenlager.
AMEX √ American Stock Exchange.
Arbitrage √ Trading von Preisunterschieden eines Basiswerts (beispielsweise einer Aktie) an unterschiedlichen Börsen. Aktie A wird an Börse X gekauft und nahezu zeitgleich auf Börse Y zu einem höheren Preis verkauft. Solche Preisdifferenzen werden in der Regel schnell ausgeglichen. Wichtig für das └Crossing⌠ ist ausreichende Liquidität an den gehandelten Börsen und die Möglichkeit kosteneffektiven Handels. Arbitrage ist auch zwischen Cash Index und Futures möglich.
Bad print √ Punktuelle Artefakte im Chart. Beispielweise überlange Lunte einer Kerze. Es handelt sich um im Chart dargestellte Kursnotierungen zu bestimmten Zeitpunkten, die tatsächlich nicht zustandegekommen sind. Ursachen können beim Kursfeedversorger liegen, am Computersystem der Börse oder aber am falschen oder verzögerten Reporting eines Market Makers.
Baisse √ Auch Bärenmarkt genannt. Größere Korrektur. Über längere Zeit übergeordnet deutlich nachgebende Kurse. 3-Phaseneinteilung: Distribution, Panik, Sell-Off (Ausverkauf). Im Rahmen des Distributionsprozesses stoßen insbesondere fundamental ausgerichtete Marktteilnehmer (Value Investoren) sukzessive Aktienbestände ab. In der Panikphase reift in der breiten Masse der Marktteilnehmer die Erkenntnis, dass der vorangegangene übergeordnete Aufwärtstrend beendet sein könnte. Man sieht sich unter Zugzwang und stößt Positionen ab. Während der Sell-Off Phase kommt es zu panikartigen Verkäufen. Sie ist Zeichen für den finalen Übergang von der manischen in die depressive Phase. Ein ganzer Ursachen-Cocktail ist für die Sell-Off Phase verantwortlich. Neben Angst und Panik, ist diese Phase auch durch markttechnische Zwangslagen einzelnen Marktaktuere gekennzeichnet. Es kommt zu Zwangsliquidierungen beispielweise derer, die kreditfinanziert long positioniert sind.
Basiswert √ Ein Basiswert kann alles sein, das eine Kurs-/Preisentwicklung besitzt. Die großen Basiswertgruppen sind Aktien, Indizes, Futures, Devisen, Rohstoffe, Anleihen.
Babysitting √ Wenn ein Trade ohne sorgfältige Planung eingegangen wird und wegen fehlendem Risikomanagement, also fehlendem Stopp, zunehmend gegen den Trader läuft. Fixiert auf seinen Einstiegskurs wartet der Trader ab, läßt die Verluste laufen und hofft, dass der Basiswert sich doch nochmal in die erwartete Richtung bewegt. Oft endet das └Babysitting⌠ in der Phase der Kapitulation. Der Trader verkauft entnervt mit hohem Verlust.
Balkenchart - Die Umstellung vom Linienchart auf Balkenchart ist vergleichbar mit einer Lupenfunktion. Der Balkenchart besteht aus einer Serie aneinander gereihter kleiner senkrechter Striche, so genannter Balken (Bars). Im Tages-Balkenchart steht jeder Strich für einen Tag. Im Wochen-Balkenchart steht eine Kerze für eine Woche und im Monats-Balkenchart eine Kerze für einen Monat. Der Balkenchart ist in den USA und Australien einer der am häufigsten verwendeten Charttypen.
Best ask √ Auch Inside Ask genannt. Das beste Verkaufsgebot. Der niedrigste Kurs, zu dem ein Verkäufer bereit ist, zu verkaufen. Der niedrigste Kurs, zu dem ein Käufer kaufen kann. Im Level I Orderbuch werden die besten Gebote angezeigt, also best bid und best ask.
Best bid √ Auch Inside Bid genannt. Das beste Kaufgebot. Der höchste Kurs, zu dem ein Käufer bereit ist zu kaufen. Es ist der günstigste Kurs, zu dem gekauft werden kann.
Beta √ Maß für die Volatilität einer Aktie in Relation zur Volatilität des Gesamtmarkts. Eine Aktie mit einem Beta von 1 ist durchschnittlich so volatil wie des Referenzmarkts. Aktien mit einem Beta über 1 weisen eine höhere Volatilität auf, Aktien mit einem Beta unter 1, eine niedrigere Volatilität. Aktien mit einem Beta deutlich über 1 sind bei Tradern aufgrund ihrer extrem hohen Volatilität und des damit verbundenen starken Momentums sehr beliebt.
Blocktrade √ Einzeltrades mit hohem Volumen. Die Größe eines Blocktrades sollte immer in Relation zur Marktkapitalisierung und zum Kursniveau der betreffenden Aktie gesehen werden. In der Regel werden Einzeltradegrößen von mehr als 10.000 Aktien als Blocktrades definiert. Blocktrades zeigen institutionelle Aktivität an. Die Tatsache, dass im Block gehandelt wird, zeigt aber auch, dass sich die verkaufende Adresse nicht └versteckt⌠. Letzteres wäre dann der Fall, wenn ein größeres Volumen auf zahlreiche kleinere Orders verteilt werden würde.
Blow Off √ Das Gegenteil eines Selling Climax. Der Blow Off stellt die finale Phase einer größeren Aufwärtsbewegung dar. Bei stark erhöhtem Volumen wird eine Trendwende eingeleitet. In dieser Phase wechseln die Papiere von starken Händen in schwache. In der Regel sind es die Kleinanleger, die im Bereich von Hochs einsteigen.
Bottomfishing √ Der Versuch, Aktien nach längerem Kursverfall im Bereich größerer Böden zu kaufen. Für unerfahrene und ungeduldige Marktteilnehmer wird das Bottomfishing nicht selten ein Griff ins fallende Messer. Mittels charttechnischer Analyse lassen sich allerdings Bodenbildungsprozesse beispielweise in einer ausgebombten Aktie identifizieren. Charttechnische Analyse ermöglicht insofern Bottomfishing.
BTRD √ Level II Symbol für das Bloomberg ECN. Hinter dem Medienkonzern des New Yorker Bürgermeisters Bloomberg versteckt sich nicht nur eine der renommiertesten Finanznachrichtenagenturen, sondern auch ein ECN ähnlich dem Instinet. Eine Order für eine US Aktie können Sie entweder über einen Market Maker oder aber über ein ECN tätigen. Bloomberg bietet darüber hinaus Realtimemarktdaten an, wie Nachrichten und Kurse.
Break √ Bezeichnung für eine schnelle Kursbewegung, wobei keine Aussage über die Richtung gemacht wird.
Breakout √ Kursausbruch beispielweise über einen charttechnischen Widerstand oder aus einer Formation. Wird ein solcher Ausbruch von ansteigendem Volumen begleitet, spricht dies für eine Fortsetzung der Ausbruchbewegung. Wichtiger Hinweis: Wenn ein Ausbruch unter geringem Volumen beginnt, muß dies nicht zwangsläufig heißen, dass er sich nicht voll entfalten kann. Oft kommt erst nach und nach Volumen in den laufenden Ausbruch. Insofern Vorsicht beim "Volume Trendreading".
Buying power √ Kaufkraft. US Aktien, Futures, Devisen oder CFDs werden auf Margin gehandelt. Anders ausgedrückt, man handelt auf Kredit. Die Broker und Market Maker, die den Handel anbieten, werben mit der Hebelwirkung. Dass die Hebelwirkung letztenendes durch Inanspruchnahme von Krediten zustandekommt, wird weniger direkt kommuniziert. Sie handeln US Aktien mit einer Margin von 50%. D.h., dass Sie mit 10.000 US $ eingesetztem eigenem Kapital eine Position von 20.000 US $ bewegen können. Sie handeln Devisen mit einer Margin von 1%. Sie bewegen, wenn Sie den vollen Hebel über ihr eingesetztes Kapital ausnutzen, mit 1000 US $ eine Position von sage und schreibe 100.000 US $. Im praktischen Trading wird unter Risiko- und Moneymanagementgesichtspunkten die Margin in der Regel bei weitem nicht voll ausgeschöpft. Lediglich beim Scalptrading ist dies möglich, da hier der Trade fortlaufend im Auge und damit unter Kontrolle ist und kein Gap-Risiko besteht.
Buying the dip √ Während eines Kursanstiegs, kleine Rückschläge zum Kauf nutzen. └Sie kaufen immer wieder dips⌠ ist auch eine Umschreibung für einen insgesamt stark steigenden Markt. Größere Rückschläge werden nicht zugelassen, bereits kleinere Rücksetzer werden zum Kauf genutzt.
Candlesticks √ Kerzenchartdarstellung, die ursprünglich aus Japan stammt. Kerzen- und Balkencharts sind die bei den meisten Charttechnikern und Tradern bevorzugten Charttypen. Im Tageskerzenchart steht eine Kerze für einen Tag. An der Einzelkerze können Tageseröffnungskurs, Tagestief, Tageshoch und Tagesschlusskurs sowie die komplette Tages-Handelsspanne und die "Netto-Kursbewegung" abgelesen werden. Mehrere Kerzen in Serie können im Sinne von Formationen interpretiert werden. Im Wochenchart steht eine Kerze für eine Woche, im Monatschart eine Kerze für einen Monat.
Chartintervall √ Im Tageschart steht eine Kerze für einen Tag. Dargestellt wird meist der Kursverlauf mehrerer Monate. Ein Tageschart steht also nicht für die Darstellung des Kursverlaufs eines Tages! Im Wochenchart steht eine Kerze für eine Woche, im Monatschart eine Kerze für einen Monat. Daytrader verwenden neben Tickcharts 1 Minuten-, 5 Minuten und 15 Minutenchartintervalle für die Betrachtung des Intradaykursverlaufs.
CBOE √ Chicago Board of Options Exchange
CBOT √ Chicago Board of Trade
CME √ Chicago Mercantile Exchange
Covering the gap √ Ein Gap (Kurslücke) schließen. Ob ein Gap geschlossen wird, hängt ganz maßgeblich von dem Gap Typus ab. Common Gaps und Exhaustion Gaps werden relativ schnell geschlossen. Break away und Measuring Gaps werden später oder gar nicht geschlossen. Ob ein Gap geschlossen wird oder nicht, hängt auch von der Dimension desselben ab. Besonders weite Gaps werden ebenfalls eher später geschlossen.
⌠Crossed Orderbook■ √ Gekreuztes Orderbuch. Wenn der Bid Kurs kurzzeitig über dem Ask Kurs liegt. Solche Situationen ergeben sich hauptsächlich im außerbörslichen Handel.
Coming in √ Bezeichnung für einen Kursrückgang
Commodity √ Überbegriff für Rohstoffe wie Edelmetalle, Industriemetalle, Energiefutures, Agrarrohstoffe usw.
Cutting the spread/Market Maker Style √ Scalptrade innerhalb des Spreads einer Aktie. Beispielweise der Kauf zum Inside Bid und sofortiges Inserieren der Position im Inside Ask. Die betreffende Aktie muß einen relativ weiten Spread und ausreichend Volumen aufweisen.
Countertrend √ Countertrends bezeichnen Gegenbewegungen zum betrachteten übergeordneten Trend. Beispiel: Eine Aktie steigt auf Sicht mehrere Wochen an. Dies sei der übergeordnete Trend in dem Betrachtungszeitrahmen. Eingestreute mehrtägige Kursrückgänge (Konsolidierungen) stellen Countertrends dar. Als Trader gilt es in der Regel in Richtung des übergeordneten Trends zu handeln. Es gibt aber auch Countertrendstrategien. Beispielweise das Shorten von kurzfristigen Übertreibungen im Rahmen einer übergeordneten Aufwärtsbewegung.
ECN √ Electronic Communications Network. Es handelt sich quasi um eigene vollelektronische Zwischenbörsen, die an der Hauptbörse als ein Teilnehmer auftreten. Beispiele für ECNs sind das Instinet ECN und das Bloomberg ECN. Der Markt der ECNs befindet sich in starker Bewegung. Das Island ECN wurde von Instinet ECN übernommen, anschließend Instinet von der Nasdaq. Das ebenfalls recht bekannte Archipelago wurde von der NYSE übernommen. (Stand April 2006).
End Run √ Fehlausbruch aus einer Dreiecksformation, der durch eine schnelle und massive Bewegung in die Gegenrichtung beantwortet wird. Eine Dreiecksformation mit einem └End Run⌠ kann zu einer größeren Umkehrformation in Gegenrichtung des └End runs⌠ werden.
Enger Markt √ Markt mit geringem Umsatz und Handelsaktivität. Dies kann durch einen geringen Free Float, also frei handelbarer Aktien, der Fall sein oder aber durch geringe Kapitalisierung, was zu Illiquidität führt. Nicht nur bei Aktien. So gilt auch der Silbermarkt als enger Markt und damit anfällig für Manipulationen.
EOD √ End of day. Tagesschlusskurs
EOW √ End of week. Wochenschlusskurs
EOM √ End of month. Monatsschlusskurs
Fade in √ Eine Longposition mit dem Ansteigen der Kurse sukzessive aufbauen.
Fade out √ Eine Longposition bei Erreichen von Zielmarken sukzessive auflösen. Gewinne in mehreren Schritten mitnehmen.
Frontrunning √ Die eng gefasste Definition besagt, dass ein Broker oder Market Maker in Kenntnis eines größeren Kundenauftrags sich vor Ausführung des Auftrags positioniert, um von der Kursbewegung zu profitieren, die sich durch die anschließende Auftragsausführung ergeben. Die weiter gefasste Definition umschreibt den Vorgang, wonach sich beispielsweise Insider oder Börsenmagazin- und Börsenbriefbetreiber im Vorfeld ihrer Empfehlungen positionieren, um anschließend in die durch Käufe ihrer Kunden verursachten Kursanstiege mit Gewinn wieder zu verkaufen. Frontrunning ist illegal.
Gap √ Kurslücke. Beim Up Gap (Gap Up) eröffnet beispielweise eine Aktie oberhalb des Höchstkurses des Vortags. Beim Down Gap (Gap Down) eröffnet eine Aktie unterhalb des Tiefstkurses des Vortags. Das Gap umschreibt also die Preisstrecke, in deren Bereich die Aktie nicht gehandelt wurde. Im Devisenmarkt gibt es keine Gaps, da der Handel durchgehend stattfindet. Gaps werden klassifiziert in Common Gaps, Breakaway Gaps, Measuring Gaps und Exhaustion Gaps. Eine Sonderform ist das Ex-Dividenden Gap. Trader, die auf Margin also Hebel handeln, schließen ihre Positionen oft noch vor Tagesschluß, um nicht dem Gap Risiko ausgesetzt zu sein.
Gunning for Stopps/ Gunning the Stopps √ Mittels charttechnischer Analyse lassen sich Trendwendepunkte, also potenzielle Kauf- und Verkaufniveaus ermitteln. Bei Kenntnis solcher Trendwendepunkte lassen sich auch Kurszonen sondieren, in deren Bereich Marktteilnehmer ihre Stopps platziert haben. Kapitalstarke Marktteilnehmer machen sich diese Kenntnis zunutze und bewegen Kurse in diese Kurszonen, um die Stopps auszulösen und an den dadurch ausgelösten Verkäufen (im Falle von stopp abgesicherten Longpositionen) zu profitieren.
Hammer √ Synonym für └Ax⌠. Es handelt sich um die Market Maker, die beispielsweise eine Aktie dominieren und deren Trendrichtung maßgeblich beeinflussen. Deshalb gilt es beim US Aktien Intradaytrading über das Lesen des Orderbuchs (Level II) die Market Maker (und ECNs) zu erkennen, die gerade größere Aufträge abwickeln und durch die Transaktionen den Kurs in eine bestimmte Richtung bewegen. └Shadow the ax⌠ beschreibt das Handeln in Richtung dieser Market Maker Aktionen.
Hausse √ Auch Bullenmarkt genannt. Übergeordnet über längere Zeit deutlich steigende Kurse
Headfake √ Ursprünglich werden damit Täuschungsversuche der Market Maker bezeichnet. Für Nasdaq Aktien wird realtime über Level II die Markttiefe der Gebote angezeigt. Market Maker, die den Markt für eine Aktie stellen und Aufträge ihrer Kunden ausführen müssen, versuchen mit Täuschungsmanövern ihre wahren Absichten zu verschleiern, um bessere Ausführungskurse zu erreichen. So werden beispielweise in den Outside Market Kauforders gestellt, um Nachfrage vorzutäuschen und weitere Käufer in eine Aktie zu locken. Kurz vor Ausführung der Orders werden diese zurückgezogen. Meist für das menschliche Auge nicht sichtbar. Deshalb der Blick auf die Time&Sales Liste, auf der alle tatsächlich ausgeführten Transaktionen angezeigt werden. └Tape reading⌠. Die überspitzt formulierte Grundregel beim Orderbuch └Reading⌠ ist die, dass alles Offensichtliche, vorgetäuscht sein dürfte. In der jüngeren Vergangenheit wird der Begriff └Headfake⌠ aber auch für Fehlausbrüche (└Failures⌠, └Fakeouts⌠) genutzt. Fehlausbrüche beispielweise über einen charttechnischen Widerstand oder aus einer charttechnischen Formation.
Inside day - Ein Tag, dessen Tief über dem des Vortags und dessen Hoch unter dem des Vortags liegt. Die Handelsspanne des Vortages umschließt die des Inside days komplett. Ein Inside day symbolisiert eine Verschnaufpause des Marktes, eine Konsolidierung vor der nächsten Trendbewegung. Bei dem Harami-Candlestick-Pattern stellt die zweite Kerze einen inside day dar.
Intermediate trend √ Mittelfristiger Trend. Mittelfristige Bewegung.
Intradaytrading √ s. Daytrading.
IPO √ initial public offering. Neuemission einer Aktie.
Kiss of death/kiss back √ Nach erfolgtem Bruch einer dominanten Aufwärtstrendlinie wird ein letzter Pullback, eine letzte Rückkehrbewegung, zurück an die gebrochene Trendlinie ausgebildet. Der Trendlinienbruch mit Pullbackbestätigung (kiss back) kann einen Aufwärtstrend in einen Abwärtstrend umkehren. Der Trendlinienbruch mit Pullbackbestätigung (kiss back) kann aber auch Teil einer bärischen Fächerbildung sein. D.h., dass sich die Trendumkehr deutlich hinziehen kann.
Hier gilt es jedoch vorsichtig zu sein und von Fall zu Fall zu entscheiden. Oft dient ein Trendlinienbruch lediglich einer Trendlinienkorrektur. D.h., dass die dominante Trendlinie lediglich flacher gelegt wird.
Lean Down √ Auch Sell-Off genannt. Starker Kurseinbruch, der im Ausverkauf endet. Sturzflugartiger Kursverlust.
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Leerverkauf - S. Shortselling
Level II - Über Level II im Orderbuch wird die Markttiefe angezeigt, also neben dem Inside market mit den besten Geboten auch der Outside Market mit den gestaffelten Geboten. Im Nasdaq Level II Orderbuch werden die Gebote aller Market Maker und ECNs angezeigt. Es ist also sichtbar, welche Transaktionen durch die großen Adressen wie Goldman Sachs, Merrill Lynch, Bear Stearns, Smith Barney oder Morgan Stanley getätigt werden. Da diese aber auch über neutrale ECNs handeln, ist die tatsächliche Transaktionsrichtung schwer zu ermitteln. Das Trading basierend auf dem Lesen des Orderbuchs, so genanntes Orderbuch └Reading⌠, ist eine Wissenschaft für sich. Es wird vornehmlich von Experten betrieben und hat insbesondere für Intradaytrading Relevanz. Ursprünglich steht Level II für das Nasdaq Orderbuch mit Markttiefe. Die weit gefaßtere Definition ist die, dass ein Level II Orderbuch Markttiefe anzeigt. Eine klare Deklaration der handelnden Parteien ist demzufolge nicht erforderlich.
Line √ Die Begrifflichkeit └Line⌠ wurde von Charles Dow geprägt. Im Rahmen der DOW Theorie definiert sie eine mittelfristige Seitwärtsbewegung mit einer durchschnittlichen Schwankungsbreite von 5%. Der Begriff bezieht sich auf die DOW Jones Indizes.
Locked √ Marktphase, in der Bid- und Askgebote beispielsweise einer Aktie identisch sind. Spread also gleich null.
Daytrading √ Intradayhandel. Ein- und Ausstieg im Verlauf eines Tages. Gehandelt werden Aktien, Futures, Devisen, Optionsscheinen, Hebelzertifikaten. Es wird mit hohen Kapitaleinsätzen gehandelt. Oft wird auf Margin, also gehebelt gehandelt. Ziel ist es von kleinen Kursbewegungen zu profitieren. Beim Daytrading unterscheidet man zwischen Scalptrading und Swingtrading. Beim Scalptrading beträgt die Haltedauer für eine Position Sekunden bis Minuten, beim Swingtrading einige Stunden. Beim Intradaytrading wird die Oktave hoch und heruntergespielt. D.h., dass auch an fallenden Kursen mittels Shortsellings partizipiert werden kann.
Dead Cat Bounce √ Eine moderate Gegenbewegung als Reaktion auf einen übergeordneten starken Kursverfall. Trotz vorangegangener heftiger Kursverluste, kann sich der Kurs nur unwesentlich erholen. Also das Gegenteil auf die starken Gegenbewegungen, die nach einem Sell Off oder Selling climax zustande kommen.
Direct Access √ Direkter Zugang zum Markt. Direkter Zugriff auf alle Orderroutingsysteme. Vollständige, lückenlose Orderkontrolle. Direct Access ist heutzutage für Daytrading mit Futures, Devisen oder Aktien gebräuchlich. Die Orderausführungszeiten betragen zwischen 1-3 Sekunden. In der Regel ist es so, dass eine Order mit einem Mausklick sofort im Orderbuch der Börse steht. Schneller geht es nicht mehr. Direct Access über Direct Access Broker und extra Handelsplattformen. Für US Aktientrading ist Realtick III von Townsend Analytics die bevorzugte Software.
Derivate √ Futures, Optionen, Hebelzertifikate, Optionsscheine, Swaps, CFDs. Es handelt sich um Finanzinstrumente, die sich nach Kursbewegungen anderer Finanzinstrumente und Basiswerte richten und diese Kursbewegungen überproportional antizipieren.
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Drawdown - Der Drawdown bezeichnet bei der Portfolioanalyse die Verluste, die innerhalb einer bestimmten Zeit mit einer gewählten Anlagestrategie ausgehend vom Höchststand entstehen können. Die Drawdownphase bezeichnet den Zeitraum, währenddessen sich die Notierungen unterhalb des Höchststands bewegen. Die Länge der Drawdownphase ist eine wesentliche Risikokennzahl. Der maximale Drawdown bezeichnet den größten zwischenzeitlichen Verlust eines Portfolios. Die Begrifflichkeit "time to recover" beschreibt den Zeitraum, der zwischen dem Zeitpunkt des maximalen Drawdowns und dem Wiedererreichen des Höchststands liegt.
Dreifacher Hexensabbat - Jeweils am dritten Freitag im März, Juni, September, und Dezember, also im Dreimonatstakt, ist der große Verfallstag für Termingeschäfte, auch dreifacher Hexensabbat genannt. An diesem Tag laufen an der EUREX Optionen auf Aktien und Indizes sowie Index-Futures aus. Bereits im Vorfeld dieses Termins kann mit einer starken Volatilitätszunahme der Märkte gerechnet werden, da kapitalstarke Marktteilnehmer durch Transaktionen versuchen, die Märkte kurzfristig in Richtung ihrer Positionierung zu bewegen. Um etwa 13.00 Uhr des Verfallstages ist oftmals mit größeren Intradayschwankungen zu rechnen, weil um diese Uhrzeit die Termingeschäfte mit Indizes abgerechnet werden.
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Diskretionär - Diskretionäres Trading beruht auf subjektiven Analyseprozessen eines Menschen. Die Tradingherleitung und -durchführung erfolgt durch einen Menschen. Dem diskretionären Trading steht das Systemtrading gegenüber. Beim Systemtrading wird einmal vom Menschen ein Trading-Algorihtmus entwickelt. Anschließend screent der Computer den Markt und generiert die Tradingsignale vollautomatisch. Beim Systemtrading ist demzufolge der Mensch bei der Generierung der Handelsentscheidungen außen vor.
Divergenz √ Wenn das Volumen nicht mehr mit dem Aktienkurs im übergeordneten Trend steigt, liegt eine bärische Divergenz vor. Sie gilt als Warnsignal für eine mögliche bevorstehende Beendigung der Aufwärtsbewegung. Wenn neue Hochs im Kursverlauf indikatorentechnisch beispielweise im Momentum, RSI oder Stochastik nicht mehr von neuen Hochs begleitet werden, liegt auch hier eine bärische Divergenz vor, die ein Ende des Kursanstiegs ankündigen kann. Divergenzen lassen sich auch bei Intermarketkorrelationen erkennen. Eine bärische Divergenz liegt dann vor, wenn bei 2 positiv korrelierenden Größen, eine von beiden die vorherrschende Trendrichtung nicht mehr mitmacht.
Dump money - Eine Bezeichnung unter Tradern für unerfahrene Marktteilnehmer, meist Kleinanleger. Marktteilnehmer, die ihre Stopps ungeschickt platzieren. Marktteilnehmer, die sich durch kurze schnelle Kursbewegungen gegen die eigene Positionierung aus dem Markt drängen lassen. Marktteilnehmer, die ohne sorgfältige Planung mehrfach in den Markt ein- und wieder aussteigen. Marktteilnehmer, die mit zu hohem Kapitaleinsatz im Markt sind und deshalb der Position in einem volatilen Titel zu wenig Spielraum geben.
Major trend √ Der └große⌠ Trend. Der langfristige Trend. Der übergeordnete Trend. Der Haupttrend. Zeitraum Jahre bis Jahrzehnte. In den major trend sind mittelfristige Trends eingebettet, die eine gegenläufige Verlaufsrichtung zum major trend haben.
Market Maker √ Der Market Maker (MM) verpflichtet sich den Markt beispielweise für eine Aktie zu stellen. D.h., dass unabhängig davon, ob Marktteilnehmer gerade konkrete Transaktionen abwickeln, An- und Verkaufskurse (two side market) in einer je nach Markt vorgegebenen Mindestgröße gestellt werden müssen. Der Market Maker verdient hauptsächlich am Spread.
Minor trend √ └Kleiner⌠, kurzfristiger Trend, der sich über einen Zeitraum von wenigen Tagen, maximal einigen Wochen definiert.
Momentum √ Momentum in Sinne von Aktivität. Orderflow pro Zeiteinheit. Momentum sichtbar im └Tape⌠, an der Time& Sales Liste, auf der alle ausgeführten Transaktionen angezeigt werden.
Momentumplayer √ Aktien, die ein starkes Momentum aufweisen. Aktien, bei denen eine starke Handelsaktivität vorliegt und die sich deshalb mit hohem Volumen schnell und volatil bewegen.
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Nadoos - Pit Trading Slang für den Nasdaq Future.
Nasdaq √ National Association of Securities Dealer Automated Quotation. Es handelt sich um eine vollelektronische Börse. Gelistet sind die US Technologieaktien. Im Nasdaq100 sind die 100 Technologieaktientitel mit der höchsten Marktkapitalisierung gelistet. Alle im Nasdaq gelisteten Aktien haben ein 4-stelliges Kürzel. Beispiel AMZN für Amazon oder MSFT für Microsoft.
Newstrading √ Wichtige Finanznachrichten wie Quartalszahlenreports, Produktankündigungen, Übernahmen, Insideraktivitäten, aber auch makroökonomische Meldungen wie beispielweise Leitzinsanpassungen können kurzfristig kursbewegend sein. Beim Newstrading werden diese kurzfristigen Kursreaktionen auf markante Nachrichten getradet. Newstrading setzt eine große Erfahrung voraus, welche Nachrichten wirklich kursbewegend sein können. Es muß eine möglichst eindeutige Korrelation zwischen einen Nachrichtentypus und der darauf folgenden Kursbewegung bestehen. So bestand beispielsweise Ende der 90er Jahre eine hohe positive Korrelation zwischen einem Upgrade einer Internetaktie durch eine Investmentbank und anschließend tatsächlich deutlich steigender Kurse in dem betreffenden Aktientitel.
NYSE √ New York Stock Exchange. Weltweit größte Aktienbörse bezogen auf die Auswahl handelbarer Aktientitel. Wenn in den Medien von der └Wall Street⌠ berichtet wird, ist in der Regel die NYSE damit gemeint. Hochkapitalisierte Bluechip Aktien, wie beispielsweise die aus dem DOW Jones, werden an der NYSE ebenso gehandelt wie die erste Garde der mittel- und niedrigkapitalisierten Aktien. Aktien, die an der NYSE gelistet sind, haben 1-, 2- oder 3-stellige Aktienkürzel. Beispiel PFE für Pfizer oder Du Pont (DD). Auch die NYSE kann sich dem weltweiten Trend zu vollelektronischen Börsen nicht verschließen. Um den Anschluß nicht zu verlieren, wurde das Archipelago ECN übernommen. (Stand April 2006). Je nach Wertpapiertyp werden Orders entweder elektronisch oder aber noch über den Weg des trading floors (Pakett) ausgeführt. Insofern ist die NYSE eine Mischung aus traditioneller Präsenzbörse und modernem dezentralen automatisierten Marktplatz.
Opening √ Zur Eröffnung. Der Eröffnungskurs.
OTC √ Over the counter. Außerbörslicher Handel. OTC Märkte unterliegen nur wenigen Regularien. In den USA können Kleinanleger nur in Ausnahmefällen OTC Aktien shorten.
Outside Market √ Als Inside Market werden die besten Gebote auf Geld- (Bid) und Briefseite (Ask) bezeichnet. Alle Gebote außerhalb des Inside Markets werden als Outside Market bezeichnet. Level I des Orderbuchs zeigt den Inside Market an, Level II des Orderbuchs zeigt die Markttiefe an, also das gestaffelte Angebot auf Angebots- und Nachfrageseite.
Overtrading √ Zu hohe Tradingfrequenz, zu viele Verlusttrades, zu viele objektiv unnötige Trades. Verhaltensmuster v.a. von unerfahrenen Tradern. Verhalten von emotionalen Tradern, die └Trading um des Tradenwillens⌠ (Spielen) betreiben.
Pace Maker √ Aktien oder Indizes, die als └Schrittgeber⌠ für einen ganzen Markt fungieren. Der Semiconductor Index ($SOX) in den USA, in dem die großen momentumlastigen Chipaktien wie Intel, AMD, Texas Instruments, KLA Tencor, Novellus und Motorola gelistet sind, gilt als └Pace Maker⌠ für den gesamten US Technologiesektor. Wenn der SOX schwächelt, schwächelt nicht selten der breite Gesamtmarkt.
Papertrading √ Trading wird lediglich auf Papier simuliert. Es wird ohne realen Kapitaleinsatz gehandelt.
Pattern √ Eine Bezeichnung für Kursmuster. Bei Kursmustern handelt es sich beispielweise um Formationen wie Doppeltops, Tripple Tops, Schulter-Kopf-Trendwendeformationen, Rounding Tops, V-Tops, Adam&Eve Tops sowie die inversen Bodenvarianten. Die Begrifflichkeiten Kursmuster und Formationen werden in der Regel als Synonyme verwendet. Der Begriff Kursmuster ist etwas allgemeiner gehalten. Es gibt eine Definition, wonach Kursmuster auf kurzfristigere Zeitfenster bezogen sind.
Pennystock √ Ursprünglich eine Bezeichnung für Aktien mit einem Kurs unter 5 US $. Der Begriff wird zunehmend aber auch für illiquide, niedrigkapitalisierte Aktien verwendet.
Position glattstellen/schließen √ Aus einer Position aussteigen. Eine Longposition verkaufen. Eine Shortposition covern/zurückkaufen.
Positionstrading √ Eine Form des kurzfristigen Tradings. Die Haltedauer beträgt einige Tage bis zu wenigen Monaten. Die Begrifflichkeit ist also recht weit gefasst. Wenn man in den Medien allgemein den Begriff └Trading⌠ liest, ist damit meistens das Positionstrading gemeint.
Premium - Spread zwischen Cash und Future.
Profitfaktor- Das Verhältnis der Gewinntrades zu den Verlusttrades multipliziert mit dem Verhältnis des durchschnittlichen Gewinns zum durchschnittlichen Verlust.
Pullback √ Ein sehr wichtiger Begriff aus der charttechnischen Analyse. Es handelt sich hierbei um Kursrücksetzer nach erfolgtem Ausbruch beispielsweise über einen charttechnischen Widerstand oder über eine Triggerlinie (Nackenlinie) einer charttechnischen Formation. Diese Kursrücksetzer haben ausbruchbestätigende Funktion. Sie bieten oft gute Einstiegsmöglichkeiten in einen Trade. Solche Pullbacks können relativ punktgenau zurück auf das Ausbruchsniveau verlaufen oder aber überschießend. Letzteres heißt, dass der Kurs kurzzeitig unter das Ausbruchsniveau zurückfällt, u.a. weil dort platzierte Stopps ausgelöst werden.
Range √ Kursspanne, Kurskorridor. Formationstechnisch ein Rechteck (└Rectangle⌠)
Rebreak √ Rückkehrbewegung über eine zuvor gebrochene charttechnische Struktur. Ähnlich wie Pullback eine sehr wichtige Begrifflichkeit der charttechnischen Analyse. Wenn beispielsweise eine wichtige charttechnische Unterstützung gebrochen wird, dies eigentlich ein Verkaufssignal auslöst, der Kurs anschließend aber relativ schnell wieder über die zuvor gebrochene Unterstützung zurückkehrt, nennt man das ein └Rebreak⌠. Solche └Rebreaks⌠ gelten als starke Kaufsignale. Bezogen auf eine zuvor gebrochene Unterstützung leiten └Rebreaks⌠ schnelle impulsive Kursanstiege ein. Umgekehrt bedeutet ein └Rebreak⌠ eines zuvor überwundenen Widerstandsniveaus, ein starkes Verkaufssignal.
Retracement √ Rückkehrbewegung. Konsolidierung eines vorangegangenen Trends. Trends werden in der Regel um bestimmte Ausmaße konsolidiert. Als Mindestkonsolidierung gilt eine Gegenbewegung von 38,2% auf den vorangegangenen Trend, als └gesunde⌠ Konsolidierung eine Gegenbewegung von 50%, als Maximalkonsolidierung eine Gegenbewegung von 61,8%. Die 3 genannten Zahlenverhältnisse werden auch Fibonacci Retracements genannt.
Risikomanagement √ Wieviel ist man bereit pro Trade oder Investment zu verlieren? Absichern von Tradingpositionen mit Stopps, um das Verlustrisiko zu begrenzen. Ein Risiko von 2% bedeutet, dass man bereit ist 2% seines Gesamtkapitals zu verlieren. Damit greifen Risikomanagement und Moneymanagement ineinander über. Im Rahmen des Moneymanagements wird Positionsgrößenbestimmung betrieben. Wieviel bin ich bereit pro Trade einzusetzen? Durch die Wahl des Kurslevels, auf dem das Stopp gesetzt wird, wird automatisch ein wichtiger Parameter für die Positionsgrößenbestimmung gesetzt. Je weiter das Stopp gesetzt wird, je mehr Spielraum man der Position gibt, desto weniger Stücke können gekauft werden. Je enger man das Stopp setzt, je weniger Spielraum man der Position gibt, desto mehr Stücke können gekauft werden. Je enger man das Stopp setzt, desto höher aber die Wahrscheinlichkeit, dass man ausgestoppt wird. Wirklich punktgenau läßt sich ein Enstieg oft nicht timen. Ein Trade läuft in der Regel nicht wirklich sofort ins Geld. Es gibt verschiedene Stopparten. Protektive Stopps, Breakeven Stopps, Trailing Stopps, Inactivity Stopps.
Roundtrip/Roundturn √ Kauf und Verkauf, Einstieg und Austieg beispielsweise aus einer Aktie innerhalb eines Tages. Die Begrifflichkeit Roundtrip bezogen auf die Transaktionskosten meint die anfallenden Kosten, wenn ein Trade eingegangen und wieder geschlossen wird.
Running stock √ Eine Aktie, die sich schnell bewegt. Ein └Momentumplayer⌠.
Scalptrading √ Die kurzfristigste Form des Intradaytradings. Haltedauer der Position im Rahmen von Sekunden bis Minuten. Ziel ist es von kleinsten Intradaykursschwankungen (1/4 und 1/16 Punkte) zu profitieren. In der Regel werden pro Tag zahlreiche Trades getätigt. Aktive Intradaymomentumscalper kommen auf 50 bis 100 Trades pro Tag. Scalptrader sind High Volume Trader. Sie bewegen sich kurzfristig mit sehr hohem Kapitaleinsatz im Markt.
Selling climax √ Das Gegenteil des Blow offs. Die finale Phase einer Kurskorrektur, die in einem Ausverkauf unter sehr hohem Volumen endet. In dieser Phase wechseln die Papiere von schwachen Händen in starke Hände.
Sell it at the handle √ Verkauf zu einer glatten Zahl. Im Intradaytrading beispielsweise der Kauf zu 20 ¾ US $, der anvisierte verkauf zu 21 US $.
Sell Off - Starker Kurseinbruch, der im Ausverkauf endet. Sturzflugartiger Kursverlust.
Shadow the ax - Beim US Aktien Intradaytrading gilt es über das Lesen des Orderbuchs (Level II) die Market Maker und ECNs auszumachen, die gerade größere Aufträge abwickeln und durch die Transaktionen den Kurs in eine bestimmte Richtung bewegen. └Shadow the ax⌠ beschreibt das Handeln in Richtung dieser Market Maker Aktionen.
Shortcovering √ Das Zurückkaufen von leerverkauften Positionen. Man sagt auch └Shortseller decken sich ein⌠. Shortselling (Leerverkäufe) dient dem Zweck, an fallenden Kursen zu profitieren. Shortselling kann auch zum Abhedgen von Longpositionen angewandt werden. Liegt der Rückkaufspreis unter dem Leerverkaufspreis, hat der Shortseller Gewinn gemacht. Liegt der Rückkaufspreis über dem Leerverkaufspreis, hat der Shortseller Verlust gemacht. Shortcovering in steigende Kurse führt zu einer deutlichen Verschärfung des Anstiegs, dem so genannten Short Squeeze.
Shortselling (Leerverkauf) √ Eine ganz wesentliche Vorgehensweise beim Trading. Trader agieren maximal flexibel im Markt. Es gilt an steigenden und fallenden Kursen zu profitieren. Mittels Shortsellings läßt sich an fallenden Kursen profitieren. Es wird erst verkauft, - eine Position, die man eigentlich nicht besitzt -, anschließend wird günstiger zurückgekauft. Shortselling in der ursprünglichen Definition bezieht sich auf den Aktienleerverkauf. Shorten kann aber auch bedeuten, daß man einen Terminvertrag verkauft , welcher nicht die Liquidierung eines zuvor gekauften Vertrages auf den gleichen Liefermonat bewirkt. Man verkauft also in Erwartung, zu niedrigerem Preis zurückkaufen zu können.
Short Squeeze √ Sehr schnelle impulsive Kursanstiege, die durch überstürtztes └Shortcovering⌠, Shorteindeckungen, Rückkäufe von geshorteten Aktien, ausgelöst werden. Ein └Short Squeeze⌠ zeigt mit einem starken Kursanstieg die Zwangslage von Marktteilnehmern an, die auf fallende Kurse spekuliert haben. Zwangslage insofern, als diese Marktteilnehmer unbedingt ihre geshorteten Aktien zurückkaufen müssen. Koste es, was es wolle.
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Slippage - Differenz zwischen gewolltem Ausführungskurs zum Zeitpunkt der Erteilung der Order und tatsächlichem Ausführungskurs.
Spoos (Spooze) √ Pit Trading Slang für den S&P Future.
Spread √ Kursspanne zwischen bestem Geld- (Bid) und bestem Briefkurs (Ask). Best Bid und Best Ask werden auch Inside Bid und Inside Ask genannt. Wenn Sie eine Aktie zum besten Briefkurs (Best Ask) kaufen und sofort wieder verkaufen, dann verkaufen Sie zum besten Geldkurs (Best Bid). Sie haben dann einen Verlust in Höhe des Spreads gemacht. Mit dem Kauf bezahlen Sie also neben Transaktionsgebühren auch den Spread. Den Spread ebenso wie die Gebühren gilt es als Trader zu verdienen, um mit dem Trade auf Breakeven zu kommen. Je liquider der betreffende Markt, je höher das Handelsvolumen, je höher die Handelsaktivität, desto enger der Spread. Bei Basistiteln, die nur eine geringe Handelsaktivität aufweisen, ist der Spread sehr weit.. Der betreffende Basiswert muß also deutlich in Richtung der erwarteten Bewegung laufen, um zunächst einmal nur den Spread zu zurückzuverdienen.
Stepp off √ Wenn auf einer Gebotsseite, also entweder im Inside Bid oder Inside Ask, die Gebote nach unten bzw. nach oben gestellt werden. Wenn bestehende Gebote zurückgezogen. Wenn sich die Gebote verschlechtern. Wenn der Markt gegen einen positionierten Daytrader läuft, folgt er diesen justierten Geboten wie ein Huhn einer ausgelegten Körnerreihe.
Stick √ Ein Punkt. Ein US $.
Suckers Rallye √ Nur ein temporärer Anstieg in einer nach wie vor übergeordneten Abwärtsbewegung. Kursanstiege, die fälschlicherweise von Daytradern dahingegend interpretiert werden, dass der Markt nachhaltig nach oben durchziehen könnte. Tatsächlich werden die steigenden Notierungen aber zum Verkauf genutzt und die Kurse erreichen neue Tiefs.
Swingtrading √ Eine Form des kurzfristigen Tradings. Die Haltedauer beträgt hier einige Stunden bis hin zu einigen Tagen. Es sind also durchaus Overnightpositionen möglich.
Tank √ Schneller Kursverfall. Kurseinbruch
Teenie √ Größenordnung von 1/16 US $ (6,25 US Cents).
Tick √ Ein Tick ist die kleinstmögliche Kursbewegung. Beispielweise 1/16 US $. Die kleinstsmögliche Kursbewegung bei Devisen wird ein Pip genannt. Beim S&P Future entspricht ein Tick einem Viertel Punkt mit einem Wert von 12,50 US $. Ein Punkt ist demzufolge 50,00 US $ wert.
Time&Sales √ Im Rahmen des Orderbuchs die Darstellung aller tatsächlich ausgeführten Transaktionen mit Volumenangabe. Diese Listen (└tapes⌠) werden in Echtzeit (realtime) angezeigt. Anhand dieses └Tapes⌠ läßt sich die Handelsaktivität in der betreffenden Aktie, das Momentum, ablesen. Je schneller das └tape⌠ herunterrasselt, desto höher das Momentum, desto höher die Handelsaktivität. Je schneller das └tape⌠ läuft, desto enger in der Regel auch der Spread.
Timing √ Gerade beim kurzfristigen Trading ist das richtige Timing von höchster Priorität. Es gilt sich idealerweise im Bereich von Wendepunkten zu positionieren oder aber in bestehende Trendbewegungen, die sich weiter fortsetzen. Der Trade sollte möglichst ab Einstieg in Gewinn laufen.
Toplevel √ Gleichbedeutend mit Level I. Level I zeigt im Orderbuch das beste Geld- (Bid) und beste Briefkursgebot (Ask) an, den so genannten Inside Market.
Trade Rate √ Oderflow/Anzahl der Trades pro Zeiteinheit. Je höher die Trade Rate, desto größer die Handelsaktivität in betreffendem Basiswert. Die Trade Rate als Maß für das Momentum.
Throw back √ Nach einem erfolgtem Ausbruch nach oben über ein charttechnisches Widerstandsniveau oder aus einer Formation die nach unten gerichtete Rückkehrbewegung. Pullback ist die allgemeine Bezeichnung für Rückkehrbewegungen nach erfolgtem Ausbruch (breakout). Der Pullback kann nach oben oder nach unten verlaufen. Der Throwback ist ein nach unten gerichteter Pullback.
Uptickregel √ Beim Shortselling von Aktien gibt es die Regel, wonach man nur in ein Uptick im Bid shorten kann. Ein Uptick im Bid bedeutet eine Erhöhung des Kaufgebots in dem betreffenden Basiswert. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Kursverluste und Kurseinbrüche durch Shortsellingaktivitäten (Leerverkäufe) nicht zu sehr verstärkt werden. Die an US Börsen gehandelten ETFs (Exchange Traded Funds) können auch ohne Uptick geshortet werden.
Week hands, dump money √ Die Begrifflichkeit bezieht sich auf das Daytrading und bezeichnet unerfahrene Trader, die sich besonders leicht in und aus Positionen bewegen lassen. Meist agieren unerfahrene Trader stark emotional und damit ohne Plan. Es gibt diese Marktteilnehmergruppe, aber letztenendes ist ihre Zuordnung zu Intradaykursbewegungen im Sinne eines Kontrukts zu sehen. Ein so genannter └Intraday Shakeout⌠ kann von jeder Marktteilnehmergruppe ausgelöst werden. Es wäre zu einfach, beispielweise das Kaufen eines Tagestiefs immer nur den professionellen Marktteilnehmern zuzuschreiben.
Wiggle/ Jigg out √ Intraday schnelle Countertrendbewegungen, die im übergeordneten Trend positionierte Daytrader herausschütteln. Nicht selten kaufen diese anschließend wieder zurück. Unter anderem auf diese Weise werden Intradaytrends am Laufen gehalten.
взято--http://www.godmode-trader.de/
AMEX √ American Stock Exchange.
Arbitrage √ Trading von Preisunterschieden eines Basiswerts (beispielsweise einer Aktie) an unterschiedlichen Börsen. Aktie A wird an Börse X gekauft und nahezu zeitgleich auf Börse Y zu einem höheren Preis verkauft. Solche Preisdifferenzen werden in der Regel schnell ausgeglichen. Wichtig für das └Crossing⌠ ist ausreichende Liquidität an den gehandelten Börsen und die Möglichkeit kosteneffektiven Handels. Arbitrage ist auch zwischen Cash Index und Futures möglich.
Bad print √ Punktuelle Artefakte im Chart. Beispielweise überlange Lunte einer Kerze. Es handelt sich um im Chart dargestellte Kursnotierungen zu bestimmten Zeitpunkten, die tatsächlich nicht zustandegekommen sind. Ursachen können beim Kursfeedversorger liegen, am Computersystem der Börse oder aber am falschen oder verzögerten Reporting eines Market Makers.
Baisse √ Auch Bärenmarkt genannt. Größere Korrektur. Über längere Zeit übergeordnet deutlich nachgebende Kurse. 3-Phaseneinteilung: Distribution, Panik, Sell-Off (Ausverkauf). Im Rahmen des Distributionsprozesses stoßen insbesondere fundamental ausgerichtete Marktteilnehmer (Value Investoren) sukzessive Aktienbestände ab. In der Panikphase reift in der breiten Masse der Marktteilnehmer die Erkenntnis, dass der vorangegangene übergeordnete Aufwärtstrend beendet sein könnte. Man sieht sich unter Zugzwang und stößt Positionen ab. Während der Sell-Off Phase kommt es zu panikartigen Verkäufen. Sie ist Zeichen für den finalen Übergang von der manischen in die depressive Phase. Ein ganzer Ursachen-Cocktail ist für die Sell-Off Phase verantwortlich. Neben Angst und Panik, ist diese Phase auch durch markttechnische Zwangslagen einzelnen Marktaktuere gekennzeichnet. Es kommt zu Zwangsliquidierungen beispielweise derer, die kreditfinanziert long positioniert sind.
Basiswert √ Ein Basiswert kann alles sein, das eine Kurs-/Preisentwicklung besitzt. Die großen Basiswertgruppen sind Aktien, Indizes, Futures, Devisen, Rohstoffe, Anleihen.
Babysitting √ Wenn ein Trade ohne sorgfältige Planung eingegangen wird und wegen fehlendem Risikomanagement, also fehlendem Stopp, zunehmend gegen den Trader läuft. Fixiert auf seinen Einstiegskurs wartet der Trader ab, läßt die Verluste laufen und hofft, dass der Basiswert sich doch nochmal in die erwartete Richtung bewegt. Oft endet das └Babysitting⌠ in der Phase der Kapitulation. Der Trader verkauft entnervt mit hohem Verlust.
Balkenchart - Die Umstellung vom Linienchart auf Balkenchart ist vergleichbar mit einer Lupenfunktion. Der Balkenchart besteht aus einer Serie aneinander gereihter kleiner senkrechter Striche, so genannter Balken (Bars). Im Tages-Balkenchart steht jeder Strich für einen Tag. Im Wochen-Balkenchart steht eine Kerze für eine Woche und im Monats-Balkenchart eine Kerze für einen Monat. Der Balkenchart ist in den USA und Australien einer der am häufigsten verwendeten Charttypen.
Best ask √ Auch Inside Ask genannt. Das beste Verkaufsgebot. Der niedrigste Kurs, zu dem ein Verkäufer bereit ist, zu verkaufen. Der niedrigste Kurs, zu dem ein Käufer kaufen kann. Im Level I Orderbuch werden die besten Gebote angezeigt, also best bid und best ask.
Best bid √ Auch Inside Bid genannt. Das beste Kaufgebot. Der höchste Kurs, zu dem ein Käufer bereit ist zu kaufen. Es ist der günstigste Kurs, zu dem gekauft werden kann.
Beta √ Maß für die Volatilität einer Aktie in Relation zur Volatilität des Gesamtmarkts. Eine Aktie mit einem Beta von 1 ist durchschnittlich so volatil wie des Referenzmarkts. Aktien mit einem Beta über 1 weisen eine höhere Volatilität auf, Aktien mit einem Beta unter 1, eine niedrigere Volatilität. Aktien mit einem Beta deutlich über 1 sind bei Tradern aufgrund ihrer extrem hohen Volatilität und des damit verbundenen starken Momentums sehr beliebt.
Blocktrade √ Einzeltrades mit hohem Volumen. Die Größe eines Blocktrades sollte immer in Relation zur Marktkapitalisierung und zum Kursniveau der betreffenden Aktie gesehen werden. In der Regel werden Einzeltradegrößen von mehr als 10.000 Aktien als Blocktrades definiert. Blocktrades zeigen institutionelle Aktivität an. Die Tatsache, dass im Block gehandelt wird, zeigt aber auch, dass sich die verkaufende Adresse nicht └versteckt⌠. Letzteres wäre dann der Fall, wenn ein größeres Volumen auf zahlreiche kleinere Orders verteilt werden würde.
Blow Off √ Das Gegenteil eines Selling Climax. Der Blow Off stellt die finale Phase einer größeren Aufwärtsbewegung dar. Bei stark erhöhtem Volumen wird eine Trendwende eingeleitet. In dieser Phase wechseln die Papiere von starken Händen in schwache. In der Regel sind es die Kleinanleger, die im Bereich von Hochs einsteigen.
Bottomfishing √ Der Versuch, Aktien nach längerem Kursverfall im Bereich größerer Böden zu kaufen. Für unerfahrene und ungeduldige Marktteilnehmer wird das Bottomfishing nicht selten ein Griff ins fallende Messer. Mittels charttechnischer Analyse lassen sich allerdings Bodenbildungsprozesse beispielweise in einer ausgebombten Aktie identifizieren. Charttechnische Analyse ermöglicht insofern Bottomfishing.
BTRD √ Level II Symbol für das Bloomberg ECN. Hinter dem Medienkonzern des New Yorker Bürgermeisters Bloomberg versteckt sich nicht nur eine der renommiertesten Finanznachrichtenagenturen, sondern auch ein ECN ähnlich dem Instinet. Eine Order für eine US Aktie können Sie entweder über einen Market Maker oder aber über ein ECN tätigen. Bloomberg bietet darüber hinaus Realtimemarktdaten an, wie Nachrichten und Kurse.
Break √ Bezeichnung für eine schnelle Kursbewegung, wobei keine Aussage über die Richtung gemacht wird.
Breakout √ Kursausbruch beispielweise über einen charttechnischen Widerstand oder aus einer Formation. Wird ein solcher Ausbruch von ansteigendem Volumen begleitet, spricht dies für eine Fortsetzung der Ausbruchbewegung. Wichtiger Hinweis: Wenn ein Ausbruch unter geringem Volumen beginnt, muß dies nicht zwangsläufig heißen, dass er sich nicht voll entfalten kann. Oft kommt erst nach und nach Volumen in den laufenden Ausbruch. Insofern Vorsicht beim "Volume Trendreading".
Buying power √ Kaufkraft. US Aktien, Futures, Devisen oder CFDs werden auf Margin gehandelt. Anders ausgedrückt, man handelt auf Kredit. Die Broker und Market Maker, die den Handel anbieten, werben mit der Hebelwirkung. Dass die Hebelwirkung letztenendes durch Inanspruchnahme von Krediten zustandekommt, wird weniger direkt kommuniziert. Sie handeln US Aktien mit einer Margin von 50%. D.h., dass Sie mit 10.000 US $ eingesetztem eigenem Kapital eine Position von 20.000 US $ bewegen können. Sie handeln Devisen mit einer Margin von 1%. Sie bewegen, wenn Sie den vollen Hebel über ihr eingesetztes Kapital ausnutzen, mit 1000 US $ eine Position von sage und schreibe 100.000 US $. Im praktischen Trading wird unter Risiko- und Moneymanagementgesichtspunkten die Margin in der Regel bei weitem nicht voll ausgeschöpft. Lediglich beim Scalptrading ist dies möglich, da hier der Trade fortlaufend im Auge und damit unter Kontrolle ist und kein Gap-Risiko besteht.
Buying the dip √ Während eines Kursanstiegs, kleine Rückschläge zum Kauf nutzen. └Sie kaufen immer wieder dips⌠ ist auch eine Umschreibung für einen insgesamt stark steigenden Markt. Größere Rückschläge werden nicht zugelassen, bereits kleinere Rücksetzer werden zum Kauf genutzt.
Candlesticks √ Kerzenchartdarstellung, die ursprünglich aus Japan stammt. Kerzen- und Balkencharts sind die bei den meisten Charttechnikern und Tradern bevorzugten Charttypen. Im Tageskerzenchart steht eine Kerze für einen Tag. An der Einzelkerze können Tageseröffnungskurs, Tagestief, Tageshoch und Tagesschlusskurs sowie die komplette Tages-Handelsspanne und die "Netto-Kursbewegung" abgelesen werden. Mehrere Kerzen in Serie können im Sinne von Formationen interpretiert werden. Im Wochenchart steht eine Kerze für eine Woche, im Monatschart eine Kerze für einen Monat.
Chartintervall √ Im Tageschart steht eine Kerze für einen Tag. Dargestellt wird meist der Kursverlauf mehrerer Monate. Ein Tageschart steht also nicht für die Darstellung des Kursverlaufs eines Tages! Im Wochenchart steht eine Kerze für eine Woche, im Monatschart eine Kerze für einen Monat. Daytrader verwenden neben Tickcharts 1 Minuten-, 5 Minuten und 15 Minutenchartintervalle für die Betrachtung des Intradaykursverlaufs.
CBOE √ Chicago Board of Options Exchange
CBOT √ Chicago Board of Trade
CME √ Chicago Mercantile Exchange
Covering the gap √ Ein Gap (Kurslücke) schließen. Ob ein Gap geschlossen wird, hängt ganz maßgeblich von dem Gap Typus ab. Common Gaps und Exhaustion Gaps werden relativ schnell geschlossen. Break away und Measuring Gaps werden später oder gar nicht geschlossen. Ob ein Gap geschlossen wird oder nicht, hängt auch von der Dimension desselben ab. Besonders weite Gaps werden ebenfalls eher später geschlossen.
⌠Crossed Orderbook■ √ Gekreuztes Orderbuch. Wenn der Bid Kurs kurzzeitig über dem Ask Kurs liegt. Solche Situationen ergeben sich hauptsächlich im außerbörslichen Handel.
Coming in √ Bezeichnung für einen Kursrückgang
Commodity √ Überbegriff für Rohstoffe wie Edelmetalle, Industriemetalle, Energiefutures, Agrarrohstoffe usw.
Cutting the spread/Market Maker Style √ Scalptrade innerhalb des Spreads einer Aktie. Beispielweise der Kauf zum Inside Bid und sofortiges Inserieren der Position im Inside Ask. Die betreffende Aktie muß einen relativ weiten Spread und ausreichend Volumen aufweisen.
Countertrend √ Countertrends bezeichnen Gegenbewegungen zum betrachteten übergeordneten Trend. Beispiel: Eine Aktie steigt auf Sicht mehrere Wochen an. Dies sei der übergeordnete Trend in dem Betrachtungszeitrahmen. Eingestreute mehrtägige Kursrückgänge (Konsolidierungen) stellen Countertrends dar. Als Trader gilt es in der Regel in Richtung des übergeordneten Trends zu handeln. Es gibt aber auch Countertrendstrategien. Beispielweise das Shorten von kurzfristigen Übertreibungen im Rahmen einer übergeordneten Aufwärtsbewegung.
ECN √ Electronic Communications Network. Es handelt sich quasi um eigene vollelektronische Zwischenbörsen, die an der Hauptbörse als ein Teilnehmer auftreten. Beispiele für ECNs sind das Instinet ECN und das Bloomberg ECN. Der Markt der ECNs befindet sich in starker Bewegung. Das Island ECN wurde von Instinet ECN übernommen, anschließend Instinet von der Nasdaq. Das ebenfalls recht bekannte Archipelago wurde von der NYSE übernommen. (Stand April 2006).
End Run √ Fehlausbruch aus einer Dreiecksformation, der durch eine schnelle und massive Bewegung in die Gegenrichtung beantwortet wird. Eine Dreiecksformation mit einem └End Run⌠ kann zu einer größeren Umkehrformation in Gegenrichtung des └End runs⌠ werden.
Enger Markt √ Markt mit geringem Umsatz und Handelsaktivität. Dies kann durch einen geringen Free Float, also frei handelbarer Aktien, der Fall sein oder aber durch geringe Kapitalisierung, was zu Illiquidität führt. Nicht nur bei Aktien. So gilt auch der Silbermarkt als enger Markt und damit anfällig für Manipulationen.
EOD √ End of day. Tagesschlusskurs
EOW √ End of week. Wochenschlusskurs
EOM √ End of month. Monatsschlusskurs
Fade in √ Eine Longposition mit dem Ansteigen der Kurse sukzessive aufbauen.
Fade out √ Eine Longposition bei Erreichen von Zielmarken sukzessive auflösen. Gewinne in mehreren Schritten mitnehmen.
Frontrunning √ Die eng gefasste Definition besagt, dass ein Broker oder Market Maker in Kenntnis eines größeren Kundenauftrags sich vor Ausführung des Auftrags positioniert, um von der Kursbewegung zu profitieren, die sich durch die anschließende Auftragsausführung ergeben. Die weiter gefasste Definition umschreibt den Vorgang, wonach sich beispielsweise Insider oder Börsenmagazin- und Börsenbriefbetreiber im Vorfeld ihrer Empfehlungen positionieren, um anschließend in die durch Käufe ihrer Kunden verursachten Kursanstiege mit Gewinn wieder zu verkaufen. Frontrunning ist illegal.
Gap √ Kurslücke. Beim Up Gap (Gap Up) eröffnet beispielweise eine Aktie oberhalb des Höchstkurses des Vortags. Beim Down Gap (Gap Down) eröffnet eine Aktie unterhalb des Tiefstkurses des Vortags. Das Gap umschreibt also die Preisstrecke, in deren Bereich die Aktie nicht gehandelt wurde. Im Devisenmarkt gibt es keine Gaps, da der Handel durchgehend stattfindet. Gaps werden klassifiziert in Common Gaps, Breakaway Gaps, Measuring Gaps und Exhaustion Gaps. Eine Sonderform ist das Ex-Dividenden Gap. Trader, die auf Margin also Hebel handeln, schließen ihre Positionen oft noch vor Tagesschluß, um nicht dem Gap Risiko ausgesetzt zu sein.
Gunning for Stopps/ Gunning the Stopps √ Mittels charttechnischer Analyse lassen sich Trendwendepunkte, also potenzielle Kauf- und Verkaufniveaus ermitteln. Bei Kenntnis solcher Trendwendepunkte lassen sich auch Kurszonen sondieren, in deren Bereich Marktteilnehmer ihre Stopps platziert haben. Kapitalstarke Marktteilnehmer machen sich diese Kenntnis zunutze und bewegen Kurse in diese Kurszonen, um die Stopps auszulösen und an den dadurch ausgelösten Verkäufen (im Falle von stopp abgesicherten Longpositionen) zu profitieren.
Hammer √ Synonym für └Ax⌠. Es handelt sich um die Market Maker, die beispielsweise eine Aktie dominieren und deren Trendrichtung maßgeblich beeinflussen. Deshalb gilt es beim US Aktien Intradaytrading über das Lesen des Orderbuchs (Level II) die Market Maker (und ECNs) zu erkennen, die gerade größere Aufträge abwickeln und durch die Transaktionen den Kurs in eine bestimmte Richtung bewegen. └Shadow the ax⌠ beschreibt das Handeln in Richtung dieser Market Maker Aktionen.
Hausse √ Auch Bullenmarkt genannt. Übergeordnet über längere Zeit deutlich steigende Kurse
Headfake √ Ursprünglich werden damit Täuschungsversuche der Market Maker bezeichnet. Für Nasdaq Aktien wird realtime über Level II die Markttiefe der Gebote angezeigt. Market Maker, die den Markt für eine Aktie stellen und Aufträge ihrer Kunden ausführen müssen, versuchen mit Täuschungsmanövern ihre wahren Absichten zu verschleiern, um bessere Ausführungskurse zu erreichen. So werden beispielweise in den Outside Market Kauforders gestellt, um Nachfrage vorzutäuschen und weitere Käufer in eine Aktie zu locken. Kurz vor Ausführung der Orders werden diese zurückgezogen. Meist für das menschliche Auge nicht sichtbar. Deshalb der Blick auf die Time&Sales Liste, auf der alle tatsächlich ausgeführten Transaktionen angezeigt werden. └Tape reading⌠. Die überspitzt formulierte Grundregel beim Orderbuch └Reading⌠ ist die, dass alles Offensichtliche, vorgetäuscht sein dürfte. In der jüngeren Vergangenheit wird der Begriff └Headfake⌠ aber auch für Fehlausbrüche (└Failures⌠, └Fakeouts⌠) genutzt. Fehlausbrüche beispielweise über einen charttechnischen Widerstand oder aus einer charttechnischen Formation.
Inside day - Ein Tag, dessen Tief über dem des Vortags und dessen Hoch unter dem des Vortags liegt. Die Handelsspanne des Vortages umschließt die des Inside days komplett. Ein Inside day symbolisiert eine Verschnaufpause des Marktes, eine Konsolidierung vor der nächsten Trendbewegung. Bei dem Harami-Candlestick-Pattern stellt die zweite Kerze einen inside day dar.
Intermediate trend √ Mittelfristiger Trend. Mittelfristige Bewegung.
Intradaytrading √ s. Daytrading.
IPO √ initial public offering. Neuemission einer Aktie.
Kiss of death/kiss back √ Nach erfolgtem Bruch einer dominanten Aufwärtstrendlinie wird ein letzter Pullback, eine letzte Rückkehrbewegung, zurück an die gebrochene Trendlinie ausgebildet. Der Trendlinienbruch mit Pullbackbestätigung (kiss back) kann einen Aufwärtstrend in einen Abwärtstrend umkehren. Der Trendlinienbruch mit Pullbackbestätigung (kiss back) kann aber auch Teil einer bärischen Fächerbildung sein. D.h., dass sich die Trendumkehr deutlich hinziehen kann.
Hier gilt es jedoch vorsichtig zu sein und von Fall zu Fall zu entscheiden. Oft dient ein Trendlinienbruch lediglich einer Trendlinienkorrektur. D.h., dass die dominante Trendlinie lediglich flacher gelegt wird.
Lean Down √ Auch Sell-Off genannt. Starker Kurseinbruch, der im Ausverkauf endet. Sturzflugartiger Kursverlust.
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Leerverkauf - S. Shortselling
Level II - Über Level II im Orderbuch wird die Markttiefe angezeigt, also neben dem Inside market mit den besten Geboten auch der Outside Market mit den gestaffelten Geboten. Im Nasdaq Level II Orderbuch werden die Gebote aller Market Maker und ECNs angezeigt. Es ist also sichtbar, welche Transaktionen durch die großen Adressen wie Goldman Sachs, Merrill Lynch, Bear Stearns, Smith Barney oder Morgan Stanley getätigt werden. Da diese aber auch über neutrale ECNs handeln, ist die tatsächliche Transaktionsrichtung schwer zu ermitteln. Das Trading basierend auf dem Lesen des Orderbuchs, so genanntes Orderbuch └Reading⌠, ist eine Wissenschaft für sich. Es wird vornehmlich von Experten betrieben und hat insbesondere für Intradaytrading Relevanz. Ursprünglich steht Level II für das Nasdaq Orderbuch mit Markttiefe. Die weit gefaßtere Definition ist die, dass ein Level II Orderbuch Markttiefe anzeigt. Eine klare Deklaration der handelnden Parteien ist demzufolge nicht erforderlich.
Line √ Die Begrifflichkeit └Line⌠ wurde von Charles Dow geprägt. Im Rahmen der DOW Theorie definiert sie eine mittelfristige Seitwärtsbewegung mit einer durchschnittlichen Schwankungsbreite von 5%. Der Begriff bezieht sich auf die DOW Jones Indizes.
Locked √ Marktphase, in der Bid- und Askgebote beispielsweise einer Aktie identisch sind. Spread also gleich null.
Daytrading √ Intradayhandel. Ein- und Ausstieg im Verlauf eines Tages. Gehandelt werden Aktien, Futures, Devisen, Optionsscheinen, Hebelzertifikaten. Es wird mit hohen Kapitaleinsätzen gehandelt. Oft wird auf Margin, also gehebelt gehandelt. Ziel ist es von kleinen Kursbewegungen zu profitieren. Beim Daytrading unterscheidet man zwischen Scalptrading und Swingtrading. Beim Scalptrading beträgt die Haltedauer für eine Position Sekunden bis Minuten, beim Swingtrading einige Stunden. Beim Intradaytrading wird die Oktave hoch und heruntergespielt. D.h., dass auch an fallenden Kursen mittels Shortsellings partizipiert werden kann.
Dead Cat Bounce √ Eine moderate Gegenbewegung als Reaktion auf einen übergeordneten starken Kursverfall. Trotz vorangegangener heftiger Kursverluste, kann sich der Kurs nur unwesentlich erholen. Also das Gegenteil auf die starken Gegenbewegungen, die nach einem Sell Off oder Selling climax zustande kommen.
Direct Access √ Direkter Zugang zum Markt. Direkter Zugriff auf alle Orderroutingsysteme. Vollständige, lückenlose Orderkontrolle. Direct Access ist heutzutage für Daytrading mit Futures, Devisen oder Aktien gebräuchlich. Die Orderausführungszeiten betragen zwischen 1-3 Sekunden. In der Regel ist es so, dass eine Order mit einem Mausklick sofort im Orderbuch der Börse steht. Schneller geht es nicht mehr. Direct Access über Direct Access Broker und extra Handelsplattformen. Für US Aktientrading ist Realtick III von Townsend Analytics die bevorzugte Software.
Derivate √ Futures, Optionen, Hebelzertifikate, Optionsscheine, Swaps, CFDs. Es handelt sich um Finanzinstrumente, die sich nach Kursbewegungen anderer Finanzinstrumente und Basiswerte richten und diese Kursbewegungen überproportional antizipieren.
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Drawdown - Der Drawdown bezeichnet bei der Portfolioanalyse die Verluste, die innerhalb einer bestimmten Zeit mit einer gewählten Anlagestrategie ausgehend vom Höchststand entstehen können. Die Drawdownphase bezeichnet den Zeitraum, währenddessen sich die Notierungen unterhalb des Höchststands bewegen. Die Länge der Drawdownphase ist eine wesentliche Risikokennzahl. Der maximale Drawdown bezeichnet den größten zwischenzeitlichen Verlust eines Portfolios. Die Begrifflichkeit "time to recover" beschreibt den Zeitraum, der zwischen dem Zeitpunkt des maximalen Drawdowns und dem Wiedererreichen des Höchststands liegt.
Dreifacher Hexensabbat - Jeweils am dritten Freitag im März, Juni, September, und Dezember, also im Dreimonatstakt, ist der große Verfallstag für Termingeschäfte, auch dreifacher Hexensabbat genannt. An diesem Tag laufen an der EUREX Optionen auf Aktien und Indizes sowie Index-Futures aus. Bereits im Vorfeld dieses Termins kann mit einer starken Volatilitätszunahme der Märkte gerechnet werden, da kapitalstarke Marktteilnehmer durch Transaktionen versuchen, die Märkte kurzfristig in Richtung ihrer Positionierung zu bewegen. Um etwa 13.00 Uhr des Verfallstages ist oftmals mit größeren Intradayschwankungen zu rechnen, weil um diese Uhrzeit die Termingeschäfte mit Indizes abgerechnet werden.
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Diskretionär - Diskretionäres Trading beruht auf subjektiven Analyseprozessen eines Menschen. Die Tradingherleitung und -durchführung erfolgt durch einen Menschen. Dem diskretionären Trading steht das Systemtrading gegenüber. Beim Systemtrading wird einmal vom Menschen ein Trading-Algorihtmus entwickelt. Anschließend screent der Computer den Markt und generiert die Tradingsignale vollautomatisch. Beim Systemtrading ist demzufolge der Mensch bei der Generierung der Handelsentscheidungen außen vor.
Divergenz √ Wenn das Volumen nicht mehr mit dem Aktienkurs im übergeordneten Trend steigt, liegt eine bärische Divergenz vor. Sie gilt als Warnsignal für eine mögliche bevorstehende Beendigung der Aufwärtsbewegung. Wenn neue Hochs im Kursverlauf indikatorentechnisch beispielweise im Momentum, RSI oder Stochastik nicht mehr von neuen Hochs begleitet werden, liegt auch hier eine bärische Divergenz vor, die ein Ende des Kursanstiegs ankündigen kann. Divergenzen lassen sich auch bei Intermarketkorrelationen erkennen. Eine bärische Divergenz liegt dann vor, wenn bei 2 positiv korrelierenden Größen, eine von beiden die vorherrschende Trendrichtung nicht mehr mitmacht.
Dump money - Eine Bezeichnung unter Tradern für unerfahrene Marktteilnehmer, meist Kleinanleger. Marktteilnehmer, die ihre Stopps ungeschickt platzieren. Marktteilnehmer, die sich durch kurze schnelle Kursbewegungen gegen die eigene Positionierung aus dem Markt drängen lassen. Marktteilnehmer, die ohne sorgfältige Planung mehrfach in den Markt ein- und wieder aussteigen. Marktteilnehmer, die mit zu hohem Kapitaleinsatz im Markt sind und deshalb der Position in einem volatilen Titel zu wenig Spielraum geben.
Major trend √ Der └große⌠ Trend. Der langfristige Trend. Der übergeordnete Trend. Der Haupttrend. Zeitraum Jahre bis Jahrzehnte. In den major trend sind mittelfristige Trends eingebettet, die eine gegenläufige Verlaufsrichtung zum major trend haben.
Market Maker √ Der Market Maker (MM) verpflichtet sich den Markt beispielweise für eine Aktie zu stellen. D.h., dass unabhängig davon, ob Marktteilnehmer gerade konkrete Transaktionen abwickeln, An- und Verkaufskurse (two side market) in einer je nach Markt vorgegebenen Mindestgröße gestellt werden müssen. Der Market Maker verdient hauptsächlich am Spread.
Minor trend √ └Kleiner⌠, kurzfristiger Trend, der sich über einen Zeitraum von wenigen Tagen, maximal einigen Wochen definiert.
Momentum √ Momentum in Sinne von Aktivität. Orderflow pro Zeiteinheit. Momentum sichtbar im └Tape⌠, an der Time& Sales Liste, auf der alle ausgeführten Transaktionen angezeigt werden.
Momentumplayer √ Aktien, die ein starkes Momentum aufweisen. Aktien, bei denen eine starke Handelsaktivität vorliegt und die sich deshalb mit hohem Volumen schnell und volatil bewegen.
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Nadoos - Pit Trading Slang für den Nasdaq Future.
Nasdaq √ National Association of Securities Dealer Automated Quotation. Es handelt sich um eine vollelektronische Börse. Gelistet sind die US Technologieaktien. Im Nasdaq100 sind die 100 Technologieaktientitel mit der höchsten Marktkapitalisierung gelistet. Alle im Nasdaq gelisteten Aktien haben ein 4-stelliges Kürzel. Beispiel AMZN für Amazon oder MSFT für Microsoft.
Newstrading √ Wichtige Finanznachrichten wie Quartalszahlenreports, Produktankündigungen, Übernahmen, Insideraktivitäten, aber auch makroökonomische Meldungen wie beispielweise Leitzinsanpassungen können kurzfristig kursbewegend sein. Beim Newstrading werden diese kurzfristigen Kursreaktionen auf markante Nachrichten getradet. Newstrading setzt eine große Erfahrung voraus, welche Nachrichten wirklich kursbewegend sein können. Es muß eine möglichst eindeutige Korrelation zwischen einen Nachrichtentypus und der darauf folgenden Kursbewegung bestehen. So bestand beispielsweise Ende der 90er Jahre eine hohe positive Korrelation zwischen einem Upgrade einer Internetaktie durch eine Investmentbank und anschließend tatsächlich deutlich steigender Kurse in dem betreffenden Aktientitel.
NYSE √ New York Stock Exchange. Weltweit größte Aktienbörse bezogen auf die Auswahl handelbarer Aktientitel. Wenn in den Medien von der └Wall Street⌠ berichtet wird, ist in der Regel die NYSE damit gemeint. Hochkapitalisierte Bluechip Aktien, wie beispielsweise die aus dem DOW Jones, werden an der NYSE ebenso gehandelt wie die erste Garde der mittel- und niedrigkapitalisierten Aktien. Aktien, die an der NYSE gelistet sind, haben 1-, 2- oder 3-stellige Aktienkürzel. Beispiel PFE für Pfizer oder Du Pont (DD). Auch die NYSE kann sich dem weltweiten Trend zu vollelektronischen Börsen nicht verschließen. Um den Anschluß nicht zu verlieren, wurde das Archipelago ECN übernommen. (Stand April 2006). Je nach Wertpapiertyp werden Orders entweder elektronisch oder aber noch über den Weg des trading floors (Pakett) ausgeführt. Insofern ist die NYSE eine Mischung aus traditioneller Präsenzbörse und modernem dezentralen automatisierten Marktplatz.
Opening √ Zur Eröffnung. Der Eröffnungskurs.
OTC √ Over the counter. Außerbörslicher Handel. OTC Märkte unterliegen nur wenigen Regularien. In den USA können Kleinanleger nur in Ausnahmefällen OTC Aktien shorten.
Outside Market √ Als Inside Market werden die besten Gebote auf Geld- (Bid) und Briefseite (Ask) bezeichnet. Alle Gebote außerhalb des Inside Markets werden als Outside Market bezeichnet. Level I des Orderbuchs zeigt den Inside Market an, Level II des Orderbuchs zeigt die Markttiefe an, also das gestaffelte Angebot auf Angebots- und Nachfrageseite.
Overtrading √ Zu hohe Tradingfrequenz, zu viele Verlusttrades, zu viele objektiv unnötige Trades. Verhaltensmuster v.a. von unerfahrenen Tradern. Verhalten von emotionalen Tradern, die └Trading um des Tradenwillens⌠ (Spielen) betreiben.
Pace Maker √ Aktien oder Indizes, die als └Schrittgeber⌠ für einen ganzen Markt fungieren. Der Semiconductor Index ($SOX) in den USA, in dem die großen momentumlastigen Chipaktien wie Intel, AMD, Texas Instruments, KLA Tencor, Novellus und Motorola gelistet sind, gilt als └Pace Maker⌠ für den gesamten US Technologiesektor. Wenn der SOX schwächelt, schwächelt nicht selten der breite Gesamtmarkt.
Papertrading √ Trading wird lediglich auf Papier simuliert. Es wird ohne realen Kapitaleinsatz gehandelt.
Pattern √ Eine Bezeichnung für Kursmuster. Bei Kursmustern handelt es sich beispielweise um Formationen wie Doppeltops, Tripple Tops, Schulter-Kopf-Trendwendeformationen, Rounding Tops, V-Tops, Adam&Eve Tops sowie die inversen Bodenvarianten. Die Begrifflichkeiten Kursmuster und Formationen werden in der Regel als Synonyme verwendet. Der Begriff Kursmuster ist etwas allgemeiner gehalten. Es gibt eine Definition, wonach Kursmuster auf kurzfristigere Zeitfenster bezogen sind.
Pennystock √ Ursprünglich eine Bezeichnung für Aktien mit einem Kurs unter 5 US $. Der Begriff wird zunehmend aber auch für illiquide, niedrigkapitalisierte Aktien verwendet.
Position glattstellen/schließen √ Aus einer Position aussteigen. Eine Longposition verkaufen. Eine Shortposition covern/zurückkaufen.
Positionstrading √ Eine Form des kurzfristigen Tradings. Die Haltedauer beträgt einige Tage bis zu wenigen Monaten. Die Begrifflichkeit ist also recht weit gefasst. Wenn man in den Medien allgemein den Begriff └Trading⌠ liest, ist damit meistens das Positionstrading gemeint.
Premium - Spread zwischen Cash und Future.
Profitfaktor- Das Verhältnis der Gewinntrades zu den Verlusttrades multipliziert mit dem Verhältnis des durchschnittlichen Gewinns zum durchschnittlichen Verlust.
Pullback √ Ein sehr wichtiger Begriff aus der charttechnischen Analyse. Es handelt sich hierbei um Kursrücksetzer nach erfolgtem Ausbruch beispielsweise über einen charttechnischen Widerstand oder über eine Triggerlinie (Nackenlinie) einer charttechnischen Formation. Diese Kursrücksetzer haben ausbruchbestätigende Funktion. Sie bieten oft gute Einstiegsmöglichkeiten in einen Trade. Solche Pullbacks können relativ punktgenau zurück auf das Ausbruchsniveau verlaufen oder aber überschießend. Letzteres heißt, dass der Kurs kurzzeitig unter das Ausbruchsniveau zurückfällt, u.a. weil dort platzierte Stopps ausgelöst werden.
Range √ Kursspanne, Kurskorridor. Formationstechnisch ein Rechteck (└Rectangle⌠)
Rebreak √ Rückkehrbewegung über eine zuvor gebrochene charttechnische Struktur. Ähnlich wie Pullback eine sehr wichtige Begrifflichkeit der charttechnischen Analyse. Wenn beispielsweise eine wichtige charttechnische Unterstützung gebrochen wird, dies eigentlich ein Verkaufssignal auslöst, der Kurs anschließend aber relativ schnell wieder über die zuvor gebrochene Unterstützung zurückkehrt, nennt man das ein └Rebreak⌠. Solche └Rebreaks⌠ gelten als starke Kaufsignale. Bezogen auf eine zuvor gebrochene Unterstützung leiten └Rebreaks⌠ schnelle impulsive Kursanstiege ein. Umgekehrt bedeutet ein └Rebreak⌠ eines zuvor überwundenen Widerstandsniveaus, ein starkes Verkaufssignal.
Retracement √ Rückkehrbewegung. Konsolidierung eines vorangegangenen Trends. Trends werden in der Regel um bestimmte Ausmaße konsolidiert. Als Mindestkonsolidierung gilt eine Gegenbewegung von 38,2% auf den vorangegangenen Trend, als └gesunde⌠ Konsolidierung eine Gegenbewegung von 50%, als Maximalkonsolidierung eine Gegenbewegung von 61,8%. Die 3 genannten Zahlenverhältnisse werden auch Fibonacci Retracements genannt.
Risikomanagement √ Wieviel ist man bereit pro Trade oder Investment zu verlieren? Absichern von Tradingpositionen mit Stopps, um das Verlustrisiko zu begrenzen. Ein Risiko von 2% bedeutet, dass man bereit ist 2% seines Gesamtkapitals zu verlieren. Damit greifen Risikomanagement und Moneymanagement ineinander über. Im Rahmen des Moneymanagements wird Positionsgrößenbestimmung betrieben. Wieviel bin ich bereit pro Trade einzusetzen? Durch die Wahl des Kurslevels, auf dem das Stopp gesetzt wird, wird automatisch ein wichtiger Parameter für die Positionsgrößenbestimmung gesetzt. Je weiter das Stopp gesetzt wird, je mehr Spielraum man der Position gibt, desto weniger Stücke können gekauft werden. Je enger man das Stopp setzt, je weniger Spielraum man der Position gibt, desto mehr Stücke können gekauft werden. Je enger man das Stopp setzt, desto höher aber die Wahrscheinlichkeit, dass man ausgestoppt wird. Wirklich punktgenau läßt sich ein Enstieg oft nicht timen. Ein Trade läuft in der Regel nicht wirklich sofort ins Geld. Es gibt verschiedene Stopparten. Protektive Stopps, Breakeven Stopps, Trailing Stopps, Inactivity Stopps.
Roundtrip/Roundturn √ Kauf und Verkauf, Einstieg und Austieg beispielsweise aus einer Aktie innerhalb eines Tages. Die Begrifflichkeit Roundtrip bezogen auf die Transaktionskosten meint die anfallenden Kosten, wenn ein Trade eingegangen und wieder geschlossen wird.
Running stock √ Eine Aktie, die sich schnell bewegt. Ein └Momentumplayer⌠.
Scalptrading √ Die kurzfristigste Form des Intradaytradings. Haltedauer der Position im Rahmen von Sekunden bis Minuten. Ziel ist es von kleinsten Intradaykursschwankungen (1/4 und 1/16 Punkte) zu profitieren. In der Regel werden pro Tag zahlreiche Trades getätigt. Aktive Intradaymomentumscalper kommen auf 50 bis 100 Trades pro Tag. Scalptrader sind High Volume Trader. Sie bewegen sich kurzfristig mit sehr hohem Kapitaleinsatz im Markt.
Selling climax √ Das Gegenteil des Blow offs. Die finale Phase einer Kurskorrektur, die in einem Ausverkauf unter sehr hohem Volumen endet. In dieser Phase wechseln die Papiere von schwachen Händen in starke Hände.
Sell it at the handle √ Verkauf zu einer glatten Zahl. Im Intradaytrading beispielsweise der Kauf zu 20 ¾ US $, der anvisierte verkauf zu 21 US $.
Sell Off - Starker Kurseinbruch, der im Ausverkauf endet. Sturzflugartiger Kursverlust.
Shadow the ax - Beim US Aktien Intradaytrading gilt es über das Lesen des Orderbuchs (Level II) die Market Maker und ECNs auszumachen, die gerade größere Aufträge abwickeln und durch die Transaktionen den Kurs in eine bestimmte Richtung bewegen. └Shadow the ax⌠ beschreibt das Handeln in Richtung dieser Market Maker Aktionen.
Shortcovering √ Das Zurückkaufen von leerverkauften Positionen. Man sagt auch └Shortseller decken sich ein⌠. Shortselling (Leerverkäufe) dient dem Zweck, an fallenden Kursen zu profitieren. Shortselling kann auch zum Abhedgen von Longpositionen angewandt werden. Liegt der Rückkaufspreis unter dem Leerverkaufspreis, hat der Shortseller Gewinn gemacht. Liegt der Rückkaufspreis über dem Leerverkaufspreis, hat der Shortseller Verlust gemacht. Shortcovering in steigende Kurse führt zu einer deutlichen Verschärfung des Anstiegs, dem so genannten Short Squeeze.
Shortselling (Leerverkauf) √ Eine ganz wesentliche Vorgehensweise beim Trading. Trader agieren maximal flexibel im Markt. Es gilt an steigenden und fallenden Kursen zu profitieren. Mittels Shortsellings läßt sich an fallenden Kursen profitieren. Es wird erst verkauft, - eine Position, die man eigentlich nicht besitzt -, anschließend wird günstiger zurückgekauft. Shortselling in der ursprünglichen Definition bezieht sich auf den Aktienleerverkauf. Shorten kann aber auch bedeuten, daß man einen Terminvertrag verkauft , welcher nicht die Liquidierung eines zuvor gekauften Vertrages auf den gleichen Liefermonat bewirkt. Man verkauft also in Erwartung, zu niedrigerem Preis zurückkaufen zu können.
Short Squeeze √ Sehr schnelle impulsive Kursanstiege, die durch überstürtztes └Shortcovering⌠, Shorteindeckungen, Rückkäufe von geshorteten Aktien, ausgelöst werden. Ein └Short Squeeze⌠ zeigt mit einem starken Kursanstieg die Zwangslage von Marktteilnehmern an, die auf fallende Kurse spekuliert haben. Zwangslage insofern, als diese Marktteilnehmer unbedingt ihre geshorteten Aktien zurückkaufen müssen. Koste es, was es wolle.
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Slippage - Differenz zwischen gewolltem Ausführungskurs zum Zeitpunkt der Erteilung der Order und tatsächlichem Ausführungskurs.
Spoos (Spooze) √ Pit Trading Slang für den S&P Future.
Spread √ Kursspanne zwischen bestem Geld- (Bid) und bestem Briefkurs (Ask). Best Bid und Best Ask werden auch Inside Bid und Inside Ask genannt. Wenn Sie eine Aktie zum besten Briefkurs (Best Ask) kaufen und sofort wieder verkaufen, dann verkaufen Sie zum besten Geldkurs (Best Bid). Sie haben dann einen Verlust in Höhe des Spreads gemacht. Mit dem Kauf bezahlen Sie also neben Transaktionsgebühren auch den Spread. Den Spread ebenso wie die Gebühren gilt es als Trader zu verdienen, um mit dem Trade auf Breakeven zu kommen. Je liquider der betreffende Markt, je höher das Handelsvolumen, je höher die Handelsaktivität, desto enger der Spread. Bei Basistiteln, die nur eine geringe Handelsaktivität aufweisen, ist der Spread sehr weit.. Der betreffende Basiswert muß also deutlich in Richtung der erwarteten Bewegung laufen, um zunächst einmal nur den Spread zu zurückzuverdienen.
Stepp off √ Wenn auf einer Gebotsseite, also entweder im Inside Bid oder Inside Ask, die Gebote nach unten bzw. nach oben gestellt werden. Wenn bestehende Gebote zurückgezogen. Wenn sich die Gebote verschlechtern. Wenn der Markt gegen einen positionierten Daytrader läuft, folgt er diesen justierten Geboten wie ein Huhn einer ausgelegten Körnerreihe.
Stick √ Ein Punkt. Ein US $.
Suckers Rallye √ Nur ein temporärer Anstieg in einer nach wie vor übergeordneten Abwärtsbewegung. Kursanstiege, die fälschlicherweise von Daytradern dahingegend interpretiert werden, dass der Markt nachhaltig nach oben durchziehen könnte. Tatsächlich werden die steigenden Notierungen aber zum Verkauf genutzt und die Kurse erreichen neue Tiefs.
Swingtrading √ Eine Form des kurzfristigen Tradings. Die Haltedauer beträgt hier einige Stunden bis hin zu einigen Tagen. Es sind also durchaus Overnightpositionen möglich.
Tank √ Schneller Kursverfall. Kurseinbruch
Teenie √ Größenordnung von 1/16 US $ (6,25 US Cents).
Tick √ Ein Tick ist die kleinstmögliche Kursbewegung. Beispielweise 1/16 US $. Die kleinstsmögliche Kursbewegung bei Devisen wird ein Pip genannt. Beim S&P Future entspricht ein Tick einem Viertel Punkt mit einem Wert von 12,50 US $. Ein Punkt ist demzufolge 50,00 US $ wert.
Time&Sales √ Im Rahmen des Orderbuchs die Darstellung aller tatsächlich ausgeführten Transaktionen mit Volumenangabe. Diese Listen (└tapes⌠) werden in Echtzeit (realtime) angezeigt. Anhand dieses └Tapes⌠ läßt sich die Handelsaktivität in der betreffenden Aktie, das Momentum, ablesen. Je schneller das └tape⌠ herunterrasselt, desto höher das Momentum, desto höher die Handelsaktivität. Je schneller das └tape⌠ läuft, desto enger in der Regel auch der Spread.
Timing √ Gerade beim kurzfristigen Trading ist das richtige Timing von höchster Priorität. Es gilt sich idealerweise im Bereich von Wendepunkten zu positionieren oder aber in bestehende Trendbewegungen, die sich weiter fortsetzen. Der Trade sollte möglichst ab Einstieg in Gewinn laufen.
Toplevel √ Gleichbedeutend mit Level I. Level I zeigt im Orderbuch das beste Geld- (Bid) und beste Briefkursgebot (Ask) an, den so genannten Inside Market.
Trade Rate √ Oderflow/Anzahl der Trades pro Zeiteinheit. Je höher die Trade Rate, desto größer die Handelsaktivität in betreffendem Basiswert. Die Trade Rate als Maß für das Momentum.
Throw back √ Nach einem erfolgtem Ausbruch nach oben über ein charttechnisches Widerstandsniveau oder aus einer Formation die nach unten gerichtete Rückkehrbewegung. Pullback ist die allgemeine Bezeichnung für Rückkehrbewegungen nach erfolgtem Ausbruch (breakout). Der Pullback kann nach oben oder nach unten verlaufen. Der Throwback ist ein nach unten gerichteter Pullback.
Uptickregel √ Beim Shortselling von Aktien gibt es die Regel, wonach man nur in ein Uptick im Bid shorten kann. Ein Uptick im Bid bedeutet eine Erhöhung des Kaufgebots in dem betreffenden Basiswert. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Kursverluste und Kurseinbrüche durch Shortsellingaktivitäten (Leerverkäufe) nicht zu sehr verstärkt werden. Die an US Börsen gehandelten ETFs (Exchange Traded Funds) können auch ohne Uptick geshortet werden.
Week hands, dump money √ Die Begrifflichkeit bezieht sich auf das Daytrading und bezeichnet unerfahrene Trader, die sich besonders leicht in und aus Positionen bewegen lassen. Meist agieren unerfahrene Trader stark emotional und damit ohne Plan. Es gibt diese Marktteilnehmergruppe, aber letztenendes ist ihre Zuordnung zu Intradaykursbewegungen im Sinne eines Kontrukts zu sehen. Ein so genannter └Intraday Shakeout⌠ kann von jeder Marktteilnehmergruppe ausgelöst werden. Es wäre zu einfach, beispielweise das Kaufen eines Tagestiefs immer nur den professionellen Marktteilnehmern zuzuschreiben.
Wiggle/ Jigg out √ Intraday schnelle Countertrendbewegungen, die im übergeordneten Trend positionierte Daytrader herausschütteln. Nicht selten kaufen diese anschließend wieder zurück. Unter anderem auf diese Weise werden Intradaytrends am Laufen gehalten.
взято--http://www.godmode-trader.de/
NEW 10.07.06 19:48
в ответ LAD1 09.05.06 09:07
Interview mit Larry Pesavento - Der Millionen-Dollar-Daytrader
Datum 07.07.2006 - Uhrzeit 08:00 (╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Es ist ein kalter Montagnachmittag in New York, wo TRADERS´ Magazine an der World Trader-s Expo teilnimmt. Ich warte darauf, dass das Gedränge um meinen Interviewpartner nachlässt. Das wird eine lange Warterei. Larry Pesavento hat live gehandelt und die Zuhörer dabei mit Daytrading- und Swingtrading-Techniken fasziniert. Er hat innerhalb einer Stunde 2000 Dollar Gewinn gemacht, und nun lassen die Zuschauer ihn nicht gehen. Wer immer gesagt hat, Daytrading sei etwas für pickelige Teenager und Heranwachsende, lag schief. Larry Pesavento ist deutlich über sechzig, sieht aber viel jünger aus und hat blitzende Augen. Er handelt seit vierzig Jahren auf dem Parkett und außerhalb. Zur Zeit handelt er für Institutionen, wohlhabende Privatleute und für sich selbst. Er lebt im warmen Klima von Tucson, Arizona.
Larry Pesavento hat gerade eine engagierte Live-Trading-Veranstaltung beendet, in der er 2000 Aktien von Apple und Intel gehandelt und $1,20 Gewinn pro Aktie gemacht hat. Es stehen etwa zwanzig Menschen um ihn herum, und er erzählt eine Geschichte über Erfahrungen auf dem Börsenparkett, als er Gold handelte.
LGold ist einer meiner Lieblinge im Handel, seit Präsident Nixon 1968 den Goldstandard in den USA aufgehoben hat. Ich handelte Gold in den Siebzigern und Anfang der Achtziger, aber nachdem Gold am 20. Januar 1980 auf $865 stieg, ging die Begeisterung des Parketts bis 1982 völlig zurück. Gold handelte unter $400 pro Unze, und das Merc-Parkett (Chicago Mercantile Exchange) bestand aus einer Gruppe Locals meist griechischer und irischer Abstammung (LLocals? ist die Bezeichnung für Parketthändler, die am Ort leben, jeden Tag zum Handel kommen und häufig ihr eigenes Geld einsetzen). Am Gold-Pit war der Handel wesentlich weniger hektisch als an den Finanz-Pits, und ich wanderte gern hinüber und handelte ein- oder zweimal am Tag Gold. Der durchschnittliche Kurs-Swing lag zu der Zeit um fünf Dollar pro Unze. Ein Kontrakt umfasste 100 Unzen, und eine Bewegung von einem Dollar entsprach einem Wert von $100.
Es war eine Stunde nach der Eröffnung, und Gold handelte an dem Tag drei Dollar niedriger. Im Pit befanden sich etwa achtzig Locals und Händler für Kommissionshäuser. Gegen Letztere zu handeln war am sichersten. Sie handelten keine eigenen Konten, so dass keine ärgerlichen Fehler zu verbergen waren. Juni-Gold lag drei Dollar pro Unze niedriger an einem hübschen Fibonacci-Retracement aus der Handelsspanne der letzten drei Tage. Meine Gewinnvorstellung lag um zwei Dollar pro Unze. Normalerweise lag mein Handelsvolumen zwischen zehn und zwanzig Kontrakten. An diesem speziellen Tag stand ich in der Mitte des Pits und war umringt von einer Gruppe griechischer Händler. Einige der Locals hatten ihre Handelsroben jahrelang nicht gereinigt, und der Geruch war manchmal unglaublich. Es war wie in einer Gruppe von Schafhirten. Der Kurs war nur einen Tick von dem Kurs entfernt, zu dem ich bereit war zu kaufen. Einer der Locals bot fünfzig Kontrakte bei zwei Ticks über meinem Angebot an. Er war besonders dreckig und ungepflegt. Er machte mich richtig an, dass ich die fünfzig Kontrakte nehmen sollte, aber meine Höchstmenge waren zwanzig Kontrakte. Dieses Melodram setzte sich die nächsten dreißig Minuten fort. Freundliches Sticheln war nach und nach in ein Wortgefecht ausgeartet. Er forderte mich direkt dazu auf, das ganze Paket zu nehmen, aber ich hielt an meinem Gebot für zehn Kontrakte fest. Das setzte sich eine scheinbare Ewigkeit lang fort. Ich wollte schon an eine andere Stelle des Pits ausweichen, aber irgendwie fand ich auch Gefallen an unserem pupertären Konflikt. Aus irgendeinem unbegreiflichen Grund klebte ich an ihm! Gold hatte meinen Kurs berührt, aber es gab kein Angebot auf dem Niveau. Es gab nur Gebote im Pit. Der Local spuckte mich zwar nicht an und er beschimpfte mich auch nicht direkt dafür, dass ich sein Angebot für 50 Kontrakte 20 Cents über dem Markt nicht annehmen wollte. Aber irgendwie übte er so einen Druck aus, dass ich es nicht länger aushielt! Ich schrie LKAUFE 50 zu 10!? Er hob beide Hände und schrie LVERKAUFT?.
Ich verließ den Pit voller Verachtung für mich. Ich hatte meine Position um 500 Prozent erhöht, weil ich in der Hitze des Augenblicks versagt hatte. Das Lind-Waldock-Desk war am anderen Ende des riesigen Merc-Parketts, das ungefähr die Größe eines Fußballfeldes hatte. Als ich bei Lind-Waldock ankam, war Gold um einen Tick gestiegen. Reggie war Parkett-Manager für Barry Lind. Er war ein neuer Freund, und ich erzählte ihm, was passiert war. Er warf einen Blick auf meinen Kontoauszug und stellte fest, dass ich über $100 000 in T-Bills auf dem Konto hatte und eine Menge Bargeld. LWorüber beschwerst Du Dich? Ich habe nie so viel Geld gehabt!? Er hatte Recht. Meine Erklärung, warum es nicht um das Geld, sondern den Mangel an Disziplin ging, traf auf taube Ohren. Ich musste jetzt wählen. Entweder einen Boten zum Pit schicken, der meinen Verkaufsauftrag ausführte, oder zum Pit zurückgehen und es selber tun. Der Kurs lag bei meinem Einstand. Ich entschied mich, die gemütlichen Fleisch- und Bauch-Pits (wo es immer ruhig war) zu verlassen und mich wieder in das Tollhaus des Gold-Pits zu begeben.
Auf meinem Weg über das belebte Parkett ärgerte ich mich weiter über den Mangel an Disziplin, eine 50-Kontrakte-Order zu akzeptieren. Gold war jetzt aber 30 Cents gestiegen, was mir $1500 einbrachte. Ich beschleunigte meine Schritte Richtung Gold-Pit, um auszusteigen. Meine Gedanken beschäftigten sich nun mit einer erneuten Gold-Rallye. Wie viel könnte ich machen, wenn ich noch etwas weiter abwartete. In wenigen Sekunden hatte sich Gold um einen Dollar pro Unze bewegt. Jetzt lag ich $5000 vorn. Der Pit-Handel kann gedrängelt voll und laut werden v sehr laut. Als ich ankam, war Gold um weitere 50 Cents gestiegen. In weniger als zwanzig Minuten hatte ich aufgrund eines Fehlers $7500 verdient. Ohne besondere Aufregung gab ich meinen Verkaufsauftrag einem Lind-Waldock-Boten, der ihn zum Lind-Waldock-Händler im Pit brachte, der meine $7500 prompt meinem Konto gutschrieb. Ich bezog auf der obersten Stufe des Gold-Pits Stellung, um den Betrieb zu beobachten. Ricky the Greek starrte mich an! Er hatte keine Ahnung, dass ich bereits verkauft hatte. Dann brach die sprichwörtliche Hölle los. Blitz und Donner waren nicht so laut wie das Merc-Parkett in diesem Augenblick. Gold sprang drei bis fünf Cents pro Unze und erreichte jetzt das $20-Handelslimit. Ein nordkoreanischer Militärjet hatte eine Boeing 747 abgeschossen, und alle Passagiere waren dabei getötet worden. Meine Position hätte $100 000 in einer Stunde eingebracht, hatte es aber nicht. Die Spannung auf dem Merc-Parkett stieg weiter an. Nachrichten dieser Art führen dazu, dass Parketthändler pleite gehen, weil die Kurse sich so schnell bewegen, dass sie nicht in der Lage sind, ihre Verluste klein zu halten. Am nächsten Tag gab es zahlreiche Schilder LZu verkaufen? an ihren Börsensitzen, um die durch den nordkoreanischen Vorfall verursachten Verluste zu decken.
Nach der Schließung des Gold-Pits kam Ricky the Greek zu mir herauf um zu fragen, wie viel ich an dem Trade verdient hatte. Ich sagte zu ihm: LWenn Du die Wahl hast zwischen Glück haben und smart sein, nimm immer das Glück?. Er hat mich nie wieder angemacht v auf dem Parkett oder außerhalb. Ich bin sicher, dass er glaubte, ich hätte über Hunderttausend mit dem Trade gemacht. Auf dem Weg zurück zu meiner Wohnung ging ich in die katholische Kapelle und zündete Kerzen für die Familien der 747-Passagiere an.?
(Im Laufe des Nachmittags kam ich noch in den Genuss weiterer Geschichten aus seinem 40-jährigen Händlerleben.)
FRAGE: Was motivierte Sie, mit dem Handel anzufangen?
Larry: Eine der ersten Aktien, die ich kaufte, nannte sich Elastic Stop Nut. Der Vater eines Bruderschaftsmitglieds am College gab mir den Tipp. Ich erzählte allen meinen Freunden von der Aktie, und es erwies sich als guter Tipp. Natürlich soll man Gehirn nicht mit einem Bullenmarkt verwechseln, aber das war meine erste Kostprobe vom Markt.
Nach der Graduate School zog ich nach Kalifornien, um eine Familie zu gründen, und verfolgte die Märkte weiter. Die Warenmärkte bewegten sich Anfang 1970 in engen Handelsbereichen; das hielt einige Monate lang so an. In dieser Zeit fing ich bei Conti Commodities an und traf einige sehr kenntnisreiche Händler und Analysten, die mich Technische Analyse lehrten. Ich hatte das Glück, die große Bewegung in Weizen zu erwischen, als die Russen alles aufkauften, was sie kriegen konnten. Danach gelang mir das gleiche mit dem großen Bullenmarkt bei Sojabohnen 1972. Inzwischen verdiente ich mehr Geld als je zuvor. Die Inflation stieg, die Warenmärkte stiegen, und ich war long.
FRAGE: Waren Sie am Anfang erfolgreich?
Larry: Ich war mehr als erfolgreich. Bis 1974 war ich Millionär, nach wenigen Jahren des Tradens. Ich verdiente an einem Tag mehr, als mein Vater im Monat. In dieser Zeit habe ich natürlich den Markt und alle neue Literatur studiert. Darunter war das Buch The Profit Magic of Stock Transaction Timing von James Hurst, und ich besuchte eines seiner Seminare zusammen mit Schwergewichten der Branche wie John Hill, Walter Bressert von Hall Commodities und Phyliss Kahn von Gann World. Ich fing an, die Prinzipien von Harmonie, Synchronizität, Periodizität und Gleitenden Durchschnitten zu studieren. Dies schien mir Sinn zu machen, so dass ich mich entschloss, es in den Märkten auszuprobieren. Es ist erstaunlich, aber ich konnte nicht verlieren. Um Kaufgelegenheiten auszunutzen, arbeitete ich mit Zyklen von 12 v 18 Tage-Tiefs. Es war unglaublich, aber das Geld floss nur so herein. Das Wort Bescheidenheit hatte keinen Platz in meinem Vokabular. Dann kam der Fall von 1974.
Die Warenmärkte kamen ins Schlingern und wurden zunehmend volatiler. Ich war in Sojabohnen, Sojamehl und Vieh long. Mein halbes Vermögen war weg, aber mein Vertrauensniveau immer noch ziemlich hoch. Im Oktober fingen die Märkte an einzubrechen. Es schien keinen offensichtlichen Grund für diesen Niedergang zu geben. Leider benutzte ich keine Stopps! Vieh war tagelang LLimit-down? (LLimit-down? ist eine Regel, nach der der Markt sich nur innerhalb einer bestimmten Spanne bewegen darf, die von der Börse festgelegt wird. Wenn das Limit erreicht ist, kann niemand mehr über oder unter dem Limit kaufen oder verkaufen). Ich wurde ausgelöscht und mein gesamtes Handelskapital war verloren.
FRAGE: Wie haben Sie sich wieder erholt?
Larry: Es heißt ja: LWenn der Schüler bereit ist, erscheint der Lehrer?. Ich hatte das Glück, John Hill vom Commodity Research Institute zu treffen, und er unterrichtete mich im Material der alten Meister wie Elliott, Dunnigan, Wycoff, Babson, Gann und Gartley. Ich nahm alles auf, was ich finden konnte, und erholte mich emotional und finanziell langsam. Jesse Livermore hat Recht mit seinem Ausspruch: LEin großer Verlust beschädigt die Seele?. Innerhalb von zwei Monate konnte ich $70 000 Trading-Gewinne machen. Ich beschloss damals, Aktien- und Waren-Broker zu werden. Im Laufe der folgenden Jahre baute ich meine Kenntnisse über den Handel weiter auf, und es gelang mir, den größten Teil des Verlustes im Handel und als Commodity-Broker wieder hereinzuholen.
Kurz vor meinem 40. Geburtstag wurde ich gefragt, was ich am liebsten tun würde, und meine Antwort war, nach Chicago zu gehen und als Parketthändler zu arbeiten. Ich mietete einen IMM-Börsensitz von Lind-Waldock und fing an, in drei Wochen Handel pro Monat Geld auf dem Parkett zu verdienen; eine Woche verbrachte ich in Kalifornien.
FRAGE: Hat Ihnen Ihre vorherige Handelserfahrung außerhalb des Parketts beim Parketthandel geholfen?
Larry: Ja, sehr. Ich erinnere mich, dass ich kurz nach meiner Ankunft in Chicago in das Büro von Jack Waldock und Barry Lind eingeladen wurde, von denen ich den Börsensitz gemietet hatte. Es war in der letzten Woche des formalen Pit-Trainings. Barry Lind kannte mich aus meinen Tagen in Kalifornien, wo ich die Commoditiy Division von Drexel Burnham Lambert geleitet hatte. Das war in demselben Gebäude, in dem Michael Milken arbeitete, eine der Finanz-Kultfiguren.
Barry fragte mich, ob sie irgendetwas für mich tun könnten, um meine Erfahrungen als Parketthändler in Chicago erfreulicher und profitabler zu machen. Meine erste Antwort war, dass er unter keinen Umständen zulassen sollte, dass ich irgendwann mit einem Margin-Call (Aufforderung zum Nachschuss) konfrontiert würde. Barry sagte, dass das kein Problem wäre, weil Margin-Calls bei Parketthändlern sehr selten seien, wenn sie nicht mit zu großem Einsatz handelten oder gewaltige Positionen über Nacht hielten. Dann fragte er mich, ob es noch etwas gäbe, das die Firma für mich tun könnte. Ich brauchte nicht lange nachzudenken. Die jahrelange Analyse meiner Trades hatte schlüssig ergeben, dass die meisten meiner Gewinner so anfingen. Das lag wahrscheinlich an meiner Mustererkennungsmethode. Mustererkennung führt meist schnell zu einer Belohnung für den Händler, weil es ein führender Indikator ist. Sie wissen sofort, ob Ihre Trade-Analyse gültig ist. Ich fragte Barry einfach, ob es möglich wäre, eine Notiz auf meinem täglichen Kontoauszug zu machen, ob ich eine Position (long oder short) hatte, die nach dem dritten Tag im Verlust war. Ich schlug vor, dass Lind-Waldock mich vor der Eröffnung darauf hinweisen und die Position liquidieren sollte. Ich nenne das die 3-Tage-Regel.
Barry erzählte mir Interessantes über diese Regel. Er sagte, dass sie von mehreren großen Positions-Tradern in seiner Firma verwendet würde, die zu den Erfolgreichsten der Branche gehörten. In meinen drei Jahren bei Lind-Waldock kam die Drei-Tage-Regel nur viermal zur Anwendung. Wenn ich dann jedes Mal meine Position gedreht hätte, wäre ein riesiger Gewinn mit geringem Risiko entstanden. Die Drei-Tage-Regel berührt den Kern von Money Management und Risikokontrolle. LKümmern Sie sich um Ihre Verluste, dann werden sich die Gewinne um sich selbst kümmern.? Ihr erster Verlust ist in der Regel Ihr kleinster Verlust, und Sie sind in der Lage, sich auf den nächsten Trade zu konzentrieren.
FRAGE: Welche Art Trader sind Sie?
Larry: Ich bin Daytrader und Swingtrader. Ich verwende Fibonacci-Relationen zusammen mit Mustererkennung. Märkte sind von Natur aus chaotisch, aber innerhalb dieses Chaos gibt es identifizierbare nicht-zufällige Muster, die sich wiederholen. Das ist die Grundlage der Chaostheorie. Alle diese Chart-Muster wiederholen sich regelmäßig, und die Erfolgswahrscheinlichkeit ist eine bekannte Größe, aber es gibt nichts 100 Prozent Sicheres. Ich konzentriere mich auf Risikokontrolle, weil ich weiß, dass meine Herangehensweise mehr Gewinner als Verlierer produziert, und dass die Gewinne höher als die Verluste sind. Mustererkennung ist der Kern der Essenz in der Technischen Analyse. Ich habe sie auf zwölf Chart-Muster verfeinert, die quantifizierbar sind.
FRAGE: Welche Muster sind das?
Larry: Da sind das bullische und bärische ABCD-Muster sowie das bullische und bärische Gartley-Muster. Das Gartley-Muster ist mir besonders lieb, weil die Erfolgswahrscheinlichkeit so hoch ist. Es gibt auch exotischere Namen wie das Butterfly-Top. Niemand kann mit völliger Sicherheit sagen, was in den Märkten als nächstes kommt. Das ist sehr wichtig für das Verständnis der Wahrscheinlichkeitstheorie. Um ein erfolgreicher Händler zu sein, müssen Sie nicht wissen, was als nächstes passiert. Was Sie wissen müssen, ist, wie viel Ihres Kapitals Sie bei jedem Trade im Risiko ist. Sie wissen nie, wie viel Sie bei einem Trade verdienen werden. Das ist ein Nebenprodukt davon, dass Sie nicht wissen, was als nächstes kommt. Es ist auch das, was den Handel profitabel und spannend macht. Den meisten der oben genannten Muster liegt ein Risiko- zu Gewinnverhältnis von 1 zu 3 zugrunde. Das bedeutet, wenn Sie bereit sind, $300 bei einem Trade zu riskieren, sollten Sie $900 Gewinn anstreben. Warum diese Methode funktioniert? Weil sich alle Aktien, Waren, Währungen und Indizes in vorhersagbaren Mustern bewegen und diese Muster sich immer wiederholen. Diese Muster können leicht identifiziert und mathematisch quantifiziert werden. Wegen dieser Faktoren stehen die Wahrscheinlichkeiten zu Ihren Gunsten. Es ist wichtig, eine Methode zu besitzen, mit der Sie Vertrauen und Glauben in Ihre persönliche Konsistenz entwickeln. Das Einzige, das Sie beim Handel in Grenzen kontrollieren können, ist der Betrag an Risikokapital, den Sie für den einzelnen Trade einsetzen. Mit diesem Gedanken konzentriere ich mich auf meine Handelsgelegenheiten. LKümmern Sie sich um Ihre Verluste, dann werden sich die Gewinne um sich selbst kümmern? beschreibt meine Einstellung zu Risikokontrolle und Handelsgelegenheiten. Gewinner denken darüber nach, wie viel sie verlieren können v Verlierer überlegen, wie viel sie verdienen können.
FRAGE: Arbeiten Sie mehr mit Indikatoren oder mit Chart-Mustern?
Larry: Ich arbeite in der Hauptsache mit Chart-Mustern. Ich bin sogar zu 99,9 Prozent Chart-Muster-Trader. Mustererkennung klingt in den Ohren der meisten Anfänger wahrscheinlich wie der mühsame Versuch, Doppeltopps und Schulter-Kopf-Schulter-Formationen oder ähnliches zu finden. Das ist aber keineswegs so. Mustererkennung ist ein mathematisches Konzept, bei dem harmonische Zahlen und Fibonacci-Zahlen zusammen mit Swings im Markt eingesetzt werden. Es basiert auf dem Fundament der Sacred Geometry. Das mag wie ein esoterischer Zweig der Technischen Analyse klingen, ist aber in Wirklichkeit ihre Basis und ohne sie hätte die Technische Analyse nicht die Präsenz, die sie heute hat.
FRAGE: Wie bereiten Sie sich auf den Trading-Tag vor?
Larry: Die Vorbereitung besteht aus der Auswahl des korrekten geometrischen Kursmusters und der Zuordnung der harmonischen Zahlen. Wenn dieser einfache Vorgang beendet ist, gibt der Händler seine Orders mit den passenden Stopp-Loss-Niveaus ein. Geometrische Kursmuster besitzen mathematische Wahrscheinlichkeiten, deren Gewichtung stark auf der Gewinnseite der Risiko-/Gewinngleichung liegt. Diese Muster sind zu 60 bis 70 Prozent erfolgreich. Das Gewinn- zu Verlustverhältnis ist 1 : 3 zu Gunsten des Händlers. Wenn das geometrische Muster komplett ist und die harmonischen Zahlen berechnet wurden, braucht der Händler nur noch zwei sehr wichtige Fragen zu beantworten. Liegen Muster und Ratio vor? Kann ich mir das Risiko leisten?
Wenn die Antwort auf beide Fragen Ja ist, muss der Händler den Trade eingehen. Der Grund, warum er den Trade nehmen muss, ist, dass niemand weiß, welcher Trade erfolgreich sein wird. Handel basiert auf Wahrscheinlichkeiten und Risikokontrolle. Wir wissen, dass die Wahrscheinlichkeit für den Erfolg des Chart-Musters groß ist, und die Relation Gewinn gegen Verlust auf Seiten des Händlers liegt. Wenn Wahrscheinlichkeiten und Muster vorliegen, muss weitergehandelt werden. Eine gute Analogie gibt es im Sport. Immer wenn Michael Jordan und die Chicago Bulls spielten, waren sie hohe Favoriten. Die Wettbüros verlangten einen Einsatz von $140 für einen Gewinn von $100, um die Wahrscheinlichkeit auf ihre Seite zu bekommen. Im Aktien- und Warenmarkt spricht die Erfolgswahrscheinlichkeit für Sie, und der Gewinn ist in einem hohen Verhältnis auf Ihrer Seite. Die Erfolgswahrscheinlichkeit ist ungefähr 60 v 70 Prozent und das Erfolg-zu-Verlust-Verhältnis = 3 zu 1. Handel bedeutet Risikokontrolle. Das ist das LEinzige?, was ein Händler kontrollieren kann, weil niemand weiß, was als nächstes passiert!
FRAGE: Mischen Sie Zeitrahmen?
Larry: Ich verwende drei Zeitrahmen. Mit Tages- und Stunden-Charts arbeite ich im Swing-Trading, mit 1-Minuten-Charts beim Daytraden. Ich versuche, meine Handelsschirme nicht mit zu vielen Indikatoren zu verstopfen. Ich mache sowieso keinen großen Gebrauch von Indikatoren, weil die Mustererkennungstechniken führen und nicht nachlaufen.
FRAGE: Wie viele verschiedene Setups verwenden Sie im Trading?
Larry: Ich benutze eine Handvoll guter Muster sehr regelmäßig. Dazu gehören die ABCD-Muster, Butterfly und die Gartley-Muster.
FRAGE: Wie stellen Sie fest, dass Sie in einem Markt falsch liegen?
Larry: Das Gute beim Traden mit Kursmustern ist, dass Sie mit sehr kleinen Stopps arbeiten können. Viel davon besteht darin, das Muster im Zusammenhang mit den Marktbedingungen zu sehen. Wenn Sie in Erwägung ziehen, ein Retracement in einem Aufwärtstrend zu kaufen, besteht immer noch die Frage, ob das 38,2 %-Retracement, das 50 %-Retracement oder das 61,8 %-Retracement relevant ist. Für das Auffinden von hochwahrscheinlichen Setups müssen Sie die Zahlen für sich arbeiten lassen; darin liegt der Schlüssel zum erfolgreichen Handel nach Mustern.
Das klingt so, als würde ich das Offensichtliche sagen, aber was ich wirklich sage ist, dass der erfolgreiche Händler auf ein Zusammentreffen wartet, bei dem zwei oder mehr Kursziele in demselben Bereich getroffen werden.
FRAGE: Ist Money Management ein unabhängiges Thema?
Larry: Es ist das Wichtigste beim Traden. Ich will etwas Weisheit aus 40 Trading-Jahren einfließen lassen (hier lacht Larry herzlich): Bezogen auf die Wichtigkeit ist Money Management Nummer 1, mentale Vorbereitung Nummer 2 und technisches Wissen Nummer 3.
FRAGE: Was, denken Sie, ist der Unterschied zwischen Ihnen und so vielen anderen Tradern, die aus dem Spiel geworfen wurden?
Larry: Ich habe etwas getan, was wenige tun. Ich ging meine Fehler durch, bis es mich krank machte. Ich tat es immer wieder; ich fragte mich dauernd, warum hast Du dieses oder jenes getan. Ich gab den Handel nie auf, ich dachte nicht einmal daran aufzugeben. Natürlich hatte ich ein paar Unterbrechungen, als es Wichtigeres gab, aber ich gebe niemals auf. Ich blieb dran.
FRAGE: Und wenn Sie nicht handeln, wie genießen Sie Ihre Freizeit?
Larry: Ich bin ein großer Reisefan. Ich unterrichte ernsthafte Schüler gern in der Kunst und Wissenschaft des Tradens und mache sie profitabel und erfolgreich. Ich halte mich fit, wandere und lese sehr viel. Es erfüllt mich mit Genugtuung, dass meine Tätigkeit Sinn und Zweck hat. Der Handel war ein Segen für mein Leben und hat mich mit vielen interessanten Menschen zusammengebracht. Ich habe das Glück gehabt, Seite an Seite mit einigen der besten Trader zu stehen, die Sie je sehen oder von denen Sie je hören werden, und ja, von außen sehen sie aus wie jeder andere, aber nur von außen. Innerlich sind sie der beharrlichste Haufen, den sie je treffen werden.
Der Handel ist ein spannendes Geschäft, aber Sie müssen auf alles vorbereitet sein. Ich erzähle gern die Geschichte von einem der härtesten Burschen, mit denen im Pit zu traden ich das Privileg hatte. Es war in den Achtzigern, und im Sojabohnenmarkt gab es wilde Swings. An diesem besonderen Tag waren Sojabohnen von Limit-up auf Limit-down und wieder zurück zu Limit-up gegangen. Mein Freund war von einem Bericht in den Nachrichten überrascht worden, hatte von long auf short gedreht und musste zusehen, wie der Markt wieder auf Limit-up ging. Da griff er nach seiner Brieftasche voller $100-Scheine, nahm sie alle und warf sie hoch in die Luft. Dabei schrie er über den verwunderten Pit: LAlles andere habt ihr gekriegt, da könnt ihr auch noch diesen Rest haben!? Doch am nächsten Tag war er wieder da.
B1) Dow Jones
Ich verwende das Bradley-Modell, um auf der richtigen Seite des Trends zu bleiben.. Der Dow komplettiert ein L3-drive-Muster?, und auch das Bradley-Modell dreht.
B2) JP Morgan
Das Muster bei JP Morgan-Aktien führte mit seinem bärischen Butterfly-Muster zu einer Short-Position. Die 1,414-Extensions wurde genau getroffen, und die Aktien verloren $1 im Verlauf der nächsten vier Handelsstunden.
B3) Gartley Muster
Bullisches Butterfly-Muster: eine geordnete Sequenz Kursmuster mit Fibonacci-Retracements in Erwartung einer bullischen Bewegung bei D.
Bärisches Butterfly-Muster: eine geordnete Sequenz Kursmuster mit Fibonacci-Retracements in Erwartung einer bärischen Bewegung bei D.
Quelle: www.traders-mag.com
Datum 07.07.2006 - Uhrzeit 08:00 (╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Es ist ein kalter Montagnachmittag in New York, wo TRADERS´ Magazine an der World Trader-s Expo teilnimmt. Ich warte darauf, dass das Gedränge um meinen Interviewpartner nachlässt. Das wird eine lange Warterei. Larry Pesavento hat live gehandelt und die Zuhörer dabei mit Daytrading- und Swingtrading-Techniken fasziniert. Er hat innerhalb einer Stunde 2000 Dollar Gewinn gemacht, und nun lassen die Zuschauer ihn nicht gehen. Wer immer gesagt hat, Daytrading sei etwas für pickelige Teenager und Heranwachsende, lag schief. Larry Pesavento ist deutlich über sechzig, sieht aber viel jünger aus und hat blitzende Augen. Er handelt seit vierzig Jahren auf dem Parkett und außerhalb. Zur Zeit handelt er für Institutionen, wohlhabende Privatleute und für sich selbst. Er lebt im warmen Klima von Tucson, Arizona.
Larry Pesavento hat gerade eine engagierte Live-Trading-Veranstaltung beendet, in der er 2000 Aktien von Apple und Intel gehandelt und $1,20 Gewinn pro Aktie gemacht hat. Es stehen etwa zwanzig Menschen um ihn herum, und er erzählt eine Geschichte über Erfahrungen auf dem Börsenparkett, als er Gold handelte.
LGold ist einer meiner Lieblinge im Handel, seit Präsident Nixon 1968 den Goldstandard in den USA aufgehoben hat. Ich handelte Gold in den Siebzigern und Anfang der Achtziger, aber nachdem Gold am 20. Januar 1980 auf $865 stieg, ging die Begeisterung des Parketts bis 1982 völlig zurück. Gold handelte unter $400 pro Unze, und das Merc-Parkett (Chicago Mercantile Exchange) bestand aus einer Gruppe Locals meist griechischer und irischer Abstammung (LLocals? ist die Bezeichnung für Parketthändler, die am Ort leben, jeden Tag zum Handel kommen und häufig ihr eigenes Geld einsetzen). Am Gold-Pit war der Handel wesentlich weniger hektisch als an den Finanz-Pits, und ich wanderte gern hinüber und handelte ein- oder zweimal am Tag Gold. Der durchschnittliche Kurs-Swing lag zu der Zeit um fünf Dollar pro Unze. Ein Kontrakt umfasste 100 Unzen, und eine Bewegung von einem Dollar entsprach einem Wert von $100.
Es war eine Stunde nach der Eröffnung, und Gold handelte an dem Tag drei Dollar niedriger. Im Pit befanden sich etwa achtzig Locals und Händler für Kommissionshäuser. Gegen Letztere zu handeln war am sichersten. Sie handelten keine eigenen Konten, so dass keine ärgerlichen Fehler zu verbergen waren. Juni-Gold lag drei Dollar pro Unze niedriger an einem hübschen Fibonacci-Retracement aus der Handelsspanne der letzten drei Tage. Meine Gewinnvorstellung lag um zwei Dollar pro Unze. Normalerweise lag mein Handelsvolumen zwischen zehn und zwanzig Kontrakten. An diesem speziellen Tag stand ich in der Mitte des Pits und war umringt von einer Gruppe griechischer Händler. Einige der Locals hatten ihre Handelsroben jahrelang nicht gereinigt, und der Geruch war manchmal unglaublich. Es war wie in einer Gruppe von Schafhirten. Der Kurs war nur einen Tick von dem Kurs entfernt, zu dem ich bereit war zu kaufen. Einer der Locals bot fünfzig Kontrakte bei zwei Ticks über meinem Angebot an. Er war besonders dreckig und ungepflegt. Er machte mich richtig an, dass ich die fünfzig Kontrakte nehmen sollte, aber meine Höchstmenge waren zwanzig Kontrakte. Dieses Melodram setzte sich die nächsten dreißig Minuten fort. Freundliches Sticheln war nach und nach in ein Wortgefecht ausgeartet. Er forderte mich direkt dazu auf, das ganze Paket zu nehmen, aber ich hielt an meinem Gebot für zehn Kontrakte fest. Das setzte sich eine scheinbare Ewigkeit lang fort. Ich wollte schon an eine andere Stelle des Pits ausweichen, aber irgendwie fand ich auch Gefallen an unserem pupertären Konflikt. Aus irgendeinem unbegreiflichen Grund klebte ich an ihm! Gold hatte meinen Kurs berührt, aber es gab kein Angebot auf dem Niveau. Es gab nur Gebote im Pit. Der Local spuckte mich zwar nicht an und er beschimpfte mich auch nicht direkt dafür, dass ich sein Angebot für 50 Kontrakte 20 Cents über dem Markt nicht annehmen wollte. Aber irgendwie übte er so einen Druck aus, dass ich es nicht länger aushielt! Ich schrie LKAUFE 50 zu 10!? Er hob beide Hände und schrie LVERKAUFT?.
Ich verließ den Pit voller Verachtung für mich. Ich hatte meine Position um 500 Prozent erhöht, weil ich in der Hitze des Augenblicks versagt hatte. Das Lind-Waldock-Desk war am anderen Ende des riesigen Merc-Parketts, das ungefähr die Größe eines Fußballfeldes hatte. Als ich bei Lind-Waldock ankam, war Gold um einen Tick gestiegen. Reggie war Parkett-Manager für Barry Lind. Er war ein neuer Freund, und ich erzählte ihm, was passiert war. Er warf einen Blick auf meinen Kontoauszug und stellte fest, dass ich über $100 000 in T-Bills auf dem Konto hatte und eine Menge Bargeld. LWorüber beschwerst Du Dich? Ich habe nie so viel Geld gehabt!? Er hatte Recht. Meine Erklärung, warum es nicht um das Geld, sondern den Mangel an Disziplin ging, traf auf taube Ohren. Ich musste jetzt wählen. Entweder einen Boten zum Pit schicken, der meinen Verkaufsauftrag ausführte, oder zum Pit zurückgehen und es selber tun. Der Kurs lag bei meinem Einstand. Ich entschied mich, die gemütlichen Fleisch- und Bauch-Pits (wo es immer ruhig war) zu verlassen und mich wieder in das Tollhaus des Gold-Pits zu begeben.
Auf meinem Weg über das belebte Parkett ärgerte ich mich weiter über den Mangel an Disziplin, eine 50-Kontrakte-Order zu akzeptieren. Gold war jetzt aber 30 Cents gestiegen, was mir $1500 einbrachte. Ich beschleunigte meine Schritte Richtung Gold-Pit, um auszusteigen. Meine Gedanken beschäftigten sich nun mit einer erneuten Gold-Rallye. Wie viel könnte ich machen, wenn ich noch etwas weiter abwartete. In wenigen Sekunden hatte sich Gold um einen Dollar pro Unze bewegt. Jetzt lag ich $5000 vorn. Der Pit-Handel kann gedrängelt voll und laut werden v sehr laut. Als ich ankam, war Gold um weitere 50 Cents gestiegen. In weniger als zwanzig Minuten hatte ich aufgrund eines Fehlers $7500 verdient. Ohne besondere Aufregung gab ich meinen Verkaufsauftrag einem Lind-Waldock-Boten, der ihn zum Lind-Waldock-Händler im Pit brachte, der meine $7500 prompt meinem Konto gutschrieb. Ich bezog auf der obersten Stufe des Gold-Pits Stellung, um den Betrieb zu beobachten. Ricky the Greek starrte mich an! Er hatte keine Ahnung, dass ich bereits verkauft hatte. Dann brach die sprichwörtliche Hölle los. Blitz und Donner waren nicht so laut wie das Merc-Parkett in diesem Augenblick. Gold sprang drei bis fünf Cents pro Unze und erreichte jetzt das $20-Handelslimit. Ein nordkoreanischer Militärjet hatte eine Boeing 747 abgeschossen, und alle Passagiere waren dabei getötet worden. Meine Position hätte $100 000 in einer Stunde eingebracht, hatte es aber nicht. Die Spannung auf dem Merc-Parkett stieg weiter an. Nachrichten dieser Art führen dazu, dass Parketthändler pleite gehen, weil die Kurse sich so schnell bewegen, dass sie nicht in der Lage sind, ihre Verluste klein zu halten. Am nächsten Tag gab es zahlreiche Schilder LZu verkaufen? an ihren Börsensitzen, um die durch den nordkoreanischen Vorfall verursachten Verluste zu decken.
Nach der Schließung des Gold-Pits kam Ricky the Greek zu mir herauf um zu fragen, wie viel ich an dem Trade verdient hatte. Ich sagte zu ihm: LWenn Du die Wahl hast zwischen Glück haben und smart sein, nimm immer das Glück?. Er hat mich nie wieder angemacht v auf dem Parkett oder außerhalb. Ich bin sicher, dass er glaubte, ich hätte über Hunderttausend mit dem Trade gemacht. Auf dem Weg zurück zu meiner Wohnung ging ich in die katholische Kapelle und zündete Kerzen für die Familien der 747-Passagiere an.?
(Im Laufe des Nachmittags kam ich noch in den Genuss weiterer Geschichten aus seinem 40-jährigen Händlerleben.)
FRAGE: Was motivierte Sie, mit dem Handel anzufangen?
Larry: Eine der ersten Aktien, die ich kaufte, nannte sich Elastic Stop Nut. Der Vater eines Bruderschaftsmitglieds am College gab mir den Tipp. Ich erzählte allen meinen Freunden von der Aktie, und es erwies sich als guter Tipp. Natürlich soll man Gehirn nicht mit einem Bullenmarkt verwechseln, aber das war meine erste Kostprobe vom Markt.
Nach der Graduate School zog ich nach Kalifornien, um eine Familie zu gründen, und verfolgte die Märkte weiter. Die Warenmärkte bewegten sich Anfang 1970 in engen Handelsbereichen; das hielt einige Monate lang so an. In dieser Zeit fing ich bei Conti Commodities an und traf einige sehr kenntnisreiche Händler und Analysten, die mich Technische Analyse lehrten. Ich hatte das Glück, die große Bewegung in Weizen zu erwischen, als die Russen alles aufkauften, was sie kriegen konnten. Danach gelang mir das gleiche mit dem großen Bullenmarkt bei Sojabohnen 1972. Inzwischen verdiente ich mehr Geld als je zuvor. Die Inflation stieg, die Warenmärkte stiegen, und ich war long.
FRAGE: Waren Sie am Anfang erfolgreich?
Larry: Ich war mehr als erfolgreich. Bis 1974 war ich Millionär, nach wenigen Jahren des Tradens. Ich verdiente an einem Tag mehr, als mein Vater im Monat. In dieser Zeit habe ich natürlich den Markt und alle neue Literatur studiert. Darunter war das Buch The Profit Magic of Stock Transaction Timing von James Hurst, und ich besuchte eines seiner Seminare zusammen mit Schwergewichten der Branche wie John Hill, Walter Bressert von Hall Commodities und Phyliss Kahn von Gann World. Ich fing an, die Prinzipien von Harmonie, Synchronizität, Periodizität und Gleitenden Durchschnitten zu studieren. Dies schien mir Sinn zu machen, so dass ich mich entschloss, es in den Märkten auszuprobieren. Es ist erstaunlich, aber ich konnte nicht verlieren. Um Kaufgelegenheiten auszunutzen, arbeitete ich mit Zyklen von 12 v 18 Tage-Tiefs. Es war unglaublich, aber das Geld floss nur so herein. Das Wort Bescheidenheit hatte keinen Platz in meinem Vokabular. Dann kam der Fall von 1974.
Die Warenmärkte kamen ins Schlingern und wurden zunehmend volatiler. Ich war in Sojabohnen, Sojamehl und Vieh long. Mein halbes Vermögen war weg, aber mein Vertrauensniveau immer noch ziemlich hoch. Im Oktober fingen die Märkte an einzubrechen. Es schien keinen offensichtlichen Grund für diesen Niedergang zu geben. Leider benutzte ich keine Stopps! Vieh war tagelang LLimit-down? (LLimit-down? ist eine Regel, nach der der Markt sich nur innerhalb einer bestimmten Spanne bewegen darf, die von der Börse festgelegt wird. Wenn das Limit erreicht ist, kann niemand mehr über oder unter dem Limit kaufen oder verkaufen). Ich wurde ausgelöscht und mein gesamtes Handelskapital war verloren.
FRAGE: Wie haben Sie sich wieder erholt?
Larry: Es heißt ja: LWenn der Schüler bereit ist, erscheint der Lehrer?. Ich hatte das Glück, John Hill vom Commodity Research Institute zu treffen, und er unterrichtete mich im Material der alten Meister wie Elliott, Dunnigan, Wycoff, Babson, Gann und Gartley. Ich nahm alles auf, was ich finden konnte, und erholte mich emotional und finanziell langsam. Jesse Livermore hat Recht mit seinem Ausspruch: LEin großer Verlust beschädigt die Seele?. Innerhalb von zwei Monate konnte ich $70 000 Trading-Gewinne machen. Ich beschloss damals, Aktien- und Waren-Broker zu werden. Im Laufe der folgenden Jahre baute ich meine Kenntnisse über den Handel weiter auf, und es gelang mir, den größten Teil des Verlustes im Handel und als Commodity-Broker wieder hereinzuholen.
Kurz vor meinem 40. Geburtstag wurde ich gefragt, was ich am liebsten tun würde, und meine Antwort war, nach Chicago zu gehen und als Parketthändler zu arbeiten. Ich mietete einen IMM-Börsensitz von Lind-Waldock und fing an, in drei Wochen Handel pro Monat Geld auf dem Parkett zu verdienen; eine Woche verbrachte ich in Kalifornien.
FRAGE: Hat Ihnen Ihre vorherige Handelserfahrung außerhalb des Parketts beim Parketthandel geholfen?
Larry: Ja, sehr. Ich erinnere mich, dass ich kurz nach meiner Ankunft in Chicago in das Büro von Jack Waldock und Barry Lind eingeladen wurde, von denen ich den Börsensitz gemietet hatte. Es war in der letzten Woche des formalen Pit-Trainings. Barry Lind kannte mich aus meinen Tagen in Kalifornien, wo ich die Commoditiy Division von Drexel Burnham Lambert geleitet hatte. Das war in demselben Gebäude, in dem Michael Milken arbeitete, eine der Finanz-Kultfiguren.
Barry fragte mich, ob sie irgendetwas für mich tun könnten, um meine Erfahrungen als Parketthändler in Chicago erfreulicher und profitabler zu machen. Meine erste Antwort war, dass er unter keinen Umständen zulassen sollte, dass ich irgendwann mit einem Margin-Call (Aufforderung zum Nachschuss) konfrontiert würde. Barry sagte, dass das kein Problem wäre, weil Margin-Calls bei Parketthändlern sehr selten seien, wenn sie nicht mit zu großem Einsatz handelten oder gewaltige Positionen über Nacht hielten. Dann fragte er mich, ob es noch etwas gäbe, das die Firma für mich tun könnte. Ich brauchte nicht lange nachzudenken. Die jahrelange Analyse meiner Trades hatte schlüssig ergeben, dass die meisten meiner Gewinner so anfingen. Das lag wahrscheinlich an meiner Mustererkennungsmethode. Mustererkennung führt meist schnell zu einer Belohnung für den Händler, weil es ein führender Indikator ist. Sie wissen sofort, ob Ihre Trade-Analyse gültig ist. Ich fragte Barry einfach, ob es möglich wäre, eine Notiz auf meinem täglichen Kontoauszug zu machen, ob ich eine Position (long oder short) hatte, die nach dem dritten Tag im Verlust war. Ich schlug vor, dass Lind-Waldock mich vor der Eröffnung darauf hinweisen und die Position liquidieren sollte. Ich nenne das die 3-Tage-Regel.
Barry erzählte mir Interessantes über diese Regel. Er sagte, dass sie von mehreren großen Positions-Tradern in seiner Firma verwendet würde, die zu den Erfolgreichsten der Branche gehörten. In meinen drei Jahren bei Lind-Waldock kam die Drei-Tage-Regel nur viermal zur Anwendung. Wenn ich dann jedes Mal meine Position gedreht hätte, wäre ein riesiger Gewinn mit geringem Risiko entstanden. Die Drei-Tage-Regel berührt den Kern von Money Management und Risikokontrolle. LKümmern Sie sich um Ihre Verluste, dann werden sich die Gewinne um sich selbst kümmern.? Ihr erster Verlust ist in der Regel Ihr kleinster Verlust, und Sie sind in der Lage, sich auf den nächsten Trade zu konzentrieren.
FRAGE: Welche Art Trader sind Sie?
Larry: Ich bin Daytrader und Swingtrader. Ich verwende Fibonacci-Relationen zusammen mit Mustererkennung. Märkte sind von Natur aus chaotisch, aber innerhalb dieses Chaos gibt es identifizierbare nicht-zufällige Muster, die sich wiederholen. Das ist die Grundlage der Chaostheorie. Alle diese Chart-Muster wiederholen sich regelmäßig, und die Erfolgswahrscheinlichkeit ist eine bekannte Größe, aber es gibt nichts 100 Prozent Sicheres. Ich konzentriere mich auf Risikokontrolle, weil ich weiß, dass meine Herangehensweise mehr Gewinner als Verlierer produziert, und dass die Gewinne höher als die Verluste sind. Mustererkennung ist der Kern der Essenz in der Technischen Analyse. Ich habe sie auf zwölf Chart-Muster verfeinert, die quantifizierbar sind.
FRAGE: Welche Muster sind das?
Larry: Da sind das bullische und bärische ABCD-Muster sowie das bullische und bärische Gartley-Muster. Das Gartley-Muster ist mir besonders lieb, weil die Erfolgswahrscheinlichkeit so hoch ist. Es gibt auch exotischere Namen wie das Butterfly-Top. Niemand kann mit völliger Sicherheit sagen, was in den Märkten als nächstes kommt. Das ist sehr wichtig für das Verständnis der Wahrscheinlichkeitstheorie. Um ein erfolgreicher Händler zu sein, müssen Sie nicht wissen, was als nächstes passiert. Was Sie wissen müssen, ist, wie viel Ihres Kapitals Sie bei jedem Trade im Risiko ist. Sie wissen nie, wie viel Sie bei einem Trade verdienen werden. Das ist ein Nebenprodukt davon, dass Sie nicht wissen, was als nächstes kommt. Es ist auch das, was den Handel profitabel und spannend macht. Den meisten der oben genannten Muster liegt ein Risiko- zu Gewinnverhältnis von 1 zu 3 zugrunde. Das bedeutet, wenn Sie bereit sind, $300 bei einem Trade zu riskieren, sollten Sie $900 Gewinn anstreben. Warum diese Methode funktioniert? Weil sich alle Aktien, Waren, Währungen und Indizes in vorhersagbaren Mustern bewegen und diese Muster sich immer wiederholen. Diese Muster können leicht identifiziert und mathematisch quantifiziert werden. Wegen dieser Faktoren stehen die Wahrscheinlichkeiten zu Ihren Gunsten. Es ist wichtig, eine Methode zu besitzen, mit der Sie Vertrauen und Glauben in Ihre persönliche Konsistenz entwickeln. Das Einzige, das Sie beim Handel in Grenzen kontrollieren können, ist der Betrag an Risikokapital, den Sie für den einzelnen Trade einsetzen. Mit diesem Gedanken konzentriere ich mich auf meine Handelsgelegenheiten. LKümmern Sie sich um Ihre Verluste, dann werden sich die Gewinne um sich selbst kümmern? beschreibt meine Einstellung zu Risikokontrolle und Handelsgelegenheiten. Gewinner denken darüber nach, wie viel sie verlieren können v Verlierer überlegen, wie viel sie verdienen können.
FRAGE: Arbeiten Sie mehr mit Indikatoren oder mit Chart-Mustern?
Larry: Ich arbeite in der Hauptsache mit Chart-Mustern. Ich bin sogar zu 99,9 Prozent Chart-Muster-Trader. Mustererkennung klingt in den Ohren der meisten Anfänger wahrscheinlich wie der mühsame Versuch, Doppeltopps und Schulter-Kopf-Schulter-Formationen oder ähnliches zu finden. Das ist aber keineswegs so. Mustererkennung ist ein mathematisches Konzept, bei dem harmonische Zahlen und Fibonacci-Zahlen zusammen mit Swings im Markt eingesetzt werden. Es basiert auf dem Fundament der Sacred Geometry. Das mag wie ein esoterischer Zweig der Technischen Analyse klingen, ist aber in Wirklichkeit ihre Basis und ohne sie hätte die Technische Analyse nicht die Präsenz, die sie heute hat.
FRAGE: Wie bereiten Sie sich auf den Trading-Tag vor?
Larry: Die Vorbereitung besteht aus der Auswahl des korrekten geometrischen Kursmusters und der Zuordnung der harmonischen Zahlen. Wenn dieser einfache Vorgang beendet ist, gibt der Händler seine Orders mit den passenden Stopp-Loss-Niveaus ein. Geometrische Kursmuster besitzen mathematische Wahrscheinlichkeiten, deren Gewichtung stark auf der Gewinnseite der Risiko-/Gewinngleichung liegt. Diese Muster sind zu 60 bis 70 Prozent erfolgreich. Das Gewinn- zu Verlustverhältnis ist 1 : 3 zu Gunsten des Händlers. Wenn das geometrische Muster komplett ist und die harmonischen Zahlen berechnet wurden, braucht der Händler nur noch zwei sehr wichtige Fragen zu beantworten. Liegen Muster und Ratio vor? Kann ich mir das Risiko leisten?
Wenn die Antwort auf beide Fragen Ja ist, muss der Händler den Trade eingehen. Der Grund, warum er den Trade nehmen muss, ist, dass niemand weiß, welcher Trade erfolgreich sein wird. Handel basiert auf Wahrscheinlichkeiten und Risikokontrolle. Wir wissen, dass die Wahrscheinlichkeit für den Erfolg des Chart-Musters groß ist, und die Relation Gewinn gegen Verlust auf Seiten des Händlers liegt. Wenn Wahrscheinlichkeiten und Muster vorliegen, muss weitergehandelt werden. Eine gute Analogie gibt es im Sport. Immer wenn Michael Jordan und die Chicago Bulls spielten, waren sie hohe Favoriten. Die Wettbüros verlangten einen Einsatz von $140 für einen Gewinn von $100, um die Wahrscheinlichkeit auf ihre Seite zu bekommen. Im Aktien- und Warenmarkt spricht die Erfolgswahrscheinlichkeit für Sie, und der Gewinn ist in einem hohen Verhältnis auf Ihrer Seite. Die Erfolgswahrscheinlichkeit ist ungefähr 60 v 70 Prozent und das Erfolg-zu-Verlust-Verhältnis = 3 zu 1. Handel bedeutet Risikokontrolle. Das ist das LEinzige?, was ein Händler kontrollieren kann, weil niemand weiß, was als nächstes passiert!
FRAGE: Mischen Sie Zeitrahmen?
Larry: Ich verwende drei Zeitrahmen. Mit Tages- und Stunden-Charts arbeite ich im Swing-Trading, mit 1-Minuten-Charts beim Daytraden. Ich versuche, meine Handelsschirme nicht mit zu vielen Indikatoren zu verstopfen. Ich mache sowieso keinen großen Gebrauch von Indikatoren, weil die Mustererkennungstechniken führen und nicht nachlaufen.
FRAGE: Wie viele verschiedene Setups verwenden Sie im Trading?
Larry: Ich benutze eine Handvoll guter Muster sehr regelmäßig. Dazu gehören die ABCD-Muster, Butterfly und die Gartley-Muster.
FRAGE: Wie stellen Sie fest, dass Sie in einem Markt falsch liegen?
Larry: Das Gute beim Traden mit Kursmustern ist, dass Sie mit sehr kleinen Stopps arbeiten können. Viel davon besteht darin, das Muster im Zusammenhang mit den Marktbedingungen zu sehen. Wenn Sie in Erwägung ziehen, ein Retracement in einem Aufwärtstrend zu kaufen, besteht immer noch die Frage, ob das 38,2 %-Retracement, das 50 %-Retracement oder das 61,8 %-Retracement relevant ist. Für das Auffinden von hochwahrscheinlichen Setups müssen Sie die Zahlen für sich arbeiten lassen; darin liegt der Schlüssel zum erfolgreichen Handel nach Mustern.
Das klingt so, als würde ich das Offensichtliche sagen, aber was ich wirklich sage ist, dass der erfolgreiche Händler auf ein Zusammentreffen wartet, bei dem zwei oder mehr Kursziele in demselben Bereich getroffen werden.
FRAGE: Ist Money Management ein unabhängiges Thema?
Larry: Es ist das Wichtigste beim Traden. Ich will etwas Weisheit aus 40 Trading-Jahren einfließen lassen (hier lacht Larry herzlich): Bezogen auf die Wichtigkeit ist Money Management Nummer 1, mentale Vorbereitung Nummer 2 und technisches Wissen Nummer 3.
FRAGE: Was, denken Sie, ist der Unterschied zwischen Ihnen und so vielen anderen Tradern, die aus dem Spiel geworfen wurden?
Larry: Ich habe etwas getan, was wenige tun. Ich ging meine Fehler durch, bis es mich krank machte. Ich tat es immer wieder; ich fragte mich dauernd, warum hast Du dieses oder jenes getan. Ich gab den Handel nie auf, ich dachte nicht einmal daran aufzugeben. Natürlich hatte ich ein paar Unterbrechungen, als es Wichtigeres gab, aber ich gebe niemals auf. Ich blieb dran.
FRAGE: Und wenn Sie nicht handeln, wie genießen Sie Ihre Freizeit?
Larry: Ich bin ein großer Reisefan. Ich unterrichte ernsthafte Schüler gern in der Kunst und Wissenschaft des Tradens und mache sie profitabel und erfolgreich. Ich halte mich fit, wandere und lese sehr viel. Es erfüllt mich mit Genugtuung, dass meine Tätigkeit Sinn und Zweck hat. Der Handel war ein Segen für mein Leben und hat mich mit vielen interessanten Menschen zusammengebracht. Ich habe das Glück gehabt, Seite an Seite mit einigen der besten Trader zu stehen, die Sie je sehen oder von denen Sie je hören werden, und ja, von außen sehen sie aus wie jeder andere, aber nur von außen. Innerlich sind sie der beharrlichste Haufen, den sie je treffen werden.
Der Handel ist ein spannendes Geschäft, aber Sie müssen auf alles vorbereitet sein. Ich erzähle gern die Geschichte von einem der härtesten Burschen, mit denen im Pit zu traden ich das Privileg hatte. Es war in den Achtzigern, und im Sojabohnenmarkt gab es wilde Swings. An diesem besonderen Tag waren Sojabohnen von Limit-up auf Limit-down und wieder zurück zu Limit-up gegangen. Mein Freund war von einem Bericht in den Nachrichten überrascht worden, hatte von long auf short gedreht und musste zusehen, wie der Markt wieder auf Limit-up ging. Da griff er nach seiner Brieftasche voller $100-Scheine, nahm sie alle und warf sie hoch in die Luft. Dabei schrie er über den verwunderten Pit: LAlles andere habt ihr gekriegt, da könnt ihr auch noch diesen Rest haben!? Doch am nächsten Tag war er wieder da.
B1) Dow Jones
Ich verwende das Bradley-Modell, um auf der richtigen Seite des Trends zu bleiben.. Der Dow komplettiert ein L3-drive-Muster?, und auch das Bradley-Modell dreht.
B2) JP Morgan
Das Muster bei JP Morgan-Aktien führte mit seinem bärischen Butterfly-Muster zu einer Short-Position. Die 1,414-Extensions wurde genau getroffen, und die Aktien verloren $1 im Verlauf der nächsten vier Handelsstunden.
B3) Gartley Muster
Bullisches Butterfly-Muster: eine geordnete Sequenz Kursmuster mit Fibonacci-Retracements in Erwartung einer bullischen Bewegung bei D.
Bärisches Butterfly-Muster: eine geordnete Sequenz Kursmuster mit Fibonacci-Retracements in Erwartung einer bärischen Bewegung bei D.
Quelle: www.traders-mag.com
NEW 13.08.06 16:07
Interview mit Dmitry Bourtov - Liebesgrüße aus Moskau
Redakteur: FR Datum 08.08.2006 - Uhrzeit 14:50 (╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Als echtes Kind der früheren Sowjetunion, wäre Dmitry Bourtov wahrscheinlich führender Wissenschaftler in den Rängen der mächtigen Militärmaschinerie der UdSSR geworden, wäre da nicht der Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums gewesen. Statt mit Militärwissenschaft fortzufahren, begann Dmitry in den wilden russischen Märkten der 1990er zu handeln und betreibt jetzt einen erfolgreichen US-basierten privaten Hedge Fond mit Namen Solaris Market Neutral. Er lebt aber mit seiner Frau und den zwei Kindern weiterhin in Moskau. Von seinem prächtigen Moskauer Büro aus betreibt er seine über hundert komplett automatisierten elektronischen Handelssysteme, die mehr als 2000 Orders 24 Stunden am Tag auf 30 westlichen Märkten ausführen. Dmitrys Unternehmen ist auch Market Maker in US Treasury Bond Options, und sein Options-Hedge Fond gehört zu den von The Barclay Research Group Ltd. nach Performance höchstbewerteten auf der Welt. Wir haben uns in mehreren Interviews mit Mr. Bourtov informiert und zeichnen seine bemerkenswerte Geschichte von Russlands tiefem Süden bis zur Gründung eines Spitzen-Fonds heute nach.
FRAGE: Bitte erzählen Sie uns etwas über Ihren Hintergrund.
Dmitry Bourtov: Ich wurde im Dezember 1970 geboren und wuchs im Süden Russlands in einer Gegend namens Krasnodar nahe am Schwarzen Meer auf. Dort studierte ich in einer speziellen Schule für Physik und Mathematik. Ich interessierte mich sehr für Elektronik und Computer und baute meine erste Z80-Maschine mit 16.
Meine Eltern arbeiteten beide im militärisch-wissenschaftlichen Bereich der früheren Sowjetunion, und ich war dazu bestimmt, in ihre Fußstapfen zu treten. Mein Vater war Elektroningenieur. In späteren Jahren war er Leiter einer der Forschungsabteilungen an einem ziemlich großen militärischen Forschungsinstitut.
1994 machte ich meinen Hochschulabschluss am Moskauer Institute of Electronic Engineering mit einem Master in Computer Science und angewandter Mathematik. Meine letzten beiden Studienjahre für Computer-Wissenschaften waren in der Zeit der Veränderungen unter Gorbatschow recht schwierig. Die Aussichten, mit einem Abschluss in Computer Science einen guten Arbeitsplatz zu finden, waren daher äußerst gering. Gleichzeitig nahm ich etwas Unterricht in Buchhaltung, weil Jobs im wissenschaftlichen Bereich rar waren.
FRAGE: Wie sind Sie zu den Märkten gekommen?
Bourtov: Nach dem Abschluss arbeitete ich als Buchhalter. Das führte zu meinem Interesse an Volkswirtschaft.
Ein Freund von mir fing bei einer Investment-Gesellschaft an zu arbeiten, und ich war interessiert, selber ein Anlagekonto zu eröffnen. Das war Ende ´94. Das Unternehmen, North Brokers, existiert nicht mehr. Es arbeitete an der örtlichen Moscow Central Stock Exchange. Ich handelte in erster Linie Rubel gegen Dollar. Ich habe recht gut angefangen, aber nach sechs Monaten brach die Börse ein. Damals gab es keine getrennten Konten, und keine Trennung zwischen der Börse und dem Clearinghaus. Für die Händler war es ein ziemlich wildes Umfeld. Es war aber eine gute Lektion. Ich habe insgesamt viel dabei gelernt.
FRAGE: Wie viel haben Sie verloren, als die Börse den Handel einstellte?
Bourtov: Ich fing mit einem Gegenwert von vielleicht achttausend Dollar an. Als die Börse schloss, hatte ich das auf vierzig- oder fünfundvierzigtausend aufgebaut. Dann kam der Tag der öffentlichen Bekanntmachung, dass die Börse alle Aktivitäten eingestellt hatte. Ich verlor alles Geld. Die Börse machte ganz zu.
FRAGE: Warum versagte die Börse?
Bourtov: Eigentlich ein klassischer Fall fehlender Regulierung. Die Börse hatte eine sehr kriminelle Art, muss ich sagen, Einschüsse zu bewerten. Zum Beispiel akzeptierten sie manchmal von lokalen Banken herausgegebene Schuldinstrumente ohne zu prüfen, ob sie überhaupt das Papier wert waren, auf dem sie gedruckt waren.
Damals gab es noch andere lokale Börsen, zum Beispiel das Moscow Board of Trade. Sie erlitt das gleiche Schicksal wie Moscow Central. Anfangs hatten wir in Russland keine sehr strikten Regeln.
FRAGE: Handeln Sie noch in Moskau?
Bourtov: Seit meinen Verlusten 1995 habe ich mich in erster Linie auf die westlichen Märkte konzentriert.
FRAGE: Gibt es heute in Russland eine bessere Regulierung?
Bourtov: Es ist jetzt viel besser. Heute müssen getrennte Konten geführt werden, und es gibt eine Art physischer Trennung zwischen Börse und Clearinghaus. Das letzte große Desaster gab es 1998 mit der Government Bonds-Geschichte. Viele Börsen hatten damals schwierige Zeiten.
FRAGE: Meinen Sie, dass Sie je wieder auf russischen Märkten handeln werden?
Bourtov: Sehr unwahrscheinlich. Der Markt ist immer noch klein und verglichen mit den Vereinigten Staaten verhältnismäßig unterreguliert v trotz enormer Verbesserungen.
FRAGE: Welche Techniken haben Sie damals verwendet?
Bourtov: Echtzeitdaten, die damals von Reuters kamen, waren extrem teuer. Reuters Money 2 000 kostete in jener Zeit 6 000 Dollar im Monat. Anfangs habe ich also lediglich Tagesdaten in eine Excel-Tabelle importiert, um meine Analyse in elementarer Weise zu machen.
Zum Schluss stand klassisches emotionales Trading einem etwas systematischeren Ansatz gegenüber. Sehr diskretionär im Vergleich mit dem, was ich heute mache.
FRAGE: Haben Sie in Vollzeit gehandelt?
Bourtov: Nicht zu der Zeit. Damals arbeitete ich noch als Buchhalter und handelte in meiner Freizeit.
FRAGE: Wann und wie sind Sie wieder zum Trading gekommen?
Bourtov: Ich begann Ende 1995 wieder mit dem Handel, wenige Monate nach dem Kollaps der Moscow Central Stock Exchange v dieses Mal bei Prudential Securities in den Vereinigten Staaten, hauptsächlich die Kontrakte der Chicago Mercantile Exchange und Chicago Board of Trade.
Mitte 1997 startete ich Unimarket Corporation. Es wurde seitdem zum Vehikel für fast meinen gesamten Handel.
1999 beantragte Unimarket die Registrierung als CTA (Commodity Trading Advisor bei der CFTC in den Vereinigten Staaten), wodurch ich Kundengelder annehmen und mit ihnen in einem regulierten Markt handeln konnte. Ich bestand die Examina im Jahr 2000, und der CTA-Status wurde uns gewährt.
FRAGE: Wie sind Sie zu Ihrer gegenwärtigen Handelsphilosophie gekommen?
Bourtov: Ich war sehr an Handelstechniken interessiert, die ohne menschliches Urteil auskamen. Ich arbeitete also daran, historisches Backtesting auf Serien von Marktdaten anzuwenden.
Ende 1994 bezahlte ich monatlich etwa 3 000 Dollar für Dow Jones Teletrac und führte damit meine technische Analyse durch. Eines Tages schickte mir jemand eine E-Mail mit einem Chart von einem CQG-Bildschirm (Commodity Quote Graphics). Ich nahm Kontakt mit CQG auf und benutzte dieses System an Stelle von Teletrac. Ich war ihr dritter Kunde in Russland. Die Qualität war viel besser, und im Vergleich mit Teletrac bezahlte ich nur etwa die Hälfte. Bei CQG lief das Einlesen der Daten automatisch. Für meine technische Analyse war das eine enorme Hilfe.
CQGs europäischer Marketing-Direktor bat mich um Hilfe für Kontakte in Russland. Sechs Monate danach, nachdem ich geholfen hatte, einige lokale Veranstaltungen zu organisieren, wurde ich ihr russischer Vertreter.
Das war im Januar 1996. Der Markt war damals sehr bullisch, und 1997 wurde ich CQGs europäischer Verkäufer des Jahres, weil ich in dem Jahr mehr Umsatz als irgendein anderer europäischer Verkäufer machte.
Ich tradete während der Zeit weiter und untersuchte Möglichkeiten für einen mehr systematischen Handel. 1998 beschloss CQG, das Talent der Leute hier zu nutzen und ein kleines Entwickler-Team in Russland zu gründen. 1999 wechselte ich vom Verkauf ganz in die Software-Entwicklung. Mein alter Hintergrund in Software und angewandter Mathematik hatte mich zu meinen Wurzeln zurück gebracht.
FRAGE: Ihr Trading-Fortschritt ging also Hand in Hand mit CQG?
Bourtov: Ja, ich entwickelte die Software und handelte gleichzeitig auf eigene Rechnung. Ich machte damals etwas allgemeine Entwicklung für CQG für Windows und später die CQG-Netzanwendung, aber wir beschäftigten uns auch mit Entwicklungsarbeit nur für uns selbst. Im weiteren Verlauf steckte ich tief in der Entwicklung des CQG Advanced Options Package.
Der Eigentümer von CQG (Tim Mather) tradet selbst viel, und wir entwickelten einige proprietäre Werkzeuge nur für den Eigengebrauch.
FRAGE: Würden Sie uns etwas über einige Ihrer allgemeinen Prinzipien oder Techniken erzählen, die Sie einsetzen?
Bourtov: Eines der Projekte, an denen wir arbeiteten, war der Einsatz neuronaler Netze. Ich entwickelte ein Produkt namens NND (Neural Network Designer), das es dem Benutzer erlaubt, anspruchsvolle neuronale Netze in Echtzeit zu bauen, zu trainieren und zu testen.
Wir verwendeten auch genetische Algorithmen zur Entwicklung eines Projekts für prognosefähige Mustererkennung, das wir noch heute benutzen.
FRAGE: Was ist mit dem Optionsprojekt?
Bourtov: Damals war ich ein Fan von Optionen. Ende 1998 gab CQG ein Optionsmodell unter meinem Namen heraus, das Bourtov-Modell. Das ist ein speziell für Aktienindexoptionen ausgelegtes Optionsmodell, bei denen der Volatilitätsunterschied enorm ist. Es fängt adaptiv die implizite laufende Volatilität und die des Vortages für eine genauere Berechnung der Griechen und des theoretischen Preises ein.
FRAGE: Hat dieses Modell inzwischen weite Verbreitung gefunden?
Bourtov: Im Augenblick gibt es das exklusiv mit der normalen CQG-Netzanwendung. Wenn Sie also das Advanced Options Package verwenden, das zur Zeit weltweit einige hundert Leute nehmen, dann bekommen Sie mein Modell.
FRAGE: Handeln Sie heute noch mit Optionen?
Bourtov: Ja. Danach handelte ich immer mehr Optionen und 1999 machten Optionen auf Aktienindex-Futures 99 Prozent meines Portfolios aus. Heute allerdings nicht mehr. Jetzt entsprechen Optionen etwa 25 bis 30 Prozent meines gesamten Trading-Volumens, und der Rest sind Futures-Aktivitäten.
FRAGE: Welche Art Optionsstrategien bevorzugen Sie?
Bourtov: Hauptsächlich deltaneutrale Strategien, aber ich setze mein Modell ein, weil es präzisere Ergebnisse produziert. Es bewertet, was zu billig bzw. zu teuer war und hält dabei die Gesamtposition deltaneutral. Es ist sehr systematisch, und das Modell ist eigentlich recht einfach, aber es ist mathematisch sehr aufwändig zu ermitteln, warum dieses oder jenes sehr billig oder teuer ist.
CQG hat das Modell als Standard in seinem Advanced Options Package, und obwohl die Formel nicht veröffentlicht wird, bekommt man die Griechen und kann die Unterschiede sehen. Fast mein gesamtes Options-Trading basiert darauf, und ich habe einen Weg gefunden, mein Portfolio auszubalancieren und eine Art Arbitrage-Funktion bei Optionen auf Aktienindex-Futures durchzuführen.
FRAGE: Welchen Erfolg hatten Sie mit Ihren Optionsstrategien?
Bourtov: 1999 übertrug ich mein Konto dann zu Refco, und ich hatte mehrere hundert Prozent Ertrag bei meinem Trading. Ich steigerte in dem Jahr ein Konto von rund einhundertfünfzigtausend Dollar auf eine siebenstellige Zahl.
Nach einigem Auf und Ab beschloss ich dann, nicht mehr mit dem Ertrag selbst zu arbeiten, sondern stattdessen mit der Sharpe Ratio. Es ist viel wichtiger, mit einem Risiko-adjustierten Ertrag zu arbeiten.
FRAGE: Haben Sie damals mehr Intraday- oder Positions-Trading betrieben?
Bourtov: Es war Positionshandel.
FRAGE: Haben Sie Werkzeuge wie Trade Station eingesetzt?
Bourtov: Nein, ich bin im wesentlichen bei CQG geblieben und habe meine eigenen Werkzeuge eingesetzt, dazu auch viel Microsoft Excel.
FRAGE: Erzählen Sie uns etwas über Ihr Futures-Trading?
Bourtov: Im Jahr 2000 begann CQG mit der Arbeit an einem Frontend als elektronischem Ordereingabesystem. Wenige Monate vor dem Start dieses Projektes hatten wir ein Backtesting- und Optimierungsmodul zu CQG fertig gestellt.
Also war die ganze Idee, etwas zu entwickeln, das das mit Daten aus der Vergangenheit getestete System automatisch ohne menschlichen Eingriff handeln ließ. Man braucht es jetzt nur einzuschalten und zu überwachen. Das beseitigt den häufig schädlichen emotionalen menschlichen Input, von dem ich wegkommen will.
Im Jahr 2001 gingen wir mit richtigem Geld an die Börse und handelten ein Multi-Portfolio-System über viele Märkte. Jetzt habe ich mehr als 100 automatische Handelssysteme, die an den meisten elektronischen Futures-Märkten der Welt eine Vielzahl an Portfolios handeln.
In Europa handeln wir Futures auf den DAX, Eurostoxx, EuroBobl, FTSE und CAC 40. Wir handeln alle liquiden elektronischen Futures-Märkte wie T-Bonds, S&P-minis und Eurodollar in den Staaten.
Unsere aktuelle Trading-Software wurde im Mai 2004 freigegeben v zunächst für unsere interne Verwendung. Das Produkt namens Odyssey handelt nicht nur Futures, sondern jede Portfolio-Kombination auf viel schnellere Weise.
FRAGE: Zum Beispiel?
Bourtov: Es handelt nicht nur Optionen auf Futures, sondern auch nur Futures in Kombination. Wir benutzen es auch, um den Markt in Optionen zu machen und zur Arbitrage. Dadurch sind wir in der Lage, Kurse in Treasury Bonds und E-minis in Globex mit engen Spreads zu stellen.
Wir haben zum Beispiel kein technisches Problem damit, für alle T-Bond-Optionen 2-Tick-Spreads zu stellen. Im Augenblick decken wir nicht alle ab, weil es noch offene Fragen zur Bandbreite und mit der Regulierungsbehörde gibt. Wir arbeiten daran, sie zu klären und die Anerkennung als Market Maker zu erhalten.
FRAGE: Das klingt nach einer totalen technischen Revolution bei Ihnen. Über 100 elektronische Trading-Systeme, die 24 Stunden lang mehr als 2000 Mal an über 30 elektronischen Märkten handeln, ist ein ziemliches Volumen v selbst bei Automatisierung. Wie groß ist das Team, mit dem Sie das alles bewältigen?
Bourtov: Zusammen sind wir zur Zeit sieben, mich mitgezählt. Einige von uns arbeiten in Forschung und Entwicklung, während andere die Trades beobachten, mit dem Back Office arbeiten oder behördlichen Auflagen nachkommen.
FRAGE: Können Sie eines Ihrer Systeme an uns abgeben?
Bourtov: Viele der von uns verwendeten Systeme sind in Wirklichkeit extrem simpel. Manche von den Sachen, die wir einsetzen, sind keine Raketentechnik. Die wirkliche Kunst ist das Managen des Risikos innerhalb der Trades innerhalb des gesamten Portfolio-Bildes.
Um dies zu demonstrieren, entwarf ich vor einigen Jahren als Beispiel ein System mit einem zufälligen Einstiegspunkt. Durch die Steuerung der Kontraktzahl und das Managen des Ausstiegs war das System positiv. Money Management ist also viel wichtiger als die Trade-Auswahl. Durch Anwendung des Systems, sagen wir 70 bis 100 mal, können Sie das System in einem Zeitraum von zwei Jahren etwa 80 Prozent der Zeit profitabel haben.
Wenn das System zum Beispiel mit einem Portfolio von 20 US-Futures-Märkten mit Tagesdaten gehandelt wird, ist die Wahrscheinlichkeit, ein Verlustjahr zu erleben, geringer als ein Prozent. Wir benutzen dieses Zufallssystem sogar als Maßstab, wenn wir neue Systeme entwickeln. Meine statistische Mindesterwartung ist, die Zufallstestergebnisse mit einem neuen System zu schlagen!
Money Management ist viel wichtiger als das Treffen der Entscheidung bei der Trade-Auswahl.
FRAGE: Wie können wir mehr über diese Money-Management-Techniken erfahren?
Bourtov: Wenn Sie sich umsehen, finden Sie tonnenweise Bücher mit den verschiedensten Indikatoren. Es gibt darunter ein paar, die sich mit der Einrichtung robuster Risikokontrollsysteme befassen.
FRAGE: Welche Bücher empfehlen Sie dafür?
Bourtov: Ich empfehle von Thomas Stridsman geschriebene Bücher. Er hat eine sehr gute konzeptionelle Vorstellung von stabilem Risiko und eine systematische Vorgehensweise für das Management des Risikos. Ein Buch heißt Trading Systems and Money Management und das andere Trading Systems that Work, beide bei McGraw Hill veröffentlicht. Auch Quantitative Trading Strategies von Lars Kestner.
FRAGE: Und andere Bücher?
Bourtov: Über Optionen ist mein Favorit Buying and Selling Volatility von Kevin Conolly.
Ein anderes Buch, das ich schätze, heißt Dynamic Hedging von Nassim Taleb.
FRAGE: Wessen Geld handeln Sie?
Bourtov: Ich handele mein eigenes Geld, und ich habe einen Hedge Fond in den Staaten namens Solaris Market Neutral. Er handelt verschiedene Optionsstrategien nach meinem Modell.
FRAGE: Kann man in Ihren Fond investieren?
Bourtov: Ja, er ist offen. Geeignete Anleger können teilnehmen. Die Performance-Zahlen sind auf der Website www.barclaygrp.com der Barclay Trading Group verfügbar. Letztes Jahr wurden wir auf einer rollierenden 36-Monate-Performance-Tabelle beständig zwischen Nummer zwei und Nummer sieben der allgemeinen Rangliste eingestuft.
Die Berechnungen der Barclay Group weisen unseren durchschnittlichen Jahrsgewinn mit 28 Prozent nach allen Gebühren und Provisionen aus.
FRAGE: Welche Mindestkontogröße können Sie akzeptieren?
Bourtov: Für den Fond sind es $100 000. Das ist eine Voraussetzung. Für ein Privatkonto, das ich außerhalb des Fonds manage, sind es um eine Million Dollar.
FRAGE: Würden Sie bitte einmal die Zahlen der Jahres-Performance nennen?
Bourtov: Wir haben den Fond 2001 aufgelegt und erzielten 18,80 Prozent. 2002 war unser einziges Verlustjahr mit -24,30 Prozent. Wir versuchen nicht zu verschleiern, was vorgefallen ist, aber wir haben Schritte unternommen, um unser Möglichstes zu tun, damit das nicht wieder passiert. 2003 erzielten wir +20,54 Prozent, 2004 +59,18 Prozent und 2005 waren es +26,4 Prozent. Bis Ende April 2006 sind wir offiziell +3,70 Prozent im Plus.
FRAGE: Was würden Sie sagen ist neben der Systematisierung und Automatisierung der Kern Ihrer Trading Philosophie?
Bourtov: Wir setzen eine Menge einzigartiger statistischer Arbitragemethoden mit einem systematischen Algorithmus für das Risiko-Management des Portfolios ein.
Auch pflegen wir einen Ansatz sehr starker Diversifizierung: mit anderen Worten, so viele liquide Märkte wie möglich in so vielen verschiedenen Zeitrahmen und mit so vielen Handelssystemen wie möglich handeln.
Wir konzentrieren uns in jedem einzelnen Markt in erster Linie auf Risiko statt Performance.
FRAGE: Wie wirkt es sich auf Ihr Trading aus, dass Sie Buchhalter, Software-Entwickler und Wissenschaftler sind?
Bourtov: Es hilft sehr. Häufig wende ich bei der Arbeit an einem Modell dieselben Techniken an, die von Ingenieuren und in der Elektronik gebraucht werden. Mein Mathe-Hintergrund hilft auch.
Auch der buchhalterische Hintergrund hilft, aber nicht so viel wie Technik und Mathematik. Deshalb hat sich mein Trading so entwickelt, wie es ist. Es ist ein ingenieursmäßiges Vorgehen.
FRAGE: Kommen Fehler wie Spikes bei der Kursdatenversorgung vor, die zum Beispiel zu falschen Handelssignalen führen?
Bourtov: Ja, manchmal. Manche Spikes werden von der Systemlogik ausgefiltert und einige wirken sich auf unsere Ausführungen aus. Zum Beispiel können Orders abgelehnt oder bei der Weiterleitung an die Börse verzögert werden. Solche Dinge können potenzielle Fehler im Sinn der strikten Systemlogik verursachen. Typischerweise haben wir die zwischen zwei und fünf fehlerhafte Orders pro Tag bei insgesamt um 2000.
Als Schutz vor solchen Fehlern verwenden wir auf einem getrennten Server laufende unabhängige Software, die unsere Echtzeitposition anhand der Order-Ausführungen gegenüber der theoretischen Position gemäß dem Modell überprüft und sie in kürzester Zeit in Einklang bringt.
FRAGE: Ihr Ordereingabesystem überprüft sich also selber auf Fehler?
Bourtov: Ja, das ist eine ganz wichtige Bedingung.
FRAGE: Wie sahen Ihr bester und schlechtester Trade bzw. Trading-Periode aus?
Bourtov: Ende November 2000 spielte Natural Gas verrückt. Ich hielt eine große Position in Natural Gas-Optionen, und in einer Nacht legte der Markt siebeneinhalb Mal seine jährliche Standardabweichung zurück. Ich konnte die Position drei Tage lang nicht schließen. Ich wurde nach und nach hinausgedrückt. Das lehrte mich eine Lektion über den Handel in illiquiden Märkten.
FRAGE: Wieviel haben Sie verloren?
Bourtov: Alles in allem über mehrere Portfolios summierte es sich auf eine siebenstellige Zahl.
FRAGE: Möchten Sie sagen, wie viel?
Bourtov: Ich möchte nicht. Aber der Verlust war ziemlich bedeutsam und beeinträchtigte die Gesamt-Performance.
FRAGE: Gehen wir weiter zu Ihrem besten Trade.
Bourtov: Wenn Ihr System einfach nur korrekt tradet, ist das ein großartiger Trading-Tag. Es gibt für mich kein Lallerbestes Trade?-Szenario als solches, weil ich die Dinge nicht vom Standpunkt des einzelnen Trades aus sehe.
Mein bester Zeitraum war, als ich 596 Prozent auf mein Gesamtportfolio von $150 000 machte; das war 1999.
FRAGE: Warum handeln Sie mit dem Geld anderer Leute?
Bourtov: In erster Linie aus zwei Gründen:
Erstens, wenn Sie einen Fond managen, zwingt Sie das, systematischer und gründlicher zu sein.
Es ist auch ein völlig anderes persönliches Gefühl, für Anleger zu traden. Man kann nicht sagen: LIch fühle mich heute oder diese Woche nicht nach handeln?.
Zweitens, wenn man ein Modell entwickelt, gibt es keinen Grund, nicht zehn Millionen mit ihm zu handeln statt einer Million. Warum also kein Geld managen?
Der Handel ist mit festen Kosten verbunden, die nicht niedrig sind. Ich unterhalte ein Team aus mehreren Entwicklern außer mir. Zu handeln und mit dem Handel des Geldes anderer Leute mehr Geld zu verdienen, hilft die Kosten zu verteilen und insgesamt mehr Geld zu verdienen.
FRAGE: Ein Kommentar zu den aktuellen Märkten, insbesondere zu den spektakulären Anstiegen bei bestimmten Waren?
Bourtov: Nein, weil alles, was ich tue, rein systematisch ist. Jedes Jahr passiert irgendetwas. Wenn man den richtigen Prozeduren folgt, ist es in der Praxis gleichgültig, was passiert. Wir folgen festgelegten Modellen. Es ist ziemlich schwierig vorherzusagen, welche Commodity als nächstes eine große Bewegung machen wird. Daher sind unsere Modelle so konzipiert, dass sie die nächste große Bewegung in jedem Markt mitmachen werden, so lange es ein liquider Markt ist. Und wir versuchen, illiquiden Märkten fern zu bleiben.
FRAGE: Wie weit zurück reichen Ihre Testdaten? Haben Sie beispielsweise zwanzig Jahre zurückgetestet?
Bourtov: Das hängt völlig davon ab, um was für eine Art Modell es sich handelt. Für langfristige Sachen testen wir mit Daten ab 1970. Solche Portfolios basieren auf Wochendaten.
FRAGE: Wie bestimmen Sie, wann Sie in einem Trade falsch liegen?
Bourtov: Wirklich wichtig ist, dass man nicht mehr verliert, als man aufgrund der Risikozuteilung verlieren darf.
FRAGE: Wieviel Ihres Kapitals riskieren Sie pro Trade?
Bourtov: Normalerweise ist das nicht mehr als ein halbes Prozent des Portfolios für einen einzelnen Trade.
FRAGE: Wie ist das Verhältnis zwischen Ihren Gewinn- und Verlust-Trades?
Bourtov: Das variiert stark von System zu System.
Zum Beispiel haben wir in unserem Futures-Handel mehr Verlierer als Gewinner, aber die Gewinner sind viel größer als die Verlierer. Im Allgemeinen sind unsere Gewinner zwei bis dreimal so groß wie unsere Verlierer.
FRAGE: Was ist für Sie das Frustrierendste beim Traden?
Bourtov: Zu warten. Man entwirft ein System, testet es und dann muss man lange warten, um im Markt zu sehen, ob es tatsächlich wie erwartet funktioniert.
Und noch etwas. Niemand verliert gern Geld, obwohl Verluste Teil des Spiels sind, insgesamt zu gewinnen. Man kann nicht mit jedem einzelnen Trade in jeder einzelnen Woche und an jedem einzelnen Tag Gewinn machen. Es ist also Teil des Geschäftes. Aber es ist trotzdem frustrierend, Verlustperioden auszusitzen.
Ein weiterer großer Anlass für Frust ist die Tatsache, dass weniger als fünf Prozent der originalen frischen Handelsideen sich in tatsächliche echte Systeme verwandeln. 95 Prozent der Ideen landen nach viel harter Arbeit im Papierkorb.
FRAGE: Was finden Sie am Traden als besonders befriedigend?
Bourtov: Wenn man eine Idee hat und mit ihr richtig liegt, braucht man nicht viel herumzusuchen, wem man sie verkaufen könnte. Es ist nicht so, als hätte man eine gute Idee oder ein Produkt, das man nicht verkaufen kann, weil niemand es haben will. Der Markt ist immer bereit, die Idee bereitwillig aufzunehmen. Das finde ich besonders befriedigend.
FRAGE: Wo sehen Sie den Unterschied zwischen erfolgreichen Tradern und erfolglosen Tradern?
Bourtov: Es ist alles eine Sache der Stabilität. Erfolgreiche Trader sind in der Lage, Jahr für Jahr für Jahr Geld zu verdienen.
FRAGE: Bieten Sie Seminare oder Training an?
Bourtov: Ich gebe keine externen Seminare, aber manchmal mache ich welche für das interne Entwickler-Team.
Vielleicht spreche ich ein wenig über allgemeine Konzepte, aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn man etwas extrem Gutes zu erzählen hat, könnte man $100 000 für einen Vortrag berechnen, aber die Idee ist vielleicht viel mehr wert als das.
FRAGE: Bitte beschreiben Sie das Grundprinzip Ihrer Trading-Strategie.
Bourtov: Mit einem Wort: Diversifikation. So viele verschiedene Prinzipien und Faktoren wie möglich mit einbeziehen.
FRAGE: Welche Indikatoren bevorzugen Sie?
Bourtov: Wir benutzen viele verschiedene Indikatoren, aber man bekommt gute Ergebnisse mit unterschiedlichen Gleitenden Durchschnitten und Studien der Standardabweichung, die wir recht häufig verwenden. Wir mögen auch Digital Data Processing, digitale Filter und viele andere Techniken einschließlich neuronaler Netzwerke und genetischer Algorithmen.
FRAGE: Neigen Sie tendenziell zu nachlaufenden Stopps oder Kurszielen für das Schließen Ihrer Positionen?
Bourtov: Wir benutzen beide nicht direkt. Hauptsächlich schließen wir die Trades aufgrund von Signalen. Wir könnten einen nachlaufenden Stopp benutzen, der auf der Volatilität des Marktes basiert. Das würde man wohl einen dynamischen Trailing-Stopp nennen.
FRAGE: Welche Zeitrahmen und Intervalle verwenden Sie beim Traden?
Bourtov: Wir setzen Modelle für alle Zeitbereiche von wöchentlichen bis Intraday-Tickdaten ein.
FRAGE: Würden Sie den Handel mit Ihren Systemen stoppen, wenn Wirtschaftsdaten oder andere fundamentalen Nachrichten zu erwarten sind?
Bourtov: Nein. Wir haben zum Beispiel am 11. September durchgehandelt.
FRAGE: Traden Sie jemals aus einer Laune heraus oder machen einen nicht-mechanischen Trade?
Bourtov: Sehr selten. Praktisch nie. Vielleicht ein oder zwei Mal im Jahr auf meinem eigenen Konto.
FRAGE: Wie unterscheidet sich Ihr eigenes Konto von dem Fond-Konto?
Bourtov: Meist benutze ich mein eigenes Konto zur Erprobung von Konzepten, oder ich mache Live-Tests mit neuen Systemen. Ich ziehe es vor, sie auf meinem eigenen Konto zu erproben und jedes Experimentieren ohne Gefährdung von Kundengeldern durchzuführen.
FRAGE: Wie haben Sie in den vergangenen ein, zwei Monaten abgeschnitten?
Bourtov: Bis Ende April 2006 hatte Solaris Market Neutral 3,97 Prozent für dieses Jahr zugelegt.
FRAGE: Wie geht es Ihnen mit dem Stress und der Erschöpfung beim Handel?
Bourtov: Ich schlafe ziemlich gut, habe damit also keine Probleme. Ich kenne das Systemverhalten, so dass es nichts Unerwartetes gibt. Ich bin nicht bildschirmsüchtig.
Ich bin ein recht entspannter Mensch. Wenn ich reise, habe ich ein Notebook bei mir und kann mich von jedem Punkt unseres Planten immer innerhalb einer halben Stunde zuschalten. Man muss immer mit einer Computer- oder comms-Frage rechnen. Manchmal verursacht die Börse ein Problem; man muss also immer bereit sein, sich mit Störungen zu befassen.
FRAGE: Wie lange laufen Ihre typischen Trades?
Bourtov: Das variiert von System zu System. Arbitrage-Trades können von ein paar Millisekunden bis zu einigen Minuten dauern.
Eine meiner Optionsstrategien von 1999 ist noch offen. Seitdem habe ich die Positionen gerollt.
Der Trade verdient einfach immer weiter Geld. Bei Futures-Trades ist es genauso. Systeme mit Wochendaten können über ein Jahr laufen und Arbitrage-Trades weniger als eine Sekunde. Einfach alle Seiten elektronisch anpassen.
FRAGE: Handeln Sie auch Aktien?
Bourtov: Nicht viel. Zum Zweck meines eigenen Unterrichts habe ich damit etwas angefangen. Vielleicht in der Zukunft.
FRAGE: In welchem Verhältnis stehen Intraday- und Positions-Trades zueinander?
Bourtov: Die Mittelzuordnung ist für Intraday-Trading ungefähr 40 Prozent, aber es macht etwa 80 Prozent des Handelsvolumens aus.
FRAGE: Wie hoch war Ihr größter Drawdown in den letzen zwei bis drei Jahren?
Bourtov: Seit Anfang 2003 war unser größter Drawdown knapp unter sieben Prozent. Das ist für mich entscheidend. Früher war das anders.
FRAGE: Was meinen Sie damit?
Bourtov: Im Jahr 2002 erlitt der Solaris Market Neutral-Fond in der Jahresmitte einen großen Drawdown von 59,3 Prozent v trotzdem beendeten wir das Jahr nur mit 24 Prozent Verlust. In einigen Märkten fing die Volatilität an zu explodieren, wodurch wir Verluste erlitten. Zusätzlich zogen einige Anleger ihr Geld ab, wodurch wir unsere Positionen in sehr ungünstigen Marktverhältnissen liquidieren mussten.
Das führte zu grundsätzlichen Änderungen des Handels in Fond. Wir eröffnen keine Positionen mehr in illiquiden Märkten und haben von diesem Ansatz seither profitiert. Außerdem diversifizieren wir jetzt wesentlich mehr, so dass unser Risiko noch weiter reduziert wird.
FRAGE: Natürlich müssen diese Jahre erfolgreichen Handels zu einem erheblichen Anstieg Ihres persönlichen Vermögens geführt haben -
Bourtov: Ja.
FRAGE: Was tun Sie gerne?
Bourtov: Außerhalb des Tradens verbringe ich die Zeit gern mit meiner Familie und Freunden.
Design ist mein Hobby. In der Architektur. Ich habe aktiv am Entwurf meiner Wohnung mitgearbeitet. Manchmal muss man einfach eine Pause von den Dingen machen, die mit der Arbeit zu tun haben.
Besonders gern gehen wir in die Stadt. Ich reise auch sehr viel und freue mich auf die Skiferien.
FRAGE: Wer ist Ihr liebster Architekt?
Bourtov: Antonio Gaudi.
FRAGE: Haben Sie Ziele und Vorstellungen für die Zukunft?
Bourtov: Ich werde weiterhin an der technischen Entwicklung meiner Systeme arbeiten, zum Beispiel am Trade Routing, systematischer Ausführung und Modellentwicklung. Ich mag solche Sachen einfach.
Kontakt zu Bourtov über dmitry.bourtov@unimarket.us.
Quelle: www.traders-mag.com
Redakteur: FR Datum 08.08.2006 - Uhrzeit 14:50 (╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Als echtes Kind der früheren Sowjetunion, wäre Dmitry Bourtov wahrscheinlich führender Wissenschaftler in den Rängen der mächtigen Militärmaschinerie der UdSSR geworden, wäre da nicht der Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums gewesen. Statt mit Militärwissenschaft fortzufahren, begann Dmitry in den wilden russischen Märkten der 1990er zu handeln und betreibt jetzt einen erfolgreichen US-basierten privaten Hedge Fond mit Namen Solaris Market Neutral. Er lebt aber mit seiner Frau und den zwei Kindern weiterhin in Moskau. Von seinem prächtigen Moskauer Büro aus betreibt er seine über hundert komplett automatisierten elektronischen Handelssysteme, die mehr als 2000 Orders 24 Stunden am Tag auf 30 westlichen Märkten ausführen. Dmitrys Unternehmen ist auch Market Maker in US Treasury Bond Options, und sein Options-Hedge Fond gehört zu den von The Barclay Research Group Ltd. nach Performance höchstbewerteten auf der Welt. Wir haben uns in mehreren Interviews mit Mr. Bourtov informiert und zeichnen seine bemerkenswerte Geschichte von Russlands tiefem Süden bis zur Gründung eines Spitzen-Fonds heute nach.
FRAGE: Bitte erzählen Sie uns etwas über Ihren Hintergrund.
Dmitry Bourtov: Ich wurde im Dezember 1970 geboren und wuchs im Süden Russlands in einer Gegend namens Krasnodar nahe am Schwarzen Meer auf. Dort studierte ich in einer speziellen Schule für Physik und Mathematik. Ich interessierte mich sehr für Elektronik und Computer und baute meine erste Z80-Maschine mit 16.
Meine Eltern arbeiteten beide im militärisch-wissenschaftlichen Bereich der früheren Sowjetunion, und ich war dazu bestimmt, in ihre Fußstapfen zu treten. Mein Vater war Elektroningenieur. In späteren Jahren war er Leiter einer der Forschungsabteilungen an einem ziemlich großen militärischen Forschungsinstitut.
1994 machte ich meinen Hochschulabschluss am Moskauer Institute of Electronic Engineering mit einem Master in Computer Science und angewandter Mathematik. Meine letzten beiden Studienjahre für Computer-Wissenschaften waren in der Zeit der Veränderungen unter Gorbatschow recht schwierig. Die Aussichten, mit einem Abschluss in Computer Science einen guten Arbeitsplatz zu finden, waren daher äußerst gering. Gleichzeitig nahm ich etwas Unterricht in Buchhaltung, weil Jobs im wissenschaftlichen Bereich rar waren.
FRAGE: Wie sind Sie zu den Märkten gekommen?
Bourtov: Nach dem Abschluss arbeitete ich als Buchhalter. Das führte zu meinem Interesse an Volkswirtschaft.
Ein Freund von mir fing bei einer Investment-Gesellschaft an zu arbeiten, und ich war interessiert, selber ein Anlagekonto zu eröffnen. Das war Ende ´94. Das Unternehmen, North Brokers, existiert nicht mehr. Es arbeitete an der örtlichen Moscow Central Stock Exchange. Ich handelte in erster Linie Rubel gegen Dollar. Ich habe recht gut angefangen, aber nach sechs Monaten brach die Börse ein. Damals gab es keine getrennten Konten, und keine Trennung zwischen der Börse und dem Clearinghaus. Für die Händler war es ein ziemlich wildes Umfeld. Es war aber eine gute Lektion. Ich habe insgesamt viel dabei gelernt.
FRAGE: Wie viel haben Sie verloren, als die Börse den Handel einstellte?
Bourtov: Ich fing mit einem Gegenwert von vielleicht achttausend Dollar an. Als die Börse schloss, hatte ich das auf vierzig- oder fünfundvierzigtausend aufgebaut. Dann kam der Tag der öffentlichen Bekanntmachung, dass die Börse alle Aktivitäten eingestellt hatte. Ich verlor alles Geld. Die Börse machte ganz zu.
FRAGE: Warum versagte die Börse?
Bourtov: Eigentlich ein klassischer Fall fehlender Regulierung. Die Börse hatte eine sehr kriminelle Art, muss ich sagen, Einschüsse zu bewerten. Zum Beispiel akzeptierten sie manchmal von lokalen Banken herausgegebene Schuldinstrumente ohne zu prüfen, ob sie überhaupt das Papier wert waren, auf dem sie gedruckt waren.
Damals gab es noch andere lokale Börsen, zum Beispiel das Moscow Board of Trade. Sie erlitt das gleiche Schicksal wie Moscow Central. Anfangs hatten wir in Russland keine sehr strikten Regeln.
FRAGE: Handeln Sie noch in Moskau?
Bourtov: Seit meinen Verlusten 1995 habe ich mich in erster Linie auf die westlichen Märkte konzentriert.
FRAGE: Gibt es heute in Russland eine bessere Regulierung?
Bourtov: Es ist jetzt viel besser. Heute müssen getrennte Konten geführt werden, und es gibt eine Art physischer Trennung zwischen Börse und Clearinghaus. Das letzte große Desaster gab es 1998 mit der Government Bonds-Geschichte. Viele Börsen hatten damals schwierige Zeiten.
FRAGE: Meinen Sie, dass Sie je wieder auf russischen Märkten handeln werden?
Bourtov: Sehr unwahrscheinlich. Der Markt ist immer noch klein und verglichen mit den Vereinigten Staaten verhältnismäßig unterreguliert v trotz enormer Verbesserungen.
FRAGE: Welche Techniken haben Sie damals verwendet?
Bourtov: Echtzeitdaten, die damals von Reuters kamen, waren extrem teuer. Reuters Money 2 000 kostete in jener Zeit 6 000 Dollar im Monat. Anfangs habe ich also lediglich Tagesdaten in eine Excel-Tabelle importiert, um meine Analyse in elementarer Weise zu machen.
Zum Schluss stand klassisches emotionales Trading einem etwas systematischeren Ansatz gegenüber. Sehr diskretionär im Vergleich mit dem, was ich heute mache.
FRAGE: Haben Sie in Vollzeit gehandelt?
Bourtov: Nicht zu der Zeit. Damals arbeitete ich noch als Buchhalter und handelte in meiner Freizeit.
FRAGE: Wann und wie sind Sie wieder zum Trading gekommen?
Bourtov: Ich begann Ende 1995 wieder mit dem Handel, wenige Monate nach dem Kollaps der Moscow Central Stock Exchange v dieses Mal bei Prudential Securities in den Vereinigten Staaten, hauptsächlich die Kontrakte der Chicago Mercantile Exchange und Chicago Board of Trade.
Mitte 1997 startete ich Unimarket Corporation. Es wurde seitdem zum Vehikel für fast meinen gesamten Handel.
1999 beantragte Unimarket die Registrierung als CTA (Commodity Trading Advisor bei der CFTC in den Vereinigten Staaten), wodurch ich Kundengelder annehmen und mit ihnen in einem regulierten Markt handeln konnte. Ich bestand die Examina im Jahr 2000, und der CTA-Status wurde uns gewährt.
FRAGE: Wie sind Sie zu Ihrer gegenwärtigen Handelsphilosophie gekommen?
Bourtov: Ich war sehr an Handelstechniken interessiert, die ohne menschliches Urteil auskamen. Ich arbeitete also daran, historisches Backtesting auf Serien von Marktdaten anzuwenden.
Ende 1994 bezahlte ich monatlich etwa 3 000 Dollar für Dow Jones Teletrac und führte damit meine technische Analyse durch. Eines Tages schickte mir jemand eine E-Mail mit einem Chart von einem CQG-Bildschirm (Commodity Quote Graphics). Ich nahm Kontakt mit CQG auf und benutzte dieses System an Stelle von Teletrac. Ich war ihr dritter Kunde in Russland. Die Qualität war viel besser, und im Vergleich mit Teletrac bezahlte ich nur etwa die Hälfte. Bei CQG lief das Einlesen der Daten automatisch. Für meine technische Analyse war das eine enorme Hilfe.
CQGs europäischer Marketing-Direktor bat mich um Hilfe für Kontakte in Russland. Sechs Monate danach, nachdem ich geholfen hatte, einige lokale Veranstaltungen zu organisieren, wurde ich ihr russischer Vertreter.
Das war im Januar 1996. Der Markt war damals sehr bullisch, und 1997 wurde ich CQGs europäischer Verkäufer des Jahres, weil ich in dem Jahr mehr Umsatz als irgendein anderer europäischer Verkäufer machte.
Ich tradete während der Zeit weiter und untersuchte Möglichkeiten für einen mehr systematischen Handel. 1998 beschloss CQG, das Talent der Leute hier zu nutzen und ein kleines Entwickler-Team in Russland zu gründen. 1999 wechselte ich vom Verkauf ganz in die Software-Entwicklung. Mein alter Hintergrund in Software und angewandter Mathematik hatte mich zu meinen Wurzeln zurück gebracht.
FRAGE: Ihr Trading-Fortschritt ging also Hand in Hand mit CQG?
Bourtov: Ja, ich entwickelte die Software und handelte gleichzeitig auf eigene Rechnung. Ich machte damals etwas allgemeine Entwicklung für CQG für Windows und später die CQG-Netzanwendung, aber wir beschäftigten uns auch mit Entwicklungsarbeit nur für uns selbst. Im weiteren Verlauf steckte ich tief in der Entwicklung des CQG Advanced Options Package.
Der Eigentümer von CQG (Tim Mather) tradet selbst viel, und wir entwickelten einige proprietäre Werkzeuge nur für den Eigengebrauch.
FRAGE: Würden Sie uns etwas über einige Ihrer allgemeinen Prinzipien oder Techniken erzählen, die Sie einsetzen?
Bourtov: Eines der Projekte, an denen wir arbeiteten, war der Einsatz neuronaler Netze. Ich entwickelte ein Produkt namens NND (Neural Network Designer), das es dem Benutzer erlaubt, anspruchsvolle neuronale Netze in Echtzeit zu bauen, zu trainieren und zu testen.
Wir verwendeten auch genetische Algorithmen zur Entwicklung eines Projekts für prognosefähige Mustererkennung, das wir noch heute benutzen.
FRAGE: Was ist mit dem Optionsprojekt?
Bourtov: Damals war ich ein Fan von Optionen. Ende 1998 gab CQG ein Optionsmodell unter meinem Namen heraus, das Bourtov-Modell. Das ist ein speziell für Aktienindexoptionen ausgelegtes Optionsmodell, bei denen der Volatilitätsunterschied enorm ist. Es fängt adaptiv die implizite laufende Volatilität und die des Vortages für eine genauere Berechnung der Griechen und des theoretischen Preises ein.
FRAGE: Hat dieses Modell inzwischen weite Verbreitung gefunden?
Bourtov: Im Augenblick gibt es das exklusiv mit der normalen CQG-Netzanwendung. Wenn Sie also das Advanced Options Package verwenden, das zur Zeit weltweit einige hundert Leute nehmen, dann bekommen Sie mein Modell.
FRAGE: Handeln Sie heute noch mit Optionen?
Bourtov: Ja. Danach handelte ich immer mehr Optionen und 1999 machten Optionen auf Aktienindex-Futures 99 Prozent meines Portfolios aus. Heute allerdings nicht mehr. Jetzt entsprechen Optionen etwa 25 bis 30 Prozent meines gesamten Trading-Volumens, und der Rest sind Futures-Aktivitäten.
FRAGE: Welche Art Optionsstrategien bevorzugen Sie?
Bourtov: Hauptsächlich deltaneutrale Strategien, aber ich setze mein Modell ein, weil es präzisere Ergebnisse produziert. Es bewertet, was zu billig bzw. zu teuer war und hält dabei die Gesamtposition deltaneutral. Es ist sehr systematisch, und das Modell ist eigentlich recht einfach, aber es ist mathematisch sehr aufwändig zu ermitteln, warum dieses oder jenes sehr billig oder teuer ist.
CQG hat das Modell als Standard in seinem Advanced Options Package, und obwohl die Formel nicht veröffentlicht wird, bekommt man die Griechen und kann die Unterschiede sehen. Fast mein gesamtes Options-Trading basiert darauf, und ich habe einen Weg gefunden, mein Portfolio auszubalancieren und eine Art Arbitrage-Funktion bei Optionen auf Aktienindex-Futures durchzuführen.
FRAGE: Welchen Erfolg hatten Sie mit Ihren Optionsstrategien?
Bourtov: 1999 übertrug ich mein Konto dann zu Refco, und ich hatte mehrere hundert Prozent Ertrag bei meinem Trading. Ich steigerte in dem Jahr ein Konto von rund einhundertfünfzigtausend Dollar auf eine siebenstellige Zahl.
Nach einigem Auf und Ab beschloss ich dann, nicht mehr mit dem Ertrag selbst zu arbeiten, sondern stattdessen mit der Sharpe Ratio. Es ist viel wichtiger, mit einem Risiko-adjustierten Ertrag zu arbeiten.
FRAGE: Haben Sie damals mehr Intraday- oder Positions-Trading betrieben?
Bourtov: Es war Positionshandel.
FRAGE: Haben Sie Werkzeuge wie Trade Station eingesetzt?
Bourtov: Nein, ich bin im wesentlichen bei CQG geblieben und habe meine eigenen Werkzeuge eingesetzt, dazu auch viel Microsoft Excel.
FRAGE: Erzählen Sie uns etwas über Ihr Futures-Trading?
Bourtov: Im Jahr 2000 begann CQG mit der Arbeit an einem Frontend als elektronischem Ordereingabesystem. Wenige Monate vor dem Start dieses Projektes hatten wir ein Backtesting- und Optimierungsmodul zu CQG fertig gestellt.
Also war die ganze Idee, etwas zu entwickeln, das das mit Daten aus der Vergangenheit getestete System automatisch ohne menschlichen Eingriff handeln ließ. Man braucht es jetzt nur einzuschalten und zu überwachen. Das beseitigt den häufig schädlichen emotionalen menschlichen Input, von dem ich wegkommen will.
Im Jahr 2001 gingen wir mit richtigem Geld an die Börse und handelten ein Multi-Portfolio-System über viele Märkte. Jetzt habe ich mehr als 100 automatische Handelssysteme, die an den meisten elektronischen Futures-Märkten der Welt eine Vielzahl an Portfolios handeln.
In Europa handeln wir Futures auf den DAX, Eurostoxx, EuroBobl, FTSE und CAC 40. Wir handeln alle liquiden elektronischen Futures-Märkte wie T-Bonds, S&P-minis und Eurodollar in den Staaten.
Unsere aktuelle Trading-Software wurde im Mai 2004 freigegeben v zunächst für unsere interne Verwendung. Das Produkt namens Odyssey handelt nicht nur Futures, sondern jede Portfolio-Kombination auf viel schnellere Weise.
FRAGE: Zum Beispiel?
Bourtov: Es handelt nicht nur Optionen auf Futures, sondern auch nur Futures in Kombination. Wir benutzen es auch, um den Markt in Optionen zu machen und zur Arbitrage. Dadurch sind wir in der Lage, Kurse in Treasury Bonds und E-minis in Globex mit engen Spreads zu stellen.
Wir haben zum Beispiel kein technisches Problem damit, für alle T-Bond-Optionen 2-Tick-Spreads zu stellen. Im Augenblick decken wir nicht alle ab, weil es noch offene Fragen zur Bandbreite und mit der Regulierungsbehörde gibt. Wir arbeiten daran, sie zu klären und die Anerkennung als Market Maker zu erhalten.
FRAGE: Das klingt nach einer totalen technischen Revolution bei Ihnen. Über 100 elektronische Trading-Systeme, die 24 Stunden lang mehr als 2000 Mal an über 30 elektronischen Märkten handeln, ist ein ziemliches Volumen v selbst bei Automatisierung. Wie groß ist das Team, mit dem Sie das alles bewältigen?
Bourtov: Zusammen sind wir zur Zeit sieben, mich mitgezählt. Einige von uns arbeiten in Forschung und Entwicklung, während andere die Trades beobachten, mit dem Back Office arbeiten oder behördlichen Auflagen nachkommen.
FRAGE: Können Sie eines Ihrer Systeme an uns abgeben?
Bourtov: Viele der von uns verwendeten Systeme sind in Wirklichkeit extrem simpel. Manche von den Sachen, die wir einsetzen, sind keine Raketentechnik. Die wirkliche Kunst ist das Managen des Risikos innerhalb der Trades innerhalb des gesamten Portfolio-Bildes.
Um dies zu demonstrieren, entwarf ich vor einigen Jahren als Beispiel ein System mit einem zufälligen Einstiegspunkt. Durch die Steuerung der Kontraktzahl und das Managen des Ausstiegs war das System positiv. Money Management ist also viel wichtiger als die Trade-Auswahl. Durch Anwendung des Systems, sagen wir 70 bis 100 mal, können Sie das System in einem Zeitraum von zwei Jahren etwa 80 Prozent der Zeit profitabel haben.
Wenn das System zum Beispiel mit einem Portfolio von 20 US-Futures-Märkten mit Tagesdaten gehandelt wird, ist die Wahrscheinlichkeit, ein Verlustjahr zu erleben, geringer als ein Prozent. Wir benutzen dieses Zufallssystem sogar als Maßstab, wenn wir neue Systeme entwickeln. Meine statistische Mindesterwartung ist, die Zufallstestergebnisse mit einem neuen System zu schlagen!
Money Management ist viel wichtiger als das Treffen der Entscheidung bei der Trade-Auswahl.
FRAGE: Wie können wir mehr über diese Money-Management-Techniken erfahren?
Bourtov: Wenn Sie sich umsehen, finden Sie tonnenweise Bücher mit den verschiedensten Indikatoren. Es gibt darunter ein paar, die sich mit der Einrichtung robuster Risikokontrollsysteme befassen.
FRAGE: Welche Bücher empfehlen Sie dafür?
Bourtov: Ich empfehle von Thomas Stridsman geschriebene Bücher. Er hat eine sehr gute konzeptionelle Vorstellung von stabilem Risiko und eine systematische Vorgehensweise für das Management des Risikos. Ein Buch heißt Trading Systems and Money Management und das andere Trading Systems that Work, beide bei McGraw Hill veröffentlicht. Auch Quantitative Trading Strategies von Lars Kestner.
FRAGE: Und andere Bücher?
Bourtov: Über Optionen ist mein Favorit Buying and Selling Volatility von Kevin Conolly.
Ein anderes Buch, das ich schätze, heißt Dynamic Hedging von Nassim Taleb.
FRAGE: Wessen Geld handeln Sie?
Bourtov: Ich handele mein eigenes Geld, und ich habe einen Hedge Fond in den Staaten namens Solaris Market Neutral. Er handelt verschiedene Optionsstrategien nach meinem Modell.
FRAGE: Kann man in Ihren Fond investieren?
Bourtov: Ja, er ist offen. Geeignete Anleger können teilnehmen. Die Performance-Zahlen sind auf der Website www.barclaygrp.com der Barclay Trading Group verfügbar. Letztes Jahr wurden wir auf einer rollierenden 36-Monate-Performance-Tabelle beständig zwischen Nummer zwei und Nummer sieben der allgemeinen Rangliste eingestuft.
Die Berechnungen der Barclay Group weisen unseren durchschnittlichen Jahrsgewinn mit 28 Prozent nach allen Gebühren und Provisionen aus.
FRAGE: Welche Mindestkontogröße können Sie akzeptieren?
Bourtov: Für den Fond sind es $100 000. Das ist eine Voraussetzung. Für ein Privatkonto, das ich außerhalb des Fonds manage, sind es um eine Million Dollar.
FRAGE: Würden Sie bitte einmal die Zahlen der Jahres-Performance nennen?
Bourtov: Wir haben den Fond 2001 aufgelegt und erzielten 18,80 Prozent. 2002 war unser einziges Verlustjahr mit -24,30 Prozent. Wir versuchen nicht zu verschleiern, was vorgefallen ist, aber wir haben Schritte unternommen, um unser Möglichstes zu tun, damit das nicht wieder passiert. 2003 erzielten wir +20,54 Prozent, 2004 +59,18 Prozent und 2005 waren es +26,4 Prozent. Bis Ende April 2006 sind wir offiziell +3,70 Prozent im Plus.
FRAGE: Was würden Sie sagen ist neben der Systematisierung und Automatisierung der Kern Ihrer Trading Philosophie?
Bourtov: Wir setzen eine Menge einzigartiger statistischer Arbitragemethoden mit einem systematischen Algorithmus für das Risiko-Management des Portfolios ein.
Auch pflegen wir einen Ansatz sehr starker Diversifizierung: mit anderen Worten, so viele liquide Märkte wie möglich in so vielen verschiedenen Zeitrahmen und mit so vielen Handelssystemen wie möglich handeln.
Wir konzentrieren uns in jedem einzelnen Markt in erster Linie auf Risiko statt Performance.
FRAGE: Wie wirkt es sich auf Ihr Trading aus, dass Sie Buchhalter, Software-Entwickler und Wissenschaftler sind?
Bourtov: Es hilft sehr. Häufig wende ich bei der Arbeit an einem Modell dieselben Techniken an, die von Ingenieuren und in der Elektronik gebraucht werden. Mein Mathe-Hintergrund hilft auch.
Auch der buchhalterische Hintergrund hilft, aber nicht so viel wie Technik und Mathematik. Deshalb hat sich mein Trading so entwickelt, wie es ist. Es ist ein ingenieursmäßiges Vorgehen.
FRAGE: Kommen Fehler wie Spikes bei der Kursdatenversorgung vor, die zum Beispiel zu falschen Handelssignalen führen?
Bourtov: Ja, manchmal. Manche Spikes werden von der Systemlogik ausgefiltert und einige wirken sich auf unsere Ausführungen aus. Zum Beispiel können Orders abgelehnt oder bei der Weiterleitung an die Börse verzögert werden. Solche Dinge können potenzielle Fehler im Sinn der strikten Systemlogik verursachen. Typischerweise haben wir die zwischen zwei und fünf fehlerhafte Orders pro Tag bei insgesamt um 2000.
Als Schutz vor solchen Fehlern verwenden wir auf einem getrennten Server laufende unabhängige Software, die unsere Echtzeitposition anhand der Order-Ausführungen gegenüber der theoretischen Position gemäß dem Modell überprüft und sie in kürzester Zeit in Einklang bringt.
FRAGE: Ihr Ordereingabesystem überprüft sich also selber auf Fehler?
Bourtov: Ja, das ist eine ganz wichtige Bedingung.
FRAGE: Wie sahen Ihr bester und schlechtester Trade bzw. Trading-Periode aus?
Bourtov: Ende November 2000 spielte Natural Gas verrückt. Ich hielt eine große Position in Natural Gas-Optionen, und in einer Nacht legte der Markt siebeneinhalb Mal seine jährliche Standardabweichung zurück. Ich konnte die Position drei Tage lang nicht schließen. Ich wurde nach und nach hinausgedrückt. Das lehrte mich eine Lektion über den Handel in illiquiden Märkten.
FRAGE: Wieviel haben Sie verloren?
Bourtov: Alles in allem über mehrere Portfolios summierte es sich auf eine siebenstellige Zahl.
FRAGE: Möchten Sie sagen, wie viel?
Bourtov: Ich möchte nicht. Aber der Verlust war ziemlich bedeutsam und beeinträchtigte die Gesamt-Performance.
FRAGE: Gehen wir weiter zu Ihrem besten Trade.
Bourtov: Wenn Ihr System einfach nur korrekt tradet, ist das ein großartiger Trading-Tag. Es gibt für mich kein Lallerbestes Trade?-Szenario als solches, weil ich die Dinge nicht vom Standpunkt des einzelnen Trades aus sehe.
Mein bester Zeitraum war, als ich 596 Prozent auf mein Gesamtportfolio von $150 000 machte; das war 1999.
FRAGE: Warum handeln Sie mit dem Geld anderer Leute?
Bourtov: In erster Linie aus zwei Gründen:
Erstens, wenn Sie einen Fond managen, zwingt Sie das, systematischer und gründlicher zu sein.
Es ist auch ein völlig anderes persönliches Gefühl, für Anleger zu traden. Man kann nicht sagen: LIch fühle mich heute oder diese Woche nicht nach handeln?.
Zweitens, wenn man ein Modell entwickelt, gibt es keinen Grund, nicht zehn Millionen mit ihm zu handeln statt einer Million. Warum also kein Geld managen?
Der Handel ist mit festen Kosten verbunden, die nicht niedrig sind. Ich unterhalte ein Team aus mehreren Entwicklern außer mir. Zu handeln und mit dem Handel des Geldes anderer Leute mehr Geld zu verdienen, hilft die Kosten zu verteilen und insgesamt mehr Geld zu verdienen.
FRAGE: Ein Kommentar zu den aktuellen Märkten, insbesondere zu den spektakulären Anstiegen bei bestimmten Waren?
Bourtov: Nein, weil alles, was ich tue, rein systematisch ist. Jedes Jahr passiert irgendetwas. Wenn man den richtigen Prozeduren folgt, ist es in der Praxis gleichgültig, was passiert. Wir folgen festgelegten Modellen. Es ist ziemlich schwierig vorherzusagen, welche Commodity als nächstes eine große Bewegung machen wird. Daher sind unsere Modelle so konzipiert, dass sie die nächste große Bewegung in jedem Markt mitmachen werden, so lange es ein liquider Markt ist. Und wir versuchen, illiquiden Märkten fern zu bleiben.
FRAGE: Wie weit zurück reichen Ihre Testdaten? Haben Sie beispielsweise zwanzig Jahre zurückgetestet?
Bourtov: Das hängt völlig davon ab, um was für eine Art Modell es sich handelt. Für langfristige Sachen testen wir mit Daten ab 1970. Solche Portfolios basieren auf Wochendaten.
FRAGE: Wie bestimmen Sie, wann Sie in einem Trade falsch liegen?
Bourtov: Wirklich wichtig ist, dass man nicht mehr verliert, als man aufgrund der Risikozuteilung verlieren darf.
FRAGE: Wieviel Ihres Kapitals riskieren Sie pro Trade?
Bourtov: Normalerweise ist das nicht mehr als ein halbes Prozent des Portfolios für einen einzelnen Trade.
FRAGE: Wie ist das Verhältnis zwischen Ihren Gewinn- und Verlust-Trades?
Bourtov: Das variiert stark von System zu System.
Zum Beispiel haben wir in unserem Futures-Handel mehr Verlierer als Gewinner, aber die Gewinner sind viel größer als die Verlierer. Im Allgemeinen sind unsere Gewinner zwei bis dreimal so groß wie unsere Verlierer.
FRAGE: Was ist für Sie das Frustrierendste beim Traden?
Bourtov: Zu warten. Man entwirft ein System, testet es und dann muss man lange warten, um im Markt zu sehen, ob es tatsächlich wie erwartet funktioniert.
Und noch etwas. Niemand verliert gern Geld, obwohl Verluste Teil des Spiels sind, insgesamt zu gewinnen. Man kann nicht mit jedem einzelnen Trade in jeder einzelnen Woche und an jedem einzelnen Tag Gewinn machen. Es ist also Teil des Geschäftes. Aber es ist trotzdem frustrierend, Verlustperioden auszusitzen.
Ein weiterer großer Anlass für Frust ist die Tatsache, dass weniger als fünf Prozent der originalen frischen Handelsideen sich in tatsächliche echte Systeme verwandeln. 95 Prozent der Ideen landen nach viel harter Arbeit im Papierkorb.
FRAGE: Was finden Sie am Traden als besonders befriedigend?
Bourtov: Wenn man eine Idee hat und mit ihr richtig liegt, braucht man nicht viel herumzusuchen, wem man sie verkaufen könnte. Es ist nicht so, als hätte man eine gute Idee oder ein Produkt, das man nicht verkaufen kann, weil niemand es haben will. Der Markt ist immer bereit, die Idee bereitwillig aufzunehmen. Das finde ich besonders befriedigend.
FRAGE: Wo sehen Sie den Unterschied zwischen erfolgreichen Tradern und erfolglosen Tradern?
Bourtov: Es ist alles eine Sache der Stabilität. Erfolgreiche Trader sind in der Lage, Jahr für Jahr für Jahr Geld zu verdienen.
FRAGE: Bieten Sie Seminare oder Training an?
Bourtov: Ich gebe keine externen Seminare, aber manchmal mache ich welche für das interne Entwickler-Team.
Vielleicht spreche ich ein wenig über allgemeine Konzepte, aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn man etwas extrem Gutes zu erzählen hat, könnte man $100 000 für einen Vortrag berechnen, aber die Idee ist vielleicht viel mehr wert als das.
FRAGE: Bitte beschreiben Sie das Grundprinzip Ihrer Trading-Strategie.
Bourtov: Mit einem Wort: Diversifikation. So viele verschiedene Prinzipien und Faktoren wie möglich mit einbeziehen.
FRAGE: Welche Indikatoren bevorzugen Sie?
Bourtov: Wir benutzen viele verschiedene Indikatoren, aber man bekommt gute Ergebnisse mit unterschiedlichen Gleitenden Durchschnitten und Studien der Standardabweichung, die wir recht häufig verwenden. Wir mögen auch Digital Data Processing, digitale Filter und viele andere Techniken einschließlich neuronaler Netzwerke und genetischer Algorithmen.
FRAGE: Neigen Sie tendenziell zu nachlaufenden Stopps oder Kurszielen für das Schließen Ihrer Positionen?
Bourtov: Wir benutzen beide nicht direkt. Hauptsächlich schließen wir die Trades aufgrund von Signalen. Wir könnten einen nachlaufenden Stopp benutzen, der auf der Volatilität des Marktes basiert. Das würde man wohl einen dynamischen Trailing-Stopp nennen.
FRAGE: Welche Zeitrahmen und Intervalle verwenden Sie beim Traden?
Bourtov: Wir setzen Modelle für alle Zeitbereiche von wöchentlichen bis Intraday-Tickdaten ein.
FRAGE: Würden Sie den Handel mit Ihren Systemen stoppen, wenn Wirtschaftsdaten oder andere fundamentalen Nachrichten zu erwarten sind?
Bourtov: Nein. Wir haben zum Beispiel am 11. September durchgehandelt.
FRAGE: Traden Sie jemals aus einer Laune heraus oder machen einen nicht-mechanischen Trade?
Bourtov: Sehr selten. Praktisch nie. Vielleicht ein oder zwei Mal im Jahr auf meinem eigenen Konto.
FRAGE: Wie unterscheidet sich Ihr eigenes Konto von dem Fond-Konto?
Bourtov: Meist benutze ich mein eigenes Konto zur Erprobung von Konzepten, oder ich mache Live-Tests mit neuen Systemen. Ich ziehe es vor, sie auf meinem eigenen Konto zu erproben und jedes Experimentieren ohne Gefährdung von Kundengeldern durchzuführen.
FRAGE: Wie haben Sie in den vergangenen ein, zwei Monaten abgeschnitten?
Bourtov: Bis Ende April 2006 hatte Solaris Market Neutral 3,97 Prozent für dieses Jahr zugelegt.
FRAGE: Wie geht es Ihnen mit dem Stress und der Erschöpfung beim Handel?
Bourtov: Ich schlafe ziemlich gut, habe damit also keine Probleme. Ich kenne das Systemverhalten, so dass es nichts Unerwartetes gibt. Ich bin nicht bildschirmsüchtig.
Ich bin ein recht entspannter Mensch. Wenn ich reise, habe ich ein Notebook bei mir und kann mich von jedem Punkt unseres Planten immer innerhalb einer halben Stunde zuschalten. Man muss immer mit einer Computer- oder comms-Frage rechnen. Manchmal verursacht die Börse ein Problem; man muss also immer bereit sein, sich mit Störungen zu befassen.
FRAGE: Wie lange laufen Ihre typischen Trades?
Bourtov: Das variiert von System zu System. Arbitrage-Trades können von ein paar Millisekunden bis zu einigen Minuten dauern.
Eine meiner Optionsstrategien von 1999 ist noch offen. Seitdem habe ich die Positionen gerollt.
Der Trade verdient einfach immer weiter Geld. Bei Futures-Trades ist es genauso. Systeme mit Wochendaten können über ein Jahr laufen und Arbitrage-Trades weniger als eine Sekunde. Einfach alle Seiten elektronisch anpassen.
FRAGE: Handeln Sie auch Aktien?
Bourtov: Nicht viel. Zum Zweck meines eigenen Unterrichts habe ich damit etwas angefangen. Vielleicht in der Zukunft.
FRAGE: In welchem Verhältnis stehen Intraday- und Positions-Trades zueinander?
Bourtov: Die Mittelzuordnung ist für Intraday-Trading ungefähr 40 Prozent, aber es macht etwa 80 Prozent des Handelsvolumens aus.
FRAGE: Wie hoch war Ihr größter Drawdown in den letzen zwei bis drei Jahren?
Bourtov: Seit Anfang 2003 war unser größter Drawdown knapp unter sieben Prozent. Das ist für mich entscheidend. Früher war das anders.
FRAGE: Was meinen Sie damit?
Bourtov: Im Jahr 2002 erlitt der Solaris Market Neutral-Fond in der Jahresmitte einen großen Drawdown von 59,3 Prozent v trotzdem beendeten wir das Jahr nur mit 24 Prozent Verlust. In einigen Märkten fing die Volatilität an zu explodieren, wodurch wir Verluste erlitten. Zusätzlich zogen einige Anleger ihr Geld ab, wodurch wir unsere Positionen in sehr ungünstigen Marktverhältnissen liquidieren mussten.
Das führte zu grundsätzlichen Änderungen des Handels in Fond. Wir eröffnen keine Positionen mehr in illiquiden Märkten und haben von diesem Ansatz seither profitiert. Außerdem diversifizieren wir jetzt wesentlich mehr, so dass unser Risiko noch weiter reduziert wird.
FRAGE: Natürlich müssen diese Jahre erfolgreichen Handels zu einem erheblichen Anstieg Ihres persönlichen Vermögens geführt haben -
Bourtov: Ja.
FRAGE: Was tun Sie gerne?
Bourtov: Außerhalb des Tradens verbringe ich die Zeit gern mit meiner Familie und Freunden.
Design ist mein Hobby. In der Architektur. Ich habe aktiv am Entwurf meiner Wohnung mitgearbeitet. Manchmal muss man einfach eine Pause von den Dingen machen, die mit der Arbeit zu tun haben.
Besonders gern gehen wir in die Stadt. Ich reise auch sehr viel und freue mich auf die Skiferien.
FRAGE: Wer ist Ihr liebster Architekt?
Bourtov: Antonio Gaudi.
FRAGE: Haben Sie Ziele und Vorstellungen für die Zukunft?
Bourtov: Ich werde weiterhin an der technischen Entwicklung meiner Systeme arbeiten, zum Beispiel am Trade Routing, systematischer Ausführung und Modellentwicklung. Ich mag solche Sachen einfach.
Kontakt zu Bourtov über dmitry.bourtov@unimarket.us.
Quelle: www.traders-mag.com
NEW 26.08.06 00:12
в ответ LAD1 05.04.06 09:22
Interview mit Richard Todd
Datum 24.08.2006 - Uhrzeit 00:00 (╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
In diesem Beitrag stellen wir Ihnen einen Mann vor, der das tut was sich viele von uns wünschen. Er hat seinen mittelständischen Job an den Nagel gehängt um sich voll und ganz dem Trading zu widmen. Er lebt von seinem Trading. Richard verfolgt eine sorgfältig ausgearbeitete Daytrading-Strategie, bei der Einstiegssignale mehrfach bestätigt werden müssen. Seine Resultate sprechen für ihn und seine Strategie. Wir haben mit Richard Todd gesprochen. Man kennt Richard Todd von seinem Blog der unter www.movethemarkets.com/blog abgerufen werden kann.
FRAGE: Richard, erzählen Sie uns ein bisschen über sich selbst.
Richard Todd: Also, ich heiße Richard und kann eigentlich kaum glauben, dass ich schon 29 Jahre alt bin. Ich lebe in Dallas, Texas. Als ich meinen College-Abschluss in der Tasche hatte zog ich hierher, da ich damals ein Job-Angebot von einer regierungsnahen Firma erhielt. Ich nahm an und half dabei deren Softwaresysteme zu entwickeln. Ich mochte den Job, doch ich wollte etwas Neues probieren √ und der Aktienhandel zog mich schon immer magisch an.
FRAGE: Wie kamen Sie das erste Mal mit dem Aktienhandel in Berührung?
Richard: Als ich noch in der Oberstufe war, las ich meine ersten Investmentbücher. Heute weiß ich weder Autor noch Titel dieser Bücher, noch kann ich mich daran erinnern warum ich diese Bücher überhaupt gelesen habe. Doch ich weiß noch was in den Büchern stand. In dem einen Buch wurde dem Leser empfohlen immer dann Aktien zu kaufen, wenn diese ein geringes KGV hatten √der Kurs dieser Aktien viel besonders stark in jüngster Vergangenheit aufgrund eines Bärenmarktes. Angeblich hatten diese Aktien dann immer das beste Erholungspotenzial. Das andere Buch befasste sich mit dem Währungshandel. Bei dem Buch kann ich mich an nichts mehr erinnern, außer dass der Autor felsenfest davon überzeugt war, dass der Yen langfristig gegenüber dem Dollar abwerten wird. Also eröffnete ich damals ein kleines Konto mit rund 2000 Dollar und kaufte Aktien mit geringem KGV. Tja, ich musste eben auf die harte Tour lernen.┘
FRAGE: Die meisten Trader haben eine Schreckensgeschichte über Totalverluste parat. Diese treten meist am Anfang einer Trader-Karriere auf. Was ist Ihre Geschichte?
Richard: Hm, ich fürchte so eine Geschichte habe ich nicht wirklich. Ich war für einen Trader eigentlich immer ziemlich risikoscheu. Deshalb handelte ich über viele Jahre hinweg auch nur mit einem 2000 Dollar-Konto. Das Konto schrumpfte zwar auf $1200 Dollar zusammen, da zwei Unternehmen auf die ich setzte Konkurs anmeldeten. Die Aktien sind also 0$ wert. Ich habe dieses Konto heute noch. Ab und zu schaue ich mir die Kontoauszüge an; sie sind mir ein Mahnmal, dass ich niemals vergessen soll, dass Aktien auch auf 0 fallen können.
In meiner Zeit als Daytrader verlor ich an manchen Tagen auch 5% meines Portfolios weil ich mich nicht an meine Stopps hielt. Mein letztes Hemd habe ich jedoch nie verloren.
FRAGE: Seit wann leben Sie schon ausschließlich von Ihren Trading-Gewinnen?
Richard: Seit März 2006 √ also seit gut einem halben Jahr. Als ich noch einen normalen Job hatte handelte ich jedoch auch zweimal wöchentlich die Markteröffnung. Ich hatte bei meinem Job sehr flexible Arbeitszeiten, obwohl ich auch 60-80 Stunden Wochen hatte. Es war schwierig zeitlich alles unter einen Hut zu bringen, doch ich brauchte diese Übergangsphase bevor ich meinen Job kündigte. Ich wollte einen Realitätsbeweis, dass ich tatsächlich ausreichend Einkommen für mich schaffen konnte.
FRAGE: Welche Lektion haben Sie beim Trading gelernt, ohne die Sie nicht profitabel arbeiten könnten?
Richard: Der erste Verlust ist der beste! Hören Sie auf den Verlust └wegrationalisieren⌠ zu wollen √ sofort! Haben Sie die Position schon glatt gestellt und den Verlust bereits realisiert? Nein? Wieso nicht?! Realisieren Sie Ihre Verluste! (oder ich verspreche Ihnen sie werden zu einem späteren Zeitpunkt einen größeren Verlust einstecken müssen!)
FRAGE: Beschreiben Sie uns bitte Ihren Handelsstil. Wie lange halten Sie üblicherweise eine Position?
Richard: Ich bin Daytrader. Da auch ich dazu tendiere Gewinne zu früh zu realisieren, halte ich eine Aktie meist nur von einer Minute bis hin zu einer Stunde. Ich versuche mich zu verbessern und meine Gewinntrades länger zu halten. Mein Handelsstil ist jedoch sehr schwierig zu beschreiben. Ich glaube fest daran, dass gute Trader kein in Stein gemeißeltes System haben. Vielmehr passen Sie ihre Handelsregeln den aktuellen Marktbedingungen an und gehen so mit dem Markt im Gleichschritt. Auch ich überarbeite regelmäßig meine Handelsregeln.
FRAGE: Welche Zeiteinstellung nutzen Sie bei Ihren Charts?
Richard: Zurzeit verwende ich hauptsächlich Tages- und Wochencharts als Grundlage für meine Tradingentscheidungen. Ich habe selbst ein Computerprogramm geschrieben, dass mich dabei unterstützt. Das Programm wirft die schlechten Charts aus dem System und ich muss nur noch die └guten⌠ Charts manuell bearbeiten. Ich verwende immer Candlestick-Charst. Doch unlängst haben auch Point&Figure Charts mein Interesse geweckt. Ich denke P&F Charts eignen sich hervorragend um übergeordnete Trends schnell zu erkennen. Sobald ich die viel versprechenden Kandidaten gefunden habe, arbeite ich bei diesen Titeln mit 1-, 5- und 15 Minuten Charts.
FRAGE: Nach welchem Regelwerk stellen Sie einen Trade wieder glatt?
Richard: Eines der ungewöhnlichsten Dinge beim Trading ist, dass es sich fast immer auszahlt das Gegenteil zu tun, von dem was man für richtig empfindet. Es ist einfach an einem Verlusttrade festzuhalten (es könnte ja noch was werden) und es ist auch einfach einen Gewinntrade früh glatt zu stellen (daran ist ja noch niemand gestorben). Aber man sollte immer das Gegenteil tun von dem was uns unsere Intuition rät.
Bei Verlusttrades ist die Lösung simpel. Stellen Sie die Position glatt glatt! Sofort! Denken Sie nicht weiter darüber nach und tun Sie es einfach! Es dauerte eine Weile bis ich diese Lektion gelernt habe, aber heute ist mir mein Konto dankbar. Verlusttrade heißt für mich, dass man mehr Verluste hat als anfangs vorgesehen. Ich setzte meinen Stopp-Loss dort an, wo ich glaube, dass die Kurse nicht hinlaufen werden. Läuft der Kurs dann zu diesem Punkt, so verhält sich die Aktie nicht so wie ich es von ihr erwartet hatte und bietet mir deshalb auch keinen Grund mehr an der Position fest zu halten.
Mit Gewinntrades tue ich mir noch nicht so leicht. Ich habe die Angewohnheit Profite früh zu realisieren. Im Prinzip sollte man Gewinntrades genauso behandeln wie Verlusttrades. Man hält die Position so lange, bis der Kurs einen Punkt erreicht an dem die Ausgangssituation egalisiert wird. Dann wird die Position glatt gestellt. Aber diese Lektion ist nicht einfach zu verstehen, denn die Realisierung von zu kleinen Gewinnen ist bei weitem nicht so schmerzhaft wie die Realisierung von zu großen Verlusten. Auch ich lerne immer dazu.
FRAGE: Wie viel Prozent ihres Depots riskieren Sie pro Trade?
Richard: Anfangs riskierte ich 2% meines Depots je Trade. Mittlerweile habe ich die R-Value jedoch auf 0,1% bis 0,2% heruntergeschraubt. Das habe ich aus drei Gründen getan. Erstens, habe ich bereits einige Artikel darüber geschrieben wie gefährlich Verluste für ein Depot sein können. Zweitens muss ich so auf wirklich gute Einstiegspunkte warten, um dank eines engen Stopps trotzdem in der Lage sein zu können viele Aktien zu kaufen. Und drittens gleichen sich bei den meisten Handelssystemen Gewinner und Verlierer aus. Nur die ab und an auftretenden großen Gewinner helfen einem Konto dauerhaft auf die Überholspur zu kommen. Vielleicht funktionieren nicht alle Handelssysteme so, aber die meisten. Ich möchte einfach die Volatilität niedrig halten und damit meine Ertragskurve glätten.
FRAGE: Auf welchen technischen Indikator könnten Sie auf keinen Fall verzichten?
Richard: Ich brauche nicht mehr als gleitende Durchschnitte und den TICK (siehe └Begriffe begreifen⌠ ) der NASDAQ und der NYSE. Ab und an verwende ich auch andere Indikatoren √ jedoch nicht als Entscheidungsgrundlage sondern nur als Konfirmation für die bereits generierten Signale. Ich denke es ist wichtig zu wissen was man von einem Indikator erwarten kann und was nicht. Einfaches Beispiel: die meisten Indikatoren wie der RSI werden auf Schlusskursbasis berechnet. D.h. diese Indikatoren können nicht zwischen Zeiten von kleinen und großen Handelsspannen unterscheiden. Der RSI ignoriert, wenn eine Aktie ein Eröffnungsgap von 10% aufwies und anschließend diese Lücke auf Schlusskursbasis wieder schloss. Also was bedeutet RSI < 70 eigentlich wirklich? Ich denke hier wird etwas übersimplifiziert.
FRAGE: Welchen Kapitalstock sollte man als Trader haben, um ausschließlich von seinen Gewinnen leben zu können?
Richard: Das kommt ja auch sehr darauf an welchen Lebensstandard Sie haben wollen, oder nicht? Ich für meinen Teil bin Single, lebe in Dallas und habe einige Hobbies. Ich habe mit 65,000 Dollar in meinem Account begonnen und arbeitete nebenbei. Das war meine Trading-Lehrzeit. Als ich meinen Job kündigte hielt ich mein Konto stabil auf $50,000 und begann langsam Gewinne zu realisieren. Jetzt schaffe ich es, dass ich meine Lebensunterhaltskosten von meinem Konto finanziere. Wenn Sie jedoch Frau und Kind haben und sich außerdem alle paar Jahre ein neues Auto kaufen wollen, dann müssen Sie wahrscheinlich die Zahlen etwas höher ansetzen. Und ihre Frau sollte außerdem verstehen, dass Verluste Teil dieses Spiels sind. Oder es wird Probleme geben!
FRAGE: Backtesten Sie Ihre Handelssysteme?
Richard: Ich habe eine Software geschrieben die automatisch Backtests erstellt. Ich verwende diese Software regelmäßig. Aber ich weiß ganz genau, dass Backtesting nicht genug ist┘
Man muss wirklich verstehen und begreifen warum ein Handelssystem eine positive Gewinnerwartung hat. Ich hatte eine Phase da kaufte ich Aktien weil ich mir dachte: └Hm √ mal sehen was passiert, wenn ich immer dann einsteige wenn der Kurs zwei Tage hintereinander gestiegen ist und einer dieser Tage hatte eine Standardabweichung die größer als 1.5 war?⌠ Hinter solchen Schlüssen steckt keine Logik. Dieser Satz klang einfach so, wie viele Anleitungen in Trading-Magazinen und in Trading-Büchern und deswegen hörte er sich auch irgendwie plausibel an. Und in meinen Tests konnte ich damit Geld verdienen! Aber sobald ich das System mit realem Geld verwendete erwirtschaftete ich nichts außer Verluste. Ich persönlich habe eher ein Gespür für Unterstützung und Widerstand. Sobald ich meine Handelsentscheidungen anhand dieser Logik treffe kann ich auch Geld verdienen.
Weiters ist es wichtig zu wissen warum ein System funktioniert, da ein Handelssystem bei einem Backtest auch nur aus Zufall profitabel sein könnte. Ich dachte immer, wenn ein Backtest über 20 Jahre hinweg erfolgreich verlief, dann kann es sich nicht um einen Zufall handeln. Es gab viele die eines besseren belehrt wurden.
Doch wie Dr. Van Tharp schon sagte. Auch wenn man seinen Einstiegspunkt nach dem Zufallsprinzip auswählt kann man profitabel handeln √ wenn man gutes Money Management verwendet.
FRAGE: Welchem Tipp würden Sie einem Trading-Anfänger mit auf den Weg geben?
Richard:
1. Handeln Sie mit echtem Geld. Wenn Sie nicht bereit sind etwas Geld zu riskieren, dann ist Trading sowieso nicht ihr Geschäft. Paper-Trading ist nur etwas für Experten, die bereits mit all den Emotionen des täglichen Handels vertraut sind.
2. Führen Sie ein ausführliches Handelsjournal und lernen Sie von Ihren Fehlern
3. Suchen Sie den Kontakt zu anderen Tradern. Betreiben Sie aktiven Wissensaustausch. Wenn Sie das große Glück haben einen └echten Trader⌠ zu kennen, verbringen Sie ein paar Tage mit ihm zusammen. Sonst können Sie auch auf das Internet zurückgreifen.
FRAGE: Was mögen Sie am meisten am Trading?
Richard: Trading hat etwas Pures an sich. Eine gewisse Reinheit. Wenn Sie ein Geschäftsmann sind, dann investieren Sie Geld in Ausrüstung und Arbeitskraft um Produkte zu fabrizieren, die Sie dann teurer verkaufen als Sie in der Herstellung kosteten. Beim Trading fallen all die kleinen Zwischenschritte weg. Sie versuchen direkt von $X auf $Y zu kommen. Das Endziel ist das gleiche: Geld verdienen!
Wechseln wir jedoch einmal den Blickwinkel. Ein Angestellter arbeitet wahrscheinlich bei einem Arbeitgeber weil er dort für seine Arbeit bezahlt wird. Das Ziel des Angestellten ist Geld zu verdienen. Aber ihre Aufgabe ist es Boxen zu verpacken, zu verschicken oder sonst was. Trotzdem ist ihr Hauptziel Geld zu verdienen. Dieses Hauptziel ist deckungsgleich mit denen eines Traders. Trader tun das mit ihrem Geld. Was für ein elegante Art und Weise sein Geld zu verdienen!
FRAGE: Besten Dank für das Gespräch!
Richard: Ich habe zu danken!
Quelle: www.traders-mag.com
Datum 24.08.2006 - Uhrzeit 00:00 (╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
In diesem Beitrag stellen wir Ihnen einen Mann vor, der das tut was sich viele von uns wünschen. Er hat seinen mittelständischen Job an den Nagel gehängt um sich voll und ganz dem Trading zu widmen. Er lebt von seinem Trading. Richard verfolgt eine sorgfältig ausgearbeitete Daytrading-Strategie, bei der Einstiegssignale mehrfach bestätigt werden müssen. Seine Resultate sprechen für ihn und seine Strategie. Wir haben mit Richard Todd gesprochen. Man kennt Richard Todd von seinem Blog der unter www.movethemarkets.com/blog abgerufen werden kann.
FRAGE: Richard, erzählen Sie uns ein bisschen über sich selbst.
Richard Todd: Also, ich heiße Richard und kann eigentlich kaum glauben, dass ich schon 29 Jahre alt bin. Ich lebe in Dallas, Texas. Als ich meinen College-Abschluss in der Tasche hatte zog ich hierher, da ich damals ein Job-Angebot von einer regierungsnahen Firma erhielt. Ich nahm an und half dabei deren Softwaresysteme zu entwickeln. Ich mochte den Job, doch ich wollte etwas Neues probieren √ und der Aktienhandel zog mich schon immer magisch an.
FRAGE: Wie kamen Sie das erste Mal mit dem Aktienhandel in Berührung?
Richard: Als ich noch in der Oberstufe war, las ich meine ersten Investmentbücher. Heute weiß ich weder Autor noch Titel dieser Bücher, noch kann ich mich daran erinnern warum ich diese Bücher überhaupt gelesen habe. Doch ich weiß noch was in den Büchern stand. In dem einen Buch wurde dem Leser empfohlen immer dann Aktien zu kaufen, wenn diese ein geringes KGV hatten √der Kurs dieser Aktien viel besonders stark in jüngster Vergangenheit aufgrund eines Bärenmarktes. Angeblich hatten diese Aktien dann immer das beste Erholungspotenzial. Das andere Buch befasste sich mit dem Währungshandel. Bei dem Buch kann ich mich an nichts mehr erinnern, außer dass der Autor felsenfest davon überzeugt war, dass der Yen langfristig gegenüber dem Dollar abwerten wird. Also eröffnete ich damals ein kleines Konto mit rund 2000 Dollar und kaufte Aktien mit geringem KGV. Tja, ich musste eben auf die harte Tour lernen.┘
FRAGE: Die meisten Trader haben eine Schreckensgeschichte über Totalverluste parat. Diese treten meist am Anfang einer Trader-Karriere auf. Was ist Ihre Geschichte?
Richard: Hm, ich fürchte so eine Geschichte habe ich nicht wirklich. Ich war für einen Trader eigentlich immer ziemlich risikoscheu. Deshalb handelte ich über viele Jahre hinweg auch nur mit einem 2000 Dollar-Konto. Das Konto schrumpfte zwar auf $1200 Dollar zusammen, da zwei Unternehmen auf die ich setzte Konkurs anmeldeten. Die Aktien sind also 0$ wert. Ich habe dieses Konto heute noch. Ab und zu schaue ich mir die Kontoauszüge an; sie sind mir ein Mahnmal, dass ich niemals vergessen soll, dass Aktien auch auf 0 fallen können.
In meiner Zeit als Daytrader verlor ich an manchen Tagen auch 5% meines Portfolios weil ich mich nicht an meine Stopps hielt. Mein letztes Hemd habe ich jedoch nie verloren.
FRAGE: Seit wann leben Sie schon ausschließlich von Ihren Trading-Gewinnen?
Richard: Seit März 2006 √ also seit gut einem halben Jahr. Als ich noch einen normalen Job hatte handelte ich jedoch auch zweimal wöchentlich die Markteröffnung. Ich hatte bei meinem Job sehr flexible Arbeitszeiten, obwohl ich auch 60-80 Stunden Wochen hatte. Es war schwierig zeitlich alles unter einen Hut zu bringen, doch ich brauchte diese Übergangsphase bevor ich meinen Job kündigte. Ich wollte einen Realitätsbeweis, dass ich tatsächlich ausreichend Einkommen für mich schaffen konnte.
FRAGE: Welche Lektion haben Sie beim Trading gelernt, ohne die Sie nicht profitabel arbeiten könnten?
Richard: Der erste Verlust ist der beste! Hören Sie auf den Verlust └wegrationalisieren⌠ zu wollen √ sofort! Haben Sie die Position schon glatt gestellt und den Verlust bereits realisiert? Nein? Wieso nicht?! Realisieren Sie Ihre Verluste! (oder ich verspreche Ihnen sie werden zu einem späteren Zeitpunkt einen größeren Verlust einstecken müssen!)
FRAGE: Beschreiben Sie uns bitte Ihren Handelsstil. Wie lange halten Sie üblicherweise eine Position?
Richard: Ich bin Daytrader. Da auch ich dazu tendiere Gewinne zu früh zu realisieren, halte ich eine Aktie meist nur von einer Minute bis hin zu einer Stunde. Ich versuche mich zu verbessern und meine Gewinntrades länger zu halten. Mein Handelsstil ist jedoch sehr schwierig zu beschreiben. Ich glaube fest daran, dass gute Trader kein in Stein gemeißeltes System haben. Vielmehr passen Sie ihre Handelsregeln den aktuellen Marktbedingungen an und gehen so mit dem Markt im Gleichschritt. Auch ich überarbeite regelmäßig meine Handelsregeln.
FRAGE: Welche Zeiteinstellung nutzen Sie bei Ihren Charts?
Richard: Zurzeit verwende ich hauptsächlich Tages- und Wochencharts als Grundlage für meine Tradingentscheidungen. Ich habe selbst ein Computerprogramm geschrieben, dass mich dabei unterstützt. Das Programm wirft die schlechten Charts aus dem System und ich muss nur noch die └guten⌠ Charts manuell bearbeiten. Ich verwende immer Candlestick-Charst. Doch unlängst haben auch Point&Figure Charts mein Interesse geweckt. Ich denke P&F Charts eignen sich hervorragend um übergeordnete Trends schnell zu erkennen. Sobald ich die viel versprechenden Kandidaten gefunden habe, arbeite ich bei diesen Titeln mit 1-, 5- und 15 Minuten Charts.
FRAGE: Nach welchem Regelwerk stellen Sie einen Trade wieder glatt?
Richard: Eines der ungewöhnlichsten Dinge beim Trading ist, dass es sich fast immer auszahlt das Gegenteil zu tun, von dem was man für richtig empfindet. Es ist einfach an einem Verlusttrade festzuhalten (es könnte ja noch was werden) und es ist auch einfach einen Gewinntrade früh glatt zu stellen (daran ist ja noch niemand gestorben). Aber man sollte immer das Gegenteil tun von dem was uns unsere Intuition rät.
Bei Verlusttrades ist die Lösung simpel. Stellen Sie die Position glatt glatt! Sofort! Denken Sie nicht weiter darüber nach und tun Sie es einfach! Es dauerte eine Weile bis ich diese Lektion gelernt habe, aber heute ist mir mein Konto dankbar. Verlusttrade heißt für mich, dass man mehr Verluste hat als anfangs vorgesehen. Ich setzte meinen Stopp-Loss dort an, wo ich glaube, dass die Kurse nicht hinlaufen werden. Läuft der Kurs dann zu diesem Punkt, so verhält sich die Aktie nicht so wie ich es von ihr erwartet hatte und bietet mir deshalb auch keinen Grund mehr an der Position fest zu halten.
Mit Gewinntrades tue ich mir noch nicht so leicht. Ich habe die Angewohnheit Profite früh zu realisieren. Im Prinzip sollte man Gewinntrades genauso behandeln wie Verlusttrades. Man hält die Position so lange, bis der Kurs einen Punkt erreicht an dem die Ausgangssituation egalisiert wird. Dann wird die Position glatt gestellt. Aber diese Lektion ist nicht einfach zu verstehen, denn die Realisierung von zu kleinen Gewinnen ist bei weitem nicht so schmerzhaft wie die Realisierung von zu großen Verlusten. Auch ich lerne immer dazu.
FRAGE: Wie viel Prozent ihres Depots riskieren Sie pro Trade?
Richard: Anfangs riskierte ich 2% meines Depots je Trade. Mittlerweile habe ich die R-Value jedoch auf 0,1% bis 0,2% heruntergeschraubt. Das habe ich aus drei Gründen getan. Erstens, habe ich bereits einige Artikel darüber geschrieben wie gefährlich Verluste für ein Depot sein können. Zweitens muss ich so auf wirklich gute Einstiegspunkte warten, um dank eines engen Stopps trotzdem in der Lage sein zu können viele Aktien zu kaufen. Und drittens gleichen sich bei den meisten Handelssystemen Gewinner und Verlierer aus. Nur die ab und an auftretenden großen Gewinner helfen einem Konto dauerhaft auf die Überholspur zu kommen. Vielleicht funktionieren nicht alle Handelssysteme so, aber die meisten. Ich möchte einfach die Volatilität niedrig halten und damit meine Ertragskurve glätten.
FRAGE: Auf welchen technischen Indikator könnten Sie auf keinen Fall verzichten?
Richard: Ich brauche nicht mehr als gleitende Durchschnitte und den TICK (siehe └Begriffe begreifen⌠ ) der NASDAQ und der NYSE. Ab und an verwende ich auch andere Indikatoren √ jedoch nicht als Entscheidungsgrundlage sondern nur als Konfirmation für die bereits generierten Signale. Ich denke es ist wichtig zu wissen was man von einem Indikator erwarten kann und was nicht. Einfaches Beispiel: die meisten Indikatoren wie der RSI werden auf Schlusskursbasis berechnet. D.h. diese Indikatoren können nicht zwischen Zeiten von kleinen und großen Handelsspannen unterscheiden. Der RSI ignoriert, wenn eine Aktie ein Eröffnungsgap von 10% aufwies und anschließend diese Lücke auf Schlusskursbasis wieder schloss. Also was bedeutet RSI < 70 eigentlich wirklich? Ich denke hier wird etwas übersimplifiziert.
FRAGE: Welchen Kapitalstock sollte man als Trader haben, um ausschließlich von seinen Gewinnen leben zu können?
Richard: Das kommt ja auch sehr darauf an welchen Lebensstandard Sie haben wollen, oder nicht? Ich für meinen Teil bin Single, lebe in Dallas und habe einige Hobbies. Ich habe mit 65,000 Dollar in meinem Account begonnen und arbeitete nebenbei. Das war meine Trading-Lehrzeit. Als ich meinen Job kündigte hielt ich mein Konto stabil auf $50,000 und begann langsam Gewinne zu realisieren. Jetzt schaffe ich es, dass ich meine Lebensunterhaltskosten von meinem Konto finanziere. Wenn Sie jedoch Frau und Kind haben und sich außerdem alle paar Jahre ein neues Auto kaufen wollen, dann müssen Sie wahrscheinlich die Zahlen etwas höher ansetzen. Und ihre Frau sollte außerdem verstehen, dass Verluste Teil dieses Spiels sind. Oder es wird Probleme geben!
FRAGE: Backtesten Sie Ihre Handelssysteme?
Richard: Ich habe eine Software geschrieben die automatisch Backtests erstellt. Ich verwende diese Software regelmäßig. Aber ich weiß ganz genau, dass Backtesting nicht genug ist┘
Man muss wirklich verstehen und begreifen warum ein Handelssystem eine positive Gewinnerwartung hat. Ich hatte eine Phase da kaufte ich Aktien weil ich mir dachte: └Hm √ mal sehen was passiert, wenn ich immer dann einsteige wenn der Kurs zwei Tage hintereinander gestiegen ist und einer dieser Tage hatte eine Standardabweichung die größer als 1.5 war?⌠ Hinter solchen Schlüssen steckt keine Logik. Dieser Satz klang einfach so, wie viele Anleitungen in Trading-Magazinen und in Trading-Büchern und deswegen hörte er sich auch irgendwie plausibel an. Und in meinen Tests konnte ich damit Geld verdienen! Aber sobald ich das System mit realem Geld verwendete erwirtschaftete ich nichts außer Verluste. Ich persönlich habe eher ein Gespür für Unterstützung und Widerstand. Sobald ich meine Handelsentscheidungen anhand dieser Logik treffe kann ich auch Geld verdienen.
Weiters ist es wichtig zu wissen warum ein System funktioniert, da ein Handelssystem bei einem Backtest auch nur aus Zufall profitabel sein könnte. Ich dachte immer, wenn ein Backtest über 20 Jahre hinweg erfolgreich verlief, dann kann es sich nicht um einen Zufall handeln. Es gab viele die eines besseren belehrt wurden.
Doch wie Dr. Van Tharp schon sagte. Auch wenn man seinen Einstiegspunkt nach dem Zufallsprinzip auswählt kann man profitabel handeln √ wenn man gutes Money Management verwendet.
FRAGE: Welchem Tipp würden Sie einem Trading-Anfänger mit auf den Weg geben?
Richard:
1. Handeln Sie mit echtem Geld. Wenn Sie nicht bereit sind etwas Geld zu riskieren, dann ist Trading sowieso nicht ihr Geschäft. Paper-Trading ist nur etwas für Experten, die bereits mit all den Emotionen des täglichen Handels vertraut sind.
2. Führen Sie ein ausführliches Handelsjournal und lernen Sie von Ihren Fehlern
3. Suchen Sie den Kontakt zu anderen Tradern. Betreiben Sie aktiven Wissensaustausch. Wenn Sie das große Glück haben einen └echten Trader⌠ zu kennen, verbringen Sie ein paar Tage mit ihm zusammen. Sonst können Sie auch auf das Internet zurückgreifen.
FRAGE: Was mögen Sie am meisten am Trading?
Richard: Trading hat etwas Pures an sich. Eine gewisse Reinheit. Wenn Sie ein Geschäftsmann sind, dann investieren Sie Geld in Ausrüstung und Arbeitskraft um Produkte zu fabrizieren, die Sie dann teurer verkaufen als Sie in der Herstellung kosteten. Beim Trading fallen all die kleinen Zwischenschritte weg. Sie versuchen direkt von $X auf $Y zu kommen. Das Endziel ist das gleiche: Geld verdienen!
Wechseln wir jedoch einmal den Blickwinkel. Ein Angestellter arbeitet wahrscheinlich bei einem Arbeitgeber weil er dort für seine Arbeit bezahlt wird. Das Ziel des Angestellten ist Geld zu verdienen. Aber ihre Aufgabe ist es Boxen zu verpacken, zu verschicken oder sonst was. Trotzdem ist ihr Hauptziel Geld zu verdienen. Dieses Hauptziel ist deckungsgleich mit denen eines Traders. Trader tun das mit ihrem Geld. Was für ein elegante Art und Weise sein Geld zu verdienen!
FRAGE: Besten Dank für das Gespräch!
Richard: Ich habe zu danken!
Quelle: www.traders-mag.com
NEW 17.10.06 19:13
Systematischer Handel - Mythen und Realität
Emilio Tomasini
Datum 17.10.2006 - Uhrzeit 17:12 (╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Mechanisches Trading wird von vielen als Lösung für alle technischen und psychologischen Unannehmlichkeiten der Börsenspekulation empfunden. Leider werden aber beim Systemhandel nur die Probleme des diskretionären Tradings durch andere, subtilere, ersetzt. Der Einstieg in den Markt wird erleichtert, aber es bleibt trotzdem ein risikovolles und unklares Unternehmen. Dieser Artikel stellt systematisches Trading aus einem anderen Blickwinkel dar. Wir erläutern in einem Interview anhand von Erlebnissen und Erfahrungen die positiven Seiten, aber auch die Fallstricke des Systemhandels. Auf den ersten Blick scheint es für uns als mechanische Händler kontraproduktiv zu sein, auch die Mängel des mechanischen Tradings aufzuzeigen. Wir sind aber der Überzeugung, dass gerade die Aufdeckung der wirklichen Werte und Fehler des mechanischen Tradings eine wichtige Grundlage für erfolgreichen Systemhandel darstellt, um von den vielseitigen Möglichkeiten der heute zur Verfügung stehenden Softwarepakete für Technische Analyse inklusive fertiger Handelssysteme zu profitieren.
Die Auswahl der besten Trader. Das war von Anfang an seine Vision. Und deswegen wählte er Handelssysteme als Herangehensweise an das Traden. Emilio Tomasini, 38, ist bekannt als Organisator der Top Trader Championship, dem in Europa einzigartigen Wettbewerb, der seit 1999 allen Tradern und allen Broker-Häusern offen steht (www.toptraderscup.com). Emilio Tomasini ist Professor an der Universität von Modena/Italien, wo er Ökonomie der Europäischen Integration unterrichtet, und hat langjährige Erfahrung im Finanz-journalismus. Er startete LombardReport.com 1997 mit der Idee Leine Fabrik zu bauen, um gute Trader auszusuchen oder zu produzieren?. Die Top-Trader-Championship gehört mit zu dieser Philosophie, und seit 1999 hat er über 1200 Trader aus ganz Europa überprüft. LombardReport.com, die Finanz-Website in italienischer Sprache, auf der alle Signale mit echtem Geld gehandelt werden, ist in Italien eine Art Autorität mit über 20 000 freien Lesern und 250 Abonnenten, überwiegend Berufs-Tradern, wohlhabenden Einzelpersonen und institutionellen Unternehmen. Die englische Version von LombardReport.com, www.toptrader-report.com, folgt der gleichen Logik.
Die erste Frage, die man Emilio Tomasini stellt, ist daher ganz natürlich: wer sind die besten Trader, die es gibt? Diskretionäre Trader? System-Trader? Kann man aus einem ungeübten Trader einen erfolgreichen Trader machen? Emilio Tomasini kennt die Antworten, weil es tatsächlich seine Aufgabe ist, die Konten der Trader zu überprüfen, die an dem Wettbewerb teilnehmen: gute diskretionäre Trader sind wie Künstler, in vielen Fällen kann man sie nicht nachmachen. Oder zumindest können sie nur anderen natürlichen Künstler-Tradern Unterricht geben. Durchschnittliche Trader sollten unbedingt mechanische Trader sein, weil sie nur mit Handelssystemen oder einem sehr strikten systematischen Ansatz in die Nähe (aber nie auf das gleiche Niveau!) der besten diskretionären Trader kommen können. Künstler wie Remo Mariani und Giovanni Borsi (zwei dem europäischen Publikum bereits bekannte italienische Trader) oder der deutsche Trader Birger Schaefermeier werden selten von Anfängern imitiert. Wenn ein Anfänger in der Lage ist, von ihrer Erfahrung zu profitieren, bedeutet das, dass er das gleiche eiserne Talent besitzt. Durchschnittliche Menschen können nur zu zehn Prozent Nutzen aus ihrer Erfahrung ziehen. Kein Scherz, Top-Trader kann man nicht einmal verstehen, wie zum Beispiel Giovanni Borsi, Gewinner der achten Auflage der Top-Trader-Championship, mit dem erstaunlichen Ergebnis von 11 500 Euro an einem einzigen Tag bei einem Startkapital von 60 000 Euro, 381 Trades und nur drei Verlierern darunter. Giovanni Borsi ist der König der Scalper in Europa. Aber wer kann es ihm nachmachen?
Wenn Trading ein Geschäft ist, und durchschnittliche Trader sind Geschäftsleute, dann sind Trading-Systeme ihr Arbeitsgerät. Aus diesem Grund hat Emilio Tomasini unter den dauerhaft Überlebenden der Industrie immer einen großen Anteil systematischer Trader vorgefunden. Die größten Verlierer sind diskretionäre Trader: auf Dauer gehen sie bis auf ein paar Überflieger alle Pleite. Emilio Tomasini begann 1996 Systeme zu handeln, und tut es noch heute mit Pilotkonten und anderen eigenen Konten. Er machte Beratungsdienste zum Geschäft, insbesondere bei großen italienischen Banken und Institutionellen. Und Emilio Tomasini hofft, noch lange im Geschäft zu bleiben, denn er ist zwar kein Künstler, aber ein guter Entwickler von Handelssystemen, und er selektiert Trader. Er sagt immer: L meine Kraft als Trader sind die Mitwirkenden?: und tatsächlich vereint LombardReport die besten Geister in der Entwicklung von Handelssystemen in Europa, wie Urban Jaekle in Deutschland, Alexander Papadimitropulosz in Ungarn, Enrico Malverti in Italien und viele andere aus vielen Ländern. Ein Schmelztiegel an Tradern, der die größte Konzentration an Wissen über mechanisches Trading in Europa zusammenführt.
Frage: Welche persönlichen Erlebnisse können Sie uns über systematischen Handel erzählen?
Emilio Tomasini: Wenn ich mich mit dem Thema Handelssysteme beschäftige, kommen mir immer zwei Bilder vor Augen. Das erste Bild hat mit einer Serie von Seminaren zu tun, die Larry Williams gehalten hat, die ich in Las Vegas und Europa verfolgen konnte. Während Tradestation 4 der Standard der ganzen Industrie wurde, programmierte Larry Williams weiter mit dem obsoleten und heute kaum noch bekannten Programm System Writer Plus. Schlimmer noch: er benützte es in seinen Seminaren und pfuschte mit dem Code vor dem Publikum. Auf meine Frage, warum er nicht auf Tradestation 4 umsteigen wolle, hat er trocken, getreu seinem Stil, geantwortet, dass es eine Zeitverschwendung wäre, da Lgute Konzepte in wenig Platz passen?. Ich muss zugeben, ich dachte damals Larry Williams hätte keine Ahnung. Mit der Zeit wurde mir klar, dass ich es war, der nichts verstanden hatte.
Das zweite Bild hat mit Richard Dennis zu tun. Der Supertrader, von Jack Schwager in seinem Buch Market Wizards interviewt, meinte, dass falls jemand ein profitables Handelssystem im Wall Street Journal publizieren würde, kein Mitglied der Finanzindustrie es jemals beachten würde. Das Ego der Trader verbiete ihnen, jeglichen externen Input rational zu beurteilen.
Frage: Zu den Problemen des diskretionären Tradings, die das systematische Handeln nicht beseitigen kann. Die erste Herausforderung ist die ständige Veränderung der Märkte, die sich in Änderungen der Charakteristik historischer Kursreihen widerspiegelt.
Tomasini: Das Verhalten der Märkte hängt von der Zahl und Qualität der Trader, von der vorhandenen Liquidität, von der Struktur des Marktes und von den historischen Hintergründen ab, in denen die Handlungen stattfinden. Wenn beispielsweise ein Markt noch Ljung? und noch nicht liquide ist, kann man ihn besonders erfolgreich mit einer Ausbruchtechnik handeln. Dies liegt daran, dass viele Marktteilnehmer noch unerfahren sind und einfache Trendfolge-Systeme bereits viele Tendenzen der Börse auffangen.
Im Nachhinein betrachtet kommen mir die Aktien-Charts der Prager Börse von 1994 wie eine ideale Welt vor. Der tschechische Finanzmarkt machte damals seine ersten Schritte. Börsendaten wurden in einem kahlen Dachgeschoss an der Peripherie von Prag verkauft, von einem Ingenieur mit einem alten Hemd und einem traurigen Blick. Sein Schreibtisch war ziemlich genau in der Mitte des Zimmers aufgestellt- ein eindeutiges Zeichen seines der göttlichen Perfektion gewidmeten Drangs. Ich kaufte seinen Service mit historischen Kursreihen dazu, aber leider konnte ich mich von Italien aus nicht auf seinem Datenserver einwählen. Der gute Ingenieur dachte, im Stil des vorherigen Regimes Lcustomer care?, sich um meine Probleme nicht kümmern zu müssen. Jeder Traum, im tschechischen Markt einzusteigen, platzte mit der Aktualisierung der Daten. Aber die Erinnerung an die Charts ist noch lebendig. Es schien so, als ob ein Bauzeichner von der Partei sie gezeichnet hätte, um den technischen Analysten Freude zu bereiten: Unterstützungen und Widerstände, perfekte Ausbrüche wie aus dem Lehrbuch, noch nicht einmal ein falsches Signal. Es war der Traum des Lrealen Sozialismus? an die Börsencharts angepasst. In den jungen Märkten entwickelt sich das Benehmen der Trader präzise nach dem alten Muster: Die ersten, die kaufen, sind die gut Informierten. Danach kaufen die Nachmacher und am Ende diejenigen, deren Käufe die Long-Positionen der gut Informierten schließen.
Frage: Ideale Bedingungen für erfahrene diskretionäre und systematische Trader. In den meisten Märkten gibt es aber früher oder später Transformationen, welche die schöne Welt verändern...
Tomasini: Zwischen 1997 und 2000 sind Hunderte von Tradern mit einfachen Intraday Breakout Systemen im DAX- und NEMAX-Future reich geworden. Ab dem Jahr 2000 ist die Mehrheit von ihnen ausgestiegen, weil Ausbrüche in den gereiften Märkten nicht mehr funktionierten. Leider gibt es keine Sicherheit, dass eine historische Kursreihe sich in der Zukunft weiterhin gleich verhält. Außerdem gibt es keine Sicherheit dass, z.B. im Falle einer Aktie, wegen eines Delistings, Insolvenz oder Änderung der Haupttätigkeit der Firma, die Aktie immer so existieren wird, wie wir sie kannten. Ähnliches gilt für Futures, die mit der Einführung neuer Märkte (z.B. der Fib30/S&P v MIB 40 in der italienischen Börse) oder selbst nur neuer Handelszeiten konfrontiert werden (wie der Bund Future in diesem Jahr oder der DJ Euro-Stoxx50 sogar drei bis vier Mal in den Börsen-Boom-Jahren Ende der 90er). Die Unannehmlichkeit der stetigen Veränderung historischer Kursreihen überträgt sich in die Programmierung der Codes. LHätte ich mein System nicht jedes Mal geändert, als der Drawdown das Alarmniveau überschritten hatte, wäre ich heute nicht mehr am Leben? erzählte mir Giuseppe Lugli, ein systematischer Händler mit langjähriger Erfahrung.
Aber dann stellt sich eine neue Frage: welche statistische Zuverlässigkeit kann ein Handelssystem haben, das Lgewartet? wird, d.h. dessen Regeln und Eingabeparameter im laufenden Handel geändert werden? Die Antwort ist sehr zynisch: für viele Systemhändler ist ein Lgewartetes? System zu handeln immer noch besser als sich der Laune des Moments anzuvertrauen.
Frage: Ist die psychische Anstrengung beim Verfolgen eines Systems höher als die, die nötig ist, um einen diskretionären Trade zu unternehmen? Wo sehen Sie die Vorzüge zum diskretionären Trading?
Tomasini: Die psychische Anstrengung beim Systemhandel ist besonders für höchst qualifizierte Trader mit einem starken Ego sehr groß. Die Kauf- und Verkaufsignale eines Systems sind meistens contra-intuitiv, auch wenn der Trader die unterliegende Logik kennt. Und die Tatsache, das die Systeme nur auf Statistik basieren, verringert den Stolz des Traders, der eigentlich die Behauptung seines Egos sucht. Im Falle eines langen Depotrückganges, (d.h. im Tal der kumulierten Kurve der Gewinne) sind die Zweifel, die den systematischen Händler nicht schlafen lassen, dieselben wie die des diskretionären Traders. Die grundlegende Frage: Lwerde ich noch Gewinn machen?? des diskretionären Traders kann mit Lfunktioniert das System noch?? des systematischen Traders übersetzt werden.
Wenn ich dank meiner antiken Präsenz auf dem Gebiet des Börsentradings eine empirische Betrachtung machen kann, dann folgende: Im Durchschnitt reduzieren Handelssysteme die effektive Rentabilität des Tradings, andererseits erhöhen sie aber die Überlebenschancen eines Traders. Dazu ermöglichen sie die professionelle Betreuung großer Geldsummen, was mit einer diskretionären Methode zuverlässig nicht möglich wäre.
Frage: Bitte erläutern Sie kurz den ersten Punkt. Weshalb reduzieren Handelssysteme die effektive Rentabilität des Tradings?
Tomasini: Die Erfahrung der LToptrader Meisterschaft mit echtem Geld?, im Jahr 2006 bereits zum achten Mal ausgetragen, zeigt, dass das LBig money?, d.h. einfach angesammelte große Gewinne, ausschließlich im Fall starker Ineffizienzen im Markt möglich sind (z.B. im Aktienmarkt in der goldenen Periode vor 2001). Schwächere, aber trotzdem interessante Gewinne charakterisieren stattdessen dis-kretionäre Trader mit einer starken und motivierten Persönlichkeit (Giovanni Borsi , Birger Schaefermeier, Remo Mariani etc.) die aber spezielles technisches Wissen besitzen. In jedem Fall handelt es sich bei ihnen nur um einen Bruchteil der Millionen Menschen, die sich, in einer mehr oder weniger professionellen Art und Weise, der Börsenspekulation widmen. Auf die Frage: Lwie viele kennst du, die mit Handelssystemen wirklich reich geworden sind?? muss ich antworten, dass ich keinen kenne, der es geworden ist. Auf die nächste Frage: Lwie viele kennst du, die gute Performances damit gemacht habe?? würde ich antworten, dass ich manche kenne aber dass man sie trotzdem an den Fingern zweier Hände abzählen kann. Auf die letzte Frage: Lwie viele Leute kennst du, die mit Handelssystemen gute Performances in einer über zehn Jahre lange Periode gemacht haben?? antworte ich... fast keiner. Offensichtlich spreche ich von denjenigen, die nachprüfbar beweisen können, wie viel sie verdient haben. Ich meine nicht etliche andere, die Lerzählen? sie hätten verdient, denn diese sind, wie man weiß, zahllos. Die Erklärungen dafür, dass keiner über eine lange Periode mit Handelssystemen Geld verdient, sind vielfältig. Ein Grund ist unter anderem die Unfähigkeit vieler Händler, sich in einer unternehmerischen Weise zu strukturieren. Es würde manchem schon weiterhelfen, beispielsweise das Management seiner Handelssignale jemandem anzuvertrauen und es von der Buchhaltung, Recherche und Programmierung mit jemandem zu teilen. Wer Trading macht, hofft meistens kein Unternehmer werden zu müssen. Trotzdem gilt für jeden Händler der Satz von Joe Ross: Ltrading is business?. Der zweite Grund ist die Kurzsichtigkeit und intellektuelle Arroganz die im Trading-Bereich vorherrscht: wer ein profitables Handelssystem besitzt, kümmert sich nicht darum, neue Lösungen zu finden, Handelssysteme für andere Märkte zu fertigen oder eine Zusammenarbeit mit anderen Händlern einzugehen. Erfolgreiche systematische Trader schließen sich zu oft in ihrem Erfolg ein und warten auf ihren Untergang, der unmittelbar bevorsteht. Weiterhin versagen viele Börsenneulinge, die zuvor erfolgreiche Erfahrungen in anderen Gebieten gemacht haben- beispielsweise in schwierigen Projekten ihrer Firma, als Selbständige oder im Studium. Hochqualifizierte Spezialisten in ihrem erlernten Beruf wollen häufig nicht akzeptieren, dass sie an den Märkten von vorne anzufangen haben wie jeder beliebige Anfänger. Sie überschätzen sich selbst und nehmen an der Börsenspekulation gleich zu Beginn mit zu viel Kapital teil.
Frage: Und was die zweite These angeht, dass mechanisches Trading die Überlebenschancen am Markt erhöht...
Tomasini: ...behaupte ich einfach aus meiner Erfahrung, dass es so ist. Zumindest hilft es vielen, das Trading parallel zu anderen Unternehmungen zu betreiben. Mit Handelssystemen erhöht sich die durchschnittliche Überlebenschance eines Traders aus mehreren Gründen. Der systematische Händler beschleunigt und vereinfacht mit Hilfe seiner vorgefertigten Regeln den Entscheidungsprozess und kann sich besser auf die Entwicklung weiterer Handelsideen konzentrieren, statt dem Markt auf dem Schirm jede Sekunde genau folgen zu müssen. Dadurch erreicht er eine Verminderung der Spannung, nicht aber deren Beseitigung. Die durchschnittliche Lebensdauer eines mechanischen Traders ist entscheidend länger als die eines dis-kretionäres Traders und unendlich länger als die eines Scalpers. Für letztere gilt immer der Witz von Charles Schwab: LSie sind wie Schmetterlinge. Sie kommen für eine Saison und verlassen uns die nächste?.
Was die Tatsache betrifft, dass Handelssysteme die zuverlässige Verwaltung von großen Geldsummen möglich machen, reicht es, die durchschnittliche Leistung der amerikanischen Hedge Funds oder Managed Accounts mit den deutschen Investmentfonds zu vergleichen. Dabei wird klar, wie die intensive Nutzung von Derivaten und ihre vollständig automatisierte Verwaltung dank Handelssystemen, die in den USA mehr als in Europa verbreitet sind, Renditen leisten, die hierzulande kaum vorstellbar sind.
Frage: Folglich wäre ein engeres Zusammenarbeiten von systematischen Händlern mit institutionellen Vermögensverwaltern sinnvoll. Wo sehen Sie dabei die Schwierigkeiten?
Tomasini: Sobald ein Trader eine erfolgreiche Formel identifiziert hat, denkt er sofort an die Möglichkeit, Lother people-s money? zu verwalten. Wenn mein System Lnur? 40 Prozent im Jahr verdient, falls ich es mit 100 000 Euro einsetze, verdient es ein Gehalt. Wenn ich es mit 100 Millionen einsetze, dann erzielt es Millionengewinne. Warum schlage ich es nicht einem Institutionellen vor? Diese Gleichung ist zu einfach. Ein institutioneller Verwalter hat oft kein Interesse daran, ein System von dritten zu mieten. Er könnte damit seinen eigenen Job gefährden. Ich möchte diese gewagte These anhand unserer eigenen Erfahrungen in LombardReport.com belegen. Unter unseren 200 Abonnenten befinden sich viele bekannte Namen aus der Finanzindustrie und den Medien. Bemerkenswerterweise bezahlen alle aus eigener Tasche und nicht auf Rechnung der Firma! Niemand in ihrer Firma soll wissen, dass es um die Nummer eins von Wandelschuldverschreibungen zu sein es tatsächlich reicht, LombardReport.com zu abonnieren und die Artikel von Guido Bellosta zu lesen.
Ein anderes Beispiel: Ein englischer Fond hat mehr als 100 Mitarbeiter, von Verwaltern bis zu Analysten, gefeuert, nachdem er ein mechanisches System gemietet hatte. Plötzlich waren die Mitarbeiter nicht mehr zu gebrauchen. Kein Vermögensverwalter oder Mitarbeiter eines Hedge Funds holt sich gern ein trojanisches Pferd ins Haus, indem er ein Handelssystem mietet. Lieber das Gehalt und die Kommission der Vermittlung verdienen und das Geld der Kunden verlieren als den eigenen Arbeitsplatz (und das Gehalt und die Kommission, indem man die Kunden zu viel verdienen lässt). Viele wissen nicht einmal, was ein Handelssystem ist. Studieren ist anstrengend und die Bücher sind meistens auf Englisch mit schwierigen Formeln. Lieber auf dem gepflastertem Weg bleiben und wie die letzten 20 Jahre weiterarbeiten. Mit ein paar kleinen Ablenkungen ist es immer schnell fünf Uhr nachmittags...
Frage: Ihr Fazit zum systematischen Handel?
Tomasini: Trading ist mühsam, auch mit Handelssystemen. Man darf den notwendigen Aufwand nie unterschätzen. Ich habe diesen Fehler selbst häufig begangen, vielleicht den am meisten verbreiteten in unserem Job. Trading ist mühsam, stressig und enttäuschend. Mann muss genug Kapital haben und mit der richtigen Einstellung arbeiten. Man muss Kosten und Gewinne wie in jedem Unternehmen genau analysieren. Und wie in jedem Unternehmen gibt es auch im Trading Expansionsphasen und Rezessionsphasen. Es ist mühsam. Und es bleibt trotz Einsatz von Handelssystemen mühsam. Wer würde sonst weiter als Vertreter, Klempner oder Professor arbeiten, wenn es nicht mühsam wäre?
Frage: Ein verbreiteter Mythos ist beispielsweise die gleichmäßig wachsende Equity Linie ohne Rückgang, wie man sie auf jedem guten Verkaufsprospekt findet. Ihre Meinung dazu?
Tomasini: Beim Mythos der stetig und gleichmäßig wachsenden Equity Linie, ohne Drawdown, ohne jegliche starke Schwankung, handelt es sich um eine Schimäre. Die Frage, die man beantworten müsste, ist eine ganz andere: kann ich die Equity Linie eines mit wirklichem Geld für mindestens vier bis fünf Jahre real gehandelten Handelssystems einsehen und sie mit der nur von den Computertests stammenden Equity Linie vergleichen? Leider nur in sehr seltenen Fällen. Und in diesen seltenen Fällen wird man merken, dass die Lwirkliche? Equity Line immer unregelmäßig ist, mit großen statischen Perioden und Spitzen und Rückgängen, die in der Theorie nie vorkommen. Heutzutage misstraue ich Handelssystemen, die eine lineare oder noch schlimmer exponentiell wachsende Equitykurve aufweisen und ich konzentriere mich einzig und allein auf Handelssysteme, die eine stufige Gewinnkurve haben. Eine stufige Gewinnkurve heißt, dass sie sich die meiste Zeit horizontal bewegt, weil das System nicht arbeitet. D.h. das Handelssystem besitzt einen Mechanismus, um zu beurteilen, wann es richtig ist zu handeln und wann nicht. Ein solches Handelssystem mit einer stufigen, nicht perfekt wachsenden Equity Linie kann man gut in ein Portfolio mit anderen Systemen integrieren. Es trägt dann meistens zu einer befriedigend wachsenden Portfolio-Equity bei. Ich erinnere mich, wie in 2001 einige Programmierer ekstatisch eine Equity-Linie für ein paar auf dem DJ Eurostoxx 50 Future basierende Intraday-Systeme geplottet haben. Wie sie sich freuten, als sie die Equity Line bewunderten, die aussah, als hätte Raffaello sie gezeichnet. Nur zwei Jahre später brachen diese Systeme im EuroStoxx wegen geringer Volatilität und Liquidität ein und jeder systematische Händler flog aus dem Markt. Aber die Programmierer hatten den Code doch bis ins letzte Detail gepflegt. Sie hatten ihn bis zur Erbitterung poliert. Ein Konzept, das in zwei Zeilen Code zusammengefasst werden konnte, wurde in einen Moloch von Seiten und Seiten Programmierung verwandelt. Alles umsonst, es handelte sich um pure intellektuelle Masturbation, absolut nutzlos und potenziell verwüstend.
Frage: Womit wir beim nächsten Mythus angelangt wären, dem des Programmierers. Sind gute Programmierkenntnisse notwendig, um am Systemhandel teilhaben zu können?
Tomasini: LEr kann gar nicht programmieren? sagte einmal ein Verleumder über mich , als ob ich mich mit etwas Schlimmen beschmutzt hätte. Handelssysteme zu programmieren scheint ictu oculi eine Beschäftigung zu sein, die nur für nukleare Wissenschaftler, Luftfahrtingenieure oder feine Mathematiker bestimmt ist. Alle anderen sollten es lieber lassen und wie kleine verrückte Bauzeichner Linien auf den Charts ziehen. Nichts ist weniger wahr. In den Handelssystemen zählen die Ideen, und es sollten gute Ideen sein. Ob sie dann geklaut oder kopiert sind, aus eigener Produktion stammen, von Dritten gekauft oder originell sind, zählt nicht. Es zählen nur die Ideen. Man findet immer einen ukrainischen Programmierer, ein Cousin, der Ingenieur ist, jemanden, der sein Gehalt abrunden möchte mit ein paar Stunden Programmierung. Außerdem sollte man berücksichtigen, dass die vielleicht am meisten verbreitete professionelle Programmiersprache LEasy Language? für Tradestation, so heißt, weil es eben Leasy? ist. Man muss es einfach wollen. Und seien Sie getröstet, dass ein bis in die kleinsten Details polierter Code nicht funktioniert: der Code muss kurz sein, um richtig zu arbeiten, je komplizierter er ist desto schlechter arbeitet er. Paradoxerweise sind Codes, die positive Resultate auf der Mehrheit der Märkte trotz einer stufigen Equity erreichen, besser als Codes, die eine wundervolle Gewinnkurve auf einer einzigen Datenreihe zaubern. Außerdem kann die Verwaltung des Portfolios eine schlechte Programmierung oft ausgleichen: eine gute Idee, die schlecht programmiert wurde, über einer Gruppe von Märkten verstreut, ergibt bessere Resultate, als ein von einem Profi programmierter Code, der auf einem einzigen Markt super optimiert wurde. Mit Optimierung meine ich nicht nur die Regeln, sondern auch die Eingabeparameter. Also los: wenn Sie Altgriechisch, Latein oder Mathematik gelernt haben oder einfache Elektroanschlüsse bauen können oder Klempnerarbeit erledigen, dann werden Sie es auch schaffen, Easy Language zu erlernen.
Frage: Wie hoch ist die Chance, mit einem guten Handelssystem reich zu werden?
Tomasini: Keiner wird durch Handelssysteme reich. LAn die Börse kommen nur Leute, die reich werden wollen und nicht diejenigen, die ein Stück Brot verdienen möchten? sagt immer Remo Mariani, Top Börsentrader 2002 und Redaktionsmitglied von LombardReport.com. Er ist ein diskretionärer Trader, der eine gleichmäßige und stetige Equity Linie vorzuweisen hat, obwohl er dadurch nicht gleich zum Millionär geworden ist. Remo Mariani hat Recht und seine philosophische Einsicht sollte ins systematische Trading übertragen werden. Handelssysteme erzeugen keine Millionen Euro, außer man investiert Millionen von Euro. Wenn man bescheidenes Kapital investiert, erreicht man bescheidene Leistungen. Jeder trägt selbst die Verantwortung dafür, ob er dasselbe Kapital nicht lieber in einem anderen Unternehmen investiert.
Frage: Kennen Sie systematische Händler, die Programmcodes besitzen, die sonst niemand hat? Ich meine wirklich gute, einzigartige Codes, deren Offenlegung einem Preisgeben eines wertvollen Geheimnisses gleichkäme?
Tomasini: Der Mythos mit offenen oder geschlossenen Codes... Im Geschäft der Handelssystem-Programmierung glauben viele, dass ein gutes System irgendwelche obskuren Geheimnisse besitzt, die absolut nicht preisgegeben werden dürfen. Strafe ihre Enthüllung urbi et orbi und bedeutet den Verlust jeglicher Wirksamkeit. Nach zehn Jahren im Geschäft tut es mir leid festzustellen, dass alle, und ich wiederhole, alle erfolgreichen Systeme, die mir zu Gesicht gekommen sind, nur mehr oder weniger komplizierte Bearbeitungen von operativen Konzepten darstellen, die der Öffentlichkeit bekannt sind. Die Quellen erfolgreicher Handelssysteme sind oft kommerzielle Codes, die sich, einmal geknackt, wie ein Virus zwischen den Programmierern verbreiten. Letztere tun de facto nichts anderes, als sie zu ändern, indem sie eigen produzierte Filter und Bedingungen hinzufügen bzw. weglassen. Im Kern bleiben die Konzepte aber erhalten und dieselbe Suppe wird einfach wieder aufgewärmt. Es ändert sich lediglich der Koch, der die Suppe zubereitet. Selbstverständlich ist jeder Koch davon überzeugt, das Rad erfunden zu haben. Um seinen Code zu verteidigen, würde er sich zerstückeln lassen. Obwohl es reichen würde, die Trading-Bibliothek durchzuwühlen und die darin gefundenen kommerziellen Codes anzupassen, um ein effizientes System zu basteln. Außerdem muss man bedenken, dass diejenigen, die Handelssysteme programmieren, ein Dutzend davon in der Schublade haben. Sie benutzen oft nur die besten davon und haben meistens keine Probleme, die weniger leistungsfähigen offen zu legen und weiterzugeben. Wenn man mit jemandem um ein Handelssystem verhandelt, sollte man an folgendes denken: ein wirklich guter Programmierer kann immer ein paar Systeme auch umsonst herschenken. Falls er das macht, hat er verstanden, dass es reicht, ein paar Bücher zu kaufen und bis Freitag das Programmieren zu lernen, um in wenigen Wochen ein robustes System zu codieren.
Frage: Man sollte es also nicht komplizierter machen als es ist...
Tomasini: Absolut. Aus geschäftlichen Gründen habe ich mit einigen hundert Leuten, die sich mit Handelssystemen beschäftigen, gehandelt. Sagen wir, dass ich eine Generation von Börsenhändlern zum größten Teil kenne. Da aber die Börse offensichtlich immer neues Blut braucht, kann ich nicht behaupten, alle heute auf der Bühne stehenden Trader zu kennen. Das liegt auch daran, weil die Lust, neue Trader kennen zu lernen, mit der Zeit mehr als exponentiell fällt. Ich kann Ihnen versichern, dass die durchschnittliche Qualität der Handelssysteme das Umkehrbild der Schulausbildung und der Programmierfähigkeit der Trader darstellt. Der in Astrophysik geschulte Cousin und die Cousine mit Ph.D. von Harvard in Thermodynamik helfen in diesem Gebiet nicht. Es ist besser, bekannte Konzepte zu kopieren und sie dem persönlichen Risikoprofil anzupassen als Systeme von Grund auf neu zu programmieren.
Frage: Erzählen Sie uns bitte etwas über den Verkauf bzw. die Vermietung von Handelssystemen.
Tomasini: Das Internet hat jedem die Möglichkeit gegeben, eine Website aufzumachen und Handelssysteme zu verkaufen. Es dann auch noch rentabel zu machen, ist eine ganz andere Kunst. Das merkt man erst, wenn man schon im sinkenden Boot sitzt. Im Bereich der Finanzindustrie gibt es sogar mehr Webseiten, die Handelssysteme verkaufen, als welche, die generische Finanznachrichten anbieten, da ein System laufen zu lassen weniger kostet als 20 Artikel am Tag zu schreiben. Meistens sind es Systeme mit einem Frauennamen oder unverständliche Akronyme. Auf den ersten Blick scheint es ein wundervolles Geschäft zu sein: keine laufenden Kosten und nur Umsätze, die sich in Gewinne verwandeln. Signale, die einfach per SMS gesendet werden oder als Flash auf der Website erscheinen.
Die Betriebswirtschaft lehrt uns jedoch, dass es keinen Umsatz ohne Kosten gibt und dass keine Gewinne ohne Investitionen möglich sind. Die ersten Kosten, die ein potenzieller Signalverkäufer eines Handelssystems verkraften müsste, bevor er sich in dieses Geschäft wagt, dienen dem Bezug eines Passwortes für die italienische (bzw. deutsche) Handelskammer, damit er die Bilanzen der Konkurrenz einsehen kann. Dies würde eine Abschätzung erlauben, ob es sich lohnt, in dieses Geschäftsfeld einzusteigen. Aber schon jetzt gibt es die ersten Schwierigkeiten. Es ist nicht immer ohne weiteres möglich, die Bilanzen einer Gesellschaft zu finden, denn viele davon sind Personengesellschaften oder zweifelhafte juristische Konstrukte (Kaiman Islands, San Marino, Staat von New York, Steuernummer der Metzgerei des Schwagers, usw.). Falls es aber doch möglich ist, die Bilanzen einzusehen, fällt als erstes auch dem Auge eines Laien auf, das keine dieser Gesellschaften einen Umsatz von mehr als einigen 10 000 Euro macht. Da fragt man sich: warum? Die spontane Antwort ist, dass kommerzielle Systeme nicht funktionieren. Aber dies ist die falsche Antwort: kommerzielle Systeme, nicht nur diejenigen von LombardReport.com, sondern auch von anderen Gesellschaften, sind mehr oder weniger betriebsfähig. Was nicht funktioniert, sind die Händler, die sie ausführen! Diese verlieren normalerweise ihr Kapital, bevor sie wissen, dass Systeme früher oder später Recht haben. Oder sie verlieren ihr Interesse daran oder sind enttäuscht. Oder sie entdecken nur, dass es einfacher ist, eine Fotomodelagentur zu betreiben, als Trading zu machen. An dieser Stelle kommen wir zu den Erfahrungen, die man damit macht. Und ich spreche in erster Person. Man muss in diesem Geschäft Handelssysteme verkaufen, mit den Benutzern sprechen, mit den Programmierern verhandeln und mit mehreren Dutzend Codes umgehen, nur um sich klarzumachen dass sie sich nicht wesentlich voneinander unterscheiden. Weiterhin muss man bedenken, wie lange ein Mensch braucht, der die Signale erhält, vor dem Computer sitzt und die Orders eingibt. All das bringt einem eine ungeheure Last, die nur wenige glückliche Menschen schaffen. Letztlich sind die Vermietung und der Verkauf von Handelssystemen mehr ein Selbstbildungspfad als ein profitables Unternehmen.
Frage: Wie findet und entwickelt man gute, robuste Systeme?
Tomasini: Davon verstehe ich viel. Aus akademischer Gewohnheit stelle ich mir jedes Mal, wenn ich mich mit irgendeinem Problem befasse, die Frage: was ist gerade State of the Art und welche Lösungen werden von Experten auf diesem Gebiet empfohlen? Im Geschäft des Systemkaufs heißt das, als erstes zu einer Online-Bücherei zu surfen wie beispielsweise der Trading Library von LombardReport.com. Als zweites bedeutet das, aus Hunderten von Büchern auszuwählen, die bei der Suche herausgekommen sind. Da ich davon überzeugt bin, dass Trading in mancher Hinsicht eine Wissenschaft darstellt, schließe ich sofort alle Lesoterischen? Texte wie Gann, Elliott, Astrofinanz, Fibonacci usw. aus. Auf demselben Weg ignoriere ich die Texte, die keine statistischen Tests und mathematischen Formeln oder Programmierungscodes zeigen. Eine ernsthafte Trading-metho-dologie muss in der Vergangenheit testbar sein. Sie muss also in einem Code programmierbar sein. Vor allem muss es möglich sein, sie in einer unmissverständlichen Weise zu definieren. Ein Handelssystem ist eben der Gegensatz des diskretionären Tradings. Wenn ein Buch also Codes oder System-Reports enthält, kommt es sofort auf meine Kaufliste. Dennoch gibt es ein zweites Niveau von Texten, die trotz fehlender Codes oder System-Reports Standardwerke sind. Unter diesen Autoren zitiere ich Thomas DeMark, David Landry, Barry Rud, Joe Ross. Aber deren Bücher kommen erst, nachdem man alle, und ich wiederhole, alle Bücher mit Codes in Easy Language oder Metastock gekauft hat.
Frage: Was macht systematischen Handel im Vergleich zum diskretionären Handel schwierig? Insbesondere bezüglich der psychischen Anforderungen?
Tomasini: Ich würde systematisches Trading abgekürzt wie folgt überschreiben: Die Einsamkeit in der Einsamkeit. Trading ist bekanntlich eine einsame Arbeit. Der diskretionäre Händler kann aber im Gegensatz zum Systemhändler immerhin noch mit anderen diskretionären Händlern an der Bar sozialisieren und Freundschaften schließen. Z.B. Lweißt du, als der Widerstand gebrochen wurde und ich auf kaufen gedrückt habe. Ich hatte mich aber geirrt und da habe ich die Nachricht gelesen und dann...? während ein anderer sagen wird Lich hatte im Book eine Order bei 21,05 gesehen, aber dann hatte ich verstanden, dass es ein Fake war und...?. Er kann viel erzählen, was er gemacht hat und was er machen wird, falls morgen das oder jenes passiert. Der mechanische Händler ist demgegenüber die seltene Art, die keine Gleichartigen hat. Selbst wenn er Gleichartige hätte, was könnte er zum Markt sagen, kommentieren, bemerken? Dass sein Code in Zeile 29 einen zu engen Stopp hat, aber dass es im Test doch noch super funktionierte? Er kann zwar über den Broker, die DSL Leitung, den Computer, Tradestation oder die niedrige Volatilität meckern. Aber die Argumente, die er im Vergleich zu einem diskretio-närem Trader hat, sind belanglos und unkonkret. Jedenfalls sind sie kaum dazu angetan, ein interessantes Gespräch anzuregen. Moral: wenn die Einsamkeit für den diskretionären Trader ein Problem ist, ist sie für den mechanischen Trader ein Fluch.
Frage: Ihr Fazit?
Tomasini: Seit 1996 hatte ich in meiner Tätigkeit die Gelegenheit, mit der Mehrzahl der italienischen mechanischen Trader zu sprechen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Für alle, inklusive für mich selbst, gilt der Satz: Lein Affe, der eine unbegrenzte Zeit lang vor einem Piano sitzt, wird früher oder später eine Sonate komponieren? im Sinne dass früher oder später alle, ob technisch auf Programmierebene begabter sowie auf intellektueller Ebene weniger Begabten (oder z.B. die wie ich), es schaffen, eine Spinne aus dem Loch zu holen. Und das System oder die Systeme, die sie ausarbeiten, sind das Ergebnis ihrer Lebenseinstellung, ihrer sozialen Verhältnisse, ihrer intellektuellen Ehrlichkeit, ihrer Ängste und ihrer Unsicherheiten.
Ein Handelssystem ist ein Stück von uns, deas wir codieren, ein Teil unserer Psyche, die unsere Furcht, unsere Werte, unser Vertrauen den anderen und uns selbst gegenüber zusammenfasst. Es gibt Handelssysteme mit Hunderten von Zeilen, die in ein paar Zeilen Code zusammengefasst werden könnten, Systeme, die in wenigen Zeilen stecken, aber es verdienen, wie die Divina Commedia erweitert zu werden. Es gibt Programmierer, die Mühe und Leid im Trading als gegeben nehmen, wie jede andere Arbeit, (und sie werden keine zu lineare Equity Lines und System Reports sehen, die nicht gut in Veröffentlichungen passen) und es gibt Programmierer, die stattdessen glauben, Trading sei ein Spaziergang (und sie werden irrealistische Profitkurven sehen, die sie träumen lassen wie Eingebildete). Manchmal ist es bewusst so, manchmal aber ist es einfach eine Lebenseinsicht. Wenn man mit diesen Leuten spricht, merkt man, dass die ersten jeden Tag mit dem Leben kämpfen und ein konkretes Weltgefühl haben, während die zweiten Träumer sind, die wahrscheinlich ein natürliches Talent für die Programmierung haben, auch wenn sie sich nie mit den Leben auseinandergesetzthaben, und die Trading machen, um die Zeit totzuschlagen, ihre Ablenkung von einer Gegenwart, die unter dem existentiellen Profil gar nicht befriedigt.
Jedes Handelssystem hat seine Seele, und wenn es von anderen Leuten stammt, kann man es manchmal gar nicht richtig für sich selbst einsetzen. Ich habe dichterische Programmierer gesehen, die Mythen voller schwieriger Wörter aus der quantitativen Statistik übernommen haben, ohne einen einzigen Trade in ihrem ganzem Leben zu machen, oder handwerkliche Programmierer, die in wenigen Zeilen Code das ganze Leben der Märkte zusammenfassen. Es ist das ewige Dilemma der Mythen, die Wirklichkeit werden, und der Wirklichkeit, die zum Mythus wird. Und hauptsächlich handelt es sich wie immer um eine Realität, die nie weiß oder schwarz, sondern grau ist.
Quelle: http://www.traders-mag.com
Emilio Tomasini
Datum 17.10.2006 - Uhrzeit 17:12 (╘GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Mechanisches Trading wird von vielen als Lösung für alle technischen und psychologischen Unannehmlichkeiten der Börsenspekulation empfunden. Leider werden aber beim Systemhandel nur die Probleme des diskretionären Tradings durch andere, subtilere, ersetzt. Der Einstieg in den Markt wird erleichtert, aber es bleibt trotzdem ein risikovolles und unklares Unternehmen. Dieser Artikel stellt systematisches Trading aus einem anderen Blickwinkel dar. Wir erläutern in einem Interview anhand von Erlebnissen und Erfahrungen die positiven Seiten, aber auch die Fallstricke des Systemhandels. Auf den ersten Blick scheint es für uns als mechanische Händler kontraproduktiv zu sein, auch die Mängel des mechanischen Tradings aufzuzeigen. Wir sind aber der Überzeugung, dass gerade die Aufdeckung der wirklichen Werte und Fehler des mechanischen Tradings eine wichtige Grundlage für erfolgreichen Systemhandel darstellt, um von den vielseitigen Möglichkeiten der heute zur Verfügung stehenden Softwarepakete für Technische Analyse inklusive fertiger Handelssysteme zu profitieren.
Die Auswahl der besten Trader. Das war von Anfang an seine Vision. Und deswegen wählte er Handelssysteme als Herangehensweise an das Traden. Emilio Tomasini, 38, ist bekannt als Organisator der Top Trader Championship, dem in Europa einzigartigen Wettbewerb, der seit 1999 allen Tradern und allen Broker-Häusern offen steht (www.toptraderscup.com). Emilio Tomasini ist Professor an der Universität von Modena/Italien, wo er Ökonomie der Europäischen Integration unterrichtet, und hat langjährige Erfahrung im Finanz-journalismus. Er startete LombardReport.com 1997 mit der Idee Leine Fabrik zu bauen, um gute Trader auszusuchen oder zu produzieren?. Die Top-Trader-Championship gehört mit zu dieser Philosophie, und seit 1999 hat er über 1200 Trader aus ganz Europa überprüft. LombardReport.com, die Finanz-Website in italienischer Sprache, auf der alle Signale mit echtem Geld gehandelt werden, ist in Italien eine Art Autorität mit über 20 000 freien Lesern und 250 Abonnenten, überwiegend Berufs-Tradern, wohlhabenden Einzelpersonen und institutionellen Unternehmen. Die englische Version von LombardReport.com, www.toptrader-report.com, folgt der gleichen Logik.
Die erste Frage, die man Emilio Tomasini stellt, ist daher ganz natürlich: wer sind die besten Trader, die es gibt? Diskretionäre Trader? System-Trader? Kann man aus einem ungeübten Trader einen erfolgreichen Trader machen? Emilio Tomasini kennt die Antworten, weil es tatsächlich seine Aufgabe ist, die Konten der Trader zu überprüfen, die an dem Wettbewerb teilnehmen: gute diskretionäre Trader sind wie Künstler, in vielen Fällen kann man sie nicht nachmachen. Oder zumindest können sie nur anderen natürlichen Künstler-Tradern Unterricht geben. Durchschnittliche Trader sollten unbedingt mechanische Trader sein, weil sie nur mit Handelssystemen oder einem sehr strikten systematischen Ansatz in die Nähe (aber nie auf das gleiche Niveau!) der besten diskretionären Trader kommen können. Künstler wie Remo Mariani und Giovanni Borsi (zwei dem europäischen Publikum bereits bekannte italienische Trader) oder der deutsche Trader Birger Schaefermeier werden selten von Anfängern imitiert. Wenn ein Anfänger in der Lage ist, von ihrer Erfahrung zu profitieren, bedeutet das, dass er das gleiche eiserne Talent besitzt. Durchschnittliche Menschen können nur zu zehn Prozent Nutzen aus ihrer Erfahrung ziehen. Kein Scherz, Top-Trader kann man nicht einmal verstehen, wie zum Beispiel Giovanni Borsi, Gewinner der achten Auflage der Top-Trader-Championship, mit dem erstaunlichen Ergebnis von 11 500 Euro an einem einzigen Tag bei einem Startkapital von 60 000 Euro, 381 Trades und nur drei Verlierern darunter. Giovanni Borsi ist der König der Scalper in Europa. Aber wer kann es ihm nachmachen?
Wenn Trading ein Geschäft ist, und durchschnittliche Trader sind Geschäftsleute, dann sind Trading-Systeme ihr Arbeitsgerät. Aus diesem Grund hat Emilio Tomasini unter den dauerhaft Überlebenden der Industrie immer einen großen Anteil systematischer Trader vorgefunden. Die größten Verlierer sind diskretionäre Trader: auf Dauer gehen sie bis auf ein paar Überflieger alle Pleite. Emilio Tomasini begann 1996 Systeme zu handeln, und tut es noch heute mit Pilotkonten und anderen eigenen Konten. Er machte Beratungsdienste zum Geschäft, insbesondere bei großen italienischen Banken und Institutionellen. Und Emilio Tomasini hofft, noch lange im Geschäft zu bleiben, denn er ist zwar kein Künstler, aber ein guter Entwickler von Handelssystemen, und er selektiert Trader. Er sagt immer: L meine Kraft als Trader sind die Mitwirkenden?: und tatsächlich vereint LombardReport die besten Geister in der Entwicklung von Handelssystemen in Europa, wie Urban Jaekle in Deutschland, Alexander Papadimitropulosz in Ungarn, Enrico Malverti in Italien und viele andere aus vielen Ländern. Ein Schmelztiegel an Tradern, der die größte Konzentration an Wissen über mechanisches Trading in Europa zusammenführt.
Frage: Welche persönlichen Erlebnisse können Sie uns über systematischen Handel erzählen?
Emilio Tomasini: Wenn ich mich mit dem Thema Handelssysteme beschäftige, kommen mir immer zwei Bilder vor Augen. Das erste Bild hat mit einer Serie von Seminaren zu tun, die Larry Williams gehalten hat, die ich in Las Vegas und Europa verfolgen konnte. Während Tradestation 4 der Standard der ganzen Industrie wurde, programmierte Larry Williams weiter mit dem obsoleten und heute kaum noch bekannten Programm System Writer Plus. Schlimmer noch: er benützte es in seinen Seminaren und pfuschte mit dem Code vor dem Publikum. Auf meine Frage, warum er nicht auf Tradestation 4 umsteigen wolle, hat er trocken, getreu seinem Stil, geantwortet, dass es eine Zeitverschwendung wäre, da Lgute Konzepte in wenig Platz passen?. Ich muss zugeben, ich dachte damals Larry Williams hätte keine Ahnung. Mit der Zeit wurde mir klar, dass ich es war, der nichts verstanden hatte.
Das zweite Bild hat mit Richard Dennis zu tun. Der Supertrader, von Jack Schwager in seinem Buch Market Wizards interviewt, meinte, dass falls jemand ein profitables Handelssystem im Wall Street Journal publizieren würde, kein Mitglied der Finanzindustrie es jemals beachten würde. Das Ego der Trader verbiete ihnen, jeglichen externen Input rational zu beurteilen.
Frage: Zu den Problemen des diskretionären Tradings, die das systematische Handeln nicht beseitigen kann. Die erste Herausforderung ist die ständige Veränderung der Märkte, die sich in Änderungen der Charakteristik historischer Kursreihen widerspiegelt.
Tomasini: Das Verhalten der Märkte hängt von der Zahl und Qualität der Trader, von der vorhandenen Liquidität, von der Struktur des Marktes und von den historischen Hintergründen ab, in denen die Handlungen stattfinden. Wenn beispielsweise ein Markt noch Ljung? und noch nicht liquide ist, kann man ihn besonders erfolgreich mit einer Ausbruchtechnik handeln. Dies liegt daran, dass viele Marktteilnehmer noch unerfahren sind und einfache Trendfolge-Systeme bereits viele Tendenzen der Börse auffangen.
Im Nachhinein betrachtet kommen mir die Aktien-Charts der Prager Börse von 1994 wie eine ideale Welt vor. Der tschechische Finanzmarkt machte damals seine ersten Schritte. Börsendaten wurden in einem kahlen Dachgeschoss an der Peripherie von Prag verkauft, von einem Ingenieur mit einem alten Hemd und einem traurigen Blick. Sein Schreibtisch war ziemlich genau in der Mitte des Zimmers aufgestellt- ein eindeutiges Zeichen seines der göttlichen Perfektion gewidmeten Drangs. Ich kaufte seinen Service mit historischen Kursreihen dazu, aber leider konnte ich mich von Italien aus nicht auf seinem Datenserver einwählen. Der gute Ingenieur dachte, im Stil des vorherigen Regimes Lcustomer care?, sich um meine Probleme nicht kümmern zu müssen. Jeder Traum, im tschechischen Markt einzusteigen, platzte mit der Aktualisierung der Daten. Aber die Erinnerung an die Charts ist noch lebendig. Es schien so, als ob ein Bauzeichner von der Partei sie gezeichnet hätte, um den technischen Analysten Freude zu bereiten: Unterstützungen und Widerstände, perfekte Ausbrüche wie aus dem Lehrbuch, noch nicht einmal ein falsches Signal. Es war der Traum des Lrealen Sozialismus? an die Börsencharts angepasst. In den jungen Märkten entwickelt sich das Benehmen der Trader präzise nach dem alten Muster: Die ersten, die kaufen, sind die gut Informierten. Danach kaufen die Nachmacher und am Ende diejenigen, deren Käufe die Long-Positionen der gut Informierten schließen.
Frage: Ideale Bedingungen für erfahrene diskretionäre und systematische Trader. In den meisten Märkten gibt es aber früher oder später Transformationen, welche die schöne Welt verändern...
Tomasini: Zwischen 1997 und 2000 sind Hunderte von Tradern mit einfachen Intraday Breakout Systemen im DAX- und NEMAX-Future reich geworden. Ab dem Jahr 2000 ist die Mehrheit von ihnen ausgestiegen, weil Ausbrüche in den gereiften Märkten nicht mehr funktionierten. Leider gibt es keine Sicherheit, dass eine historische Kursreihe sich in der Zukunft weiterhin gleich verhält. Außerdem gibt es keine Sicherheit dass, z.B. im Falle einer Aktie, wegen eines Delistings, Insolvenz oder Änderung der Haupttätigkeit der Firma, die Aktie immer so existieren wird, wie wir sie kannten. Ähnliches gilt für Futures, die mit der Einführung neuer Märkte (z.B. der Fib30/S&P v MIB 40 in der italienischen Börse) oder selbst nur neuer Handelszeiten konfrontiert werden (wie der Bund Future in diesem Jahr oder der DJ Euro-Stoxx50 sogar drei bis vier Mal in den Börsen-Boom-Jahren Ende der 90er). Die Unannehmlichkeit der stetigen Veränderung historischer Kursreihen überträgt sich in die Programmierung der Codes. LHätte ich mein System nicht jedes Mal geändert, als der Drawdown das Alarmniveau überschritten hatte, wäre ich heute nicht mehr am Leben? erzählte mir Giuseppe Lugli, ein systematischer Händler mit langjähriger Erfahrung.
Aber dann stellt sich eine neue Frage: welche statistische Zuverlässigkeit kann ein Handelssystem haben, das Lgewartet? wird, d.h. dessen Regeln und Eingabeparameter im laufenden Handel geändert werden? Die Antwort ist sehr zynisch: für viele Systemhändler ist ein Lgewartetes? System zu handeln immer noch besser als sich der Laune des Moments anzuvertrauen.
Frage: Ist die psychische Anstrengung beim Verfolgen eines Systems höher als die, die nötig ist, um einen diskretionären Trade zu unternehmen? Wo sehen Sie die Vorzüge zum diskretionären Trading?
Tomasini: Die psychische Anstrengung beim Systemhandel ist besonders für höchst qualifizierte Trader mit einem starken Ego sehr groß. Die Kauf- und Verkaufsignale eines Systems sind meistens contra-intuitiv, auch wenn der Trader die unterliegende Logik kennt. Und die Tatsache, das die Systeme nur auf Statistik basieren, verringert den Stolz des Traders, der eigentlich die Behauptung seines Egos sucht. Im Falle eines langen Depotrückganges, (d.h. im Tal der kumulierten Kurve der Gewinne) sind die Zweifel, die den systematischen Händler nicht schlafen lassen, dieselben wie die des diskretionären Traders. Die grundlegende Frage: Lwerde ich noch Gewinn machen?? des diskretionären Traders kann mit Lfunktioniert das System noch?? des systematischen Traders übersetzt werden.
Wenn ich dank meiner antiken Präsenz auf dem Gebiet des Börsentradings eine empirische Betrachtung machen kann, dann folgende: Im Durchschnitt reduzieren Handelssysteme die effektive Rentabilität des Tradings, andererseits erhöhen sie aber die Überlebenschancen eines Traders. Dazu ermöglichen sie die professionelle Betreuung großer Geldsummen, was mit einer diskretionären Methode zuverlässig nicht möglich wäre.
Frage: Bitte erläutern Sie kurz den ersten Punkt. Weshalb reduzieren Handelssysteme die effektive Rentabilität des Tradings?
Tomasini: Die Erfahrung der LToptrader Meisterschaft mit echtem Geld?, im Jahr 2006 bereits zum achten Mal ausgetragen, zeigt, dass das LBig money?, d.h. einfach angesammelte große Gewinne, ausschließlich im Fall starker Ineffizienzen im Markt möglich sind (z.B. im Aktienmarkt in der goldenen Periode vor 2001). Schwächere, aber trotzdem interessante Gewinne charakterisieren stattdessen dis-kretionäre Trader mit einer starken und motivierten Persönlichkeit (Giovanni Borsi , Birger Schaefermeier, Remo Mariani etc.) die aber spezielles technisches Wissen besitzen. In jedem Fall handelt es sich bei ihnen nur um einen Bruchteil der Millionen Menschen, die sich, in einer mehr oder weniger professionellen Art und Weise, der Börsenspekulation widmen. Auf die Frage: Lwie viele kennst du, die mit Handelssystemen wirklich reich geworden sind?? muss ich antworten, dass ich keinen kenne, der es geworden ist. Auf die nächste Frage: Lwie viele kennst du, die gute Performances damit gemacht habe?? würde ich antworten, dass ich manche kenne aber dass man sie trotzdem an den Fingern zweier Hände abzählen kann. Auf die letzte Frage: Lwie viele Leute kennst du, die mit Handelssystemen gute Performances in einer über zehn Jahre lange Periode gemacht haben?? antworte ich... fast keiner. Offensichtlich spreche ich von denjenigen, die nachprüfbar beweisen können, wie viel sie verdient haben. Ich meine nicht etliche andere, die Lerzählen? sie hätten verdient, denn diese sind, wie man weiß, zahllos. Die Erklärungen dafür, dass keiner über eine lange Periode mit Handelssystemen Geld verdient, sind vielfältig. Ein Grund ist unter anderem die Unfähigkeit vieler Händler, sich in einer unternehmerischen Weise zu strukturieren. Es würde manchem schon weiterhelfen, beispielsweise das Management seiner Handelssignale jemandem anzuvertrauen und es von der Buchhaltung, Recherche und Programmierung mit jemandem zu teilen. Wer Trading macht, hofft meistens kein Unternehmer werden zu müssen. Trotzdem gilt für jeden Händler der Satz von Joe Ross: Ltrading is business?. Der zweite Grund ist die Kurzsichtigkeit und intellektuelle Arroganz die im Trading-Bereich vorherrscht: wer ein profitables Handelssystem besitzt, kümmert sich nicht darum, neue Lösungen zu finden, Handelssysteme für andere Märkte zu fertigen oder eine Zusammenarbeit mit anderen Händlern einzugehen. Erfolgreiche systematische Trader schließen sich zu oft in ihrem Erfolg ein und warten auf ihren Untergang, der unmittelbar bevorsteht. Weiterhin versagen viele Börsenneulinge, die zuvor erfolgreiche Erfahrungen in anderen Gebieten gemacht haben- beispielsweise in schwierigen Projekten ihrer Firma, als Selbständige oder im Studium. Hochqualifizierte Spezialisten in ihrem erlernten Beruf wollen häufig nicht akzeptieren, dass sie an den Märkten von vorne anzufangen haben wie jeder beliebige Anfänger. Sie überschätzen sich selbst und nehmen an der Börsenspekulation gleich zu Beginn mit zu viel Kapital teil.
Frage: Und was die zweite These angeht, dass mechanisches Trading die Überlebenschancen am Markt erhöht...
Tomasini: ...behaupte ich einfach aus meiner Erfahrung, dass es so ist. Zumindest hilft es vielen, das Trading parallel zu anderen Unternehmungen zu betreiben. Mit Handelssystemen erhöht sich die durchschnittliche Überlebenschance eines Traders aus mehreren Gründen. Der systematische Händler beschleunigt und vereinfacht mit Hilfe seiner vorgefertigten Regeln den Entscheidungsprozess und kann sich besser auf die Entwicklung weiterer Handelsideen konzentrieren, statt dem Markt auf dem Schirm jede Sekunde genau folgen zu müssen. Dadurch erreicht er eine Verminderung der Spannung, nicht aber deren Beseitigung. Die durchschnittliche Lebensdauer eines mechanischen Traders ist entscheidend länger als die eines dis-kretionäres Traders und unendlich länger als die eines Scalpers. Für letztere gilt immer der Witz von Charles Schwab: LSie sind wie Schmetterlinge. Sie kommen für eine Saison und verlassen uns die nächste?.
Was die Tatsache betrifft, dass Handelssysteme die zuverlässige Verwaltung von großen Geldsummen möglich machen, reicht es, die durchschnittliche Leistung der amerikanischen Hedge Funds oder Managed Accounts mit den deutschen Investmentfonds zu vergleichen. Dabei wird klar, wie die intensive Nutzung von Derivaten und ihre vollständig automatisierte Verwaltung dank Handelssystemen, die in den USA mehr als in Europa verbreitet sind, Renditen leisten, die hierzulande kaum vorstellbar sind.
Frage: Folglich wäre ein engeres Zusammenarbeiten von systematischen Händlern mit institutionellen Vermögensverwaltern sinnvoll. Wo sehen Sie dabei die Schwierigkeiten?
Tomasini: Sobald ein Trader eine erfolgreiche Formel identifiziert hat, denkt er sofort an die Möglichkeit, Lother people-s money? zu verwalten. Wenn mein System Lnur? 40 Prozent im Jahr verdient, falls ich es mit 100 000 Euro einsetze, verdient es ein Gehalt. Wenn ich es mit 100 Millionen einsetze, dann erzielt es Millionengewinne. Warum schlage ich es nicht einem Institutionellen vor? Diese Gleichung ist zu einfach. Ein institutioneller Verwalter hat oft kein Interesse daran, ein System von dritten zu mieten. Er könnte damit seinen eigenen Job gefährden. Ich möchte diese gewagte These anhand unserer eigenen Erfahrungen in LombardReport.com belegen. Unter unseren 200 Abonnenten befinden sich viele bekannte Namen aus der Finanzindustrie und den Medien. Bemerkenswerterweise bezahlen alle aus eigener Tasche und nicht auf Rechnung der Firma! Niemand in ihrer Firma soll wissen, dass es um die Nummer eins von Wandelschuldverschreibungen zu sein es tatsächlich reicht, LombardReport.com zu abonnieren und die Artikel von Guido Bellosta zu lesen.
Ein anderes Beispiel: Ein englischer Fond hat mehr als 100 Mitarbeiter, von Verwaltern bis zu Analysten, gefeuert, nachdem er ein mechanisches System gemietet hatte. Plötzlich waren die Mitarbeiter nicht mehr zu gebrauchen. Kein Vermögensverwalter oder Mitarbeiter eines Hedge Funds holt sich gern ein trojanisches Pferd ins Haus, indem er ein Handelssystem mietet. Lieber das Gehalt und die Kommission der Vermittlung verdienen und das Geld der Kunden verlieren als den eigenen Arbeitsplatz (und das Gehalt und die Kommission, indem man die Kunden zu viel verdienen lässt). Viele wissen nicht einmal, was ein Handelssystem ist. Studieren ist anstrengend und die Bücher sind meistens auf Englisch mit schwierigen Formeln. Lieber auf dem gepflastertem Weg bleiben und wie die letzten 20 Jahre weiterarbeiten. Mit ein paar kleinen Ablenkungen ist es immer schnell fünf Uhr nachmittags...
Frage: Ihr Fazit zum systematischen Handel?
Tomasini: Trading ist mühsam, auch mit Handelssystemen. Man darf den notwendigen Aufwand nie unterschätzen. Ich habe diesen Fehler selbst häufig begangen, vielleicht den am meisten verbreiteten in unserem Job. Trading ist mühsam, stressig und enttäuschend. Mann muss genug Kapital haben und mit der richtigen Einstellung arbeiten. Man muss Kosten und Gewinne wie in jedem Unternehmen genau analysieren. Und wie in jedem Unternehmen gibt es auch im Trading Expansionsphasen und Rezessionsphasen. Es ist mühsam. Und es bleibt trotz Einsatz von Handelssystemen mühsam. Wer würde sonst weiter als Vertreter, Klempner oder Professor arbeiten, wenn es nicht mühsam wäre?
Frage: Ein verbreiteter Mythos ist beispielsweise die gleichmäßig wachsende Equity Linie ohne Rückgang, wie man sie auf jedem guten Verkaufsprospekt findet. Ihre Meinung dazu?
Tomasini: Beim Mythos der stetig und gleichmäßig wachsenden Equity Linie, ohne Drawdown, ohne jegliche starke Schwankung, handelt es sich um eine Schimäre. Die Frage, die man beantworten müsste, ist eine ganz andere: kann ich die Equity Linie eines mit wirklichem Geld für mindestens vier bis fünf Jahre real gehandelten Handelssystems einsehen und sie mit der nur von den Computertests stammenden Equity Linie vergleichen? Leider nur in sehr seltenen Fällen. Und in diesen seltenen Fällen wird man merken, dass die Lwirkliche? Equity Line immer unregelmäßig ist, mit großen statischen Perioden und Spitzen und Rückgängen, die in der Theorie nie vorkommen. Heutzutage misstraue ich Handelssystemen, die eine lineare oder noch schlimmer exponentiell wachsende Equitykurve aufweisen und ich konzentriere mich einzig und allein auf Handelssysteme, die eine stufige Gewinnkurve haben. Eine stufige Gewinnkurve heißt, dass sie sich die meiste Zeit horizontal bewegt, weil das System nicht arbeitet. D.h. das Handelssystem besitzt einen Mechanismus, um zu beurteilen, wann es richtig ist zu handeln und wann nicht. Ein solches Handelssystem mit einer stufigen, nicht perfekt wachsenden Equity Linie kann man gut in ein Portfolio mit anderen Systemen integrieren. Es trägt dann meistens zu einer befriedigend wachsenden Portfolio-Equity bei. Ich erinnere mich, wie in 2001 einige Programmierer ekstatisch eine Equity-Linie für ein paar auf dem DJ Eurostoxx 50 Future basierende Intraday-Systeme geplottet haben. Wie sie sich freuten, als sie die Equity Line bewunderten, die aussah, als hätte Raffaello sie gezeichnet. Nur zwei Jahre später brachen diese Systeme im EuroStoxx wegen geringer Volatilität und Liquidität ein und jeder systematische Händler flog aus dem Markt. Aber die Programmierer hatten den Code doch bis ins letzte Detail gepflegt. Sie hatten ihn bis zur Erbitterung poliert. Ein Konzept, das in zwei Zeilen Code zusammengefasst werden konnte, wurde in einen Moloch von Seiten und Seiten Programmierung verwandelt. Alles umsonst, es handelte sich um pure intellektuelle Masturbation, absolut nutzlos und potenziell verwüstend.
Frage: Womit wir beim nächsten Mythus angelangt wären, dem des Programmierers. Sind gute Programmierkenntnisse notwendig, um am Systemhandel teilhaben zu können?
Tomasini: LEr kann gar nicht programmieren? sagte einmal ein Verleumder über mich , als ob ich mich mit etwas Schlimmen beschmutzt hätte. Handelssysteme zu programmieren scheint ictu oculi eine Beschäftigung zu sein, die nur für nukleare Wissenschaftler, Luftfahrtingenieure oder feine Mathematiker bestimmt ist. Alle anderen sollten es lieber lassen und wie kleine verrückte Bauzeichner Linien auf den Charts ziehen. Nichts ist weniger wahr. In den Handelssystemen zählen die Ideen, und es sollten gute Ideen sein. Ob sie dann geklaut oder kopiert sind, aus eigener Produktion stammen, von Dritten gekauft oder originell sind, zählt nicht. Es zählen nur die Ideen. Man findet immer einen ukrainischen Programmierer, ein Cousin, der Ingenieur ist, jemanden, der sein Gehalt abrunden möchte mit ein paar Stunden Programmierung. Außerdem sollte man berücksichtigen, dass die vielleicht am meisten verbreitete professionelle Programmiersprache LEasy Language? für Tradestation, so heißt, weil es eben Leasy? ist. Man muss es einfach wollen. Und seien Sie getröstet, dass ein bis in die kleinsten Details polierter Code nicht funktioniert: der Code muss kurz sein, um richtig zu arbeiten, je komplizierter er ist desto schlechter arbeitet er. Paradoxerweise sind Codes, die positive Resultate auf der Mehrheit der Märkte trotz einer stufigen Equity erreichen, besser als Codes, die eine wundervolle Gewinnkurve auf einer einzigen Datenreihe zaubern. Außerdem kann die Verwaltung des Portfolios eine schlechte Programmierung oft ausgleichen: eine gute Idee, die schlecht programmiert wurde, über einer Gruppe von Märkten verstreut, ergibt bessere Resultate, als ein von einem Profi programmierter Code, der auf einem einzigen Markt super optimiert wurde. Mit Optimierung meine ich nicht nur die Regeln, sondern auch die Eingabeparameter. Also los: wenn Sie Altgriechisch, Latein oder Mathematik gelernt haben oder einfache Elektroanschlüsse bauen können oder Klempnerarbeit erledigen, dann werden Sie es auch schaffen, Easy Language zu erlernen.
Frage: Wie hoch ist die Chance, mit einem guten Handelssystem reich zu werden?
Tomasini: Keiner wird durch Handelssysteme reich. LAn die Börse kommen nur Leute, die reich werden wollen und nicht diejenigen, die ein Stück Brot verdienen möchten? sagt immer Remo Mariani, Top Börsentrader 2002 und Redaktionsmitglied von LombardReport.com. Er ist ein diskretionärer Trader, der eine gleichmäßige und stetige Equity Linie vorzuweisen hat, obwohl er dadurch nicht gleich zum Millionär geworden ist. Remo Mariani hat Recht und seine philosophische Einsicht sollte ins systematische Trading übertragen werden. Handelssysteme erzeugen keine Millionen Euro, außer man investiert Millionen von Euro. Wenn man bescheidenes Kapital investiert, erreicht man bescheidene Leistungen. Jeder trägt selbst die Verantwortung dafür, ob er dasselbe Kapital nicht lieber in einem anderen Unternehmen investiert.
Frage: Kennen Sie systematische Händler, die Programmcodes besitzen, die sonst niemand hat? Ich meine wirklich gute, einzigartige Codes, deren Offenlegung einem Preisgeben eines wertvollen Geheimnisses gleichkäme?
Tomasini: Der Mythos mit offenen oder geschlossenen Codes... Im Geschäft der Handelssystem-Programmierung glauben viele, dass ein gutes System irgendwelche obskuren Geheimnisse besitzt, die absolut nicht preisgegeben werden dürfen. Strafe ihre Enthüllung urbi et orbi und bedeutet den Verlust jeglicher Wirksamkeit. Nach zehn Jahren im Geschäft tut es mir leid festzustellen, dass alle, und ich wiederhole, alle erfolgreichen Systeme, die mir zu Gesicht gekommen sind, nur mehr oder weniger komplizierte Bearbeitungen von operativen Konzepten darstellen, die der Öffentlichkeit bekannt sind. Die Quellen erfolgreicher Handelssysteme sind oft kommerzielle Codes, die sich, einmal geknackt, wie ein Virus zwischen den Programmierern verbreiten. Letztere tun de facto nichts anderes, als sie zu ändern, indem sie eigen produzierte Filter und Bedingungen hinzufügen bzw. weglassen. Im Kern bleiben die Konzepte aber erhalten und dieselbe Suppe wird einfach wieder aufgewärmt. Es ändert sich lediglich der Koch, der die Suppe zubereitet. Selbstverständlich ist jeder Koch davon überzeugt, das Rad erfunden zu haben. Um seinen Code zu verteidigen, würde er sich zerstückeln lassen. Obwohl es reichen würde, die Trading-Bibliothek durchzuwühlen und die darin gefundenen kommerziellen Codes anzupassen, um ein effizientes System zu basteln. Außerdem muss man bedenken, dass diejenigen, die Handelssysteme programmieren, ein Dutzend davon in der Schublade haben. Sie benutzen oft nur die besten davon und haben meistens keine Probleme, die weniger leistungsfähigen offen zu legen und weiterzugeben. Wenn man mit jemandem um ein Handelssystem verhandelt, sollte man an folgendes denken: ein wirklich guter Programmierer kann immer ein paar Systeme auch umsonst herschenken. Falls er das macht, hat er verstanden, dass es reicht, ein paar Bücher zu kaufen und bis Freitag das Programmieren zu lernen, um in wenigen Wochen ein robustes System zu codieren.
Frage: Man sollte es also nicht komplizierter machen als es ist...
Tomasini: Absolut. Aus geschäftlichen Gründen habe ich mit einigen hundert Leuten, die sich mit Handelssystemen beschäftigen, gehandelt. Sagen wir, dass ich eine Generation von Börsenhändlern zum größten Teil kenne. Da aber die Börse offensichtlich immer neues Blut braucht, kann ich nicht behaupten, alle heute auf der Bühne stehenden Trader zu kennen. Das liegt auch daran, weil die Lust, neue Trader kennen zu lernen, mit der Zeit mehr als exponentiell fällt. Ich kann Ihnen versichern, dass die durchschnittliche Qualität der Handelssysteme das Umkehrbild der Schulausbildung und der Programmierfähigkeit der Trader darstellt. Der in Astrophysik geschulte Cousin und die Cousine mit Ph.D. von Harvard in Thermodynamik helfen in diesem Gebiet nicht. Es ist besser, bekannte Konzepte zu kopieren und sie dem persönlichen Risikoprofil anzupassen als Systeme von Grund auf neu zu programmieren.
Frage: Erzählen Sie uns bitte etwas über den Verkauf bzw. die Vermietung von Handelssystemen.
Tomasini: Das Internet hat jedem die Möglichkeit gegeben, eine Website aufzumachen und Handelssysteme zu verkaufen. Es dann auch noch rentabel zu machen, ist eine ganz andere Kunst. Das merkt man erst, wenn man schon im sinkenden Boot sitzt. Im Bereich der Finanzindustrie gibt es sogar mehr Webseiten, die Handelssysteme verkaufen, als welche, die generische Finanznachrichten anbieten, da ein System laufen zu lassen weniger kostet als 20 Artikel am Tag zu schreiben. Meistens sind es Systeme mit einem Frauennamen oder unverständliche Akronyme. Auf den ersten Blick scheint es ein wundervolles Geschäft zu sein: keine laufenden Kosten und nur Umsätze, die sich in Gewinne verwandeln. Signale, die einfach per SMS gesendet werden oder als Flash auf der Website erscheinen.
Die Betriebswirtschaft lehrt uns jedoch, dass es keinen Umsatz ohne Kosten gibt und dass keine Gewinne ohne Investitionen möglich sind. Die ersten Kosten, die ein potenzieller Signalverkäufer eines Handelssystems verkraften müsste, bevor er sich in dieses Geschäft wagt, dienen dem Bezug eines Passwortes für die italienische (bzw. deutsche) Handelskammer, damit er die Bilanzen der Konkurrenz einsehen kann. Dies würde eine Abschätzung erlauben, ob es sich lohnt, in dieses Geschäftsfeld einzusteigen. Aber schon jetzt gibt es die ersten Schwierigkeiten. Es ist nicht immer ohne weiteres möglich, die Bilanzen einer Gesellschaft zu finden, denn viele davon sind Personengesellschaften oder zweifelhafte juristische Konstrukte (Kaiman Islands, San Marino, Staat von New York, Steuernummer der Metzgerei des Schwagers, usw.). Falls es aber doch möglich ist, die Bilanzen einzusehen, fällt als erstes auch dem Auge eines Laien auf, das keine dieser Gesellschaften einen Umsatz von mehr als einigen 10 000 Euro macht. Da fragt man sich: warum? Die spontane Antwort ist, dass kommerzielle Systeme nicht funktionieren. Aber dies ist die falsche Antwort: kommerzielle Systeme, nicht nur diejenigen von LombardReport.com, sondern auch von anderen Gesellschaften, sind mehr oder weniger betriebsfähig. Was nicht funktioniert, sind die Händler, die sie ausführen! Diese verlieren normalerweise ihr Kapital, bevor sie wissen, dass Systeme früher oder später Recht haben. Oder sie verlieren ihr Interesse daran oder sind enttäuscht. Oder sie entdecken nur, dass es einfacher ist, eine Fotomodelagentur zu betreiben, als Trading zu machen. An dieser Stelle kommen wir zu den Erfahrungen, die man damit macht. Und ich spreche in erster Person. Man muss in diesem Geschäft Handelssysteme verkaufen, mit den Benutzern sprechen, mit den Programmierern verhandeln und mit mehreren Dutzend Codes umgehen, nur um sich klarzumachen dass sie sich nicht wesentlich voneinander unterscheiden. Weiterhin muss man bedenken, wie lange ein Mensch braucht, der die Signale erhält, vor dem Computer sitzt und die Orders eingibt. All das bringt einem eine ungeheure Last, die nur wenige glückliche Menschen schaffen. Letztlich sind die Vermietung und der Verkauf von Handelssystemen mehr ein Selbstbildungspfad als ein profitables Unternehmen.
Frage: Wie findet und entwickelt man gute, robuste Systeme?
Tomasini: Davon verstehe ich viel. Aus akademischer Gewohnheit stelle ich mir jedes Mal, wenn ich mich mit irgendeinem Problem befasse, die Frage: was ist gerade State of the Art und welche Lösungen werden von Experten auf diesem Gebiet empfohlen? Im Geschäft des Systemkaufs heißt das, als erstes zu einer Online-Bücherei zu surfen wie beispielsweise der Trading Library von LombardReport.com. Als zweites bedeutet das, aus Hunderten von Büchern auszuwählen, die bei der Suche herausgekommen sind. Da ich davon überzeugt bin, dass Trading in mancher Hinsicht eine Wissenschaft darstellt, schließe ich sofort alle Lesoterischen? Texte wie Gann, Elliott, Astrofinanz, Fibonacci usw. aus. Auf demselben Weg ignoriere ich die Texte, die keine statistischen Tests und mathematischen Formeln oder Programmierungscodes zeigen. Eine ernsthafte Trading-metho-dologie muss in der Vergangenheit testbar sein. Sie muss also in einem Code programmierbar sein. Vor allem muss es möglich sein, sie in einer unmissverständlichen Weise zu definieren. Ein Handelssystem ist eben der Gegensatz des diskretionären Tradings. Wenn ein Buch also Codes oder System-Reports enthält, kommt es sofort auf meine Kaufliste. Dennoch gibt es ein zweites Niveau von Texten, die trotz fehlender Codes oder System-Reports Standardwerke sind. Unter diesen Autoren zitiere ich Thomas DeMark, David Landry, Barry Rud, Joe Ross. Aber deren Bücher kommen erst, nachdem man alle, und ich wiederhole, alle Bücher mit Codes in Easy Language oder Metastock gekauft hat.
Frage: Was macht systematischen Handel im Vergleich zum diskretionären Handel schwierig? Insbesondere bezüglich der psychischen Anforderungen?
Tomasini: Ich würde systematisches Trading abgekürzt wie folgt überschreiben: Die Einsamkeit in der Einsamkeit. Trading ist bekanntlich eine einsame Arbeit. Der diskretionäre Händler kann aber im Gegensatz zum Systemhändler immerhin noch mit anderen diskretionären Händlern an der Bar sozialisieren und Freundschaften schließen. Z.B. Lweißt du, als der Widerstand gebrochen wurde und ich auf kaufen gedrückt habe. Ich hatte mich aber geirrt und da habe ich die Nachricht gelesen und dann...? während ein anderer sagen wird Lich hatte im Book eine Order bei 21,05 gesehen, aber dann hatte ich verstanden, dass es ein Fake war und...?. Er kann viel erzählen, was er gemacht hat und was er machen wird, falls morgen das oder jenes passiert. Der mechanische Händler ist demgegenüber die seltene Art, die keine Gleichartigen hat. Selbst wenn er Gleichartige hätte, was könnte er zum Markt sagen, kommentieren, bemerken? Dass sein Code in Zeile 29 einen zu engen Stopp hat, aber dass es im Test doch noch super funktionierte? Er kann zwar über den Broker, die DSL Leitung, den Computer, Tradestation oder die niedrige Volatilität meckern. Aber die Argumente, die er im Vergleich zu einem diskretio-närem Trader hat, sind belanglos und unkonkret. Jedenfalls sind sie kaum dazu angetan, ein interessantes Gespräch anzuregen. Moral: wenn die Einsamkeit für den diskretionären Trader ein Problem ist, ist sie für den mechanischen Trader ein Fluch.
Frage: Ihr Fazit?
Tomasini: Seit 1996 hatte ich in meiner Tätigkeit die Gelegenheit, mit der Mehrzahl der italienischen mechanischen Trader zu sprechen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Für alle, inklusive für mich selbst, gilt der Satz: Lein Affe, der eine unbegrenzte Zeit lang vor einem Piano sitzt, wird früher oder später eine Sonate komponieren? im Sinne dass früher oder später alle, ob technisch auf Programmierebene begabter sowie auf intellektueller Ebene weniger Begabten (oder z.B. die wie ich), es schaffen, eine Spinne aus dem Loch zu holen. Und das System oder die Systeme, die sie ausarbeiten, sind das Ergebnis ihrer Lebenseinstellung, ihrer sozialen Verhältnisse, ihrer intellektuellen Ehrlichkeit, ihrer Ängste und ihrer Unsicherheiten.
Ein Handelssystem ist ein Stück von uns, deas wir codieren, ein Teil unserer Psyche, die unsere Furcht, unsere Werte, unser Vertrauen den anderen und uns selbst gegenüber zusammenfasst. Es gibt Handelssysteme mit Hunderten von Zeilen, die in ein paar Zeilen Code zusammengefasst werden könnten, Systeme, die in wenigen Zeilen stecken, aber es verdienen, wie die Divina Commedia erweitert zu werden. Es gibt Programmierer, die Mühe und Leid im Trading als gegeben nehmen, wie jede andere Arbeit, (und sie werden keine zu lineare Equity Lines und System Reports sehen, die nicht gut in Veröffentlichungen passen) und es gibt Programmierer, die stattdessen glauben, Trading sei ein Spaziergang (und sie werden irrealistische Profitkurven sehen, die sie träumen lassen wie Eingebildete). Manchmal ist es bewusst so, manchmal aber ist es einfach eine Lebenseinsicht. Wenn man mit diesen Leuten spricht, merkt man, dass die ersten jeden Tag mit dem Leben kämpfen und ein konkretes Weltgefühl haben, während die zweiten Träumer sind, die wahrscheinlich ein natürliches Talent für die Programmierung haben, auch wenn sie sich nie mit den Leben auseinandergesetzthaben, und die Trading machen, um die Zeit totzuschlagen, ihre Ablenkung von einer Gegenwart, die unter dem existentiellen Profil gar nicht befriedigt.
Jedes Handelssystem hat seine Seele, und wenn es von anderen Leuten stammt, kann man es manchmal gar nicht richtig für sich selbst einsetzen. Ich habe dichterische Programmierer gesehen, die Mythen voller schwieriger Wörter aus der quantitativen Statistik übernommen haben, ohne einen einzigen Trade in ihrem ganzem Leben zu machen, oder handwerkliche Programmierer, die in wenigen Zeilen Code das ganze Leben der Märkte zusammenfassen. Es ist das ewige Dilemma der Mythen, die Wirklichkeit werden, und der Wirklichkeit, die zum Mythus wird. Und hauptsächlich handelt es sich wie immer um eine Realität, die nie weiß oder schwarz, sondern grau ist.
Quelle: http://www.traders-mag.com
NEW 19.12.06 21:59
в ответ LAD1 05.04.06 09:22
Dan Zanger - Der Magier ist zurück
Datum 19.12.2006 - Uhrzeit 11:00 (╘ GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Dan Zanger von Chartpattern.com rückte zum ersten Mal in das Licht der Öffentlichkeit, als er in einem Artikel des Fortune Magazine seine erstaunliche Geschichte erzählte. Der Titel des Artikels war └Meine Aktien sind 10 000 Prozent im Plus⌠, und er erklärte darin, wie er es geschafft hatte, 11 000 Dollar in 18 Millionen Dollar zu verwandeln, und das in nur 18 Monaten. Dabei wurde aber nicht erwähnt, dass Dan Zanger nach insgesamt 23 Monaten sogar 42 Millionen Dollar erreichte. Neben diesen unglaublichen Gewinnen wurde aber in dem Artikel nicht genauer darauf eingegangen, wie seine Trading-Strategie funktioniert. Es blieb daher unbekannt, welche Indikatoren er benutzt, welche Philosophie er verfolgt und wie sein typischer Trading-Tag aussieht. Einzig die Aussage, dass Dan ein bestimmtes Marktverhalten vor großen Rallys beobachtet, gab Hinweise auf seine Methodik. Der Artikel hat dennoch das allgemeine Interesse an der Kunst der Technischen Analyse verstärkt, indem an einem realen Beispiel gezeigt wurde, welche Möglichkeiten im Trading bestehen, wenn man die notwendigen Fähigkeiten sowie eine persönliche Begeisterung dafür besitzt.
FRAGE: Erzählen Sie uns von Ihrem Trading in den letzten Jahren.
Zanger: Nun, in den letzten beiden Jahren habe ich etwa 400 Prozent Performance erwirtschaftet, was meiner Meinung nach sehr gut ist, wenn man bedenkt, dass der US-Markt nur acht Prozent in 2004 und zwei Prozent in 2005 gestiegen ist.
FRAGE: Haben Sie neue Ansätze entwickelt?
Zanger: Ich habe keine neuen Ansätze. Die Methoden, die ich in den letzten 15 Jahren angewandt habe, funktionieren auch heute die meiste Zeit sehr gut. Das einzig Neue ist, dass ich auch tief im Geld liegende Kaufoptionen auf die am stärksten steigenden Aktien nutze. Beispiele für solche Werte sind Google Inc. (GOOG), Chicago Mercantile Exchange (CME) und einige andere mit Kursen über 150 Dollar. Der Hebel ist bei dieser Strategie sehr angenehm.
FRAGE: Können Sie uns einige Details zum └Chart-Lesen⌠ erklären? Sie sagen, dass Sie sechs Jahre lang täglich Charts studiert haben, bis Sie diese mit Erfolg lesen konnten. Was haben Sie entdeckt?
Zanger: Ich habe entdeckt, dass sich Chartmuster bei den großen Gewinneraktien ständig aufs Neue wiederholen. Das Geheimnis des Chart-Lesens ist die Fähigkeit, die Muster zu erkennen. Diese Fähigkeit kann man nur durch Training erreichen, die Augen müssen auf Mustererkennung trainiert werden √ dies erscheint anfangs nahezu unmöglich.
FRAGE: Viele Trader, die mit kleinen Konten beginnen, scheitern innerhalb weniger Monate. Sie haben auch mit einem relativ kleinen Konto begonnen, aber in kürzester Zeit mehrere Millionen daraus gemacht. Denken Sie, dass Ihre Fähigkeiten von anderen Tradern nachgebildet werden können?
Zanger: Ich habe mit einem kleinen Konto begonnen, da auch ich vorher einige Male pleite war, bis ich den Dreh heraus hatte. Der Schlüssel ist, nicht Bankrott zu gehen, um soviel wie möglich an Tradingkapital übrig zu behalten. Wenn man dann in einen starken Bullenmarkt gerät, hat man das nötige Geld, die Chart-Lese-Fähigkeiten und die richtige Denkweise, um die stärksten Bewegungen im Markt zu kaufen und die Positionen für den Ritt des Lebens zu halten. Daher ist es sicher möglich, meine Strategie nachzumachen, aber ebenso wichtig ist es, die richtigen Vorraussetzungen dafür zu haben, um in solch kurzer Zeit einen ähnlichen Erfolg haben zu können. Extrem starke Märkte wie 1998/1999, mit all den parabelförmigen Kursverläufen, die mir meine Gewinne eingebracht haben, gibt es sehr selten, aber es gibt sie.
FRAGE: Was waren Fehler, die Sie zu Beginn Ihrer Tradingkarriere begangen haben?
Zanger: Ich war ein typischer Anfänger, wie jeder andere auch. Niemand hatte mir erzählt, was eine Korrektur ist und ich wusste nicht, dass mich eine Korrektur ausknocken kann, wenn ich auf Margin spekuliere. In meinem ersten Bullenmarkt machte ich schnell 400 Prozent Gewinn. Einige Monate später setzte eine Korrektur ein und ich gab meine Gewinne wieder ab, das war meine erste Lektion. Die zweite war es, niemals an eine Aktie zu └glauben⌠ und die dritte, niemals alles auf eine Karte zu setzen. Ich wurde bei einigen Aktien auf dem falschen Fuß erwischt, als ich gerade zu 100 Prozent investiert war. Ich dachte damals, dass diese Aktien nichts anderes als steigen können. Dann kam der Tag, an dem die Aktien mehr als zehn Dollar einbrachen, während ich zu 100 Prozent auf Margin investiert war. Da diese Aktien zwischen 30 und 45 Dollar notierten, traf mich ein 15 Dollar-Verlust über den Hebel besonders hart.
FRAGE: Wie sieht Ihr genereller Trading-Ansatz aus? Sind Sie immer noch ein Momentum Trader wie 1998/1999?
Zanger: Ich bin immer ein Momentum Trader gewesen und bleibe es auch. Ich erwarte eine starke Bewegung, und zwar jedes Mal, wenn ich einen Trade eröffne. Ich kann es nicht mit meinem Handelsstil vereinbaren, die Geduld für die langsamen Aktien aufzubringen. Das heißt, wenn sich die Aktie nicht schnell genug bewegt, bevorzuge ich es, an der Seitenlinie zu warten, bis sich eine interessante Aktie anbietet. Ich muss zugeben, dass ich dadurch einige große Bewegungen bei den langsamen Aktien verpasse, aber an dieser Tatsache kann ich eben nichts ändern.
FRAGE: Hatten Sie Probleme mit der niedrigen Volatilität und dem schwachen Momentum in den letzten Jahren?
Zanger: Der Markt scheint sich in der jüngeren Vergangenheit nur für kurze Zeit schnell zu bewegen, um sich dann wieder zu konsolidieren oder sich schwankend weiterzubewegen. Dieses Verhalten besteht nun schon länger als ich es je zuvor beobachtet habe. Für mich bedeutet das, monatelang vor meinem Monitor herumzusitzen, auf die nächste Bewegung nach oben zu warten und diese dann sechs bis acht Wochen zu handeln, um anschließend wieder abzuwarten. Dieses Marktverhalten zieht kaum kurzfristig orientierte Trader an, denn diese wollen schnelle Gewinne machen, aber zurzeit gibt es so etwas einfach nicht.
Jedes mal, wenn diese Trader in den Markt zurückkehren, ist die Bewegung bereits vorbei. Der Markt ist derzeit nur für geduldige Händler geeignet, die es schaffen, die große Langeweile auszuhalten. In den letzten zwei Jahren habe ich meine Gewinne jeweils in nur drei bis vier Monaten erzielt, alle anderen waren Break-Even oder im Verlustbereich.
FRAGE: Sind Rohstoffe Ihrer Meinung nach der aktuell └heißeste⌠ Markt?
Zanger: Zum Zeitpunkt dieses Interviews (September 2006) scheint es so, als sei der große Bullenmarkt bei den Rohstoffen bereits zu Ende, ähnlich ist die Situation bei Immobilien. Da Gelder aus diesen beiden zuvor führenden Anlageklassen abfließen, sollte zusätzlicher Treibstoff für Aktien zur Verfügung stehen.
Aktuell habe ich eine Verlagerung des Interesses vor allem hin zu Technologieaktien und Einzelhandelswerten beobachtet, daher sollte das der Ort sein, an dem man zurzeit nach guten Trades Ausschau halten sollte.
FRAGE: Benutzen Sie Risiko- und Money-Management, um sich davor zu schützen, ähnlich große Verluste wie im letzten Bärenmarkt zu erleiden?
Zanger: Ich habe viel gelernt in diesem └einmal in 30 Jahren■ Bärenmarkt von 2000 bis 2003. Die Lösung ist, in Bärenmärkten nicht zu handeln, dann verliert man auch kein Geld.
FRAGE: Woher wissen Sie, dass ein Bärenmarkt vorliegt?
Zanger: Technisch betrachtet, handelt es sich um einen Bärenmarkt, wenn der Markt 20 Prozent oder mehr von dem letzten Hoch gefallen ist. Natürlich kann es Bärenmarkt-ähnliche Situationen geben, wenn den Aktien im breiten Markt die Luft ausgeht oder nach einem Kursanstieg dieser wieder völlig korrigiert wird. Diese Szenarien sind für mich bärisch und somit sehr gefährlich, selbst wenn die großen Indizes weniger als 20 Prozent gefallen sind. Dieses Marktverhalten kann auch als Vorbote zu später eintretenden Kursverlusten in den großen Indizes interpretiert werden.
FRAGE: Wieso handeln Sie nur Bullenmärkte? Welche Erfahrungen haben Sie mit Leerverkäufen gemacht?
Zanger: Ich bin der Meinung, dass man das wirklich große Geld nur in Bullenmärkten machen kann. Eine Aktie kann maximal 100 Prozent fallen, aber theoretisch unendlich weit ansteigen. Gute Beispiele dafür sind Aktien wie Taser Inc. (TASR) vor einigen Jahren, oder CMGI während der Internetblase, diese Aktie stieg unglaubliche 5 000 Prozent in etwa 20 Monaten! Der Leerverkauf ist sehr schwierig für mich, da ich normalerweise den stärksten Aufwärtsbewegungen folge. Wenn die Kurse fallen, könnten einige Trader annehmen, die Aktie sei billig, und kaufen diese √ dann würde die Aktie jedes mal schnell wieder ansteigen, zumindest weit genug, um mich aus meiner Position zu drängen. Dennoch habe ich einige sehr große Gewinne durch Leerverkäufe erzielt. Im Januar 2005 hatte ich zum Beispiel 160 000 Aktien von Ebay (EBAY) bei einem Kurs von 106 Dollar geshortet, ich rechnete mit schwachen Quartalszahlen. Diese wurden dann auch tatsächlich sehr schwach gemeldet, und die Aktie brach nachbörslich um ganze 20 Dollar ein. Das brachte mir einen satten Gewinn von 3,2 Millionen Dollar in weniger als einer Stunde ein.
FRAGE: Wieviel Ihres Risikokapitals riskieren Sie für einen einzelnen Trade?
Zanger: Das hängt davon ab, wie liquide die Aktie ist und wie schnell sie sich bewegt. Ich kann bis zu 30 Prozent auf eine Aktie setzen, die gerade beginnt, sich aus einer Konsolidierung herauszubewegen und die mir so den Start einer neuen Marktbewegung anzeigt.
FRAGE: Wie gehen Sie mit offenen Trades um? Auf welchen Zeithorizont stimmen Sie Ihre Trades ab?
Zanger: Ich schaue mit den Augen eines Falken auf meine offenen Positionen, ich kann kaum vom Monitor wegsehen. Je nach Markt und Liquidität der Aktie bin ich normalerweise bis zu zehn Wochen in einem Trade. Aber einige Positionen schließe ich auch schon nach ein oder zwei Wochen.
FRAGE: Wie setzen Sie Ihre Stopps?
Zanger: Ich setze meine Stopps ziemlich nah, mit einem Spielraum von etwa zwei Dollar, bei sehr teuren Aktien wie zum Beispiel Google von etwa vier Dollar. Ich muss zugeben, dass ich oftmals bereits vor diesem Stopp aussteige, normalerweise bei einem Verlust von weniger als einem Dollar pro Aktie.
FRAGE: Es muss sehr hart sein, so oft aussteigen zu müssen. Wie gehen Sie mit diesem psychologischen Problem um? Ist es einfach für Sie, die Verluste stets zu begrenzen, oder müssen Sie jedes Mal mit sich kämpfen, wenn es um den Ausstieg im Verlustfall geht?
Zanger: Es ist nicht besonders schwierig für mich, da der psychologische Faktor eine generelle Komponente des Tradens ist. Insgesamt kann man sagen, dass man oft ausholen muss, um den Ball letztlich einige Male richtig zu treffen. Für mich ist es umgekehrt sogar recht leicht, die Verluste zu begrenzen, ich tue das sehr oft. Aber ich muss zugeben, dass dieses Vorgehen in einem nervösen, richtungslosen Markt das eigene Konto schnell dezimieren kann √ das ist eben ein Teil des Spiels. Es ist schwierig, diese gefährlichen Marktzustände stets richtig zu identifizieren und das eigene Verhalten daran anzupassen.
FRAGE: Handeln Sie nur Aktien?
Zanger: Ja, Aktien sind der absolute Schwerpunkt, mit einem Anteil von etwa 98 Prozent. Manchmal handle ich einige S&P E-Mini-Futures.
FRAGE: Kennen Sie Muster, die seit jeher profitabel zu handeln waren und es noch immer sind?
Zanger: Es gibt eine Vielzahl an Kursmustern, die gut funktionieren. Eines der besten Chartmuster ist der Flat Channel. Außerdem sind die Formationen Bullish Flag sowie Cup and Handle sehr gute Muster, die ich auch bevorzugt handle.
FRAGE: Können Sie uns das Flat Channel Pattern etwas genauer erläutern?
Zanger: Das Flat Channel Pattern ist ein hervorragendes Setup, bei dem eine Seitwärtsbewegung bzw. Konsolidierung über einen ausgedehnten Zeitraum erfolgt. Dieses Muster zeigt an, wo bestimmte Marktteilnehmer kaufen, nämlich bei Kursrücksetzern. Dies erzeugt eine Unterstützung des Kurses auf dem jeweiligen Niveau. Ein gutes Beispiel ist in Bild 1 zu sehen.
FRAGE: Wie viele verschiedene Setups handeln Sie?
Zanger: Ich nutze mehrere verschiedene Setups, wie die bereits genannten Kursmuster. Dazu nutze ich einige andere Setups für kürzerfristige Swingtrades mit kleinerem Gewinnpotenzial. In starken Märkten, die bereits eine Weile gelaufen sind, steige ich teilweise nur auf der Grundlage von Tages-Bars ein.
FRAGE: Können Sie näher auf Swing-Trading Strategien eingehen?
Zanger: Um ein effektiv handelnder Swing-Trader zu werden, muss man nicht nur die Chartmuster lesen können, sondern auch das Verhalten der Aktie insgesamt verstehen. Ich nutze Volumen und Preis als vorrangige Indikatoren, um zu bestimmen, wie lange ich eine Aktie halten sollte. Die meisten meiner Swing-Trades halte ich weniger als zwei Wochen. Wenn ich ein ungewöhnliches Verhalten oder zu hohes Volumen registriere und wenn dann die Aktie nicht mehr weiter steigt, baue ich meine Position ab. Zusätzlich ist es für mich ein klares Ausstiegssignal, wenn ich feststelle, dass die Aktie zunehmend aus dem Blickfeld institutioneller Anleger verschwindet.
FRAGE: Nutzen Sie Indikatoren oder Oszillatoren?
Zanger: Ich mag den McCellan Summation Index, dies ist ein bekannter Marktbreite-Indikator, der aus der Anzahl steigender und fallender Aktien eines bestimmten Marktes abgeleitet wird. Der Oszillator wird für den Summation Index täglich berechnet und aufsummiert, was eine längerfristige Betrachtung ermöglicht, um den übergeordneten Trend des Marktes einschätzen zu können. Oft verwende ich den SK-SD Oszillator, welcher bei AIQ im Chart angezeigt werden kann (Bild 2). Dieser Oszillator beinhaltet zwei Komponenten. SK ist typischerweise ein 3-Tage Gleitender Durchschnitt über den Stochastik-Oszillator. SK wird dann erneut über die gleiche Anzahl an Tagen geglättet, um die SD-Komponente zu erzeugen. Ich nutze den Oszillator in angepasster Variante (Verwendung des 10-Tage Gleitenden Durchschnitts), da dies eine bessere Einstellung speziell für Aktien ist.
FRAGE: Wie sieht es bei Ihnen mit Statistiken aus? Können Sie zum Beispiel etwas über Ihren durchschnittlichen Gewinntrade sagen?
Zanger: Das würde ich wirklich gern tun, aber ich habe keine Ahnung von Statistiken. Ich kann nur soviel sagen: mein Buchhalter sagte mir letztes Jahr, dass ich sehr viele Verlusttrades habe, dass er aber keine Probleme sieht, solange diese so klein bleiben.
FRAGE: Welche Software nutzen Sie? Muss es stets die neueste und schnellste sein oder geben Sie sich mit Altbewährtem zufrieden?
Zanger: Ich nutze das gleiche Chartprogramm, das ich seit 15 Jahren benutze. Es gibt da nicht viel Neues und auch keinen Grund für einen Wechsel, da Aktien aus Konsolidierungen ausbrechen und starke Trends etablieren, ganz so wie es schon immer war.
FRAGE: Wie viele verschiedene Aktien verfolgen Sie, um Ihre Titel zu selektieren? Und wie viele Aktien handeln Sie gleichzeitig?
Zanger: Ich untersuche jeden Tag nach Börsenschluss etwa 1 200 Aktien mit meinem Chartprogramm. Die viel versprechenden Titel ziehe ich dann auf meinen Monitor, auf dem ich mir dann die 50 bis 60 besten Aktien ansehe. Die Anzahl an Aktien, die ich gleichzeitig handle, hängt von der Breite und Stärke des Marktes ab. Manchmal trade ich nur fünf bis sieben Aktien, aber es können auch manchmal mehr als 20 sein. Die besten Ergebnisse erziele ich, wenn ich relativ wenige Aktien gleichzeitig handle.
FRAGE: Glauben Sie, dass es wieder einen Bullenmarkt wie 1998/1999 geben wird?
Zanger: Nun ja, es gab mehrere Preisblasen in der Geschichte, zum Beispiel die Tulpenblase oder die Aktienblasen 1929 und 1999/2000. Daher bin ich sicher, dass es früher oder später wieder Übertreibungen geben wird. Und tatsächlich habe ich gehört, dass es dieses Jahr eine Blase im Aktienmarkt von Dubai gab, der Grund waren die hohen Ölpreise. Sicherlich wird auch China eine Blase ausbilden, ähnlich wie Japan vor 20 Jahren. Und vergessen wir nicht die Immobilienblase in den USA. Es scheint stets irgendwelche Blasen irgendwo auf der Welt zu geben, und ich hoffe, dass ich dabei sein werde, wenn es wieder soweit ist.
FRAGE: Was ist der größte Fehler, der im Trading begangen werden kann? Und was sind die wichtigsten Voraussetzung für den Erfolg?
Zanger: Das Wichtigste ist es zu lernen, schnell die Verluste zu begrenzen und diese dabei stets auch sehr klein zu halten. Man darf niemals eine Ausnahme machen, wenn es darum geht, eine Aktie zu verkaufen, die bereits ein paar Dollar abgegeben hat! Ein Fehler, der oft gemacht wird, ist, eine Aktie zu kaufen, von der man eine Meinung aufgrund einer ausführlichen eigenen Analyse hat. Ich tue das nie, sondern lasse stets den Markt entscheiden, welche Aktien ich besitzen sollte und wann ich verkaufen muss. Diese Vorgehensweise hat mir zu wirklich großartigen Positionen verholfen, zum Beispiel Google, Taser Inc. (TASR) oder Research in Motion (RIMM), als deren große Aufwärtsbewegung gerade begann.
FRAGE: Was ist für Sie frustrierend beim Trading?
Zanger: Sägezahn-Bewegungen in einem unkoordinierten oder schwachen Markt sind mit Abstand das schlimmste Szenario. Unter solchen Bedingungen werden Momentum-Trader vom Markt lebendig gefressen!
FRAGE: Wie schätzen Sie die derzeitige Marktsituation ein?
Zanger: Die Aktienmärkte sind freundlich und der Ölpreis kommt wieder etwas zurück. Zudem legt der Markt eine September-Rally hin, was sehr ungewöhnlich ist. Meiner Meinung nach sind die Märkte derzeit in einer abwartenden Haltung gegenüber einer potenziellen Herbst-Rally.
FRAGE: Können Sie einige generelle Hinweise geben, zum Beispiel eine Buchempfehlung?
Zanger: Ich kann ein gutes Buch empfehlen, Encyclopaedia of Chart Patterns, von Thomas Bulkowski. Das mit Abstand beste Buch ist aber How to Make Money in Stocks, von William O▓Neil. Es ist absolute Pflichtlektüre für jeden Trader. Ich habe dieses Buch mehrmals gelesen und mir bestimmte Kapitel ausgesucht, die ich mehr als 30 Mal in den vergangenen zehn Jahren gelesen habe.
FRAGE: Was tun Sie in Ihrer Freizeit? Haben sich Ihre Hobbys mit zunehmendem Erfolg geändert?
Zanger: Durch den Erfolg haben sich meine Hobbys stark verändert, verglichen mit meiner Tätigkeit im Swimmingpool-Geschäft. Ich fahre gern mit meiner Yacht herum, und sehr gern besuche ich die großen Städte in den USA. Ich fahre gern Wasserski und spiele Tennis und Golf, um in Form zu bleiben. Einige Male im Jahr kehre ich nach Los Angeles zurück, an den Ort, wo ich ursprünglich meine Tradingfähigkeiten erlernt habe und wo dieser Traum begonnen hat.
Herzlichen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrem Trading.
B1) Flat Channel Pattern bei Google
Nach einer längeren Konsolidierung, mit kleinen Ranges und marginal höheren Tiefs, bricht der Kurs von Google nach oben aus dem Flat Channel aus. In der Folge stieg der Kurs in kurzer Zeit stark an.
B2) SK-SD Oszillator
Hier ist der SK-SD Oszillator auf den Chart von Research in Motion (RIMM) angewendet. Die Signale werden bei den Überschneidungen erzeugt.
Quelle: traders-mag.com
Datum 19.12.2006 - Uhrzeit 11:00 (╘ GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Dan Zanger von Chartpattern.com rückte zum ersten Mal in das Licht der Öffentlichkeit, als er in einem Artikel des Fortune Magazine seine erstaunliche Geschichte erzählte. Der Titel des Artikels war └Meine Aktien sind 10 000 Prozent im Plus⌠, und er erklärte darin, wie er es geschafft hatte, 11 000 Dollar in 18 Millionen Dollar zu verwandeln, und das in nur 18 Monaten. Dabei wurde aber nicht erwähnt, dass Dan Zanger nach insgesamt 23 Monaten sogar 42 Millionen Dollar erreichte. Neben diesen unglaublichen Gewinnen wurde aber in dem Artikel nicht genauer darauf eingegangen, wie seine Trading-Strategie funktioniert. Es blieb daher unbekannt, welche Indikatoren er benutzt, welche Philosophie er verfolgt und wie sein typischer Trading-Tag aussieht. Einzig die Aussage, dass Dan ein bestimmtes Marktverhalten vor großen Rallys beobachtet, gab Hinweise auf seine Methodik. Der Artikel hat dennoch das allgemeine Interesse an der Kunst der Technischen Analyse verstärkt, indem an einem realen Beispiel gezeigt wurde, welche Möglichkeiten im Trading bestehen, wenn man die notwendigen Fähigkeiten sowie eine persönliche Begeisterung dafür besitzt.
FRAGE: Erzählen Sie uns von Ihrem Trading in den letzten Jahren.
Zanger: Nun, in den letzten beiden Jahren habe ich etwa 400 Prozent Performance erwirtschaftet, was meiner Meinung nach sehr gut ist, wenn man bedenkt, dass der US-Markt nur acht Prozent in 2004 und zwei Prozent in 2005 gestiegen ist.
FRAGE: Haben Sie neue Ansätze entwickelt?
Zanger: Ich habe keine neuen Ansätze. Die Methoden, die ich in den letzten 15 Jahren angewandt habe, funktionieren auch heute die meiste Zeit sehr gut. Das einzig Neue ist, dass ich auch tief im Geld liegende Kaufoptionen auf die am stärksten steigenden Aktien nutze. Beispiele für solche Werte sind Google Inc. (GOOG), Chicago Mercantile Exchange (CME) und einige andere mit Kursen über 150 Dollar. Der Hebel ist bei dieser Strategie sehr angenehm.
FRAGE: Können Sie uns einige Details zum └Chart-Lesen⌠ erklären? Sie sagen, dass Sie sechs Jahre lang täglich Charts studiert haben, bis Sie diese mit Erfolg lesen konnten. Was haben Sie entdeckt?
Zanger: Ich habe entdeckt, dass sich Chartmuster bei den großen Gewinneraktien ständig aufs Neue wiederholen. Das Geheimnis des Chart-Lesens ist die Fähigkeit, die Muster zu erkennen. Diese Fähigkeit kann man nur durch Training erreichen, die Augen müssen auf Mustererkennung trainiert werden √ dies erscheint anfangs nahezu unmöglich.
FRAGE: Viele Trader, die mit kleinen Konten beginnen, scheitern innerhalb weniger Monate. Sie haben auch mit einem relativ kleinen Konto begonnen, aber in kürzester Zeit mehrere Millionen daraus gemacht. Denken Sie, dass Ihre Fähigkeiten von anderen Tradern nachgebildet werden können?
Zanger: Ich habe mit einem kleinen Konto begonnen, da auch ich vorher einige Male pleite war, bis ich den Dreh heraus hatte. Der Schlüssel ist, nicht Bankrott zu gehen, um soviel wie möglich an Tradingkapital übrig zu behalten. Wenn man dann in einen starken Bullenmarkt gerät, hat man das nötige Geld, die Chart-Lese-Fähigkeiten und die richtige Denkweise, um die stärksten Bewegungen im Markt zu kaufen und die Positionen für den Ritt des Lebens zu halten. Daher ist es sicher möglich, meine Strategie nachzumachen, aber ebenso wichtig ist es, die richtigen Vorraussetzungen dafür zu haben, um in solch kurzer Zeit einen ähnlichen Erfolg haben zu können. Extrem starke Märkte wie 1998/1999, mit all den parabelförmigen Kursverläufen, die mir meine Gewinne eingebracht haben, gibt es sehr selten, aber es gibt sie.
FRAGE: Was waren Fehler, die Sie zu Beginn Ihrer Tradingkarriere begangen haben?
Zanger: Ich war ein typischer Anfänger, wie jeder andere auch. Niemand hatte mir erzählt, was eine Korrektur ist und ich wusste nicht, dass mich eine Korrektur ausknocken kann, wenn ich auf Margin spekuliere. In meinem ersten Bullenmarkt machte ich schnell 400 Prozent Gewinn. Einige Monate später setzte eine Korrektur ein und ich gab meine Gewinne wieder ab, das war meine erste Lektion. Die zweite war es, niemals an eine Aktie zu └glauben⌠ und die dritte, niemals alles auf eine Karte zu setzen. Ich wurde bei einigen Aktien auf dem falschen Fuß erwischt, als ich gerade zu 100 Prozent investiert war. Ich dachte damals, dass diese Aktien nichts anderes als steigen können. Dann kam der Tag, an dem die Aktien mehr als zehn Dollar einbrachen, während ich zu 100 Prozent auf Margin investiert war. Da diese Aktien zwischen 30 und 45 Dollar notierten, traf mich ein 15 Dollar-Verlust über den Hebel besonders hart.
FRAGE: Wie sieht Ihr genereller Trading-Ansatz aus? Sind Sie immer noch ein Momentum Trader wie 1998/1999?
Zanger: Ich bin immer ein Momentum Trader gewesen und bleibe es auch. Ich erwarte eine starke Bewegung, und zwar jedes Mal, wenn ich einen Trade eröffne. Ich kann es nicht mit meinem Handelsstil vereinbaren, die Geduld für die langsamen Aktien aufzubringen. Das heißt, wenn sich die Aktie nicht schnell genug bewegt, bevorzuge ich es, an der Seitenlinie zu warten, bis sich eine interessante Aktie anbietet. Ich muss zugeben, dass ich dadurch einige große Bewegungen bei den langsamen Aktien verpasse, aber an dieser Tatsache kann ich eben nichts ändern.
FRAGE: Hatten Sie Probleme mit der niedrigen Volatilität und dem schwachen Momentum in den letzten Jahren?
Zanger: Der Markt scheint sich in der jüngeren Vergangenheit nur für kurze Zeit schnell zu bewegen, um sich dann wieder zu konsolidieren oder sich schwankend weiterzubewegen. Dieses Verhalten besteht nun schon länger als ich es je zuvor beobachtet habe. Für mich bedeutet das, monatelang vor meinem Monitor herumzusitzen, auf die nächste Bewegung nach oben zu warten und diese dann sechs bis acht Wochen zu handeln, um anschließend wieder abzuwarten. Dieses Marktverhalten zieht kaum kurzfristig orientierte Trader an, denn diese wollen schnelle Gewinne machen, aber zurzeit gibt es so etwas einfach nicht.
Jedes mal, wenn diese Trader in den Markt zurückkehren, ist die Bewegung bereits vorbei. Der Markt ist derzeit nur für geduldige Händler geeignet, die es schaffen, die große Langeweile auszuhalten. In den letzten zwei Jahren habe ich meine Gewinne jeweils in nur drei bis vier Monaten erzielt, alle anderen waren Break-Even oder im Verlustbereich.
FRAGE: Sind Rohstoffe Ihrer Meinung nach der aktuell └heißeste⌠ Markt?
Zanger: Zum Zeitpunkt dieses Interviews (September 2006) scheint es so, als sei der große Bullenmarkt bei den Rohstoffen bereits zu Ende, ähnlich ist die Situation bei Immobilien. Da Gelder aus diesen beiden zuvor führenden Anlageklassen abfließen, sollte zusätzlicher Treibstoff für Aktien zur Verfügung stehen.
Aktuell habe ich eine Verlagerung des Interesses vor allem hin zu Technologieaktien und Einzelhandelswerten beobachtet, daher sollte das der Ort sein, an dem man zurzeit nach guten Trades Ausschau halten sollte.
FRAGE: Benutzen Sie Risiko- und Money-Management, um sich davor zu schützen, ähnlich große Verluste wie im letzten Bärenmarkt zu erleiden?
Zanger: Ich habe viel gelernt in diesem └einmal in 30 Jahren■ Bärenmarkt von 2000 bis 2003. Die Lösung ist, in Bärenmärkten nicht zu handeln, dann verliert man auch kein Geld.
FRAGE: Woher wissen Sie, dass ein Bärenmarkt vorliegt?
Zanger: Technisch betrachtet, handelt es sich um einen Bärenmarkt, wenn der Markt 20 Prozent oder mehr von dem letzten Hoch gefallen ist. Natürlich kann es Bärenmarkt-ähnliche Situationen geben, wenn den Aktien im breiten Markt die Luft ausgeht oder nach einem Kursanstieg dieser wieder völlig korrigiert wird. Diese Szenarien sind für mich bärisch und somit sehr gefährlich, selbst wenn die großen Indizes weniger als 20 Prozent gefallen sind. Dieses Marktverhalten kann auch als Vorbote zu später eintretenden Kursverlusten in den großen Indizes interpretiert werden.
FRAGE: Wieso handeln Sie nur Bullenmärkte? Welche Erfahrungen haben Sie mit Leerverkäufen gemacht?
Zanger: Ich bin der Meinung, dass man das wirklich große Geld nur in Bullenmärkten machen kann. Eine Aktie kann maximal 100 Prozent fallen, aber theoretisch unendlich weit ansteigen. Gute Beispiele dafür sind Aktien wie Taser Inc. (TASR) vor einigen Jahren, oder CMGI während der Internetblase, diese Aktie stieg unglaubliche 5 000 Prozent in etwa 20 Monaten! Der Leerverkauf ist sehr schwierig für mich, da ich normalerweise den stärksten Aufwärtsbewegungen folge. Wenn die Kurse fallen, könnten einige Trader annehmen, die Aktie sei billig, und kaufen diese √ dann würde die Aktie jedes mal schnell wieder ansteigen, zumindest weit genug, um mich aus meiner Position zu drängen. Dennoch habe ich einige sehr große Gewinne durch Leerverkäufe erzielt. Im Januar 2005 hatte ich zum Beispiel 160 000 Aktien von Ebay (EBAY) bei einem Kurs von 106 Dollar geshortet, ich rechnete mit schwachen Quartalszahlen. Diese wurden dann auch tatsächlich sehr schwach gemeldet, und die Aktie brach nachbörslich um ganze 20 Dollar ein. Das brachte mir einen satten Gewinn von 3,2 Millionen Dollar in weniger als einer Stunde ein.
FRAGE: Wieviel Ihres Risikokapitals riskieren Sie für einen einzelnen Trade?
Zanger: Das hängt davon ab, wie liquide die Aktie ist und wie schnell sie sich bewegt. Ich kann bis zu 30 Prozent auf eine Aktie setzen, die gerade beginnt, sich aus einer Konsolidierung herauszubewegen und die mir so den Start einer neuen Marktbewegung anzeigt.
FRAGE: Wie gehen Sie mit offenen Trades um? Auf welchen Zeithorizont stimmen Sie Ihre Trades ab?
Zanger: Ich schaue mit den Augen eines Falken auf meine offenen Positionen, ich kann kaum vom Monitor wegsehen. Je nach Markt und Liquidität der Aktie bin ich normalerweise bis zu zehn Wochen in einem Trade. Aber einige Positionen schließe ich auch schon nach ein oder zwei Wochen.
FRAGE: Wie setzen Sie Ihre Stopps?
Zanger: Ich setze meine Stopps ziemlich nah, mit einem Spielraum von etwa zwei Dollar, bei sehr teuren Aktien wie zum Beispiel Google von etwa vier Dollar. Ich muss zugeben, dass ich oftmals bereits vor diesem Stopp aussteige, normalerweise bei einem Verlust von weniger als einem Dollar pro Aktie.
FRAGE: Es muss sehr hart sein, so oft aussteigen zu müssen. Wie gehen Sie mit diesem psychologischen Problem um? Ist es einfach für Sie, die Verluste stets zu begrenzen, oder müssen Sie jedes Mal mit sich kämpfen, wenn es um den Ausstieg im Verlustfall geht?
Zanger: Es ist nicht besonders schwierig für mich, da der psychologische Faktor eine generelle Komponente des Tradens ist. Insgesamt kann man sagen, dass man oft ausholen muss, um den Ball letztlich einige Male richtig zu treffen. Für mich ist es umgekehrt sogar recht leicht, die Verluste zu begrenzen, ich tue das sehr oft. Aber ich muss zugeben, dass dieses Vorgehen in einem nervösen, richtungslosen Markt das eigene Konto schnell dezimieren kann √ das ist eben ein Teil des Spiels. Es ist schwierig, diese gefährlichen Marktzustände stets richtig zu identifizieren und das eigene Verhalten daran anzupassen.
FRAGE: Handeln Sie nur Aktien?
Zanger: Ja, Aktien sind der absolute Schwerpunkt, mit einem Anteil von etwa 98 Prozent. Manchmal handle ich einige S&P E-Mini-Futures.
FRAGE: Kennen Sie Muster, die seit jeher profitabel zu handeln waren und es noch immer sind?
Zanger: Es gibt eine Vielzahl an Kursmustern, die gut funktionieren. Eines der besten Chartmuster ist der Flat Channel. Außerdem sind die Formationen Bullish Flag sowie Cup and Handle sehr gute Muster, die ich auch bevorzugt handle.
FRAGE: Können Sie uns das Flat Channel Pattern etwas genauer erläutern?
Zanger: Das Flat Channel Pattern ist ein hervorragendes Setup, bei dem eine Seitwärtsbewegung bzw. Konsolidierung über einen ausgedehnten Zeitraum erfolgt. Dieses Muster zeigt an, wo bestimmte Marktteilnehmer kaufen, nämlich bei Kursrücksetzern. Dies erzeugt eine Unterstützung des Kurses auf dem jeweiligen Niveau. Ein gutes Beispiel ist in Bild 1 zu sehen.
FRAGE: Wie viele verschiedene Setups handeln Sie?
Zanger: Ich nutze mehrere verschiedene Setups, wie die bereits genannten Kursmuster. Dazu nutze ich einige andere Setups für kürzerfristige Swingtrades mit kleinerem Gewinnpotenzial. In starken Märkten, die bereits eine Weile gelaufen sind, steige ich teilweise nur auf der Grundlage von Tages-Bars ein.
FRAGE: Können Sie näher auf Swing-Trading Strategien eingehen?
Zanger: Um ein effektiv handelnder Swing-Trader zu werden, muss man nicht nur die Chartmuster lesen können, sondern auch das Verhalten der Aktie insgesamt verstehen. Ich nutze Volumen und Preis als vorrangige Indikatoren, um zu bestimmen, wie lange ich eine Aktie halten sollte. Die meisten meiner Swing-Trades halte ich weniger als zwei Wochen. Wenn ich ein ungewöhnliches Verhalten oder zu hohes Volumen registriere und wenn dann die Aktie nicht mehr weiter steigt, baue ich meine Position ab. Zusätzlich ist es für mich ein klares Ausstiegssignal, wenn ich feststelle, dass die Aktie zunehmend aus dem Blickfeld institutioneller Anleger verschwindet.
FRAGE: Nutzen Sie Indikatoren oder Oszillatoren?
Zanger: Ich mag den McCellan Summation Index, dies ist ein bekannter Marktbreite-Indikator, der aus der Anzahl steigender und fallender Aktien eines bestimmten Marktes abgeleitet wird. Der Oszillator wird für den Summation Index täglich berechnet und aufsummiert, was eine längerfristige Betrachtung ermöglicht, um den übergeordneten Trend des Marktes einschätzen zu können. Oft verwende ich den SK-SD Oszillator, welcher bei AIQ im Chart angezeigt werden kann (Bild 2). Dieser Oszillator beinhaltet zwei Komponenten. SK ist typischerweise ein 3-Tage Gleitender Durchschnitt über den Stochastik-Oszillator. SK wird dann erneut über die gleiche Anzahl an Tagen geglättet, um die SD-Komponente zu erzeugen. Ich nutze den Oszillator in angepasster Variante (Verwendung des 10-Tage Gleitenden Durchschnitts), da dies eine bessere Einstellung speziell für Aktien ist.
FRAGE: Wie sieht es bei Ihnen mit Statistiken aus? Können Sie zum Beispiel etwas über Ihren durchschnittlichen Gewinntrade sagen?
Zanger: Das würde ich wirklich gern tun, aber ich habe keine Ahnung von Statistiken. Ich kann nur soviel sagen: mein Buchhalter sagte mir letztes Jahr, dass ich sehr viele Verlusttrades habe, dass er aber keine Probleme sieht, solange diese so klein bleiben.
FRAGE: Welche Software nutzen Sie? Muss es stets die neueste und schnellste sein oder geben Sie sich mit Altbewährtem zufrieden?
Zanger: Ich nutze das gleiche Chartprogramm, das ich seit 15 Jahren benutze. Es gibt da nicht viel Neues und auch keinen Grund für einen Wechsel, da Aktien aus Konsolidierungen ausbrechen und starke Trends etablieren, ganz so wie es schon immer war.
FRAGE: Wie viele verschiedene Aktien verfolgen Sie, um Ihre Titel zu selektieren? Und wie viele Aktien handeln Sie gleichzeitig?
Zanger: Ich untersuche jeden Tag nach Börsenschluss etwa 1 200 Aktien mit meinem Chartprogramm. Die viel versprechenden Titel ziehe ich dann auf meinen Monitor, auf dem ich mir dann die 50 bis 60 besten Aktien ansehe. Die Anzahl an Aktien, die ich gleichzeitig handle, hängt von der Breite und Stärke des Marktes ab. Manchmal trade ich nur fünf bis sieben Aktien, aber es können auch manchmal mehr als 20 sein. Die besten Ergebnisse erziele ich, wenn ich relativ wenige Aktien gleichzeitig handle.
FRAGE: Glauben Sie, dass es wieder einen Bullenmarkt wie 1998/1999 geben wird?
Zanger: Nun ja, es gab mehrere Preisblasen in der Geschichte, zum Beispiel die Tulpenblase oder die Aktienblasen 1929 und 1999/2000. Daher bin ich sicher, dass es früher oder später wieder Übertreibungen geben wird. Und tatsächlich habe ich gehört, dass es dieses Jahr eine Blase im Aktienmarkt von Dubai gab, der Grund waren die hohen Ölpreise. Sicherlich wird auch China eine Blase ausbilden, ähnlich wie Japan vor 20 Jahren. Und vergessen wir nicht die Immobilienblase in den USA. Es scheint stets irgendwelche Blasen irgendwo auf der Welt zu geben, und ich hoffe, dass ich dabei sein werde, wenn es wieder soweit ist.
FRAGE: Was ist der größte Fehler, der im Trading begangen werden kann? Und was sind die wichtigsten Voraussetzung für den Erfolg?
Zanger: Das Wichtigste ist es zu lernen, schnell die Verluste zu begrenzen und diese dabei stets auch sehr klein zu halten. Man darf niemals eine Ausnahme machen, wenn es darum geht, eine Aktie zu verkaufen, die bereits ein paar Dollar abgegeben hat! Ein Fehler, der oft gemacht wird, ist, eine Aktie zu kaufen, von der man eine Meinung aufgrund einer ausführlichen eigenen Analyse hat. Ich tue das nie, sondern lasse stets den Markt entscheiden, welche Aktien ich besitzen sollte und wann ich verkaufen muss. Diese Vorgehensweise hat mir zu wirklich großartigen Positionen verholfen, zum Beispiel Google, Taser Inc. (TASR) oder Research in Motion (RIMM), als deren große Aufwärtsbewegung gerade begann.
FRAGE: Was ist für Sie frustrierend beim Trading?
Zanger: Sägezahn-Bewegungen in einem unkoordinierten oder schwachen Markt sind mit Abstand das schlimmste Szenario. Unter solchen Bedingungen werden Momentum-Trader vom Markt lebendig gefressen!
FRAGE: Wie schätzen Sie die derzeitige Marktsituation ein?
Zanger: Die Aktienmärkte sind freundlich und der Ölpreis kommt wieder etwas zurück. Zudem legt der Markt eine September-Rally hin, was sehr ungewöhnlich ist. Meiner Meinung nach sind die Märkte derzeit in einer abwartenden Haltung gegenüber einer potenziellen Herbst-Rally.
FRAGE: Können Sie einige generelle Hinweise geben, zum Beispiel eine Buchempfehlung?
Zanger: Ich kann ein gutes Buch empfehlen, Encyclopaedia of Chart Patterns, von Thomas Bulkowski. Das mit Abstand beste Buch ist aber How to Make Money in Stocks, von William O▓Neil. Es ist absolute Pflichtlektüre für jeden Trader. Ich habe dieses Buch mehrmals gelesen und mir bestimmte Kapitel ausgesucht, die ich mehr als 30 Mal in den vergangenen zehn Jahren gelesen habe.
FRAGE: Was tun Sie in Ihrer Freizeit? Haben sich Ihre Hobbys mit zunehmendem Erfolg geändert?
Zanger: Durch den Erfolg haben sich meine Hobbys stark verändert, verglichen mit meiner Tätigkeit im Swimmingpool-Geschäft. Ich fahre gern mit meiner Yacht herum, und sehr gern besuche ich die großen Städte in den USA. Ich fahre gern Wasserski und spiele Tennis und Golf, um in Form zu bleiben. Einige Male im Jahr kehre ich nach Los Angeles zurück, an den Ort, wo ich ursprünglich meine Tradingfähigkeiten erlernt habe und wo dieser Traum begonnen hat.
Herzlichen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrem Trading.
B1) Flat Channel Pattern bei Google
Nach einer längeren Konsolidierung, mit kleinen Ranges und marginal höheren Tiefs, bricht der Kurs von Google nach oben aus dem Flat Channel aus. In der Folge stieg der Kurs in kurzer Zeit stark an.
B2) SK-SD Oszillator
Hier ist der SK-SD Oszillator auf den Chart von Research in Motion (RIMM) angewendet. Die Signale werden bei den Überschneidungen erzeugt.
Quelle: traders-mag.com
NEW 03.09.07 20:17
в ответ LAD1 01.10.04 09:25
Interview mit Larry Williams: Der Meister des Tradings
Datum 30.08.2007 - Uhrzeit 01:21 (╘ BörseGo AG 2007, Autor: Weygand Harald, Vorstand BörseGo AG, ╘ GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Seit fast 40 Jahren handelt Larry Williams erfolgreich. Er hat Wettbewerbe gewonnen, einen eigenen Hedgefonds gegründet, ist um die Welt gereist, um Seminare zu geben und er hat seiner Tochter das Handeln beigebracht. Kaum ein anderer Händler ist so lange und vor allem so kontinuierlich erfolgreich im Geschäft. Mittlerweile geht Larry Williams die Dinge etwas ruhiger an. Dabei verschwendet der über 60-jährige aber keinen Gedanken daran, sich zur Ruhe zu setzen. Handeln macht ihn glücklich. Genauso viel Spaß bereitet es ihm, sein Wissen an andere zu vermitteln. Und seine Seminare sind berühmt: Larry Williams bringt seinen Schülern nicht nur Theorie bei. Er handelt live mit $1.000.000. 20 Prozent der Gewinne werden dann an die Seminarteilnehmer verteilt. Dabei können in zwei Tagen schon mal $40.000 rausspringen.
Auch sein Handelsansatz unterscheidet sich von dem vieler anderer Marktteilnehmer. Larry Williams verbindet auf eine einzigartige Weise die Technische Analyse mit der Fundamentalanalyse. Dabei geht er vollkommen systematisch vor. Fundamentale Faktoren, so Larry Williams, sind die einzigen kursbestimmenden Kräfte. Charts dagegen zeigen nur die Vergangenheit. Deshalb müssen alle seine Aktien zuerst bestimmte fundamentale Bedingungen erfüllen. Über die Technische Analyse findet er dann die richtigen Ein- und Ausstiegspunkte.
Jeder kann handeln √ so könnte das Credo von Larry Williams lauten. Von psychologischen Faktoren hält er nicht viel. Wer die Regeln kennt und weiß, wie das Spiel funktioniert, kann auch Geld verdienen. Wer kein Geld verdient, macht eben etwas falsch. So einfach ist das...
Immerhin gibt es einige lebende Beweise, die diese trockene These stützen. Da ist zum einen Larry Williams▒ Tochter, die nach einem intensiven Einzeltraining von ihrem Vater ihr Anfangskapital von $10.000 in einem Tradingwettbewerb verzehnfachte. Und da sind seine unzähligen Schüler, von denen viele ebenfalls erfolgreiche Händler geworden sind.
FRAGE: Wie kamen Sie zum Trading?
WILLIAMS: 1962 fing ich an die Märkte zu beobachten und vier Jahre später, 1966, begann ich aktiv zu handeln. Ich dachte mir, es wäre leicht verdientes Geld. Das ist es auch... solange man gewinnt. Wenn man verliert ist es ganz und gar nicht einfach. Ich ging damals noch aufs College und strebte einen Abschluss in Journalismus an. Als mich die Märkte mitrissen, studierte ich aber gerade Kunst. Dieses Studium hat mir sehr geholfen. Ich war damals noch sehr jung und ich lernte, wie man Dinge betrachtet: zum Beispiel die Beschaffenheit, Farbe und Nuancen von Gras. Dieses Wissen konnte ich auch auf Charts anwenden.
FRAGE: Welche Handelsansätze waren zu dieser Zeit beliebt? Welche Bücher gab es?
WILLIAMS: Es ging hauptsächlich um Gleitende Durchschnitte und Trendlinien. Wichtig waren die Arbeiten von Dick Donchian (der später ein guter Freund von mir wurde) und von Dunn und Hargit. Es wurde viel über Zyklen und bestimmte Chart-Formationen nach der William Dunnigans Thrust Methode gesprochen. Joe Granville (mittlerweile auch ein guter Freund von mir) verfasste das umfassendste Buch in dieser Zeit. Niemand aber beschäftigte sich ernsthaft mit Backtesting, so wie wir es heute tun. Alles basierte auf allgemeinen Beobachtungen und auf einem guten Gedächtnis.
FRAGE: Waren Sie von Anfang an erfolgreich?
WILLIAMS: Nein. Zuerst verlor ich rund die Hälfte meine Kapitals. Das machte mir richtig Angst und ich hörte auf, Bücher zu lesen. Ich begann, meine eigenen Studien zu betreiben und versuchte so viel wie möglich zu lernen. Das tue ich heute noch. Alles begann dann mit einem Buch, das ich mir kaufte. Darin wurde mir versichert, dass wenn ich diesem Programm folgen würde, ich definitiv Geld verdienen werde. Ich glaube, dass die Märkte dieses Buch nicht gelesen haben, denn es funktionierte nicht. Das war gut und schlecht zugleich. Schlecht, weil ich wieder mal Geld verloren hatte und gut, weil ich nun richtig motiviert war, herauszufinden, wie die Märkte ticken und mir mein Geld und noch mehr zurückzuholen.
FRAGE: Wie lange dauerte es, bis Sie Ihr Geld zurück hatten, nachdem Sie Ihre Methode geändert hatten? Seit wann sind Sie konsistent profitabel?
WILLIAMS: Ich brauchte drei Jahre, um ein guter Händler zu werden und noch viel mehr Jahre, um richtig gut zu werden. Es gab immer neue Dinge zu lernen: Money Management, Positionsgrößen, neue und verbesserte Einstiegstechniken. Millionen machte ich erst, nachdem ich diese Aspekte verstanden hatte.
FRAGE: Welche Erfahrung hat Sie am meisten beeinflusst?
WILLIAMS: Es waren so viele, dass es mir schwerfällt mich auf eine zu beschränken. Ich schätze, der Gewinn des Robbins World Cup Championship (Anm. der. Red.: Bei diesem Wettbewerb handelt es sich wohl um den bekanntesten Trading Wettbewerb überhaupt, der mit echtem Geld durchgeführt wird) hat mich schwer beeindruckt und meinen weiteren Weg stark beeinflusst. Damals machte ich aus $10.000 in realtime $1.000.000.
Nie werde ich vergessen, wie mich Hans Nieß (Anm. der Red.: Hans Nieß hatte sich damals selbst zum Weltmeister der Spekulation erklärt) damals herausgefordert hat. Ich gewann unerwartet. Er beanspruchte allerdings den Titel für sich. Also hielt ich mit Norbert Fischer (Anm. der Red.: Norbert Fischer vom Brokerhaus Hornblower Fischer) in Frankfurt eine Pressekonferenz, um dieses Thema zu klären. Hans gab seine Ansprüche auf. Schade eigentlich √ für mich wäre es eine große Chance gewesen, meine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und sein so genanntes Handelssystem zu entlarven.
Aber alles in allem hat mich am meisten beeindruckt, Leute zu sehen, die ihre Jobs kündigen und eine Trading-Karriere begannen. Leuten dabei zu helfen unabhängig und wohlhabend zu werden √ das ist eigentlich das Schönste an meiner Arbeit.
FRAGE: Was ist das Wichtigste, das Sie über die Börse gelernt haben?
WILLIAMS: Ganz einfach: Begrenze Verluste! Gewinne tun niemand weh. Verluste aber sind kritisch und man muss lernen, sie zu kontrollieren. Dies ist ein Geschäft, bei dem es um Schadensbegrenzung geht. Wenn man das nicht versteht, hat man verloren.
FRAGE: Sind Sie der Meinung, dass jeder die Fähigkeit besitzt, sich seinen Lebensunterhalt mit Trading zu verdienen? Denken Sie, dass jeder Mensch auf den Märkten genau so viel Geld, wie einem anderen Beruf verdienen kann?
WILLIAMS: Ich kann es jedem beibringen... aber nicht jeder kann es. Ein Spitzenkoch kann jedem zeigen, wie man ein Soufflé macht, aber nicht jeder Koch kann eines. Manche Menschen sind zu emotional, andere können sich nicht konzentrieren und manche sind einfach dumm, zumindest was die Märkte betrifft. So etwas kann niemand und ich auch nicht ändern.
FRAGE: Berühmt sind Sie in den all den Jahren vor allem für den Handel mit Futures, sowohl Aktien- als auch Waren und Zinsfutures, geworden. Letztes Jahr nun haben Sie ein Buch über Aktien veröffentlicht. Sehen Sie den Aktienhandel als eine Art Beschäftigung für den Ruhestand oder weshalb haben Sie dieses Buch geschrieben?
WILLIAMS: Ich handle Aktien schon seit vielen Jahren. 1996 aber gelang es mir ein System dafür zu entwickeln, das ziemlich gut funktioniert. Ich wollte dieses Wissen einfach teilen, die Ergebnisse meiner Forschungen veröffentlichen und beweisen, dass es möglich ist, ein System zu entwickeln, das auf fundamentalen Faktoren beruht und mit dem auch Otto Normalbürger erfolgreich handeln kann. Zudem funktioniert es besser als die meisten Investmentfonds.
FRAGE: Die weitläufige Meinung ist, dass Handelssysteme und Fundamentaldaten nicht zusammenpassen. Wie verwenden Sie Fundamentaldaten systematisch?
WILLIAMS: Sobald die richtige Konstellation von Fundamentaldaten vorhanden ist, wende ich mich technischen Dingen wie Formationen und Trends zu und suche nach dem richtigen Einstiegspunkt. Messbare Bedingungen müssen erfüllt sein, bevor ich mit dem Trading beginne. Märkte werden von fundamentalen Faktoren bewegt. Charts und die ganze Technik zeigt diese Bewegung dann graphisch.
FRAGE: Können Sie uns dafür ein Beispiel geben?
WILLIAMS: Angenommen, ich sehe, dass der Gleitende Durchschnitt der letzten 18 Tage von Bonds höher ist als vor zwei Tagen. Das sagt mir, dass der Zinssatz niedriger ist. Ich kaufe dann zum Beispiel ein Gap Down im Dax oder S&P.
FRAGE: Was sind für Sie das wichtigste Buch zum Thema Trading?
WILLIAMS: Mein persönlicher Favorit ist Zurich Axioms von Max Gunther. Ich habe so ziemlich alle Bücher gelesen, die je über die Börse geschrieben worden sind. Dieses Buch aber bringt am besten zum Ausdruck, was es bedeutet ein Spekulant zu sein. Jede einzelne Seite ist voll von Wissen und dazu sehr schön geschrieben. Man erfährt weniger etwas darüber, wie man Geld verdient, sondern vielmehr über die Kunst des Geldverdienens. Mir gefällt das Buch so gut, dass ich versuche die Rechte daran zu kaufen.
FRAGE: Wie würden Sie Ihren Handelsansatz beschreiben?
WILLIAMS: Ich bezeichne mich als └Conditional Trader⌠. Das heisst, ich achte auf bestimmte Bedingungen, die erfüllt sein müssen und die den Markt bewegen. Ich schaue, was die Großen machen, wie hoch die Zinsen sind, usw. Dann erst benutze ich die Technische Analyse. Zuerst aber müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Ich bin kein fanatischer Anhänger der Charttechnik. Das meiste davon ist Schwindel, wie zum Beispiel Elliott oder Gann. Außerdem sind viele Dinge zu kurzlebig, um sie tatsächlich anzuwenden.
FRAGE: Können Sie uns etwas über die └Darlings of the Dow⌠ erzählen? Wie kam es zu dieser Idee?
WILLIAMS: Darlings of the Dow, das sind die fünf billigsten Aktien im Dow Jones 30, die aber die besten Fundamentaldaten aufweisen. Sobald ich diese gefunden habe, geht es nur noch darum, den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg zu finden. Die Idee bekam ich von den Dogs of the Dow (siehe Kasten). Das war ein guter Ansatz. Aber ich hatte ein schlechtes Timing und benutzte eine schlechtere Auswahlmethode (nur den Gewinn). Es gibt aussagekräftigere Messwerte.
FRAGE: Wie finden Sie die fünf billigsten Aktien des Dow mit den besten Fundamentaldaten?
WILLIAMS: Ich beobachte verschiedene Kennzahlen, die ich in meinem Buch erklärt habe. Dazu gehören die Kapitalrendite, das KGV, Löhne, Lagerbestände und so weiter.
FRAGE: Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann benutzen Sie die Fundamentalanalyse, um zu bestimmten, was sie handeln und die Technische Analyse gibt Ihnen das Signal für den richtigen Einstieg. Wenn Sie eine Position eröffnet haben, zählen die Fundamentaldaten dann immer noch oder ist das Ganze dann nur noch eine rein technische Angelegenheit?
WILLIAMS: Das ist eine gute Frage. Ja, alles zählt. Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, muss ich es auch tun. Ein Spekulant, der in der Vergangenheit lebt, hat keine Zukunft.
FRAGE: Welche Konzepte oder Ideen finden bei Ihnen sonst noch Anwendung?
WILLIAMS: Ich folge den Commercials, das sind die Supermächte des Markts, die Rohstoffe produzieren oder verbrauchen. Wenn sie kaufen, kaufe ich auch. Diese Leute haben das Geld und die Insider-Informationen. Deswegen achte ich genau darauf, was sie tun.
Ich möchte außerdem immer wissen, ob ein Markt über- oder unterbewertet ist. Ich habe eine Formel, die mir sagt, ob Währungen, Mais, Kakao, Kupfer oder Gold unter oder über ihrem fairen Wert (nicht den Produktionskosten) liegen. Das ist sehr hilfreich, wenn man Märkte finden will, die kurz vor einer größeren Auf- oder Abwärtsbewegung stehen. Außerdem achte ich auf bestimmte Kursmuster und Trendwechsel-Indikatoren, um den richtigen Einstieg zu finden.
FRAGE: Ich gehe davon aus, dass sie diese Formel und Kursmuster unseren Lesern nicht mitteilen möchten.
WILLIAMS: Haben Sie vier Stunden Zeit, um das zu lernen? Es geht nicht einfach um eine Formel. Das ist wie ein Hammer. Bloß weil man einen Hammer hat, heißt das noch lange nicht, dass man ein Haus bauen kann. Sagen wir es einfach so: Ich suche mir eine Commercial-Position aus und sehe, in welchem prozentualen Verhältnis die Verkäufe und Käufe dieser Woche zu denen der letzten x Jahre stehen. Kurz gesagt kann man auch sagen, dass ich praktisch den von mir entwickelten %R Indikator auf diese Daten anwende.
FRAGE: Sind Sie ein systematischer Händler?
WILLIAMS: Ja. Ich handle zu hundert Prozent mechanisch und das lehre ich auch.
FRAGE: Sie beschreiben Sie selbst als Conditional Trader und als systematischer Händler √ das heisst, Sie versuchen fundamentale Faktoren mit technischen Aspekten zu verbinden?
WILLIAMS: Auf jeden Fall. Auch als kurzfristig orientierter Händler versuche ich, Fundamentaldaten in mein System zu integrieren.
FRAGE: Wo kommen subjektive Elemente ins Spiel?
WILLIAMS: Überhaupt nicht.
FRAGE: Sie sagten einmal, dass Charts die Vergangenheit zeigen. Wie können Sie in die Zukunft blicken?
WILLIAMS: Sagte ich das? Da muss ich sehr jung gewesen sein. Wir können nicht wirklich in die Zukunft sehen. Wir können bestimmte Annahmen treffen, die aber basieren auf den Rahmenbedingungen, den Fundamentaldaten. Charts zeigen, woher der Markt kommt. Ich aber will wissen, wohin er geht. Fundamentale Faktoren bewegen die Märkte, nicht Charts. Ich benutze Charts, aber nicht wie die meisten anderen. Charts schaue ich mir zuletzt an, niemals zuerst.
FRAGE: Auf welche Rahmenbedingungen achten Sie dann bevorzugt?
WILLIAMS: Insbesondere beobachte ich Gold, den Zinssatz und die Commercials. Das sind die drei bewegenden Faktoren.
FRAGE: Wie handhaben Sie Ihr Risiko?
WILLIAMS: Das beginnt mit dem Stopp-Loss, also dem Prozentsatz meines Kapitals, den ich bereit bin zu riskieren. Wie ich bereits sagte, es geht um Schadensbegrenzung. Aber es gibt noch mehr. Ich jage niemals einer verlorenen Position hinterher. Ich gehe sofort zum nächsten Trade. Meine Positionen im Markt basieren auf einer Formel aus gleichen Risiko-Einheiten.
FRAGE: Wann wissen Sie, dass Sie falsch liegen?
WILLIAMS: Das ist leicht. Der Markt sagt mir sehr deutlich, wann ich falsch liege, nämlich dann, wenn der Markt um einen vorher festgesetzten Betrag gegen mich läuft. Da es mein vorrangiges Ziel ist, mein Kapital zu schützen, benutze ich das als Angelpunkt für den Betrag, den ich riskiere.
FRAGE: Orientieren Sie Ihre Stopps auch an einem zeitlichen Element oder zählt nur der Kurs allein?
WILLIAMS: Meine Stopps orientiere ich Dollars. Schließlich geht es mir um mein Kapital.
FRAGE: Wie lange dauern Ihre Trades im Schnitt?
WILLIAMS: Ich bin ein kurzfristiger Händler. Der Durchschnitt liegt zwischen zwei und drei Tagen. Manchmal aber halte ich Positionen aber auch für 60 Tage. Diesen Zeithorizont sollten im Übrigen auch Leute anpeilen, die einer geregelten Arbeit nachgehen und nicht jeder Bewegung des Marktes folgen können.
FRAGE: Das hört sich an, als seien Sie ein Swingtrader, der ab und an zu einem Trendfolger wird.
WILLIAMS: Mein persönlicher Durchschnitt liegt zwischen zwei und drei Tagen. Aber Leute, die längere Trades bevorzugen, bringe ich bei, wie sie größere Bewegungen erwischen. Das ist alles mechanisch.
FRAGE: Benutzen Sie Trailing Stopps und Gewinnziele?
WILLIAMS: Ja beides. Nicht immer wird das Kursziel auch erreicht. Insofern sind Trailing Stopps entscheidend. Genauso wichtig ist die Frage, wann man einen Trailing Stopp einsetzt. Benutzt man ihn zu früh, wird man ausgestoppt. Das sollte nicht passieren.
FRAGE: Und was kann man tun, damit dies nicht passiert?
WILLIAMS: Der Markt sagt uns genau, wann man die Stopps anziehen muss. Das geschieht, wenn der Kurs ausbricht und der Trade profitabel wird. Dann sollte man den Stopp anziehen.
FRAGE: Wie viel Prozent Ihres Kapitals riskieren Sie pro Trade?
WILLIAMS: Mein Risikofaktor liegt bei etwa fünf Prozent. Als ich jünger war, lag dieser viel höher. Mit dem Alter kommt aber die Weisheit. Dieser Faktor ist immer noch sehr hoch. Aber ich habe alles bis zur 30 Prozent ausprobiert. Das waren natürlich dementsprechende wilde Zeiten.
FRAGE: Wie testen Sie Ideen?
WILLIAMS: Ich benutze eine Software von Genesis. Damit entwickle und teste ich meine Ideen. Die Software ist ausgezeichnet. Ich verfüge über keinerlei Programmierkenntnisse, aber ich kann herausfinden, was der DAX vor und nach Feiertagen macht und ich weiß, wie er sich verhält, wenn die Zinsen nach oben gehen. Ich kann meinen Computer so ziemlich alles fragen. Zuerst kommt die Idee. Die entsteht vielleicht durch ein Gespräch oder durch ein Buch. Meistens aber fällt mir etwas bei der Beobachtung der Märkte ein. Und das mache ich oft. Es ist eine tolle Samstagabend-Beschäftigung.
FRAGE: Wie wichtig ist das psychologische Element?
WILLIAMS: Hier unterscheidet sich meine Meinung von der der meisten anderen. Ich glaube nicht, dass die Psychologie irgendeine Rolle spielt. Wenn man ein gutes System hat, passt auch die mentale Einstellung. Man darf bloß nicht zu viel riskieren, denn das schlägt sich wiederum auf die Psyche nieder.
Als mechanischer Händler geht es nur darum, wo man seine Order platziert. Wer psychologische Probleme beim Handeln hat, dem fehlt ein gutes System oder Technik. Die Psyche ist nicht das Problem.
FRAGE: Das ist interessant. 90 Prozent aller Händler stufen die psychologische Verfassung als extrem wichtig für den Erfolg ein. Liegen diese Leute alle falsch?
WILLIAMS: Ich sehe das anders. Diese ganze Psycho-Geschichte kommt von Leuten, die keine Ahnung haben, was sie tun und der Markt macht sie konfus. Wenn man die Regeln kennt und weiß, wie das Spiel funktioniert, wo ist das Problem?
Niemand verliert Geld, weil er als Kind von seiner Mutter geschlagen wurde. Man verliert Geld, weil man das Falsche tut. Das ist die Wahrheit.
FRAGE: Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
WILLIAMS: Ich stehe normalerweise um fünf Uhr morgens auf, gehe schwimmen oder joggen. Dann schaue ich, was der Markt macht und gebe meine Orders an meinen Broker. Dann schaue ich mir die Eröffnung an und schreibe Emails, mache mein Research und so weiter. Ein- oder zweimal am Tag schaue ich mir Kurse an. Normalerweise aber läuft mein Trade und Ausstieg und Stopp-Loss sind eingegeben. An diesem Punkt gibt es für mich nicht mehr viel zu tun. Die Kurse beobachten bringt nicht viel. Tatsächlich lenkt mich das nur von meiner richtigen Arbeit ab.
FRAGE: Ihre Seminare sind legendär √ was ist daran so besonders?
WILLIAMS: Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich der einzige Mensch auf diesem Planeten bin, der mit $1.000.000 in realtime handelt und 20 Prozent der Gewinne wieder an die Teilnehmer zurück gibt.
Ich habe gerade wieder ein Seminar in Australien gegeben und in zwei Tagen knapp $40.000 gemacht. Die Teilnehmer waren begeistert und haben sich darüber gefreut, in einem Seminar Geld zu verdienen. Seitdem ich das praktiziere, habe ich in ungefähr 20 Seminaren knapp $950.000 verdient und davon $200.000 an die Teilnehmer zurückgegeben. Die Leute wissen, dass ich nicht bloß irgend etwas erzähle.
Außerdem lernen die Leute bei mir sehr viel. Ich zeige Ihnen, wie die Märkte funktionieren und erkläre Ihnen mein Handelssystem. Es macht Spaß, Menschen so etwas beizubringen und zu sehen, wie Ihnen ein Licht über die Logik des Markts aufgeht. Viele von meinen Schülern gewinnen Wettbewerbe, verdienen Millionen von Dollars oder leiten Fonds. Der Erfolg meiner Schüler freut mich.
FRAGE: Wer war Ihr schlechtester Schüler und warum (keine Namen natürlich)?
WILLIAMS: Wenn es einen schlechten Schüler gibt, so liegt das meistens am Lehrer. Trotzdem ist die Nummer eins auf jeden Fall der Typ, der mir allein dieses Jahr über 300 Emails geschickt hat. Eine seine Fragen war, wie viele Tage ein 10-Tage Gleitender Durchschnitt berücksichtigt. Dieser Kerl mag in Ordnung sein, aber irgendwie versteht er die Märkte gar nicht.
FRAGE: Stimmt es, dass Ihre Tochter ebenfalls erfolgreich handelt?
WILLIAMS: Das ist richtig. Ich habe ihr es beigebracht, als sie ihre Schauspielerkarriere begann. Vielleicht haben Sie sie sogar im Fernsehen gesehen. Sie hat bei Species, Dawsons▓s Creek, Lassie, The Station Agent, Halloween 20 und in einer ganzen Menge anderer Filme mitgespielt. Sie hat ebenfalls bei den Robbins Trading Championships teilgenommen und aus $10.000 $110.000 gemacht.
FRAGE: Wann hat sie damit angefangen?
WILLIAMS: Das war 1999. Sie war damals 16 und war sehr aufgeschlossen. Sie hat vor kaum etwas im Leben Angst und das hat es ihr leicht gemacht. Ich habe ihr das daheim beigebracht. Es war eines von vier Projekten.
FRAGE: Was genau haben Sie Ihr beigebracht?
WILLIAMS: Wir haben viel über Geld diskutiert, was es darstellt, über das Konzept von Arbeit und Spekulation und Risiko. Weiterhin haben wir darüber gesprochen, was Bonds beeinflusst. Sie handelte Bonds und diese stehen in Zusammenhang mit dem Goldpreis und weisen starke, vorhersehbare Zyklen auf.
FRAGE: Hat jeder das Potenzial erfolgreich zu handeln?
WILLIAMS: Hm, vielleicht. Solange man nicht sehr dumm oder übertrieben emotional ist. Ich habe auch sehr kluge Leute getroffen, von denen ich mir nicht sicher war, ob sie das Zeug zum Millionär haben. Man weiß nie sicher, ob der Schuh passt, solange man ihn nicht anprobiert. Das gilt auch für das Trading.
FRAGE: Was sind typische Anfängerfehler?
WILLIAMS: Ein typischer Fehler, den ich erkennen kann, ist Overtrading. Leute handeln zu oft und riskieren zu viel. Das führt zum nächsten Problem: viele Menschen beginnen zu handeln ohne jegliches Hintergrundwissen. Sie haben keine Ahnung, wie die Märkte funktionieren und machen aber trotzdem weiter. Kein Wunder, dass es so viele Verlierer gibt.
FRAGE: Beschäftigen Sie andere Händler?
WILLIAMS: Nein. Ich handle nur für mich selbst und meine Hedgefond.
FRAGE: Wie hoch ist die Performance Ihres Hedgefonds?
WILLIAMS: Ungefähr 18 Prozent p.a.
FRAGE: In den ganzen Jahren haben Sie wahrscheinlich ein Vermögen angehäuft. Denken Sie nicht manchmal ans Aufhören?
WILLIAMS: Ich könnte mich nie zur Ruhe setzen. Dazu macht es mir viel zu viel Spaß. Allerdings habe ich meinen Terminkalender entschärft. Ich gebe weniger Seminare und schreibe weniger.
FRAGE: Macht Trading Sie glücklich?
WILLIAMS: Ja, das tut es. Die größere Befriedigung entsteht allerdings durch das Lernen über die Märkte, durch mehr Wissen und das Besserwerden. Es ist noch immer eine Herausforderung.
FRAGE: Was denken Sie ganz allgemein über dieses Geschäft und diese Branche?
WILLIAMS: Es ist mein Leben. Natürlich gibt es ein paar unangenehme Menschen, aber die gibt es in jedem Beruf. Ich liebe es. Ich liebe die Märkte und das, was sie für mich getan haben. Allerdings tummeln sich in dieser Branche auch viele Scharlatane. Diese Typen bringen aber Farbe in das Business.
FRAGE: Wie hat sich Ihr Handeln über die Jahre verändert?
WILLIAMS: Computer haben alles verändert. Nie zuvor konnte man leichter Nachforschungen anstellen. Heute hat jeder über Fernsehen, Internet oder elektronischen Handel Zugang zu den Märkten.
FRAGE: Wie wird sich das Trading in den nächsten Jahren entwickeln?
WILLIAMS: Ich denke, dass der elektronische Handel weiter zunehmen wird. Das Spiel aber wird das gleiche bleiben. Es geht um Rahmenbedingungen und menschliche Emotionen. Im Grunde bewegen sich die Märkte auf Grund von fundamentalen Faktoren von A nach B. Das ist das Pferd, wenn man so will. Die Straße aber besteht aus menschlichen Gefühlen und Zufall. Sie kann ziemlich holprig sein. Die Medien mögen sich verändern, aber die Märkte werden immer die gleichen bleiben.
FRAGE: Larry Williams hat viel in seinem Leben gemacht √ Marathon, Archäologie, Politik √ was können wir in der Zukunft von ihm erwarten?
WILLIAMS: Meine Ziele sind mehr Forschung und ein besseres Verständnis der Märkte. Aber man muss immer auf Überraschungen gefasst sein! Die Welt hat sich in vielen Dingen verändert und ich lerne, mich anzupassen, mehr zu wissen und ein besserer Mensch zu werden. Ich werde immer meinen Leidenschaften nachgehen. Das hoffe ich zumindest.
Quelle: Traders-Magazin
Datum 30.08.2007 - Uhrzeit 01:21 (╘ BörseGo AG 2007, Autor: Weygand Harald, Vorstand BörseGo AG, ╘ GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Seit fast 40 Jahren handelt Larry Williams erfolgreich. Er hat Wettbewerbe gewonnen, einen eigenen Hedgefonds gegründet, ist um die Welt gereist, um Seminare zu geben und er hat seiner Tochter das Handeln beigebracht. Kaum ein anderer Händler ist so lange und vor allem so kontinuierlich erfolgreich im Geschäft. Mittlerweile geht Larry Williams die Dinge etwas ruhiger an. Dabei verschwendet der über 60-jährige aber keinen Gedanken daran, sich zur Ruhe zu setzen. Handeln macht ihn glücklich. Genauso viel Spaß bereitet es ihm, sein Wissen an andere zu vermitteln. Und seine Seminare sind berühmt: Larry Williams bringt seinen Schülern nicht nur Theorie bei. Er handelt live mit $1.000.000. 20 Prozent der Gewinne werden dann an die Seminarteilnehmer verteilt. Dabei können in zwei Tagen schon mal $40.000 rausspringen.
Auch sein Handelsansatz unterscheidet sich von dem vieler anderer Marktteilnehmer. Larry Williams verbindet auf eine einzigartige Weise die Technische Analyse mit der Fundamentalanalyse. Dabei geht er vollkommen systematisch vor. Fundamentale Faktoren, so Larry Williams, sind die einzigen kursbestimmenden Kräfte. Charts dagegen zeigen nur die Vergangenheit. Deshalb müssen alle seine Aktien zuerst bestimmte fundamentale Bedingungen erfüllen. Über die Technische Analyse findet er dann die richtigen Ein- und Ausstiegspunkte.
Jeder kann handeln √ so könnte das Credo von Larry Williams lauten. Von psychologischen Faktoren hält er nicht viel. Wer die Regeln kennt und weiß, wie das Spiel funktioniert, kann auch Geld verdienen. Wer kein Geld verdient, macht eben etwas falsch. So einfach ist das...
Immerhin gibt es einige lebende Beweise, die diese trockene These stützen. Da ist zum einen Larry Williams▒ Tochter, die nach einem intensiven Einzeltraining von ihrem Vater ihr Anfangskapital von $10.000 in einem Tradingwettbewerb verzehnfachte. Und da sind seine unzähligen Schüler, von denen viele ebenfalls erfolgreiche Händler geworden sind.
FRAGE: Wie kamen Sie zum Trading?
WILLIAMS: 1962 fing ich an die Märkte zu beobachten und vier Jahre später, 1966, begann ich aktiv zu handeln. Ich dachte mir, es wäre leicht verdientes Geld. Das ist es auch... solange man gewinnt. Wenn man verliert ist es ganz und gar nicht einfach. Ich ging damals noch aufs College und strebte einen Abschluss in Journalismus an. Als mich die Märkte mitrissen, studierte ich aber gerade Kunst. Dieses Studium hat mir sehr geholfen. Ich war damals noch sehr jung und ich lernte, wie man Dinge betrachtet: zum Beispiel die Beschaffenheit, Farbe und Nuancen von Gras. Dieses Wissen konnte ich auch auf Charts anwenden.
FRAGE: Welche Handelsansätze waren zu dieser Zeit beliebt? Welche Bücher gab es?
WILLIAMS: Es ging hauptsächlich um Gleitende Durchschnitte und Trendlinien. Wichtig waren die Arbeiten von Dick Donchian (der später ein guter Freund von mir wurde) und von Dunn und Hargit. Es wurde viel über Zyklen und bestimmte Chart-Formationen nach der William Dunnigans Thrust Methode gesprochen. Joe Granville (mittlerweile auch ein guter Freund von mir) verfasste das umfassendste Buch in dieser Zeit. Niemand aber beschäftigte sich ernsthaft mit Backtesting, so wie wir es heute tun. Alles basierte auf allgemeinen Beobachtungen und auf einem guten Gedächtnis.
FRAGE: Waren Sie von Anfang an erfolgreich?
WILLIAMS: Nein. Zuerst verlor ich rund die Hälfte meine Kapitals. Das machte mir richtig Angst und ich hörte auf, Bücher zu lesen. Ich begann, meine eigenen Studien zu betreiben und versuchte so viel wie möglich zu lernen. Das tue ich heute noch. Alles begann dann mit einem Buch, das ich mir kaufte. Darin wurde mir versichert, dass wenn ich diesem Programm folgen würde, ich definitiv Geld verdienen werde. Ich glaube, dass die Märkte dieses Buch nicht gelesen haben, denn es funktionierte nicht. Das war gut und schlecht zugleich. Schlecht, weil ich wieder mal Geld verloren hatte und gut, weil ich nun richtig motiviert war, herauszufinden, wie die Märkte ticken und mir mein Geld und noch mehr zurückzuholen.
FRAGE: Wie lange dauerte es, bis Sie Ihr Geld zurück hatten, nachdem Sie Ihre Methode geändert hatten? Seit wann sind Sie konsistent profitabel?
WILLIAMS: Ich brauchte drei Jahre, um ein guter Händler zu werden und noch viel mehr Jahre, um richtig gut zu werden. Es gab immer neue Dinge zu lernen: Money Management, Positionsgrößen, neue und verbesserte Einstiegstechniken. Millionen machte ich erst, nachdem ich diese Aspekte verstanden hatte.
FRAGE: Welche Erfahrung hat Sie am meisten beeinflusst?
WILLIAMS: Es waren so viele, dass es mir schwerfällt mich auf eine zu beschränken. Ich schätze, der Gewinn des Robbins World Cup Championship (Anm. der. Red.: Bei diesem Wettbewerb handelt es sich wohl um den bekanntesten Trading Wettbewerb überhaupt, der mit echtem Geld durchgeführt wird) hat mich schwer beeindruckt und meinen weiteren Weg stark beeinflusst. Damals machte ich aus $10.000 in realtime $1.000.000.
Nie werde ich vergessen, wie mich Hans Nieß (Anm. der Red.: Hans Nieß hatte sich damals selbst zum Weltmeister der Spekulation erklärt) damals herausgefordert hat. Ich gewann unerwartet. Er beanspruchte allerdings den Titel für sich. Also hielt ich mit Norbert Fischer (Anm. der Red.: Norbert Fischer vom Brokerhaus Hornblower Fischer) in Frankfurt eine Pressekonferenz, um dieses Thema zu klären. Hans gab seine Ansprüche auf. Schade eigentlich √ für mich wäre es eine große Chance gewesen, meine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und sein so genanntes Handelssystem zu entlarven.
Aber alles in allem hat mich am meisten beeindruckt, Leute zu sehen, die ihre Jobs kündigen und eine Trading-Karriere begannen. Leuten dabei zu helfen unabhängig und wohlhabend zu werden √ das ist eigentlich das Schönste an meiner Arbeit.
FRAGE: Was ist das Wichtigste, das Sie über die Börse gelernt haben?
WILLIAMS: Ganz einfach: Begrenze Verluste! Gewinne tun niemand weh. Verluste aber sind kritisch und man muss lernen, sie zu kontrollieren. Dies ist ein Geschäft, bei dem es um Schadensbegrenzung geht. Wenn man das nicht versteht, hat man verloren.
FRAGE: Sind Sie der Meinung, dass jeder die Fähigkeit besitzt, sich seinen Lebensunterhalt mit Trading zu verdienen? Denken Sie, dass jeder Mensch auf den Märkten genau so viel Geld, wie einem anderen Beruf verdienen kann?
WILLIAMS: Ich kann es jedem beibringen... aber nicht jeder kann es. Ein Spitzenkoch kann jedem zeigen, wie man ein Soufflé macht, aber nicht jeder Koch kann eines. Manche Menschen sind zu emotional, andere können sich nicht konzentrieren und manche sind einfach dumm, zumindest was die Märkte betrifft. So etwas kann niemand und ich auch nicht ändern.
FRAGE: Berühmt sind Sie in den all den Jahren vor allem für den Handel mit Futures, sowohl Aktien- als auch Waren und Zinsfutures, geworden. Letztes Jahr nun haben Sie ein Buch über Aktien veröffentlicht. Sehen Sie den Aktienhandel als eine Art Beschäftigung für den Ruhestand oder weshalb haben Sie dieses Buch geschrieben?
WILLIAMS: Ich handle Aktien schon seit vielen Jahren. 1996 aber gelang es mir ein System dafür zu entwickeln, das ziemlich gut funktioniert. Ich wollte dieses Wissen einfach teilen, die Ergebnisse meiner Forschungen veröffentlichen und beweisen, dass es möglich ist, ein System zu entwickeln, das auf fundamentalen Faktoren beruht und mit dem auch Otto Normalbürger erfolgreich handeln kann. Zudem funktioniert es besser als die meisten Investmentfonds.
FRAGE: Die weitläufige Meinung ist, dass Handelssysteme und Fundamentaldaten nicht zusammenpassen. Wie verwenden Sie Fundamentaldaten systematisch?
WILLIAMS: Sobald die richtige Konstellation von Fundamentaldaten vorhanden ist, wende ich mich technischen Dingen wie Formationen und Trends zu und suche nach dem richtigen Einstiegspunkt. Messbare Bedingungen müssen erfüllt sein, bevor ich mit dem Trading beginne. Märkte werden von fundamentalen Faktoren bewegt. Charts und die ganze Technik zeigt diese Bewegung dann graphisch.
FRAGE: Können Sie uns dafür ein Beispiel geben?
WILLIAMS: Angenommen, ich sehe, dass der Gleitende Durchschnitt der letzten 18 Tage von Bonds höher ist als vor zwei Tagen. Das sagt mir, dass der Zinssatz niedriger ist. Ich kaufe dann zum Beispiel ein Gap Down im Dax oder S&P.
FRAGE: Was sind für Sie das wichtigste Buch zum Thema Trading?
WILLIAMS: Mein persönlicher Favorit ist Zurich Axioms von Max Gunther. Ich habe so ziemlich alle Bücher gelesen, die je über die Börse geschrieben worden sind. Dieses Buch aber bringt am besten zum Ausdruck, was es bedeutet ein Spekulant zu sein. Jede einzelne Seite ist voll von Wissen und dazu sehr schön geschrieben. Man erfährt weniger etwas darüber, wie man Geld verdient, sondern vielmehr über die Kunst des Geldverdienens. Mir gefällt das Buch so gut, dass ich versuche die Rechte daran zu kaufen.
FRAGE: Wie würden Sie Ihren Handelsansatz beschreiben?
WILLIAMS: Ich bezeichne mich als └Conditional Trader⌠. Das heisst, ich achte auf bestimmte Bedingungen, die erfüllt sein müssen und die den Markt bewegen. Ich schaue, was die Großen machen, wie hoch die Zinsen sind, usw. Dann erst benutze ich die Technische Analyse. Zuerst aber müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Ich bin kein fanatischer Anhänger der Charttechnik. Das meiste davon ist Schwindel, wie zum Beispiel Elliott oder Gann. Außerdem sind viele Dinge zu kurzlebig, um sie tatsächlich anzuwenden.
FRAGE: Können Sie uns etwas über die └Darlings of the Dow⌠ erzählen? Wie kam es zu dieser Idee?
WILLIAMS: Darlings of the Dow, das sind die fünf billigsten Aktien im Dow Jones 30, die aber die besten Fundamentaldaten aufweisen. Sobald ich diese gefunden habe, geht es nur noch darum, den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg zu finden. Die Idee bekam ich von den Dogs of the Dow (siehe Kasten). Das war ein guter Ansatz. Aber ich hatte ein schlechtes Timing und benutzte eine schlechtere Auswahlmethode (nur den Gewinn). Es gibt aussagekräftigere Messwerte.
FRAGE: Wie finden Sie die fünf billigsten Aktien des Dow mit den besten Fundamentaldaten?
WILLIAMS: Ich beobachte verschiedene Kennzahlen, die ich in meinem Buch erklärt habe. Dazu gehören die Kapitalrendite, das KGV, Löhne, Lagerbestände und so weiter.
FRAGE: Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann benutzen Sie die Fundamentalanalyse, um zu bestimmten, was sie handeln und die Technische Analyse gibt Ihnen das Signal für den richtigen Einstieg. Wenn Sie eine Position eröffnet haben, zählen die Fundamentaldaten dann immer noch oder ist das Ganze dann nur noch eine rein technische Angelegenheit?
WILLIAMS: Das ist eine gute Frage. Ja, alles zählt. Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, muss ich es auch tun. Ein Spekulant, der in der Vergangenheit lebt, hat keine Zukunft.
FRAGE: Welche Konzepte oder Ideen finden bei Ihnen sonst noch Anwendung?
WILLIAMS: Ich folge den Commercials, das sind die Supermächte des Markts, die Rohstoffe produzieren oder verbrauchen. Wenn sie kaufen, kaufe ich auch. Diese Leute haben das Geld und die Insider-Informationen. Deswegen achte ich genau darauf, was sie tun.
Ich möchte außerdem immer wissen, ob ein Markt über- oder unterbewertet ist. Ich habe eine Formel, die mir sagt, ob Währungen, Mais, Kakao, Kupfer oder Gold unter oder über ihrem fairen Wert (nicht den Produktionskosten) liegen. Das ist sehr hilfreich, wenn man Märkte finden will, die kurz vor einer größeren Auf- oder Abwärtsbewegung stehen. Außerdem achte ich auf bestimmte Kursmuster und Trendwechsel-Indikatoren, um den richtigen Einstieg zu finden.
FRAGE: Ich gehe davon aus, dass sie diese Formel und Kursmuster unseren Lesern nicht mitteilen möchten.
WILLIAMS: Haben Sie vier Stunden Zeit, um das zu lernen? Es geht nicht einfach um eine Formel. Das ist wie ein Hammer. Bloß weil man einen Hammer hat, heißt das noch lange nicht, dass man ein Haus bauen kann. Sagen wir es einfach so: Ich suche mir eine Commercial-Position aus und sehe, in welchem prozentualen Verhältnis die Verkäufe und Käufe dieser Woche zu denen der letzten x Jahre stehen. Kurz gesagt kann man auch sagen, dass ich praktisch den von mir entwickelten %R Indikator auf diese Daten anwende.
FRAGE: Sind Sie ein systematischer Händler?
WILLIAMS: Ja. Ich handle zu hundert Prozent mechanisch und das lehre ich auch.
FRAGE: Sie beschreiben Sie selbst als Conditional Trader und als systematischer Händler √ das heisst, Sie versuchen fundamentale Faktoren mit technischen Aspekten zu verbinden?
WILLIAMS: Auf jeden Fall. Auch als kurzfristig orientierter Händler versuche ich, Fundamentaldaten in mein System zu integrieren.
FRAGE: Wo kommen subjektive Elemente ins Spiel?
WILLIAMS: Überhaupt nicht.
FRAGE: Sie sagten einmal, dass Charts die Vergangenheit zeigen. Wie können Sie in die Zukunft blicken?
WILLIAMS: Sagte ich das? Da muss ich sehr jung gewesen sein. Wir können nicht wirklich in die Zukunft sehen. Wir können bestimmte Annahmen treffen, die aber basieren auf den Rahmenbedingungen, den Fundamentaldaten. Charts zeigen, woher der Markt kommt. Ich aber will wissen, wohin er geht. Fundamentale Faktoren bewegen die Märkte, nicht Charts. Ich benutze Charts, aber nicht wie die meisten anderen. Charts schaue ich mir zuletzt an, niemals zuerst.
FRAGE: Auf welche Rahmenbedingungen achten Sie dann bevorzugt?
WILLIAMS: Insbesondere beobachte ich Gold, den Zinssatz und die Commercials. Das sind die drei bewegenden Faktoren.
FRAGE: Wie handhaben Sie Ihr Risiko?
WILLIAMS: Das beginnt mit dem Stopp-Loss, also dem Prozentsatz meines Kapitals, den ich bereit bin zu riskieren. Wie ich bereits sagte, es geht um Schadensbegrenzung. Aber es gibt noch mehr. Ich jage niemals einer verlorenen Position hinterher. Ich gehe sofort zum nächsten Trade. Meine Positionen im Markt basieren auf einer Formel aus gleichen Risiko-Einheiten.
FRAGE: Wann wissen Sie, dass Sie falsch liegen?
WILLIAMS: Das ist leicht. Der Markt sagt mir sehr deutlich, wann ich falsch liege, nämlich dann, wenn der Markt um einen vorher festgesetzten Betrag gegen mich läuft. Da es mein vorrangiges Ziel ist, mein Kapital zu schützen, benutze ich das als Angelpunkt für den Betrag, den ich riskiere.
FRAGE: Orientieren Sie Ihre Stopps auch an einem zeitlichen Element oder zählt nur der Kurs allein?
WILLIAMS: Meine Stopps orientiere ich Dollars. Schließlich geht es mir um mein Kapital.
FRAGE: Wie lange dauern Ihre Trades im Schnitt?
WILLIAMS: Ich bin ein kurzfristiger Händler. Der Durchschnitt liegt zwischen zwei und drei Tagen. Manchmal aber halte ich Positionen aber auch für 60 Tage. Diesen Zeithorizont sollten im Übrigen auch Leute anpeilen, die einer geregelten Arbeit nachgehen und nicht jeder Bewegung des Marktes folgen können.
FRAGE: Das hört sich an, als seien Sie ein Swingtrader, der ab und an zu einem Trendfolger wird.
WILLIAMS: Mein persönlicher Durchschnitt liegt zwischen zwei und drei Tagen. Aber Leute, die längere Trades bevorzugen, bringe ich bei, wie sie größere Bewegungen erwischen. Das ist alles mechanisch.
FRAGE: Benutzen Sie Trailing Stopps und Gewinnziele?
WILLIAMS: Ja beides. Nicht immer wird das Kursziel auch erreicht. Insofern sind Trailing Stopps entscheidend. Genauso wichtig ist die Frage, wann man einen Trailing Stopp einsetzt. Benutzt man ihn zu früh, wird man ausgestoppt. Das sollte nicht passieren.
FRAGE: Und was kann man tun, damit dies nicht passiert?
WILLIAMS: Der Markt sagt uns genau, wann man die Stopps anziehen muss. Das geschieht, wenn der Kurs ausbricht und der Trade profitabel wird. Dann sollte man den Stopp anziehen.
FRAGE: Wie viel Prozent Ihres Kapitals riskieren Sie pro Trade?
WILLIAMS: Mein Risikofaktor liegt bei etwa fünf Prozent. Als ich jünger war, lag dieser viel höher. Mit dem Alter kommt aber die Weisheit. Dieser Faktor ist immer noch sehr hoch. Aber ich habe alles bis zur 30 Prozent ausprobiert. Das waren natürlich dementsprechende wilde Zeiten.
FRAGE: Wie testen Sie Ideen?
WILLIAMS: Ich benutze eine Software von Genesis. Damit entwickle und teste ich meine Ideen. Die Software ist ausgezeichnet. Ich verfüge über keinerlei Programmierkenntnisse, aber ich kann herausfinden, was der DAX vor und nach Feiertagen macht und ich weiß, wie er sich verhält, wenn die Zinsen nach oben gehen. Ich kann meinen Computer so ziemlich alles fragen. Zuerst kommt die Idee. Die entsteht vielleicht durch ein Gespräch oder durch ein Buch. Meistens aber fällt mir etwas bei der Beobachtung der Märkte ein. Und das mache ich oft. Es ist eine tolle Samstagabend-Beschäftigung.
FRAGE: Wie wichtig ist das psychologische Element?
WILLIAMS: Hier unterscheidet sich meine Meinung von der der meisten anderen. Ich glaube nicht, dass die Psychologie irgendeine Rolle spielt. Wenn man ein gutes System hat, passt auch die mentale Einstellung. Man darf bloß nicht zu viel riskieren, denn das schlägt sich wiederum auf die Psyche nieder.
Als mechanischer Händler geht es nur darum, wo man seine Order platziert. Wer psychologische Probleme beim Handeln hat, dem fehlt ein gutes System oder Technik. Die Psyche ist nicht das Problem.
FRAGE: Das ist interessant. 90 Prozent aller Händler stufen die psychologische Verfassung als extrem wichtig für den Erfolg ein. Liegen diese Leute alle falsch?
WILLIAMS: Ich sehe das anders. Diese ganze Psycho-Geschichte kommt von Leuten, die keine Ahnung haben, was sie tun und der Markt macht sie konfus. Wenn man die Regeln kennt und weiß, wie das Spiel funktioniert, wo ist das Problem?
Niemand verliert Geld, weil er als Kind von seiner Mutter geschlagen wurde. Man verliert Geld, weil man das Falsche tut. Das ist die Wahrheit.
FRAGE: Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
WILLIAMS: Ich stehe normalerweise um fünf Uhr morgens auf, gehe schwimmen oder joggen. Dann schaue ich, was der Markt macht und gebe meine Orders an meinen Broker. Dann schaue ich mir die Eröffnung an und schreibe Emails, mache mein Research und so weiter. Ein- oder zweimal am Tag schaue ich mir Kurse an. Normalerweise aber läuft mein Trade und Ausstieg und Stopp-Loss sind eingegeben. An diesem Punkt gibt es für mich nicht mehr viel zu tun. Die Kurse beobachten bringt nicht viel. Tatsächlich lenkt mich das nur von meiner richtigen Arbeit ab.
FRAGE: Ihre Seminare sind legendär √ was ist daran so besonders?
WILLIAMS: Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich der einzige Mensch auf diesem Planeten bin, der mit $1.000.000 in realtime handelt und 20 Prozent der Gewinne wieder an die Teilnehmer zurück gibt.
Ich habe gerade wieder ein Seminar in Australien gegeben und in zwei Tagen knapp $40.000 gemacht. Die Teilnehmer waren begeistert und haben sich darüber gefreut, in einem Seminar Geld zu verdienen. Seitdem ich das praktiziere, habe ich in ungefähr 20 Seminaren knapp $950.000 verdient und davon $200.000 an die Teilnehmer zurückgegeben. Die Leute wissen, dass ich nicht bloß irgend etwas erzähle.
Außerdem lernen die Leute bei mir sehr viel. Ich zeige Ihnen, wie die Märkte funktionieren und erkläre Ihnen mein Handelssystem. Es macht Spaß, Menschen so etwas beizubringen und zu sehen, wie Ihnen ein Licht über die Logik des Markts aufgeht. Viele von meinen Schülern gewinnen Wettbewerbe, verdienen Millionen von Dollars oder leiten Fonds. Der Erfolg meiner Schüler freut mich.
FRAGE: Wer war Ihr schlechtester Schüler und warum (keine Namen natürlich)?
WILLIAMS: Wenn es einen schlechten Schüler gibt, so liegt das meistens am Lehrer. Trotzdem ist die Nummer eins auf jeden Fall der Typ, der mir allein dieses Jahr über 300 Emails geschickt hat. Eine seine Fragen war, wie viele Tage ein 10-Tage Gleitender Durchschnitt berücksichtigt. Dieser Kerl mag in Ordnung sein, aber irgendwie versteht er die Märkte gar nicht.
FRAGE: Stimmt es, dass Ihre Tochter ebenfalls erfolgreich handelt?
WILLIAMS: Das ist richtig. Ich habe ihr es beigebracht, als sie ihre Schauspielerkarriere begann. Vielleicht haben Sie sie sogar im Fernsehen gesehen. Sie hat bei Species, Dawsons▓s Creek, Lassie, The Station Agent, Halloween 20 und in einer ganzen Menge anderer Filme mitgespielt. Sie hat ebenfalls bei den Robbins Trading Championships teilgenommen und aus $10.000 $110.000 gemacht.
FRAGE: Wann hat sie damit angefangen?
WILLIAMS: Das war 1999. Sie war damals 16 und war sehr aufgeschlossen. Sie hat vor kaum etwas im Leben Angst und das hat es ihr leicht gemacht. Ich habe ihr das daheim beigebracht. Es war eines von vier Projekten.
FRAGE: Was genau haben Sie Ihr beigebracht?
WILLIAMS: Wir haben viel über Geld diskutiert, was es darstellt, über das Konzept von Arbeit und Spekulation und Risiko. Weiterhin haben wir darüber gesprochen, was Bonds beeinflusst. Sie handelte Bonds und diese stehen in Zusammenhang mit dem Goldpreis und weisen starke, vorhersehbare Zyklen auf.
FRAGE: Hat jeder das Potenzial erfolgreich zu handeln?
WILLIAMS: Hm, vielleicht. Solange man nicht sehr dumm oder übertrieben emotional ist. Ich habe auch sehr kluge Leute getroffen, von denen ich mir nicht sicher war, ob sie das Zeug zum Millionär haben. Man weiß nie sicher, ob der Schuh passt, solange man ihn nicht anprobiert. Das gilt auch für das Trading.
FRAGE: Was sind typische Anfängerfehler?
WILLIAMS: Ein typischer Fehler, den ich erkennen kann, ist Overtrading. Leute handeln zu oft und riskieren zu viel. Das führt zum nächsten Problem: viele Menschen beginnen zu handeln ohne jegliches Hintergrundwissen. Sie haben keine Ahnung, wie die Märkte funktionieren und machen aber trotzdem weiter. Kein Wunder, dass es so viele Verlierer gibt.
FRAGE: Beschäftigen Sie andere Händler?
WILLIAMS: Nein. Ich handle nur für mich selbst und meine Hedgefond.
FRAGE: Wie hoch ist die Performance Ihres Hedgefonds?
WILLIAMS: Ungefähr 18 Prozent p.a.
FRAGE: In den ganzen Jahren haben Sie wahrscheinlich ein Vermögen angehäuft. Denken Sie nicht manchmal ans Aufhören?
WILLIAMS: Ich könnte mich nie zur Ruhe setzen. Dazu macht es mir viel zu viel Spaß. Allerdings habe ich meinen Terminkalender entschärft. Ich gebe weniger Seminare und schreibe weniger.
FRAGE: Macht Trading Sie glücklich?
WILLIAMS: Ja, das tut es. Die größere Befriedigung entsteht allerdings durch das Lernen über die Märkte, durch mehr Wissen und das Besserwerden. Es ist noch immer eine Herausforderung.
FRAGE: Was denken Sie ganz allgemein über dieses Geschäft und diese Branche?
WILLIAMS: Es ist mein Leben. Natürlich gibt es ein paar unangenehme Menschen, aber die gibt es in jedem Beruf. Ich liebe es. Ich liebe die Märkte und das, was sie für mich getan haben. Allerdings tummeln sich in dieser Branche auch viele Scharlatane. Diese Typen bringen aber Farbe in das Business.
FRAGE: Wie hat sich Ihr Handeln über die Jahre verändert?
WILLIAMS: Computer haben alles verändert. Nie zuvor konnte man leichter Nachforschungen anstellen. Heute hat jeder über Fernsehen, Internet oder elektronischen Handel Zugang zu den Märkten.
FRAGE: Wie wird sich das Trading in den nächsten Jahren entwickeln?
WILLIAMS: Ich denke, dass der elektronische Handel weiter zunehmen wird. Das Spiel aber wird das gleiche bleiben. Es geht um Rahmenbedingungen und menschliche Emotionen. Im Grunde bewegen sich die Märkte auf Grund von fundamentalen Faktoren von A nach B. Das ist das Pferd, wenn man so will. Die Straße aber besteht aus menschlichen Gefühlen und Zufall. Sie kann ziemlich holprig sein. Die Medien mögen sich verändern, aber die Märkte werden immer die gleichen bleiben.
FRAGE: Larry Williams hat viel in seinem Leben gemacht √ Marathon, Archäologie, Politik √ was können wir in der Zukunft von ihm erwarten?
WILLIAMS: Meine Ziele sind mehr Forschung und ein besseres Verständnis der Märkte. Aber man muss immer auf Überraschungen gefasst sein! Die Welt hat sich in vielen Dingen verändert und ich lerne, mich anzupassen, mehr zu wissen und ein besserer Mensch zu werden. Ich werde immer meinen Leidenschaften nachgehen. Das hoffe ich zumindest.
Quelle: Traders-Magazin
NEW 16.11.07 23:02
NEW 16.11.07 23:19
NEW 02.02.08 21:05
ot 4atlanin
(постоялец)
Читайте на здоровье http://ihtik.lib.ru/economy_21dec2006/ 711 книг думаю хватит
(постоялец)
Читайте на здоровье http://ihtik.lib.ru/economy_21dec2006/ 711 книг думаю хватит
NEW 02.02.08 21:10
NEW 17.02.08 22:51
NEW 09.03.08 19:29
в ответ LAD1 10.07.06 19:48
Professionelles Scalp Trading (1) - Welchen Vorteil bringt es mir und wie gehe ich vor ?
Datum 27.02.2008 - Uhrzeit 18:10 (╘ BörseGo AG 2007, Autor: Strehk Marko, Technischer Analyst, ╘ GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Allgemein bedeutet das Wort scalp aus dem engl. kommend skalpieren bzw. herausschneiden. Ein Scalper versucht also seinen Profit mit einem Teil einer Kursbewegung zu erzielen. Er will sich nur ein kleines Stückchen davon abschneiden / herausschneiden.
Ein Scalper ist vorwiegend ein ultrakurzfristig orientierter Trader. Seine Trades hält er meist nur wenige Sekunden bis paar Minuten.
Scalp Trading.
Ab und zu kann es auch passieren, dass eine Position ein paar wenige Stunden gehalten wird, doch das ist eher die Ausnahme. Seine Trades sind meistens auf ein paar Ticks bis ein paar Punkte beschränkt. Sprich sein Gewinn ist limitiert. Da es aber im kurzfristigen Bereich zu vielen Signalen kommt, können so viele kleine Gewinne oder kleine Stückchen am Ende auch einen großen Kuchen ergeben.
Die Anzahl der Trades kann so schnell über 30 Trades pro Tag ansteigen.
Von den Charteinstellungen werden meistens Tick, 1min bis 5min Charts verwendet.
Da ein Scalper oft während einer Bewegung ein und aussteigt und damit seinen Gewinn limitiert, ist es von allergrößter Bedeutung, dass Verluste genauso schnell realisiert werden wie Gewinne. Ein Scalper kann sich keine großen Stopps erlauben, da diese einen Großteil der vielen kleinen Gewinne vernichten würden.
Bsp. Ein Scalper macht 10 Trades mit 5p. Gewinn. Würde er einen Verlust von bsp. 20p. zulassen, wären bereits der Gewinn von vier erfolgreichen Trades weg. Würde er danach noch so einen Verlusttrade zulassen, wäre fast der gesamte Gewinn aus den vorhergegangenen Trades weg.
Wie man an dem Beispiel gesehen hat, spielt das Money- und Riskmanagement beim Scalping eine sehr wichtige Rolle.
Vorgehensweise eines Scalpers.
Genauso wie beim normalen Trading gibt es auch beim Scalping unterschiedliche Vorgehensweisen und Handelsstrategien. Zuerst muss sich der Scalper überlegen, ob er eher pro oder antizyklisch eingestellt ist. Sprich ob er auf eine Fortsetzung der Bewegung / Trends oder auf einen Ausbruch spekuliert.
Der Scalper der antizyklisch agiert, spekuliert eher auf die Tops und Lows einer Bewegung oder auf den Abprall von Widerständen und Unterstützungen. Er versucht also in den Rücksetzern einer Bewegung sich einen Teil an Gewinn herauszuschneiden. Nachdem sich der Scalper für eine Vorgehensweise entschieden hat, oder einen Mix beider Arten anwendet, kommt es nun auf die Handelsstrategien an.
Ziel des Scalper ist es sich an solchen Punkten zu positionieren, wo es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu schnellen kleinen Bewegungen kommt.
Die Prozykliker handeln sehr gerne die Breakouts aus der ersten 60min Candle oder Breakouts durch Tagestief und Tageshoch des vorangegangenen Tages. Man sieht sehr oft, dass es an diesen Punkten zu schnellen Bewegungen durch diese Punkte kommt. Das liegt daran, weil dort auf vielen anderen Zeiteinheiten Trader positioniert sind.
Sehr viele Trader, die in höheren Zeiteinheiten ab 5min aufwärts handeln, lassen sich gerne ein paar Punkte über/ unter Tageshoch bzw. -tief einstopen. Dem Scalper reicht es, wenn er paar Ticks vor dem Tageshoch, -tief einsteigt und dann seine Position schließt, wenn erst die anderen Trader in den höheren Zeitebenen ihre Position per Einstoppen eröffnen.
Oft wird auch nach dem ersten Rücksetzer einer Bewegung auf die Trendfortsetzung spekuliert, wobei bereits ein Anlaufen an das letzte Hoch für den Profit ausreicht. Hier kommt es oft zu kleinen dynamischen Bewegungen, wo ein Scalper schnell in kurzer Zeit ein paar Ticks Profit einstecken kann.
Die Antizykliker hingegen spekulieren gerne in Seitwärtsbewegungen (Ranges) auf den Fortbestand dieser und gehen so am Hoch der Range Shortpositionen ein und am Tief vice versa Longpositionen ein. Bei Bewegungen bis an das Tageshoch oder Tagestief warten sie ab, ob sich ein Fehlausbruch ergibt. Oft sieht man, dass der Kurs bspw. über das Tageshoch des Vortages geht, doch danach kommen die Kurse zurück und an diesem Punkt geht der antizyklische Scalper eine Shortposition ein. Ausgelöst wird dieser Rücksetzer, wenn die Orders gefillt werden und so aus dem Nachfrageüberhang durch die vielen Positionen rund um das Tageshoch ein Angebotsüberhang wird und somit die Kurse wieder zurückkommen. Dieser Rücksetzer reicht dem Scalper völlig aus um so seinen kleinen Profit zubekommen.
Fortsetzung folgt ...
Autor: Heiko Behrendt
Datum 27.02.2008 - Uhrzeit 18:10 (╘ BörseGo AG 2007, Autor: Strehk Marko, Technischer Analyst, ╘ GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Allgemein bedeutet das Wort scalp aus dem engl. kommend skalpieren bzw. herausschneiden. Ein Scalper versucht also seinen Profit mit einem Teil einer Kursbewegung zu erzielen. Er will sich nur ein kleines Stückchen davon abschneiden / herausschneiden.
Ein Scalper ist vorwiegend ein ultrakurzfristig orientierter Trader. Seine Trades hält er meist nur wenige Sekunden bis paar Minuten.
Scalp Trading.
Ab und zu kann es auch passieren, dass eine Position ein paar wenige Stunden gehalten wird, doch das ist eher die Ausnahme. Seine Trades sind meistens auf ein paar Ticks bis ein paar Punkte beschränkt. Sprich sein Gewinn ist limitiert. Da es aber im kurzfristigen Bereich zu vielen Signalen kommt, können so viele kleine Gewinne oder kleine Stückchen am Ende auch einen großen Kuchen ergeben.
Die Anzahl der Trades kann so schnell über 30 Trades pro Tag ansteigen.
Von den Charteinstellungen werden meistens Tick, 1min bis 5min Charts verwendet.
Da ein Scalper oft während einer Bewegung ein und aussteigt und damit seinen Gewinn limitiert, ist es von allergrößter Bedeutung, dass Verluste genauso schnell realisiert werden wie Gewinne. Ein Scalper kann sich keine großen Stopps erlauben, da diese einen Großteil der vielen kleinen Gewinne vernichten würden.
Bsp. Ein Scalper macht 10 Trades mit 5p. Gewinn. Würde er einen Verlust von bsp. 20p. zulassen, wären bereits der Gewinn von vier erfolgreichen Trades weg. Würde er danach noch so einen Verlusttrade zulassen, wäre fast der gesamte Gewinn aus den vorhergegangenen Trades weg.
Wie man an dem Beispiel gesehen hat, spielt das Money- und Riskmanagement beim Scalping eine sehr wichtige Rolle.
Vorgehensweise eines Scalpers.
Genauso wie beim normalen Trading gibt es auch beim Scalping unterschiedliche Vorgehensweisen und Handelsstrategien. Zuerst muss sich der Scalper überlegen, ob er eher pro oder antizyklisch eingestellt ist. Sprich ob er auf eine Fortsetzung der Bewegung / Trends oder auf einen Ausbruch spekuliert.
Der Scalper der antizyklisch agiert, spekuliert eher auf die Tops und Lows einer Bewegung oder auf den Abprall von Widerständen und Unterstützungen. Er versucht also in den Rücksetzern einer Bewegung sich einen Teil an Gewinn herauszuschneiden. Nachdem sich der Scalper für eine Vorgehensweise entschieden hat, oder einen Mix beider Arten anwendet, kommt es nun auf die Handelsstrategien an.
Ziel des Scalper ist es sich an solchen Punkten zu positionieren, wo es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu schnellen kleinen Bewegungen kommt.
Die Prozykliker handeln sehr gerne die Breakouts aus der ersten 60min Candle oder Breakouts durch Tagestief und Tageshoch des vorangegangenen Tages. Man sieht sehr oft, dass es an diesen Punkten zu schnellen Bewegungen durch diese Punkte kommt. Das liegt daran, weil dort auf vielen anderen Zeiteinheiten Trader positioniert sind.
Sehr viele Trader, die in höheren Zeiteinheiten ab 5min aufwärts handeln, lassen sich gerne ein paar Punkte über/ unter Tageshoch bzw. -tief einstopen. Dem Scalper reicht es, wenn er paar Ticks vor dem Tageshoch, -tief einsteigt und dann seine Position schließt, wenn erst die anderen Trader in den höheren Zeitebenen ihre Position per Einstoppen eröffnen.
Oft wird auch nach dem ersten Rücksetzer einer Bewegung auf die Trendfortsetzung spekuliert, wobei bereits ein Anlaufen an das letzte Hoch für den Profit ausreicht. Hier kommt es oft zu kleinen dynamischen Bewegungen, wo ein Scalper schnell in kurzer Zeit ein paar Ticks Profit einstecken kann.
Die Antizykliker hingegen spekulieren gerne in Seitwärtsbewegungen (Ranges) auf den Fortbestand dieser und gehen so am Hoch der Range Shortpositionen ein und am Tief vice versa Longpositionen ein. Bei Bewegungen bis an das Tageshoch oder Tagestief warten sie ab, ob sich ein Fehlausbruch ergibt. Oft sieht man, dass der Kurs bspw. über das Tageshoch des Vortages geht, doch danach kommen die Kurse zurück und an diesem Punkt geht der antizyklische Scalper eine Shortposition ein. Ausgelöst wird dieser Rücksetzer, wenn die Orders gefillt werden und so aus dem Nachfrageüberhang durch die vielen Positionen rund um das Tageshoch ein Angebotsüberhang wird und somit die Kurse wieder zurückkommen. Dieser Rücksetzer reicht dem Scalper völlig aus um so seinen kleinen Profit zubekommen.
Fortsetzung folgt ...
Autor: Heiko Behrendt
NEW 14.02.09 05:16
День влюблённых вновь настал,
День такой прелестный!
Вновь любовь свой правит бал,
Это так чудесно!
Валентинок пышный рой
В воздухе кружится.
Эй, дружочек! Эй, постой!
Ты успел влюбиться?
И мелькает кутерьма
Ярких Валентинок,
Хочет всех свести с ума
В День Святого Валентина!
в ответ LAD1 01.10.04 09:25
День влюблённых вновь настал,
День такой прелестный!
Вновь любовь свой правит бал,
Это так чудесно!
Валентинок пышный рой
В воздухе кружится.
Эй, дружочек! Эй, постой!
Ты успел влюбиться?
И мелькает кутерьма
Ярких Валентинок,
Хочет всех свести с ума
В День Святого Валентина!
Время мчится, как литерный поезд
NEW 21.02.09 15:47
в ответ LAD1 14.02.09 15:45
NEW 23.02.09 23:52
www.godmode-trader.de/front/?p=news&ida=832103&idc=64&ruleId=130&idp=6&id...
в ответ LAD1 09.03.08 19:29
В ответ на:
Professionelles Scalp Trading
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